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Language:
Deutsch
Stats:
Published:
2025-02-07
Updated:
2025-02-21
Words:
4,486
Chapters:
6/?
Comments:
11
Kudos:
114
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1
Hits:
984

Bonuskinder

Summary:

Caro hat Zwillinge. Ab und an übernachten sie bei Leo und Adam. Und auch sonst sind sie Teil von deren Leben.

Notes:

Es fing damit an, dass Yuyu ganz entzückende Fanart von Hörk mit Kindern gezeichnet hat. Und dann hat das eine das andere ergeben und nun sind wir hier. Ihre wunderschönen Zeichnungen und mein Geschreibsel dazu.

Die erste Zeichnung, mit der alles angefangen hat, findet ihr hier.

Chapter Text

Adam war soeben mit dem Abwasch fertig geworden, als er ein “Nur noch eine Geschichte, Onkel Leo.” und ein lang gezogenen “Bitteeeeee” aus dem Gästezimmer hörte. Wobei es eigentlich längst kein Gästezimmer mehr war, sondern das Reich von Sophie und Vincent -- Caros und Thorstens fünfjährigen Zwillinge -- die seit heute mal wieder für ein Wochenende bei Ihnen aufgeschlagen waren. Damit sich Ihre Eltern “erholen konnten” ... Adam grinste, denn er hatte eine ziemlich genaue Ahnung, wie diese Erholung aussehen würde. Den Schlafmangel würden die Beiden so jedenfalls nicht ausgleichen können.

Sacht stieß Adam die Tür zum Zimmer auf, um alle Anwesenden auf die fortgeschrittene Uhrzeit hinzuweisen, aber dann stockte ihm der Atem.

Rein theoretisch wusste er, dass Leo diesen wunderbar flauschigen, beigen Pulli nach der Arbeit angezogen hatte, weil es in den Nachmittagsstunden merklich abgekühlt hatte. Und er wusste auch, dass Leo eine Lesebrille besaß, die er vor allem nachts und in der Dämmerung brauchte. Aber das alles zusammen in Kombination mit Caros wirklich entzückenden Vorschulkindern zu sehen, eingetaucht in das warme Licht des Nachtlicht-Sterns, gab ihm ein bisschen den Rest.

Hinter Leos Rücken quetschte die Taube, die er vor einer Weile beim Team-Schrottwichteln gezogen hatte, und in der Hand hielt er das große Drachenbuch, das die Kinder von ihnen zu Weihnachten bekommen hatten. Es war manchmal etwas sehr aufregend, aber Sophie hatte ihnen mitgeteilt, dass sie ja schon groß waren -- immerhin fünf Jahre alt! -- und deswegen durchaus bereit für ein bisschen Gefahr. Vincent hatte die Hand seiner Schwester gehalten und eifrig genickt. Also musste Leo, denn der war für die ernsthaften Geschichten und Adam für die Quatsch-Geschichten zuständig, ein Kapitel nach dem anderen vorlesen, wie der Drache auf der Suche nach dem goldenen Ei das Schloss mit seinem Feueratem bedrohte.

Leo prustete gerade den Atem, während die Kinder versuchten, die Prinzessin zu warnen und Adam wusste gar nicht, wohin mit der Welle an Wärme, die ihn gerade überflutete. Da saß der wichtigste Mensch in seinem Leben unter einer grünen Decke mit Kindern, für die Adam ohne zu zögern sein Leben opfern würde.

Und mit einmal dachte Adam wieder an die kleine Schatulle, versteckt hinter alten Turnschuhen von ihm. Dort, wo Leo garantiert nie nachschauen würde, und er fand, dass nur noch eine Klitzekleinigkeit in dem Bild, das sich ihm hier bot, fehlte. Etwas goldenes. Er sollte bei Gelegenheit mal Sophie und Vincent fragen, die hatten bestimmt Ideen, wie er das an den Mann bringen könnte.

Er lächelte, als er schließlich ins Zimmer ging und mit lautem Widerstand begrüßt wurde, dass es ja noch gar nicht so spät sei und könne er nicht den bösen König sprechen, der das Drachenei versteckt hatte?

Natürlich konnte er, also quetschte er sich auch noch irgendwie auf das Bett, drückte Leo einen kurzen Kuss auf das weiche Haar, und begann mit tiefer Stimmlage und unter dem Gegiggel der Kinder, den König vorzulesen.

Chapter 2

Chapter Text

„Mama sagt immer, wenn man krank ist, muss man zuhause bleiben und darf keinen Besuch haben.” Sophie schaute Adam prüfend aus viel zu großen und viel zu süßen Augen an, während sie sich mal wieder in das große Bett in Leos und Adams Gästezimmer kuschelte. Wobei Leo aufgegeben hatte und die Namen von Caros Zwillingen nun in bunten Buchstaben an der Tür zu ihrem Reich prangten.

„Bitte?” Adam hielt abrupt damit an, die Decke zurecht zu zuppeln.

„Musst du gleich spucken? Du siehst aus als ob du gleich spuckst”, machte Sophie unbeirrt weiter, während sie zeitgleich in den Kissen nach der Plüschtaube kramte. Ohne konnte sie nicht einschlafen.

„Nein, ich -- ”

„Und Mama wär richtig sauer, wenn wir wegen dir spucken müssen”, erklärte sie ihm im typischen Besserwisserton von Vorschülern.

„Nichts ist schlimmer als Magen-Darm sagt sie immer”, schaltete sich nun auch Vincent in die Unterhaltung ein. Er war noch damit beschäftigt seinen Teil der Kuscheltiere in der richtigen Reihenfolge anzuordnen. Welche das war, wollte er Adam allerdings nicht verraten.

„Na vielleicht Läuse”, überlegte Sophie und Vincent nickte abgelenkt.

„Was?” Adam schaute von einem Kind zum nächsten. „Nein, ich hab weder Magen-Darm noch Läuse.”

„Warum guckst du dann so?” fragte Sophie und hatte endlich die Taube gefunden.

„Wie guck ich denn?”

„Nervös.”

„Hast du Angst, Onkel Leo sagt Nein?” wollte Vincent nun wissen und Adam bereute augenblicklich alle Entscheidungen, die er und sämtliche Hölzers im Laufe des Nachmittags getroffen hatten. Er hatte eigentlich nur mit den Kindern Eis essen gehen wollen und gut, vielleicht waren sie danach in einer Gärtnerei gelandet und er hatte sie eine Pflanze für Leo aussuchen lassen. Er hatte an eine Orchidee gedacht, vielleicht auch eine besondere Rosenart oder so, aber Vincent und Sophie hatten sich sehr schnell auf ein blaues Alpenveilchen eingeschossen und es zum perfekten Geschenk für Onkel Leo erkoren. Adam hatte ungefähr zehn Sekunden versucht, dagegen zu argumentieren und hatte dann aufgegeben. Und dann waren die Zwillinge nicht wie geplant zurück zu ihren Eltern gefahren, sondern mussten wegen plötzlicher Überstunden bei Leo und Adam übernachten. Und Leo, der Verräter, war wegen einer Teamleitersitzung auch noch nicht da und überhaupt lief dieser ganze Abend nicht so, wie Adam sich das vorgestellt hatte.

Er hatte Kerzen anzünden wollen. Die Pflanze mit einer Schleife dekoriert auf den Esstisch stellen wollen. Er hatte die leckere Pizza vom teuren Italiener bestellen wollen.

Stattdessen hatte es Tiefkühlpizza gegeben und das Alpenveilchen stand noch auf der Kommode im Flur, wo er es in der Hektik des Heimkommens abgestellt hatte.

„Onkel Leo wird nicht nein sagen”, sagte Sophie und schaute ihren Bruder böse an. „Adam hat doch die Blume!”

Adam schnaubte. Genau. Weil die Pflanze das ausschlaggebende Argument war, warum Leo den Rest seines Lebens ausgerechnet mit Adam verbringen sollte. Aber Leo eine Pflanze zu schenken, war tatsächlich die Idee der Kinder gewesen. Nur an der Umsetzung scheiterte es nun.

„Wozu werd ich nicht nein sagen?” fragte mit einmal eine Stimme von der angelehnten Tür her und dort stand Leo und Adam überlegte, ob er nicht doch Magen-Darm hatte, so übel wie ihn mit einmal wurde. „Und wieso haben wir plötzlich ein Alpenveilchen im Flur stehen?”

„Das ist für dich!” quietschte Sophie aufgeregt. „Von Adam!”

„Ah”, sagte Leo lang gezogen und schaute fragend Adam an, der stumm blieb. Auch wenn er wusste, was er wollte, sich so sicher war wie es nur irgendwie ging -- mit einem Mal fehlten ihm die Worte. „Und wie komm ich zu der Ehre eines Alpenveilchens?” Leo hatte einen langen Tag gehabt und ein paar frustrierende Meetings, das sah Adam an den unordentlichen Haaren. Aber wie Leo da so gegen den Türrahmen lehnte, die Ärmel seines dunklen Langarmshirts halb hoch geschoben, und mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen ... Adam hatte nie jemanden hübscher oder attraktiver gefunden.

Ein gezielter Tritt von Sophie gegen seinen Oberschenkel riss ihn aus seinen Gedanken. „Du musst antworten, Onkel Adam! Sonst ist das unhöflich.”

Adam lagen ein paar Flüche auf den Lippen als er sich das schmerzende Bein rieb, aber Caro wäre sicherlich nicht begeistert, wenn ihre Kinder mit neuem Vokabular nach Hause kämen.

„Onkel Adam hat eine Frage”, half Vincent nun auch noch aus und Leo zog gekonnt die rechte Augenbraue hoch.

„Ach, hat er die?” erwiderte Leo amüsiert und Vincent nickte eifrig, während Sophies Fuß sich schon wieder Richtung Adams Bein bewegte. Er stand lieber auf, bevor sie ihn noch einmal treten konnte.

„Ähm ... vielleicht im Wohnzimmer?” schlug er vor, aber wurde ihm nächsten Moment von einer Armada aus Kuscheltieren getroffen.

„Nein! Hier!” beschwerte sich Vincent und zeitgleich sagte Sophie: „Onkel Adam will wissen, ob du ihn hei--”

„Willst du mich heiraten, Leo?” kam Adam ihr dann doch zuvor. Konnte ja nicht angehen, dass neunmalkluge Fünfjährige den Heiratsantrag für ihn übernahmen.

Für einen Moment wurde es ganz still im Zimmer. Sogar die Kinder hielten angespannt den Atem an. Aufs Leos Gesicht spiegelte sich kurz Überraschung und Adam hatte schon die Befürchtung, dass sein Leben gerade den Bach runterging, aber dann grinste Leo übers ganze Gesicht und mit zwei langen Schritten stand er plötzlich ganz dicht vor Adam.

„Ein Heiratsantrag mit Alpenveilchen?” fragte er verschmitzt.

„Das haben die Kinder ausgesucht und den Ring hab ich in der Schublade vergessen”, erwiderte Adam kleinlaut.

„War das jetzt ein Ja?”, hörte Adam Vincent leise hinter sich flüstern und dann etwas, was verdächtig danach klang, dass Sophie ihrem Bruder mit ihrer Hand den Mund zuhielt.

„Das war ein Ja”, sagte Leo leise und legte seine Hände an Adams Wange. „Bis ans Ende der Welt.”

„Bis ans Ende der Welt”, wiederholte Adam und als er und Leo sich endlich küssten, hörte er die Kinder im Hintergrund johlen.

Chapter 3

Notes:

Die grandiose Fanart, die diesen Teil inspiriert hat, findet ihr hier.

Chapter Text

Es war nicht das erste Mal, dass Sophie und Vincent an Adam gekuschelt eingeschlafen waren. So war das nicht. Und inzwischen hatte er sich auch an die Sabberspur gewöhnt, die Vincent regelmäßig auf seinen Oberteilen hinterließ. Aber eigentlich hatte er einen Filmabend mit Leo geplant, sobald er Caros Kinder ins Bett verfrachtet hatte. Nur dass er sich nicht groß bewegen konnte, so wie die Kinder auf ihm lagen und er brachte es noch nicht über sich, sie von sich zu schieben. Dafür genoss er dieses Vertrauen zu sehr, das sie ihm entgegen brachten. Für sie war er in sicherer Hafen, der sie immer beschützte und den bösen König zwar wunderbar sprechen konnte, aber sonst nichts mit ihm gemein hatte. Roland Schürk und sein Erbe hatte diese Kinder nie berührt und Adam war dankbar darum.

Er überlegte gerade, welches Kind er wohl zuerst zur Seite rollen konnte, als Vincent plötzlich die Augenbrauen zusammen zog und leise wimmerte.

„Shh, alles ist gut”, flüsterte Adam und strich ihm mit der rechten Hand über den Rücken.

„Onkel Adam?” kam die leise, verwirrte Stimme und Vincent hob verschlafen den Kopf.

„Ich hab dich”, antwortete Adam ebenso leise, damit sie nicht auch noch Sophie weckten, die ihre Stofftaube so fest umschlungen hielt, als hätte sie Angst, dass sie ansonsten jeden Moment losfliegen würde. „Alptraum?” Vincent nickte und vergrub sein Gesicht an Adams Brust. Die plötzliche Nässe verriet ihm, dass ein paar Tränen gekullert waren. „Magst du darüber reden?” fragte er behutsam. „Das hilft meistens.” Und war das nicht ein Treppenwitz des Universums, dass er, Adam Schürk, schlussendlich eingesehen hatte, dass Reden half? In der Therapie und auch mit den Menschen, die er liebte.

„Der Drache hat sein goldenes Ei nicht wiedergefunden und war dann ganz traurig und hatte Angst. Und der böse König hat ganz furchtbar böse gelacht”, nuschelte Vincent gegen den weichen Stoff von Adams Oberteil und Adam nickte verständnisvoll, während er sanft Vincents Haare kraulte. „Onkel Adam?”

„Hmm?”

„Wie hat man keine Angst mehr?” fragte Vincent und sah Adam nun direkt ins Gesicht. Und da war es wieder, diese ungewöhnliche Fähigkeit von Kindern, ohne Umschweife zum Kern der Sache zu kommen. Und sei es um halb zehn Uhr abends.

„Oh, weißt du, ich glaub da gibt’s keine richtige Antwort”, erwiderte Adam, aber sah an Vincents hängenden Schultern direkt, dass er das so nicht stehen lassen konnte. Also zog er seinen rechten Arm aus der Umarmung und hielt die Hand nach oben. Im Schein des Nachtlicht-Sterns schimmerte das schlichte goldene Band seines Eheringes geradezu warm und er lächelte.

„Also wenn ich Angst habe, dann schau ich hier drauf”, erklärte er und tippte mit dem linken Zeigefinger auf seinen Ehering.

„Onkel Leo trägt den gleichen”, bemerkte Vincent, nun eher neugierig als ängstlich.

„Genau. Und deine Eltern haben auch Ringe, die zusammen passen.”

„Warum eigentlich?”

„Damit man sich daran erinnert, dass man nicht allein ist. Ich hab deinen Onkel Leo. Deine Mama hat deinen Papa und umgedreht. Wir sind füreinander da. Und da sind noch ganz viele andere Leute, die keinen Ring tragen und trotzdem dazu gehören. Und zusammen hat man weniger Angst.”

„So wie ich weniger Angst habe, wenn Sophie meine Hand hält?”

„Genau so”, bestätigte Adam und dachte an die unzähligen Male, an denen er nachts schwer atmend aufgewacht war und erst der Anblick des friedlich neben ihm schlafenden Leos ihn beruhigt hatte. Ab und an legte er sogar ihre Hände mit den Ringen aufeinander, nur um sich zu vergewissern, dass er nicht träumte, dass eine Explosion nicht ihr Ende bedeutet hatte.

„Also sollte ich Sophie einen Ring zum Geburtstag schenken?” hakte Vincent nach, aber es war schon halb genuschelt, der Kopf wieder schwer auf Adams Brust.

„Ähm ... das kannst du ja morgen Onkel Leo fragen”, erwiderte Adam schief grinsend. Sollte sich Leo doch auch mal mit den schweren Themen rumschlagen.

Und wie aufs Stichwort ging die Tür auf und Leo schob sich ins Zimmer. Kurz blitzte sein Ring im Flurlicht auf, bevor Adam ihm zu verstehen gab, dass es noch einen Mment dauern würde und Leo leise die Tür hinter sich wieder schloss.

„Ich hab euch”, flüsterte Adam noch einmal ins Halbdunkel hinein und lauschte den gleichmäßigen Atemzügen der Kinder. Der Film konnte warten.

Chapter 4

Notes:

Die wirklich entzückende Fanart, die diesen Teil inspiriert hat, findet ihr hier.

Chapter Text

„Das kann nicht euer scheiß Ernst sein”, rutscht es Adam raus bevor er sich eines besseren Besinnen kann. Das hier sollte eine einfache Sache sein. Die Entlassung der Zwillinge aus dem Krankenhaus feiern. Die Beiden waren ein bisschen zu früh gekommen und hatten so noch zwei Wochen überwacht werden müssen. Jetzt ging es ihnen aber prächtig und so hatten Leo und er -- nach Absprache mit Caro und Thorsten natürlich -- Namensgirlanden aufgehangen, Kuchen gekauft, jede Menge nahrhafte Tiefkühlgerichte aufgestockt und auch noch ein bisschen die Wohnung geputzt, denn die frisch gebackenen Eltern hatten nun wirklich genug anderes zu tun. 

Und jetzt stehen sie hier und Caro hat ihm allen ernstes ihren Zweitgeborenen in die Hand gedrückt. Einfach so, als ob da nichts dabei ist. Dabei können Neugeborene ihren Kopf doch noch gar nicht alleine halten. Das hat ihm Leo mal erzählt, weil der Streber sich natürlich durch ein paar Babybücher gelesen hat nachdem Caro die frohe Botschaft verkündigt hatte. Was, wenn Vincent sich jetzt bewegt, Adam nicht aufpasst, und dann bricht der Junge sich den Hals? Oder Adam ihn fallen lässt weil er niesen muss? 

„Du machst das großartig”, versichert ihm Caro mitten in seine Befürchtungen hinein und tätschelt ihm die Schulter. Dabei kann das doch gar nicht stimmen. Adam hat keine Ahnung von Babys, außer, dass sie viel zu klein und viel zu zerbrechlich sind. Und Leo ist auch keine große Hilfe, der starrt ihn nur aus großen Augen an als würde er Adam heute zum ersten Mal sehen.

„Ich kann doch nicht ... ”

„Doch, doch”, unterbricht ihn Caro. „Guck, er sabbert schon zufrieden und schläft ganz friedlich. Du kannst ihn ruhig noch ein bisschen näher an deine Brust drücken, die Körperwärme mögen sie und dein Herzschlag beruhigt ihn.”

Dass seine Anwesenheit, ja, sein Herzschlag, auf irgendwen außer Leo (und der zählt nicht, der ist nicht ganz zurechnungsfähig wenn es um Adam geht, dessen ist er sich durchaus und sehr dankbar bewusst) beruhigen kann, verschlägt Adam für einen Moment den Atem. Aber doch, Vincent schnuffelt für einen Moment, als Adam sich auf die Couch setzt und ihn näher an sich drückt. Leo setzt sich neben ihn und streicht ganz behutsam über Vincents dunkle Haare. Irgendwie hat Adam Babys immer mit einer Glatze verbunden, aber Caros Kinder sind mit einem dunklen Schopf voller Haare auf die Welt gekommen. 

„Er ist so klein”, flüstert Adam und beißt sich auf die Lippen. Er hätte nicht gedacht, dass ihn ein Baby die Tränen in die Augen treiben kann. Aber das sind Caros Kinder, Leos Nichte und Neffe, und Adam darf trotz allem hier sein, als Teil dieser Familie, und er weiß nicht so recht, wohin mit sich und seinem pochenden Herzen. Neben ihm lächelt Leo eines dieser seltenen Lächeln, dass alles gut ist mit der Welt, und er lehnt sich gegen Adams Schulter, bietet Halt für Adams tosende Gefühle. Und dann seufzt Vincent im Schlaf, ganz leise und sanft, und Adam ist sich sicher, dass er selten etwas Schöneres in seinem Leben gehört hat.

Chapter 5

Notes:

Wie (fast) immer inspiriert von einer zuckersüßen Zeichung von Yuyu. Zu finden hier.

Chapter Text

Es war nicht wirklich schlimm, sagte sich Adam immer wieder. Leo war ansprechbar, hatte Adam versichert, dass es ihm bis auf Kopfschmerzen gut ging, und sich auch schon per Whatsapp über das fürchterliche Abendessen auf dem Winterberg beschwert.

Es war nicht schlimm, reine Vorsichtsmaßnahme weil Leo nunmal eins über den Schädel gezogen bekommen hatte und zu Boden gegangen war. In Anbetracht von Leos früherem Schädel-Hirn-Trauma, an das Adam ganz verbissen versuchte nicht zu denken, hatten die Ärzte Leo lieber eine Nacht zur Beobachtung da behalten.

Caro hatte einen Blick auf Adam geworfen, zittrig und so kurz davor, sich eine Zigarette zu schnorren, und ihn zu sich nach Hause mitgenommen. „Die Couch lässt sich ausziehen”, hatte sie ihn wissen lassen und dann den Kopf schief gelehnt. „Gut, du musst dich vielleicht trotzdem quer legen, aber für eine Nacht sollte es gehen und morgen kannst du Leo ja wieder abholen.”

„Wenn alles gut ist”, hatte er leise ergänzt und dachte immer noch nicht an Rauch und Feuer, nein, ganz bestimmt nicht.

„Er schickt dir Bilder von Gemüsegesichtern auf Mortadellabrot, dem geht’s gut”, erwiderte Caro resolut und drückte die Tür zu ihrer Wohnung auf. „Ich bin wieder da!” rief sie in den Flur hinein. „Und ich hab Onkel Adam mitgebracht!”

Und im nächsten Moment sah sich Adam unter einem Berg von Kinderfüßen und -beinen begraben. Vincent und Sophie waren offenbar begeistert, ihren Onkel außer der Reihe zu sehen. Zumindest quietschten sie sowas in die Richtung, bevor Caros strenger Befehlston sie zum Bettfertig machen schickte, schließlich war es schon spät und morgen wieder Schule.

„Warum bist du eigentlich hier?” fiel Sophie dann doch die ungewöhnliche Situation auf, allerdings klang es mehr nach „Wrum hier?”, weil sie eine Zahnbürste im Mund hatte.

Weil er nicht allein in der Wohnung sein wollte. Weil er die Stille nicht ertrug, wenn er wusste, dass Leo verletzt war. Weil einige Erinnerungen zu dunkel waren, um sie freiwillig wieder zu erleben. Aber das konnte er alles nicht sagen, nicht zu Grundschülern die immer noch glaubten, Onkel Leo wäre sowas wie ein muskelbepackter Superheld und Adam sein etwas knöcheriger Sidekick.

„Onkel Leo hat sich weh getan”, übernahm Caro schließlich die Erklärung, „und die Ärzte passen heute Nacht noch auf ihn auf. Ab morgen macht das dann wieder Onkel Adam.”

Beide Kinder machten betretene Gesichter und das gab Adam schließlich den Ruck, den er brauchte. „Natürlich mach ich das. Und macht euch keine Sorgen, Leo ist doch der Superheld hier, den haut so schnell nichts um.”

Vincent nickte zustimmend, während Sophie am Ärmel ihrer Mutter zupfte um ihr was ins Ohr flüstern zu können.

„Na gut, noch zehn Minuten”, sagte Caro seufzend und wischte sich Zahnpastaspritzer von der Wange. Sophie quietschte und verteilte noch mehr Zahnpasta im Raum, bevor sie ihren überraschten Bruder samt Zahnbürste ins Kinderzimmer zog. Mit hoch gehobener Augenbraue sah Adam erst ihnen hinterher, dann zu Caro. Sie zuckte nur mit den Schultern wie jemand, der sich seinem Schicksal -- in diesem Fall den Kindern -- schon längst ergeben hatte, und dirigierte Adam an den Esstisch. Dann zwang sie ihm ein Brot auf und das schiefe Gemüsegesicht darauf rang Adam sogar ein belustigtes Grinsen ab.

Als er aufgegessen hatte, kamen die Zwillinge wieder ins Wohnzimmer gestürzt und Sophie hielt ihm eine Zeichnung vor die Nase. Es waren er und Leo, besser gesagt: Superheld-Leo und Sidekick-Adam. „Ich hab euch gezeichnet und Vincent das Gras und die Sonne und die Buchstaben”, erklärte ihm Sophie nicht ohne Stolz und Adam verschlug es für einen Moment den Atem.

„Das kannst du bei euch an den Kühlschrank hängen, dann sieht Onkel Leo das gleich morgen wenn er heimkommt und vergisst nicht mehr, dass er ein Superheld ist und die kommen ja gar nicht ins Krankenhaus”, sagte Vincent und das schien Adam mehr als einzuleuchten.

„Danke”, hauchte er, denn für mehr war seine Stimme nicht zu gebrauchen.

„Das habt ihr toll gemacht, ihr Eumels, und nun ab ins Bett! Es ist schon wieder viel zu spät!” übernahm Caro das restliche Reden und drückte sanft Adams Schulter. Vincent und Sophie schmatzten beide noch einen viel zu nassen Kuss auf Adams Wange und dann rannten sie um die Wette ins Kinderzimmer, dicht gefolgt von Caro.

Adam blieb mit der Zeichnung zurück und ihm war ganz warm ums Herz. Er zückte sein Handy und schickte Leo ein Foto davon. „Du bist natürlich der Sidekick”, tippte er.

„Als ob. Ich seh doch die Buchstaben.” kam wenig später die Antwort und dann ein: „Ich liebe dich. Mach dir nicht zu viel Sorgen.”

„Ich liebe dich auch”, tippte er zurück.

Morgen würde die Zeichnung einen Ehrenplatz an ihrem Kühlschrank bekommen.

Chapter 6

Notes:

(TW für Homophobie und unrealistisches Schulleitungsverhalten und sorry, aber ich bin nicht dafür gemacht, durchgängig Fluff zu schreiben XD). Die Zeichnung dazu findet ihr hier!

Chapter Text

Adam denkt nicht, dass sich Leo der Tatsache bewusst ist, aber wenn er ans Telefon geht und sich Sorgen macht, verändert sich seine ganze Mimik und Gestik, dann sieht er plötzlich zehn Jahre jünger aus und irgendwo in Adams Magengegend zieht es unschön. So auch jetzt, als Leo mit einem Stirnrunzeln ein Gespräch annimmt und sich ausnahmsweise nicht mit „Hölzer”, sondern einfach nur mit „Ja?” meldet und dann erst einmal zuhört. Sie haben gerade nicht viel zu tun. Sie haben den letzten Fall erfolgreich abgeschlossen und jetzt galt es nur noch, den Papierkram zu Leos und Staatsanwältin Zufriedenheit zu erledigen. „Sie -- was? Suspendiert? ... Natürlich. Ich fahr gleich los.”

Er ist schon dabei, seine Jacke zu nehmen, als Adam ihm dazwischen grätscht. „Leo?”

„Sophie wurde suspendiert”, erklärt Leo und sieht so verwirrt aus, wie Adam sich bei den Worten fühlt. „Caro ist auf Klassenfahrt und Thorsten steckt in einer Vollsperrung fest. Ich muss sie abholen.”

Adam blinzelt. „Sophie. Suspendiert?”

„Sie hat angeblich jemanden geschlagen.”

Das passt nun gar nicht zu Adams Bild seiner Nichte. Sie kann verbal gut austeilen, so wie alle Hölzers, aber was das Tätliche angeht, kommt sie halt auch nach dem Teil der Familie. Gewalt ist keine Lösung. Sie hat sich in all ihren acht Lebensjahren noch nichtmal mit ihrem Zwillingsbruder gehauen.

„Fahrt ihr mal, wir kümmern uns um die Akten”, sagt Pia und Adam würde sie am liebsten abknutschen, so nonchalant wie sie ihn Leo an die Seite stellt.

Bis zur Grundschule dauert es nicht lange und nachdem sie per Gegensprechanlage verkündet haben, dass sie für Sophie Hölzer da sind, stehen sie kurz danach im Sekretariat. Sophie und zu ihrer Überraschung auch Vincent sitzen auf Stühlen am anderen Ende des Raumes und während Vincent in aller seelenruhe seine Beine baumeln lässt, könnte Sophies Blick gerade den Urwald vor der Stadt in Brand setzen. Adam ist ehrlich beeindruckt. Die Sekretärin begrüßt sie mit einem Lächeln, wird aber im nächsten Moment von einer älteren Dame in Knallrosa unterbrochen, die sich als Konrektorin vorstellt.

„Ah, Herr..?” beginnt die Konrektorin und stellt sich ihnen in den Weg, bevor sie überhaupt mit den Kindern sprechen können.

„Hölzer, Leo Hölzer. Sophies Onkel”, stellt sich Leo vor.

„Ach, nicht der Vater?”, hakt sie nach und rümpft die Nase. Adam wird sie direkt unsympathischer.

„Der steckt in einer Vollsperrung fest und meine Schwester ist auf Klassenfahrt. Wir haben eine Vollmacht für beide Kinder, sollte in ihren Schülerakten hinterlegt sein”, erklärt Leo nun und sein Ton wird geschäftsmäßig.

„Ah ha ... und Sie sind?” fragt sie mit einem aufgesetzten Lächeln an Adam gewandt.

„Herr Hölzer, Sophies Onkel”, erwidert Adam und vielleicht fährt er sich in genau dem Moment mit seiner beringten Hand durch die Haare. Sie rümpft nochmal die Nase und Adam schenkt ihr sein unehrlichstes Lächeln.

„Nun, ich fürchte, Sophie hier hat ein anderes Kind geschlagen und wurde dafür für heute und morgen suspendiert”, erklärt die Konrektorin nun in einem zuckrigen Ton und macht endlich den Weg zu den Kindern frei.

„Und warum ist er hier?” Leo zeigt auf Vincent, der neben seiner Schwester sitzt und winkt.

„Ähm ...” räuspert sich die Konrektorin.

„Ich hab gesagt entweder darf ich mit oder ich box auch jemanden und dann muss ich sowieso hierher. So haben wir Zeit gespart.”

Nur weil Leo sich an die Nasenwurzel greift und einmal tief einatmet, reißt sich Adam zusammen und klatscht Vincent nicht sofort ab. Ein anerkennendes Nicken ist aber drin.

„Wie ist es denn überhaupt zu der Situation gekommen?” fragt Leo und geht vor Sophie in die Hocke, aber bevor die Konrektorin noch einmal ihren Mund aufmachen kann, fällt ihr Sophie ins Wort.

„Wir haben in Englisch über unsere Familien geredet und da hab ich euch Beide erwähnt und ich weiß schon, was verheiratet auf Englisch bedeutet und dann hat Jannis Würgegeräusche gemacht und gesagt, dass Männer Männer lieben ist krank und ihr gehört weggesperrt”, kommt es in einem Rutsch aus ihr raus und sie sieht gleichzeitig so wütend und so kurz vorm Weinen aus, dass es Adam das Herz bricht. Er macht einen Schritt auf sie zu und stellt sich neben Leo, um ihr übers Haar zu streicheln. Es ist nicht mehr ganz so ordentlich frisiert wie er es von ihr gewöhnt ist und sie hat eine kleine Schramme im Gesicht.

„Ist das so?” sagt Leo, den Blick über die Schulter zur Konrektorin, und Adam erkennt, wie er immer mehr in den Ermittlungsmodus rutscht. „Und woher hat sie die Schramme?”

„Das war Jannis”, schaltet sich nun Vincent ein.

„Komisch”, beginnt Adam und lässt seinen Blick schweifen. „Ich seh gar kein anderes Kind hier, das vielleicht suspendiert gehört.”

„Er hat sich nur gewehrt”, sagt die Konrektorin scharf.

„Ah ja. Und die homophoben Aussagen lassen sie einfach durchgehen? Dachte immer, da gäbe es nen Passus gegen Diskriminierung im Leitbild der Schule. Oder halt im Schulgesetz. Sollten wir nochmal reinschauen, Leo”, erwidert Adam süffisant. Die Konrektorin schaut ihn sehr säuerlich an.

„Wenn sich Sophie einfach entschul -- ”

„Ich werd mich nicht bei dem Arsch entschuldigen!" begehrt Sophie entgeistert auf.

„Sophie, wir --” versucht Leo sie erfolglos zu beruhigen, die Hände auf ihren Knien.

„Recht hat sie.”

„Adam!” fährt Leo ihn an, aber er zuckt nur mit den Schultern. Stimmt doch.

„Jedenfalls ...” Leo wendet sich wieder an Sophie. „Wir schlagen niemanden. Auch nicht wenn sie kompletten Stuss erzählen.”

„Ich will nicht, dass ihr weggesperrt werdet!” flüstert Sophie und nun kullern doch dicke Tränen über ihre Wangen.

„Ach Spatz.” Leo lehnt sich nach vorne und sie kommt bereitwillig in seine Umarmung, vergräbt sich beinahe in seinen Armen. „Das wird nicht passieren, hörst du?” sagt er leise und streichelt ihr über den Rücken. Vincent schaut betreten zu Adam und der drückt seine Hand.

„Ich glaub, das schreit nach jeder Menge Eiscreme”, sagt Adam schließlich in die Stille hinein und nimmt Sophies Rucksack in die freie Hand. „Und nach einer Mail an die Gesamtelternvertretung”, fügt er an die Konrektorin gewandt hinzu.

„Aber -- ”

„Vielleicht reden wir auch einfach nochmal mit ... wie hieß der nochmal? Der Lokalredakteur von der Saarbrücker Zeitung, der uns so beim letzten Fall geholfen hat.”

„Micah Behrens”, ergänzt Leo, der nun augenscheinlich auch die Nase voll hat, den Namen und nimmt dann Sophie auf den Arm. Dass er dabei seinen Bizeps anspannt und sein weißes Shirt das wunderbar zur Geltung bringt, fällt nicht nur Adam auf. Auch die Sekretärin schaut begeistert in ihre Richtung bevor sie Adams wissenden Blick bemerkt und sich wieder ihrem Computer zuwendet.

„Ah ja, genau der”, wiederholt Adam und nickt der Konrektorin zu bevor er mit Leo und den Kindern im Schlepptau die Schule verlässt.

Heute werden sie das größte Eis bekommen, das sich auf der Karte finden lässt.