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Ein ruhiger Tag

Summary:

Morgens auf der Abenteuerlustigen Seekuh wacht Daffodil auf und merkt, dass Stella nach dem Abschied von Gwen etwas gedankenversunken ist...

Notes:

Ein kleines Fic für xslytherclawx, im Rahmen von A Different Stroke 2022 - ich hoffe es gefällt dir, auch wenn du Spiritfarer nicht kennst; es ist ein wirklich schönes, melancholisches Spiel und liegt mir sehr am Herzen. Danke für die Gelegenheit, diese Comfort-Fic zu schreiben!

Work Text:

Daffodil schreckte auf, als der Motor der Abenteuerlustigen Seekuh stotternd zum Leben erwachte und das Schiff in Bewegung setzte. Ganz hatte sich die Katze noch nicht an dieses Schiffsleben gewöhnt. Mürrisch streckte sie ihre Vorderpfoten aus und sah zum Stuhl am Heck hoch, in dem sich Stella, wie an jedem Abend, gemütlich zum Angeln hingesetzt hatte. Dort saß sie auch immer noch und summte zufrieden vor sich hin, mit einem leichten Wippen im Fuß und den Blick auf die im Dämmerlicht verblassenden Sterne gerichtet. Sie schien ganz in Gedanken zu sein und machte keine Anstalten, sich vom Fleck zu rühren.

Daffodil gähnte und fing an sich zu putzen. Ein ruhiger Tag also. Auch gut. Bei Stella wusste man nie – manchmal saß sie den ganzen Tag am Heck und angelte vor sich hin, an anderen Tagen sprang sie hoch, sobald sich die Seekuh in Bewegung setzte, um die Schiffsglocke zu läuten und ihre Passagiere in den Morgen zu begrüßen. Andererseits…

Sie zögerte, Zunge noch ausgestreckt an der Pfote, und blickte verstohlen zu Stella hoch. Es war schon ein paar Tage her, seitdem Stella Gwen zur Immerpforte gebracht hatte. Die erste Passagierin, die Stella in ihrer Rolle als Seelenfährfrau auf ihrer Reise ins Jenseits begleitet hatte. Und seitdem hatte Stella die Glocke nicht angerührt.

Daffodil hatte sich nie ganz mit Gwen anfreunden können – sie hatte schon zu Lebzeiten immer nach Rauch gestunken, und dieses Aroma als verirrte Seele mit sich getragen – aber sie war immerhin Stella’s beste Freundin gewesen und hatte ihr geholfen, sich in ihrer neuen Aufgabe einzufinden. Sie zu Albert’s Werft geführt, ihr ihr erstes Obol geschenkt. Und darum gebeten, das Stella morgens die Schiffsglocke läutet, um sie zu wecken.

Daffodil putze sich zuende, während der Himmel langsam heller und heller wurde und die Sternbilder endgültig verschwanden. Stella blieb weiterhin im Stuhl sitzen und summte vor sich hin, doch Daffodil dachte, die Melodie sei ein wenig melancholischer geworden.

Na, so nicht.

Die Katze streckte sich genüsslich hoch, tapste die Stufen zum Heck hoch und schlängelte sich sanft durch Stella’s Beine hindurch. Stella zuckte etwas zusammen und schüttelte den Kopf, als sei sie aus ihren Gedanken aufgeschreckt worden. Sie sah zu Daffodil herunter und blinzelte ein paar Mal.

Daffodil sah sie mit großen Augen an und maunzte.

Stella kicherte. Sie zog mit einer Hand an ihrer Immerlicht-Angel, die sich daraufhin wieder in ihre Kugelform zurückverwandelte, und klopfte mit der anderen Hand auf ihren Oberschenkel. Daffodil ließ sich die Einladung nicht zweimal geben und hüpfte zu Stella hoch. Schnurrend rieb sie ihren Kopf an Stella’s Kinn, die sie lachend zu streicheln und kraulen begann.

Ja, es würde nicht einfach werden, dachte sich Daffodil, als sie sich auf Stella’s Schoß zusammenrollte und zwischen den Ohren kratzen ließ. Gwen war nur die erste gewesen. Vielleicht dachte Stella jetzt schon an ihre anderen Passagiere – Onkel Atul, Tante Summer, diese komische Astrid, die Daffodil nicht kannte. Sie würden alle irgendwann bereit sein, die Immerpforte zu durchqueren. Und Stella würde sie dahin begleiten.

Aber wenigstens nicht allein. Daffodil würde immer dabei sein, um ihr auf dem Schiff zu helfen, sie aufzuheitern, sie zu trösten. Das Leben der Seelenfährfrau musste wenigstens nicht einsam sein. Die ersten Sonnenstrahlen fielen nun auf Daffodil’s Gesicht; sie schloss die Augen und schnurrte.