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Etliche Jahre nach den Ursprünglichen Kampf gegen Hawkmoth tauchen wieder Akumas auf. Nach einem Kampf erfolgt endlich ein klärendes Gespräch zwischen Ladybug und Chat Noir, welches sie schon viel früher hätten führen sollen.

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Es regnete in Strömen und die Pariser Helden landeten nacheinander auf einem Dach. Der Kampf gegen Hawkmoth oder wie auch immer er sich nun nannte war erneut entbrannt. Und einem Akuma folgte der nächste. Mal schwerer, mal einfacherer, dennoch war Marinette erleichtert, sich in den letzten Jahren immer mehr Helden ins Hauptteam geholt zu haben. So lächelte sie nun erschöpft in Richtung Carapace und Rena Rouge, die sich gegenseitig besorgt nach Verletzungen untersuchten. Chat Noir war neben ihr gelandet und beobachtet Viperion, der auf Ladybugs anderer Seite stand, etwas skeptisch. Er war der neuste permanente Held, wenn auch schon länger. Doch Chat Noir war erst seit ein paar Wochen wieder im Land.

Von Viperion hatte er noch nichts gewusst. Seine Lady hatte versucht, ihn auf dem Laufenden zu halten, so hatte er gewusst, dass der Held der Schildkröte sowie die Fuchsheldin zum Team gehörten, doch irgendwann in den Jahren, war der Kontakt zwischen den beiden Partnern immer mehr abgebrochen.

Er bedauerte es.

Und jetzt schien es, als hätte Viperion seinen Platz an der Seite Ladybugs angenommen. Schon während dem Kampf, war ihm aufgefallen, dass sie und der Held der Schlangen ein gut eingespieltes Team waren. Ein besseres Team, als er und Ladybug es je waren. Gut, das war vielleicht den Umständen geschuldet, dass sie alle keine Teenager mehr waren, aber trotzdem versetzte es Chat Noir einen kleinen Stich. Er war nie ganz über seinen Crush auf Ladybug hinweggekommen. Auch wenn er inzwischen einige mehr oder weniger glückliche Beziehungen hinter sich hatte.

"... Also danke, dass ihr mich auch heute wieder so schnell unterstützen konntet", endete Ladybug und Chat Noir wurde aus seinen Gedanken gerissen.

Etwas verwirrt, blickte Marinette ihn an und fragte sich, was aus ihm in den letzten Jahren geworden war. Ihr Kontakt war irgendwann abgebrochen. Zugegeben, es war nicht einfach gewesen, den Kontakt aufrecht zu halten, wenn man nicht wusste, wer der andere war. Und so schwer es war, es zuzugeben, sie war froh gewesen. Klar hatte sie ihren Partner seit der ersten Stunde in ihr Herz geschlossen, doch seine ständige Flirtereien und sein unkonzentriertes Auftreten hatten irgendwann die Kampfdynamik gestört. Denn auch nach dem ersten Sieg gegen Hawkmoth, damals Monarch, hatte er nichts an seinem Verhalten geändert obwohl sie beinahe verloren hätten.

Nach dem zweiten Sieg gegen Nightmoth (immer noch Hawkmoth, nur mit anderem Outfit, warum musste er auch ständig seine Namen ändern), hatte der Held der Zerstörung ihr gebeichtet, dass er für einige Zeit das Land verlassen würde und noch nicht wisse, wann er wiederkomme.

Auch hatte er ihr angeboten, sein Miraculous abzugeben, doch sie hatte ihm versichert, dass er es behalten könnte, sie würde auf ihn warten. Er war ihr bester Freund gewesen, auch wenn er sich mehr erhofft hatte.

Sie hatte sein Herz brechen hören, als er sie schwermütig freigegeben hatte. Auch wenn das gar nicht nötig gewesen wäre, waren sie doch nie ein Paar gewesen, hatte Marinette die Geste geschätzt. Sie selbst hatte ja auch einige Monate vor dem ersten Sieg über Hawkmoth Adrien aufgegeben. Auch wenn sie, wie sie jetzt wusste, nie richtig in ihn verliebt gewesen war. Es war eine ungesunde Obsession gewesen, die sie entwickelt hatte, aus welchen Gründen auch immer. Bis heute schämte sie sich für ihr seltsames und unbehagliches Verhalten. Und vor ihrem Schulabschluss hatte sie all ihren Mut zusammengenommen und Adrien alles erklärt. Warum sie sich in seiner Gegenwart so komisch benommen hatte. Auf eine Entschuldigung ihrerseits war ein Freundschaftsangebot seinerseits gefolgt, welches sie auch prompt angenommen hatte. Und so waren sie für eine kurze Weile sehr gute Freunde gewesen, bis sein Vater ihn auf eine Modeuniversität geschickt hatte. Auch zu ihm war der Kontakt abgebrochen. Sie sollte ihm wohl mal wieder eine Nachricht senden. Und ihn fragen wie-.

"Buginette?", unterbrach Viperion sie und musterte sie wissend. " 'Tschuldige, war in Gedanken", murmelte sie. "Das haben wir gemerkt", lachte Rena, die ihre Analyse von Carapace beendet hatte und nun einen Arm um seine Mitte geschlungen hatte. "Wir wollten uns nur verabschieden", fuhr sie fort und schloss Ladybug in die Arme. "Wir sehen uns beim nächsten Mal", sagte nun auch der Held des Schutzes und drückte sie ebenfalls kurz. "Kommt gut nach Hause". Die beiden Helden nickten und sprangen dann nacheinander auf die nächsten Dächer und in die Ferne.

Jetzt waren nur noch Chat Noir, Viperion und Ladybug anwesend und es herrschte eine angespannte Stille. Was hätte Marinette nur dafür gegeben, ein erlösendes Piepen ihrer Ohrringe zu hören, doch sie hatte die volle Kraft des Miraculous erreicht und hatte eine deutlich höhere Toleranz an Glücksbringern, die sie bei dem heutigen Kampf nicht ausgeschöpft hatte.

Viperion, so aufmerksam, wie er war, legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Ich bin zu Hause. Wenn du mich brauchst, gib mir Bescheid." Er drehte sich um, um Ladybug und Chat alleine zu lassen, doch sie hielt ihn auf. Mit einer fließenden Bewegung hatte sie ihn zu sich herangezogen und ihm einen kurzen Kuss auf den Mund gedrückt. "Ich bin gleich da, wird nicht lange dauern. Lässt du uns Wasser für ein Bad ein?" Er nickte kurz und sie teilten ein warmes Lächeln und dann verließ auch er das Dach.

"Luka Couffaine also", war das erste, was Chat Noir nach einer weiteren kurzen Weile des unangenehmen Schweigens sagte.

"Ja", lautete die knappe Antwort Ladybugs.

"Du bist zurück", folgte der nächste Gesprächsansatz, diesmal von Ladybug. "Ja, seit ein paar Wochen".

Es war seltsam. Noch nie war es für die Beiden so schwierig gewesen miteinander zu sprechen. Es war so, als hätten sie nichts mehr, was sie miteinander teilen könnten.

"Darf ich ehrlich sein?", fragte sie Heldin des Glücks ihren Partner. "Ich bitte darum. Hilft vielleicht", scherzte er und entlockte ihr ein flüchtiges Grinsen.

"Ich-... Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Also fange ich von vorne an. Du warst mein Partner und wirst es auch immer bleiben. Ich habe auf dich gewartet, wie ich versprochen habe. Doch unser Team ist jetzt größer. Rena Rouge, Carapace und Viperion sind ein fester und wichtiger Bestandteil dieses Teams. Aber du und ich werden immer der Kern dieses Teams bleiben. Auch, weil wir die Miraculous mit der größten Macht tragen. Ich vertraue dir noch immer blind, obwohl du so lange weg warst. Und bei Gelegenheit werde ich dir alles erklären, was du wissen musst. Du bist noch immer mein bester und wichtigster Freund."

"Aber?", hakte Chat Noir nach.

"Aber, du wirst akzeptieren müssen, dass es jemanden gibt, der einen größeren Teil meines Herzens belegt. Und dieser jemand ist Luka Couffaine oder eben Viperion. Und ja, er kennt meine Identität, aber dazu musst du wissen, dass er jede Identität kennt, auch deine. Das ist nunmal der "Fluch" des Schlangenmiraculous. Man sieht unendlich viele Zeitstränge, die nicht mehr der Wirklichkeit entsprechen, sobald sie zurückgesetzt werden. Doch der Träger des Miraculous vergisst diese nicht wie alle anderen, sondern er erinnert sich. So hat er es erfahren. Ich habe es ihm nicht gesagt, obwohl ich es gerne gewollt hätte. Aber, das muss ich zugeben und das war ein Fehler meinerseits, auch Rena Rouge kennt meine Identität, denn ohne sie hätte ich nicht weitermachen können. Es war zu einer Zeit, in der ich am Boden war. Aber zu unserer beider Sicherheit, konnte ich mir nicht dir anvertrauen und das tut mir leid."

Ohne ein weiteres Wort schloss Chat Noir sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. Marinette konnte nicht verhindern, dass ihr die Tränen kamen und so tropften sie langsam auf die Schulter ihres Partners. "Danke für deine Ehrlichkeit M'lady", erwiderte er nach kurzer Zeit leise und löste sich von ihr.

"Ich bin auch ehrlich, du wirst immer den wichtigsten Teil meines Herzens belegen, aber auch ich bin endlich erwachsen geworden. Ich möchte mich entschuldigen, für die ganzen unangebrachten Flirtereien und Spitznamen. Das war sehr kindisch von mir. Ich habe dich auf ein Podest gehoben, auf dem du nicht stehst. Versteh mich nicht falsch, du bist bemerkenswert und unfassbar stark, aber nicht perfekt und das habe ich jahrelang ignoriert. Du hast meine Hilfe gebraucht, aber ich habe nicht verstanden, dass ich dir hätte helfen können, hätte ich einfach meinen Job gemacht, anstatt mich so aufzuführen. Mir tut es also auch leid."

__________

Der Regen hatte aufgehört, als Marinette sich auf der Dachterrasse ihrer gemeinsamen Wohnung mit Luka zurückverwandelte und ins Innere trat. Tikki schwebte ihr hinterher und flog in Richtung Küche, vermutlich, um sich einen Keks zu holen und sich dann zu Sass zu gesellen. Aus dem Badezimmer hörte sie schon das laufende Wasser und als sie durch die Tür spähte, sah sie Luka, der gerade die letzten Kerzen anzündete. Das Wasser duftete herrlich nach Lavendel und einem Hauch von Zitrone. Sie lehnte sich an den Türrahmen und beobachtete ihn. Er legte das Streichholz zur Seite und strich sich eine Strähne seiner widerspenstigen blauen Haare aus dem Gesicht und drehte sich dann zu ihr.

"Das Bad ist angerichtet, Madame", sagte er und grinste.

"Na dann vielen Dank, Monsieur", erwiderte Marinette und kopierte sein Grinsen.

Langsam trat sie auf ihn zu und streifte sich dabei ihren pastellfarbenen Cardigan von den Schultern. Darunter trug sie nur ein dünnes Nachthemd, denn es war schon spät gewesen, als der Akumaalarm ausschlug.

"Aber die Wanne ist so groß, wenn man alleine ist", fuhr sie fort und ihr Grinsen wurde schelmischer.

Nun stand sie vor ihm und legte ihm die Arme auf die Schultern. Seine blauen Augen glitzerten im Licht der Flammen, als sein Blick ihren traf. Langsam küsste er sie und Marinette seufzte in den Kuss hinein. Ihre Hände wanderten zu seinem Nacken und in seine Haare, er hatte seine Arme um ihre Hüften geschlungen. Er unterbrach den Kuss und legte seine Stirn an ihre.

"Ist die Wanne immer noch zu groß, wenn man sie teilt", flüsterte er und Marinette spürte seinen Atem auf ihren Lippen.

"Nein, dann hat sie die perfekte Größe."

Dann küsste sie ihn nochmal.