Actions

Work Header

Rating:
Archive Warnings:
Fandoms:
Relationships:
Characters:
Additional Tags:
Language:
Deutsch
Stats:
Published:
2023-09-03
Completed:
2024-12-07
Words:
103,260
Chapters:
73/73
Comments:
19
Kudos:
213
Bookmarks:
12
Hits:
4,012

4 Wächter

Summary:

Was passiert mit den Wächtern, während den Akten von Songs aus der Bohne und was ist ihnen zuvor passiert? Wie ist deren Verhältnis zueinander?

 

Es ist unabhängig von den Videos geschrieben und wird deren Timeline nicht direkt folgen. Alternate storyline
bezweifle auch, dass irgendjemand das je hier lesen wird, aber Wunder können passieren

Crossposted on Wattpad. Überarbeitung von Rechtschreibung, Grammatik und Formatiereung in progress.

Chapter 1: Die Zahnfee kommt und holt die Zähne nachts

Chapter Text

Zahnfee POV:

Eine weitere Nacht kam ich meiner Aufgabe nach, so wie ich es schon seit Jahrhunderten tat.

Eine weitere Nacht sammelte ich die Zähne der schlafenden Kinder ein. Manche Kinderzimmer besuchte ich nicht zum ersten Mal, teilweise sogar schon zum letzten Mal.

Jede Tür brachte mich zu einem anderen Ort. Kinderzimmer, die so alt waren, dass ich bereits bei einer anderen Generation Zähne gesammelt hatte, Kinderzimmer, die gerade neu eingerichtet worden waren.

Jede Nacht tat ich dasselbe. Ab und zu kam mal eine kleine Abwechslung rein.

Wenn nicht alle im Haus schliefen, hörte man ferne Stimmen oder vielleicht noch Tiere herumstreunen.

Insbesondere wenn die Tiere im selben Raum waren, wie das Kind, musste ich mich leise bewegen, um unentdeckt zu bleiben. Manchmal traf ich auch auf meinen Bruder, den Sandmann.

Seit Jahrhunderten machte ich meine Arbeit und war noch nie entdeckt worden. Das Bild der Zahnfee sah lächerlich aus in den Vorstellungen der Menschen. Wie sie sich so ein Bild machen konnten, verwunderte mich schon seit langem.

Meine Brüder waren ihrer Form immer ähnlich geblieben. Santa und der Osterhase schien es auch kaum zu stören, dass sie ständig gesehen wurden, obwohl klar war, dass wir wegen unserer Magie versteckt bleiben sollten.

Wer weiß, wie Menschen mit direktem Kontakt zu Magie reagierten. Es diente unserer Sicherheit und auch der Sicherheit der normalen, sterblichen Menschen.

Deshalb lebte ich auch fern ab von ihnen. Nur für meine Aufgabe verließ ich mein Versteck.

So würde es immer bleiben.

In der Sicherheit der Nacht sammelte ich die Zähne der Kinder und erschuf Zauber für ihren Schutz. Heute Nacht und alle die noch kommen werden.

Es war meine Aufgabe. Für mich war es eine Pflicht, sie zu erfüllen.

Der Glaube ließ meine Magie am Leben.

Meine Magie war das Wichtigste, das die Erde beschützte.

Nur meine Magie, verbunden mit der Macht der Zähne, konnte uns vor dem Mann im Mond schützen.

Deswegen tat ich es. Und nicht nur für mich allein. Für die Menschen auch.

Meine Brüder und ich versuchten ein Gleichgewicht zu erschaffen, für die Sicherheit aller, sofern wir dazu in der Lage waren.

Also war ich hier wie jede Nacht.

Gerade lag ein kleiner Junge vor mir. Erst 8 Jahre alt und verlor seinen Eckzahn. Er schien es auch mit Süßigkeiten zu haben.

Sein Zahn war nicht allzu sauber, was auf meine Brüder zurück zu führen war.

Santa und der Hase schienen noch nicht begriffen zu haben, wie viel Arbeit dahintersteckte jeden Zahn zu polieren, nur damit die Magie stark genug war für den Schutzschild.

Diese Verschmutzung kam immer häufiger vor, aber ich konnte mich noch so sehr aufregen, sie werden es sowieso nie verstehen.

Ich sammelte den Zahn ein und ließ eine Münze an dessen Stelle zurück. Durch den Stab erschuf ich ein Portal ins nächste Zimmer.

Meine Magie spürte die Zähne auf und ich wusste, wo ich hin musste.

Ich ging durch die Tür und sah zu meiner Verwunderung drei maskierte Personen, sie standen schon so da, als ob sie mich erwartet hätten. Das war nicht möglich!

Zwei neben der Tür, jeweils auf einer Seite, und einer neben dem Bett. Ihre Masken verwirrten mich, sowas gab es doch nur zu Karneval oder im Theater.

Ich wusste nicht, warum sie hier standen, aber es war nicht richtig.

Zu spät reagierte ich auf die Situation.

Bevor ich etwas tun konnte, merkte ich einen Stich auf der rechten Seite meines Nackens und einen weiteren kurz darauf auf der linken.

Ich schob den Linken von mir weg und den Rechten versuchte ich mit dem Stab, von mir loszubekommen.

Bevor ich überhaupt zum Dritten kam, gaben meine Beine unter mir nach.

Sie konnten mich nicht mehr tragen, mein gesamter Körper fühlte sich schwer und taub an.

Der Stab fiel mir aus der Hand. Beim besten Willen konnte ich nicht die Kraft aufbringen, ihn zu mir zu beschwören.

Zusätzlich fühlten sich meine Augenlider mit jeder Sekunde immer schwerer an. Nach wenigen Momenten fielen sie komplett zu, ohne dass ich sie wieder öffnen konnte.

Zuletzt erschlaffte mein gesamter Körper und nur nebelig nahm ich noch Geräusche wahr. Ich hörte nur langsame Schritte auf mich zukommen.

Chapter 2: Meine Heimat ist die Wüste

Notes:

Nur um das erstmal klarzustellen. Für die Zahnfee benutze ich hier die Pronomen xier/xies. Ich wollte weder feminine Pronomen verwenden, da der Charakter als männlich dargestellt wird und auch nicht wirklich männlich, da der indirekte Name ja weiblich ist (die Zahnfee).

Im laufe der Geschichte werde ich zwischen verschiedenen POVs hin und her springen. Die Assistentin der Zahnfee hat aber nur diesen Part und war ursprünglich auf die Julia Rolle geschrieben (noch vor dem Spin-off). Im Laufe der Story wird die POV hauptsächlich due der Wächter sein (in special cases auch wer anders)

Chapter Text

Assistentin POV:

Warum war Zahnfee noch nicht zurück!?

Die Morgendämmerung war schon lange verschwunden, die Sonne stand hoch am Himmel und xier war immer noch nicht zurückgekehrt.

Eigentlich sollte- konnte der Zahnfee nichts passieren! Da bin ich mir sicher.

In meiner Zeit als Assistentin war noch nie etwas dazwischen gekommen oder von der Routine abgewichen. Und Zahnfee beruhte immer auf die Einhaltung der Routine.

Im Laufe des Tages fand ich die Zeit, schon den Zauber für die kommende Nacht vorzubereiten. Die wenigen letzten Schritte konnte aber nur die Zahnfee selbst durchführen.

Nachmittags erreichten meine Sorgen den Höhepunkt. Ich musste die Zahnfee finden! Aber es gab keine Magie, keinen Zauber, der mir bekannt war, um xier zu ausfindig zu machen.

Oder irgendeinen anderen Wächter. Es gab allerdings auch nur einen Wächter, der mir in den Sinn kam, der mir jetzt helfen konnte.

Immerhin stand die Zahnfee nur mit einem in direkter Verbindung.

Manchmal traf die Zahnfee nachts auf den Sandmann und, auch wenn es nicht allzu häufig vorkommt, kam er sogar im Hotel vorbei.

Meist, weil der Sandmann Langeweile hatte und sich bei der Zahnfee die Zeit vertreiben wollte.

Meistens experimentierten die beiden mit Magie herum. Wenn die beiden sich trafen, verbrachten sie ein Großteil der Zeit im Labor. Es fühlte sich so an, als ob sie nichts anderes taten.

Jeden Tag aufs Neue brauchten sie Magie, während der Osterhase und Santa sich auf ihren Lorbeeren ausruhten, obwohl sie nur einmal im Jahr kamen.

Der Hase war aber deutlich leiser geworden, nachdem Santa ihn ein bisschen zerstört hatte. Die beiden waren nicht mehr auf dem Höhepunkt ihrer Magie und merkten es nicht mal.

Sollten sie doch wegbleiben.

Anders als die Wächter besaß ich keine Magie, immerhin war ich ein Mensch. Die Zahnfee hatte mir die Fähigkeit gegeben, etwas Magie zu praktizieren. Nur um xier zu helfen und nicht für eigene Vorteile. Das funktionierte aber nur, solange die Zahnfee mir auch die Magie zur Verfügung stellte und ich den kleinen Zauberstab in der Hand hielt.

Ich konnte es nicht mehr aushalten! Ich muss Hilfe finden!

Ich nahm meinen kleinen Stab und ging zum großen Portal, welches im Arbeitszimmer stand. Es war immer offen und hatte nie ein Ziel, außer man konnte es kontrollieren und es durch einen Zauber auf einen bestimmten Ort richten. Einer der größten Zauber, die ich anwenden konnte, und nur für den Notfall gedacht.

„Bring mich zur Sandburg.", murmelte ich, während der Stab leicht aufleuchtete.

Ich musste mich auf diesen einen Ort konzentrieren und war froh, dass ich schon mal da war, und es dadurch besser visualisieren konnte.

Ich trat durch und hoffte, dass ich nicht wieder ganz woanders landete, als ich mir vorgestellt hatte.

Meine Augen waren geschlossen, während mein Körper durch das Portal auf die andere Seite gelangte. Ich spürte sofort den heißen Sand, welcher gegen meinen Körper blies. Ich stand in der prallen Sonne und öffnete die Augen.

Der Sand wurde nicht mehr aufgewirbelt, da das Portal wieder geschlossen war. Vor mir lagen die Wüste und riesige Dünen, welche sich über Kilometer erstreckten. Ich drehte mich um und betete nicht irgendwo im nirgendwo gelandet zu sein.

Meine, eigentlich die des Stabes, Kräfte mussten sich erst wieder aufladen. Der Energieverlust des Stabes übertrug sich auf mich und die Erschöpfung sickerte langsam in mich hinein.

Als ich mich umdrehte, stand ein riesiges Tor vor mir. Ich hatte es geschafft!

Ich hatte die Burg des Sandmannes erreicht. Es wäre besser gewesen, wenn ich drinnen gelandet wäre, aber ich wollte auch nicht einfach dort einbrechen.

Ich zog an der Kurbel, die die Klingel ersetzte, und wartete während die Melodie einer Spieluhr durch die Burg hallte.

Ehe ich mich versehen hatte, stand jemand auf der anderen Seite des Gittertors. Scheinbar aus dem Nichts erschienen.

Durch den kleinen Schreck zuckte ich zusammen. Ein normaler Mensch hätte es nicht bemerkt, aber durch sein Grinsen erkannte ich, dass er es gesehen hatte.

„Was sucht denn die Assistentin meines Bruders hier? Aus versehen hier gelandet, Kleines, oder sollst du nach einem Gefallen fragen, den xier nicht persönlich aussprechen möchte?", fragte der Sandmann und lehnte sich komplett amüsiert an die Wand neben dem Tor.

Er hatte wohl nicht vergessen, wie ich mal verzweifelt hier gelandet war, nachdem ich mich mitten in die Wüste teleportiert hatte. Aber er schien nicht zu wissen, wo die Zahnfee ist. Das war nicht gut....

„Keins von Beidem. Die Zahnfee ist nicht zurückgekehrt, letzte Nacht. Es wurde keine Nachricht hinterlassen und ich habe gehofft, dass du weißt, wo xier ist.", die Sorge in meiner Stimme verbarg ich nicht.

Ich versuchte auch, es durch meine Ansprache dringlicher zu machen. Er wollte nie gesiezt werden, weshalb ich es normalerweise immer tat, einfach um ihn zu nerven. Dafür nannte er mich Kleines, also war es fair.

Meine Worte hatten ihre Wirkung. Er stand nicht mehr lässig da, sondern wurde langsam angespannt.

Er stieß sich von der Wand ab und ließ seine Hand über das Gitter gleiten.

Ächzend öffnete es sich. „Komm mit."

 

Sandmann POV:

Was zum Teufel war passiert?! Fee war doch immer so auf die Arbeit fokussiert, dass xier sich niemals ablenken ließ. Es war auch noch nie vorgekommen, dass Fee schlicht weg vergaß eine Nachricht zu hinterlassen, wenn xier noch etwas erledigen musste.

„Was weißt du? Hat Fee wirklich nichts zurückgelassen?", fragte ich die Assistentin aus.

Ein beunruhigender Gedanke machte sich kurzzeitig in meinem Kopf breit. Ich stoppte abrupt und drehte mich zu ihr um, sie kam mir kaum hinterher.

„Was ist mit dem Ritual?!"

Bitte, bitte, bitte lass das Ritual fertig sein.

„Ich habe es bereits vorbereitet. Es fehlt nur noch die benötigte Magie, und ich lasse die Zahnfee das am besten machen. Ich kann sowas nicht.", beim letzten Satz merkte ich etwas Enttäuschung in ihrer Stimme.

Aber es war eine Erleichterung zu hören, dass das Ritual schon vorbereitet war.

„Aber du hast auch nichts von der Zahnfee gehört, oder?"

„Leider nicht, nein. Ich bin dieser Nacht keinem begegnet... Wegen den Zauber musst du dir keine Sorgen machen. Zeig mir nachher die Formel, ich schau mal, was ich tun kann."

Sie nickte nur kurz mit dem Kopf.

Wenn Fee schon nicht den Zauber ausführen konnte, dann musste ich es halt tun. Ein bisschen Tipps und Tricks konnte ich der Assistentin dann auch noch mitteilen.

Sie war einer der wenigen Personen, die ich wenigstens tolerierte. Nicht mochte. Tolerierte.

Eine von der Handvoll an Leuten, mit denen ich klarkam und es lange genug mit mir ausgehakten haben, dass ich sie nicht sofort wieder vergesse. Ich drehte mich um und eilte weiter durch die Burg, sie folgte mir auf Schritt und Tritt. Wir verließen die große Eingangshalle und gingen von dort aus durch das Wohnzimmer, in mein Lager und Arbeitszimmer.

Ich nahm mir eine große Tasche und packte ein paar Tränke und weitere Zutaten für Zauber ein.

Dazu füllte ich einen Beutel, den ich sowieso immer bei mir hatte, mit Traumsand.

Weiter ging es nach draußen, wo mein Innenhof war, in dem ich mir tagsüber mal den Spaß erlaubte, Sandburgen zu bauen. Nach etwa 500 Jahren wusste man, wie man den Sand formen musste.

Ich wollte meine Aktion lieber draußen machen, damit meine komplette Burg nicht voller Sand endete. Obwohl...hätte sowieso keinen Unterschied gemacht bei den ganzen Sand, der schon überall verteilt lag.

Schließlich drehte ich mich wieder zur Assistentin um, die leicht zusammen zuckte bei der plötzlichen Bewegung. Hektisch war ich sehr selten, aber wenn Fee etwas passierte, konnte man Ausnahmen machen.

Lass dich nicht von negativen Dingen beeinflussen, sei einfach normal, es gibt keinen Grund zur Panik, redete ich mit ein.

Ich überspielte meine innere Unruhe und fing wieder an zu grinsen.

Bevor ich sie überhaupt aussprach, wusste ich schon die Antwort auf meine Frage und wartete nur die Reaktion ab.

„Schon mal mit Sand gereist?"

Chapter 3: Sandmann gib mir ein bisschen Schlaf

Summary:

Okay. Kurze trigger warnung. In diesen Kapitel wird Folter beschrieben (keine Ahnung wie akkurat das ist) und auch in den nächsten Kapiteln etwas Blut.

Chapter Text

Zahnfee POV:

Langsam kam ich wieder zum Bewusstsein. Mein Körper fühlte sich immer noch schwer an und ich wagte es noch nicht meine Augen zu öffnen.

Meine Arme fühlten sich schon fast taub an. Durch Ketten waren sie nach oben hin gestreckt. Auch an meinen Knöcheln spürte ich den unangenehmen Druck der Ketten.

Mein Kiefer verursachte mir mehr Schmerzen als sonst, was ich auf den Knebel zurückführte, der mir das Atmen erschwerte.

Eigentlich würde man denken, dass ich durch meine Magie mich einfach befreien könnte. Dem war aber nicht so. Dafür hätte ich zu wenig Kraft.

Beim ersten Versuch, meine Augen zu öffnen, wurde ich von einen grellen Licht begrüßt, an das sich meine Augen erst gewöhnen mussten.

Ich fühlte mich sowieso nie wohl im Rampenlicht zu stehen oder die Aufmerksamkeit des Raumes zu haben. Allgemein blieb ich lieber im Schatten, aber gerade habe ich wohl keine andere Wahl.

Ich lag auf einem steinernen Boden und die Wände befanden aus kaltem Beton. An der Wand gegenüber von mir war ein Spiegel angebracht, der höchstwahrscheinlich einsichtig war, sodass ich von der anderen Seite beobachtet werden konnte. Hinten an der rechten Wand war dazu noch eine schwere Tür.

Ich nahm mal an, dass weder durch das eine, noch durch das andere ein normaler Menschen durchbrechen könnte, um zu entfliehen.

Meine Entführer wussten anscheinend, was sie taten.

Das Mittel, was sie mir gespritzt haben, ließ nach und ich kam langsam zu Kräften.

Ich sah an mir runter und entdeckte, dass sie mir meinen Beutel mit den Zähnen und Münzen abgenommen haben, sowie meinen Mantel und Handschuhe. Als ich meine Arme hochsah, erblickte ich meine Hände leicht gräulich.

Nicht wegen fehlender Blutzirkulation, sondern weil meine Haut leicht durchsichtig war an meinen Händen. Die Hand mit den Skelettfingern würde nicht durch die Ketten durchgehen, da es eine simple Erscheinung ist und ich nicht direkt dort durchsichtig bin, anders als bei meinem Kiefer.

Ich wartete einigen Minuten alleine im Raum, bis irgendwann jemand mal hereinkam.

Dieser jemand trug eine schwarze Kutte und wieder so eine komische Maske.

„Mann, ich dachte, die Zahnfee wäre so ein kleines Wesen mit pinkem Zauberstab. Nicht der Tod in Person...Diese Dosis, die wir in dich gespritzt haben, hätte zehn Elefanten töten können."

Sehr sympathisch. Wow.

Ich starrte den Typen einfach nur an, obwohl ich das Bedürfnis hatte, meine Augen zu verdrehen. Aber immerhin bekam ich eine Antwort, warum ich mich geschwächt gefühlt habe.

„Damit könnte ich aber auch arbeiten...", der sarkastische Unterton ist verschwunden und wurde durch einen dunklen und rauen ersetzt.

Es sollte mich eigentlich nervös machen, aber es gibt nichts, womit er mich verletzten könnte. Zumindest nicht mehr, als ich es schonmal ertragen musste.

„Dann starten wir mal.", er ging auf mich zu.

Meine Miene verzieht sich nicht, obwohl ich langsam ein ungutes Gefühl hatte. Ich und meine Brüder können nicht direkt verletzt werden im normalen Sinne, aber bei jedem von uns heilt sofort die Wunde. Das bedeutet aber nicht, dass wir den Schmerz nicht spüren oder durch die Heilung Magie verbrauchen.

Keinen Meter vor mir holte er aus und stach den Dolch, der vorher unter der Kutte versteckt war, in meinen Magen rein.

Sofort spürte ich die Klinge in meinen Körper eindringen und meinen Atem verschlagen. Sekunden später wurde er wieder entfernt. Mein Oberteil war an der Stelle von etwas Blut getränkt, aber nur am Rande der jetzt verheilten Wunde.

Durch die Nase atmete ich schwer, nichts, was mich brechen lassen würde.

„Interessant....Dann können wir ja was draus machen.", die Maske starrte mir direkt in die Augen. Eingeschüchtert war ich kein Stück.

Irgendwann würde er etwas Interesse verlieren, mich alleine lassen, ich hätte genug Zeit, um mich zu erholen und ich bin weg.

„Also nur um mal so zu fragen...", er bindet meinen Knebel los"...du willst mir doch vielleicht einfach verraten, wie du -und die Anderen- verletzt werden könntet?"

Ich blieb einfach sitzen und sagte nichts. Was erwartet er bitte von mir? Soll ich jetzt einfach sagen, was uns verletzbar macht?

„Dann nicht.", der nächste Stich kam ohne Warnung. Ich keuchte kurz auf und verspannte mich leicht. Aber hatte keine andere Wirkung mehr erzeugt.

Und es passierte immer und immer wieder. Schmerzen wurden immer mehr und länger. Er stach an einer Stelle mehrmals hintereinander ein und drehte den Dolch mitten drin um. Durch Organe durch und einfach überall. Ich war fast blind vor Schmerz in dem Moment.

Erinnerungen aus einer fernen Zeit krochen langsam in mir hoch. Erinnerungen, die ich lieber für immer vergessen wollte.

Als er mir das erste Mal die Kehle aufgeschnitten hatte, merkte ich, wie schwer ich überhaupt atmete. Mein Körper brannte und ich erstickte in dem Moment fast.

Die Wunde heilte und ich fühlte mich ausgelaugt. Die Magie, die ursprünglich für meine Flucht gedacht war, kam an ihre Grenze durch meine ständige Heilung.

Ein paar Schnitte und Stiche weiter hörte es auch auf. Mehrmals hat er mich auch noch ausgefragt, aber ich habe es kaum wahrgenommen.

Ruhe kam dennoch nicht rein. Kaum ging er weg, kam ein anderer rein.

Das silberne Glitzern sah ich, bevor ich den Knall hörte. Ein Schmerz bohrte sich durch die Mitte meiner Brust, mit dem Wissen, dass es nicht so schnell enden wird.

Einen Schuss habe ich noch nie abbekommen. Ich wusste noch nicht einmal, ob die Kugel aus meinen Körper verschwinden wird oder nicht. Ich hoffe einfach, dass sie es wird. Zwei weitere Schüsse gingen in weniger als einer Sekunde durch den Raum, in meinen Magen.

Mittlerweile bekam ich erneut nicht mit, wie es alles passierte. Ich sprach mir zu, dass es in Ordnung ist, und das der Schmerz vorbei gehen wird.

Aber es ging immer weiter.

Die Wunden hielten immer langsamer. Mein Oberteil und Teile meiner Hose waren in Blut getränkt. Die Kugeln verließen zwar meinem Körper, aber das auch nur langsam.

Es gab eine kurze Pause, ab und zu, wo nachgeladen wurde. Tränen waren schon in meinen Augen, aber ich gab denen nicht das Vergnügen zu schreien. Der letzte Schuss ging in meinen Kopf. Ich hörte diesen kaum, weil in dem Moment alles in mir explodierte.

Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis das pochen aus meinem Kopf verschwand. Als ich meine Augen öffnete war ich wieder alleine.

Meine Kleidung war in Blut getränkt und hatte mehr Löcher, als ich zählen wollte. Ich lag meinen Kopf zurück und atmete schwer. Mein Herz klopfte so schnell, dass ich es sogar hören konnte.

Meine Magie war nicht mehr wirklich vorhanden, und ich verlor das Konzept von Zeit. Wie viel Zeit wohl schon vergangen war? Mehrere Stunden war ich definitiv schon hier, was bedeutet das der Abend ansteht. Hoffentlich wurde das Ritual durchgeführt. Das ist meine größte Sorge.

Selbst wenn ich wollte, Schlaf bekam ich nicht. Kaum habe ich mich erholt, kam der nächste rein, ohne eine richtige Pause vom Schmerz.

Nach den Schüssen kam Feuer, welches meine ganze Haut in Brandblasen übersät hatte. Meine Kleidung brannte nicht runter durch die Zahnseide. Und immer und immer wieder wurde ich befragt und gefoltert.

Danach wurden meine einzelnen Knochen gebrochen. Die Qual, die ich bis dahin am wenigsten ertrug.

Die Wunden, die in Sekunden heilen sollten, brauchten mittlerweile Stunden. Narben zeigten sich sogar. Ich wurde immer und immer wieder tödlich verletzt. Mein ganzer Körper schrie und durch das grelle Licht brannte in meinen Augen. An Schlaf war nie zu denken. Dort hätte ich vielleicht Sandy auf mich aufmerksam machen können.

Erneut wurde die Tür geöffnet. Diesmal war es nicht nur eine Person. Sie brachten ein großes Gerät mit Kabeln rein. Mein Körper wollte sich einfach nicht mehr bewegen und das auch aus gutem Grund.

Ich spürte noch einen Schmerz in meiner Brust, was gebrochene Rippen sind und an meinen Hals ein kaltes Gefühl, wo meine Haut mit Brandblasen übersäht war.

Die Masken berührten mich, um etwas an meinen Körper anzuschließen. Ich wehrte mich noch nicht einmal. Es soll einfach vorbei sein.

Sie sprachen mich noch nicht einmal mehr an. Sie experimentierten einfach nur an mir herum. Kaum war ich verkabelt, machte ich mich schon für alles bereit. Der Schmerz kam erneut komplett unerwünscht. Schlimmer als die anderen Sachen, die sie mir angetan haben.

Strom jagte durch meinen Körper und ließ mich das erste Mal in dieser Qual schreien. Ich bekam nichts mehr mit, ab dem Moment. Nur, dass es oft genug passiert ist. Mein Bewusstsein gab langsam auf. Kein Gedanke war mehr da. Ich versank darin und konnte einfach nicht mehr...

Chapter 4: Danke an Sandmann

Chapter Text

Sandmann POV:

Seit einer Woche. Eine Woche lang war Fee jetzt schon verschwunden.

Ich versuchte, so viele Träume von Menschen wie möglich zu sehen, um diese auf Erinnerung von Fee zu untersuchen. Keiner hatte xien gesehen.

Fee schien selber auch nicht zu träumen oder überhaupt zu schlafen, soweit meine Magie mich nicht täuschte.

Jeden Tag nutze ich meine Magie, um den Schutzzauber gegen den Mond auszuführen.

Wie konnte Fee so einen großen Zauber Jahrhunderte lang täglich einfach so durchziehen? Einfach anstrengend.

Heute Nacht war ich wieder unterwegs, nicht nur um Menschen zum Schlafen zu bringen, sondern auch in deren Träume zu sehen.

Mit meinem Sand reiste ich durch die Nacht und hatte schon fast die Hoffnung für diese Nacht aufgegeben. Dennoch versuchte ich weiterzumachen.

Es geht um Fee hier verdammt! Ich kann xien nicht aufgeben!

Die ersten Stunden der Nacht beschäftigte ich mich damit, die Kinder zum Schlafen zu bringen und ein paar Zähne dabei noch einzusammeln.

Jeder Zahn war aber immer ein Beweis mehr, dass Fee xieser Arbeit nicht nachging. Die Zähne für den Zauber wurden knapp und ich hoffte täglich, dass ich genug habe.

Gegen drei Uhr nachts war ich nur noch beschäftigt, Träume zu überprüfen. Von Kindern als auch Erwachsenen.

Im Moment sah ich einen sehr merkwürdigen Traum.

In diesen sah ich, wie der Träumende eine Person beobachtete, welche zusammengekauert an der Wand gelehnt saß. Ihre Kleidung war von dunkelroten Flecken übersäht und auch der Boden um die Person herum hatte eine ungewöhnliche Färbung. Um die Gelenke konnte ich schwere Ketten erahnen.

Es wirkte nicht wie eine Erinnerung an einen Film oder Albtraum, so wie ich es eigentlich gedeutet hätte. Der Traum war zu hell und deutlich dafür.

Die Person auf dem Boden bewegte sich nur träge, sah den Träumenden aber für einen Moment an. Beinahe hätte ich die Person nicht erkannt.

Die Realisierung ließ meinen Atem stehenbleiben und den Traum fast loslassen.

Es war Fee! Xier saß angekettet und blutverschmiert in diesem Raum und dieser Typ sieht einfach nur zu!

Es kostete mich jede Form von Selbstkontrolle den Typen vor mir nicht in die Fresse zu schlagen. Wach brachte er mir nichts.

Ich musste wissen, wo das ist. Den Traum verändern, um an eine frühere Erinnerung zu kommen.

In der Regel griff ich nur in Albträume ein. Normale Träume veränderte ich so gut wie nie. Das hier ist aber eine Ausnahme, welche ich ohne Gewissensbisse in Kauf nahm.

Auch wenn ich die Struktur des Traumes veränderte und er dadurch merkt, dass er träumt, kann es mir herzlich egal sein.

Gute Träume geben mir zwar Kraft, aber das hier ist etwas persönliches. Und war ja auch nicht so, dass ich einen Albtraum verursache. Nachdem ich die nötigen Infos hatte ließ ich, wenn auch etwas widerwillig, den Traum einfach los.

Ich reiste zum Ort, wo Fee gefangen gehalten wird. Zumindest folgte ich den Weg, den ich im Traum gesehen habe.

Ich öffnete (wenn auch etwas gewaltsam) die Tür zum Raum, wo Fee anscheinend beobachtet wurde. Drei Personen mit albernen Theatermasken starrten zurück.

Einer hielt rote Mondblumen in der Hand, während ein weiterer einen Dolch zückte.

Durch meine Magie, die irgendwie leicht geschwächt war, und meinem Traumsand ließ ich die Maske mit dem Messer zu Boden gehen.

Ich ging weiter in den Raum rein und sah zu meiner linken ein Fenster mit Fee dahinter. Dort waren zwei weitere Masken drinnen, welche gerade irgendetwas mit meinem Bruder anstellten.

Damit konnte ich mich aber nicht lange beschäftigen. Die Maske mit den Blumen wollte an mir vorbei, um wahrscheinlich Alarm zu schlagen. Ich warf ihn etwas vom Traumsand entgegen und wollte dasselbe noch beim letzten im Raum tun. Bevor ich zu ihm kam, streifte der Dolch meine Seite.

Die Wunde brannte und verschwand erstmals nicht.

Aber auch er wurde binnen weniger Sekunden zum Schlafen gebracht.

Durch ein paar Schläge zerbrach ich auch das Fenster, welches zu Fee führte. Wenn ich es nicht schon vorher war, dann war ich jetzt völlig fassungslos über Fees Zustand.

Blauen Fäden verteilten sich in Form eines Nervensystems über den Körper. Wahrscheinlich Folge der extremen Elektrizität, die durch xiesen Körper schoss.

Die Masken vor mir hatten nichts zu ihrer Verteidigung bei sich und wurden auch von einer guten Portion Traumsand ausgeknockt. Ich garantiere mit Zufriedenheit, dass sie für mehrere Stunden nicht mehr aufzuwecken sind.

Das Gerät mit dem Strom stellte ich sofort ab. Ich blickte auf meinen Bruder hinab, welcher keine Ahnung wie lange hier festsaß und gefoltert wurde.

Xiese Haut war extrem blass und durchsichtiger als sonst. Ich musste xien hier rausbringen, versorgen und Heiltränke geben.

Ich verbrannte schnell die Mondblumen im Nebenraum und spürte langsam die Magie in mir zurückkehren. Mit etwas Tüftelei befreite ich Fee aus den Ketten.

Ob ich xien in diesem Zustand mit den Sand mitnehmen kann? Erstmal besser nicht. Wer weiß, wie die Wunden darauf reagieren.

Erstmal kann ich Fee nur nach Hause tragen. Wenn die Wunden auch nur ein bisschen heilen, bringe ich xien unmittelbar durch den Sand nach Hause.

Ich trug Fee raus und begann den langen Weg zum Hotel. Mit meinen Armen unter den Schultern und Knien konnte ich mir den Körper genauer ansehen.

Mich störte nicht, dass meine Kleidung jetzt auch rot wurde, aber das man auf xiens gesamtem Oberteil kaum noch die graue Farbe erkannte, war beunruhigender.

Wenn Fee die ganze Woche festsaß und so zugerichtet wurde, will ich nicht wissen, wie viel Magie für die Heilung draufgegangen ist.

Teilweise konnte ich sogar noch Narben erkennen oder kleinere Wunden, die einfach nicht heilten.

Die Magie ist scheinbar zu schwach um Fee richtig zu heilen, wahrscheinlich gerade einmal genug, um xien am Leben zu erhalten.

Je schneller ich Fee zurückbrachte, desto besser.

Ein kratziges Husten riss mich aus meinen Gedanken. Fees Körper spannte sich kurz unter mir an und xier sah mich danach erschöpft aus halb offenen Augen an.

„Sandmann...?", ein leises Murmeln was leicht zu überhören war brachte Fee kratzig hervor. Fees Stimme war ungewohnt rau und heiser. Selbst dieses Wort schien zu viel für die kaputten Stimmbänder zu sein und xier fing an unkontrolliert zu Husten.

„Fee, alles gut, ich bin hier. Versuch ruhig zu atmen, okay. Versuch dich nicht zu überanstrengen."

Nur selten habe ich Fee jemals so erschöpft gesehen und...zerbrechlich. Das Husten hörte kurz darauf zum Glück wieder auf.

„Keine Sorge, ich bringe dich ins Hotel und dann werden wir uns um alles kümmern. Mach dir keinen Kopf."

„Hase...", murmelte Fee leise. Ich blieb abrupt stehen. Das kann Fee nicht ernsthaft vorschlagen „Bring mich zum Hasen...er kann das am besten...."

„Der Hase kann dich nicht heilen. Wir werden ihn nicht in die Sache reinziehen, er wird's sowieso vermasseln.", versuchte ich ihn in einem kläglichen Versuch aus diesem Vorschlag rauszureden. Ich klang wahrscheinlich lächerlich.

Sich Ausreden suchen, um den Bruder mit Heilkräften aus dem Weg zu gehen. Warum würde er auch helfen wollen? Ich vertrau ihn einfach nicht.

„Doch", hustet Fee und atmete flach „Er kann die Wunden heilen. Vielleicht...vielleicht meine Magie kurzzeitig entlasten...das weißt du au-"

„Nein! Ich möchte das nicht. Er wird es einfach nur schlimmer machen!", ich biss meine Zähne aus Anspannung heraus zusammen. Fee hörte auf zu argumentieren und war danach still.

Ich wollte nicht das der Hase Fee anfasst in so einen Zustand. Er ist zu tollpatschig. Er kann das nicht. Nach allem würde er mir sowieso nicht mehr helfen wollen.

Chapter 5: Hört ihr die Melodie?

Chapter Text

Sandmann POV:

Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich mich dann schlussendlich entschlossen, durch meinen Sand zum Hotel zu gelangen. Wenigstens ist Fee jetzt wieder bei Bewusstsein und je eher die Wunden behandelt werden, desto besser.

Ich warf etwas Traumsand in die Luft und ließ uns damit umhüllen. Mein Fokus lag darin, uns an einen anderen Ort zu bringen und nicht den Schlafzauber anzuwenden.

Wie ein kleiner Wirbelsturm kreiste der leuchtende Sand um uns herum.

Wenige Augenblicke später wurde die Sicht wieder klar und wir standen vor Fees Hotel.

Mit hektischen Schritten trat ich in die Lobby und ging in Richtung Rezeption, wo bereits die Assistentin meines Bruders uns erwartete.

„Was ist passiert?! Wie geht es Zahnfee?", fragte sie mich aus, nachdem sie meinen Bruder in meinen Armen erblickte und zu uns rüberkam.

Sie war aus ihrer tagelangen Erschöpfung wie ausgetauscht. Theoretisch gesehen hat sie alle Aufgaben im Hotel alleine erledigt, bis auf das sammeln der Zähne und die Magie für den Schutzzauber.

Dort hatte sie aber schon alles nötige vorbereitet und die Experimente weitergeführt.

Ich musste quasi ihren Babysitter spielen, so oft wie ich ihr sagen musste, dass sie eine Pause machen sollte. So anders als Fee war sie in diesem Aspekt dann doch nicht.

„Erzähl ich später, jetzt ist es aber wichtig so schnell wie möglich xien zu helfen. Such die Heiltränke raus. Davon wird Fee wahrscheinlich viele brauchen."

Fee hat wohl während des Reisens erneut das Bewusstsein verloren. Wobei ich nicht genau einschätzen konnte, ob das jetzt gut oder schlecht für xien ist.

Im Arbeitszimmer legte ich Fee ab, während die Assistentin mit mehreren Tränken zu mir eilte.

In diesem Chaos hier war doch dann irgendwie System, wenn sie die so schnell finden konnte.

Nach und nach versuchte ich Fee unterschiedliche Tränke zu verabreichen und dazu noch die richtige Menge abzuschätzen. Bei den ganze Wunden denke ich aber mal, dass es kein zu viel gab. Sicherheitshalber wollte ich es dann aber doch nicht übertreiben.

Irgendwann war es trotzdem genug und ich stoppte irgendwelche Tränke rauszusuchen, um sie Fee zu verabreichen. Genug ist genug.

Bevor ich mit den Tränken angefangen habe, wurde Fee wieder so halb wach. Nur genug, um zu schlucken.

Mittlerweile war Fee aber mehr beim Bewusstsein und beobachtete jeder meiner Bewegung. Irgendwie war der Blick dankbar (sofern es für Fee überhaupt möglich ist), aber auch genervt (das war einfacher zu erkennen).

„Wie geht's es dir? Falls du sprechen kannst, dann los, wenn du mich die ganze Zeit nur anstarrst, ist das nicht wirklich eindeutig.", forderte ich Fee auf.

„Ich formuliere es mal so, es ging mir besser, aber auch schlechter. Das sollte gut genug sein.", beantworte Fee nur knapp und versuchte sich aufzusetzen.

„Hey! Liegen bleiben. In diesen Zustand machst du erstmal gar nichts.", warnte ich, während ich versuchte Fee leicht an den Schultern runter zu drücken. Xier verzog xien Gesicht in eine leichte Grimasse nach dem kurzen Kontakt, aber Fee würde sich beim aufsetzten mehr verletzten, als wenn ich xien zurücklegte.

„Wenn ich nicht meine Arbeit mache, wird es zur Gefahr unser aller. Also lass mich aufstehen."

„Wir haben uns um alles gekümmert, also musst du nichts machen. Zähne sind da, Ritual ausgeführt. Denk nicht mal dran in deinem Zustand aufzustehen."

Fee sah mich genervt und vorwurfsvoll an. Ließ es aber dabei. Wenn es Argumente gäbe, würde Fee weiter mit mir diskutieren, Xier wusste aber wahrscheinlich, dass mich nichts erstmal umstimmen würde.

„Du kannst mich nicht ewig davon abhalten.", warnte Fee mich vor. Ich war nicht wirklich überrascht. Unauffällig griff ich in meinen Beutel mit dem Traumsand rein.

„Ich versuche es aber, solange es möglich ist, also Schlaf....", beim letzten Wort lies ich etwas Traumsand über meinen Bruder rieseln. Selbst Fee kann diesen Zauber nicht entkommen.

Es tat mir nicht Leid, xien einfach so zum Schlafen zu bringen. Immerhin war es zu erwarten, dass xier sich ausruhen musste, plus Fee musste wirklich viiiiiel Schlaf nachholen. Das war nur zu xiesem besten.

Für mich war es wieder an der Zeit, das nächste Ritual vorzubereiten.

Ich wendete mich von Fee ab und nahm meine Brille aus meinem Gesicht, welche ich fast die ganze Woche aufhatte. So hat wenigstens keiner mir meine extreme Erschöpfung gesehen.

 

Zahnfee POV:

Ich wachte nur langsam und mit vielen Schmerzen auf. Sandy hat es wirklich gewagt, mich einfach so zum Schlafen zubringen.

Die Wirkung der Tränke hat abgenommen und ich fühlte wieder alle meine Wunden und die dazugehörigen Schmerzen. Es war nicht wirklich angenehm, aber erträglicher als die letzten Tage.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es gerade 10Uhr sei. Ich vermutete, dass es gerade eher Abends war, als morgens.

Also würde Sandy nicht bemerken, dass ich nicht schlafe. Langsam setzte ich mich auf und spürte ein stechen in der Brust und Schwindel überkam mich.

Gehen war zwar idiotisch, aber ich muss es tun. Wenn ich auf Sandys Art heile, dann wäre ich nach drei Wochen immer noch nicht bereit, um Zähne zu sammeln.

Von Schmerzen gekrümmt und an die Wand gestützt schleppte ich mich mit wackligen Beinen zur Portaltür.

Durch eine Berührung öffnete sie sich und ich trat durch. Da ich keinen Halt mehr hatte stolperte ich förmlich durch die Tür und landete an den Ort, wo ich hinwollte.

Chapter 6: Das Symbol der Auferstehung

Chapter Text

Osterhase POV:

Dieser Tag ging mir sowas auf die Eier! Ich gehe raus und höre nur wie toll Santa ist. Wertschätzt mich denn keiner mehr?!

Ich knallte die Haustür zu und ging ins Wohnzimmer. Den Stein legte ich direkt zurück auf seinen Platz. Sofort merkte ich, wie eine Last von mir war weg. Dieser Stein macht mich schwächer, als ich ohnehin schon war.

Ich war gerade auf den Weg in die Küche, um mir was warm zu machen, als ich auf der anderen Seite des Hauses etwas auf dem Boden aufschlagen hörte.

Sofort ging ich in die Richtung Haustür, wo ich das Geräusch vermutete und sah jemanden auf dem Boden umgekippt liegen.

„Fee?!" ich erkannte ih- xien beim Näherkommen erst.

Xies Oberteil war ein dunkles rot und weder Hut, Handschuhe, noch Mantel trug mein Bruder . Die Haut sah so blass... so durchsichtig aus. Bis jetzt habe ich xien nur ein Mal in so einem Zustand gesehen.

Ich versuchte durch meine Kräfte genau festzustellen, was der Auslöser für diesen Zustand war. Je näher ich aber kam, desto mehr spürte ich die Schmerzen, welche xiem durch den Körper jagten.

Ich griff Fee unter die Schulter und stütze xien, um zur Couch zu kommen. Fast das ganze Gewicht lehnte xier auf mich drauf.

„Was zum Teufel ist bitte mit dir passiert?!", fragte ich schon automatisch, als ich Fee vorsichtig auf die Couch fallen ließ.

Diese Situation fühlte sich so surreal an. Nie hätte ich erwartet in so einer Situation mit Fee zu landen.

Ohne xien weiter auszufragen, ging ich zur einer älteren Holzkiste im Raum, wo meine alten Heilmittel verstaut waren. So selten wie ich sie benutzte, war ich dann doch froh sie aufbewahrt zu haben.

Wie lange war es her, seitdem einer von uns so verletzt worden war?

„Ich weiß, dass du seit einiger Zeit keinen von uns mehr geheilt hast, Hase, aber...kannst du es noch...?" Meine Ohren richteten sich auf, als ich Fees Stimme hörte.

Gott war die Stimme war und... schwach. Wenigsten konnte Fee mit mir sprechen.

„Ja...ja! Kann ich, aber ich weiß nicht wie schnell und gut.", erklärte ich unsicher. Es stimmt, ich habe es länger nicht mehr gemacht, aber ich war ziemlich sicher in meinen Fähigkeiten, dass ich es noch konnte.

Ich habe verschiedenste Salben rausgeholt, den einen Heilzauber stärken konnten. Diese stellte ich auf den kleinen Couchtisch und sah nochmal über Fee drüber, während xier auf der Couch lag.

„Ich hab mich ein paar alte Salben gefunden, die werden sicher helfen. Sie könne sich erstmal komisch anfühlen und ich bin mir nicht sicher, ob ich die komplett schmerzfrei auftragen kann...Darf ich?", fragte ich nach, während ich die Anstalt mache, das Oberteil hochzuheben, und an den Oberkörper dranzukommen.

Fee nickte knapp und ich fing an die erste Salbe aufzutragen. Wenigstens wusste ich wo die Wunden sind, dadurch, dass ich sie sehen und durch Magie spüren konnte.

Wie bereits erwartet, zuckte Fee durch die Salbe leicht zusammen, als ich xien damit berührte oder verzog die Miene, während ich an besonders schmerzhaften Stellen die Salbe auftrug. Wenigstens konnte ich den Schmerz leicht eingrenzen, indem ich nur dort die Salbe auftrug, wo eine größere Wunde war, und nicht an Stellen, die keine benötigten. Was allerdings nur sehr wenige waren.

Als ich alles nötige abgedeckt hatte, stellte ich alles zurück und wendete mich Fee zu.

„Gib mir deinen Hände, ich glaub so wäre es am einfachsten. Wahrscheinlich wird es an einigen Stellen etwas schmerzhaft werden, die zu heilen. Lass aber bitte nicht los. Bereit?", ich griff Fee an beiden Händen, als ich das weitere Verfahren erklärte.

Zuletzt atmete ich nochmal tief und schloss meine Augen, um mich mehr auf den Zauber konzentrieren zu können.

Auch ohne hinzusehen wusste ich, wie meine Hände in einem goldenen Licht aufleuchteten, während meine Magie wirkte.

Anfangs war es schwer, die Konzentration beizubehalten, aber ich kam wieder rein. Stück für Stück heilte ich einzelne Wunden. Erst die schwerwiegenden und dann die leichteren.

Durch die Salben wurde mein Zauber noch zusätzlich unterstützt und hoffentlich Fees Magie gestärkt.

So sehr ich auch jede Wunde behandeln wollte, fing nach einigen Minuten mein Kopf an zu pochen und ich merkte, wie meine Energie mich langsam verließ.

Ich ließ xiese Hände los und atmete erstmal tief durch.

Auch Fee öffnete die Augen und sah etwas erleichterter aus. Soweit ich erkennen konnte waren viele Narben verheilt und manche Wunden komplett verschwunden. Die noch übrigen Wunden, sah ich mir nochmal vorsichtig an.

„Wie-wie geht es dir?", fragte ich schwer atmend. Meine Magie kann mir vieles verraten, aber ich wollte es auch von xien selbst hören.

„Besser", Fees Stimme war noch leicht rau, aber nicht mehr so gebrochen.

Eine Frage brannte mir immer noch auf der Zunge und ich konnte nicht mehr auf die Antwort warten.

„Was ist überhaupt passiert? Du weißt schon, dass nicht jeden Tag jemand durch die Tür fällt und so tun würde, als wären nicht die Klamotten mit Blut getränkt und halb tot einfach so da liegt.", fragte ich, auch wenn es wahrscheinlich etwas schnippischer rüberkam, als gewollt.

„Ich... möchte nicht wirklich drüber reden. Ich konnte gerade halt nur zu dir kommen...", das letzte war nur ein Murmeln.

„Hast du nicht...diese Assistentin oder den Sandmann, um dir zur helfen. Ich meine ja nur."

Fee seufzte. „Ja. Sie hätten es aber nicht so hinbekommen...erzähl einfach keinen davon. Sandy würde...nicht wirklich zufrieden damit sein, dass ich hier war."

„Keine Sorge. Werd ich schon nicht. Wieso sollte ich das auch tun, die anderen würden es mir sowieso nicht abkaufen."

Eigentlich waren solche Situationen immer anders herum. Fee holte meist mich aus der Scheiße raus. Selten anders herum.

„Ich würde dann auch wieder verschwinden, bevor-"

„Ja ja natürlich . Nicht das jemand etwas bemerkt. Ich kann es mir ja denken.", winkte ich ab.

Mir fiel jetzt erst auf, wie selten ich mit Fee alleine redete und xien überhaupt sehe. Wann haben haben wir uns das letzte Mal überhaupt gesehen?

Ich sah Fee hinterher, als xier wieder ein Portal heraufbeschwor. Ein Zeichen, dass die Magie langsam zurückkehrte.

Xier verschwand wieder und dann stand ich wieder alleine da.

Beim aufräumen gingen mir viele Fragen durch den Kopf.

Was ist wirklich passiert? Wieso kam Fee zu mir? Keiner traut mir sonst was an. Wie sind wir uns so fremd geworden?

Werde ich immer noch als so schwach angesehen von meinen Brüdern?

Chapter 7: Einfache Alchemie

Chapter Text

Zahnfee POV:

Die nächsten Monate verliefen nur sehr langsam für mich. Meine plötzliche Heilung und Verbesserung ließ Sandy erstmals skeptisch werden, doch im Endeffekt war sein Ego doch so groß wie immer und er fühlte sich eigenverantwortlich für die wundersame Heilung.

Sehr langsam ging es mir wieder besser und ich wollte einfach so schnell wie möglich wieder meine Aufgaben erfüllen. Wenigstens waren erstmal genug Zähne für meine Experimente und das Ritual da, zum einen weil ich welche zur Seite gelegt habe für Notfälle und zum anderen, da Sandy nebenbei noch welche gesammelt hatte.

Das waren aber bei Weitem nicht so viele wie ich sonst gehabt hätte. Es reichte aber für die Zeit aus. Für die wenigen, die ins Hotel eincheckten, kam dafür keine so angenehme Begrüßung. Die Zähne wurden sofort gezogen, aber denen wird es schon gut gehen. Da habe ich mich drum gekümmert.

An einem Tag habe ich mich jedoch übernommen. Nach den ersten paar Tagen wieder im Einsatz kippte ich eines Morgens fast um. Ich schleppte mich nochmal zum Hasen, der mir diesmal ohne auch nur eine Frage zu stellen half und mir selbst ein paar Rezepturen mitgegeben hat. Er wirkte aber immer noch ein bisschen unsicher.

Auch wenige Tage später kam Sandmann zu mir. Zu meiner Überraschung hatte er auch meinen Stab dabei. Er habe ihn wohl aufgesucht in den Erinnerungen der Entführer und hätte ihn auch ˋruhigˋ abgeholt. Ich hoffte mal, dass er keinen ins Krankenhaus geschickt hat...das wäre aber eine sehr falsche Hoffnung meinerseits.

Sobald ich den Stab wieder in der Hand hielt, durchflutete mich die Energie. Einen Teil meiner Kräfte wiederzubekommen, hatte auf jeden Fall geholfen. Den Mantel, Hut und Handschuhe sah ich nicht wieder. Seitdem trug ich wieder meinen alten Mantel, der schon sehr zerrissen ist. Solange es hält, reicht es mir.

Die Frage nach dem Warum verfolgte mich. Warum? Warum wollte sie unsere Schwäche herausfinden? Warum gerade jetzt?

Ich versank in meiner Arbeit. Insbesondere mit dem Schutzschild gegen den Mond. Im Hinterkopf vermutete ich, dass er etwas damit zu tun hat. Er hatte immer einen Weg gefunden und meine größte Sorge ist, dass er es wieder tut....

Mit Büchern und Pergamentrollen umgeben habe ich mich tagsüber zurückgezogen. Nachts sammelte ich Zähne und wiederholte alles wieder. Erschöpfung war ein Fremdwort und ein stetiger Begleiter zugleich. Zu Sandmanns Unzufriedenheit schlief ich nie und blieb wach durch verschiedenste Tränke. Ungesund auf Dauer, aber es musste sein.

Ich öffnete das letzte Portal für die Nacht und trat wieder in mein Arbeitszimmer ein. Das dimme Licht benötigte keine Gewöhnung, da der Raum nur von wenigen Kerzen beleuchtet wurde. Der Beutel mit den Münzen war so gut wie leer, während der kleine Sack mit den Zähnen voll war. Ich legte meinen alten Hut ab und setzte mich wieder an meinen Platz am Tisch. Mein Blick in ein Buch gesenkt.

Botanik war kein Fachgebiet von mir, aber die Bedeutung der Mondblumen war eine Beschäftigung an sich. Etwas, um deren Wirkung zu neutralisieren. Wir müssen uns dagegen wappnen.

Schon etwas ironisch auch. Wir sind die mächtigsten Wesen der Welt, aber die Präsenz einer Blume kann uns so sehr schwächen, dass wir wieder menschlicher werden. Die Nähe einer Pflanze kann uns verletzlich machen. Lächerlich. Aber nichts ist unbesiegbar, es gibt immer einen Schwachpunkt.

Als ich meine Notizen ergänzte, durchfuhr mich eine Müdigkeit. Der Trank hielt exakt 12 Stunden, bis er die Wirkung verliert und mich wieder ermüden ließ. An der anderen Seite des Raumes stand die Flasche. Erschöpft wollte ich schon rübergehen, wobei ich bemerkte, wie meine alten Wunden wieder anfingen zu brennen. Das kann nur sein, wenn Mondblumen in meiner Nähe sind. Sie schwächen meine Magie. Die Wunden sind noch nicht vollständig verheilt.

Nicht wirklich elegant stolperte ich nun durch den Raum, um wenigstens bei vollem Bewusstsein zu sein und nicht in einem tagelangen Schlaf zu enden, der durch Monate im wachen Zustand entsteht.

Ich konnte mich durch die Hektik kaum auf den Beinen halten und fiel um, bevor ich auch nur das Regal erreicht habe. Glücklicherweise konnte ich mich noch mit den Armen fangen, hatte aber nicht direkt die Kraft gefunden, mich wieder aufzurichten.

Schwere Schritte kamen der Tür entgegen. Mit einer Handbewegung beschwor ich meinen Stab zu mir. Der kam aber nicht weit und bewegte sich kaum, je mehr Kraft ich anwendete, desto mehr schmerzte mein Körper. Ich gab es auf und nahm all meine Energie zusammen, um zum Trank zu kommen. Die Müdigkeit schwächte mich nur noch zusätzlich.

Ich krachte förmlich gegen das Regal, als ich mich kaum noch aufrecht halten konnte. Ich wollte einfach nur noch meine Augen schließen. Wenn Sandmann auch nur in 10 Kilometern Umkreis wäre, würde er es förmlich spüren. Zeitgleich wie ich meine Augen auf die Phiole lenkte, schlug die Tür auf.

Schon ein bisschen Comedy mäßig schlug ein Knüppel wie von der Polizei gegen das Regal, stieß den Trank um und landete wieder in der Hand einer Maske. Die helle blaue Flüssigkeit verfloss über den ganzen Boden, unmöglich wieder zu reparieren. Geschockt sah ich auf und hoffte einfach, dass ich rechtzeitig zu meinem Stab komme und zugleich genug Kraft habe, ihn zu benutzen.

Weit kam ich aber nicht. Wenige Schritte später spürte ich einen dumpfen Schlag gegen meinen Hinterkopf. Der Boden kam mir immer näher und schon bevor ich aufkam, wurde die Welt in Dunkelheit gehüllt.

Chapter 8: Du bist unser Ehrengast

Chapter Text

Zahnfee POV:

Mit einem pochenden Kopf und schmerzenden Körper wachte ich auf. Der Boden unter mir fühlte sich steinhart und eiskalt an.

Meine Augen brannten, sobald ich sie auch öffnete. Grelles Licht durchflutete den gesamten Raum in dem ich mich befand. Ich versuchte mich langsam aufzusetzen, aber mein Körper wollte davon nichts wissen. Meine Muskeln brannten. Vermutlich, weil ich sie zu lange nicht mehr bewegt habe. Als ich an mir runtersah, konnte ich eine Mischung aus grau und einem dunklen rot erkennen, aus alt bekannten Wunden.

Wie lange war ich nicht mehr bei Bewusstsein? Ein paar Stunden? Tage?

Ich war wieder angekettet. Diesmal an den Boden und nur an den Händen, aber die Kette war nur wenige Zentimeter lang. Aufstehen würde also nicht funktionieren. Ich versuchte durch einen Zauber und etwas Gewalt mich von ihnen zu lösen. Mein Versuch schlug leider fehl. Entweder verbrauchte ich zu viel Kraft mit der Heilung und bin zu geschwächt, um mich aus eigener Kraft zu befreien oder meine Magie wurde gehemmt. Zweiteres wirkte wahrscheinlicher. Meine Wunden waren noch deutlich zu spüren und waren nicht geheilt. Vermutlich in einem menschlichen Tempo.

Alles um mich herum war weiß, was die Helligkeit des Raumes nochmal untermalte. Alles sah gleich aus, bis auf eine stählerne Tür vor mir. Psychisch betrachtet ein guter Raum zur mentalen Belastung. Alles sah gleich aus und die Tür vor mir hat einen paranoiden Effekt. Zusätzlich wäre es schwer zu schlafen bei dem hellen Licht. Wahrscheinlich waren die Wände noch schalldicht nach innen als auch nach außen. Eine ewige Stille. Zusätzlich fühlte es sich sehr kühl an und ich saß erneut ohne meinen Mantel, Hut oder Handschuhe da. Was haben die bitte davon? Warum mich erneut entführen?

Eine halbe Ewigkeit verging, bis ich das erste Geräusch hörte. Ich saß mittlerweile im Schneidersitz, um nicht verkümmert auf dem Boden zu liegen. Persönlich könnte ich wieder einschlafen, meine Unruhe ließ dies aber nicht zu.

Ich konnte nicht sehen, was hinter der Tür war, dennoch war ich überrascht, als diesmal keiner mit Maske vor mir stand.

Der Mann vor mir trug einen rot-schwarzen Anzug und sah mich überraschend sympathisch an.

„Welch eine Ehre Sie mal persönlich zu treffen, Zahnfee. Ich gebe zu, dass ich meinen Untergebenen nicht geglaubt habe, dass Sie so...erschreckend wirken."

Und die Sympathie ist verloren.

„Das soll aber nichts zur Sache tun. Unser Herr wird über Ihr Schicksal entscheiden. In der Zwischenzeit können Sie hier unter einem Meer aus Mondblumen verweilen. Ich gehe mal davon aus, dass Sie deren Wirkungen kennen, ausgehend von den Forschungen der letzten Monate."

Herr? Wer soll bitte-? Nein das kann nicht sein.

Wie könnte Manu nur mit ihnen kommunizieren? Das wäre unmöglich.

„Wo bleiben denn meine Manieren? Ich kenne Ihren Namen, aber Sie meinen nicht. Oskar. Höchst erfreut. Sie brauchen sich keine weiteren Namen zu merken. Niemand anderes wird hier herkommen. Auch Ihr lieber Freund der Sandmann nicht. Wie könnte er Sie finden, wenn sie kaum...naja... schlafen. Die Mondblumen überdeckt förmlich eure Magie. Kein Sandkorn würde hier wirken- oder Ihre Magie." Während er meine Situation darstellte, kam er immer näher an mich ran. Blieb aber außerhalb meiner Reichweite stehen.

Mit einem prüfenden Blick lehnte er sich zu mich runter.

„Falls du planst zu entkommen. Es würde dir nichts bringen. Benutzt du auch nur deine Magie, wird es hier immer unangenehmer. Solltest du einen größere größeren Zauber hier versuchen, wirst du fallen. Im wörtlichen Sinne. Dieser Ort strahlt doch von Magie, falls du es noch nicht bemerkt hast. Ich brauche dir nicht zu erklären, was passieren kann, wenn man einen Zauber mit einen Zauber angreift."

Daraufhin schwieg ich nur weiter. Ich wollte ihn nicht das Gefühl geben, mich kontrollieren zu können.

„Ich habe keine Antwort erwartet. Der Zauber bricht. Und hier wird alles untergehen. Willkommen auf meiner fliegenden Insel mit meinem Garten aus Mondblumen."

Eine fliegende Insel?! Was für ein Zauber soll das bitte sein?

Wenn das wirklich so ist, dann hatte er recht mit den Fluchtplan. Selbst wenn ich überhaupt mal genug Kraft für sowas hätte, würde der Zauber für die Insel brechen und abstürzen. Selbst dann hätte ich nicht mehr genug Kraft, um rechtzeitig von der Insel runterzukommen, ehe sie mich vergräbt. Die Mondblumen würden jegliche Magie von mir ziehen.

Oskar stellte wieder auf und verließ langsam den Raum.

„Bitte entschuldige mich, aber ich muss noch was erledigen. Letzte Vorbereitung. Um endlich unseren Herrn zu empfangen!"

Damit wurde ich wieder alleine gelassen.

Erneut fühlte sich die Situation hilflos an. Letztes Mal war ich im Unwissen von allen geblieben. Die Wahrheit machte mich aber nur noch nervöser. Manu wollte aus seinem Gefängnis entfliehen. Und dabei war er auch schon in den letzten Vorbereitungen! Wie konnte ich das nicht mitbekommen haben?

Ich konnte nichts tun. Sandy konnte ich nicht warnen und keiner sonst wusste hiervon.

Wie könnte ich etwas bewirken? Wie könnte ich mich aus dieser Situation befreien?

Diese Gedanken verfolgten mich ewig lange. An Schlaf war nie zu denken. Mein Kopf suchte immer nach Fluchtwegen, aber ohne Erfolg. Kurz bevor ich einschlafen wollte oder konnte ließ mich was anderes Wachwerden. Geräusche und Licht hielten mich wach, als sie immer variieren.

Es gab keinen Ausweg.

Chapter 9: Keiner legt sich an mit dem Osterhasen

Chapter Text

Osterhase POV:
Ich habe immer gedacht, dass mein Leben nichts wert ist. Das ich kein gutes oder erfolgreiches Leben hatte, ohne Liebe oder Vertrauen.
Aber gerade in dem Moment wo ich diese eine Nachricht versendet hatte, begriff ich, dass es genau das Gegenteil davon war. Ich wurde von einem Bruder geliebt, was wertvoller wahr, als die Ignoranz der anderen.
Die Angst verlassen zu werden war ohne Bedeutung, wenn ich nur an meine Situation denke. Ich werde eher die anderen verlassen. In der Hoffnung, dass sie mir vergeben und es schaffen sich wieder zu vereinen, für den schlimmsten Fall.
Ich atmete das letzte mal. Schloß meine Augen. Befreite mich von allen und lies meine Magie in das Pergament leiten, wo es gut bewahrt wird. Zu meinem Ende hin hörte ich nur ferne Stimmen. Doch das wichtigste ist, dass ich endlich zur Ruhe komme, ohne Angst mehr zu haben...

 

Santa POV:
Mit den Wichteln fertig für den Abmarsch, um den Fremden ausfindig zu machen, war ich für alles bereit. Nie habe ich mit dem aber gerechnet was ich gelesen habe. Ich bekam selten nur Nachrichten, naja außer die Briefe natürlich. Ich erwartete, dass eine Mail kam mit einer Ankündigung von einer neuen Serie. So falsch ich da auch lag, es wäre eine deutlich bessere Botschaft gewesen.
Bunny hat mir nie eine Nachricht geschrieben oder halt sehr lange nicht mehr. Doch diese hier ist alles andere als erwartet. Ich las mir die Nachricht drei mal durch.
Immer weniger zweifelte ich daran, dass die Nachricht gefaked ist. Streiche macht eher Sandy und nicht Bunny. Er hätte auch geschrieben, wenn es eine verarsche war. Geheimnisse hatte er vor mir nie.
Der Hintergrund der Nachricht kam keine Sekunde später, als ich ein kleines stechen in meinem Herzen spürte. Ich erzitterte kurz bei diesen neuen Gefühl. Auf einmal wurde ich schwächer und merkte meine Magie leicht schwinden.
Nur eins kann das bedeuten- niemals kann das- bitte nicht er-
„Santa?" fragte eine hohe Stimme die so weit entfernt klang, dass ich sie kaum hörte.
Die Nachricht und die Schwächung meiner Magie kann nur eines bedeuten.
Bunny, mein Bunny, war tot....
Langsam kamen auch Tränen in meine Augen, der Tag war schon schlimm genug, doch das übertrifft alles, was je in meinen langen Leben passiert ist.
Mit einer überraschend festen Stimme fasste ich einen Entschluss
„Weihnachten fällt aus."

 

Zahnfee POV:
Mental konnte ich einfach nicht mehr. Zu lange war ich hier alleine gegangen. Mein Körper schmerzte durch all die alten Wunden, die nicht heilen wollten. Die wenigen, die für mich sichtbar waren, strahlten förmlich rot und sind dann auch alle entzündet. Eher kontraproduktiv für meine Situation.
Mein Geist fand keine Ruhe. Nichts wünschte ich mir sehnlicher als zu schlafen. Nach meinen kurzen Koma habe ich keine Sekunde Schlaf mehr bekommen und hätte auch direkt um Anschluss wieder für Stunden schlafen können.
Aber immer als ich auch nur kurz davor war brannte mein gesamtes Inneres. Sie haben es irgendwie geschafft ein Gas zu erschaffen, welches aus Mondblumen besteht, in den Raum zu verteilen und die Luft für mich wie Säure macht.
Das atmen fiel mir immer schwerer, da jeder Atemzug mich von innen heraus schwächt. Ich war zu lange wach und das war eine Aussage nachdem ich für mehrere Monate ohne Schlaf war. Wie konnte es dazu nur kommen?
Ich war gefangen in meinen eigenen Körper. Ich wollt irgendetwas von außerhalb spüren- wissen. Was ist passiert während meiner Zeit hier? Wie viel Zeit ist vergangen.
Ein kleiner Teil von mir spürte, dass etwas nicht stimmte, aber ich konnte nicht wissen was.
Ein Stich durchfuhr meinen Körper. Keiner der wirklich Schmerzen verursacht, aber es war deutlich, dass es nicht meine Schmerzen waren. Ich war schon so am Ende, dass ich es nur gerade so gespürt habe, wie ein wichtiger Teil verschwinden.
Das erste mal seit langen fühlte ich etwas, aber es war genau das wovon ich zu viel hatte. Angst. Einer meiner Brüder war... tot...
Pure Verzweiflung durchflutete mich und echte Tränen suchten sich ihre Wege. Ich wollte es nichtmal unterdrücken so schwach fühlte ich mich.
Bitte, bitte, bitte, bitte nicht!!!! Ich wollte es ignorieren- konnte es aber nicht. Wenn einer von ihnen tot ist, würde wir nie gegen Manu mehr ankommen können. Nur vereint würden wir stark genug sein.
Bitte lass es nur Einbildung sein. Lass Sandy in Ordnung sein...

 

Sandmann POV:
Gar nichts ist in Ordnung!!
Fee ist seit 8 Tagen wieder spurlos verschwunden und selbst in Träumen kann ich xier nicht ausfindig machen. Wäre ich doch nur ein paar Stunden vorher da gewesen, um nach Fee zu sehen, würde die Assistentin nicht verschwunden sein und Fee noch da. Ohne Pause suchte ich. Tagsüber suchte ich so viele Orte wie möglich ab, die verdächtigt sein könnten. Nachts suchte ich jeden Traum ab und sammelte pausenlos die Zähne der Kinder.
Für diejenigen, die mich noch nicht als wahnsinnig abgestempelt haben, war ich jetzt verrückt. Ich schlief schon seit Jahrhunderten nicht mehr, aber habe immer eine humane Menge Magie benutzt. Jetzt benutze ich wieder so viel wie ich habe und man sieht es mir an. Meine Augen waren mit dunklen Ringen markiert und ich setzte nie Brille oder Kapuze ab, da mich sonst alle mit einen Zombie verwechseln könnte.
Keine schlechte Albtraum Idee and der Stelle. Kann ich ja mal gucken, wenn mich jemand wieder abfucked.
Kurz vor meiner nächtlichen Runde habe ich mich kurz in meine Burg zurückgezogen. Ich musste einmal seit langen wieder der Realität entfliehen. So sehnlichst ich mir die Wirklichkeit von Fantasie unterscheiden zu können, musste ich mal abschalten. Meine Probleme aus meinen eigenen Gedanken zu fliehen musste ich einmal beiseite schieben. In der Realität läuft alles doch beschissen. Ich brauchte eine Alternative.
Ich tauchte ein in einen Strudel von meinen eigenen Gedanken. Für andere saß ich nur da und starrte ins nichts, aber für mich war ich an tausend Orten zugleich. Selten fühlte ich mich so aufgehoben.
Ein Gefühl zog mich aus dem Strudel raus und schleuderte mich in die Wirklichkeit. Verwirrt kam ich zu mich. Nichts riss mich so leicht aus den Gedanken. Eine Erschöpfung überrollte mich, so wie ich sie seit Tagen kenne, aber aus einen anderen Grund. Ein Teil Magie ist verschwunden. Jemand... ist tot.
Ich sprang auf und war vom Eifer gepackt Fee zu finden. Fee ist verschwunden und jemand von uns scheint gestorben zu sein. Bitte lass das Zufall sein.
Fee darf nicht- soll nicht-
Tränen rollten mir über das Gesicht. Das atmen fiel mir schwer.
Wenn Fee tot ist,- was bleibt mir dann?! Ich stolperte leicht zurück und stieß gegen eine Wand. Was soll ich tun?!
Tausend fragen, und Millionen Antworten schossen mir sich den Kopf. Jedes Szenario stellte ich mit vor. Keins war ein positives.
Ich zwang mich raus. Versuchte mich zu fokussieren. Es vergingen gefühlt Stunden bis ich mich beruhigt.
Ich versuchte einen klaren Kopf zu bewahren, keine Stärke von mir.
Fee ist nicht tot, solange ich xier nicht finde- lebt Fee noch!
Niemand kann mir gerade beweisen, dass Fee tot ist.
Ich muss Fee finden. Sofort. Ich konnte nicht sagen was alles passieren könnte, wenn nicht.

Chapter 10: Ich deale mit Träumen

Chapter Text

Sandmann POV:
Komm schon ich muss mich fokussieren. Meine Arbeit kam nicht so leicht rüber wie sonst. Von der Schwächung mal abgesehen. Ich wanderte mit meinen Gedanken immer wieder zu Fee und was wohl passiert sei, was wieder die Suche nach xier erschwert.
Wäre ich nicht der Sandmann, wäre ich wahrscheinlich schon komplett zusammengebrochen. Auf verschiedenen Arten und weisen. Eh, soll ich mich nicht drum Sorgen.
Das Kind vor mir, in ihren Bett, schlief tief und fest. Wie bei allen sah ich auch in ihren Traum, in welchen ich nicht vor hatte einzugreifen. Etwas Traumsand verstreute ich über ihr und lies den Traum im goldenen Staub entstehen. Wie eine Illusion baute sich der Traum vor mir auf.
In diesem Traum war wieder ein sehr kindliches Bild zu sehen. Eine kleine Fee? Elfe? Flog dort entlang jedes war sehr bunt mit Blumenwiese und alles sehr kitschig. Kinderträume waren eigentlich immer schön anzusehen. Diese Naivität vermisse ich. Nicht einmal ein Lächeln stahl sich über meine Lippen bei den sonst humorvollen Bild.
Die kleine kitschige Fee war ihre Wahrnehmung von der Zahnfee. Wer hätte gedacht, dass ein kleiner Witz in einen einfachen Traum von vor hundert Jahren so weit kam war schon erstaunlich. Fee hat das gar nicht gefallen. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass Fee den Sandmann auf Kika designed hat zum kontern.
Es brachte mich aber auch wieder zurück in die Wirklichkeit. Warum werde ich zu oft daran erinnert?! Der Traum fiel im sich zusammen und löste sich auf. Zumindest für mich. Ich griff schnell unter das Kissen um den Zahn rauszuholen und verschwand ins nächste Zimmer.
Verschwinden klang besser als halb zu stolpern. Mein Kopf war benebelt von Erschöpfung und den konstanten Sorgen, sodass ich mich nicht wirklich auf die Realität konzentrieren konnte. Zugegeben wollte ich es auch nicht. Ich kann mich selbst nicht rechtfertigen, aber es machte alles einfach erträglicher. Das dumpfe Gefühl einer dessozialisation gab mir eine fast schon innere Ruhe, die nur einen tosenden Sturm überdeckt. Und ich war so leise wie immer, also hat das keine negative Effekte für Außenstehende.
Mein Blick erhob sich wieder und vor dem Bett sah ich eine Figur dort stehen. Eine vermummte Gestalt, mit braunen Kapuze und einer runden Fliegerbrille. Diese Person sah zugegeben mir relativ ähnlich. Vermutlich nur etwas aus meiner Vorstellung. Geht gleich weg.
Ich bewegte mich einfach zum Kind hin und ignorierte die Gestalt vor mir. Nur wenige Schritte vom Bett entfernt fühlte ich die Energie eines Albtraums mir entgegen strömen. Ich hob schon meine Hände, um in den Traum zu sehen, als etwas mich am Arm packte.
Mein Körper versteifte sich. Das kann nicht sein. Ich konnte mir es nur vorstellen. Nur Berührungen brachten mich aus meiner Trance raus, in der ich so oft vertieft bin. Der Griff an meinen Arm bewies mir aber, dass es keine Einbildung war. Der Fremde war direkt vor mir und war echt.
„Wer bist du?" schaffte ich gerade noch so rauszubekommen. Er lies meinen Arm nicht los und erst als ich mich wirklich auf ihn konzentrierte merkte ich, dass es niemals ein normaler Mensch sein konnte. Seine Aura war mir fremd, aber irgendwie auch bekannt...?
„Das solltest du doch wissen. Du kannst jeden wie ein offenes Buch lesen, selbst außerhalb der Träume, oder etwa nicht mehr?", seine tiefe Stimme hätte mich erschrecken sollen, aber ich habe genug Horrorgeschichten gehört, so leicht bin ich nicht zu erschrecken. Dennoch hat mich seine Antwort etwas perplex stehen lassen.
„Okay," ich riss mich los von seinen Arm „du hast meine Frage kein bisschen beantwortet. Also tut mir leid, aber ich denke das ich jetzt meine Arbeit machen sollte.". So gut ich es nur konnte versuchte ich die Gestalt neben mir zu ignorieren.
Er schien wieder mich aufhalten zu wollen, lies es aber dann doch sein. Ich griff in meinen Beutel voller Traumsand, um das Kind aus dem Albtraum zu bringen und diese Person zum schlafen zu bringen. Ich streute es leicht über das Kind und wollte es schon den Fremden geben, als ich die Kontrolle verlor. Nicht durch irgendwelche Emotionen oder meine eigene Unfähigkeit, aber der Sand wurde von etwas anderen gelenkt. Der restliche Sand glitt aus meiner Hand und sammelte sich zu der restlichen Wolke, welche sich über dem Kind gebildet hat. Anstatt des goldenen weichen Lichtes war der Sand jetzt schwarz und rau. Irgendwie schien der Sand sogar das wenige Licht im Zimmer zu verschlucken.
Der Traum wurde reflektiert und sichtbar. Wie gedacht war es ein Albtraum, doch strahlte dieser Traum nicht die Magie aus, welche ich anfangs gespürte habe.
Etwas anderes gab eine Energie von sich, welche Albträume verursacht. Es kann nur eine Person sein. Anders kann-will ich es mir nicht erklären!
„Wie machst du das?! Nur ich kann Träume kontrollieren! Warum lässt du Albträume entstehen?", ich verstand die Welt nicht mehr. Nicht, dass ich so gerne in der Realität bin, aber das hier ist alles unmöglich.
„Ich lasse keine Ängste selbst in die Träume. Kontrollieren tue ich sie nicht. Sie tut es selbst. Du selbst hast keinen Einfluss darauf, so wie ich."
Gelassen stand er mir gegenüber. Mein Fokus war nur auf ihn gerichtet. Im Augenwinkel erkannte ich einen Sack neben ihn stehen, der mir irgendwie bekannt vorkam.
„Du rennst immer wieder weg von dem, was dir sonst so wichtig ist. Wie denkst du kannst du deine Ziele erreichen, wenn du nicht deinen vollen Verstand nutzt. Bist du nur so eigensinnig? In Wirklichkeit willst du doch nur deine Ruhe finden, mit allen möglichen Mitteln."
Er hat gerade einen Wunden Punkt getroffen. Hält er mich für bescheuert.
„Woher willst du denn bitte wissen wie es mir geht? Ich weiß wie ich zu leben habe, du hast dich keinen Schimmer von meiner Realität!"
Die Magie, welcher von einem Albtraum stammte, pulsierte förmlich in der Luft. Sie reagierte mit meinen Gefühlen. Das kann nur Einbildung sein. Bitte lass es einfach alles Einbildung sein.
„Wir wissen doch beide, dass die Realität nur eine andere Wirklichkeit ist, als die Vorstellung. Du weist noch nicht einmal wer ich bin."
Für einen Moment bekam ich kein Wort raus. Niemand kann meine Gedanken wirklich verstehen. Doch so wie er sich ausdrückt hatte ich auch das Gefühl mich selbst dort zu erkennen.
„Du hast auf mich gewartet.", ich sprach eine Feststellung aus, keine Frage.
„Weil du an den falschen Orten suchst. Dich von deinem inneren kontrollieren lässt. Du bist nicht der einzige, der nach Antworten sucht. Jetzt musst du alle zusammen bringen."
Ich bekam einen kleinen Rückblick auf den Moment, wo Santa uns wieder vereinen wollte. Er brachte uns zusammen, warum war das jetzt meine Aufgabe?
„Warum erzählst du mir das? Kannst du mir nicht einfach verraten, wo ich xier finden kann?", am Ende hat fast meine Stimme versagt. Auch der Fremde scheint für einen kurzen Moment sich anzuspannen. Das kann aber auch nur Einbildung gewesen sein. Er beugte sich runter, um sich den Sack auf den Rücken zu werfen, welchen ich nun als Santas identifizieren konnte. Bevor ich auch nur etwas dazu sagen konnte ging er auch schon fort.
Ich war nicht überrascht , als ich spürte, wie etwas Magie von mir verschwand, aber der Albtraum-Zauber pulsierte stärker als er sollte. Zu spät realisierte ich, dass meine einzige Befürchtung wahr geworden ist.
Ja ich war nie ein Kindheitsheld so wie man es erwarten würde, aber wollte nie den Kindern Angst einjagen. Meine Gedanken, Gefühle, Emotionen wahren schon immer der Schlüssel zu meiner Kraft, meinen Freiraum beim kreieren von träumen. Aber wenn selbst ich kein Licht mehr sehen kann, wie soll dann das Licht zu anderen gelangen im Traum?
Ich...bringen den Kindern nur Albträume. Meine Magie überträgt meine Vorstellungen auf die Fantasie der Schlafenden, wenn ich in jeden Moment meines Lebens nicht nach vorne gucken kann, wie soll es sich dann auch bitte auf den Rest auswirken.
Durch meine Ignoranz werde- nein wurde ich zum Teil einer der größten Ängste selbst von Kindern. Warum viele wach blieben und nicht schlafen wollten. Weil das Monster unter dem Bett die schlechten Träume bringt, wie ich es jetzt tue. Bevor er die Tür erreicht hat drehte er sich ein letztes Mal um.
„Ich kann dir die Frage nicht beantworten, weil ich es nicht weiß. So gerne ich es auch gewusst hätte in dem Moment wo du jetzt bist. Der Mond scheint nicht mehr lange nur zu. Entscheide dich richtig. Unser beider Schicksal hängt davon ab. Werde nicht zum Monster aller Albträume, Samuel...."

„Samuel! Hör auf ihn immer so böse anzuschauen!" versuchte einer von fünf Brüdern den anderen zu Vernunft zu bringen. „Sei leise Fee.... Du weißt, dass er nicht auf mich hört und immer alles kaputt macht"
Der jüngere guckte für einen kurzen Moment auf seine ruinierte Sandburg, die er wenige Minuten zuvor mit Steinen dekoriert hat, welche sein Bruder Fee gesammelt hat. Dieser saß am Rand des markierten Sandkastens, in der Hoffnung nicht dreckig zu werden und den jüngeren nicht noch mehr aufzuregen.
„Er hat sich doch entschuldigt. Außerdem ist der Schisser förmlich vor dir weggerannt. Du machst in noch nervöser wenn du ihn Löcher in den Hinterkopf bohrst" , versuchte Fee es erneut.
„Der Angsthase weiß aber genau, dass er nicht hier hin darf! Soll er doch Angst haben!" in seinen Gedanken wusste er schon, dass Klaus sich wieder darum kümmern wird.
Der ältere verzog leicht die Miene. „Ist ja auch in Ordnung. Aber ich glaube bei niemanden willst du das Monster sein im Albtraum...."

Für eine Sekunde erinnerte ich mich an ein Gespräch, welches schon komplett aus meinen Erinnerungen gelöst war. All das löste bei mir etwas wie ein deja-vu aus. Woher kannte er meinen alten Namen?
Erst als er die Tür schloss bemerkte ich, dass die anfangs tiefe, raue stimme zu einer anderen wurde.
Meiner eigenen...

Chapter 11: Guess who’s back

Chapter Text

Sandmann POV:
Zum ersten Mal seitdem ich meine Aufgaben als ein Wächter aufgenommen habe, vollendete ich heute nicht meine gesamte Arbeit. Über 500 Jahre lang habe ich nicht geschwänzt und habe steht's meine Arbeit erledigt. Um drei Uhr nachts hatte ich genug Zähne gesammelt für das Ritual, danach habe ich aufgehört.
„Der Mond schaut nicht mehr lange nur zu.", einer der Sätze, welche mir den Kopf zerbrechen. Plant Manu etwas? Was plant er? Wie? Wann?!
Das ganze Gespräch gab mir nur Fragen. Durch meinen Kopf schossen alle Möglichkeiten, wie alles Sinn machen würde.
„Bring alle zusammen"
So ungern auch wie ich die anderen sehe, muss ich mit ihnen wohl oder übel reden. Viel zu viel steht auf dem Spiel
Fee ist verschwunden und einer von den dreien ist gestorben...Manu...
Ich brach mit meiner Tasche gefüllt mit Fees Tränken und meinen Utensilien auf zum einzigen, der sowieso nur an einem Ort hockt.

 

Santa POV:
Hinter der Tür hörte ich nur das chaotische toben der Wichtel. Sie sind ganz außer sich, dass Weihnachten ausfällt, aber ich hätte nicht die Kraft meine Magie vollständig für die Geschenke zu opfern.
Durch den Tod eines Wächters ist die Magie der anderen schwächer. Deswegen habe ich versucht uns zusammen zu bringen. Und was ist passiert?
Bunny hat als einziger nicht eingeschlagen und ist jetzt Tod. Es hätte auch ein anderer meine Brüder sein können, dieser Pakt war unser letzter Kontakt.
Warum versuche ich überhaupt eine tiefere Bindung zu erreichen, wenn es genau so bleibt wie vorher?
Zurück zur Gegenwart. Ich muss hier raus. Ungesehen aus meiner Werkstatt ist ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man alle 5 Sekunden angesprochen wird. Bei diesem Chaos hinter der Tür sogar noch unwahrscheinlicher, wenn das überhaupt noch geht. Ich hoffe einfach, dass sie sich mal für eine Minuten beruhigen und ich zu einem meiner Wägen komme.
Ich muss Bunny finden. Um sicher zu gehen. Ich meine es kann auch ein reiner Zufall sein, oder?
„Es gibt keine Zufälle...." , echote es in meinen Kopf. Manu hat das immer wieder gesagt. Es hatte sich so sehr in meinen Kopf eingebrannt, dass ich es bis heute noch sein Gesicht vor mir sehe.
In meinen Gedanken war ich zwar sehr vertieft, merkte aber sofort, wie es hinter der Tür leiser wurde.
Es rappelte an der verschlossenen Tür, gefolgt von einem dringenden Klopfen.
„Nummer 12, ich sagte doch, dass ich nicht gestört werden will!", kam es automatisch aus mir raus. Kein anderer Wicht kam sonst in mein Büro. Nummer 26 ist die einzige.
„Klaus! Wenn du nicht diese scheiß Tür aufmachst trete ich sie auch gerne ein!", beschwerte sich die Person auf der anderen Seite.
„Sandy? Was machst du denn jetzt hier?" hinterfragte ich, nachdem ich die Stimme zugeordnet habe. Langsam näherte ich mich auch der Tür. Etwas unsicher, da ich immer noch an den Fremden denken muss.
„Warum denn wohl?! Entweder ist der Hase tot oder Fee! Das weißt du doch selbst-" mit angehobene Faust stand er jetzt vor mir. Seine Rede kann ich mir auch sparen. Bevor ich ihn ins Büro gezogen habe, sah ich noch die Gesichter von vier Wichteln, der Rest ist spurlos verschwunden. Mit einer Hand zog ich ihn am Arm rein und mit der anderen zog ich schnell die Tür wieder zu.
„Eyy! Was sollte das jetzt?!" beschwerte sich Sandy, während er sich losriss. Er hatte seine Kapuze sich aufgesetzt und seine komische Brille auf dem Gesicht. Bei genauerer Betrachtung fand ich ihn ein bisschen blasser als sonst und seine Kleidung dreckiger.
„Die Wichtel nerven mich schon den ganzen Tag, nachdem ich Weihnachten für ausgefallen erklärt-"
„Du hast was? Das kannst du denen doch nicht so ins Gesicht sagen.", wurde ich jetzt unterbrochen.
„Heute ging alles drunter und drüber, wenn nicht sogar einer meiner geringsten Sorgen... wie bist du denn an denen vorbei gekommen, die schlafen doch jetzt nicht alle oder?", versuchte ich ihn zu erklären.
„Sie sind mir einfach aus dem Weg gegangen. Nichts besonderes." zuckte er mit der Schulter. Ich bemerkte wie er leicht zögerte bei dieser Aussage. „Was kann den bitte noch so schlimmes hier passiert sein. War hier eine Prügelei oder warum sieht es so aus wie auf einem Schlachtfeld?"
„Wenn du doch nur wüsstest...", murmelte ich. Mir war bewusste, dass er mir jederzeit die Antwort entziehen würde, aber ich hatte wirklich keine Lust es zu erzählen.
Er zog bei meiner Antwort nur eine Augenbraue hoch, was durch seine Verdeckung kaum zu erkennen war.
„Fee ist verschwunden.", kam es plötzlich aus ihm raus. „Schon seit mehreren Tagen. Keine Ahnung wo xier ist. Wir müssen entweder xier oder den Hasen finden. Sonst werden wir nicht erfahren wer jetzt...gestorben ist." seine Verwendung von Fees Pronomen ignorierte ich.
Beim ansprechen des Todesfalls verkrampfte ich mich. Meine Gedankten schwenkten um zur Nachricht.
„Ich habe ein paar Sekunden vor dem Tod eine Nachricht von Bunny bekommen... die erste seit Jahren. Es hat sich so angehört wie ein Abschied...", ich versuchte meine Verzweiflung mir nicht anmerken zu lassen. Was bei Sandy ein Ding der Unmöglichkeit ist. Er kann jemanden auch nur aus den Augenwinkel betrachten und weiß seine ganze Lebensgeschichte.
Jetzt sah ich ihn an und merkte, wie seine Anspannung verschwand.
Wir wussten beide, dass wir jeweils einen Tod mehr hinterhertrauern würden als den anderen und das ist der entscheidende Unterschied.
Einer von uns wird gebrochen sein, keiner will aber die Wahrheit sehen.
„Dann müssen wir ihn finden. Bei ihm hätten wir mehr Chancen.", gestand er. So sehr er auch andere anstachelte, weiß er auch, wie man mit Menschen umgeht. Seine ruhe, als er den Hasen ansprach, hätte ich schon fast als Reue gesehen. Ist bestimmt nur Einbildung. Seine gesamte Energie scheint sich verändert zu haben.
„Könntest du nicht...du weißt schon... in den Träumen sehen, wo er war. Du hast doch Einfluss darauf."
„Nein.- In die Träume zu sehen würde zu viel Zeit kosten und viel zu viel Energie...Wir könnten doch beim Pergament anfangen."
Wie kam er denn jetzt auf das Pergament?
„Und was soll das Pergament uns denn jetzt bitte bringen?"
Sandy lehnte genervt seine Stirn in seine Handfläche. Würd ich es besser wissen sah er auch deutlich erschöpfter aus. Er seufzte leicht und starrte mich mit durchdringenden Blick an, dass konnte ich auch erkennen ohne es zu sehen.
„Sagen wir mal, dass wir mal sichergehen sollten. Das Pergament beinhaltet die Magie von uns allen, vielleicht können wir den Hasen aufspüren. Er hat ja den verdammten Stein, solange er den nicht verloren hat können wir ihn so finden. Außerdem habe ich ein ungutes Gefühl was den Mond betrifft."
Die genervte Art von Sandy regte mich etwas auf, aber für den Moment musste ich es aushalten.
„Dann sollten wir mal los oder?" ich ging schon Richtung Tür „warum bist du eigentlich nicht schon vorher hingegangen, wenn Fee so lange vermisst ist?" Sandy setzte sich auch in Bewegung und folgte mir hinterher.
„Bist du so dumm oder tust du nur so? Keiner von uns kann alleine diesen Zauber ausführen. Ist nicht so, als ob jeder von uns über einen Kompass verfügt, um die anderen zu finden. Fee hat doch vor einer Ewigkeit gesorgt, dass im schlimmsten Fall Manu nicht alleine uns finden kann. Außerdem hatte ich keine Zeit."
Guter Einwand, aber etwas war mir nicht klar.
„Seit wann hast du denn keine Zeit? Nachts Leute in den Schlaf zu lullen ist doch nur eine Sache von keine Ahnung- 4 Stunden?"
Damit habe ich wohl eine Grenze überschritten. Eilig stellte er sich vor mich und stoppte mich mitten in der Werkstatt.
Sein Blick könnte den von Fee Konkurrenz machen, wenn er pissed ist. Und das soll was heißen, seine Blicke können töten.
„Was weißt du denn bitte von meinen Job. Den Sand zu verteilen ist doch nur ein Bruchteil. Die vielen Träume jede Nacht zu ändern und zu erschaffen dauert weitaus länger. Tagsüber benutze ich meine Magie noch dazu.
Und denk mal darüber nach, dass ich nicht mal schlafen kann! Wie denn auch? Ist ja nicht so, als ob etwas mich zum schlafen bringen könnte!
Oh! Hätte ich fast vergessen. Fee ist nicht da und ich muss xies Job noch zusätzlich machen. Also weniger Zeit meinen Job zu erledigen und ich muss noch Zähne sammeln. Noch mehr Magie benutzen um diesen Scheiß Zauber gegen Manu herzustellen! Um den du dich Seiten Jahren nicht mal mehr scherst!
Ich arbeite wortwörtlich Tag und Nacht und habe auch keine Sekunde eine Form von Ruhe! Stell dir doch einfach mal vor wie es ist, nie zwischen Realität und Vorstellung unterscheiden zu können! Einfach immer neue Ideen zu haben und alle Situationen zehnfach vorauszusehen! Die Bilder immer schrecklicher als vorher und warum?! Ich habe jeden Tag Angst das Fee stirbt oder was anders passiert! Das Manu kommt und ich ihn nicht aufhalten kann!
Ich habe alle Albträume immer vor mir und habe Angst sie nicht kontrollieren zu können! Mich kontrollieren zu können!
Also entschuldige, dass ich mal keine Zeit hatte und einfach mal müde bin!!"
Während dieser Rede hat sich seine Aura komplett verändert. Seine Stimme hat sich undefinierbar geändert und der Raum um ihn herum scheint dunkler geworden zu sein. Ich bemerkte, wie sich meine Härchen aufstellten und Schweißperlen sich bildeten. Ab den Zeitpunkt könnte ich sogar sagen, dass ich Angst hatte.
Während Sandy einem immer Ruhe brachte, war ich jetzt hell wach. Das Gefühl gleicht dem, welchen ich auch beim Fremden hatte.
Zu spät realisierte ich, wie viel er von sich preisgegeben hatte. Dieser ganze Monolog kam von einer anderen Person, die nicht der Sandmann ist, den man sieht.
Nach wenigen Sekunden drehte er sich weg und ging einfach weiter, als ob nichts passiert wäre. Ich will noch nicht einmal nachfragen, wie er das gemacht hat. So habe ich ihn noch nie erlebt.
Ich schluckte meine Furcht herunter und folgte ihn.
Er hat Angst... und weiß nicht wie er damit umgehen soll....

Chapter 12: Präkognitionen oder Alb?

Chapter Text

Santa POV:
In meiner großen Garage standen so viele rote Wägen, dass man bei der Anzahl förmlich den Überblick verlor. Ich konnte jedes einzelne aufzählen, nachdem ich sie schon seit Ewigkeiten gesammelt habe.
Das Gesicht von Rob, als ich ihn mein erstes Auto gezeigt habe brachte mich immer noch zum Lachen. Dieser Schock von ihm erstetzt zu werden, obwohl er safe wusste, dass ich mein Rentier, meinem Löwen, meine Bären, niemals ersetzten könnte.
Wenn ich mal ganz gechillt bin, fahre ich auch mal mit dem Motorrad durch die Nacht.
Heute bin ich aber gar nicht gechillt. Sandy ging an meiner Seite und stieg in eins meiner Karren, nachdem ich selbst im Fahrersitz Platz nahm. Ich fuhr los und saß durchgehend angespannt in meinem Sitz.
Normalerweise fühle ich mich nicht bedroht von irgendetwas. Immerhin bin ich das mächtigste Wesen der Welt! Aber seitdem Sandmann diesen Ausbruch hatte wollte ich vor ihm einfach nur weg. Klar ist das respektlos, aber ich tue es ja auch nicht.
So wie ich mich jetzt fühle, kann ich Bunny verstehen, wie er sich früher gefühlt hat. Sandy kannbedrohlich wirken, wenn er emotional wird. Ein höchst seltener Fall bei ihm.
Wenn wir schon nach Bunny suchen....
„Ähmmm...würde dir es etwas ausmachen, wenn wir noch wo nen Abstecher machen? Ich hätte noch einen Vorschlag wo wir suchen können...?"
Seit wann frag ich jemanden nach Erlaubnis? So awkward habe ich mich noch nie mit ihm geredet.
„Und wo soll das sein?", erwiderte Sandy mit einem Brummen. Er wirkte nicht angespannt aus meiner Perspektive. Er saß so gechillt im Beifahrersitz, als ob ihm das Auto gehören würde. Aber er hatte immer das Talent gehabt sich alle Orte gemütlich zu machen und entspannt dort zu sitzen.
„Seine Wohnung. Ich meine. Wenn er da ist sind wir zu dritt unterwegs. Und wenn nicht können wir uns was überlegen. Vielleicht kann man feststellen wo er ist"
Schlug ich einfach vor. Ich bezweifelte das Sandy zustimmen-
„Können wir machen. Da kann ich noch was austesten."
Das Ende war nur ein Gemurmel. Um ehrlich zu sein war ich schon überrascht das er mir zustimmte. Ich änderte leicht die Route zu der Wohnung. Die Sonne ging derweil zur meiner linken auf und lies den Mond nicht mehr so präsent wirken.

 

Sandmann POV:
Mit Klaus ein ziviles Gespräch zu führen ist eine Sache. Eine andere ist es vor ihm einen Zusammenbruch zu bekommen.
Wie konnte ich so schnell die Kontrolle verlieren?! Ich habe ihn Teile meiner Ängste offenbart und hatte keine Kontrolle über mich selbst. Auch wenn er es nicht gemerkt hat,er ist zurückgewichen. Und er hatte Angst. Furcht über sein ganzes Gesicht und in seinem inneren.
Das schlimmste war, dass ich es gespürt habe. Das meine eigenen Emotionen sich so manifestiert haben, dass diese Energie von mir ausging.
„Also entschuldige, dass ich mal keine Zeit hatte und einfach mal müde bin!!"
Der Satz, der seit Tagen mich verfolgt und ich das erste mal aussprach. Nie habe ich mich als schwach gesehen von meiner Selbstkontrolle. Wenn die Welt aus den Angeln gehoben wird sieht man wie verletzlich man eigentlich ist.
Es passierte so schnell, wie ich die Kontrolle über alles verlor. Und man denkt, dass man alleine auf dieser Welt ist.
Und ich war alleine. In meiner Welt. Der Realität zu entweichen scheint so einfach. Zu welchen Preis? Das Unwissen in der Welt.
Der Fremde hatte recht. Ich muss mich richtig entscheiden, für mich und andere.
Ich ging einfach von der Szene davon, lies Klaus dort stehen. Ich wollte meine Verzweiflung nicht zeigen lassen, obwohl ich es bereits getan hatte. Die Angst nicht zeigen, obwohl ich sie gestand.
Meine Gedanken wurden zu einem Strudel aus Verzweiflung. Ich brauchte eine Pause, eine Ablenkung.
Nachdem Klaus vorgeschlagen hat, erst zu der Wohnung zu fahren wahr ich etwas beruhigt. Ja ich will Fee finden, aber ich kann das alles nicht mehr. Ich war einfach mal müde.
Obwohl ich theoretisch nicht schlafen konnte schloss ich einfach meine Augen und verlor mich in meiner Fantasie, um etwas Ruhe zu finden.
Als wir endlich ankamen stieg ich sofort aus. Es war einfach beklemmend mit jemanden im Auto zu sitzen, mit dem man kaum redet. Die Stimmung war ja schon vorher angespannt.
Ich wollte schon fragen, wie er in das Haus kommen wollte.
Da hörte ich schon ein krachen. Klaus hat einfach die verdammte Tür eingetreten.
„Gott, was hat die Tür dir denn getan? Nachher denkt jemand wir sind Einbrecher.", versuchte ich ein bisschen die Stimmung zu lockern.
Ich umgriff den Riemen meiner Tasche, als ich über die jetzt am Boden liegende Tür stieg.
„Gar nichts. Hab meinen Schlüssel verlegt und theoretisch brechen wir ja auch ein, ich habe einfach keine Geduld gehabt." drehte er sich zu mir und zuckte mit der Schulter.
Zusammen betraten wir das Wohnzimmer, welches ein einziges Chaos war.
„Er hat etwas gesucht." stellte ich fest.
„Was denn?" fragte Klaus ganz stupide.
„Ein Portal zu Narnia- das weiß ich doch nicht!"
„Okay chill. Ich guck nach und du...wolltest etwas austesten, richtig?"
„Jep. Dafür brauche ich aber meine Ruhe. Versuch nicht zu stören und hinterfrag es einfach mal nicht."
Deffensiv hob er die Hände hoch und zog sich in das Wohnzimmer zurück, um nach Hinweisen zu suchen.
Ich wiederum verzog mich eher Richtung Küche. Mit den Rücken zu Klaus hockte ich mich auf den Boden und nahm meine Tasche ab. Ich packte einen Beutel mit hellen leuchtenden Sand, verschiedene Pflanzen, eine Streichholzschachtel und meine Sanduhr aus.
Etwas stupste mich von hinten an und ich drehte mich um. Ein kleiner Saugroboter mit Puschelohren. Der fuhr auch wieder davon und stieß gegen einen Becher auf den Boden, wo kalte Fertignudeln umgeben von Fliegen lagen.
Der Hase hat auch seine Bude nicht ordentlich verlassen. So oft bin ich nachts über irgendwelche Sachen bei ihm fast gestolpert, als ich ihn zum schlafen bringen musste.
Das lies mich wieder etwas bereuen, dass ich so nicht wahrgenommen habe. Er war der erste, der die Gruppe verlassen hatte und ich war wahrscheinlich der Grund dafür. Oftmals habe ich kurz in seinen Träumen eine Anspannung gesehen, als ich dort vorkam. Es war noch lustig, als ich angefangen habe ihn zu belasten. Jetzt ist er Tod und er ist wahrscheinlich mit einem Hass auf mich verstorben.
Ich schob diese Gedanken erstmal beiseite. Der Zauber ist jetzt im Fokus. Ich verstreute einen Kreis aus Sand und machte auch einen kleinen Haufen in der Mitte. Dort machte ich eine kleine Kuhle rein und legte bestimmte Pflanzen und Kräuter darein.
Letztlich zündete ich ein Streichholz an.
„Jetzt oder nie...", murmelte ich während ich das Streichholz fallen lies. Gleichzeitig drehte ich meine Sanduhr vor mir um. Der Sand fing an runter zu rieseln.
Im Schneidersitz saß ich nun davor und legte meine Handfläche auf den Knien nach oben. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf meine Kräfte.
Ich spürte wie die Magie im Raum pulsierte, aber nicht, wie sie wirkte. Der Zauber wollte nicht funktionieren, ich brauche mehr Kraft.
„Klaus! Ich brauche dich kurz mal, du Schmock!", dass ich unbedingt ihn zu Hilfe fragen muss, wie tief will ich denn noch sinken.
„Was machst du denn? Ich dachte, ich sollte dich nicht stören.", ich fühlte sein Grinsen in meinen Hinterkopf brennen. Aber er kam wenigstens zu mir.
„Ich will sehen, was hier passiert ist. Meine Kraft ist ein wenig eingeschränkt!"
Er setzte sich, auch im Schneidersitz, vor mich und hielt mir die Hände hin. Ich ergriff sie und konzentrierte mich wieder auf den Zauber. Schnell spürte ich mehr Magie und wie die von Santa meine Stärkte.
Eine leichte Brise ging durch die Luft und ich öffnete meine Augen, um den perfekten Moment absehen zu können. Ich sah kurz zu Klaus, welcher fasziniert auf den Zauber vor sich guckt. Auch ich senkte meinen Blick und beobachtete, wie der Sand sich leicht um uns drehte und sich in verschiedenen Formen bildete.
Durch Klaus wurden die Bilder standhafter, indem er durch seine Magie Gegenstände erschaffen kann, kann er die Illusion des Sandes stabilisieren. Der Sand der Sanduhr ging unendlich aufwärts, die Zeit wird mithilfe des Sandes zurück gedreht.
Es formten sich viele Szenarien in Bruchteilen von Sekunden, in jeder war der Hase zu sehen, aber ich muss den letzten Zeitpunkt finden, was schwer ist, wenn man die Situation nicht kennt.
Der Zeitstrom stoppte abrupt und der Sand manifestierte sich auf ein Bild. In der Sanduhr stoppte der Sand und begann langsam wieder zu fallen. Die Situation begann sich in normaler Geschwindigkeit zu bewegen, der Osterhase im Fokus.
„Ja, ich bin jetzt nicht mehr dein Manager mehr Digga. Ich helf jetzt Digga Elif bei ihrer Digga Tour. Digga.", redte eine mir unbekannte Stimme durch den Raum. Der Hase hat wohl mit jemanden telefoniert. Empört blieb er stehen.
„Was?!" „Tja, So schnell kann's gehen.......Digga."
Oh...
Der Anruf brach ab und der Hase senkte das Handy. Schock auf seinen Gesicht. Er blickte kurz eine Figur an, welcher dieser Saugroboter war, der sich auch verpisst hat. Selbst durch die Form des Sandes erkennbar. Mit diesen Satz habe ich ihn immer hochgezogen. Bei seinen Anblick fing mein Herz an sich zusammen zu ziehen. Nebenbei bemerkte ich, wie der Sand um mich herum sich auch dunkler färbte.
Ein Schrei ging vom Hasen aus, wie auch eine Druckwelle, die wie ein Wind durch mich fuhr. Alles was ich tun konnte war zusehen. Später realisierte ich was überhaupt geschehen ist.
Wütend blickte der Hase sich um. „ Der Stein! Oh nein nein neinnein!" Der Wut verwandelte sich in Schock und Panik.
Der Stein, welchen ich nicht direkt gesehen habe ist geknackt. Der Osterhase hat ihn berührt und hatte wohl eine Vision.
„Fuck!...er kommt.", man sah ihn nich durch das Wohnzimmer hechten, als der Zauber abbrach und in schwarzen Sand verfiel.
Eine plötzliche Erschöpfung schoss durch mich, auch wenn es ein kurzer Rückblick war, hatte ich das Gefühl als wären es Stunden gewesen. Ich stoppte nur einmal im Jahr die Zeit, zurückdrehen auch wenn es nur durch den Sand ist, war etwas vielleicht einmal jedes Jahrzehnt.
Der Mondstein war kaputt?! Das ist nicht gut. Er muss zum Pergament gegangen sein. Ja genau!
Eine Erkenntnis machte sich in mir breit. Der Grund warum der Hase den Stein fast zerstört hatte war ich. Ein einfacher Satz hätte fast das zerstören können, was wir seit Jahrhunderten aufrecht zu erhalten versuchen.
Der Hase hatte sich nie davon wohl erholt.
Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich zuckte augenblicklich zurück. Ich blinzelte und sah Santas Gesicht vor mir. Er sprach irgendwas, aber ich konnte ihn nicht hören.
Als ich mein Umfeld wahrnahm merkte ich erst, wie meine Lungen brennen und ich schwer atmete. Achtungslos nahm ich die Kapuze vom Kopf und zog die Brille aus und hielt sie in der Hand. Ich fuhr mir mit einer über mein Gesicht und durch die Haare.
Meine Atmung wurde regelmäßiger und ich schreckte zurück als ich Klaus vor mir sah. Er sah sehr bekümmert aus und leicht schockiert.
„Was?", fragte ich mit einer rauen Stimme. Warum war sie so rau? Es war nicht so wie beim Fremden, kam ihr aber bedrohlich ähnlich.
„Was ist denn bitte mit dir passiert? Du siehst furchtbar aus.", sagte er besorgt. Auch er schien geschockt zu sein von meiner Stimme.
Da bemerkte ich auch meinen Fehler meine Bedeckung abgenommen zu haben. Auch wenn Santa ein Idiot war, würde er niemals die heftigen Augenringe, eingesunkene Augen und blasse Haut übersehen können.
„Ich-...", schnell gab ich auf mir eine Ausrede auszudenken, da ich zum ersten Mal in meinem Leben keine Idee hatte. Meine Augen fokussierten sich auf den Boden, niemals würde ich ihn die Genugtuung geben, ihn einen verzweifelten Blick zu schenken.
Santa seufzte und bewegte sich zu mir. Vorsichtig legte er einen Arm um meine Schulter. Ich war einfach zu erschöpft, um etwas dagegen zu tun. Mein Kopf lehnte sich an und ich atmete einfach mal tief ein. Nach ein paar Sekunden löste ich mich auch wieder von ihm, auch wenn ich seit langem mich nicht wohler gefühlt habe.
„Es ist alles meine Schuld...ich hätte auf Fee aufpassen müssen...der Hase ist wegen mir ausgerastet...ein Fremder sagt mir, dass ich alle zusammenbringen soll...selbst meine Kräfte kann ich nicht mehr kontrollieren! Warum verlier ich so plötzlich die Kontrolle über alles?", gestand ich Klaus. Trotz unserer Distanz ist er immer noch mein Bruder.
Er sah mich stirnrunzelnd an. „Welcher Fremder?"
Meine nächsten Worte habe ich mir erst überlegt „Heute Nacht bin ich einer vermummten Person begegnet, welche mir bestimmte Sachen weiß gemacht hat. Merkwürdige Auffälligkeiten, die niemand wissen kann. Er hatte einen Sack von dir dabei.", Santas Augen weiteten sich und er schien jetzt Panik zu bekommen.
„Was ist passiert Klaus? Bevor ich gekommen bin."
„Der Fremde", fing ein vorsichtig an „war in der Werkstatt und hatte Erinnerungen in mir geweckt, die selbst ich nicht an die Oberfläche holen wollte. Er war dabei, als einer der schwarzen Briefe einen Wicht verflucht hatte und nahm am Ende sich einen Sack von mir und füllte den mit den schwarzen Briefen..." er legte seine Stirn nochmals in Falten und starrte mich an.
„Warum ist der Sand eben pechschwarz geworden?", verwirrt von der Frage wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Normalerweise habe ich immer plötzliche Themenwechsel verursacht.
„Ich weiß es nicht genau. Wie bereits gesagt, habe ich das Gefühl die Kontrolle zu verlieren. Der schwarze Sand kam diese Nacht das erste mal zu mir, normalerweise bin ich nicht der Auslöser."
So ein ehrliches Gespräch haben wir noch nie geführt. Auch wenn Santa als wir noch Kinder waren immer der war, der uns zusammengehalten hat, hatte ich nicht mit ihm so geredet.
Wir waren beide am Ende. Ignoranz war etwas was wir gerade am wenigsten wollten.
Ich stand auf, wodurch ich die Stimmung zerbrach. „Naja... wenigstens wissen wir jetzt wo er hingegangen ist."
Ich packte meine Sachen zusammen, während auch Santa aufstand und sich etwas Sand von den Klamotten klopfte.
„Was ist mit dem Sand?" fragte er während er hinter sich zeigt.
Ich zuckte mit den Schultern „Einfach liegen lassen. Keiner kommt hier rein denk ich mal... und wenn dann wird es zu einem ultimativen Mystery Spot. Woher stammt der verfluchte Sand? BILD Zeitung Überschrift, wird lustig sein das mal zu lesen"
Damit war alles wieder beglichen. Es war alles wieder im Gleichgewicht, als wir ins Auto gestiegen sind, vielleicht wird der Tag erträglicher als gedacht.

Chapter 13: Seit vielen Monden schon bereit

Chapter Text

Zahnfee POV:
Seit dem Moment, wo einer von meinen Brüdern verstorben ist, wollte ich einfach nicht mehr. Ich habe geweint, danach war einfach eine Leere da. Worauf soll ich jetzt warten? Einer ist Tot und zu dritt würden wir es nie schaffen, abgesehen davon, dass ich komplett unnütz bin.
Mittlerweile fühlte ich den Schmerz nicht mehr und ertrug es einfach. Selbst wenn ich frei wäre, könnte ich mehrere Tage lang nichts bewirken. Zusätzlich spielte meine Gedanken mir auch Streiche.
Man hört nur, dass unter Schlafmangel man anfängt zu halluzinieren. Ich kann beweisen, dass es so ist. Oft höre ich Stimmen um mich herum oder sehe etwas aus dem Augenwinkel, was nicht da ist.
Wozu das ganze? Nur das Manu mich eigenhändig töten wird?
Die Hoffnung stirbt bekannterweise zuletzt, ich hatte sowieso wenig davon übrig. Überrascht war ich aber, als der Boden anfing zu beben. Ich wusste nicht was ich tun sollte, was ich tun könnte.
Den Grund für das wackeln stand mir wenige Sekunden später gegenüber oder das etwas. Ein strahlend heißer Strahl traf den Boden nur wenige Meter vor mir. Für wenige Sekunden passierte nichts. Irgendwann jedoch bildeten sich Risse und die Schwerkraft scheint nicht mehr zu existieren.
Ich fiel zusammen mit der Insel und konnte mich auch nicht bewegen, um zu sehen wann der Boden zu mir kommt. Alles um mich herum löste sich in mehr Brocken.
Für einen kurzen Augenblick konnte ich wieder den Himmel sehen. Damit aber auch die Sonnenfinsternis. Ich sah weitere Figuren fallen und einen Hauch von rot, wahrscheinlich Mondblumen. Merkwürdigerweise sah ich auch noch einen Heißluftballon, der sehr weit weg schien.
Der Mann im Mond ist zurück und ein Sturm kommt zu uns. Ich kann keinen vor diesen Sturm schützen. Kurz vor dem Aufprall verschwand schon mein Bewusstsein.

 

Santa POV:
Nach diesen Gespräch fühlte sich eine Last von mir genommen. Wer hätte gedacht, dass man einen kleinen hearth-to-hearth Moment mit dem Sandmann haben kann.
Es ist auch irgendwie faszinierend zuzusehen, wie schnell er die Stimmung wechseln kann. Von einem Moment, wo man noch verwirrt ist, zu einem kleinen Witz nebenbei. Das war aber auch dringend nötig.
Die nächste Fahrt, die wirklich durch die Stadt geht und nicht in der Nacht durch die Luft, war direkt viel entspannter. Wir haben jetzt nicht wirklich viel geredet während der Fahrt, aber es war wenigstens nicht mehr so angespannt.
Ich war zu sehr auf die Straße konzentriert, als mich Sandy plötzlich am Arm rüttelte.
„Halt den Wagen! Wir haben jetzt ein wirkliches Problem."
Ich ging sofort in die Vollbremsung, was bei der leeren Straße jetzt kein Problem war. Keine Sekunde später öffnete er die Tür und stieg aus, ich folgte seinem Beispiel.
„Was ist?", fragte ich ihn einfach. Doch auf die Antwort brauchte ich nicht warten. Mein Blick folgte seinen. Die Sonnenfinsternis war am Himmel kaum zu übersehen.
„Fuck!", ein Knall ertönte gleichzeitig. Er sprach mir aus der Seele, aber er musste jetzt nicht aufs Autodach hauen. „Wir sind zu spät gekommen!"
„Was sollen wir jetzt tun? Außer, bitte nicht, mein Auto zu Randalierern."
„Ah die Karre überlebt das schon. Wir müssen zum Pergament. Jetzt! Schließ dein Auto ab, wir kommen da auch anders hin!"
Befiel er, während er zu mir kam.
„Ich lass es doch hier nicht einfach stehen! Wie willst du denn da jetzt hinkommen."
Er stand vor mir und sah mich schon fast angeekelt an.
„Gott, ich habe einen Idioten als Bruder. Durch den Sand! Wie denkst du, wie ich meine Arbeit mache!"
Ohh... stimmt.
„Dann los. Warum hast du es vorher nicht schon gemacht?"
Er ergriff meinen Arm und holte eine Handvoll Sand aus einen Beutel.
„Beim letzten Mal, wo ich mehrere Personen gleichzeitig teleportiert habe bin ich fast umgekippt, das hätte ich nicht mehrmals machen können, gerade jetzt."
Kurz darauf war ich in einen kleinen Sturm von Sand gehüllt. Als er sich wieder lichtete standen wir vor einer Tür, die ich zuletzt vor -keine Ahnung 30 Jahren- gesehen habe.
Eine Schockwelle ging durch mich, als es sich so anfühlte wie etwas verschwand. Sandmann stütze sich zeitgleich an die Tür. Der einzige Wächter den was hätte zustoßen könne wäre Zahnfee.
„Nicht schon wieder...", hörte ich ihn schwer atmend murmeln. Ich versuchte ihn zu stützen und ruckelte auch noch an der Tür, die überraschenderweise offen war.
„Es ist nicht wie letztes Mal. Weniger extrem... er ist einfach nur sehr schwach, nicht tot", ich öffnete die Tür.
„Ja...aber macht es nicht besser. Wenn Fee so geschwächt ist, dass selbst wir es merken, ist xier schon halb tot."
„Aber eben nur halb.", Sandy warf mir einen genervten Blick zu und versuchte sich aufrecht wieder hinzustellen. Er ging voran und ich folgte ihn noch rein.
Das Haus hat sich nicht wirklich verändert. Dieselben Gegenstände wie vor 30 Jahren standen noch hier. Unsere Schritte waren schwer unter dem Holzboden.
„Keine Bewegung! Ihr Asiaten, ich habe euch wieder im Visier...", ertönte eine Stimme im Raum. Wir drehten uns synchron um und erblickten den, mittlerweile alten, Hüter des Pergaments.
„Ähmmm, sorry du hast die falschen im ˋVisierˋ und auch in die falsche Richtung, hier sind wir." versuchte Sandmann auf uns zu deuten, indem auch noch mit seienen Fingern rumschnippst. „Wir wollen auch nur schnell zum Pergament, hat nur mit den Untergang der Welt zu tun", erzählte er noch beschwichtigt und schlenderte durch den Raum zur Tür. Ich folgte ihn und lehnte mich über seine Schulter.
„Das ist unsere Sicherung für das Pergament gewesen. Ist das nicht etwas zu einfach?"
„Hast du die Fallen vergessen? Wäre auch nicht so, als hätte es eine bessere Option gegeben. Bei dir würde es schneller in Flammen aufgehen, als dein Schlitten beschleunigen kann.", ich sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
„Wollt ihr mich wieder bestehlen? Ihr kommt hier niemals durch!"
„Alllteeer" drehte sich Sandy genervt zu ihn „wir haben dir dieses Teil gegeben. Wenn dann holen wir unser Eigentum zurück.", schnell ging er dann auch wieder weiter zum Raum mit dem Pergament.
„Denke sie dadran! Sie haben nichts gesehen!" rief ich den Alten hinterher.
Sandmann stand im nächsten Raum und starrte den Boden an.
Ich näherte mich ihn und wollte darüber Witzen, wie er den alten beleidigt hat, aber beim Anblick was der wer vor mir lag, konnte ich kein Wort rausbringen.
Der Hase lag regungslos auf den Boden. Das Gewicht der Welt scheint auf mich einzuprasseln. Ja ich war mir bewusst, dass er tot ist, aber ich hatte gehofft. Gehofft, dass es nur ein Zufall war.
Ich sank neben ihn auf die Knie. Mein kleiner Bruder kann nicht Tod sein, der Bruder den ich immer beschützt habe, den ich bei mir haben wollte. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden und hielt die Tränen auch nicht auf.
Es war schlimmer als die Leere, in der der Fremde mich geschickt hat.
Könnte ich doch nur noch einmal mit ihm reden, hätte ich ihn beschützt, ihn vor dem Monster geschützt, das ihn umgebracht hat, ich hätte-
Meine Gedanken wurden durch zwei arme um mich gestoppt. Ich legte meine Arme auch drum herum, tat so als würde Bunny vor mich hocken. Ich lehnte meine Stirn ab und lies es einfach mal raus. Mir war egal wer es war, nicht als würde ich es überhaupt bemerken.
Die andere Person war angespannt und lehnte sich jetzt nicht wirklich rein, aber das Gefühl zu haben, dass jemand bei mir war reichte für einen kurz Moment.
„Okay Klaus, geht es wieder?...Klaus?", hörte ich jemanden sagen.
„Klaus komm schon. Klaus?", löste sich die Person und fing an mich zu schütteln. Ich konnte mich aber nicht wirklich darauf zu konzentrieren.
„Klaus du Schmock wir müssen weiter! Klaus!", eine kleine Schelle an meiner Wange brachte mich zurück in die Realität. Sandy saß vor mir und hatte mir eiskalt eine Schelle gegeben.
„Wofür war das denn?!", fragte ich, während ich mir an der Wange rieb.
„Erstens weil ich das schon seit Jahren machen wollte, zweitens damit du aus einem Nervenzusammenbruch raus kommst. Ich weiß, dass er dir viel bedeutet, wir müssen uns erst aber auf was anders konzentrieren."
Den ersten Kommentar ignorierte ich. Wehleidig sah ich mich einmal zu Bunny rüber. Er hatte recht, wir müssen weiter.
„Dann sehen wir mal, was wir mit dem Pergament machen können"
Wir standen auf, um zum Regal mit dem Pergament zu gelangen. Doch die Box, wo es verstaut war lag nur noch in Scherben da.
„Unser Glück nicht war? 1. Fee ist verschwunden und wahrscheinlich halb tot. 2. Manu ist zurück. 3. Der Stein ist weg 4. Das scheiß Pergament ist auch nicht mehr da!", beschwerte sich Sandmann lauthals.
Okay, unsere Situation war beschissen und aussichtslos. Eine letzte Idee hatte ich aber noch.
„Dann müssen wir uns wohl auf unseren back-up Plan vertrauen, wenn Manu ihn nicht schon gefunden hat..."

Chapter 14: Der Mann im Mond schaut nicht mehr länger nur von oben herab

Chapter Text

POV Zahnfee:
Ein bedrückendes Gewicht war auf meinen Körper drauf. Ich versuchte mit aller Kraft, die ich aufwenden konnte mich unter den Trümmern zu befreien. Obwohl ich zwischen den Steinen zerquetscht wurde, merkte ich, wie meine alten Wunden nicht mehr so stachen.
Die Macht der Mondblumen ist verschwunden, wodurch ich mich endlich mal regenerieren konnte. Mit einer Leichtigkeit, die ich vermisst habe, konnten ich mich befreien und erblickte den strahlend blauen Himmel. Beim aufsetzten hatte ich mich ein leichtes Schwindelgefühl und sah, wie alles um mich herum zerstört war.
Die fliegende Insel war wohl größer, als in meinen Vorstellungen. Bei meinen Versuch vom Steinhaufen runter zu gehen merkte ich wie mein Fuß sich nicht so gut belasten lies. Daher humpelte ich auch leicht davon.
Wohin soll ich gehen? Eine Option war zum Sandmann, so weiß er, dass ich wieder frei bin. Wenn dann kann ich auch nicht wissen wo er ist. Heißt ich muss den Kompass finden, um mich mit den anderen zu vereinen.
Normalerweise würde ich versuchen Manu ausfindig zu machen, aber in meiner Verfassung wäre es Selbstmord.
Auch wenn ich wollte könnte ich hier dennoch kein Portal öffnen, um hier weg zu kommen. Ich schlich also an den Ruinen herum, in der Hoffnung meinen Stab vielleicht zu finden. Alles was ich sah war aber Gestein und, zu meinen Schrecken, Leichen von den Masken.
Natürlich hasse ich sie. Die haben mich an mein psychisches Ende gebracht und mich entführt. Aber der Tod auf dieser Art und Weise? Nein, selbst ich wäre nicht so grausam. Ich hätte Manu das auch nicht zugetraut, aber da haben ich ihn dann wohl unterschätzt.
Meine Augen suchten alles ab. Beinahe habe ich es übersehen, aber unter ein paar Steinen konnte ich meinen Mantel erkennen. Ein paar Meter weiter lag auch noch mein Hut, der es überraschenderweise auch überlebt hat. Beides war von Staub verdeckt und haben noch mehr Löcher bekommen, dennoch tat es gut beides wieder zu sehen.
Es war nicht wirklich kalt, doch der Mantel gab mir noch etwas Wärme. Einfach das Gefühl zu haben ihn zu tragen lies mich etwas ruhiger werden. Als ich meinen Hut wieder aufsetzte erhob ich meinen Blick. Das Bild was ich ein stückchen weiter weg von mir erblickte lies mich für einen Moment erstarren.
10 Meter von mir stand Manu mit seinen Rücken zu mir gewandt. Ich sah ihn leicht Zucken, als sich ein riss an seinen Unterarm bildete. Scheinbar war er auch leicht geschwächt, bedeutet aber nicht das er weniger gefährlich ist.
Sein Blick schwenkte über die ganze Ruine. Sofort sah er mich hinter dem halbhohen Steinhaufen zwischen uns. Mit seinen Kräften lies er mich durch die Luft fliegen, so dass ich nur wenige Meter vor ihn zu Fall kam. Ich versuchte mich noch so gut es geht aufzurichten. Eine leichte Panik kam in mir hoch, mein Atem wurde schneller, aber ich wollte meine Angst nicht zeigen.
„Fee, mit dir habe ich schon gerechnet..." seine Stimme klang wie ein Tiefes Echo. Eine, welche ich seit Jahrhunderten nicht mehr gehört habe. Seit unseren letzten Kampf hat sie sich aber stark verändert. Eine Konsequez des fehlenden Gesichtes, nahm ich mal an.
„Um es mit deinen Worten zu sagen: es gibt keine Zufälle."
Amüsiert lächelte er mich an „Das sind deine ersten Worte an mich? Nach so langer Zeit hast du keine bessere Idee, als meine eigenen zu verwenden. Ich habe mir das Familientreffen herzlicher vorgestellt."
„Herzlicher also? Wie soll das aussehen? Wir kuscheln und lachen darüber wie du einen unmöglichen Zauber ausführen wolltest und so viele Menschenleben gefährdet hast? Was erwartest du denn von mir? Das ich mich tausendfach bei dir entschuldige?"
Es sprudelte nur aus mir raus. In meinem Schock konnte ich auch nicht wirklich beeinflussen was ich sagte.
Manu lachte leicht auf „Was ich von dir erwarte? Du hast mich verraten! Sandmann der Petzer hat euch zu mir gebracht. Doch du... Du hast mich verbannt! Deine Zauber haben mich festgehalten. Diese paar Tage gefangen auf der fliegenden Insel war doch nur ein Bruchteil von der Länge, wie ich festsaß."
Er kam langsam auf mich zu. Sein Körper leuchtete heller und die Luft lud sich förmlich auf. Seine Wut verwandelte sich in ein hämisches Grinsen. Die Gesichter flackerte so schnell, dass ich keins davon direkt erkennen kann.
„Wenigstens bin ich nicht der einzige, der ein kleines Souvenir von dieser Rangelei davon getragen hat." er deutete auf meinen Kiefer.
Daraufhin konnte ich mir den Kommentar kaum verkneifen „Du hast mir zwar mein halbes Gesicht weggebrannt, aber wie heißt es doch so schön: wie du mir so ich dir. Obwohl ich denke, dass der Spruch Auge um Auge besser passen kann.... Ich sage immer Zahn um Zahn... jetzt eher Gesicht um Gesicht..." meinen Spott verheimlichte ich gar nicht. Warum würde ich nach alle dem?
Ein plötzliches rucken ging durch mich und ich fühlte mich in meiner Haut eingeengt. Meine Füße verließen den Boden, als Manu mich durch seine Telekinese hochhob.
„Wie lustig das du es auch noch ansprichst. Wo ist mein Gesicht?! Irgendwo muss es sein..." zischte er mich an.
„Mein Stab muss auch hier sein, ich heule aber nicht deswegen herum, anders als du." konterte ich. Das gefiel ihm gar nicht.
„Ich dachte, dass deine große Klappe weggefallen ist. Mehr auf sicher spielen und alles genau analysieren. Doch du bist nicht erwachsen geworden, so sehr man es auch denken mag. Immer noch führst du deine kleinen Bücher, um die Welt zu verstehen und drängst die weg, die dir lieb sind. Keiner ist dir je wichtig gewesen...oder?" spottete er.
Mein Herz zog sich zusammen. „Was willst du machen? Mich hier und jetzt töten? So das keiner mich vermissen würde?" ich wusste, dass einer mich vermissen würde. Aber wie wichtig war ich Sandy wirklich....
„Fee du weißt doch, dass es einer der schlimmsten Verbrechen ist den eigenen Bruder zu töten. Ihr seid zu schwach, um etwas gegen mich machen zu können und das weißt du! Ich brauche euch noch... zumindest das in euch drin." er deutete auf meine Körpermitte. Eindeutig war unsere Magie gemeint. „Ihr seid einfach nutzlos ohne eure Kräfte. Selbst wenn dann vergeudet ihr sie an die Menschen. Dieser Kindergarten soll aufhören! Dafür brauche ich noch so einige Dinge. Meine Zeit muss ich jetzt nicht mit Dir verschwenden."
Er dreht sich leicht weg. Ein kurzer Flick mit den Händen und ich wurde hunderte Meter in die Luft gestoßen. Diesmal landete ich mitten im Wald. Erneut auf mich allein gestellt...

Chapter 15: In der Not ist klar, dass sich alle Boten vereinen

Summary:

Das hier spielt weit in der Vergangenheit, unaware die Verbannung vom Mann im Mond. Das Kapitel wurde vor MiM Akt 3 geschrieben, deswegen ist das unsere eigene Interpretation gewesen.

Chapter Text

Sandmann POV:
Ich verstand einfach nicht was mit Manu los ist. Er war zwar oft auf den Mond, aber er kam wenigstens alle paar Tage mal vorbei. Ein bisschen Sorgen machte ich mir um meinen paar Minuten älteren Bruder schon.
Der Entschluss, dass ich mal zu ihm gehe kam sehr spontan. Ich muss einfach nur mal mit ihm reden, vielleicht kann man ihn so ja helfen.
So oft ich mit meinen Sand auch über den Globus reise, habe ich noch nie so eine große Distanz zurück gekegt. Ich hatte auch nie einen richtigen Grund.
Bei Morgengrauen, wo meine Arbeit beendet wird, machte ich mich bereit. Ich hatte keine Ahnung was mich erwarten würde. Als Kinder haben Manu und ich uns immer rausgeschlichen, um den Mond und die Sterne zu beobachten. Nachdem wir auf uns alleine gestellt waren, hatte er mir immer fasziniert von der Aussicht erzählt , die er jeden Tag vom Mond aus sah. So oft wollte ich schon dahin, fand aber nie die Zeit dazu.
Mit ein bisschen Euphorie verteilten ich den Sand um mich herum und konzentrierte mich darauf, wie ich auf den Mond lande. Wenige Sekunden später, die sich wie eine Ewigkeit angefühlt hat, löste der Sand sich auf.
Mein Blick wurde frei und ich bekam meinen Mund kaum zu. Die Sternen waren heller und klarer, als auf der Erde. Sternbilder, die ich seit meiner Kindheit kenne scheinen anders, aber nicht ins schlechte. Die Erde über mir schien so klein. Zum ersten Mal sah ich sie aufs ganze, nicht nur von gezeichneten Karten. Ich stand da für ein paar Sekunden und konnte mein Glück kaum glauben. Manu hatte nicht gelogen, dass war das schönste, was ich je gesehen habe.
Aus meiner Starre löste ich mich, als das letzte Sandkorn zu Boden fiel. Eine Welle der Erschöpfung ging durch mich, ein Nebeneffekt der weiten Reise. Das kann warten. Zuerst muss ich Manu finden, was einfacher war als gedacht.
Ein paar hundert Meter von mir entfernt sah ich jemanden auf einen Brocken sitzen und die Erde anstarren. Ich näherte mich meinen Bruder und setzte mich neben ihn.
Verwirrt sah er zu mir rüber, also hat er nicht beobachtet, wie ich hierhin kam.
„Samuel...Was machst du denn...hier?", fragte er unsicher.
Ich lehnte mich grinsend zurück „Ich dachte, ich statte dir mal einen Besuch ab. Du weißt doch, dass ich mal hierhin wollte, warum also nicht jetzt? Außerdem habe ich dich seit Tagen nicht mehr gesehen, ich habe mir Sorgen gemacht."
„Du brauchst dir keine Sorgen um mich machen", erklärte er „Ich sorge mich eher um dich"
Ich sah verdutzt zu ihn auf. Mittlerweile lag ich auf den Rücken, mit den Händen hinter meinen Kopf, damit ich weiter die Sterne beobachten konnte. Ich hob eine Augenbraue. „Um mich? Sag mal Mondchen, was bedrückt dich? Ich habe keine Probleme momentan. Hast du bestimmt von hier oben aus gesehen. Mach dir eher Sorge um den Hasen, ich denke das er sich wieder mit jemanden angelegt hatte."
Versuchte ich das Thema zu wechseln. Doch er kam mir zuvor. „Wie viele Menschen denkst du existieren mittlerweile?"
Verwirrt von der Frage setzte ich mich wieder auf. „Keine Ahnung? Es gibt viele ja, aber ich zähle sie nicht wie Schafe nach. Warum fragst du?"
Er sah mich stumpf an „Wie sollen wir die Menschen beschützen, wenn es so viele sind? Jeden Tag beschmutzen die Menschen den Planeten so sehr. Mittlerweile kann ich nicht mehr alle Grauetaten sehen, so viele sind es."
„Seit wann denn so ernst? Ja, es werden immer mehr. Wir werden schon hinterherkommen. Außerdem können wir das Schicksal nicht beeinflussen. Solange wir unsere Arbeiten tun, wird die Welt nicht untergehen." die Sorge wurde immer größer. Manu hat schon immer viel philosophiert, seit geraumer Zeit auch öfter mal über die Menschen im Zusammenhang mit dem Tod. Vergangene Ereignisse schienen dort auch untergemischt zu sein.
„Wenn wir die Menschen nicht aufhalten wird sie aber untergehen. Wir verschwenden doch einfach nur unsere Kräfte für sie. Insbesondere an denen, die es nicht verdienen. Wir müssen jetzt handeln, damit das Gleichgewicht bestehen bleibt"
Geschockt starrte ich ihn an. War das sein Ernst? „Was willst du tun?"
„Das Unkraut Mensch bändigen. Sie haben so viel zerstört und es kann nur schlimmer werden. Schließ dich mir an, mein Bruder. Zusammen werden wir die Welt von ihnen befreien..."
Was...? Ich stand auf und sah ihn einfach nur empört an „Nein....nein! Ich-ich werde doch nicht die Menschheit zerstören! Hast du die Moralen verloren?! Ich töte doch keinen Menschen!", mittlerweile bin ich schon mehrere Schritte zurück gewichen.
Auch Manu kam jetzt auf mich zu „Du hörst ja nicht was ich sage. Wenn wir nichts tun ist die Menschheit ihr eigener Untergang und auch unser Verhängnis. Wir kennen beide das Grauen, welches sie bewirken können."
„Das ist Wahnsinn!"
„Es ist gerecht!", sein Körper leuchtete immer mehr.
Bevor etwas passierte war ich wieder in meinen Sand gehüllt und verschwand vom Mond.

 

Schwer atmend kam ich vor dem Tor von Fee an. Ich habe keine Zeit gespart und eilte rein. Die erste Anlaufstelle war das Arbeitszimmer, wo ich ihn auch fand.
Er schreckte förmlich hoch, als ich die Tür auf knallte.
„Mein Gott!! Sag mal spinnst du?!", fluchte Fee, als eine Phiole runter fiel „Ich war fast fertig. Monatelange Arbeit für nichts...",er strich sich über sein Gesicht und atmete tief ein „du hast 10 Sekunden-"
„Manu will die Menschheit auslöschen!" sprudelte es aus mir raus. Fee stockte in der Bewegung und sah mich kurz an.
„Wenn das jetzt einer deiner Scherze ist, ist er einmal nicht lustig. Wir haben ihn einfach ein paar Tage nicht gesehen, dass bedeutet nicht den Untergang der Welt."
„Ich war bei ihm.", ich versuchte meinen Atem zu beruhigen „Er sagt, dass wenn wir nichts gegen die Menschen tun, er selbst die Menschheit bändigen will. Er hat versucht mich zu überzeugen mitzumachen. Wir müssen die anderen warnen."
Fee war danach für einen Moment still. „Das sind große Anschuldigungen"
„Aber du weißt es, dass ich so etwas niemals einfach so sagen würde. Über keinen von uns. Ich will keinen von uns was antun, aber er war sich der Sache sicher. Und du weißt genau so wie ich zu was er in der Lage wäre. Bitte Fee." flehte ich ihn aufrichtig an. So habe ich ihn noch nie angebettelt. Fee scheint abzuwägen, was er tuen wird.
„Okay...du holst Klaus, ich den Hasen", mit der ausgestreckten Hand stand er auf und beschwört seinen Stab „Wir treffen uns in zehn Minuten vor dem Tor, dann bringst du uns zu ihn."
Eine Welle der Erleichterung durchflutete mich, wie auch ein Angstgefühl. Ich weiß, dass ich das richtige tue, aber will ich es Manu antuen. Ich kann ihn nicht Menschen töten lassen, aber auch nicht verstoßen...
Ich nickte Fee kurz zu und ging nach draußen, um nicht den kompletten Sand in seinen Haus zu verteilen, würde ihn noch mehr aufregen, wenn ich etwas aus seiner Ordnung bringe.
Fee ging zu seiner Portaltür, um zum Osterhase zu gelangen. Ich benutzte meinen Sand, um an den Nordpol zu kommen.
Vor der Werkstatt kam ich aus. Die Temperatur hat sich von gemütlichen 20 grad zu minus Temperaturen gewendet. Ich klopfte an die Tür und hoffte, dass irgendwer sie öffnet, bevor ich sie eintreten würde. Tatsächlich öffnete mir einer der Wichtel die Tür, ich drängte mich an ihn vorbei, auf Höflichkeit kommt es grade nicht an. Durch die Halle ging ich schnell durch, wo die Wichtel an Werkbänke Spielzeuge bauen und Puppen Nähten. Auf halber Strecke kam mir mein Bruder entgegen.
„Samuel? Was führt dich zu mir? Weihnachten ist doch noch etwas entfernt."
„Ach ne... Santa, Manu hat etwas vor, wir müssen ihn aufhalten" Klaus verkniff sich ein Lachen und sah mich nur amüsant an.
„Was denn bitte? Den Mond heller strahlen lassen? Der wird schon nichts großes tun können"
„Nichts großes tun? Er will die Menschen unterwerfen. Die Welt ändern, indem er die Menschen kontrolliert.", meine Stimme war nur ein Flüstern, damit ich nicht seine Helfer verschrecke. Jetzt hörte er mir aber zu. Nur weil er nicht so eine starke Bindung zu Manu hatte, heißt es nicht, dass er seinen Aktionen aus den Weg gehen kann.
Ein halbes Dutzend Wichtel kam mir fast schon zu nah, ich wollte keine Massenpanik in der Werkstatt starten.
„Ein Moment...", weißte ich Santa an. Meine Hand griff in den Beutel an meiner Seite. Auf der Handfläche waren Millionen von Sandkörner, die von hinzugegebener Magie nur leuchteten. Ich drehte mich einfach im Kreis und pustete den Sand durch den Raum. Nacheinander legten sich die Wichtel zu Boden und die Werkstatt war nach wenigen Sekunden gespenstisch leise.
„Ey, du kannst doch nicht alle zum schlafen bringen!"
„Das ist der Sinn hinter meiner Magie, also kannst mir nicht sagen, dass ich es nicht könnte. Wir haben wichtigere Sachen zu besprechen."
Nachdenklich fuhr sich mein Bruder durch den langen weißen Bart. „Du willst also gegen ihn handeln? Wie?"
Mein Blick wandte sich ab. Diese Frage wollte ich nicht beantworten,aber es ist die einzige Möglichkeit. „Wir müssen ihn umstimmen... das wird aber ein Ding der Unmöglichkeit sein. Er ist auch so sturköpfig wie wir und er war sich der Sache so sicher..... im-im größten Notfall.... Müssen wir ihn verbannen oder so..."
Er sah mich einfach nur mitleidig an. Ich denke er spürt einfach meine Enttäuschung.
„Dann lass uns keine Zeit verlieren. Du warst bestimmt schon bei Fee, also denke ich mal, dass wir uns erst mit den anderen treffen. Bring uns hin."
Ich zögerte nicht und griff seinen Arm, um uns zurück zu bringen. Wenige Sekunden später standen wir beide vor dem Tor. Fee und der Hase kamen zeitgleich auch aus dem Haus.
„Was ist denn der Plan?", fragte der Hase ratlos.
Fee ergriff darauf das Wort „Erstmal reden. Dann sehen wir was passiert. Wir müssen uns auf alles gefasst machen.", Mein Herz zog sich etwas zusammen, das konnte jetzt nicht so schnell passieren.
Fee wendete den Blick zu mir „Würdest du uns zu ihn bringen?"
Ich nickte kurz auf. „Haltet euch gegenseitig fest und einer bei mir." wies ich sie noch ein. Diesmal holte ich direkt mit zwei Händen den Sand aus den nun halb vollen Beutel. Mit so vielen Personen bin ich noch gereist, geschweige denn so weit.
Ich schloss kurz die Augen und atmete tief ein. Eine Hand auf meiner Schulter lies mich kurz meine Nervosität vergessen. Mein Blick wandte sich kurz zu Fee. Seine Hand ruhte auf meiner Schulter, mit der rechten hielt er die vom Hasen. Klaus und er hielten sich gegenseitig fest.
Der Sand flog wenige Sekunden später in der Luft und umschloss die Gruppe.
Jetzt oder nie.

Chapter 16: In der Not ist klar, dass sich alle Boten vereinen 2

Chapter Text

Osterhase POV:
Der Sand war wie ein Wirbelsturm, der uns gefangen hielt. Ich konnte meine Augen kaum öffnen, sonst hätte ich Angst, dass er mir nur in die Augen weht. Könnte Sandmann die Sandkörner so präzise kontrollieren, hätte er es bestimmt gemacht. Doch ich spürte, dass seine Konzentration woanders lag. Auch wenn dieser Zauber nur wenige Sekunden dauerte, zehrte er sehr an seinen Kräften. Als der kleine Sturm sich beruhigte konnte ich seine Erschöpfung schon spüren.
Wir sind auf dem Mond angekommen, wo ich normalerweise auch meine Aufregung nicht verbergen konnte. Die Anwesenheit meiner Brüder und die allgemeine Situation hielt mich aber ab irgendeine begeisterte Reaktion zu zeigen.
Noch während ich losließ klappte mein Bruder förmlich vor Erschöpfung zusammen. Kurz bevor er auf den Boden aufkam hielt ich ihn fest. Ich packte meine Arme unter ihn, um den Aufprall zu stoppen, daraufhin legte ich eine Hand auf seinen Rücken, um ihn wenigstens etwas von seiner Last zu nehmen.
Kaum ging es ihn besser versuchte er meinen Halt zu entkommen und aufzustehen.
„Es geht wieder. Nur ein kurzer Schwächeanfall mehr nicht. Wollen wir?", versuchte Sandmann munter uns weis zu machen. Sein sonst so guten Lüge kamen heute nicht so überzeugend rüber.
Dennoch setzten wir uns in Bewegung. Manu stand ein Stück entfernt, aber ich rate mal, dass er auf uns gewartet hat. So wie er zu uns gewandt ist, ist er nicht gerade im Moment aufgestanden.
„Soso. Du wusstest nicht was du tun solltest und holst sofort die andern dazu. Irgendwie jämmerlich..." fing er schon hochnäsig an.
„Also ist es wahr. Du planst gegen die Menschen vorzugehen", schloss Fee zusammen „ Warum denn? Hast du vergessen, dass du selbst mal einer warst. Menschen machen Fehler, wir doch auch!"
„Diese ˋFehlerˋ haben zu so viel Leid und Tod geführt. Wir müssen die Menschen besser kontrollieren können, damit alle vereint sind. Ohne Schmerz und Krieg!"
Jetzt mischte Santa sich auch noch ein „Nimm es so von mir, aber es gibt keine perfekte Harmonie. Jeder wird immer eine andere Meinung haben. Konflikte werden immer entstehen. Wir können nur helfen den Schmerz besser zu machen."
„Wodurch denn?! Würde nicht einmal dieser Schmerz entstehen, müssten wir ihn nicht vertreiben. Habt ihr es nicht bemerkt, wir räumen nur den Dreck von den Menschen weg." argumentierte er weiter, mittlerweile spürte ich den Boden unter uns beben.
„Du willst also Gewalt durch Gewalt bändigen? Wenn du so denkst bist du auch nicht besser als das!" schuldete zuletzt Sandmann an. Was wohl das Fass zum überlaufen brachte.
Mit einer Bewegung lies der Mann im Mond Magie aus seiner Hand pulsieren, in die Richtung von Sandmann. Ich weiß nicht ob es Absicht war oder nicht, aber der Blitz traf so hart, dass er weit nach hinten flog und mehrere Meter hinter uns lag.
Jeder von uns war wie gelähmt für einen Moment. Manu hat nie einen Streit angefangen. Zumindest keinen im physischen Prinzip. Das alleine zeigte, dass ich ihn nicht so kannte, wie ich dachte.
Die nächsten Sekunden waren ein Chaos. Santa kam als erstes aus seiner Starre raus und sendete seine eigene Magie zu Manu. Fee setzte sich auch in Bewegung und stellte sich vor die Gruppe, um innerhalb von Sekunden ein schützenden Schild vor sich zu erschaffen. Kein Augenblick später wurde das Schild auch getroffen.
Ich währenddessen lief zum Sandmann. Nicht nur weil ich Angst vor diesen Kampf hatte, sondern weil ich auch nicht wüsste wie dort helfen kann. Mit einem Stöhnen setzte sich mein Bruder schon auf, aber schon bevor ich ihn berührte fühlte ich die Schwäche von ihm. Das reisen hat ihn doch mehr zu schaffen gemacht und der Blitz hat kein Stück geholfen.
„Lass mich los...!", versuchte er mich weg zu rütteln.
„So kannst du nicht kämpfen!", argumentierte ich gegen ihn.
Für einen Moment trafen sich unsere Blicke. Zu meinen Schock sah ich das erste mal Angst in seinen Augen, auch Sorge. Ein plötzliches Licht kam auf uns zu und ich reagierte zu spät.
Manu hat es geschafft ein Teil seiner Magie zu uns zu schicken und Sandy zu treffen, wessen Augen unnatürlich blau aussahen. Was bei unseren brauen Augen noch mehr hervorsticht.
Er krampfte in sich zusammen und wendete ich von mir ab. „Hey, Samu! Alles okay?!", ich legte meine Hand auf seinen Rücken und zuckte zurück, als so etwas wie ein kleiner Blitz mich traf. Doch diese kurze Berührung machte mir die Situation klar.
Der Zauber sollte ihn nicht verletzten! Sondern ihn kontrollieren! Sein Kopf schnellte nach oben und starrte mich an. Doch anstatt mich irgendwie anzugreifen oder aufzustehen wurden seine Augen wieder dunkler. Sie flackerten immer zwischen den grellen Blau von der Magie zu einem dunklen Braun.
Sein Atem war sehr schwer und er verkrampfte immer wieder. Ich spürte ein Teil seiner Schmerzen. Insbesondere der Kopf pochte einfach nur davon, als ob dort ein eigener Kampf stattfand.
„Verschwinde...!", keuchte Sandmann die ganze Zeit. Gerichtet war es nicht an mich. Er hielt sich die Ohren zu und seine Augenfarbe war mittlerweile wie ein Strudel aus blau und braun.
Irgendwie legte ich aus meinem Instinkt heraus meine Hände auf seine, obwohl dabei meine Handflächen brannte. Ich konzentrierte mich einzig darauf ihn zu helfen. Ich musste ihn da raus bringen.
„Keine Angst Samu, ich lass dich nicht in Stich!"

 

Zahnfee POV:
Verdammt! Ich habe einmal nicht aufgepasst und Manu hat es geschafft an meinem Schild vorbei zu kommen. Noch ein Grund mehr mich nicht ablenken zu lassen, obwohl ich sehen will was passiert ist!
Während des Kampfes fiel mir erst auf, wie wenig Teamarbeit wir eigentlich machen. Anstatt das Santa und ich abwechselnd gegen Manu kämpfen, stoppen wir uns eher gegenseitig.
Entweder stand ich vorne, um ein Schutzschild um uns zu bilden oder ab und zu einen Zauber rüberzuschicken, oder Santa drängelte sich vor um selbst anzugreifen. Dann musste ich auch immer mein Schild runter nehmen.
„Manu hör endlich auf! Wir wollen nicht kämpfen! Du musst doch sehen, dass deine Idee Wahnsinn ist!", versuchte ich ihn noch umzustimmen.
„Ihr denkt ich bin der Böse?! Schließt euch mir an, dann machen wir die Erde wieder besser!" antwortete er. Mit einer Druckwelle wurde Santa an meine Seite gedrückt. Im letzten Moment rief ich mit meinem Stab ein Schutzschild hervor, der den zukommenden Strahl abwehrte.
„Wir müssen die Sache beenden..." murmelte Santa an meiner Seite, während ich den Schild aufrecht erhielt.
„Wie denn bitte?! Ideen vor!", bekam ich mit zusammengebissen Zähnen raus. Langsam ging mir auch etwas die Kraft aus.
„Du bist der mit den schlauen Ideen!", rief er noch hinterher, als er von meiner Seite wich. Meine kurze Ablenkung war ein sehr großer Fehler.
Innerhalb eines Augenblicks wurde ich getroffen. Nicht von einer Druckwelle oder dergleichen. Meine linke Wange fühlte sich an, als würde sie in Flammen stehen. Ich bekam erstmal nichts mehr mit. Blind vor Schmerz realisierte ich erst ein paar Sekunden später, dass ich auf den Boden lag. Mein Zepter nicht mehr an meiner Seite.
In meinen Ohren war ein schrilles Geräusch und meine Sicht war verschwommen. Mit all meiner Willenskraft setzte ich mich auf. Mein Kopf pochte, aber ich musste mich auf andere Sachen zu konzentrieren.
Erst jetzt begriff ich, wie groß die Gefahr war. Manu war nie gewalttätig gegenpber uns gewesen. Klar ist die Magie stark, aber obwohl wir zu viert sind, können wir ihn alleine nicht das Wasser reichen. Wir müssen ihn unter Kontrolle bringen.
Ich verschaffte mir eben ein Bild von der Gesamtsituation. Manu und Santa kämpften im eins zu eins gegeneinander. Beide agierten sehr schnell, aber man merkte, dass Manu die Oberhand hatte. Mehrere Meter von mir entfernt hockte Osterhase vor Sandmann.
Sehen konnte ich nur die Magie vom Hasen, die Sandy heilte, genau wusste ich aber nicht was passiert. Ächzend stellte ich mich auf. Mit wackligen Beinen beschwor ich auch meinen Stab. Ich musste das alles hier beenden. Ein kleiner Plan puzzelte sich zusammen.
Santa wurde gerade zurück geschleudert. Zeit für mich zu handeln. Meine gesamte linke Gesichtshälfte fühlte zwar taub an, aber ich musste einen starken Zauber aussprechen. Vor allen weil ich nie so einen großen ausprobiert habe.
Ich schlug kraftvoll meinen Stab auf dem Boden und aktivierte dessen Magie. Ein glühender Kreis bildete sich um mich herum. Ich hielt mich am Stab fest und murmelte einen Zauber. Meine Magie floss in diesen Zauber und ich wurde von Sekunde zu Sekunde schwächer.
Es war klar, dass ich das nicht durchhalten würde, aber ich muss es wenigstens versuchen. Kurz bevor ich das Gefühl hatte von innen heraus zu verbrennen legte sich eine Hand auf meine Schulter.
Augenblicklich bekam ich neue Energie und machte weiter. Ein Blick nach hinten verriet mir, dass der Hase jetzt hinter mir stand.
„Sperr den Zauber in den Stein! Sonst löst er sich auf!" schrie der Hase mir zu. Beinahe hätte ich nichts verstanden. Doch in seiner Hand sah ich einen glühendem Mondstein, der nahezu perfekt für einen Zauber war. Er steckte den Stein in mein Zepter und hielt mit der nun freien Hand auch daran fest.
Ich sah ihn mir müde zulächeln. Mit einen Nicken machten wir uns bereit.
Zu zweit würden wir die Verbannung beginnen und gemeinsam beenden!

Chapter 17: In der Not ist klar, dass sich alle Boten vereinen 3

Chapter Text

Santa POV:
„Warum gibst du nicht einfach auf?!", fragte mich Manu. Wir beide waren außer Atem, aber keiner wollte aufgeben. Wo sind die anderen, wenn ich sie mal brauche?! Sandmann und Bunny haben gar nicht erst gekämpft und Fee ist einfach irgendwo.
„Oh du weißt doch das mich nicht so einfach besiegen kannst! Ich habe noch nie gegen einen von euch verloren!", antwortete ich hämisch. Es waren zwar nie große Kämpfe, aber ein Sieg ist ein Sieg.
Amüsiert lächelte er mich an „Weil du dich noch nie mit mir angelegt hast! Deine großen Reden über Einigkeit und Verständnis hast du nicht mal selbst befolgt. ˋMan muss nicht kämpfen um im Recht zu seinˋ laber nicht! Du hast immer als erster zugeschlagen!"
Daraufhin griff er mich wieder an, ich versuchte selbst anzugreifen und zu blockieren. „Woher willst du das bitte wissen? Du warst ja nie da!!", konterte ich. Er hat zwar eine traurige Wahrheit gesagt, aber ich weiß nicht woher.
Sein Blick wirkte kurz überrascht, dann aber geekelt. „Oh ich war da. Immer! Du hast mich nicht einmal bemerkt! Ich war dir einfach egal! So gut wie jeder war dir egal! Hauptsache du bist der beste! Wie konntest du überhaupt ein Wächter werden?!"
Er schob mich beiseite und ich flog leicht nach hinten. Ich fing mich aber bevor ich Bekanntschaft mit dem Boden machte. Irgendwas in mir war getroffen.
„Du weißt doch nichts von mir! Alles was du je getan hast, war mit Samuel zu reden und in die Ferne zu sehen. Deine Schwärmereien um deine Freundin und wie du ihr die welt schenekn würdest. Für nichts! Früher wie heute. Und dann? Dann kommst du an und willst die ganze Welt revolutionieren, auf Kosten der Menschen. Erneut. Du kanntest die Grenzen noch nie." fing ich an.
Gerade redete ich mich in Rage. Ein lila glühen war zu meiner linken, aber davon wollte ich mich gerade nicht ablenken lassen. „Im Gegensatz zu dir habe ich immer meine Versprechen gehalten! ˋWir besiegen das Monster gemeinsamˋ?! ˋWir halten immer zusammenˋ?! Warum stehen wir jetzt auf anderen Seiten, wenn du mich beschützen wolltest!"
Der nächste Angriff ging von mir aus. Der Mann im Mond taumelte nach hinten, fing sich aber. Auch er war jetzt komplett in Rage. Erneut wollte ich in Angriffsposition gehen, als mich jemand von hinten packte. Ich wurde nach hinten gezogen und fiel auf den Boden.
Über mich positionierte sich Sandmann. Warum griff er mich an?! Die Antwort wurde gegeben durch einen Blick in seine Augen. Sie strahlten in einen hellen blau. Manu der sich auch aufgesetzt hat und in unsere Richtung kam sah mich triumphierend an.
„Was hast du getan...", fragte ich ihn geschockt. Furcht kam zum ersten Mal in mir hoch. Eine Person zu verletzten war eine Sache, aber zu kontrollieren? Das war das grausamste. Der Gedanke allein nicht der Herr des eigenen Körpers zu sein.
„Meinen Plan durchsetzten. Gib es doch zu. Ihr seid zu schwach geworden wegen den Menschen. Euer Magie wäre durch freien Wille doch so viel stärker. Die Moral steht euch nur im Weg. Ich erlöse euch nur von dieser Last... bring ihn zum schlafen, mein Bruder.", erklärte er mir in aller Ruhe, bevor er weg ging.
Sofort setzte sich Sandmann in Bewegung. Er griff in seinen Beutel mit den Traumsand, um eine gute Portion über mich zu werfen, kurz bevor der Sand mich traf bin ich schon weg gerutscht. Ein Treffer und ich würde k.o. gehen. Ich muss aber in seine Nähe kommen.
Das Gute ist, dass er immer wieder Sand rausholen muss, das Schlechte ist, dass es ziemlich schnell geht. So gut ich konnte wich ich aus und versuchte irgendwie in einen toten Winkel zu kommen.
Der Plan ist nach hinten los gegangen, als ich aus versehen direkt vor ihm stand. Mein Körper reagierte schneller als mein Kopf. Ich ergriff seine rechte Hand, welche im Beutel war und zog ihn mit der andren eine rüber. Er taumelte zurück und hielt sich seine Wange.
Diesen Moment der Verwirrung nutze ich, um durch meine Magie ihn von der Kontrolle zu befreien. Mit meiner offenen Hand an seine Brust lies ich meine Magie durch ihn gehen, damit Manus rauskam. Ein goldenes Leuchten durchfuhr ihn, bevor er zusammenbrach.
Auf den Knien sah er mich an. Sein Blick hätte Bände sprechen können. Das wenige was ich darin erkannte war aber dasselbe, was er auch aussprach „Nach dieser Sache bist du so gut wie tot..."
Jep, er ist wieder normal. Ich hielt ihm die Hand hin, um ihn hoch zu helfen. „Wir wissen beide, dass du keiner Fliege was zur leide tuen kannst Sandmännchen."
Er stand ohne meine Hilfe mit wackligen Beinen auf „Das wollen wir doch erst sehen.", sagte er noch herausfordernd. Sein Blick wanderte einmal herum.
„Schnell, wir müssen den anderen helfen! Was zum Teufel ist passiert, als ich weg war?!" er ging schon los zu den anderen, während ich selbst erst darauf achtete.
Ein paar Meter von uns entfernt war ein völlig anderer Kampf zu Gange als ich dachte. Manu führte gerade einen Kampf gegen den Hasen und Fee, wenn man es überhaupt so nennen konnte. Beide waren eingeschlossen in einen leuchteten Kreis worin lila Flammen tanzten. Ein Schutzschild schirmte sie von dem Mann im Mond ab, der versucht dieses zu zerstören. Einige Risse waren schon darin zu erkennen.
Sandy und ich rannten rüber, um Manu wenigstens noch abzulenken, doch kurz bevor wir ihn erreicht haben zersprang das Schild in Einzelteile. Nur ein paar Stücke der Magie leuchteten noch kurz auf.
Im Inneren konnte ich genau erkennen, dass Bunny und Fee sich förmlich an den Stab Klammern, mit einen glühenden Mondstein in der Mitte. Bevor Manu sie Angriff setzte sich der Hase schon in Bewegung, um ihn zu stoppen. Er sammelte seine Energie und setzte eine große Druckwelle frei. Manu stolperte kurz nach hinten. Dieses Zeitfenster ließen wir nicht ungenutzt.
„Schnell! Wir brauche auch eure Magie!" keuchte der Hase noch hervor. Ich musste das Bedürfnis zu ihn zu gehen und nach seinen Wohlsein zu fragen wiederstehen. Es gab gerade andere Prioritäten.
Ich gab ohne zu zögern einen Teil meiner Magie in den Stein, ohne auch nur Fee anzusehen, bei was auch immer er da tat. Sandmann brauchte etwas länger. Seine Manipulation hatte ihn sehr zu schaffen gemacht und es reichte nur für ein kleines Leuchten aus seinen Händen. Dieser kleiner Funke war aber besser als nicht. Theoretisch gesehen brauchen wir nur noch eine Kraft.
Manu kam wieder zu uns. Sein Blick hätte töten können. „Warum wollt ihr nicht einsehen, dass all der Schmerz der Welt durch uns nicht mehr existieren wird!? Auch wir würden keine Wunden mehr tragen, kein Schmerz mehr haben! Meine einzige Absicht ist dich die Welt von ihr zu befreien, uns zu befreien!", versuchte er noch zu argumentieren.
„Auch der Schmerz, den du hinzugefügt hast?" hörte ich Fee hinter mir noch sagen „Keine Wunde wird je vollständig heilen. Allein die Erinnerung daran erhält sie! Du weißt das doch am besten!", Fee hielt den Mondstein nun fest in der Hand. Ich sah hoch in sein Gesicht und mir stockte kurz der Atem, dass kann doch niemals Manu getan haben!
Genannter riss wohl der Geduldsfaden vollständig. Ein großer Blitz eilte auf Fee zu, doch er streckte die Hand mit den Mondstein aus. Der Blitz traf ihn und im nächsten Moment war ich wie losgelöst von der Welt.

 

Mit einen Stöhnen setzte ich mich auf. Unter mir spürte ich die Erde und über mir erstreckte sich ein strahlend blauer Himmel. Ich lies die letzten paar Stunden Revue passieren.
Sandy kam in meine Werkstatt gestürzt. Mit den anderen sind wir zum Mond gereist. Manu wollte (/will?) die Menschheit kontrollieren. Großer Kampf. Sandmann Gedankenkontrolle. Mondstein am leuchten. Fees halbes Gesicht war blutig. Helles Leuchten, vielleicht Explosion...warte Fee!
Ich setzte mich schnell auf und kam in Bewegung. So gut wie jeder meiner Brüder war am Arsch, wie kann das alles nur an einen Tag passieren?!
Ich sah Sandmann etwa 10 Meter von mir entfernt am Boden liegen, ich lief schnell zu ihn rüber und hoffte einfach das er okay was. Als ich ankam war er aber schon wach und starrte nur den Himmel an.
„Verdammt! Geht es dir gut bist du verletzt?!", fragte ich ihn schnell. Er hob daraufhin nur seine Hand.
„Warte ˋnen Moment...zumindest, bis die Welt aufhört sich zu drehen. Also eigentlich nie, da rein logisch betrachtet sie sich immer dreht, aber hey, wer achtet denn darauf.", er setze sich ächzend auf und fuhr sich mit den Händen über sein Gesicht. „Alter war das ein Fiebertraum. Bester Kick seit Jahren wenn ich ehrlich bin."
Mit verschränkten Armen sah ich ihn einfach nur verwirrt an. Nach all dem Mist, der in den letzten Stunden abging, hatte er wohl einen Schlag gegen den Kopf zu viel gehabt.
Entgegen meiner Vorstellung stand er leichtfüßig auf. Zwar wirkte er etwas erschöpft, aber nicht sehr verletzt.
„Genauuuu..... Ich denke mal, dass wir nach den andern beiden sehen.", ich ging voraus und er folgte mir. Leicht überfordert mit der Situation wusste ich nicht wirklich, worüber man jetzt auch noch reden konnte.
Etwas von uns entfernt sah ich den Hasen hocken. Ein goldenes Leuchten erstrahlte vor ihn, ein Zeichen, dass er seine Magie anwendete. Folgendermaßen heilte er jemanden, also dann ist er bei- „Fee!!", unterbrach mich Samuel in meinen Gedanken.
Er rannte förmlich in die Richtung der beiden. Wenn ich so nachdenke, habe ich ihn nie irgendwo hinrennen gesehen, außer heute überraschend oft. Wie er auch so einen schnellen Stimmungswechsel haben kann bleibt mir auch noch fremd. Es soll auch jetzt nicht um mich gehen, sondern um meine jüngeren Brüder.
Schnell folgte ich ihn und ich sah mir den genauen Zustand der anderen an.
Sandmann hockte gerade neben Fee und hielt dessen Hand. So wie es aussieht ist er auch fast den Tränen nahe. Wie kann dieser Typ so schnell die Emotionen wechseln?!
Der Hase war vertieft in seiner Arbeit. Er scheint jetzt nicht äußerlich verletzt zu sei, aber er schien allgemein müder zu sein.
Und Fee. Keine Ahnung wo ich anfangen soll. Erst dachte ich, dass er einfach nur verdammt blass ist, aber seine Haut war förmlich grau. Bei genauere Betrachtung fast schon durchsichtig. Es war so, als würde er sich auflösen. Wie viel Magie hat er bitte in diesen Zauber gesteckt?! Der Fakt das sein Kiefer zu sehen war hat mich erstmal ihn anstarren lassen. Wirklich seine gesamte linke Wange war wie weggepustet und nur die Knochen blieben übrig.
Das ist also passiert, nachdem Manu ihn erwischt hat....und trotzdem hat er wohl einen der mächtigsten Zauber ausgesprochen, den es je gab. Wie kann der Typ das bitte überleben?
„Erde an Santa! Ich brauch euch mal! Einen ganzen Körper förmlich zu regenerieren ist keine einfache Aufgabe!" beschwerte sich der Hase. Ich war aus meiner Starre gelöst und sah ihn an. Sandmann war in irgendeine Schockstarre verfallen und Fee lag so gut wie regungslos da.
Irgendwie versuchte ich Bunny dann noch zu helfen. Eine Hand legte ich auf seine Schulter um ihn etwas von meiner Kraft zu geben, die andere legte ich auf Fee und versuchte dort irgendwie ein Wunder zu vollbringen.
Mein Schwerpunkt lag mehr darin Gegenstände durch meine Magie herzustellen, einen Körper wiederherzustellen ist dafür das komplette Gegenteil, aber ich musste es wenigstens versuchen. Zusammen gaben wir uns alle Mühe irgendwie unseren Bruder zu retten. Nach einigen Minuten, die sich wie Stunden angefühlt haben wachte er auch endlich auf.
Mittendrin im Zauber ist noch Sandmann dazwischen gefunkt und hat eine Hand auf Fees Stirn gelegt, wahrscheinlich um sein Bewusstsein wiederherzustellen.
Wir alle gemeinsam atmeten tief und schwer durch. Zum einen durch die Erschöpfung nach alle dem, zum anderen zur Erleichterung.
„Samuel... gib uns heute Nacht bitte etwas extra starkes...ich kann nicht mehr" betete schon Bunny. Ich konnte ihn nur zustimmen.
„Ihr wisst ich nehme keine Extrawünsche...aber klar, wenn ihr es mir auch bezahlt, gerne...", atmete Sandmann aus.
„Wir sind deine Brüder", versuchte ich es
„Deswegen ja", lächelte er
„Ihr seit einfach unbegreiflich...", hörte ich Fee noch krächzen.
Synchrone drehten wir uns zu ihn. Einfach das wissen zu haben, dass er bewusst ist lies mein Herz wieder leichter machen.
„Wie geht es dir?", fragte ich nach.
„Eh...als ob zehntausend Leute über mich drüber getrampelt sind und mir von jeden in die Fresse geschlagen wurde. Sieht es so schlimm aus wie es sich anfühlt oder bin ich nur empfindlich geworden?", erklärte er.
Bei den ˋin die Fresse schlagenˋ sah mich Sandmann vorwurfsvoll an. Er hat wohl nichts mitbekommen, aber das hat er gemerkt? Komm schon!
„Ich...ich hasse es dir es zu sagen, aber es sieht sogar schlimmer aus, als es sich anfühlt. Es sieht so aus als wäre es vollständig weggebrannt.... So eine Wunde ist schon schwer genug zu heilen, aber sie ist magisch, also wird sie immer so bleiben...selbst ich kann so etwas nicht mehr heilen" machte Bunny ihn klar.
Könnte Fee gerade seine Miene verziehen wäre sie gefallen. So etwas will keiner hören.
„Bedeutet das also, dass....meine komplette Wange gerade offen ist.....verdaaaamt....Dann hoffe ich mal, dass Manu auch was abbekommen hat vom Zauber."
„Wie kannst du das so leicht nehmen?! Man kann deinen verdammten Kiefer sehen! Und was meinst du bitte mit den Zauber?", fragte ich empört. Drei meiner Brüder sind förmliche Psychopathen. Einer will die Erde zerstören, der andere wechselt Persönlichkeiten im Sekundentakt und ein weiterer ignoriert seinen körperlichen Zustand direkt.
„Wir haben Manj durch einen gemeinsamen Zauber verbannt. Der Stein hält die Magie zusammen und kreiert einen Schild um den Mond, damit seine Magie und er selbst ihn nicht mehr verlassen können. Gerade so konnten wir noch ein zweites um die Erde erstellen, um nochmal sicher zu gehen. Das Schild müsste zwar täglich gestärkt werden, aber es so hält es ihn für immer ab die Erde anzugreifen. Die Stärke des Zaubers hat uns wieder hierhin gebracht und eine große magische Explosion verursacht. Es kann sein, dass Manu dadurch auch verletzt worden ist oder geschwächt. Beides gleichzeitig wäre auch möglich. Wir werden es nicht wissen, weil der Zauber noch nicht weiter erforscht wurde...", erklärte Bunny zusammenfassend.
Ich hörte nur mit halben Ohr zu. Dieser ganze Kram mit Zaubersprüchen interessierte mich sowieso nicht. Alchemie und Sprüche war eher Sandys und Fees Schwerpunkt.
„Was mache wir jetzt? Das Geschehen der letzen zwei Stunden komplett ignorieren oder was?", versuchte ich herauszufinden. Zu viel ist gleichzeitig passiert.
„Ignorieren auf keinen Fall...Manu war sich der Sache so sicher...er würde nicht aufgeben, bis er die Welt auf seine Weise rettet. So unwohl ich mich damit fühle...wir müssen ihn da oben behalten. Heißt der Stein darf nie zerstört werden und das Schild intakt gehalten werden.", gab Sandy schwerfällig zu. Er sah schuldig aus, als ob er der Grund von all dem war.
„Ich werde das Schild um die Erde stärken, durch die Zähne wird es stabiler und vielleicht finde ich eine langwierige Möglichkeit-" „Hey, hey, hey! Erstmal machst du rein gar nichts! Du kannst das machen, aber erst wenn du nicht mehr wie ein Geist aussiehst! Die nächsten Tage bleibst du mal daheim und verwendest keine Magie. Danach kannst du wieder deine Arbeit verrichten." protestierte der Hase gegen Fee.
„Du willst dich alleine um ihn kümmern! Hase, wenn du Fee währenddessen auch nur ein Haar krümmst schwöre ich dir-", drohte Sandy an.
„Er hat doch Recht! Lass Bunny sich um Fee kümmern, er wird ihn schneller heilen als du. Wir können uns jetzt nicht direkt schon wieder zerstreiten!", sprach ich dagegen. Warum muss ich immer die anderen im Zaum halten?
„Okay neuer Plan" fing Fee an „der Hase kümmert sich für ein paar Tage um mich. Wenn er mich entlässt fange ich an mich um ein Ritual zu kümmern für das Schild. Die ersten Tage wird es am stabilsten sein. In einer Woche soll es spätestens schwächer werden. Dann muss das Ritual täglich durchgeführt werden. Der Stein muss auch noch bewacht werden, damit er nicht zerstört wird."
„Von mir aus. Ich kümmere mich dann um den Stein", schlug Sandy genervt vor. Fee schüttelte nur den Kopf „Der Stein muss wirklich sicher aufbewahrt werden. Wir beide sind jede Nacht unterwegs, zu viele Gefahren das er bricht. Bei Santa in der Werkstatt wäre er allein wegen den Wichteln nicht sicher..."
Leicht beleidigt sah ich ihn an. Obwohl es wirklich eine Erleichterung für mich ist. Keine extra Verantwortung mal für mich. Folgendermaßen muss also jemand anderes sich um den Stein kümmern. Der einzige wäre Bunny dann.
„Du schlägst doch nicht den Angsthasen vor?! Der Stein ist in wenigen Stunden dann kaputt!", beschwerte sich Sandy.
„Er hat auch ein Recht darauf! Immerhin war der Stein seine Idee gewesen!" Fee und Samuel haben sich noch nie gestritten so weit ich weiß. Beide starrten sich sich an. Sandy gab sich nach einigen Sekunden wohl geschlagen.
„Nah schön... wenn der Stein kaputt geht schuldet es nicht mir an...so schnell kann's gehen, dass er etwas zerstört.", zischte Sandy noch hervor.
Bunny sah ein bisschen trübselig aus, aber nicht wirklich überrascht. Manche Sachen ändern sich einfach nicht.
„Entspannt euch doch mal! Seit doch mal etwas positiver! Ich denke wir sollten diese Veränderung etwas mehr entgegenkommen", versuchte ich die Stimmung zu lockern. Ein Gedanken sprang mir in den Kopf.
Ich konnte kein Grinsen unterdrücken, was wohl den anderen meine nächsten Worte klarmachte. Sie fingen schon an den Kopf zu schütteln.
„Dieser Moment verdient eine Hymn-"
Synchron unterbrachen mich die andern „NEIN!"

Chapter 18: Alle Teenies verliebt

Chapter Text

Sandmann POV:
„Wer von uns hat vorgeschlagen es im Wald zu verstecken?!", beschwerte sich Santa neben mir.
Leider Gottes mussten wir zu Fuß weiter, weil seine Karre irgendwo in Aachen rumstand und ich meine Kräfte erstmal sparen wollte. Wir waren zwar damit langsamer unterwegs, aber mit einem Auto wären wir jetzt auch nicht dahin gekommen. Es war auch ein Wunder, dass wir so wenigen Menschen auf dem Weg begegnet sind.
Komische Blicke waren die einzige Reaktion, bis auf zwei Fans, die unbedingt ein Foto mit Klaus haben wollten. Der faulste Sack von uns vier und trotzdem der beliebteste, ich kann es nicht fassen.
„Ich sag nur, dass du es wahrscheinlich auf einen Berg errichtet hättest. Wäre jetzt auch nicht so viel besser.", gab ich zurück.
„Wie weit ist es noch?"
„Mensch Klaus, bist du erst vier Jahre alt? Ich dachte dieses quengeln hätte wir schon Jahre hinter uns.", daraufhin sah er mich nur genervt an. Nach all dem gehe ich nie wieder mit ihm irgendwo hin. Er ist fast schon so nervig wie ein Kleinkind.
„Wenn du es so genau wissen willst sind wir in ein paar Minuten da. Die Gegend kommt mir bekannt vor.", versuchte ich ihn positiver zu stimmen. Es war auch keine Lüge. Nach kurzer Zeit erreichten wir das Labor.
„Wie heißt der Typ nochmal? Rewi? Renzo? Ich weiß nur was er macht, nicht wie er heißt.", fragte Klaus ganz stupide.
„Und ich dachte, dass du dir wenigstens ein paar Namen merken kannst.", sagte ich genervt „Rezo. Fee hat ihn wohl irgendwie gefunden und seine Experimente gesehen. Wenn er noch die Anleitung für den Kompass hat können wir xier finden."
Ich ging voraus, in das unterirdische Labor. Im Wald war es besser geschützt, somit war der Kompass für uns sicher, und Rezo konnte seinen illegalen Experimenten nachgehen. Win-win.
Kaum betraten wir den Raum zersprang erneut die Hoffnung. Das Labor war zerstört! Sachen waren umgeschmissen oder zersplittert. Untersuchungsergebnisse und der Kühlschrank waren zwar nicht demoliert, aber das Chaos kann doch nur eins bedeuten.
„Jemand unerwünschtes war hier...", überlegte ich laut.
„Kann aber nicht so lange her sein. Es ist jetzt nicht staubig oder so. Nicht älter als zwei Tage. Wo denkst du ist er jetzt?" folgerte Santa. Okayy, er ist jetzt nicht immer ein Idiot.
„Woher soll ich das jetzt wissen? Wenn er jetzt nicht hier ist müssen wir uns selbst drum kümmern. Vielleicht irgendwelche Notizen oder Hinweise darauf, wie weit er mit dem Kompass gekommen ist. Es würde auch helfen seinen Standort zu finden." schlug ich vor.
Und die Suche begann. Irgendwo in diesen Chaos sollten doch nützliche Infos drinnen sein. Ich fand nur Blätter mit Formeln und chemische Zusammensetzung. Viele Sachen waren auch mit einem merkwürdigen blauen Schleim zugedeckt. Ich wollte nicht einmal wissen, was das für ein scheiß ist. Den Kühlschrank umgingen wir beiden im Radius von zwei Metern. Man kann nur ahnen was dort aufbewahrt wurde.
Irgendwann stieß ich auf ein Notizbuch, was etwas älter aussah als die anderen und mir auch bekannt vorkam. Die ersten paar Seiten waren ordentlich beschriftet und mit ein paar Skizzen versehen. Ein paar Seiten danach war eine andere Schrift vorzufinden. Fees Schreibweise mit den alten Federkiel und Rezos Kugelschreiber hoben sich voneinander ab. So konnte man gut sehen wer was sich notiert hat.
„Ich hab die Anleitung gefunden! Vielleicht hat er geschrieben, ob der Kompass fertig ist und wenn wo der wäre." verkündete ich die erste gute Neuigkeit des Tages.
Klaus drehte sich kurz zu mir um „Les du doch das durch. Ich sehe mal weiter." wie gesagt: fauler Sack.
Ich überflog die Seiten ein bisschen

-Kompass funktioniert nur durch das Blut tausend Katalanischer Mauereidechsen
-Wächter mit den leuchtenden Symbol trägt den Stein bei sich
-Aktivierung des Kompass durch menschlichen Speichel -(okay weird)
-Soll in Form eines Tattoos erschaffen werden =Probanden sind verstorben

Das letzte musste ich mehrmals lesen. Ich wusste zunächst nicht einmal, dass die Idee von einem Tattoo sich durchgesetzt hat. Die Randnotiz von Rezo lies mich kurz in Schock. Menschen sind verstorben, da sie unsere Magie nicht vertragen haben.
Da puzzelte sich aber das nächste Problem zusammen. Gibt es jemanden, der das Tattoo tragen kann? Wenn es keiner überlebt hat, können wir nicht selbst rumlaufen und es probieren.
Ich blätterte noch ein paar Seite weiter. Dort waren nur weitere Formeln von den Zusammensetzungen. Irgendwer muss es doch überlebt haben!

31.8.2019
Tattoo wurde gestochen (J)->Überlebt!!!

Diese Seite las ich mehrmals durch. Jemand hat es geschafft. Mit den Kürzel J. Bei den anderen stand immer der vollständige Name drauf, nur er hatte nur einen Buchstaben. Jetzt müssen wir nur den Träger des magischen Kompasses finden.
„Klaus! Einer hat den Kompass tätowiert! Problem ist, dass wir keinen Namen haben. Nur ein J..."
„Mhmm...ja...interessant...", murmelte Klaus scheinbar abgelenkt.
„Sag mal, guckst du gerade jetzt den K-Drama weiter?! Wir haben wichtigeres zu tun.", motzte ich ihn an, während ich zu ihn rüber ging.
Zu meiner Überraschung hielt er nicht sein Handy in der Hand, sondern irgendwelche Fotos. Vor ihm war auch eine offene Schublade.
„Wer ist das?" fragte ich während ich mir selbst ein paar Fotos nahm. Das Notizbuch war schon in meine Tasche verschwunden.
Das wer konnte ich mir nach zwei Sekunden beantworten. Ohhh shit! Das J macht jetzt sind. Auf den Fotos war Rezo zu sehen zusammen mit-
„Julien Bam...", antworte Santa nervös. Er kennt ihn also auch.
„Hätte nicht gedacht, dass du dir einen Namen merkst. Woher kennst du den jetzt?", fragte ich ganz unschuldig. Würde er erfahren, dass ich früher die HeyJus gesehen habe, wird er mich auf ewig damit aufziehen.
„Ehrmmm... ein paar Kinder haben sich merch von ihn gewünscht und es waren so viele Briefe, da bleibt es mal im Kopf.... Kennst du den etwa ?", versuchte er noch die unangenehme Situation zu retten. Also hat er auch YouTube gesuchtet.
Eine einfache effektive nicht-ganz-so-Lüge fiel mir sofort ein „So ganz am Rand habe ich was mitbekommen. Kinder träumen. Wenn ich rein sehe kann ich auch ein paar Sache erkennen. Wenn er ein Idol war, dann bleibt es nicht aus, dass ich ihn gesehen hab..."
„Was siehst du bitte denn noch in Träumen?", fragte er mit weiten Augen. Da waren wohl einem die nächtlichen Träume unangenehm.
„So dies und das...alles mögliche. Wieso fragst du denn? Willst du etwas Beichten?", zog ich ihn auf. Wenn er nur wüsste, was ich schon gesehen habe. Von lustig, peinlichen bis hin zu den emotionalen, dunklen.
Langsam drehte er sich wieder zurück. Ihn war die Situation wohl peinlicher als mir. Hah! Schwächling.
„Ich denke mal, dass wir uns weiter mit den Kompass beschäftigen sollen", wechselte er jetzt das Thema „also in deinen Notizbuch steht, dass jemand den Kompass in Form eines Tattoos besitzt. Dieser jemand hat wahrscheinlich das Initial J und rein zufälligerweise kennt Rezo einen der Ju heißt" (Oh er kennt ihn sowas von, von den Videos) „ er hat dann wahrscheinlich das Tattoo, selbst wenn nicht, dann wüsste er vielleicht wo Rezo ist."
„Also ist Ju unsere beste Fährte.", schlussfolgerte ich „ Problem ist dann aber wieder, dass wir nicht wissen wo er ist. Selbst wenn du die Adresse hättest, unwahrscheinlich, weil er kein Kind mehr ist, ist keine Garantie da, dass er zuhause ist. Wir müssen wohl wieder einen Zauber anwenden. Diesmal um eine Person zu finden...Könnten wir Fee doch so einfach wiederfinden, manchmal nervt dieser Zauber, damit wir uns nicht gegenseitig finden können. Es macht alles tausend Fach komplizierter."
„Ist jetzt nun mal so. Fee zu finden ist gerade der Schwerpunkt, den Kompass zu finden ist natürlich am einfachsten. Und nach Rezo suchen wir nicht weil...?", hinterfragte Klaus nochmal.
„Er undercover bleiben wollte. Wenn er schon nicht mal mehr hier ist und das Labor zerstört, kann das nur bedeuten, dass er verschwunden ist. Ich rede nicht direkt von Mord, aber er hatte sich viele Feinde gemacht. Ihn weiter in die Sache rein zu ziehen wäre nicht das was er wollte. Wenn Ju wirklich den Kompass hat wäre es einfacher eine Verbindung herzustellen. Wir sind jetzt auch ein bisschen eingeschränkter mit den Kräften. Es kann uns nur in die Karten spielen, wenn wir ihn finden und er dazu der Kompass ist."
Der Plan stand jetzt fest, es ist wiedermal nur eine Frage der Zeit, bis irgendwas wieder dazwischen kommt. Ich kenne unser Glück mittlerweile. Den ganzen Tag schon laufen wir nur von Ort zu Ort.
„Hey, Samuel!" schnipste Santa mit den Fingern vor mir und brachte mich aus meiner Starre kurz raus. „Bist du wieder in einen Tagtraum vertieft? Ich denke mal, dass wir den Zauber in der Wohnung von Bunny machen. Schutzzauber sind da stärker und da sind wir auch zentraler. Wenn Ju in Aachen ist, können wir schneller zu ihn."
Ich wollte schon weiter gehen und ihn fragen, woher er weiß, dass Ju in Aachen wohnt. Habe es dann aber doch gelassen.
„Dann lass uns wieder zurück gehen.", sagte ich mir einen Grinsen. Klaus schüttelte nur den Kopf. Er hatte definitiv kein Bock mehr den ganzen Weg wieder zurück zu gehen. „Oder wir benutzen meinen Sand...nur wenn du willst-"
„Jep durch den Sand. Keine weiteren Fragen. Punkt.", unterbrach Klaus mich.
Er ist manchmal so vorhersehbar.
Gesagt. Getan. Keine zwei Minuten später waren wir wieder in der Wohnung. Langsam bereiteten wir uns auf den Zauber vor, kurz bevor wir ihn durchführen wollten hörte wir jemanden an der Tür. Ich sah verwirrt zu Klaus rüber.
Wer kann das jetzt bitte sein? Niemand würde hierhin kommen, oder?
Wir gingen mit leisen Schritten Richtung Flur. Kaum kam die Figur durch die Tür musste ich erst zwei mal hingucken. Ich begriff nicht wie die Person jetzt vor mir stand.

Chapter 19: Der Kompass ist eine schwere Last

Chapter Text

Irgendwann im Jahr 2019

Zahnfee POV:
„Ich sage doch nur, dass wir lieber mal auf Nummer sicher gehen sollten! Er wird irgendwann kommen! Lieber kümmer ich mich jetzt darum, als wenn es zu spät ist", versuchte ich noch die anderen zu überzeugen.
Ich habe schonmal erwähnt, dass wir mehr Vorsichtsmaßnahmen gegen unseren Bruder erschaffen sollen. Die Absicherung durch das Pergament war einfach zu erreichen, aber jetzt denken sie, dass es genug sei.
Mit eiligen Schritten ging durch das Zimmer. Meine drei Brüder sitzen gelangweilt auf den Sesseln. Wie sehen das so entspannt?!
„Fee, komm mal runter. Das Ende der Welt soll kein Grund sein um panisch zu werden. Du musst dich mal beruhigen...", murmelte Sandy. Seine Gesicht war in seinen Händen vergraben.
„Ich bin ruhig!"
Unschuldig erhob er die Hände. Meine Worte gingen ihn in das Ohr rein und aus den anderen raus.
„Wir sollten vorbereitet sein, wenn er kommt. Irgendwas, damit er uns nicht direkt findet! Zuerst müssen wir uns vereinen bevor wir ihn gegenüberstehen! Nur zu viert wären wir stark genug!", versuchte ich es erneut.
„Du hast uns also nur durch dein Portal hierher geschleppt, um zu sagen, das wir nicht eins gegen eins mit Manu kämpfen sollen?", kam Klaus zu Wort. Wow. Blitzmerker. „Dann mach doch einen Zauber, dass wir uns nicht gegenseitig finden können. Insbesondere er. Dann etwas wie Kompasse für jeden von uns, damit wir vier uns finden."
„Ich glaub du unterschätzt die Schwierigkeit von so einen Zauber. Schutzzauber für eine Person ist das eine. Aber dort gleichzeitig eine Lücke zu erstellen für mehrere Gegenstände. Eine Schwachstelle zu erschaffen ist schon kompliziert genug!", machte ich ihn klar.
„Wie wäre es dann nur einen Kompass zu machen...?", mischte Sandy sich jetzt dazwischen.
Klaus drehte sich genervt zu ihn hin „Wow. Hätte nie drüber nachgedacht. Dankeschön. Wer soll den Kompass dann haben?"
Diese Frage stand erstmal nur im Raum. Sie war durchaus legitim. In meinem Kopf puzzelte sich ein Plan zusammen.
„Fee setzt sich endlich hin! Du machst mich ganz nervös wenn du hier die ganze Zeit herumläufst!", regte sich Sandmann jetzt auf.
„Ich denke nach!"
„Dann denk leiser!"
Ich bleib kurz stehen und starrte ihn an. Provokativ ging ich dann aber wieder weiter. Grade hab ich keinen Nerv dafür.
„Ein Kompass wäre natürlich die beste Lösung. Ich wüsste vielleicht sogar, wer den bekommt oder ihn zumindest vorerst aufbewahrt. Würde Manj kommen und einer von uns besitzt den Kompass hätte er leichtes Spiel. Vor allem wenn er versuchen würde von einen Besitz zu ergreifen.", dachte ich laut nach. Auch in Anbetracht, was mit Samuel bei Manu Verbannung passiert ist.
Santa sah mich entgeistert an „Du schlägst also vor einen weiteren Menschen da rein zu ziehen?! Je mehr Leute wir in diesen Kampf mit rein ziehen, desto größer ist der Schaden."
„Der Sturm wird nicht nur uns betreffen! Wir können wenigstens ein paar darauf vorbereiten. Außerdem habe ich letztens jemand interessantes kennengelernt. Ich denke, dass er mit uns eine Vereinbarung machen würde.", versuchte ich sie zu überzeugen. Mein Blick schweifte mal über die ganze Gruppe. Der Hase hörte wahrscheinlich nicht mal zu. Er saß in seinen Sessel mit irgendeinen Stift und Pergament und zeichnete vor sich hin.
„Und wer soll das bitte sein? Du bist sonst doch nicht in Menschen interessiert.", hinterfragte Klaus.
„Sein Name ist Rezo", Sandmann grinste beim Namen „Er hat vor einige Experimente durchzuführen, die ganz interessant klangen. Sein Leben ist nicht wirklich ausgeglichen. Wenn wir ihn einen guten Deal anbieten können wir ihn die Verantwortung geben. Mit etwas Glück kann er uns auch ein bisschen Arbeit abnehmen."
„Apropos Arbeit abnehmen. Was machst du da? Denkst dir neue Bemalungen für deine blöden Ostereier aus oder wie?" warf Sandy den Osterhasen vor. Dieser schaute kurz hoch und zuckte mit den Schultern.
„Falls du behauptest, dass ich nicht zuhöre, ich habe alles mitbekommen.", gab angesprochener zurück. Wenn der Hase nichts handfestes hat wird die Diskussion lustig.
„Warum sagst du denn nichts? Ist das zu langweilig?"
„Was hätte ich noch groß sagen sollen?"
„Zeig mal! Was hast du da gemacht?" sagte Samuel auffordernd und sah angriffslustig rüber. Würde Santa nicht zwischen den beiden sitzen würden sie wahrscheinlich sich um die Zeichnung prügeln.
Das Wettstarren zwischen den beiden ging mir zu lange und Santa machte auch nichts. Schnell griff ich das Pergament und wollte es erstmal wegtuen.
Der Hase sah mich beleidigt an, sagte aber nichts dazu. Obwohl ich es schnell wegtuen wollte, erhaschte ich einen kurzen Blick auf die Zeichnung.
Es war ein... Kompass! Ich sah mir die Zeichnung mal im Detail an. Darauf waren vier Pfeilen, die Symbole tragen. Einer ging nach unten und hatte ein Oval, was aber auch ein Ei sein konnte. Ein anderer nach oben mit einen Zahn. Zwei haben nach links gezeigt. Einer mit einer Sanduhr und der letzte hatte etwas, was nur eine Zipfelmütze sein konnte. Würde ich es aus Bunny's Perspektive sehen würden die Symbole für jeweils einen von uns stehen. Mit jeweiligen Merkmal!
„Das kann man machen...", murmelte ich. Ich drehte mich zu den anderen um. Santa sah ein bisschen verwirrt aus. Sandmann sah auch etwas verwundert aus. Bunny versuchte neutral zu bleiben, aber ich konnte ein kleines Grinsen erkennen. Offensichtlich hat er mich gehört.
Ich drehte die erste Zeichnung vom Kompass zu den anderen um, damit sie die auch sehen konnten. „Für uns wäre es leichter einfach nur eine Anleitung zu geben. Wenn jeweils einen Teil unserer Magie in den Kompass kommen würde er uns den Weg weisen. Die Symbole sind da, um uns zu unterscheiden. Könnte ich Rezo das hier geben könnte er eventuell Alternativen für den Kompass herausfinden. Etwas was mehr von nutzen ist. Der Kompass muss ja nicht wortwörtlich einer sein!"
„Was soll ihn jetzt eine Anleitung nutzen? Mach einen und lass ihn den Kompass aufbewahren.", schlug Santa vor.
„Nein. Durch die Anleitung hätte wir vorerst weniger Arbeit. Er kann auch Alternativen finden für den Aufbau. Wenn etwas passiert ist er unser back up. Solange er die Anleitung besitzt und bestenfalls aufgebaut hat können wir direkt benutzen."
„Okay, alles schön und gut", mischte Sandy sich jetzt ein „aber bringst du ihn diese Anleitung. Ich denke, dass er dich nicht mit offenen Armen an der Haustür empfangen wird. No judge. Aber wir müssen beweisen, dass es echt ist. Sonst wird er es nie durchziehen. Wir sollten den Kompass als auch ihn dann schützen. Beides hätte wichtige Informationen über uns."
So traurig es auch ist, hatte er recht. Wir mussten Beweise liefern und es auch ansprechender machen. Er muss erstmal etwas vertrauen haben, bevor er einen Deal eingehen würde.
„Du hast doch gesagt, dass er sein Leben gerade ächzend findet oder so?", fragte Santa der gerade wohl tief in Gedanken gesunken ist. Genervt drehte ich mich zu ihn. Die Frage passte nicht zum Kontext, aber ich nickte ihn zu.
„Wir könnten ihn verstecken. Ihn ein zweites Leben geben. Wenn er sich von seinen jetzigen trennen will und wir ihn eine Möglichkeit geben seine Wünsche, wie die Experimente, in Erfüllung gehen zu lassen, kann man doch einen Kompromiss finden. Wenn er alleine die Experimente machen will kann er doch irgendwo verlassen leben, ohne andere Einflüsse."
„Und du willst mich einen Creep nennen? Gerade klingst du mal wie ein Psychopath... Ich mag aber die Idee, mach weiter" sagte Sandy mit einen grinsen. Seine Beine waren über die Lehne geschwungen, sodass er Santa besser sehen konnte.
„Der einzige der wirklich zu ihn hin kommt ohne irgendwelche Komplikationen wäre Sandmann. Du kannst ihn alles in Ruhe im Traum doch erklären und dann die Anleitung bei ihm abgeben. Das wird überzeugend wirken."
Sandmann, der vorerst überzeugt war, schien jetzt aus der Fassung gebracht zu werden.
„Okay, hör auf! Warum muss ich die Dreckarbeit machen?! Wenn ich schon das Ding dahin bringe, dann darf ich auch den Ort vom Versteck aussuchen!", regte sich er sich auf. „Ich kenn da ne Höhle im Wald, wo keiner mehr hingeht"
„ Woher kennst du bitte diese Höhle im Wald. Ein bisschen fernab von deiner Arbeit." hinterfragte Bunny.
„Ich habe meine Wege..."
„Jetzt bist du wieder der Creep."
„Halt die Klappe Santa!"
Das gesamte Gespräch betrachtete ich sehr amüsiert von Seitenrand aus.
„Ich will nicht der Spielverderber sein", fing ich an „aber ich will nicht wieder mit einer Serie von Disstracks anfangen."
„Sag der, der Bunny und mich total gedissed hat und Sandmann gepriesen hat wie sonst was."
„Sei leise, du bist nur neidisch, dass du mal nicht gelobt worden bist.", hackte Sandmann nach. Manche Dinge werden sich wohl nie ändern.
„Ihr könnt euch nachher noch verprügeln. Das macht ihr dann aber draußen und nachdem wir das hier beendet haben."
Beide lehnten sich wie zwei trotzige Kleinkinder in den Sessel zurück und starrten sich die ganze Zeit an.
„Okay, ich werde eine Anleitung für den Kompass herstellen und ihr müsst irgendwo ein bisschen eurer Magie verstauen.", ich ging zur anderen Seite des Raumes und holte vier Glasphiolen heraus. „Hier am besten, kann man dann besser nutzen. Dann geb ich Sandmann das Notizbuch wo ich es alles reinschreiben, mit der Zeichnung als Ideale. Wenn irgendwann der Extremfall eintritt haben wir noch ein Backup."
Die anderen schauten alle skeptisch drein, aber stimmten den Plan zu.

 

Wenige Tage später habe ich Sandmann losgeschickt das Notizbuch auszuhändigen. Nicht einmal ein paar Stunden später stand Sandmann genervt vor meiner Tür.
„Der Typ macht mich fertig.", bekam er noch raus bevor er auf einer Couch in der Lobby kollabierte.
„Hätte nie gedacht, dass du mal von jemanden genervt sein kannst."
Er sah mich aus den Augenwinkel an. „Oh halt doch die Klappe.", versuchte er gereizt zu sagen, aber wir beide waren von der Situation zu amüsiert. Wie oft er mal hier einfach reinkommt kann man nicht zählen.
„Rezo hat so viele Fragen gestellt... und er hat gefragt, ob der Kompass auch als Tattoo funktionieren kann. Wer kommt bitte auf diese Idee?!"
„Naja ein Tattoo wäre am praktischsten und es kann automatisch noch die Person schützen die es trägt, aber bei uns könnte es nicht funktionieren wegen unserer Magie. Das Blut der katalanischen Mauereidechsen wird auch nicht unsere Magie in der Form stärken. Bei Menschen ist die Frage, ob sie die Magie überhaupt vertragen können. Es wäre insgesamt sehr gefährlich, aber richtig angewendet praktisch ."
Sandmann sah mich während diesen Vortrag wissend an, aber ich wusstet, dass er nur mit halben Ohr zuhörte.
„Warum sind die wenigen Menschen, denen wir was anvertrauen so verrückt?"
„Willst du damit unterstellen, dass wir ganz normal sind?"

Chapter 20: Ich bleib locker wie manche Zähne

Chapter Text

Zahnfee POV:
Einige Sekunden standen wir da. Die Augen meiner Brüder weit aufgerissen und in ihrer Bewegung gefroren.
Von all den Situationen, die ich mir ausgemalt habe war das die unwahrscheinlichste. Der Weg von der fliegenden Insel bis zur Wohnung vom Osterhasen war sehr lang und erstmal mühselig. Mein Fuß, der zuvor umgeknickt war, ist auf den Weg geheilt, wie fast all meine restlichen Verletzungen. Schmerzen hatte ich auch nicht mehr gehabt, beziehungsweise habe ich sie zumindest nicht wahrgenommen.
Ich habe mich auch nicht auf meine Umgebung konzentriert. Meine Gedanken waren viel zu aufgewühlt. Insbesondere der Fakt, dass ich ungeschoren von meinen Bruder weg gekommen bin, nach dem, was bei unserer letzen Begegnung geschehen ist.
Auch habe ich mir noch so viele Fragen gestellt, wo meine Brüder sind und wer jetzt...nicht mehr ist. Zu Rezo bin ich nicht gegangen. In meinen Zustand wollte ich so wenigen wie möglich begegnen und erst richtig heilen.
An der Haustür, die wohl bemerkt nicht mehr da ist, kamen wieder Zweifel in mir hoch. Ich wusste nicht was ich hoffen sollte. Wenn die Tür schon nicht mehr auf ist, vielleicht ist der Hase ja...Nein. Sandmann als auch der Hase werden leben. Beide haben schon zu viel für mich getan und ich stehe nie in der Schuld von jemanden (einer der Gründe warum ich immer Münzen verteile). Vielleicht würde ich auch einfach nichts finden. Ich ging ins Haus rein. Die Hoffnung und Zweifel waren größer denn je.
Als ich jedoch ins Wohnzimmer bog wurden schon mehrere duzend fragen die ich hatte beantwortet.
Nie hatte ich das Gefühl so erleichtert zu sein, wie in dem Moment. Meine Anspannungen verschwanden für einen Augenblick.
„Fee??...", fragte mein jüngerer Bruder perplex. Er blinzelte mehrmals und atmete erleichtert auf. Kurz darauf stand er nicht mehr drei Meter vor mir, sondern hatte mich in den Arm genommen.
Bei der plötzlichen Berührung gingen alle Alarmglocken bei mir los und ich spannte mich an. Doch schnell lehnte ich mich doch in die Umarmung. Zu groß war die Erleichterung. Ich war nicht der Typ für Umarmungen, diese aber hat das Gewicht der Welt, auch wenn nur für ein paar Sekunden, von mir genommen.
Nur mein Herz zog sich etwas zusammen, als ich realisierte, dass der Hase als einziger fehlte...
Wir blieben erstmal so stehen, bis Santa den Moment ruinierte. „Du bist hier?! Wir dachten, dass sonst was war. Was ist bitte mit dir passiert?!"
Ich denke, dass das immer noch blutrote Oberteil, was zum Großteil von meinen Mantel verdeckt wurde, die Beantwortung der Frage schwieriger machte. Meine Wunden waren immerhin primär anderen Ursprungs.
Sandmann sah mich erwartungsvoll an. Ich konnte neben der offensichtlichen Erleichterung auch Sorge erkennen. Wie sehr mein Verschwinden ihn betroffen hat konnte ich mir nur grob vorstellen. Auch die Angst, dass ich der war, der gestorben wäre.
„Ich wurde für ein paar...Tage eingesperrt. Das Hauptproblem waren die Mondblumen. Ich hatte keine Möglichkeit irgendwie zu entfliehen und ihr hättet mich nicht aufspüren können." versuchte ich ganz grob zu erklären. Die fliegende Insel wollte ich nicht mal erwähnen.
„Wie bist du dann geflohen?? Wer waren die denn überhaupt, dass sie dich fangen konnten?", fragte Santa weiter. Jetzt wurde die Sache komplizierter.
„Sie waren Anhänger von Manu. Sie sind der Grund, warum er frei ist..."
„Moment, waren? Haben sie sich abgewandt von ihm?", schloss sich Sandmann dem Gespräch an.
„Nein. Sie sind...alle gestorben. Der Strahl den Manu befreite hat sie wohl getötet." den ungläubigen Gesichtern meiner Brüder zumute, nehme ich an, dass es auch sie schockt. Wir verweilten kurz in Ruhe, bevor Sandmann wieder sprach.
„Warte....bedeutet das etwas, dass du auch dort warst?! Wenn du auch dort eingesperrt warst!" zählte er eins und eins zusammen.
Ich nickte nur. „Ich habe...ihn...auch gesehen...wie erwartet war er nicht erfreut mich zu sehen." beichtete ich abschließend.
„Du hast mit ihm geredet?! Gott, Fee! Du kannst doch ihn nicht so einfach gegenübertreten! Was ist passiert??", durchlöcherte mich Sandmann weiter.
„Das Treffen war nicht freiwillig. Er ist immer noch wütend auf uns. Und er ist noch voll und ganz dabei seinen Plan auszuführen."
„Seinen Plan der unmöglich ist! Nur diesmal weiß er, dass er uns besiegen könnte."
Die Worte die Santa murmelte waren ausnahmsweise mal wahr. So können wir ihn nicht gegenübertreten.
„Fee", ich drehte mich zu Santa, was will der jetzt? „Was ist mit deinem Shirt bitte passiert? Geschweige denn, warum wir für einen Moment das Gefühl hatten, dass du halb tot warst?"
Da sah mich Sandmann auch noch vorwurfsvoll an. Er hat wohl geahnt, dass ich nicht in bester Verfassung bin.
„Sind nur ein paar Kratzer..."
„Laber nicht! Zeig erst, dass keine Wunde mehr offen ist." forderte Sandy mich auf.
„Nein! Ich zieh mich doch nicht hier aus!"
„Ich will sehen, ob es dir wirklich so gut geht wie du vorgibst!"
„Ich stehe direkt vor dir! Beweis genug. Ich kann auf mich selbst aufpassen!"
Darauf hob Sandmann nur eine Augenbraue. Santa sah wie bei einen Tennismatch die ganze Zeit hin und her.
Sandy starrte förmlich Löcher in meinen Schädel. „Okay! Ich nehme mir eine Salbe vom Hasen raus und mach etwas auf die restlichen Wunden. Zufrieden?!"
Er gab zwar keine direkte Antwort, aber er starrte mich nicht mehr an. Ich nahm das mal als ja.
Ich ging durch das Wohnzimmer zu einen Holzschrank, wo ich wusste, dass da ein paar Salben drin sind. Der Hase hat hier immer kurz vor gehockt, als ich verwundet zu ihm kam. Es ist komisch daran zu denken, dass er tot ist.
Vor dem Schrank lagen einige Magazine rum. Komisch. Sonst war es doch noch relativ aufgeräumt. Er war zwar unordentlich, aber wenn ihn der Eifer packte kann er auch motiviert dazu sein aufzuräumen.
Es ist beängstigend wie leicht man in Gedanken dahin abdriftet. Auch wenn ich so bedenke, wie wenig ich ihn in den letzten Jahren gesehen habe. Ich versuchte meine Gedanken auf das wesentliche tu fokussieren.
Ich nahm mir eine raus, die ich kannte und drehte mich zu den anderen.
„Was macht ihr eigentlich hier? Ihr wart noch nie richtig hier- zumindest außerhalb der Arbeit."
„Sicherster Ort zurzeit. Und sehr lokal. Warum bist du hierher gekommen?", antwortete Santa knapp.
„Dieselben Gründe wie ihr. Ich wusste wenigstens, dass einer von uns in der Nähe wohnt. War der logischste Zug."
Das kauften sie erstmal ab. Ich konnte nicht sagen, dass der Hase mich bestenfalls komplett geheilt hätte....und schon wieder... ich muss mich mal zusammenreißen!
„Was machen wir jetzt. Das Pergament holen? Was habt ihr überhaupt gemacht?"
Daraufhin sahen sich Santa und Sandy unsicher an. Also wohl eine schlechte Nachricht.
„Wir waren bereits beim Pergament...zumindest wo es mal war. Es ist verschwunden. Dort haben wir auch...den Hasen gefunden...", gab Sandmann zu.
Okay, gegen Moon brauchten wir einen anderer Plan. Es gibt ja noch andere Möglichkeiten.
„Das ist...unvorteilhaft. Wir können nur hoffen, dass wir es vor Manu finden. Vielleicht hat der Hase etwas damit gemacht.... Was ist mit Rezo?"
„Auch schon erledigt. Er ist verschwunden. Das ganze Labor war zerstört. Wir haben nicht viel gefunden.", fügte Santa hinzu.
„Der Kompass ist auch weg? Das wäre wenigstens noch eine Möglichkeit irgendwo die Magie zu beziehen vom Hasen."
Sandmann sah mich mit einer Grimasse an „Weg ist das falsche Wort. Wir haben das Notizbuch gefunden...hier", er griff in seine Tasche und zog mein altes Buch heraus „Das Ding ist eher, dass jemand anderes ihn Besitz."
Ich blätterte etwas durch die Seiten. Die Salbe lies ich langsam verschwinden, sodass Sandy es nicht sah. Was Sandmann nicht weiß, macht ihn nicht heiß.
„Was meinst du, jemand besitzt ihn? Hat er einen gebaut?" fragte ich nach. Ich kam zu den Seiten, wo auch Rezo ein paar Notizen sich gemacht hat.
„Auch wieder ist die Wortwahl schwer...ähmmm... es ist kein Kompass in Form eines Navigationsgeräts...sondern Tattoos.", Mein Kopf schnellte zu Sandmann hoch. Er fummelte an seinen shirt rum. Santa hat sich mittlerweile an die Couch gelehnt.
„Heißt das also, dass wir selbst das nicht finden können. Es ist ein verdammtes Tattoo geworden?! Habt ihr eine Ahnung wer es hat?"
Das Tattoo erschwerte alles weitgehend. Irgendetwas muss doch funktionieren.
„Wir hätten eine Idee. In seinem Notizbuch hat Rezo ein Datum geschrieben und ein Kürzel. Wir haben auch alte Fotos gefunden, auf den die Initialen passen könnte. Entweder hat er es oder er könnte jemanden kennen.", erklärte Sandmann
„Und wer ist dieser mysteriöser jemand?"
„Julien Bam", sagte Santa
„Wer?" hackte ich nach. Der Name kam mir nicht wirklich bekannt vor.
„Julien Bam", versuchte es Sandmann „Der mit den HeyJus? Bekannter Influencer? Irgendwo mal gehört?"
„Bei mir klingelt nichts. Keine Ahnung."
Sandmann und Santa sahen sich überrascht an.
„Damn, hab zwar nicht viel erwartet, aber ich dachte, dass du ihn wenigstens vom Namen her kennst.", sagte Sandmann enttäuscht.
„Wenn ich ihn nicht kenne, ist es auch nicht wichtig.", antwortetet ich mit einen Schulterzucken „Wisst ihr wo er wohnt?"
„Ironischerweise in Aachen. Aber keine Ahnung wo genau. Wir wollten ihn aufspüren. Ist zwar etwas komplizierter, so haben wir aber eine Versicherung, dass er auch dort ist." erklärte Santa.
„Klingt plausibel... dann lasst uns anfangen."
„Doch nicht in deinen Zustand!"
„Sandy, wenn ich schon die Verbannung geschafft hab mit einen halb verbrannten Gesicht, schaffe ich es auch jemanden aufzuspüren mit ein paar Kratzern."

Chapter 21: Frisch wiedergeboren

Chapter Text

Sandmann POV:
Nach all dem Mist der letzten Tagen hatte ich endlich etwas Hoffnung. Fee ist wieder da und steht wieder vor mir. Auch wenn Fee vorgibt, dass xier keine Schmerzen hat, kaufte ich das nicht komplett ab. Wenn ich eins über Fee weiß, dann das Schmerzen leicht ignoriert werden.
Nichtsdestotrotz war ich froh xier einfach wiederzusehen. Auch wenn es in einer anderen Situation besser wäre. Mit Santa und Fee in einen Raum zu sein ist für jeden einzelnen unangenehm. Es war noch außergewöhnlich ruhig im Gegensatz zu sonst.
Wir standen mittlerweile in einen lockeren Kreis, wenn man es so nennen kann. Fee war nur zehn Minuten, nachdem xier durch die Tür kam, schon wieder genervt.
„Der Mondstein wurde zerstört!"
„Dann besorg doch einfach einen anderen!"
„Zufälligerweise kommt ein Mondstein vom Mond und wir kommen da ja nicht ran. Ich werde Sandy nicht in eine Selbstmordmission schicken, um einen einfach so zu besorgen."
Ehrlich Fee? Schade. Wäre mal abwechslungsreich gewesen.
„Wir brauchen etwas anderes. Nicht alles kann diesen Zauber halten. Ohne meinen Stab kann ich die Magie auch nicht stark genug bündeln, um sie in einen Gegenstand zu übertragen.", fasste Fee zusammen.
„Was willst du denn jetzt mit ihm machen? Wir können ihn nicht finden und selbst wenn gibt es keinen Plan, wie wir ihn aufhalten. Die Verbannung hat scheinbar nichts gebracht, warum sollte es denn jetzt klappen?", fragte ich nach.
Ich sollte mich nicht schuldig fühlen, aber der Gedanken, dass ich dafür verantwortlich war, dass mein Bruder für Jahrhunderte alleine auf dem Mond festsaß, machte mir immer noch zu schaffen.
Es war das richtige...aber für welchen Preis?
Wir waren eng miteinander. Ich denke, dass mein Betrug seine Rache nur mehr anfeuert.
„Am besten wieder einsperren. So schnell wie möglich. Wir können nicht wissen, was er vor hat oder wie. Ich könnte ihn alles zutrauen.", antwortete Fee. Mein Herz zog sich etwas zusammen, aber ich wüsste nicht, was wir anders machen könnten.
„Können wir nicht das selbe machen, wie mit den Osterhasen, nur anders herum? Anstatt in die Vergangenheit zu gucken in die Zukunft, um zu sehen wo er sein wird oder was er tun wird?", schlug Santa vor.
„Das wäre wahnsinnig. Es ist schon schwer genug etwas zu sehen, was bereits passiert ist. Aber die Zukunft zu sehen ist beinahe unmöglich. Das Konzept von Zeit ist ein gleichmäßiger Fluss, der nie stoppen wird. Denn Fluss zu beschleunigen ist wie die Welt aus ihren Angeln zu heben und wieder zusammen zu bauen. Vor allem, wenn du noch eine genaue Person oder Ort sehen möchtest. Es würde an ein Wunder Grenzen beides hinzubekommen. Würde es funktionieren, wäre es der komplizierter Zauber, den ich machen könnte.", erklärte ich Santa.
Doch natürlich hörte er nur, was er hören wollte.
„Aber es ist irgendwie möglich?"
Ich konnte nur nicken. Es waren keine Lügen. Zwar war es gefährlich, aber machbar.
„Du willst das jetzt doch nicht durchziehen?! Wir müssen das genauer planen. Die Risiken sind zu hoch.", versuchte Fee noch die Stimme der Vernunft zu sein. Tja, heute nicht mit mir.
„Wir müssen es durchziehen! Nur so hätten wir eine Chance. Vertrau mir. Zusammen können wir es schaffen.", überredete ich xier.
Fee schien etwas zu überlegen.
„Von mir aus, aber wir müssen alle den Zauber mitmachen."
Damit war die Sache beschlossen. Es wäre zwar aufwändig aber machbar.
Fast wäre es wieder zu gut gewesen. Fee ist da, wir haben einen Plan.
Aber eben nur fast.
Ich hatte kurz das Gefühl, dass eine kalte Welle mich überkam. So schnell sie gekommen ist, war das Gefühl wieder vorbei. Keine Sekunde später fühlte ich Angst im Raum, die der Albtraummagie gefährlich nahe kommt.
„Hast du das auch gespürt...?", fragte Fee leise.
Ich musste nicht antworten. Das Gefühl kam mir bekannt vor, aber gleichzeitig so fremd.
Als ich meinen Blick zu Santa schwenke starrte er einfach nur die Wand zwischen Fee und mir an. Ich drehte mich um, aber da war nichts. Langsam machte ich mir Sorgen.
„Santa, ist alles in Ordnung?"

 

Osterhase POV:
Ich bin gerade aufgewacht, wie aus einen kurzen Schlaf. Das letzte an das ich mich erinnern konnte war...wie ich gestorben bin.
Es ist unmöglich! Selbst ich kann nur Leute heilen und nicht wiederbeleben!
Aufwachen war auch das falsche Wort. Wenn ich mich konzentrierte konnte ich etwas sehen, sonst war ich wie in einen leeren Raum.
Das was ich sah und hörte als ich zu mir kam war erschreckend.
Nicht nur ist Manu wieder da, obwohl ich das so gut es ging verhindern wollte, sondern er hat auch noch die Kontrolle über mich.
Nachdem ich ihn gesehen habe, ohne Gesicht wohlgemerkt, da ist bei der Verbannung doch noch was passiert, war ich wieder im leeren Raum. Santa vor mir stehend.
„Klaus!?", fragte ich verwirrt.
„Bunny....?", sagte er fassungslos.
Ich ging in seine Richtung, aber ich kam nicht näher an ihn ran. Es war, als konnte ich mich keinen Meter zu ihn bewegen.
„Hilf mir raus! Er hat die Kontrolle!", schrie ich ihn an.
„Wer?! Wie bist du am Leben?"
Was meint er jetzt bitte?! Ich kann doch nicht gestorben sein, wenn ich doch offensichtlich noch am Leben bin, oder etwa nicht?
„Ich weiß nicht, was passiert ist! Gott, Klaus! Hol mich hier raus!"
„Wo bist du?!"
„Hilf mir einfach hier raus!", Die Gestalt meines älteren Bruders verschwand ohne Vorwarnung. „Klaus? Klaus?!"
Ich drehte mich mehrmals um, konnte ihn einfach nicht sehen.
„Hilf mir doch einfach hier raus....du weißt, dass ich Angst im Dunkeln habe...."
Ich hockte mich hin. Mich geschlagen geben konnte ich nicht.
Ich muss mich befreien, aber ich kann es nicht...noch nicht.
Okay Manu...wenn ich bereit bin komme ich hier weg.
Ich lass meine Brüder nicht allein!

Chapter 22: Ich reis in der Zeit

Chapter Text

Santa POV:
Ich blinzelte wach und sah Sandmann vor mir stehen. Meine linke Wange brannte leicht.
Das konnte ich schnell ignorieren. Ich habe gerade Bunny gesehen! Er ist am Leben! Alle Sorgen schob ich beiseite, wir müssen ihn jetzt finden.
„Wir müssen los!", sagte ich Zahnfee und Sandmann, als ich aufstand.
Beide sahen mich verwirrt an, während ich zur Tür eilte.
„Klaus bleib stehen! Was ist los?! Was ist da gerade passiert?!", rief mir Sandy hinterher.
„Er ist wieder am Leben! Wir müssen ihn finden!"
„Wer?", fragte Fee knapp. Seinen Blick konnte ich nicht deuten.
„Der Hase ist wieder da!", verkündete ich.
Sie sahen mich alarmiert an, als könnten sie selbst es nicht glauben.
„Das war nicht der Hase...zumindest das was wir gespürt haben...wie kannst du dir bitte so sicher sein?!", hinterfragte Sandmann.
„Er ist wieder da! Ich hab mit ihm gesprochen!...Er...hat gesagt, dass jemand die Kontrolle hat...", ich musste schlucken. Bunny hatte Angst- Panik."Ich muss ihm helfen."
Sandmann griff mich am Arm bevor ich mich wieder umdrehte.
„Nein! Wenn er kontrolliert wird bringst du dich selbst in Gefahr. Wir müssen alles planen. Im Gegensatz zum letzten Mal konnte sich Manu jetzt vollständig darauf konzentrieren jemanden unter Kontrolle zu bringen! Der Hase muss es erstmal alleine versuchen! Wir können nicht eingreifen!", versuchte Sandmann mich zu beruhigen. Nicht jetzt.
Ich riss mich los „Ich werde ihn jetzt nicht im Stich lassen!"
Jetzt ergriff auch Zahnfee das Wort. Er hat sich neben Sandy gestellt „Wir müssen erst wissen was Manu vorhat. So sehr du den Hasen retten möchtest können wir es nicht jetzt tun. Wenn wir ein genaueres Bild haben von Manus Plan haben, können wir auch Bunny retten."
Es regte mich auf, wie die beiden zusammen arbeiteten. Kann endlich jemand mal meiner Meinung sein?
So ungern ich auch bleiben wollte, war ich deutlich überstimmt.
„Wenn wir genaueres wissen gehen wir zuerst Bunny retten!", drohte ich schon an. Zahnfee sah mich etwas missmutig an. Nickte aber im Anschluss.
„Dann komm du Heulsuse! Die Zeit wird nicht auf dich warten!", quatschte Sandy dazwischen. Er war schon wieder mitten im Wohnzimmer.
„Hast du überhaupt eine Idee wie es funktioniert?"
„Och Fee...du kennst mich doch. Probieren geht über studieren. Hat bis jetzt immer geklappt!"
„Ein Wunder, dass du mit diesen Prinzipien immer noch am Leben bist."
„Tja", sagte Sandmann als aus seiner Tasche wieder die Sanduhr holte. „Ich bin halt ein guter Überlebenskünstler"
„Wer's glaubt...", murmelte ich, während ich mich auf den Boden setzte.
Sandy bekam das aber kaum mit. Er war wohl zu beschäftigt eine Sandkreis um uns zu bilden.
„Okayyyy" sagte er langsam „diesen Kreis bitte nicht zerstören. Wäre schlecht für das allgemeine Zeitgefüge. Danke!"
Er plumpste neben mich und Fee und stellte die Sanduhr in die Mitte. Nervös rieb er seine Hände aneinander.
„Soooo. Vereinfachte Erklärung für euch beide. Wir versuchen einen Blick in die Zukunft zu werfen. Und, nein Klaus, es ist kein schwachsinniges Wahrsagen das einfach ist. Ich werde die Zeit sozusagen Vorspulen- vielleicht ein paar Tage. Gleichzeitig muss ich auch nach Manu suchen. Da kommt ihr ins Spiel. Wenn wir uns auf ihn konzentrieren wird es leichter sein. Sobald wir ihn haben sollten wir die wichtigen Sachen im Sand erkenne können. Wichtig! Lasst nicht los. Wenn ihr es macht werdet ihr entweder hardcore aus dem Zauber geschmissen oder beeinflusst. Schlecht in jeder Hinsicht. Gebt mir einfach etwas Kraft um den Zauber zu stabilisieren. Verstanden?"
Er sah uns for einen Moment erwartungsvoll an „Gut. Ich werde es definitiv kein zweites Mal erklären."
Er atmete tief ein und aus. Danach griff er nach Fees Hand und ich machte es ihm nach. Mit seiner Freien drehte er schnell die Sanduhr um. „Los gehts", flüsterte er.
Hastig ergriff er noch meine Hand. Er schloss seine Augen und murmelte irgendeinen Zauber. Der Sand um uns herum leuchtete leicht auf.
Auch ich schloss meine Augen und konzentrierte mich erstmal darauf Sandy etwas Kraft zu geben. Ein leichter Wind schien sich um uns zu bilden.
Ich versuchte so gut es ging an Manu zu denken. Was bei den wenigen Momenten die wir beide zusammen hatten schwer war. Er war ständig mit Fee oder Samuel zusammen unterwegs gewesen.
Aber es gab zwei Momente die ich für immer mit ihm verbinden werden.
Einmal die Erinnerung an die Nacht, als wir zusammen standen gegen meine Angst...
(„Ich hab es gleich..."bekam Sandy aus zusammengepressten Zähnen heraus.)
Zum anderen seine Verbannung. Der Unterschied der beiden Erinnerungen war enorm...dennoch so gleich.
Meine Gedanken über die Verbannung wurden immer mehr. Fee war kaum im Stande zu stehen, hat aber den mächtigsten Zauber bis dahin bekannt hinbekommen. Mein Einzelkampf mit Manu. Sandmann der kontrolliert wurde.
Und Bunny... der jetzt das gleiche Schicksal erleidet. Könnte ich nur helfen! Hätte ich mich mehr um ihn gekümmert!
In mir tobte ein eigener Sturm aus Emotionen und Gefühlen. Ich achtete nicht auf den Zauber oder was ich gerade machte. Alles was ich wollte war es meinen kleinen Bruder zu helfen!
(„Etwas stimmt nicht! Konzentriert euch!")-Nein!!
Ich will mich nicht mehr darauf konzentrieren! Ich will etwas nützliches machen.
Bevor meine Gedanken weiter springen konnte fühlte es sich so an, als wäre ich von der gesamten Welt gelöst worden. Es fühlte sich kurz so an als würde ich fallen, bis ich irgendwie wieder stand? Komisch.
Ich öffnete die Augen und bemerkte, wie ich irgendwo anders gelandet bin. Der Himmel war voller Wolken und um mich herum war ein reines Chaos. Als ich meinen Körper herunter sah bestand ich förmlich aus den leuchtenden Traumsand. Genau wie bei dem Blick in der Vergangenheit, nur eben komplett vertauscht.
„Was ist hier los...?", murmelte ich.
Mein Blick erhob sich leicht. Ich blieb stehen, als ich sah, wer vor mich hockte. Wie konnte ich es anfangs übersehen?!
Wenn ich mich täusche war es Julien vor mir. Und so wie es aussah hatte er seinen Freund...(Justus?)....im Arm. Beide erwarten nass und ich konnte etwas Blut im Mundwinkel von seinen Freund erkennen.
„Was machst du hier?", hörte ich Ju mit einer gebrochenen Stimme sagen. Er sah mich traurig an. Anscheinend konnte er mich sehen.
Ich löste mich etwas aus meinen Schock.
„Was ist hier passiert?", fragte ich.
Verwirrt sah er mich an. Seine Augen waren mit Tränen gefüllt.
„Der Sturm war da... Wo wart ihr als ich euch brauchte. Warum habt ihr ihn nicht gerettet-Joon nicht gerettet !?", bekam er brüchig heraus.
Der Sturm? Meinte er einen Kampf? Manu?? Was zum Teufel ist passiert?!
Ich wusste nicht was ich gerade in der Situation machen sollte. Helfen konnte ich schlecht. Außer...
„Hey hey hey...", ich ging langsam auf ihn zu und hockte mich neben ihn. „Ich weiß nicht was hier passiert ist, weil ich nicht da war. Wenn ich könnte würde ich deinen Freund retten....ich weiß wie es ist jemanden zu verlieren..."
„Ach wirklich?! Warum bist du nicht früher gekommen! Wieso wart ihr nicht da!", motzte er mich empört an. Auch wenn ich kein Einfluss auf den Tod von seinen besten Freund hatte, fühlte ich mich schuldig.
„Ich war nicht da, weil ich es nicht sein konnte. Ich komme aus der Vergangenheit. Wir wollen den Mann im Mond finden und ihn besiegen. Du musst mir eins sagen: Weißt du wo der Kompass ist??" fiel mir gerade ein.
„Ich wollte es nie sein.", sagte er schlüssig „Ich will es nicht mehr sein."
(„Ich kann es nicht mehr halten!!!")
Langsam löste sich mein Körper auf. Der Sand rieselte wie bei einer Sanduhr nach unten.
„Wo ist der Mann im Mond?!", versuchte ich noch schnell ihn zuzurufen.
Bevor ich eine Antwort bekam fühlt es sich an, als würde ich wieder fallen.
Ich kam wieder auf dem Boden auf, jetzt sitzend, und fühlte nach hinten gedrückt.
„Woah!!" kam es aus mir heraus. Ich war wieder im Wohnzimmer vom Osterhasen. Der Sand der überall um mir herum lag leuchtete nicht mehr und war fast schon schwarz....genau so wie beim anderen Zeitblick.
„Was war das?", versuchte ich Sandy zu fragen. Er lag erschöpft auf dem Rücken und atmete sehr schwer.
Fee saß rechts neben mir. Er atmete auch sehr schwer, dass brachte ihn aber nicht davon ab mir einen gehässigen Blick zuzuwerfen.
„Ganz genau", sagte er „was hast du da gemacht?!"

Chapter 23: Du mich einfach nicht magst

Summary:

Btw wir benutzen unsere eigenen Namen der Wächter, da wir die schon vor „Das Geheimnis der Zahnfee“ etabliert haben

Chapter Text

Zahnfee POV:
„Was zum Teufel war das?! So war es nicht geplant!", regte ich mich auf. Irgendetwas wurde am Zauber verändert. Er war vollkommen außer Kontrolle!
„Ich weiß nicht was passiert ist! Irgendwie bin ich da gefallen und habe da Ju getroffen und-"
„Warte!", unterbrach Sandy. Sein Atem hat sich etwas beruhigt, aber blieb noch auf dem Boden liegen.
„Du hast Ju getroffen?!? Du bist in der Zeit gesprungen?! Bist du wahnsinnig?!! In der Zeit zu springen ist gefährlich...wie konntest du das machen?! Dieser Zauber war nicht darauf ausgelegt!", motzte Sandy ihn an.
Geschieht ihn recht.
„Ich weiß es doch selbst nicht! Habt ihr es gesehen?"
„Nein, zufälliger weise nicht. Weil wir versucht haben den Zauber intakt zu halten. Was hast du denn gesehen?", fordere ich auf.
Nachdem Santa mir einen skeptischen Blick zugeworfen hatte fing er an zu erzählen.
„Ich war auf so einer Lichtung. Frag mich nicht wo. Da habe Julien Bam gesehen...er hat gesagt, dass er der Kompass sei. Er hat aber auch gesagt, dass der Sturm bereits da war...."
„Weißt du denn was Manus Plan war?", fragte ich nach.
Als Antwort schüttelte er den Kopf.
„Wir wissen also nicht mehr als zuvor."
„Komm runter Fee. Wenigsten wissen wir wer der Kompass ist.", versuchte es Sandy.
„Trotzdem wissen wir nichts weiteres über Manu. Hat jemand von euch eine Idee?", fragte ich zuletzt.
Es war gefolgt von einen kurzen schweigen, was von Santa unterbrochen wurde.
„Ich würde sagen, dass wir Ju finden sollten. Dann haben wir den Kompass wenigstens in unserer Nähe. Vielleicht weiß er mehr als wir denken."
„Wir müssen uns erstmal stärken. Auf jede Situation vorbereitet sein. Wir sollten unsere Zeit nicht mit der Suche nach dem Kompass verschwenden."
„Fee, ich weiß, dass wir uns vorbereiten sollen. Aber je mehr wir sind, desto größer sind die Chancen. Auch wenn man bedenkt das Manu jetzt nicht alleine-"
„Klaus sei leise! Ich versuche mich zu konzentrieren."
„Du hast doch nach Ideen gefragt. Das hier war meine!"
„Die Idee bringt uns nicht weiter. Wir brauchen was besseres!"
„Fee, ich denke das die Idee von Klaus die beste Chance im Moment ist. Hör doch einfach mal zu."
Samuel schließt sich dem Typen jetzt an. Ehrlich jetzt. Mittlerweile standen wir uns gegenüber.
„Ist das dein Ernst?!"
„Ja", sagte Sandy sofort „du bist ausnahmsweise mal nicht der mit den besten Ideen"
„Entschuldige? Du willst also vorschlagen, dass der Typ, der noch nichts gegen Manu wirklich getan hat, gerade jetzt die Führung übernehmen soll?!"
„So habe ich das nicht gesa-"
„Klaus hat noch nie etwas wichtiges getan! Warum soll dieser Idiot jetzt recht haben?!"
Ich redete mich in Rage. Klaus stand neben mir und sah mich ungewöhnlicherweise nervös an. Dieser Bastard.
„Es ist absolute Zeitverschwendung! Wie gefühlt alles wofür er steht! Ein Mal im Jahr arbeiten. Wir schaffen jede Nacht. Er weiß nichts von harter Arbeit. Warum sollte er auf einmal wissen wie es geht!"
„Fee, das reicht jetzt! Lass ihn in Ruhe! Sei jetzt einfach froh, dass er einen Plan hat, wenn du mal keinen hast!"
Mein Fokus war auf Sandy. Doch meine Wut war immer noch an Santa gerichtet.
„Bis jetzt musste ich förmlich alles alleine machen, also warum soll jetzt jemand helfen?! Ich habe den Zauber gegen Manu ausgesprochen! Ich habe das Pergament hergestellt! Ich habe den Kompass als Idee reingebracht! Er hat gar nichts dafür getan!"
„Dann lass ihn doch jetzt was machen! Du hast ihn keine Chance gegeben etwas zu tun."
„Er wird es ruinieren!"
„Nein wird er nicht! Er hat durchaus etwas getan! Nur weil es nicht so heraussticht wie deins heißt es nicht, dass es unbedeutend ist. Er kümmert sich um die schwarzen Briefe und ist vielleicht der wichtigste Grund warum die Kinder an uns glauben! Er alleine kann diesen Fluch besiegen, also sag nicht, dass es unbedeutend ist! Die Welt kreist sich nicht um dein Werk!"
„Anscheinend ja schon, wenn Manu nicht vom Mond runter wäre! Warum bist du auf einmal auf seiner Seite?! Du weißt doch selber, was er getan hat und was eben nicht!"
„Weil es nicht fair ist! Wir haben gerade durchaus wichtigere Dinge zu tun, als uns zu streiten. Und ich glaube, dass du gerade der kindischste von uns allen bist. Lass mal die Vergangenheit in Ruhe!"
„Ich soll der kindischste sein? Ein Mal beschwere ich mich und du nennest mich kindisch?! Ich denke das es besser zu unseren kleinen Weihnachtsmann passen würde, der nie erwachsen geworden ist!"
„Dann hör auf ihn runter zu machen, wegen Gründen die wortwörtlich Jahrhunderte zurück liegen. Versuch doch wenigsten für einen Moment es hinter dir zu lassen und arbeite ein Mal im Leben mit ihm zusammen. Mehr verlangen wir doch nicht."
Zu sagen, dass ich mich beruhigt habe ist eine Lüge. Aber wenigstens hab ich aufgehört die anderen anzuschreien.
„Wir suchen Ju und damit ist das Gespräch beendet. Ruht euch aus. Wir suchen morgen nach ihn." befielt Sandy.
Er suchte währenddessen seine Sachen zusammen. Klaus stand einfach nur neben mir. Er hat sich die ganze Zeit scheinbar nicht bewegt.
Sandy war schon auf den Weg nach draußen.
„Kann jemand von euch sich mal um die Tür kümmern während ich unterwegs bin. Hab kein Bock, wenn ihr im Schlaf eine Erkältung bekommt.", schrie er uns aus der Tür nach.
„Und wo willst du jetzt auf einmal hin?" hackte ich nach.
Er lehnte sich zurück und guckte mich von der Tür aus an „Ähmmm, falls es dir nicht aufgefallen ist. Es ist Sonnenuntergang. Irgendwer muss sich ja um die Träume kümmern-"
„Nein! Nicht mit mir", ich ging auf ihn zu und zog ihn wieder rein „heute machst du rein gar nichts. Manu ist auf freien Fuß und wir können nicht riskieren, dass er dich jetzt so findet."
„Aber Feeeeeeee"
„Nichts aber, heute Nacht machst du mal nicht deinen Job!"
Er sah mich beleidigt an. Nach ein paar Momente kam auch mal eine Antwort.
„Schön! Dann sag ich aber, dass ihr beide euch mal ausruht. Der Tag war lang und wir sollten alle bei Kräften sein. Und bevor es eine Diskussion gibt-vertraut mir früher hatte wir die zu häufig- mach ich die Betteinteilung!"
„Sagt wer? Seit wann entscheidest du wo man zu schlafen hat?"
Santa hatte Nerven jetzt etwas zu sagen. Aber er hatte leider recht.
„Weil ihr nie in der Lage sein würdet euch zu einigen, also." er klatschte in die Hände und sah uns beide abwechselnd an.
„Fee" er zeigte auf mich und danach aufs Schlafzimmer „du gehts ins richtige Bett."
„Warum i-""Eh! Keine Widerworte Fee! Ich glaub dir immer noch nicht, dass es dir so gut geht wie du behauptest. Du gehst ins Bett!"
Seit wann behandelt er uns wie Kinder. Klaus als auch ich sind älter als er.
„Klaus...du bist auf der Couch. Ich nehm den Sessel."
„Warum nimmt jemand freiwillig den Sessel?"
„Klaus, hast du vergessen wer ich bin? Sleep is for the weak. Brauch ich nicht."
Er sah uns beide erwartungsvoll an mit einen großen Grinsen im Gesicht. Er machte mit seiner Hand eine anwedelnde Bewegung.
„Komm, komm! Es ist Schlafenszeit. Sagt euch lieb gute Nacht und träumt schön..."
Ohne einen zweiten Gedanken sagten Klaus und ich synchron:
„Halt die Klappe Sandmann!"

Chapter 24: Ihr unwissenden habt genug Seelen beschmutzt

Summary:

Dieses Kapitel spielt in der Kindheit der Wächter (ca.16/17 Jahre alt).
Warning: homophober Inhalt, light depiction of violence

Chapter Text

Osterhase POV:
„Komm zurück du Petzte!" schrie Samuel mir noch hinterher.
Derweil lief ich um mein Leben. Metaphorisch gesehen natürlich. Obwohl ich ihn einen Mord zutrauen würde. Ich hatte jetzt keine Lust mich noch mehr mit ihm anzulegen!
Schlitternd stoppte ich vor einer Tür. Ich riss sie schnell auf uns verschwand so schnell wie nur möglich im Kleiderschrank. Hier konnte er mich nicht finden.
Ich war im Schrank drinnen mit verschieden Roben und Kleidungen für die Nonnen im Kloster. Wir fünf waren so gut wie nie hier drinnen. Es war uns aber auch nicht verboten.
Ein perfektes Versteck vor Samu.
Hinter der jetzt verschlossen Eingangstür zum Raum hörte ich zwei Stimmen. Bitte nicht Samu, bitte nicht Samu.....
Als ich durch den kleinen Spalt sah von den Türen des Schrankes erkannte ich zu meinen Glück nicht denjenigen, den ich erwartet habe.
Es waren zum Glück nur Fee und Klaus. Trotzdem wollte ich nicht aus meinen Versteck. Wäre auch komisch gewesen, wenn ich einfach so hier rum hocke.
„Felix hör auf mich so am Arm zu ziehen, dass tut weh! Was kann dich bitte so sehr der Ruhe bringen, dass du mich hierher entführst?" fragte Klaus, während er sich sein Handgelenk rieb.
Fee stand nervös neben ihn. Ein etwas ungewöhnlicher Anblick. So hab ich ihn noch nie gesehen.
„Es ist etwas unangenehm und ich wollte es in Ruhe erzählen... am besten alleine...."murmelte Fee.
Ohh mist! Wenn ich erwischt werde bin ich so was von tot!
„Hast du nicht Samuel dafür?"
„Es... es ist etwas, wobei ich mir unsicher bin...von der Reaktion her und ich wollte mit dir reden weil du nunmal-ich kann nicht glauben, dass ich es sage- der älteste bist."
Fees Blick wandte sich von Klaus ab. Letzterer sah ihn überrascht und stolz (?) an.
„Welches Geheimnis liegt dir auf den Herzen, dass ich, dein älterer Bruder, von erfahren darf?" sagte er mit verstellter Stimme. Ich musste mich kontrollieren bei diesen Vorstellung nicht zu kichern. Es war schon verdammt lustig.
„Du bist echt unlustig."
„Sei mal etwas lockerer Fee. Ich fand es grandios."
„Wer's glaubt- aber wirklich. Ich möchte im ernsten darüber sprechen." Fee klang sehr unsicher. Das wird eine lange langweilige Konversation. So ist zumindest meine Befürchtung.
Klaus lehnte sich ganz entspannt gegen eine Wand „Dann leg los."
Fee atmete tief ein und aus „Also ich...kennst du das Gefühl wenn jemand etwas behauptet und du selbst nicht weißt das es stimmt aber du ohne zu zögern zustimmst, weil ja klar so muss es sein, es war immer so. So hat man es gelernt und es muss nach diesen Prinzipien gehen und-und du weißt nicht wie es einfach anders sein kann-"
Er unterbrach sich selbst um mal zum atmen zu kommen. Wer hätte gedacht, dass er so schnell und viel hintereinander reden kann. Ich konnte zwar keins der Gesichter sehn, aber die Anspannung war im ganzen Raum zu spüren.
Nach einen tiefen Atemzug fuhr er fort „Jedenfalls....was wenn etwas nicht so ist wie es sein sollte und es beim besten Wille nicht geändert werden kann, trotz allen versuchen und Gedanken und man nicht weiß wie man damit umgehen soll. Es kann einen egal sein, aber geht ihn nicht aus dem Kopf und man fühlt sich alleine in diesen Schlamassel, da es ja förmlich keinen anderen gibt der sich so fühlt und-"
„Fee du musst auch Atempausen machen, sonst erstickst du noch.....hör auf dich zu rechtfertigen und erzähl es doch einfach." stoppte Klaus ihn.
Nervös holte Fee nochmal Luft. Er klang leicht zittrig „Sonst kann man es doch nicht verstehen..."
„Wie bitte?"
„Nichts! Ich hab nur gesagt, dass ich wohl zu nervös sei!"
Lügner. Ich hab es genau gehört. Das Gespräch wird gerade interessant.
„...Klaus...?", ich spitzte die Ohren, als Fee total unsicher klang „ist es in Ordnung wenn mir es egal ist?"
„Was egal ist?" fragte Klaus ruhig
„...wie andere einen sehen und ...wahrnehmen..? Es ist doch egal welchen Geschlecht man zugeordnet wird... Mensch ist Mensch und mehr nicht. Warum soll es bitte wichtig sein als was man gesehen wird? Man muss das doch nicht extra unterteilen für jeden. Man kann auch dazwischen stehen...."
Er hatte einen Punkt. Nachvollziehen kann ich es nicht weil es sich nicht so anfühlt, aber klar. Es kann einen doch selber egal sein. Man muss es doch nur akzeptieren.
„Was meinst du mit dazwischen? Mann ist Mann und Frau ist Frau...oder etwa nicht. So haben wir es gelernt.", warf Klaus ein.
Verwundert sah ich in seine Richtung. Eigentlich war der doch immer so empatisch. Er hinterfragte nie die Meinung anderer. Bedeutet aber mehr Drama in diesen Moment.
„Ja, aber. Deswegen ist es verwunderlich. Ich weiß was andere sagen und uns beibringen, dass bedeutet nicht das sie immer recht haben. Ich möchte nur mit der Situation umgehen. Darum bin ich hier....glaubst du mir etwa nicht...?"
An seiner Stimme konnte ich erkenne, dass etwas in ihn gebrochen ist...Vertrauen...?
„Glauben? Fee hör einfach auf mit dem Unsinn. Du wirst einen Geschlecht zugeordnet und so ist es. Da gibt es nicht zu ändern. Ist einfach so."
„Was wenn es eben nicht so ist? Was wenn es auch so anfühlt-oder halt eben nicht?! Versuche es einfach zu verstehen."
„Du machst einfach keinen Sinn! Reiß dich einfach zusammen! Sei einfach mal normal!"
Ein leichtes Klatschen war zu hören. Ich zuckte beim unerwarteten Geräusch leicht zusammen. Die Stille danach war das bedrückendste von allen.
„Ich...ich kann nicht....Klaus, so-so bin ich...ich dachte du würdest verstehen..."
„Da gibt es nichts zu verstehen! Es ist so wie es ist und man kann es nicht ändern! Verhalte dich auch so!!"
Die harte Stimme von Klaus schien durch den Raum zu Hallen.
„Nein...."hörte ich Fee noch flüstern. Einen Ton, den keiner je hören sollte. Er war gebrochen...ein für alle mal.
Stürmische Schritte waren zu hören und das Knallen der Tür.
Jetzt waren nur noch Klaus und ich im Raum. Ich versuchte mein Atmen so gut wie möglich zu kontrollieren, damit er mich nicht entdeckt.
Auch wenn ich nichts vor Klaus zu befürchten hätte, er würde mir nicht einmal ein Haar krümmen so nervig aufrichtig wie er mich behandelt, war ich angespannt. Klaus ist nie laut geworden. Vor keinen von uns.
Fee tat mir einfach leid, aber endlich gab es mal einen weiteren, der nicht von Klausˋ Ego geblendet wird, und ihn nicht ausstehen kann.
Angesprochener fuhr sich durchs Gesicht und atmete tief ein und aus. Nach ein paar Sekunden verlies auch er das Zimmer.
Auch ich wartete ein paar Minuten ab, bis auch ich mich auch aus dem Zimmer schlich.
Was zum Teufel habe ich da gerade mitbekommen?!

 

Sandmann POV:
Ich bin einmal das ganze Kloster abgegangen, aber immer noch keine Spur vom Angsthasen. Man sollte doch meinem, dass ihn langsam die Verstecke ausgehen können.
Meine Beine brachten mich schlussendlich zurück in unser Zimmer, wo es ungewöhnlich ruhig drin war. Eigentlich war immer jemand hier drinnen oder man hörte irgendwen auf dem Hof. Mein Blick schwenkte raus aus dem Fenster, wo ich Manu im Schatten eines Baumes sah. Vielleicht sollte ich später mal zu ihn gehen.
Erst wollte ich aber Zeit alleine genießen. Eine Wohltat für meine Mentalität.
Aus purer Gewohnheit drehte ich die Sanduhr um, die ich seit Kindheitstagen besitze. Ich stellte sie vor mir hin und hockte mich einfach auf den Boden.
Ich beobachtete jedes Sandkorn wie es runter rieselte und einen dünnen Fluss erzeugt. Eine so simple Sache kann mich nur darauf fixieren. Mein Kopf schaltete einfach aus. Ich war einfach alleine und hatte Ruhe. Frieden.
Natürlich läuft nichts in dieser Familie ruhig. Wer hätte das gedacht?
Das knallen der Tür lies mich komplett zusammenzucken. Mein Blick riss sich von der Sanduhr und wanderte zur Tür.
Eigentlich wollte ich mich beschweren, doch der Anblick von Fee lies mich alle bösen Worte vergessen.
Tränenüberströmt ging er schnellen Schrittes zum Bett, nachdem er die Tür zustieß. Erschöpft lies er sich auf den Bett nieder und hob die Knie an der Brust und verschränkte seine Arme vorm Gesicht.
Mein Körper reagierte einige Sekunden später. Ich setzte mich ebenfalls schnell in Bewegung und hockte mich vor Fee, der mich mit größter Wahrscheinlichkeit nicht einmal bemerkt hat.
„Fee?"fragte ich vorsichtig nach. Ich versuchte währenddessen sein Handgelenk zu greifen, um es vom Gesicht zu ziehen. Kaum in Kontakt zuckte er so stark zusammen, dass ich leicht zurück schreckte.
Mit leicht geröteten Augen sah er mich an.
„Lass mich in Ruhe...", nuschelte Fee beinahe unverständlich. Seine gesamte Körpersprache schrie nach Unsicherheit und Beängstigung.
„Hey, ich möchte dir helfen...okay? Lass mich einfach bei dir sein, in Ordnung ?" versuchte ich noch einmal.
Ich wartete auch auf keine Antwort, da ich sowieso keine bekommen hätte. Kaum habe ich mich auf das Bett gesetzte wurde ich auch leicht zur Seite gestoßen. Fee lehnte sich förmlich mit seinen ganzen Körper an mich dran. Instinktiv legte ich meine Arme um ihn herum. Fee und anhänglich sind Gegensätze, aber gerade schien das nicht der Fall zu sein.
Weitere Tränen kullerten noch sein Gesicht runter, aber es wurden weniger, bis er einfach nur noch erschöpft auf meinen Schoß lag. Meine Hände fuhren automatisch durch seine Haare, um ihn wenigstens etwas beruhigen zu können.
Viele Minuten blieben wir einfach in dieser Position. Fee unterbrach als erster die Ruhe.
„Bin ich ein schlechter Mensch...?"
Seine raue und leise Stimme tat mir im Herzen weh. Was ist bitte passiert?
„Warum solltest du schlecht sein? Was bringt dich auf so einen Gedanken? Du bist wahrscheinlich einer der besten, den ich kenne."
„Ich denke nicht...das ich- ich normal bin....warum kann ich nicht einfach so sein wie alle anderen...?" bekam er mit wackliger Stimme heraus.
„Wer ist schon bitte normal? Alle haben ihre Macken. Keiner ist besser oder schlechter als der andere..."
„Klaus hat aber gesagt-"
„Klaus ist ein Idiot mit einen Ego von tausend Menschen kombiniert. Der hat nichts zu sagen...was hat er getan?", versuchte ich Fee zu entlocken.
Langsam setzte er sich wieder auf und sah mich mit nassen Augen an. Der Zweifel in seinen Blick war nicht zu übersehen.
„Warum ich nicht so bin wie alle anderen? Warum ich nicht einfach mal normal sein kann und mich so verhalte wie ich soll? Mir ist egal wie andere mich sehen sollen, aber ich muss so sein, wie es bestimmt ist und- und ich weiß nicht wie-"
„Fee, beruhig dich...du bist gut so wie du bist. Keiner muss daran was ändern wollen.", ich strich ihn die neuen Tränen aus dem Gesicht. „Du bist mein Bruder, okay? Und ich verspreche dir, dass ich dich nie alleine lassen werde. Ich werde immer für dich da sein. Für die Ewigkeit..." lächelte ich noch hinterher.
„Wenn irgendetwas ist wurde ich da sein und du kannst mir alles erzählen...verstanden? Lass diesen Unsinn, den Klaus gesagt hat hinter dir. Wir haben uns beide und nichts kann das je ändern."
Dankbar sah Fee mich an. Ich hätte auch schwören können, dass er leicht gelacht hätte.
„Danke Samu...."
„Kein Ding", dramatisch legte ich mich auf den Rücken „weißt du zufällig wo der Angsthase hin ist? Ich hab noch eine Rechnung mit ihm offen", wechselte ich das Thema.
„Nein...was hat er diesmal angestellt?"
Themenwechsel erfolgreich!
„Er war wieder eine kleine Petzte! Wegen ihn muss ich jetzt eine Woche lang allein den Küchendienst übernehmen, weil er mich an Mater verpfiffen hat. Nur weil ich versucht habe mich rauszuschleichen."
„Kommt davon, wenn du nachts alleine in den Wald hinein gehst."
Ich stöhnte genervt auf „Feeee! Du sollst mich unterstützen und mir keine Vorwürfe machen. Ich konnte nicht einschlafen! Ich bin nur mal kurz spazieren gewesen! Außerdem macht Manu sowas öfter mal als ich!"
Wir beide lachten kurz auf. So kleine Momente waren doch immer die besten des Tages.
Als wir beide uns beruhigt haben stand ich wieder auf.
„Sollen wir runter gehen? Wir müssen gleich noch die Messe vorbereiten."
„Stiiiimmmt! Wie viel Zeit haben wir noch?"
Ich ging zum Fenster und sah zum Kirchturm hinauf. Die Zeiger waren doch schon weiter als ich dachte!
„Mist! Die Sonne geht gleich schon unter! In einer halben Stunde beginnt die Messe!"
Hektisch standen wir auf.
So schnell kann die Zeit doch vergehen!

Chapter 25: Ich wünschte ich wäre nicht da

Chapter Text

Osterhase POV:
Ganz hypothetische Frage: kann man von Langeweile sterben?
Ich konnte rein gar nichts machen! Ich habe Langeweile!
Entweder war ich in der unendlich schwarzen Leere oder sehe was vor meinen Augen passiert, ohne Kontrolle darüber zu haben. Es war einfach nur frustrierend.
Ich versuchte so gut wie möglich zu beobachten was eigentlich vor sich geht. Das einzige war einfach nur durch irgendeinen Wald hinter Manu herzugehen. Also langweilig.
Meine Gedanken wanderten schon so weit, dass ich für jeden einzelnen meiner Brüder einen neuen Distrack hätte. Dabei kamen Fragen auf:
Wie es Klaus und den anderen wohl geht? Haben sie einen Plan? Können sie gewinnen?
Ich schweifte mit meiner Konzentration so weit ab, dass ich erst als Manu auf einmal mitten im Wald stoppte davon abkam.
Es war schon merkwürdig ihn direkt vor mir stehen zu sehen. Vor allem ohne sein wahres Gesicht.
Bei seiner Verbannung haben Fee und ich zusammen zwar den Zauber gewirkt und wir beide kannten die Risiken für alle Beteiligten. Es war noch nicht mal garantiert das es funktioniert hätte. Vor allem mit so einer Kraft, dass sein Gesicht verschwunden ist.
Anscheinend konnte er sich in irgendeiner Form regenerieren. Die Kraft des Mondes über so viele Jahre hinweg zu bekommen hat ihn mehr gestärkt als gedacht.
Solange aber ein Teil von ihn fehlt wird er nicht die vollständige Macht bekommen. Hoffentlich bleibt das auch so. Fees Vorsorge, dass auf den Pergament etwas über das Gesicht geschrieben wurde -ohne Garantie das es so ist- ist doch für etwas gut.
Manu drehte sich zu mir um. Sein Blick sah hämisch aus, als wüsste er genau was ich dachte.
Genau das war das gruselige an ihn. Man kann nie seine Gedanken oder Intentionen erkennen, bis es zu spät ist oder er es erzählt. Er sah immer wissend aus, ohne das man selbst eine Ahnung hat was vor sich geht.
„Es ist schon erstaunlich wie leicht es einen fällt jemanden zu manipulieren. Dennoch nicht die volle Kontrolle über das Bewusstsein haben kann. Nicht war Hase?", sprach er mich direkt an. Er wusste also, dass ich alles wahrnahm. Dieser Fakt beruhigte mich kein bisschen. Eher das Gegenteil.
„Jeder hätte einfach nur das machen müssen, wozu er bestimmt war und dann wäre alles im Einklang gewesen. Ihr habt bereits gesehn, was eine falsche Entscheidung bewirken kann und seht zu welchen Mittel wir rückgreifen müssen, nur um alles wieder ins Gleichgewicht zu bringen."
Ich wollte ihn anschreien, dass wir nie dazu bestimmt waren die Menschen zu kontrollieren oder wie er mal gesagt hat zu zähmen. Wir sollen Menschen beschützten und nicht kontrollieren.
„Ihr seid weich geworden. Nie habt ihr Gedanken daran verschwendet was mit anderen passiert, solange ihr davon profitiert. Welcher Schnerz durch Verlöste entstehen kann. Nicht nur das Leid, welches vom Tod ausgelöst wird. Die Erde war schin vorher ihren Untergang geweiht und wir wären die einzige Möglichkeit gewesen die Menschen vor ihren eigenen Fehlern zu schützen. Ihr habt euer eigenes Urteil geschrieben! Zeit, dass ich alles wieder richtig biege."
Und selbst dann müssten die Menschen nucht sterben. Selbst wenn hätten wir diesen Prozess nur verlangsamen können. So oder so hätten wir die Erde und Menschen nicht ewig schützen können. Die Erde war schon vorher ihren Untergang geweiht. Es ist doch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis der vollständige Effekt sich gezeigt hätte.
„Umso wichtiger, dass ich diesmal nicht aufgehalten werde..."
Seine Stimme klang irgendwie sentimental, als ob er nicht nur vom Untergang der Welt sprechen würde. Es klang fast schon wie eine Sehnsucht.
Egal was es war, es wurde sofort wieder überschattet von einer stählender Maske. Er streckte seine Hand aus und sammelte sein Kräfte.
Das Leuchten von seinen Körper intensivierte sich leicht. Mit einer schnellen Bewegung hockte er sich hin und sendete seine Magie durch die Erde.
Mein Körper wurde leicht nach hinten gestoßen und ich dachte, dass ich meinen Körper dann wieder kontrollieren konnte, durch den plötzlich Schock. Doch er gehorchte mir immer noch nicht. Er richtete sich zwar auf, aber durch andere Bewegungen, als ich dachte. Ich konnte die Kontrolle nicht fühlen.
Der Boden im Umkreis von ca. 20 Meter leuchtete kurz in einen hellen blauen Licht auf. Dieses Licht änderte sich in rot und ich sah wie Mondblumen aus dem Boden sprießen.
Super...eine einzige Sache, die meine Magie schwächen kann und ich steh mitten drin. Deutlich, um meine Brüder davon abzuhalten in unsere Nähe zu kommen.
„So viele schätzen die Natur nicht mehr wert. Wären doch nur mehr Flecken der Erde unberührt geblieben...vermisst du auch manchmal die alten Zeiten?", fragte er mich mit einen Schwung von Nostalgie.
Dieser arrogante Bastard. Er weiß ganz genau, dass ich alles hören konnte, aber nicht antworten.
Er sah mich etwa suchend an, dann fing er an wieder zu lächeln.
„Wir beide werden das ändern...Dafür musst du ein paar Gefallen für mich erledigen."
Langsam kam er auf mich zu, bis er nur wenige Zentimeter von mir weg war. So nah standen wir uns seit Ewigkeiten nicht mehr gegenüber.
„Du musst erstmal etwas holen was mir gehört. Bring mir mein Gesicht...Wenn du schon dabei bist kannst du Julien und Joon, erledigen...was mit anderen auf dem Weg passiert ist egal...", er spuckte die Namen fast schon wie Gift aus.
Er will, dass ich töte. Mir war bewusst, dass er über Leichen gehen würde. Die Realisation kickte aber gerade erst ein. Nicht nur hattest selbst vor Leute aus dem Weg zu räumen, sondern andere dazu zu bringen dasselbe zu tun.
„Du bist ein Monster...", wollte ich sagen. Bekam aber immer noch kein Wort heraus.
„Zu schade eigentlich....würden andere nur mehr Vertrauen in meinen Plan haben, würde weniger Opfer entstehen. Man muss Figuren aufgeben, um weiter im Spiel zu kommen. Die Moral und die Wege deine Wünsche zu verwirklichen muss dir nicht mehr im Weg stehen. Daher musst du etwas Geduld haben..."
Er lehnte sich näher an mich ran.
Auch wenn ich meinen Körper nicht kontrollieren konnte, könnte ich schwören, dass mein Herz anfing aus Angst schneller zu pochen.
„...um unsere Brüder wirst du dich später auch kümmern müssen."

Chapter 26: Schleichst dich nachts in Häuser was bist du bloß für ein creep?!

Chapter Text

Sandmann POV:
Der Tag neigte sich den Ende zu und es war fast schon erschreckend, was an einen einzigen Tag alles geschehen konnte.
In mein Kopf spielte sich alles nochmal ab. Ich ging zu Klaus, um nach Fee oder Bunny zu suchen. In der Wohnung vom Hasen haben wir in die Vergangenheit gesehen. Wir sind zum Pergament gegangen und Manu ist wieder zurück. Das Labor von Rezo war eine Sackgasse gewesen. Dann hab ich Fee endlich wieder gesehen. Wir haben in die verdammte Zukunft gesehen, was in dieser Form nicht geplant war. Fee und Klaus...naja, hatten mal wieder eine kleine Auseinandersetzung.
Jetzt ignorieren sie sich vollständig. Wenigstens müssen sie nicht mehr im selben Raum sein. Die Stimmung muss etwas lockerer werden.
Santa hat schon gesagt, dass er die, immer noch kaputte, Tür endlich mal reparieren wird. Ich wiederum brachte Fee ins Bett.
Komische Vorstellung irgendwie. Aber auch lustig.
Trotzig schleppte Fee sich ins Schlafzimmer. Xier verneinte weiterhin, dass xier müde war. Dabei strahlte Fee schon vor Erschöpfung.
Vielleicht kann ich mich ja noch raus schleichen, während die anderen schlafen. Die können mich nicht aufhalten.
Als hätte Fee meine Gedanken gelesen drehte xier sich um.
„Falls du darüber nachdenkst in der Nacht einfach so abzuhauen vergiss es. Ich würde auch lieber raus gehen. Ich werde wissen wenn du es tust, ich hab so meine Wege."
Erwischt. Dann lass ich das mal lieber.
Im Schlafzimmer setzte xier sich lustlos auf den Bettrand und nahm den Hut vom Kopf. Nachdenklich spielte Fee daran herum.
„Warum wurde der Sand schwarz, Sandy? Ich weiß wie Traumsand aussieht. Auch wenn er vollständig entladen ist von dessen Magie. Schwarz war er noch nie.", fragte Fee aus dem nichts.
Verwundert sah ich xier an. Aufmerksam beobachtete Fee meine Reaktion.
Es stimmt. Nach, beziehungsweise, während des Zaubers wurde der Sand wieder schwarz. Ich war eigentlich der Überzeugung, dass es nie wieder passieren wird.
Fee war doch wieder da! Wieso kann ich es immer noch nicht kontrollieren!
Das genau Fee mich fragte war schon erwartet. Problem ist, dass ich selbst nicht weiß was genau los ist.
„Ich weiß es nicht genau...Ich werde nicht lügen, aber das was ich dachte, dass war es nicht. Es klingt kompliziert ich weiß...wenn all das vorbei ist können wir der Sache näher auf den Grund gehen. Jetzt können wir nichts tun..."
Fee sah mich als Reaktion nur fragend an, ließ aber gegen all meine Erwartungen das Thema fallen.
„Na gut, wenn etwas schief läuft ist es auf dein Konto"
Ouch.
„Fee, ich kann es nicht glauben, du verletzt mich...", spielte ich vor.
Fee ignorieren meine super Vorstellung und legte sich jetzt richtig hin und platzierte den Hut auf den Nachtisch neben xier.
„Du bist unlustig"
„Du hast einfach kein Humor."
„...fang einfach an...", gab xier sich geschlagen.
„Soll ich noch ein Liedchen singen oder Nachtlicht anmachen oder wie willst du es haben..."
Mittendrin hörte ich auf, Überrascht wie schnell es ging.
Fee konnte keine 10 Sekunden liegen ohne einzuschlafen-ohne Sand.
Ich hab ja gesagt, dass xier müde sei.
Trotzdem fand ich es immer wieder aufs Neue merkwürdig, wie Fee Stockgerade im Bett lag, ohne Decke, nichts!
„Du Psychopath...wie kann man so nur schlafen....und so schnell..."
Weniger Arbeit für mich dann. Nur um einmal sicher zu gehen streute ich etwas Traumsand über xier. Dann schlief Fee jetzt richtig und hoffentlich genug.
Ich machte nur kurz die Lichter aus und die Tür zu, dann war ich auch schon verschwunden. Die Hälfte meiner Arbeit war schon erledigt für heute Nacht. Zeit für nummero zwei.
Im Wohnzimmer war der ganze schwarze Sand verschwunden und die Eingangstür war wieder repariert.
Die kleine Lampe mitten im Raum brachte genug Licht, damit man alles erkennen konnte. Am anderen Ende des Raumes war noch ein weiteres Licht zu erkennen, was ich später als die Magie von Klaus erkannte.
Er zog einen leuchtenden Faden aus bloßer Luft heraus, welche sich zu einer Kette manifestieret.
Huh, anscheinend kann er immernoch nicht ohne Nachtlicht schlafen.
Er drehte sich in meine Richtung um und blieb kurz stehen, überrascht mich zu sehen. Er atmete aber kurz darauf erleichtert auf.
Dann fuhr er mit seiner Aktion fort und ging weiter Richtung Kamin, wo er die Lichterkette befestigte. Mit einen Knipsen ging das warme Licht an.
„Sag einfach, dass es kindisch ist.", forderte er mich auf.
„Kann ich tun, wäre aber nur die halbe Wahrheit."
Fragend drehte er sich zu mir um. Anscheinend hat er die Antwort nicht erwartet.
„Komm schon, denkst du ich kenn deine Angst nicht?"
Misstrauisch begutachtete er mich.
„Warum denkst du, dass ich Fee so schnell wie möglich ins Bett bekommen wollte? Mach dir Lichter an, Schlaf auf der Couch, von mir aus auch im sitzen, ist mit egal. Wenn du dir Sorgen machst, ich sitze 2 Meter von dir entfernt.", fügte ich noch hinzu.
Das löste sein Misstrauen auf und löste seinen Blick von mir. Er ging zur Couch und lies sich lustlos drauf fallen.
Anders als Fee musste ich ihn nicht zwingen ins Bett zu gehen.
Ich stellte mich vor ihn hin und wollte schon den Sand verteilen, als er mir zuvor kam.
„Wie kann ich es je wieder gut machen...?", fragte er mich nachdenklich.
„Was meinst du?"
„Fee...wir waren nur Kinder..ich konnte es da nicht verstehen, aber so hätte es nie eskalieren sollen..."
Die ganze Zeit sah er mich kein Mal an.
„Fee wollte nie darüber reden. Xier ist zwar immer verschlossen gewesen, aber das Thema wurde nie angeschnitten. Du hast es wirklich versaut."
„Danke für die Erinnerung."
„Ich will nur sagen, dass Fee es nicht sofort verzeihen wird. Es würde aber mal ein Anfang sein, wenn du dich mal entschuldigst. Wenn ihr immer weiter aneinander vorbei redet kann es erst recht nichts werden."
Keine Lügen, einfach nur Fakten. Klaus sah mich schuldig an. Wir verbrachten ein paar Sekunden in einer unangenehmen Stille. Da Klaus wahrscheinlich nichts mehr sagen wollte fing ich wieder mal an zu sprechen.
„Zerbreche dir nicht dein Gehirn zu sehr darüber. Ist sowieso zu klein..." das Ende war nur er leiser Kommentar.
„Was war das letzte-?", fragte Klaus verwirrt.
„Nichts. Schlaf gut" beendete ich schnell das Gespräch und streute etwas Traumsand über ihn.
Langsam wurde sein Körper schlaff und er wanderte in einen Traum.
Jetzt war ich alleine im Haus, ohne irgendwas zu tun. Nicht schlafen zu können ist eher ein Fluch als ein Segen, egal was andere denken.
Lustlos schmiss ich mich in den Sessel und versuchte wenigstens in meine Gedanken verschwinden zu können.
Es war noch nicht mal schlummern und es kam nicht ans schlafen ran, aber besser als nichts.
Meine Gedanken beschäftigen sich mit einem Thema, was ich eigentlich vermeiden wollte.
Der Fremde.
Ich wusste immer noch nicht woher er kam oder warum er bei mir war. Sein Wissen beruhigte mich auch kein wenig.
Ich dachte, dass die Vereinigung mit Fee den schwarzen Sand beseitigt. Nur ein Fehltritt wäre es gewesen. Das er mich aber immer noch verfolgte brachte mich näher an das was ich nie sein wollte.
Albträume soll ich vertreiben, nicht bringen. Wenn ich keine guten Träume mehr erschaffen kann, was ist dann meine Aufgabe?
Meine Fragen wurden durch ein merkwürdiges Geräusch unterbrochen-was nicht Klaus' Schnarchen ist. Es klang wie schwere Schritte...
Ich öffnete meine Augen wieder und sah mich etwas im schwach erleuchteten Raum um. Klaus lag immer noch neben mir und ich bezweifelte, dass Fee gerade jetzt wach geworden ist.
Niemand würde hier rein kommen, zu dieser Uhrzeit schon gar nicht.
Das ich etwas Angst hatte würde ich nicht zugeben, aber mein Kopf malte sich gerade tausend Szenarien aus. Mehrere waren Situationen mit denen Manu etwas mit zu tun hatte.
Nenn es kitschig, aber ich griff den Kerzenständer neben mir als kleine Waffe, besser als gar nichts.
Mit erhobenen Kerzenständer stand ich auf und ging Richtung Flur, woher ich die Schritte vermutete. Bevor ich um die Ecke ging atmete ich noch einmal tief ein, fertig für jede Situation.
Schnell drehte ich mich um die Ecke. Wo ich nichts fand.
Nur mein Spiegelbild sah mich von großen Spiegel an der gegenüberliegenden Wand an. Ich senkte den Kerzenständer wieder und wollte schon zurück gehen.
Bevor ich mich aber umdrehte legte sich eine Hand auf meine Schulter, keiner war aber hinter mir.
Ich sah nach hinten und es war keiner da...
Sofort drehte ich mich zurück zum Spiegel. Mein Herz setzte für einen Moment aus.
Ich war zwar im Spiegel zu sehen und das nicht alleine. Die Person mit der Hand auf meiner Schulter starrte mich durchdringen an.
Bevor ich reagieren konnte wurde der Druck auf meiner Schulter stärker.
„Was zum-?!", konnte ich noch rausbringen, bevor der Fremde mich förmlich in den Boden drückte.
Hinein in die Dunkelheit.

Chapter 27: Als hätte es nie existiert

Chapter Text

Sandmann POV:
Ungemütlich kam ich auf dem Boden auf. Nach diesen kurzen Schockmoment richtete ich mich wieder schnell auf und sah mich um, aus Angst den Fremden wieder zu sehen.
Dessen war aber nicht so. Ich war in einen Kinderzimmer? Rechts neben mir lag ein ein kleines Mädchen im Bett. Ich brauchte nicht lange um zu überlegen woher sie mir bekannt vorkam. Sie hatte den ersten Albtraum, den ich nicht verändern konnte. Der Ort, an dem ich das erste mal dem Fremden begegnet bin.
Sie hatte anscheinend wieder einen. So verzerrt ihr Gesicht im Schlaf ist. Ich wollte schon zu ihr hin, als ein leuchten hinter mir mich ablenkte.
Keine Ahnung was ich erwartet habe, dass aber bestimmt nicht.
Hinter mir war ich selbst?! Was zum teufel passiert hier?
Fake-ich ging auf mich zu und sah mich nicht an, nur das Kind hinter mir.
Ich wollte ihn schon zur Rede stellen, als er durch mich durch ging?!
What the fuck?!
Ich sah an mir herunter. Mein Körper als auch der Kerzenständer in meiner Hand war irgendwie halb durchsichtig.
Fake-ich interessierte sich nicht für mich, als ob ich nicht da wäre. Ich beobachtete ihn wie er versucht in den Traum des Kindes zu sehen. Er griff in seinen Beutel voller Traumsand und streute eine gewisse Menge Sand über das Kind.
Der Deja-vú Moment trat ein, als der Sand sich pechschwarz färbte.
„Was zum...?", murmelte er.
Er wiederholte die Aktion und dasselbe Ergebnis kam dabei rum.
„Das ist unmöglich...funktioniere doch!", regte er sich auf.
Die ganze Situation habe ich schon einmal erlebt...nur ist jetzt der Fremde nicht da...
Mein anderes ich sah verzweifelt zu wie der Traum sich nicht besserte.
„Das kann nicht sein..."
Schnell verschwand er durch den Traumsand aus dem Zimmer raus und ich fiel wieder. Erneut landete ich in ein Kinderzimmer.
Bevor ich aber hinfiel hab ich mich noch schnell gefangen. Was ist hier los?!
Erneut sah ich Fake-ich Sand über ein Kind streuen und den Sand schwarz färben.
Und das alles wiederholte sich mehrmals. Wir sprangen von Zimmer zu Zimmer und dieselbe Situation geschah jedes Mal.
Irgendwann hab ich die Lust verloren und setzte ich mich auf den Boden und lies mich einfach fallen.
Bis wir nicht mehr in einen random Zimmer waren sondern bei mir zuhause.
Fake-ich saß praktisch vor mir in einer Ecke. Er hatte seinen Hände über den Kopf zusammen geschlagen und murmelte vor sich hin.
„Es kann einfach nicht sein, es kann so nicht sein!"
Ich fiel wieder. Diesmal sah ich Fake-ich aus dem Fenster starren. Ein roter Strahl ging vom Mond aus runter.
Langsam machten die Bilder die ich sah mehr Sinn. Heißt aber nicht das ich sie komplett verstehe oder den Grund sehe, warum das mir gezeigt wird.
Es scheint alles genau so zu passieren, wenn der Fremde nicht gewesen wäre, aber das muss unmöglich sein.
Erneut fiel ich, jetzt wieder an einen anderen Ort.
Ich war im Arbeitszimmer von Fee. Fake-ich ging das ganze Zimmer auf und ab, während er ein Notizbuch von Fee sich die ganze Zeit durchliest.
Frustriert schlug er das Buch zu.
„Fee wo bist du? Ich brauche dich...", sagte er etwas verzweifelt.
Daraufhin leuchtete Fees Portaltür etwas auf. Als hätte er es vorhergesagt trat der durch das Portal.
Gefolgt von Julien Bam und Joon (?) sowie zwei weiteren Personen. Wer zum Teufel sind die?
„Sandmann? Was machst du denn hier?" fragte Fee verblüfft. Ein kaum zu erkennendes Lächeln war auf seinen Lippen.
„Fee...? Du bist-Ich dachte du wärst... es ist gut dich wieder zu sehen.." bekam Fake-ich als Antwort nur raus.
„Ähmm...das ging dann einfacher als gedacht..." sagte Julien überrascht hinter Fee.
Er lehnte sich etwas zu xier hin „Können wir uns sicher sein, dass er es ist und nicht der Mann im Mond?" flüsterte Ju Fee zu.
Genervt drehte sich Fee zu ihn hin. Erst jetzt bemerkte ich, dass xier wieder den Stab besitzt.
Fee griff nach einen kleinen Säckchen neben ihn auf den Tisch und warf Fake-ich damit ab.
Dieser sah ihn nur verwirrt an.
„Dein Ernst Fee? Ich dachte du magst mich. Jetzt wirfst du mich mit Random Sachen ab. Ich bin verletzt.", spielte Fake-ich mit einer Tonne Sarkasmus vor.
„Jep. Der einzig wahre."
„Warum habt ihr nicht einfach auf den Kompass geguckt?", fragte Joon. Ich konnte mich nur grob an seinen Namen erinnern.
„Ich fand das so irgendwie besser", lächelte die Blonde Frau neben ihn.
„Warte- der Kompass?", hinterfragte Fake-ich.
„Julien hier trägt den Kompass als Tattoo auf seinen Rücken. So haben sie mich gefunden. Das du hier bist war reiner Zufall. Jetzt müssen wir nur noch Santa finden. So wie ich es damals geplant habe.", erklärte Fee
Ehe ich mich versah fiel ich wieder.

 

Und natürlich landete ich wieder ungemütlich auf dem Boden.
„Entscheide dich jetzt! Deinen Freund retten und mich wieder vollständig machen, das Schicksal der Welt retten, oder die Welt in den Untergang führen."
Mein Blick suchte nach der Person die gerade gesprochen hat. Manu würde doch nie....
Oder er würde doch. Das Bild vor mir war so surreal.
Erstmal sah ich Manu wieder. Seit Jahrhunderten. Ich wusste nicht ob ich erleichtert sein sollte oder nicht.
In der Situation eher nicht.
Drei Meter über den Boden war Joon in einer Starre gefangen. Kontrolliert durch Manu. Hinter ihm stand der Hase mit seiner Maske im Gesicht.
Sein gesamtes Aussehen ist dunkler geworden. Wenn ich einen Vergleich aufstellen müsste, dann sah es so ähnlich aus wie der Fluch der schwarzen Briefe und Albträume.
Das soll Manu angestellt haben...
Gegenüber stand Ju, wie der Rest meiner Brüder inklusive meinem Fake-ich.
Die zwei Personen, die ich zuvor gesehen habe waren nicht dort.
Die Umgebung um uns herum war einfach nur kahl und trist.
„Wir hatten einen Deal! Ein Geschenk für ein Geschenk...", fordere Manu weiter auf.
Dabei zeigte er auf eine Tasche in Jus Hand. War da etwa sein Gesicht drinnen?
Ju sah nervös hin und her, überfordert von der ganzen Situation.
„Ich- ich kann nicht...Ich möchte nicht schon wieder alles Schuld sein. Das Schicksal der Welt soll nicht mehr an mir hängen bleiben!", antwortete er.
Ju drehte sich zu Fake-Sandmann um und drückt ihn die Tasche in die Hand.
„Ich möchte mich nicht schon wieder falsch entscheiden....Ich möchte nicht schon wieder verlieren...", flüsterte Ju ihn leise zu. Es war ein Wunder, dass ich ihn überhaupt hören konnte.
Fake-ich sah ihn geschockt und unsicher an.
„Du willst mich wieder hintergehen? Bis jetzt war ich immer gnädig zu dir und so dankst du es mir?! Diese Spielchen sind jetzt vorbei!", fauchte Manu ihn an.
Im nächsten Moment fiel Joon bewusstlos zu Boden.
„Joon! Nein!", schrie Ju verzweifelt und rannte zu seinem Freund.
Die Situation die nicht zu Stande kommen sollte ist geschehen.
„Hol ihn dir...", befehligte Manu den verfluchten Hasen. Dabei hielt er ihn eine leuchtende Klinge hin.
Genannter nahm sie an und ging bedrohlich über das Feld Richtung Ju.
Klaus ging ihn entgegen und wollte ihn abfangen.
„Bunny! Bleib stehen! Komm da raus! Hörst du mich?"
Er blieb vor ihn stehen und um ihn den Armen packen, der Hase reagierte aber schon vorher. Als würde er Klaus nicht erkennen griff er ihn sofort an.
Die ersten Angriffe konnte Santa abblocken. Dann kam einer trotzdem durch.
„Ah!", keuchte Klaus.
Er hielt sich seinen linken Oberarm fest und stolperte leicht zur Seite.
Etwas Blut kam zwischen den Fingern hervor. Es war nur eine Schnittwunde, aber die Wirkung war klar.
Für einen kurzen Moment hätte ich schwören können, dass ich das richtige Gesicht vom Hasen sehen konnte. Mit Angst in den Augen.
Sofort wurde dieser Blick aber von der Maske versteckt.
Die nächsten Schritte vergingen zu schnell.
Er näherte sich Ju immer mehr. Dieser hatte seinen besten Freund im Arm...regungslos.
Schwach sah Ju den Hasen an. Kurzzeitig stand der Hase genau in meinen Blickfeld.
In diesen Zeitfenster von diesen 5 Sekunden hatte der Hase genau das getan, was ich ihn nie zugetraut hätte.
Während der Hase zu Klaus ging bekam ich ein Blick hinter ihn. Jetzt lag Joon nicht als einziger regungslos am Boden....
„Hör auf meine Stimme, Klopfer! Du bist da drin! Ich weiß es! Das bist du nicht! Hör auf!", brachte die Stimme von Klaus mich aus der Starre.
Er war jetzt vollständig mit Bunny am kämpfen. Während der Hase ihn die ganze Zeit aggressiv angriff, versuchte Klaus ihn nicht wirklich zu verletzten und gut zu reden.
Immer weiter versuchte Klaus den Hasen zu überzeugen dagegen anzukämpfen und da raus zu kommen.
In einen kurzen Moment verstummten die Worte.
Beide blieben Regungslos stehen.
Der Hase hatte Santa an der Schulter gepackt. Die andere Hand war aus meinen Winkel nicht zu sehen, aber ein kurzes Rückzieher von seinen Arm gab mir die Antwort die ich gebraucht habe.
Die Maske vom Hasen fiel für einen Moment. Sein Blick war eine Mischung aus Schock und Unglauben.
„Klaus...Nein,nein,neinneinein...", murmelte er. Beide sackten langsam zum Boden. Die Klinge fiel stumpf auf den Boden.
„Es tut mir leid...", sagte er, während eine Träne noch auf seiner Wange runter lief.
Danach tauchte wieder seine Maske auf.
Ungläubig sah ich dabei zu wie der Hase mit dunkler Magie den leblosen Körper unseres Bruders packte.
Diese ging durch den ganzen Körper, bis Klaus irgendwie wieder aufstand. Wie der Hase war er auch in seiner anderen Form. Seine Bewegungen waren sehr kontrolliert und sein Aussehen, wie beim Hasen, viel dunkler.
Was hat Manu erschaffen...?

Chapter 28: Alles nur Fake

Chapter Text

Sandmann POV:
Ruckartig wurde ich nach hinten gerissen.
Meine Augen wurden auf einen anderen Kampf gerichtet.
Fee und Manu nahmen es mit Magie auf.
Mein Fake-ich stand etwas abseits zwischen ihnen mit einen Todesgriff um Jus Tasche.
Es war deutlich wer die Überhand hatte. Während Manu praktisch nur Angriff, kam Fee kaum mit den Schutzschilden hinterher.
„Sandy! Gib mir das Gesicht, dann können wir es ein für alle mal beenden! Dieser Kampf wäre endgültig vorbei!", knirschte Fee.
„Du weißt ganz genau, was Fee damit tun wird! Gib es mir zurück. Ich will doch nur meinen Schmerzen lindern und werde helfen die Welt zum besseren zu wenden!"
Wie bei einen Tennismatch sah Fake-ich zwischen den beiden hin und her. Ich konnte es aber leider verstehen...
Seitdem Manu verbannt wurde gab es keine Nacht wo ich nicht einmal in den Himmel sah, insbesondere wenn der Mond dort stand. Ich war der Grund, dass er verbannt wurde. Hätte ich die anderen nicht dazu geholt...
Die Schuld war nach all den Jahren immer noch da. Sich jetzt zu entscheiden ist immer noch unmöglich.
Zum einem will man die Schuld begleichen. Manu sein Gesicht geben. Sich von der Last befreien.
Zum anderen kennt man die Risiken. Fee würde dafür sorgen, dass Manu nie mehr vollständig wird. Die Erde wird keine direkte Bedrohung mehr haben, für welchen Preis? Wir können es nur nach hinten schieben...
Was soll man da bitte tun?
Immer weiter redeten sie aufeinander ein. Jeder wollte zu jedem Preis gewinnen. Alleine dieser Kampf stand im Fokus.
„Fee! Pass auf!", rief noch mein Fake-ich in den Raum.
Die Bedrohung merkte auch ich erst zu spät. Jemand ging durch mich durch.
Dieser machte nur wenige Schritte bis er hinter Fee stand und xier in der Überraschung Angriff.
Klaus hatte die Klinge, die ihn getötet hat, in Fees Rücken...
Der Kampf stoppte augenblicklich. Fee fiel nach vorne, bevor xier zu Boden fiel hielt der Hase xier an der Schulter fest.
Wie bei Klaus ging die dunkle Magie durch Fee durch, bis xier wieder stand...
Nein,nein,nein,neineineienein....
Das ist nicht passiert, das kann einfach nicht sein!
Alles in meinen Kopf drehte sich. Es ist einfach nicht real! Wach auf, deine Fantasie spielt dir einen Streich!
„So etwas kann man sich nicht vorstellen. Wäre eine Sache anders passiert nimmt die Geschichte einen anderen Lauf...", sagte die Stimme des Fremden hinter mir.
Ich drehte mich um, doch dort war er nicht. Als ich mich wieder hindrehte stand ich mehrere Meter weit weg, wo ich vorher stand.
Unmittelbar neben mir stand Fake-ich. Immer noch die Tasche extrem an sich drückend.
Wir beide waren umzingelt von unseren Brüder. Fee, Klaus und der Hase waren jetzt wie Manus Marionetten. Schatten ihrer selbst. Sie standen einfach da und starrten uns an.
„Samuel..."
Manus Stimme brachte Gänsehaut auf.
Wir beide drehten uns zeitgleich zu ihn. Auch wenn mich logischer Weise keiner sehen kann fühlte ich mich persönlich angesprochen.
Die Erleichterung, die ich mir erhofft habe, wurde ersetzt durch schiere Angst.
All meine Brüder waren in irgendeiner Form gestorben, ob innerlich oder äußerlich.
Ich wollte das hier nicht, einfach hier raus!
Bevor es weiter ging fiel ich wieder tief.
Es sollte einfach nur aufhören, doch nein. Ich war jetzt in einen Wald.
Der Himmel war rot mit dunklen Wolken. Die einen sahen aus, wie von einen starken Gewitter, die anderen waren pechschwarz wie Rauch.
Einzelne kleine Punkte am Himmel waren zu erkennen. Es scheinen aber keine Sterne zu sein...
Zwischen den Bäumen konnte ich Fake-ich erkennen, der auf etwas großes zu ging. War das jetzt ein Raumschiff oder was?
Bevor ich einen genaueren Blick darauf werfen konnte war ich wieder in Dunkelheit gehüllt.

 

Der Fall war jetzt länger, als all die zuvor.
Ich wusste nicht was ich erwarten soll. Irgendein Szenario, dass nichts anderes als meine schlimmsten Vorstellungen zeigt?
Ich kam wieder mal dem Boden auf und wollte eigentlich nur dort liegen bleiben. Soll es doch einfach passieren.
Anstatt, dass ich in einen Raum war oder freien Feld war ich umgeben von einer Wüste. Keiner normalen an der Stelle wohlgemerkt.
So weit ich sehen konnte waren Dünen aus schwarzem Sand. Es gab keine Lichtquelle, trotzdem konnte ich Kilometer weit sehen.
„Wo bin ich...?", fragte ich laut. Eher zu mich selbst.
Ich erwartete keine Antwort.
„Wir sind in deinen Ängsten.", schreckte der Fremde mich von hinten.
Als ich mich jetzt umdrehte stand er da. Sonst ist er immer kurz vorher verschwunden.
In dem Moment merkte ich den Kerzenständer, der irgendwie immer noch in meiner Hand ist. Wie hab ich das Teil noch nicht verloren?
„Kein Schritt näher...!", versuchte ich, vergebens, mutig aufzufordern. Kerzenständer erhoben, hier ist auch nichts anderes.
Ich konnte seine Mimik durch die Maske zwar nicht erkennen, aber man spürte schon den genervten Blick.
Nebenbei löste sich der Gegenstand in meiner Hand auf, in schwarzen Sand. Nach wenigen Sekunden waren nur wenige Sandkörner in meiner Handfläche.
„Wie...?"
„Du nennst dich selbst der König der Träume und des Schlafes. Trotzdem kannst du nicht mal deine eigenen Träume kontrollieren...", sagte der Fremde herablassend.
„Was hat es denn bitte damit zu tun?!"
„Du träumst gerade.", erklärte der Fremde.
Mein Mund wurde trocken. „Un-Unmöglich. Ich kann nicht schlafen, nichts bringt mich zum schlafen. Ich kann nicht träumen."
„Das hier beweist eher das Gegenteil."
„Warum bist du dann hier? Wie bist du hier?"
Daraufhin schwieg er. Ein anderer Gedanke kam mir in den Sinn.
„Was hast du mir eben gezeigt..."
Niemand kann diese Bilder einfach so zeigen. Sie waren zu detailreich und haben so real gewirkt...im negativen Sinne.
„Manchmal sind Erinnerungen nur Fetzten von verschiedenen Ereignissen. Je detailreicher sie sind, desto mehr prägen sie jemanden...Nicht alle kann man verdrängen, egal wie schrecklich sie sind....So wie es bei mir passiert ist...", antwortete der Fremde unsicherer als sonst. Sein harter Ton ist etwas verschwunden.
Das Puzzle setzte sich jetzt vollständig zusammen.
„Das waren deine Erinnerungen. Wie bist du dann-", ich kämpfte für eine gute Beschreibung „-hier?"
Er überlegte kurz für die richtigen Worte „Sagen wir mal, dass manche Zauber, die unmöglich erscheinen, mit der richtigen Motivation funktionieren können."
„Du sagst also Zeitreise? Hast du mich gesehen, als ich nur in die Vergangenheit sehen wollte?!"
„Unsere Magie ist weitaus komplexer als das alleine. Je Stärke die Emotion- die Überzeugung- desto stärker die Kraft. Auch wenn es unkontrollierbar ist. Sie ist deutlich stärker. Du willst nur das Gute kontrollierbare benutzen. Deine Ängste sind größer und mächtiger als du denkst..."
„Nein. Ich werde keine Albträume kontrollieren. Ich kann sie nicht kontrollieren!"
„Können oder wollen? Du bist dazu in der Lage. Nur das Vertrauen, dass es so ist bringt dich weiter...weißt du überhaupt warum meine Welt unter gegangen ist?"
„Das hat doch damit nichts zu-"
„Ich hatte nie die Möglichkeit gehabt meinen Brüdern zu vertrauen. Ich habe nicht die Bindung aufgebaut zu Klaus. Den Hasen konnte ich nie sprechen. Fee...", er stockte kurz „war zu sehr auf die Handlung fokussiert und nicht auf die Wirkung...wir haben nicht einander vertraut. Standen uns immerzu im Weg. Ihr habt jetzt andere Chancen. Nutzt sie auch."
Für einen Moment bekam ich erst gar nichts raus. Hätte das alles wirklich passieren können, wenn ich einfach nicht den Tag mit Klaus verbracht hätte?
Zeitreisen sind so kompliziert wie ich mir immer vorgestellt habe. Das nervt.
Wenn er schon mich auffordert auf ihn zu hören, er ist ja irgendwie ich und ich weiß, dass ich pissed wäre, wenn ein anderes ich tatsächlich nicht auf mich hören würde, dann höre ich auf ihn.
„Was soll ich dann machen? Wir wissen nichts!"
„Ich kann dir Möglichkeiten anbieten zu bestimmten Orten zu gehen. Sieh einfach auf der Uhr nach..."
In meinen Ohren hörte ich ein leises Rauschen und ein zweite Stimme. Beides wurde nach und nach immer lauter.
Um mich herum sah ich die Sanddünen fallen. Das Rauschen kam eindeutige davon, aber die Stimme konnte ich mir nicht erklären. Beides wurde mittlerweile so laut, dass ich mir die Ohren zuhalten musste.
In mich zusammen gekrümmt guckte ich mich nach dem Fremden um, er war aber nirgends zu sehen.
Der Sand rutschte immer weiter runter, bis ich von einer endlosen Schlucht umgeben war. Irgendwann war diese Fläche einfach zu klein und ich fiel erneut...

Chapter 29: Mit Schoko ist Schluss

Chapter Text

Zahnfee POV:
„Hey Samuel! Wach endlich auf!", bettelte ich meinen Bruder an.
Es ist schon ein beschissener morgen gewesen. Jeder morgen mit Klaus war Folter genug.
Doch mein jüngerer Bruder wollte einfach nicht aufwachen!
Er beschwert sich manchmal sogar, dass er nicht mehr schlafen kann, egal was er versucht hat. Diese Schlafstörung hat sich zwar erst entwickelt, aber über so einen langen Zeitraum, dass es sich ja nicht einfach so ändern konnte.
Würde er nicht sichtbar atmen hätte ich Angst, dass er tot wäre.
Ich versuchte ihn weiter wach zu rütteln und redete auf ihn ein, doch es gab kaum eine Reaktion.
„Geh mal aus dem Weg!", befiel Klaus, der hinter mir auftauchte.
„Wofür-", brachte ich über die Lippen, bis ich ein lautes Platschen neben mir hörte.
Klaus hat Sandy mit einer eiskalten Schüssel Wasser vollständig durchnässt. Es hatte aber auch die gewünschte Wirkung.
Er fuhr förmlich aus dem Schlaf hoch und atmete tief und schwer. Seine Augen huschten schnell durch den Raum, bis er Santa und mich entdeckte.
Er war komplett angespannt, als ob er mit dem schlimmsten rechnen würde.
So schnell wie er konnte setzte er eine beleidigte Miene auf. Diese Mimik erreichte nur nicht seine Augen.
„Was.Zum.Teufel!", bekam er stockend heraus.
„Siehst du. Hat geklappt.", verkündete Klaus stolz.
„Hast du mich mit verdammten Wasser geweckt?!"
„Du bist einfach nicht aufgewacht.", erklärte ich, bevor die Situation weiter eskalierte.
Geschockt sah er mir entgegen. „Wie bitte...?"
„Du hast geschlafen.", führte ich weiter „Das war noch nicht mal komisch genug, aber du bist auch nicht aufgewacht. Kein mucks. Ich hätte dich schon fast als tot abgestempelt, wenn du nicht geatmet hättest."
Er lehnte sich wieder zurück und schloss die Augen. Im Versuch seinen Atem zu kontrollieren und wahrscheinlich die Sache zu verarbeiten.
„Es war nur ein Traum...", hörte ich ihn murmeln.
„Wie bitte?"
„Nichts. Ich weiß selbst nicht wie das passiert ist, Fee. Kein Grund zur Sorge. Nichts besonderes.", versuchte er zu überspielen. Das er uns eiskalt ins Gesicht lügt war zwar zu erwarten, aber nicht weniger beruhigend.
„Wie du meinst...", lies ich das Thema fallen. Er verheimlicht etwas, etwas großes.
Er wird erstmal nicht darauf eingehen und braucht Zeit. Wie viel kann ich nicht sagen. Zu viel Druck und er würde nie überhaupt darauf eingehen wollen.
Probleme wollte er schon immer allein lösen. Vor allem seine inneren.
„Ich denke wir sollten alle erstmal richtig wach werden", verkündete Klaus. Er wirkte aufgeweckter und euphorischer als ich mich je gefühlt habe und es war noch so früh morgens „Ein Kleinigkeit für zwischendurch würde bestimmt die Stimmung heben."
„Wie kannst du zu dieser gottlosen Stunde schon an essen denken? Vor allem in so einer Situation. Wir keine Zeit für kindische-"
„Wenn ihr schon vorgeschlagen habt, dass wir schlafen, dann darf ich auch ein kleines Frühstück vorschlagen. Nachher beschwert ihr euch, dass wir nicht voll bei Kräften sind.", unterbrach mich Santa.
„Willst du mich zwingen gesünder zu leben, als in den letzten 300 Jahren? Kaum sind wir zusammen und ich werde gezwungen zu essen und zu schlafen."
„Ich glaube die Formulierung ˋMenschliche Bedürfnisse zu stillenˋ trifft es besser."

 

Und so kam es dazu, dass wir an einen Tisch saßen und frühstücken. Eine Szenerie, die ich in meinen kühnsten Träumen nie vorgestellt habe.
Ich muss echt verzweifelt sein.
Alleine der Streit wie man ein Ei vernünftig kocht verbrauchte meinen Willen zu leben.
„Hol es doch nicht so früh raus! Es ist bestimmt noch komplett weich von drinnen!"
„Nachher wird es noch zu trocken, wir holen sie jetzt raus!"
„6 Minuten ist viel zu wenig, Fee!"
„8 Minuten ist zu viel!"
„Sandy hilf mir mal!", forderte Klaus.
Der jüngste der Gruppe lag immer noch quer auf dem Sessel. Er hatte keine Lust irgendwas zu kochen oder so. Wir haben ihn erstmal sein lassen.
Die einzige Reaktion die wir bekamen war ein einziges Schulterzucken.
Am Ende haben wir es Einzel gemacht. Keiner von uns war kompromissbereit.
Am Tisch kam es zur nächsten Diskussion.
„Schon schlimm genug, dass du so viel Schokolade isst und gerade Nutella....aber musst du es auch noch mit Butter essen?!", regte ich mich auf.
„Was? Ist sonst zu trocken." rechtfertigte sich Santa.
„Du machst Scherze?"
„Es schmeckt nunmal besser!"
Alleine die Textur wollte ich mir nicht vorstellen, geschweige denn vom Zucker. Das kommt niemals auf meinen Teller.
„Probier es wenigstens-"
„Nein"
„Meine Fresse", sofort rückt er etwas weiter von mir weg.
„Gut, gleich viel besser"
Wr saßen ein paar Minuten im Stillen. Nach einer Weile wurde diese auch bedrückend.
„Jetzt mal zu den wichtigen Themen. Was machen wir denn jetzt? Wir haben keine Ahnung wo Manu ist und was genau er vorhat.", brach ich das Eis.
Daraufhin war es erstmal still. Keiner hatte wohl eine Idee oder einen Vorschlag. Also müssen wir leider Improvisier-
„Der Kompass ist nicht alleine unterwegs...", murmelte Sandy vor sich hin.
Die ganze Zeit saß er nur ruhig am Tisch und hat sich kaum bewegt. Zu sehr in seinen Gedanken vertieft.
„Was mein-"
„Ich habe etwas, wodurch wir Verbündete von ihn finden können. Dort können wir anfangen..."
Demonstrativ hob er seinen Arm hoch. Aus seiner alten Armbanduhr kam ein blaues Leuchten heraus. Es setzte sich zu einer Karte zusammen, soweit ich das erkennen konnte.
„Woher hast du das?", fragte ich ihn verwirrt. Es war eine ehrliche Frage.
Er bleib einfach nur stumm da sitzen, als ob er mich nicht gehört hat.
„Vielleicht wissen sie etwas, was wir nicht wissen", fuhr er fort. Immer noch ignorierte er uns.
Klaus und ich sahen und für einen Moment an. So sehr wir manchmal unterschiedlicher Meinung waren wussten wir, dass etwas ganz und gar nicht stimmt.
„Dann sollten wir uns so schnell wie möglich auf den Weg machen. Nicht das wir sie nachher verlieren.", fasste Klaus zusammen.
„Ihr könnt vorgehen. Ich muss noch was erledigen."
Santa sah mich genervt an. Es war sein ˋWillst du mich verarschen?! Ich mach diesen scheiß jetzt nicht alleine!ˋ Blick.
Nach ein paar Sekunden Blickkontakt brach er als erster ab. Hah, gewonnen.
„Gut, dann gehen Sandy und ich zu zweit los. Was machst du?", ergab sich Santa seinem Schicksal.
„Ich muss noch etwas holen."
Ich versuchte meine Aussage vage zu halten. Es wäre angenehmer alleine zu gehen, damit es nicht zu Komplikationen kommt.
Manchmal ist es einfach besser alleine zu gehen...

Chapter 30: Nenn es Magie

Chapter Text

(vor 500 Jahren)
Zahnfee POV:
Nervös tippte ich mit meinen Fingern gegen den Tisch während ich einfach nur abwartete. In zehn Minuten wird es zur vollen Stunden schlagen. Heißt ich bin gleich dran.
Das einzige Problem: ich muss noch einmal kurz raus, wurde aber früher als sonst in den Vorraum geschickt. Unter den Adleraugen der Nonnen würde ich mich nicht hier raus schleichen können.
Die Tür am anderen Ende des Raumes ging auf und ich fror in meinen Bewegungen ein. Es hat noch nicht zur vollen Stunde geschlagen! Ich kann nicht früher geholt werden! Der Zeitplan soll einfach nicht durcheinander kommen!
„Wie vorteilhaft, du bist schon hier ", wurde ich angesprochen. Mein Herz setzte kurz aus „wir müssen eben deinen Bruder wieder finden. So lange du noch nicht dran bist hilfst du uns suchen."
Zu behaupten, dass es ein Erleichterung war, war eine völlige Untertreibung.
„Ist es mir gestattet ihn im Garten suchen zu gehen?"
Ich wage es kaum zu hoffen, dass sie es mir erlauben würde. Dennoch versuchte ich es. Meine Stimme war erhoben und sicher, so wie es uns gelehrt wurde. Ein kleiner Fehler und sie wird Unsicherheit spüren.
„Verlass nicht das Gelände und komm pünktlich hierhin zurück. Falls du es missachtest bleibst du morgen in der Kammer."
Ich schluckte mein Grauen vor den Konsequenzen runter und war einfach froh noch eben raus gehen zu können.
„So soll es sein.", sagte ich knapp und ging langsam raus. Ohne Hektik. So wie wir es gelernt haben...
Ich hoffte einfach, dass ich schnell zum Versteck hin konnte und wieder zurück. Ich vermied es irgendeinen Fehler zu machen, denn die Kammer war meine Bestrafung von uns fünf.
Mach ich ein Fehler werde ich dort drin gelassen. Der kalte Raum ohne Licht war zwar nicht gruselig, aber nicht angenehm für mich. Alleine der Gedanke nicht da raus zu können und Stunden lang nichts zu tun, machte den Raum kleiner als er eigentlich ist.
Ich könnte da nicht drin gehen oder vernünftig stehen. Meine längste Zeit waren 30 Glockenschläge zur vollen Stunde. Mehr als einen Tag ohne essen oder trinken, um ˋmeine Geduld zu fördernˋ.
ˋGott gibt das was du brauchst, so bete es auch für die Teufelskinderˋ war die Erklärung der Nonnen gewesen.
Ich bin für jeden Tag froh, wo ich nicht da drinnen eingesperrt bin. So versuche ich mich durch Disziplin da raus zu bringen, wie auch jetzt.
Kaum war ich aus dem Blickfeld raus wurde ich immer schneller. Erst als im mitten im Garten ankam wurde ich wieder langsamer. Vorsichtig sah ich mich um.
Das der jüngste von uns unbedingt ein Formwandler war, war Fluch und Segen zugleich. Zum einen kann er sich besser von eventuellen Bestrafungen verstecken, zum anderen müssen wir ihn dann aufsuchen.
Wenigstens ist er in der Lage schwerwiegende Wunden zu heilen.
Ich ging weiter nach hinten in die weiten Ecken des Gartens hinein. Neben mir hörte ich kurz Rascheln. Ich sah zum Ursprung des Geräusches.
Ein grauer Hase hockte vor mir und starrte mich kurzzeitig an.
Dann rannte er so schnell wie möglich weg. Ich ihn hinterher.
Am Ende des Gartens verschwand er zwischen den Büschen vor der Mauer. Ich wurde etwas langsamer und hockte mich davor.
Ich griff in den Busch rein und holte einen langen Stab heraus. Für jeden anderen war es einfach ein großer kahler Ast. Für mich ein Weg um ein paar Schmerzen erspart zu bekommen.
Vor mir hockte der Hase sich wieder hin. Ganz nervös und hektisch atmetet er.
„Du wirst schon von jeden gesucht! Versteck dich richtig!", flüsterte ich ihn zu.
Aber mein jüngerer Bruder ging nicht weg.
6 Minuten bis zur vollen Stunde.
„Ich hab nicht mehr so viel Zeit...", ich seufze kurz und gab mich geschlagen. „Okay...Versteck dich und ich mache dir ein kurzes Schutzschild, aber mach schnell. Ich hab noch eine Sache zu erledigen..."
Er gab sich scheinbar zufrieden und hoppelte wieder zwischen die Äste im Busch. Darauf versuchte ich die Äste leicht wachsen zu lassen, damit es blickdichter ist, aber nicht zu viel, da das zu auffällig wäre.
Danach erschuf ich eine kleine Barriere, damit er und nachher der Stab, nicht entdeckt werden können.
Es sollte nicht zu stark werden, da die Nonnen sonst genau wüssten, von wem das ist. Magie sollen wir nicht außerhalb der Stunden verwenden, wo sie uns untersuchen...
Nach ein paar Augenblicken war der Hase sichtlich verschwunden. Das Schild funktionierte.
Jetzt zum eigentlichen Plan.
Ich legte beide Hände um den Stab und konzentrierte meine ganze Kraft darauf.
Meine Hände und der Stab wurden von violetten Leuchten umgeben. Ich zentralisierte meine Magie nur auf den Stab, damit er sie aufnimmt. Durch etwas Übung fiel es mir etwas leichter sie zu manifestieren und einzusperren.
Es hat ewig lange Versuche gebraucht, bis es auch nur für einen Bruchteil geklappt hat. Irgendwann erstarb das Leuchten und es fühlte sich so an, als ob mir selbst etwas Energie entzogen wurde. Es war aber der Beweis dafür, dass es funktionierte.
Ein Teil meiner Magie ist im Stab. So werden die Nonnen mir nicht so weh tun, als wäre ich bei vollen Kräften. Sie werden so mit weniger arbeiten müssen, da ich scheinbar nicht so stark bin.
Schwer atmend, aber zufrieden, legte ich den Stab wieder ins Versteck. Zusätzlich verhüllt vom Schutzzauber.
Nur der Hase wusste von diesen Experiment, aber nur vom sehen her. So lang er es niemandem verrät bin ich sicher.
Ein Blick auf den Kirchturm sagte mir, dass ich nur noch zwei Minuten habe. Verdammt!
Ich rannte schnell zurück zum Vorzimmer, dass ich zum Glück pünktlich erreicht habe. Leicht außer Atem erklärte ich der Nonne, dass ich nicht den Standort vom Hasen weiß und ihn nicht gefunden habe.
Streng genommen habe ich nicht gelogen. Wo er in dem Moment ganz genau ist wusste ich nicht, und ich ich habe in ja auch nicht gefunden, er ist zu mir gekommen. Ich habe nicht gesucht und somit nicht gefunden.
Sie wollen ihn meist schon eine Stunde bevor er dran ist unter Beobachtung haben. Zu oft ist er für sie schon abgehauen.
Meist ist das eine Suchaktion für alle, ausgenommen von Samuel, der in der Regel vor mir dran ist, und den Nonnen, die für ihn in dem Moment verantwortlich sind.
Aber nur weil einer gesucht wird, heißt es nicht, dass der Rest nicht dran kommt.
Ich wurde zu einen kleinen Seitenschiff von der Kapelle gebracht, den eigentlich niemand betreten würde. Außer wir wurden ˋUntersuchtˋ.
Die schwere Tür wurde geöffnet und ich hinein geführt. Der Fakt, dass ich Samuel nicht vorfand lies mein Herz etwas schwerer werden. Es war immer wieder gut eine Versicherung zu bekommen, dass er alles gut überstanden hat. Diesmal war es nicht so.
Seit mehreren Tagen hab ich ihn nicht mehr gesehen. Jeder Tag lies mich nervöser werden.
Es ist auch nicht das erste mal, dass er für längere Zeit weggebracht wurde. Ich war immer erst beruhigt, nachdem ich ihn vor mir stehen habe. Heute war nicht der Tag.

 

Die Stunde zog sich ewig hin und ich war einfach froh da raus zu kommen. Wenn es nach mir gehen würde, wollte ich einfach hier liegen bleiben, bis die Schmerzen ausklingen.
Aber ich wurde an meinen Arm gepackt und raus geschleppt, damit der Hase dran kommt. Bei der Berührung versuchte ich nicht meine Miene zu verziehen.
Kaum war ich aus der Türschwelle wurde ich losgelassen. Ich stolperte leicht, fing mich aber schnell wieder. Gerade kam mein Bruder mir entgegen. Er sah ängstlich und besorgt aus.
Ich versuchte etwas ihn zuversichtlich anzulächeln. Ihn zu beruhigen. Mir geht es nicht so schlecht, wie ich wahrscheinlich aussehe.
Er wurde rein geführt und ich stand alleine draußen. Die Sonne stand schon tief am Himmel und ich war einfach froh ins Zimmer zu kommen.
Ich begegnete zum Glück keinen auf den Weg und ich war allein in unseren geteilten Zimmer.
Erschöpft lies ich mich ins Bett fallen und blieb dort liegen. Es dauerte noch bis zur Kirchenmesse und ich musste nicht raus gehen. Ewig hätte ich hier einfach liegen bleiben können.
Das öffnen der Tür neben mir brachte mich aus der Ruhe raus, die ich gerade so sehr genossen. Beim Anblick von Samuel aber raffte ich mich schnell auf und ging eilig zu ihn hin.
Das kurze Glücksgefühl wandelte sich schnell um in Sorge. Es tat zwar gut ihn vor mir stehen zu sehen, aber in diesen Zustand eher weniger.
Seine Haut war extrem blass und er sah einfach nur erschöpft aus. Die Ringe unter seinen Augen waren noch extremer als sonst. Als ich zu ihm kam, um ihn zu stützen war er eiskalt.
„Ich hab dich..." versuchte ich ihn zu erleichtern.
„Passt schon...du brauchst nicht-"
„Doch! Nach all den Tagen krank vor Sorge-"
„Lass mich los!", verteidigte er sich.
„Nein, du kannst das gerade nicht allein!"
„Ich schaff das schon. Gehen kann ich selbst!", er versuchte sich von mir wegzureißen.
„Wenn ich dich loslassen wirst du umfallen. Das weißt du am besten."
„Ich komm schon so klar."
„Bei deinen Schlafentzug eher nicht! Vier und fast ein halber Tag ohne Schlaf ist nicht gut für die mentale Gesundheit!"
„Es stärkt aber die Magie bei mir, so schlimm kann es nicht sein!"
„Und genau da liegt das Problem.", mittlerweile sind wir an seinen Bett angekommen. „Du kannst dich selbst nicht hinten anstellen...darum mache ich mir Sorgen. Ich habe Angst, dass wir durch diese Stärken eben verletzbarer sind."
Mittlerweile lag er im Bett schon mit halb geöffneten Augen. Er war zu erschöpft, um sich weiter zu wehren.
„Verfall nicht darin, für mich, okay?"

Chapter 31: Ich arbeite nur Nachts

Chapter Text

Zahnfee POV:
Kaum waren wir Brüder wieder zusammen gehen wir wieder unsere eigenen Wege.
Sandy und Klaus versuchen den Kompass weiterhin ausfindig zu machen, oder wie Sandy gesagt hat Verbündete.
Ich hatte meine eigene Mission, die ich schon früher hätte machen sollen. In diesen Zustand wo ich jetzt bin, bin ich einfach nur nutzlos bei der kommenden Gefahr.
Es wäre idiotisch von mir bei meiner schwachen Magie ein Portal irgendwohin zu erschaffen. Insbesondere ohne Stab. Also musste ich zu Fuß los.
Ich kann nicht entscheiden, ob mein Denken damals der logischste Zug war oder nicht. Immerhin konnte ich die Folgen nicht vorhersehen.
Als Kind war der Plan simpel und logisch.
ˋWenn ich weniger Magie besitze, muss ich nicht so häufig zu den Experimentenˋ
Heute ist es eher zu meinen Nachteil geworden. Es war aber nicht zu erwarten, dass die Magie sich einfach verändern kann.
Ich habe früher so viel Magie in den Stab gesteckt, dass es fast schon ein Eigenleben hatte. Die Folge von diesem täglichen Zauber war, dass ich selbst sehr wenig Magie besaß.
Nur durch den Stab ist sie vollständig und ich bin bei voller Kraft. Wenn ich den Stab nicht in meiner Hand halte bin ich der schwächste von uns fünf. Mit ihn einer der stärksten.
Es soll meine oberste Priorität sein, ihn immer an mir zu haben. Ohne bin ich offen verwundbar und das größte Ziel für Manu.
Meine Spezialisierung in Schutzschilde und Alchemie hat mich von anderen Zaubern abgebracht.
Erst sehr spät habe ich festgestellt, dass unsere Magie von der Anwendung abhängig wird. Ab dem Moment wollte ich genauer versuche unsere Kräfte zu verstehen, mit grundlegenden Ergebnissen.
Je öfter wir ein und den selben Zauber durchführen, desto einfacher wird er. Wenn wir aber etwas machen, was wir ewig nicht getan haben und eigentlich nicht unsere Stärke war, dann wird es nicht so gut gelingen.
Der Hase verändert nicht mehr seine Gestalt so oft zwischen Mensch und Tier? Es wird schwieriger für ihn sie zu ändern.
Ich führe täglich Schutzzauber aus? Diese wurden immer stärker und einfacher.
Ein Prinzip, dass erst nach langer Zeit ihre Wirkung zeigt.
Leider war ich nicht die einzige Person, die sowas genauer untersuchen wollte.
Ich bezweifle bis heute, dass die Nonnen die Magie früher verstanden haben. Überhaupt nur ein Funke von diesen Konzepten.
Ich bin nie eins mit meiner Kindheit geworden, oder wie man das überhaupt nennen mag.
Einzig die Neugier und der Wille zu verstehen konnte in damals nachvollziehen. Das war aber auch das einzige. Die Methoden diese Antworten zu erlangen nicht.
Wie sie uns behandelt haben hat mir persönlich nie gepasst. Es gab damals keinen Vergleich für uns.
Wir wurden immer im Unwissen gelassen und bekamen wenn überhaupt schreckliche Geschichten von dem, was uns außerhalb des Waisenhauses erwarten würde.
Es zu verlassen war geistig zu jener Zeit unvorstellbar für uns.
Manu war der erste, der offen seinen Zweifel gezeigt hat und zu diesen Verlangen, zu fliehen, nachgegeben hatte.
Ich selbst wollte auch alles anders haben, verstand aber nie was anders ist. Wir hatten nur das, was innerhalb des Waisenhauses existierte. Auch als wir da raus waren, bin ich nie komplett offen raus gegangen.
Zugegeben bin ich das bis heute noch nicht. Immer noch Verstecke ich mich in meinem Hotel, gehe nur nachts raus um meine eigene Aufgabe zu erledigen.
Ich weiß zwar, dass die Welt nicht so ist, wie die Nonnen damals beschrieben haben, aber ich fühlte mich einfach nicht wohl im Mittelpunkt zu stehen.
Anders als Klaus oder der Hase wollte ich kein offener Teil davon sein. Einfach indirekt meine Arbeit zu mache und Kinder so etwas Freude zu bringen reicht einfach schon.
Aufmerksamkeit brauch ich nicht.
Bekomm ich gerade aber zu viel. Früh morgens, so denkt man, geht kein Mensch der noch bei Vernunft ist freiwillig raus.
Und dann gibt es die Idioten, die nach Sonnenaufgang schon unterwegs sind und mich beim vorbeigehen anstarren.
Es waren nicht viele, die mir entgegen gingen, aber es waren genug um mich zu erinnern, dass ich einfach wieder für mich sein wollte.
Und nein. Nicht weil ich im Selbstmitleid schweife. Sondern weil ich keine Lust auf andere Menschen habe.
Ich hab keinen Hass auf Menschen und würde nicht so weit gehen, wie Moon es vorhat. Manchmal will ich aber mit gar keinen reden.
Und mit manchmal meine ich meistens.
Die einzigen Personen, mit denen ich regelmäßig reden kann sind Sandy und meine Assistentin.
Samuel weiß wann er bei mir zu weit geht und wann ich da meine Ruhe brauche.
Bei meiner Assistentin ist es eher ein gegenseitiger Respekt. Sie hat meine Grenzen kennengelernt und weiß sie jetzt zu respektieren.
Ich hoffe einfach nur, dass es ihr gerade gut geht und sich nicht zu viele Sorgen macht. Im Moment braucht sie nicht ihren Job zu erledigen und sie kann die freie Zeit genießen.
Falls Manu den Plan durchsetzt, die Menschen zu unterwerfen oder gar auszulöschen, dann sollte sie wenigstens eine gute letzte Zeit haben.
Sie sollte die Freiheiten genießen, die wir früher nicht hatten, so wie jeder sie haben sollte.
Irgendwie töricht, jetzt auch hier zu stehen, wo alles angefangen hat.
Der Garten war nicht mehr so wie er mal war. Im Verlauf der Jahrhunderte hat er sich in seiner Form und im Aussehen stark verändert.
Es ging für mich eher um die Erinnerungen an diesen Ort. Das Waisenhaus steht bis heute noch an jenem Ort. Über die Jahre sind manche Mauern verfallen und es ist zu brüchig um es regelmäßig zu betreten.
Wegen einem Denkmalschutz oder so wird es auch nicht abgerissen. Es war immerhin ein großes Kloster gewesen und weil es eines Tages plötzlich verschlossen wurde gingen viele Geschichten darüber herum.
Keines von denen würde auch nur einen Funken Wahrheit haben.
Der einst abgelegene Ort wurde von ein paar neumodischen großen Häusern in den Schatten gestellt.
Mein Fokus war aber nach wie vor auf den ehemaligen Garten. Manche Bäume und Sträucher sind immer noch hier und füllten ihn mit Leben aus.
Es war einer meiner Lieblingsorte, da wir hier die wenigsten Einschränkungen hatten. Bis in den letzten Winkel bin ich gegangen. So wie ich es jetzt tue.
Auch nach all diesen Jahren führten mich meine Beine automatisch in dieselbe Ecke, wo mein einst größtes Geheimnis lag.
Hätten die Nonnen den Stab jemals dort gefunden, wäre es das schlimmste vergehen gewesen. Aus ihrer Perspektive zumindest.
Es war eine Regelmäßigkeit für mich ihn dort zu verstecken. Auch später, als wir längst aus dem Waisenhaus raus waren, hatte ich immer die Versicherung, dass ich den Stab hier finden werde, egal wann ich ihn je verlegt habe.
Es geschah selten, aber es gab immerhin eine Lösung.
Der alte Busch ist deutlich größer, als er früher mal war. Der Platz war aber so manifestiert für den Stab, dass er schon automatisch zurückkehrt. Wie gesagt, er hat einen Eigenwillen.
Ich schob die Zweige etwas zur Seite und hatte einen freien Blick auf den Platz.
Es war aber nichts da.
Ich griff an die Stelle, dachte, dass vielleicht noch ein alter Zauber drauf lag, aber er war nicht da.
„Es kann nicht sein...Nach all den Tagen muss er doch hier gelandet sein...", versucht ich mir etwas verzweifelt einzureden.
Die Versicherung war von einen auf den anderen Moment zerstört. Nichts sollte es daran hindern hier zu erscheinen.
Das einzige wäre, dass jemand anderes ihn hält.
NeinneinneineienNEIN...
Es kann nicht sein, er muss hier sein.
Schnell wandte ich mich vom Busch ab und ging etwas über das Gelände. Meine Augen ständig auf der Suche nach dem Stab. Irgendwann befand ich mich auch noch im Waisenhaus drinnen. Der letzte Ort wo es sein kann.
Mein Kopf schaltete meine Wahrnehmung erst an, als ich in unseren alten Zimmer stand. Es war kein Bett mehr hier zu sehen. Es war ein einzig leerer Raum.
Es war als wollte die Vergangenheit mich einholen.
Die Schmerzen der letzten Tage, der Zweifel und Hoffnungslosigkeit fesselten mich in eine Starre.
Es sollte doch nur eine Sache nach Plan laufen. Eine Sache muss doch funktionieren!
In dem Moment war ich einfach nur menschlich. Vielleicht mehr als jemals zuvor. Ohne Magie verwahrlost an dem Ort, wo ich mal gefangen war.
Ein dumpfes Gefühl nahm ich kurz an meinem Hinterkopf war und die Welt begann sich zu drehen.
Wäre ich doch nicht wieder zurück gekommen, vielleicht hätte dann etwas funktioniert...

Chapter 32: Deine Wichtel machen all die Arbeit

Chapter Text

Santa POV:
„Wir müssen aber in die andere Richtung gehen!"
„Klaus, der Weg auf der Karte zeigt eindeutig nach da!"
„Hier ist eindeutige keine Straße, geschweige denn ein Weg!"
„Nicht jeder Weg muss gekennzeichnet sein durch Schildern. Du bist zu sehr von deinem Navi abhängig geworden."
Darauf fiel mir kein Konter mehr ein. Sandy würde den sowieso innerhalb von Sekunden zerstören.
Wir sind gerade mitten auf einem Feld unterwegs und diskutierten jede zehn Minuten darüber, wohin es ginge.
Warum sollten wir auch auf einen verdammten Feld gehen?!
„Wenigstens kann ich Auto fahren...", versuchte ich offensichtlich-nichtoffensichtlich zu kontern.
„Wozu sollte ich denn eins brauchen? Hör einfach auf eine Memme zu sein und geh mal ein paar Schritte. Wird deinen alten Körper gut tun."
„Du bist nur ein paar Minuten jünger."
„Wenigstens werde ich nicht als alter Opa porträtiert."
„Ich- Lass uns einfach weiter gehen!", versuchte ich abschließend die Konversation zu beenden.
Darauf war er auch ruhig. Es war ein unangenehmes schweigen, anders als zuvor.
Ich bezweifelte, dass es an dem Streit gestern Abend lag. Es war etwas zwischen Fee und mir, nichts, was ihn direkt belasten sollte. Nach dem Streit war er nicht so distanziert wie jetzt.
Seitdem er aufgewacht ist, beschäftigte ihn etwas.
Ich glaub die allgemeine Situation setzt ihn unter Druck. Gerade geht unser Leben ziemlich dem Bach runter. Das ganze Chaos mit Manu wird ihn wahrscheinlich noch am meisten treffen.
Manchmal stellt sich die Frage, was falsch gelaufen wäre.
„Denkst du auch ab und zu darüber nach was wäre, würden zur heutigen Zeit als ganz normale Kinder geboren wären?", fragte ich ganz offen. Irgendwie muss man ja Konversation bauen.
„Du wärst ein Bobbycar-Kind.", kam sofort die Antwort.
Beleidigt drehte ich mich zu ihn „Wie bitte?!"
„Hast mich genau gehört. Deine Sucht für rote Autos würde dich nie verlassen"
„Oh, und wie schätzt du dich selbst ein?! Ganzen Tag Nickerchen machen?"
„Ich wurde nicht ohne Grund Sandmann benannt. Der Sandkasten war schon früher mein Revier, anderswo würde es auch so sein."
„Als ob du bis heute nicht noch dadrinnen hockst."
„Sag der, der wahrscheinlich mit dem Spielzeug der Kinder vor Weihnachten spielt."
„Tu ich nicht!"
„Wer's glaubt...", sagte Sandy mit einem Grinsen.
Das erste vom heutigen Tag. Er war immer etwas beleidigend unterwegs, teilweise aus Spaß, manchmal auch ernst gemeint, und macht aus allen einen Witz. Es ist einfach untypisch für ihn stumm zu sein.
Gerade war ich etwas beruhigt, dass das ihn nicht verlassen hat.
Sofort war die Stimmung etwas lockerer. Bis sie durch eine Melodie gestört wurde.
„Ist dein Klingelton ˋAll I want for Christmasˋ? Es ist September! Wie überzeugt bist du bitte von Weihnachten?"
Genervt rollte ich meine Augen. Es war halt ein gutes Lied.
„Du hast einfach keinen guten Geschmack", sagte ich, bevor ich den Anruf annahm.
Ich hätte schwören können, dass er gesagt hat :ˋBesser als deiner...ˋ
Kaum war das Handy an meinem Ohr musste ich es aufgrund der Lautstärke wegziehen.
Santa!" rief Nummer 15 freudig über den Lautsprecher „die Reparatur der Werkstatt ist fast beendet, vielleicht schaffen wir es ein paar Geschenke noch vorzuproduzieren!"
„Ich glaub nicht das das groß gelingen wird. Außerdem bin ich wahrscheinlich noch ein paar Tage-"
Wir sind ja alle schon so aufgeregt den Umbau und die neue Deko zu zeigen! Keine Sorgen, wir werden alles rechtzeitig vorbereiten."
„Schön und gut Nummer 37, aber ich habe doch gesagt-", ich unterbrach mich selbst im Satz, als ich aus dem Hintergrund von ihren Telefone ein bestimmtes Lied hörte „warum singt ihr wieder die alte Hymne? Wir haben doch erst eine neue gemacht!"
Kaan ist für die Organisation verantwortlich gewesen. Durch ihn haben alle fleißig mitgeholfen. Die alte Hymne ist einfach der Hit gewesen für die Arbeit. Er hat sie ganz alleine anstimmen können!", verkündete sie mit Stolz.
Es war ein Wunder, dass überhaupt eine Art von Ordnung da herrscht, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass es trotzdem ein einziges Chaos ist.
Ich wollte sie eigentlich aufhalten weiter die Geschenke zu basteln, aber würden sie es nicht tuen, wäre sie komplett alleine ohne irgendwelche Aufgaben. Als eine Ausnahme würde ich ihnen mitteilen die Arbeit fortzusetzen. Sie dürfen noch etwas Hoffnung haben.
„Super Nummer 4, gut, einfach weiter so. Kann es kaum erwarten das zu sehen."
Machen wir Santa! Wann können wir denn mit der regulären Produktion beginnen?"
„Ähhhmmmm...Kann ich noch nicht fest sagen, wann ich wieder komme. Beschäftigt euch ruhig solange. Es gibt nicht zu befürchten.", versuchte ich etwas überzeugender zu sagen, als es in Wirklichkeit war.
Wer soll denn solange die Leitung übernehmen?!"
Können die denn nie Ruhe geben?!
„Mach du einfach mal. Solange kein Fremder wieder in die Werkstatt kommt wird es funktionieren. Macht keinen mehr die Tür auf!", warnte ich sie zum Schluss.
Wa-Ähm-Ok- Wird gemacht Santa. Ich bin mir nicht sicher ob ich so eine große Veran-", stotterte sie zum Schluss.
Darauf legte ich schnell auf, bevor es zu weiteren Komplikationen kam. Man hat bei denen nie den Überblick worüber sie auf einmal reden.
„Wow, du wirst aber umgarnt von deinen Wichteln. Lassen die dich je allein?", fragte Sandy frech.
„Sagen wir es so, heute war eine Rekordzeit..."
„Wahnsinn...sie tut mir etwas leid. Denkst du nicht, dass so eine große Aufgabe etwas viel ist für ihr kleines Herz?"
„Sie wird's überleben."
„Da bin ich aber beruhigt.", Der Sarkasmus war extrem heraus zu hören „gehst du immer so mit Personen um?"
„Und du machst es besser? Bis jetzt hat sich deine Frau nicht bei dir gemeldet. Da finde ich mein Verhalten doch besser."
Abrupt stoppte er und sah mich verwirrt an.
„Welche-Ich hab keine-Ich bin nicht-Meinst du die Sandfrau??"
„Wen sonst?", hinterfragte ich ganz offensichtlich. Er fing an etwas amüsiert zu lachen.
„Die Sandfrau also... du meinst meine ex-Freundin.", betonte er „Hah! Ich habe doch nie geheiratet. Wir sind seit ein paar Jahren schon nicht mehr zusammen. Sie war meine Assistenz. Und Sandfrau klingt besser als Sandfreundin.", erklärte mit einem Schulterzucken.
„Ich dachte..."
„Oh man Klaus. Ich bin nicht verheiratet und werde es wahrscheinlich auch nie sein. Wäre viieeeel zu stressig. Ich bin einfach kein Mann fürs Leben, also hab ich doch den bessern Umgang mit anderen."
Bevor er weiter ging streckte er mir noch die Zunge raus.
Muss er aus allen ein Witz machen?! Jetzt weiß ich wieder, warum ich ihn ab und zu lästig fand.
Schnellen Schrittes holte ich zu ihn auf. Für mich war dieses Gespräch beendet.
Die Gesprächspause nutzte ich, um mir die Umgebung anzusehen. Hier war nicht wirklich viel zu sehen, außer Felder und ein Paar Bäume.
Das einzige was hervorsticht vor ein Bauernhof direkt vor uns. Sandys Uhr zeigte an, dass wir da durch müssen.
Links vom Hof führte eine weitere Straße zu..
Ich griff Sandy an der Kapuze, um ihn zum stehen zu bringen.
„Was ist jetzt los?"
„Guck mal da. Hast du eine Ahnung was das dahinten ist?"
Verwundert guckte er mich an „Ein Bauernhof?"
„Nein", ich zog in näher an mich ran und zeigte mit meinem Finger links daneben „Das Ding daneben!"
Er kniff etwas die Augen zusammen, um es besser zu erkennen „Irgendein modernes Haus? Riesen Teil Technik? Kein Plan...interessiert mich nicht."
„Seit wann so gleichgültig? Früher waren du und Bunny doch immer diejenigen, die auf alle neuen Dinge gezeigt haben und uns über die Möglichkeiten gequasselt haben, was es sein könnte. Du bist doch der mit der großen Fantasie. Wer weiß, vielleicht ist das Teil dahinten von Aliens, die unserem Planeten besiedeln wollen...", versuchte ich ihn etwas zu motivieren.
„Ab jetzt hast du aber nicht mehr das Recht drauf dich selbst als Erwachsen zu nennen. Du bist echt erbärmlich lächerlich wenn du versuchst lustig zu sein."

Chapter 33: Mach nicht auf unsterblich

Chapter Text

Santa POV:
Dieser Hof auf den wir zugegangen sind war größer als gedacht. Und vor allem voller...
Überall gingen Personen kreuz und quer. Bei allen hatte ich vom Outfit her ein deja-vú Moment aus den 18. Jahrhundert und etwas auch aus dem Kloster. Beides nicht Zeiträume wo ich gute Erinnerungen dran hatte.
Ausnahme von diesen Stereotypen war aber, dass die meisten irgendwelche technische Geräte mit sich herum trugen. Schon merkwürdig genug.
Alle sahen uns auch etwas fragwürdig an, als sähen wir aus wie Aliens.
Das ganze Setting brachten Erinnerungen hoch, die ich verdrängen wollte. Der Moment in dem wir das erste mal vom Waisenhaus weg waren, wo jeder uns als Fremde gesehen hat und wir das Gefühl hatten einfach nicht dahin zu gehören.
Eins zu eins erlebe ich den Moment wieder, diesmal aber anders. Ich weiß was und was nicht passieren kann. Ich war auch nicht alleine.
Sandy ging weiter neben mir her, auch etwas angespannt und gestresst. Seine Uhr hat er wieder runter genommen, damit es die anderen nicht sehen konnten. War glaub ich auch besser so.
Ein paar Meter neben mir stand eine Frau, welches sich leicht von den anderen abhob. Irgendwie....anders. Versuch wäre es wert. Ich ging auf die Frau mit den mehr als Platin blonden Haaren zu.
„Hallo die Dame. Ich glaub es ist gut, dass ich weiß, wie man sich benimmt. Ich hab mir meinen Anmachspruch verkniffen. Trotzdem würde ich gern wissen, wie du heißt.", versuchte ich smooth rüber zu bringen.
Ein kleines Gespräch kann doch nicht schaden. Etwas meinen Charm raus zu bringen ist auch mal eine gute Sache.
„Meine offizielle Bezeichnung ist Lovebot, aber sie können mich nennen wie sie wollen. Alles was sie befriedigt.", antwortete sie mit einen monotonen Stimme. Sie war ziemlich direkt und hatte jetzt nicht den gewöhnlichsten Namen.
„Okayyy, würdest du ein paar Worte mit mir teilen? Mein Bruder geht mir etwas auf die Nerven und ich würde versuchen ihn neidisch zu machen, wenn ich mich mit so einer schönen Frau unterhalte.", nicht die ganze Wahrheit, aber auch nur eine halbe Lüge.
„Natürlich, ich wurde darauf programmiert, dass-"
„Moooment", kam ein Typ mit schwarzen Haaren und Schürfwunden im Gesicht dazwischen „wer sind sie? Lassen sie mein Kin- ... meine Freundin zufrieden."
Er griff sie an den Schultern und führte sie weg. Darauf hörte ich ihn ihr noch leise zuflüstern „D.1.C.K., mit fremden Leuten redet man nicht!"
Das war...eine komische Begegnung. Ich ging einfach weg, als wäre es nicht passiert und versuchte wieder zu Sandy zu kommen.
Ich sah mich weiter um und mein Blick bleib an diesen Riesen Teil Technik hängen. Großer Fehler, denn ich rempelte prompt jemanden an.
„Ja spinnst de?! Kannste net lurge wo de hin jehst?!", keifte mich die Dame von links an.
„Oh! Sorry! Ich ähmmm...", versuchte ich mich raus zu reden. Um uns herum lagen ein paar kleine Kürbisse, die sie getragen hatte. „-helfe einfach die aufzuheben, gut?"
„Klaus, was zur Hölle machst du da? Wir müssen weiter!", fragte Sandy rechts neben mir aufgebracht. Nachdem ich geholfen hab alles aufzuheben drehte ich mich erst zu ihn hin.
„Ich helf jemanden, der Hilfe benötigt! Wie diese Dame hier. Kannste dir mal ne Scheibe von abschneiden."
„Äh, lass mich überlegen...Nein.", sagte Sandy stumpf und ging einfach weiter.
„Du kannst mich doch nicht hier alleine lassen?!"
„Ich hab halt keine Lust auf dich zu warten. Komm mit oder lass es bleiben, Playboy."
„Hey, Nenn mich nicht so."
„Okay, Schmock"
„Auch das nicht"
„Ist Gscherter besser? Passt zum Vibe hier!", rief er jetzt über den halben Hof.
„Fahr einfach zur Hölle."
„Jaja. Vielleicht finde ich dort Verwandte von uns! Auf Wiedersehen Bruderherz!", sagte er mit so viel Ironie, dass es fast schon wie ein Theaterschauspiel aussah. Wenigstens war er jetzt weg und wir müssen die Diskussion nicht weiter führen.
„Wo sind wir stehen geblieben. Entschuldige die Unannehmlichkeiten.", drehte ich mich zurück im Versuch die Situation zu retten.
„Du bis ene Kinˋ vom Deivel!", fuhr sie mich an und die Leute um uns rum stimmten zu.
Ich versuchte es noch ruhig abzuspülen „Ich? Also bitte. Wie sagt man so schön, es gibt keine Engel. Selbst wenn dann hab ich noch nie einen gesehen."
„Du beschmutzt unsre Gott!"
Langsam wurde die Situation unangenehm.
„Ich und Gotteslästerer? Nur damit ihr es wisst. Ich bin's, Santa.", präsentierte ich mich, in der Hoffnung, die sich immer größere Menge weg zu bekommen. Es hatte scheinbar nicht die Wirkung.
„Santa? Santa der Boss? Santa Klaus? Heiliger Nicholaus? Da müsste doch was klingeln."
„Der verleumdet uns!"
„Tu ich nicht! Seht...", ich streckte meine Hand aus und zeigte einfach ein Funke Magie.
Sie starrten es an, bis ich es erloschen lies.
„Dat is Deivels Werk!"
„Du bis net Gottes würdig!"
Und vieles mehr wurde hin und her geschrieen. Es wurde einfach nicht besser. Mittlerweile wurde ich etwas zurück gedrängt.
„Das ich ein Gott bin hab ich nie behauptet. Ich spreche aus Erfahrung. Unsterblich zu sein ist jetzt nicht das schönste auf der Welt. 500 Jahre sind schon nicht erträglich, ein Herr da oben würde 3000 Jahre auch nicht gerne da hocken...", sprach ich meine Gedanken laut aus. Großer Fehler an der Stelle. Mein Rücken stieß schon fast gegen eine Wand.
Nervös sah ich hin und her um irgendeinen Ausweg zu finden.
Wo ist Sandy wenn ich ihn mal brauche?!
Er ist genau dann nicht da wenn ich ihn brauche!
Irgendwas muss mir doch hier raus helfen. Über die bösen Blicke der Leute hinüber versuchte ich etwas zu finden.
„Dat jude Teil Technik is verschwunde!!", rief jemand hinter der Menge und zeigte zu meiner linken.
Alle Köpfe wanderten sofort zu der Stelle, wo einst dieses Teil stand. Ich nutzte diesen kurzen Augenblick um schnell weg zu kommen.
Ich stand schon am Torbogen, als sie sich wieder synchron wieder zurück drehten.
„Wo is er hie?!"
„Mei Gott na, dat is itzt net woar!", begann erneut das Chaos, mich aber nicht mehr mittendrin.
Endlich!
Ich versuchte irgendwie Sandys weg wieder in den Weg zu rufen. Okay er hatte recht. Ich bin an mein Navi gewöhnt! Und? Was ist schon dabei?
Jetzt muss ich ihn auch wiederfinden.
Zu meinem Pech hab ich nicht Fees oder Sandys Nummer, falls sie überhaupt eine haben. Wenn überhaupt erwartete ich maximal von Sandy, dass er ein Handy überhaupt besitzt, Fee sehe ich da nicht.
Verzweifelt holte ich mein Handy raus und schaltete das Navi an.
„Fuck, kein Netz!!"

Chapter 34: Weißt es selbst am besten

Chapter Text

Sandmann POV:
Tut es mir leid, dass ich Klaus alleine gelasse?
An sich nein. Mit dem Traum im Hinterkopf brachte es mir aber doch etwas Bauchschmerzen.
An sich versuchte ich es zu verdrängen, dass ich es überhaupt gesehen habe. Immerhin hab ich jeden meiner Brüder tot gesehen, auf die ein oder andere Art und Weise.
Man muss sich einreden, dass es jetzt anders sein muss. Jetzt war es schon anders, also kann es nur anders geschehen.
Was wenn nicht?
Was ist, wenn etwas anderes passieren muss?
Muss ich noch etwas verändern, was auf lange Zeit wichtig sein könnte?
Eine kleine Idee setzte sich fest und ich bereute sofort daran gedacht zu haben. Es wäre eine Möglichkeit vielleicht ein paar Dinge wieder gerade zu rücken, aber auch eine schnelle Art alles schlimmer zu machen...
Die erst kleine Idee wurde immer größer und setzte sich einfach fest, trotz den möglichen Konsequenzen.
Ich sah kurz nochmal zur Uhr, die den Weg immer weiter zeigte, ohne Ziel in Sicht. In meinen Kopf dachte ich nach, dass der Fremde (oder alternatives wahnsinniges Zukunfts-Ich) nicht ohne Grund mir die Uhr so modifiziert hat, um mich an einen bestimmte Ort zu bringen.
Scheiß drauf. Seit wann hör ich auf rationale Gedanken von anderen?
Auch wenn er es gut gemeint hätte, so wie ich mich kenne eher nicht, würde ich mich trotzdem eher auf meine Gedanken verlassen.
Also würde ich einen Abstecher mache. Ob ich es bereuen werde wird sich dann zeigen, wenn es zu spät ist.
Für mich persönlich bin ich heute weit genug gelaufen, da kann ich auch die Abkürzung durch den Traumsand nehmen für den kleinen Ausflug.
Von den paar kleinen Bäumen und Felder um mich herum wechselte es zu einen dunklen und dichteren Wald. Ein unscheinbarer Ort für die meisten. Doch für manche hat er einen wichtigen Wert. Damit meine ich eher zwei.
Ich bin etwas abseits gelandet und ging in die bestimmte Richtung, wo ich hoffe jemanden zu treffen. Leider war meine Vermutung, ihn hier zu sehen, richtig.
Bei seinen Anblick zog sich mein Herz etwas zusammen und ich versuchte meine Gedanken unter Kontrolle zu bekommen. Langsam ging ich auf ihn zu und setzte mich einfach neben ihn, wie zuletzt vor fast 500 Jahren...
„Du solltest nicht hier sein...", hörte ich zum ersten Mal, seit einer Ewigkeit, meinen älteren Bruder sagen. Seine Stimme war nur noch ein nachhallen, eine Konsequenz von unserer letzten Begegnung.
„Ich bin nicht hier um zu kämpfen...", machte ich ihn weiß.
„Wozu dann? Um mich erneut zu verraten?"
Zitternd holte ich Luft „Ich wollte nur einmal meinen Bruder wiedersehen."
Ich drehte mich das erste mal zu ihn um. Sein Gesicht fehlt und wurde durch die anderer ersetzt. Seine Mimik war aber immer noch zu erkennen.
Etwas Schmerz und Leid, aber vor allem Verrat.
„Dann bist du zu spät. Ich hab dir die Möglichkeit gegeben dich mir anzuschließen. Diese Chance hast du vertagen lassen. So wie das Vertrauen..."
Seine Worte waren gefolgt von einem Schweigen. Ich wusste nicht was ich überhaupt dagegen sagen sollte.
„Ich habe nicht erwartete, dass du es mir verzeihen wirst...beide Male..."
„Und trotzdem bist du hier."
„Ich- du solltest wenigstens wissen, dass ich mich schuldig fühle. Manu, es...es tut mir leid. Okay? Was dir widerfahren ist wollte ich nicht. Aber ich entschuldige mich nicht dafür, dich aufgehalten zu haben."
„Du bereust es also nicht, jemanden unschuldigen sterben zu sehen? Einen Tod einfach geschehen zu lassen?", fragte er.
Diese Fragen habe ich mir früher gestellt. Mittlerweile bin ich auf eine Antwort gekommen.
„Nein...wir hätten sie nicht retten können. Keiner hätte das..."
„Und als ich die Chance hatte sie wieder zu holen habt ihr es zerstört. Das Glück wolltet ihr mir nicht gönnen. Haben die anderen bereut mich zu verbannen? Bereut alles von mir zu nehmen?"
„...ich weiß es nicht.", gab ich bedrückend zu.
„Selbst unsere Familie wollte sie nicht retten. Typisch..."
„Und du machst es besser?"
Eine kleine Verwirrung war zu erkennen in seiner Mimik. Unsicherheit. Ich machte weiter.
„Deine Leute haben Fee gefoltert...das letzte bisschen Magie rausgeholt was xier in dem Moment hatte. Der Hase wurde vermutlich auch von denen umgebracht.-"
„Er ist wieder am Leben-"
„Aber unter deiner Kontrolle!", ich atmete langsam ein „du hast ihn zwar wiederbelebt...für welchen Preis? Ihn auf ewig dann in Gefangenschaft zu haben in seinem Kopf?"
Er blieb ruhig. Unerwartet ruhig...
„Du brauchst ihn noch oder? Seine Kräfte zu heilen, oder? Weil der Zauber größer wird und du Magie brauchst? Oder doch, weil es etwas anderes gibt?-"
„Alles hat seinen Grund, du wirst es verstehen können. Es wird alles gut gehen-"
„Wird es nicht! Das schlimmste ist, dass du nicht mal weiß, ob sie das will. Du bringst sie in eine andere Zeit, anderer Ort. Alles ist anders, als sie es kannte und du zwingst sie dazu es einfach so hinzunehmen."
„Wir waren sowieso unter uns, warum soll es nicht auch jetzt so sein? Wir ziehen uns zurück. Fern von dieser modernen Welt, so wie es früher war. So viele Menschen schätzen die Natur nicht mehr wie es war. Warum sollen sie diese Freiheit von uns nehmen."
„Soweit ich mich erinnern kann wollte sie nie jemanden Schaden zufügen. Du hast von ihrer Tugendhaftigkeit erzählt, willst jetzt aber andere schädigen für euer Wohl?"
„Uns wurde die Freiheit und Zeit genommen von genau solchen Leuten. Ich nehme nur das Rechtmäßige zurück ihr es wieder zu geben."
„Und wenn es funktioniert, welches Wohl wird euch die Zeit geben?"
„Wovon redest du?", fragte er perplex über den Themenwechsel.
„In 80 Jahren wird die Sache anders aussehen als jetzt. Sie wird altern und du niemals. Die Zeit wird euch am Ende alles nehmen. Ob es nur ums Zeitalter oder eure gemeinsame Zukunft geht."
„Ich könnte es auch verändern! Uns eine ewige Zukunft geben."
„Und was wenn sie das nicht will? Wenn sie, sprichwörtlich, mit dir alt werden will? An Unsterblichkeit ran zu kommen ist nicht das, was man sich wünschen würde."
„Warum hältst du mich dann nicht auf? Bringst mich nicht hier weg von ihrem Grab und holst die anderen dazu?"
„Weil ich dich nicht aufhalten will.", ich stand wieder auf „Alles was du vor hast zu tun wirst du bereuen. Diesmal will ich nicht die Schuld haben, wenn es den Bach runter geht. Tu was du nicht lassen kannst...bedenk aber, anders als ich es tat, die Konsequenzen.", gab ich als letze Warnung.
Ich drehte mich um und entfernte mich ein paar Schritte von ihm.
Die Begegnung habe ich mir anders vorgestellt, aber irgendwie habe ich es auch erwartet. Mir fiel noch eine Sache ein.
„Manu? Es ist nur fair es dir zu sagen. Das Grab... es wurde nicht von einem aus dem Dorf errichtet. Sie hätte nie eins bekommen angesichts ihren Urteil. Es ist Tribut an ihr gewesen. Auch für dich. Ich wollte ihr etwas geben, was sie hoffentlich wollte...eine letzte Ruhe im Wald..."
Darauf verschwand ich in den Schatten. Ohne nochmal zurück zu sehen.

Chapter 35: 7~,8~ die Zahnfee ist erwacht

Chapter Text

Zahnfee POV:
Welches Glück musste man auf der Welt haben, um mein Schicksal zu erleben?
Keins. Es war einfach nur absurd, wieder in so einer Situation gelandet zu sein.
Natürlich erinnerte es an die zwei Entführungen der letzten Monate.
Nur, dass ich nicht in einem Raum eingesperrt war, sondern angekettet in einem Garten. Und noch dazu dort, wo ich aufgewachsen war. Die Ironie.
Ich bezweifelte, dass einer meiner Brüder mich hier suchen würde. Am Anfang zumindest. Niemand würde mich hier erwarten.
Also hieß es wieder mein Schicksal abwarten. Wie überraschend.
Ich hatte einfach keine Lust mehr, mich verzweifelt zu befreien. Die Ketten würden nicht brechen, auch wenn sie für normale Menschen gemacht worden waren. Ohne meine Magie konnte ich nichts tun.
Ich war nicht direkt hoffnungslos...pessimistisch traf es eher. Das mich jemand befreite oder im allgemeinen jemand hierher kam, schloss ich nicht aus, aber die Wahrscheinlichkeit war einfach gering.
Das Beste, was ich tun konnte, war warten.
Einfach mal abschalten und alleine sein, ohne Sorge, beobachtet zu werden.
Für einige Zeit genoss ich sogar die Ruhe. Ich stand nicht in direkter Gefahr.
Zwar auf dem Präsentierteller, sollte mir jemand Schaden zufügen wollen, aber ich konnte wenigstens die Schritte auf dem Rasen hören, und nicht nur den wenigen Hall in einer Kammer.
Mich beschäftigte nicht mal mehr, wer mich entführt hatte. An diesem Punkt hatte ich das Gefühl, dass jeder etwas gegen mich machen wollte.
So viele Feinde konnte ich mir doch gar nicht gemacht haben.
Es hätten Minuten oder Stunden sein können, bis meine schöne Ruhe gestört wurde. Ich spürte jemanden, der mir förmlich in den Hinterkopf starrte.
„Ey, Ju! Da hinten sitzt jemand.", hörte ich jemanden sagen.
Aufgrund der Ansprache vermutete ich, dass es zwei Personen waren.
„Dann geh doch rüber.", antwortete eine zweite Stimme, welche dann wohl Ju war.
„Nein, du gehst vor! Die letzten Male, als wir einen von denen gesehen haben, wollten die uns töten! Wir sollten denen nicht blind vertrauen."
Die Stimme wurde lauter je näher sie auf mich zu kam.
„Du hast letztens gewettet, dass sie uns nichts tun würden."
„Da wusste ich es auch noch nicht... Bist du dir sicher, dass das die Zahnfee ist? Ich habe sie mir... Anders vorgestellt...", sagte die, noch unbekannte, Person neben mir. Beide gingen langsam von hinten um mich herum.
„Woher soll ich das jetzt wissen?", hakte Ju nach.
„Weil du der Kompass bist, du hast ja irgendwie mit dem Mann im Mond verhandelt!"
Das ergriff meine Aufmerksamkeit. Der Kompass?
Ich blickte auf und sah die Beiden gerade so von unterhalb der Krempe meines Hutes. Beide hatten nasse Kleidung an und kleine Wunden im Gesicht.
Erneut wurde meine Aufmerksamkeit von etwas anderem abgelenkt.
„Woher habt ihr den Stab?", fragte ich.
Beide drehten sich geschockt um.
„Oh shi-"
„Warte, die Zahnfee ist ein Dude?!"
„Was hast du bitte erwartet?", fauchte ich. Der Typ, der meinen Stab hielt, wollte schon anfangen zu reden. „-Das war rhetorisch gemeint.", klärte ich auf. Ich wollte keine Antwort haben. „Nochmal... Woher habt ihr meinen Stab?"
„Ähmm...wir haben ihn vom Mann im Mond...gestohlen...?", versuchte Ju sich irgendwie raus zu reden.
Also hatte Manu doch den Stab bei sich gehabt! Zumindest war er wieder bei mir, so halb wenigstens.
„Und du bist der Kompass?", fragte ich nach.
„Ja, aber- eyy!", Sein Freund schlug ihm mit dem Stab gegen das Bein, um ihn zum Schweigen zu bringen.
„Hör auf ihm alles zu erzählen!"
„Ich glaube, er würde uns eher helfen, als der Mann im Mond oder der Osterhase."
„Heißt nicht, dass er helfen wird!"
„Bis jetzt hab ich nicht gesagt, ob ich euch helfen werde oder nicht.", unterbrach ich den kurzen Streit.
„Würdest du uns denn helfen?", fragte Ju hoffnungsvoll.
„Kommt drauf an...erst will ich meinen Stab zurück haben."
„Wofür bräuchtest du den überhaupt?", versuchte der, der den Stab hält, mir zu entlocken.
„Ich würde mal davon aus gehen, dass ihr die hier", ich hob meine Hände leicht hinter mir an, um die Ketten zu zeigen, „nicht lösen könnt. Hätte ich meinen Stab wäre das kein Problem und ich könnte euch helfen. Ist das ein Deal?"
Die beiden sahen sich unsicher an und dann wieder zu mir.
„Joon... Denkst du, wir können ihm vertrauen?"
„Das letzte mal, als wir das tun wollten, sind wir fast drauf gegangen."
„Vielleicht hilft er uns den Mann im Mond aufzuhalten!"
„Oder er wird ihm noch helfen!"
„Ich denke nicht! Laut dem Mann im Mo-"
„Seid ihr jetzt fertig mit eurem kleinen Streit oder muss ich euch die Zähne ziehen, damit ihr Ruhe gebt?", mischte ich mich ein.
Beide waren dann auch ruhig. Besser so.
„Fantastisch. Jetzt, wir können das einfach oder kompliziert machen. Ich kann garantieren, dass ich nicht auf seiner Seite stehe. Aber wie gesagt benötige ich ein gewisses Relikt, um euch helfen zu können."
„Ich glaub, wir behalten das dann lieber.", erwiderte der eine und drehte sich langsam um.
Ju versuchte ihn noch kurz aufzuhalten. Leider etwas zu spät.
Ich versuchte, mich auf etwas Bestimmtes zu konzentrieren, wie ich es schon etliche Male zuvor getan hatte. Selbst ohne Magie war der Link so stark, dass es klappte.
Der Stab erwachte zum Leben und riss sich aus dem Griff der Person. Lange konnte er den Stab nicht festhalten und ließ los.
Ich streckte meine Hand aus, so weit es mir erlaubt war, und fing den Stab gekonnt auf.
Sobald ich ihn hielt, durchflutete mich seine Energie. Sofort fühlte ich mich leichter und wacher als in den letzten paar Tagen zusammen.
Mit einer einfachen Handbewegung fielen die Ketten nun zu Boden und ich ging langsam auf die Beiden zu.
„Also müssen wir es wohl kompliziert lösen.", warnte ich.
Die kleine Erleichterung in mir ließ ich mir nicht anmerken. Es war einfach beruhigend, den Stab wieder in meiner Hand zu spüren.
Bevor ich mehr sagen konnte, tippte der Stab mir auf die Schulter, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich drehte mich um und die knochige Hand auf der Spitze machte einige Zeichen, um mir etwas mitzuteilen.
Es war jetzt nicht wirklich Gebärdensprache, aber es hatte eine ähnliche Wirkung. Ich war mittlerweile nicht mehr überrascht, welche Auswirkungen meine Magie auf den Stab hatte.
Die Nachricht vom Stab ließ mich, leicht geschockt, zu den Beiden rüber sehen.
„Ihr habt den Stab als Paddel benutzt?! Habt ihr auch nur eine Ahnung, wie empfindlich er ist?"
Joon nuschelte etwas, ganz schnell und nervös. Ich konnte kein Wort verstehen.
„Wie bitte?", fragte ich nach.
„Wir hatten keine andere Möglichkeit!", versuchte Ju abzulenken, „Der Osterhase war hinter uns her und wir mussten so schnell wie möglich weg, das war in dem Moment die einzige Option."
Das rechtfertigte die Sache kein bisschen, aber ich musste wohl oder übel damit arbeiten.
„Was ist denn mit dem Osterhasen?", fragte ich ganz stupide nach.
Ich wusste über seinen Tod und diese komische Sache, die Santa erzählt hat, aber das half im Moment nicht, die mögliche Gefahr einzugrenzen.
„Er verfolgt uns die ganze Zeit und ist, glaub ich, hinter mir und meiner Tasche her...", erklärte Ju.
„Was ist denn in deiner Tasche drinnen, dass so einen Wert hat?"
„Das...Gesicht...?"
Das wird alles deutlich erschweren. Wenigstens wusste ich jetzt, wo es war, und musste keine Sorgen haben, dass Manu es wieder bekommen hat.
„Das ist...nicht gut. Wir müssen es unter allen Umständen von ihm fernhalten. Was ist mit dem Kompass? Irgendwelche Auffälligkeiten?"
„Naja,", versuchte Joon zu erklären, „abgesehen davon, dass er ein magisches Tattoo hat, das sich bewegt. Eher weniger."
„Verständlich. Wahrscheinlich nicht gerade Alltagssituation, mit Magie umzugehen... Mit den Problemen erstmal geklärt... Ich hab mich nicht vernünftig vorgestellt. Zahnfee, höchst erfreut...", sagte ich und streckte ihnen die Hand entgegen.
„Ähmmm, ja klar. Julien. Uuuund das ist Joon.", sagte Julien nervös.
Als Jus Hand meiner zu nah kam, sendete mich eine Druckwelle nach hinten.
„-Oh shit. Der Schutzschild!", fiel Julien ein.
„Wie bitte?"
Ich schüttelte meine schmerzende Hand.
„Als ich mit dem Mann im Mond gesprochen habe, konnte er mich nicht berühren. Irgendwas hat ihn davon abgehalten... Als der Osterhase mich letzte Nacht angreifen wollte, hatte er so ein rot-leuchtendes Messer dabei... Als er mir zu nahe kam, erschien so ein blauer Schleier um mich herum... Er hat sich aber aufgelöst."
Das erklärte einiges.
Okay, also hat der Osterhase auch noch ein Messer mit der Magie von Mondblumen. Einfach klasse. Der Schutzschild war wiederum ein Vorteil für uns.
„Dann hat er sich wieder regeneriert. Eine Sache, die wenigstens funktioniert hat, beim Kompass. Er war ja nicht als Tattoo für einen Menschen ausgelegt."
„Er war nicht- Warum sollte ich es weiter hinterfragen. Die ganze Sache an sich ist falsch.", schlussfolgerte Julien, „Bevor wir uns Hoffnungen machen...wissen Sie, wo die anderen Wächter sind?"
„Momentan nicht. Man könnte nur mutmaßen, wo genau sie sich befinden. Sandmann und Santa waren zuletzt zusammen unterwegs, also nicht zu weit voneinander entfernt."
„Ju, dreh dich mal um! Dann können wir wenigstens die Richtung genauer wissen.", forderte Joon ihn auf.
Genervt zog Julien sich die Jacke aus und sein Hemd hoch. Ein verwirrter Blick war auf Joons Gesicht zu erkennen.
„Wo sind sie?", fragte Julien gelangweilt.
„Nicht zusammen... Die Pfeile zeigen in zwei völlig verschiedene Richtungen!"
War ja mal wieder klar. Warum hatte ich von den Beiden erwartet, dass sie das taten, was ich gesagt hatte.
„So wie ich sie kenne, sind sie wieder in irgendeinen Schlamassel geraten. Sie konnten noch nie gut auf sich selbst aufpassen."
„Waren Sie nicht eben noch angekettet?", kommentierte Julien.
„Das ist nicht mehr von Bedeutung. Warum seid ihr so nass?"
Darauf spannten sie sich an.
„Das ignorieren wir mal.", war das einzige, dass Joon dazu sagte.
„Ja, war nur ein kleiner Unfall.", winkte Julien nervös ab.
Sehr klare Antworten. Nicht.
Wenn ich mit den Beiden jetzt die Anderen finden musste, würde das sehr anstrengend werden.
Vor allem, weil ich schon förmlich spürte, dass meine Brüder wieder in Schwierigkeiten geraten waren.
Das alles war für mich aber erstmal nebensächlich.
Die Zahnfee war wieder zurück!

Chapter 36: Die Moral von der Geschicht

Chapter Text

Vor ca.15 Jahren
Sandmann POV:
Heute war kein besonderer Tag.
Es wäre nur unfair, ihn so zu nennen.
Einem Tod zu gedenken, brachte immer etwas Schuld mit sich, auch ohne einen ersichtlichen Grund. Aber ich hatte Schuld, bis zu einem gewissen Punkt. Zumindest wurde mir das zugeschrieben.
Iris hatte ich nie kennengelernt. Nur Manus Erzählungen hatten mir ihren Charakter nah gebracht. Die Ungewissheit, ob ich es hätte verhindern können, war das Schlimmste daran.
Ich hatte mittlerweile damit Frieden geschlossen. Einmal im Jahr kam ich ans Grab und verweilte dort etwas. Wenn sich die Möglichkeit ergab, sah ich auch dem Mond noch etwas hinterher, während die Sonne gerade aufging.
Heute saß ich auch wieder hier, nur war diesmal kein Mond zu sehen.
Nach der nächtlichen Runde kam ich einfach mal vorbei, blieb aber nur wenige Minuten da. Es gab nicht mehr viel zu bedenken, aber ich wollte ihr trotzdem kurz die Ehre geben, obwohl es wahrscheinlich keiner sehen würde.
Ich hatte nichts zu tun, also ging ich tiefer in den Wald hinein.
Ein paar Sonnenstrahlen ließen den Wald heller wirken, aber es änderte nichts an der kühlen Luft.
Zwar hatte ich immerzu Zeit für mich, aber selten ging ich raus. Im Wald hatte ich Ruhe für mich und dieses Umfeld tat anders gut, als zuhause zu sein.
Es wäre gut gewesen, hätte ich nicht mitten im Wald ein Kinderlachen gehört.
Das war ungewöhnlich...und etwas beunruhigend.
Entweder war es ein Hirngespinst, etwas, was mittlerweile so verankert bei mir war, dass es beinahe schon normal wurde, oder ein Kind war wirklich hier.
So egal mir alles sein konnte, ich wollte jetzt nicht, dass ein Kind alleine im Wald herum lief.
Wenn es überhaupt alleine war. Ich könnte auch paranoid sein und meine Gedanken zu weit führen...Neee, ich doch nicht.
Die Neugier (und Sorge) siegte und ich ging in Richtung Kinderlachen. Bei jedem Horrorfilm ein absolutes No-Go, aber das interessierte mich nicht.
Ich konnte nirgendwo ein Kind herum laufen sehen. Oder sonst jemanden.
Durch ein paar Bäume konnte ich einen alten Brunnen erkennen. Und wie der Zufall es wollte, -+ertönte aus dieser Richtung erneut ein Lachen.
Hab ich dich.
Ich ging zum Brunnen und sah ein paar Meter hinab. Wie ich vermutet hatte, war dort ein Kind drin zu finden, aber der Anblick ließ anderweitig zu wünschen übrig.
Der Boden des Brunnens war mit Massen von Brennnesseln verdeckt. Das Mädchen war nur in kurzer Kleidung und ihre Haut war extrem gerötet.
Es war nicht direkt kalt, aber definitiv zu kühl für die kurzen Sachen. Sie hatte ein dreckiges Gesicht und zerzauste Haare.
Trotzdem ein Lächeln im Gesicht.
„Guten Morgen! Was suchst du denn da unten? Hier im Wald so früh?", rief ich ihr zu.
Ein langsamer Einstieg ins Gespräch. Nicht zu hektisch. Etwas aufmerksamer und angeregter als ich sonst war. Und ruhiger.
„Halloooo!", lächelte sie mich an, „Ich spiele hier unten natürlich!"
Sie war sehr energetisch und...offen. Auch sehr naiv.
„Warum denn in einem Brunnen?"
„Bin hier rein gefallen.", antwortete sie und zuckte mit den Schultern.
„Hat das denn nicht weh getan? Was ist mit den Brennnesseln? Tun die nicht weh?"
„Nein!", lachte sie, „Die kitzeln!"
„Bist du denn alleine hier?"
„Ja! Die Anderen wollten mit mir Verstecken spielen und ich hab leider nie ein gutes Versteck gefunden... Aber dann waren die Anderen so nett und haben mir einen super geheimen Tipp gegeben, wo ich mich am alleeeer besten verstecken kann! Sie haben gesagt, dass ich gaaanz weit in den Wald rein gehen soll, damit sie mich nie nie nie mehr finden können!", verkündete sie voller Stolz.
Ich hingegen war etwas schockiert. Sie wurde einfach so weg geschickt...alleine...in den Wald...
Allem Anschein nach kam sie auch nicht aus dem Brunnen raus.
Eine Befürchtung war, dass sie schon seit gestern Nachmittag hier fest saß. Immerhin war es erst gegen 6 Uhr morgens! Kein Kind stand freiwillig so früh auf. Ich musste sie da raus holen und ihr irgendwie helfen. Sie war sich nicht mal ihrer brenzligen Situation bewusst!
„Ich glaube, das hier ist das geheimste Versteck, was ich je gesehen habe!", erwiderte ich und zwang mir ein Lächeln auf, „Aber ich denke die Runde ist vorbei. Es ist Zeit, da langsam mal raus zu kommen."
„Ich weiß aber nicht, wie ich raus komme!"
Immer noch Optimismus in ihrer Stimme.
Das war natürlich ein Problem. Ich konnte sie schlecht da raus heben, dafür war der Brunnen zu tief.
Leider Gottes hatte ich eine Idee.
„Warte kurz, ich hab eine Idee!", warnte ich sie vor.
Ich zog meine Kutte aus und hielt ein Ende fest, während ich das Andere runter warf.
„Halt dich fest. Ich zieh dich hoch."
Gesagt, getan. Mit einem kleinen Hopps sprang sie hoch und hielt die Kutte fest. Daraufhin zog ich sie langsam nach oben.
Ich hob sie am Ende noch vom Brunnenrand runter und kniete mich vor ihr hin, um auf Augenhöhe zu sein.
Ihre Arme und Beine waren feuerrot und hatten auch einige Schnitte.
„Geht es dir gut?", fragte ich stupide nach.
„Ging mir nie besser!"
„Was ist mit der roten Haut und den Kratzern? Tun die nicht etwas weh?"
„Jucken nur ein bisschen! Wird schon heilen."
Nicht wirklich überzeugend, wenn ich mir sie so ansah, aber ich musste etwas mitspielen. „Ich kenn jemanden, der Wunden in null Komma nichts heilen kann! Wir können meinem Bruder einen Besuch abstatten, damit das ganz schnell weg geht. Wie findest du das?"
„Ist der so nett wie du?", fragte sie unschuldig.
Für einen Moment bekam ich kein Wort raus. Ich fasste mich aber schnell wieder.
„Jep. Der beste Bruder den ich habe... Willst du mit?"
Ich streckte ihr die Hand entgegen.
„Ja!"
Sie schlug ein.

 

Wir gingen ein Stückchen zu Fuß. Ich wollte es etwas entspannter angehen, um vielleicht ein bisschen Vertrauen zu schaffen. Es wäre, auch wenn sie zu jung war, um es vollständig zu begreifen, merkwürdig, wenn ich den Sand benutzen würde. Zumindest die ersten paar Meter wollte ich gehen.
„Wie ist dein Name?", fragte sie mich nach ein paar Schritten.
Die erste Frage und schon wusste ich nicht, womit ich am besten antworten sollte. Immerhin wollte ich nicht offen in die Welt raus gehen und verkünden, dass ich der Sandmann war. Vor einem Kind ganz besonders nicht.
Dann musste ich eben etwas anderes machen.
„Samuel... Ich heiße Samuel... Und wie heißt du?"
„Weiß ich nicht.", sagte sie ganz neutral.
„Kannst du dich nicht dran erinnern oder-"
„Ich habe keinen Namen..."
Ich stand wieder kurz vor einem Ausraster. Wenn es eine Sache gab, die ich an meiner Kindheit am meisten verabscheut hatte, dann, dass uns keine Namen gegeben wurden.
Wir waren nicht bei Namen gerufen worden. Der einzige Grund, warum wir welche hatten, war, dass wir uns selbst so genannt hatten. Nur untereinander. Es gab uns aber Sicherheit... eine Identität.
„Soll ich dir einen Namen geben?", fragte ich.
Als Antwort zuckte sie nur mit den Schultern.
„Ich finde der Name Julia passt zu dir. Es bedeutet die Glückliche... Soll ich dich Julia nennen?"
Wir blieben kurz stehen und sie sah mich mit großen Augen an. Sie umarmte plötzlich meine Beine und sah mich mit einem Lächeln an.
„Ich finde es super!", strahlte sie.
Dann wäre das Problem aus der Welt geschafft.
Mir fiel auch ein Plan ein, wie ich uns beide durch den Sand transportieren konnte.
„Das ist doch schön, Julia. Ich habe gerade eine Idee bekommen, wie wir ganz schnell zu meinen Bruder können. Soll ich einen kleinen Zaubertrick machen?"
Aufgeregt sah sich mich an. „Ja! Ja! Jaja! Zeig mir einen Zaubertrick!"
Ich musste leicht grinsen.
„Dafür musst du aber deine Augen zu machen. Damit es funktioniert. Okay?"
„Warum denn Augen zu? Ich will es doch sehen!"
„Der Trick geht aber nur, wenn die Augen zu sind."
„Na schön... Aber lüg nicht, wenn du sagst, dass du zaubern kannst..."
„Das sicher nicht.", lachte ich auf, „Ich halte dir die Augen zu, damit es auch wirklich funktioniert. Bereit?"
Ich legte eine Hand auf ihre Augen, nachdem sie eilig mit den Kopf genickt hat. Als ich mir sicher war, dass sie nichts mehr sehen konnte, benutzte ich den Traumsand, um uns aus dem Wald zu bringen.
Der Sand umhüllte uns und wenige Sekunden später standen wir vor einem eisernen Tor.
„Wir sind da...", flüsterte ich und nahm die Hand weg.
Erstaunt drehte sie sich um. Ihr Mund war so weit offen, dass ich schon die Befürchtung hatte, dass eine Fliege reinfliegen würde.
„Wie hast du das gemacht?!"
„Ein Magier verrät nie seine Tricks."
(Magische Kräfte)
„Bitte verrat es mir! Bittebittebittebittebitte-"
„Nope."
Beleidigt sah sie mich an. Sie konnte einem fast schon leid tun... Aber ich kann ihr jetzt auch nicht die Wahrheit sagen.
„Schmoll jetzt nicht herum. Das ist ja schrecklich... Komm schon, wir wollten doch meinen Bruder besuchen gehen..."
„Und wo ist dein Bruder?", fragte Julia.
Demonstrativ machte ich das Tor auf und zeigte zum Gebäude.
„Hier entlang."
„Das sieht aber ziemlich dunkel aus..."
„Ach, der Eindruck täuscht. Ist ein ganz Lieber." winkte ich ab. Leicht gelogen, musste sie aber noch nicht wissen. „Wollen wir?"
Unsicher nahm sie meine Hand und wir gingen durch das Tor und anschließend durch den Garten rein.
An der Rezeption blieben wir stehen und ich klingelte provokativ an der Rezeptionsklingel.
„Fee! Ich bin's! Du hast Besuch!", rief ich laut durchs Hotel, um xier noch mehr zu nerven.
Julias Griff um meine Hand wurde etwas fester.
„Warum zum Teufel bist du zu dieser Stunde hier? Ich bin gerade erst nach Hause gekommen. Sonst ermahnst du mich immer, dass ich mich ausruhen soll- Wer ist das Kind...?", ranzte Fee mich an, als xier um die Ecke kam. Der Blick ruhte auf Julia, die sich hinter meinem Rücken verstecken wollte.
„Auch dir einen guten Morgen, Bruderherz. Darf ich vorstellen: Julia. Julia, das ist mein Bruder, Fee.", stellte ich die Beiden vor.
Fee sah mich immer noch fragwürdig an.
„Ist das dein Ernst? Du kannst doch nicht irgendein Kind hierhin bringen!"
„Es ist ein Hotel. Hier kommen ständig Leute hin, auch Kinder wären möglich... Wir haben ein kleines Problem und ich dachte, dass du uns einen kleinen Gefallen tun kannst."
„Und was wäre dieser kleine Gefallen?"
„Ein paar viele, kleine Verletzungen, um die man sich kümmern müsste. Ist nicht genau mein Fachbereich, deswegen frag ich dich."
„Streng genommen ist es auch nicht mein Gebiet."
„Aber du kannst dich darum kümmern?"
„...Ja...", gab Fee sich geschlagen, „Okay, ich helfe ihr. Aber nur weil sie noch ein Kind ist. Nicht wegen dir."
„Ouch."
„Hör auf rum zu jammern.", ermahnte mich Fee und sah dann Julia an. „Kann ich mir mal deine Verletzungen ansehen?"
Julia schüttelte hinter meinem Rücken eilig den Kopf und hielt meine Hand mittlerweile so fest, dass ich meine Finger nicht mehr spürte. Sie hatte Angst.
„Fee... Könntest du mal aus dem Raum gehen? Ich bring sie nachher ins Arbeitszimmer. Ich muss aber erst noch was klären."
„Du kommandierst mich in meinem eigenen Haus herum? Das tut weh." Ich gab Fee einen genervten Blick. „Okay, ich geh ja schon.", gab Fee sich geschlagen und ging weg.
Ich drehte mich zu Julia und kniete mich vor ihr hin.
„Ist alles in Ordnung?", fragte ich vorsichtig.
„Der Mann ist gruselig...", nuschelte sie.
Ich hatte so eine Reaktion fast schon erwartet. Trotzdem machte es die Sache schwerer und komplizierter.
„Wovor genau hast du denn Angst?"
„...das Gesicht... Und-und er hatte Knochen überall!... Er sah auch nicht so nett aus..."
„Keine Sorge, Fee ist nett, wenn man xier erstmal kennenlernt. Und man braucht keine Angst zu haben, xier tut niemanden was..."
„Ich habe aber Angst!"
„Dann hab ich einen einfachen Trick, keine Angst mehr zu haben... Wenn du Angst hast, denk einfach daran, dass die Angst selber Angst hat. Wer hat denn Angst vor jemanden, der Angst hat?"
„Funktioniert das wirklich...?"
„Bei mir schon. Jeder hat vor irgendwas Angst oder mag etwas nicht. Vielleicht sogar vor etwas, was du gerne magst..."
„Hat Fee vor etwas Angst?"
„Bestimmt... Traust du dich jetzt mit zu gehen? Ich bleib auch immer bei dir, okay?"
„Na schön...", sagte sie noch etwas unsicher. Aber nicht mehr so ängstlich wie vorher.
Zusammen gingen wir in Fees Arbeitszimmer/Labor/dort wo xier den ganzen Tag verbrachte. Fee erwartete uns bereits und hat sich schon auf einen Stuhl gesetzt, gegenüber stand ein Zweiter.
Eine Geste zur Beruhigung, dass xier nicht so viel größer als Julia wirkte.
„Darf ich mir jetzt ansehen, was weh tut?", fragte er ruhig, aber nicht mehr so scharf wie vorher.
Julia nickte langsam mit dem Kopf und setzte sich hin. Fee sah sie erstmal in Ruhe an. Ich hatte Julia in der letzten Stunde noch nie so angespannt gesehen.
„Also... Bist du in Brennnesseln gefallen oder hat was anderes die Rötungen verursacht?"
„Brennnesseln...", antwortete sie leise.
„Mhm... Und die kleinen Schnitte?"
„Auch..."
„Haben die viel geblutet oder tun welche besonders weh?"
Julia schüttelte nur ihren Kopf.
Fee sah mich anschuldigend an. „Sie ist ja genau so gesprächig wie du früher."
„Hey!"
„Nur die Wahrheit."
Fee stand auf, ging etwas durch den Raum und sammelte ein paar Sachen auf. „Ich kann schnell was machen, dass Julia helfen kann. Du kannst mir kurz helfen kommen."
„Ich will aber nicht."
„Sandy, hör auf dich zu beschweren und komm rüber."
Ich gab nach und wollte schon zu Fee hin gehen, als Julia mich am Arm packte.
„Lässt du mich alleine hier...?", fragte sie nervös.
„Nein, ich bleibe immer schön in deiner Nähe. Ich muss Fee nur etwas helfen, okay? Ich werde den Raum nicht verlassen... Komm mal her.", ich lehnte mich etwas an sie ran, „wenn du ganz vorsichtig bist, kannst du dir ein paar tolle Dinge hier ansehen. Solange du nichts anfasst oder kaputt machst, kannst du dich etwas umsehen."
„Wirklich?"
Ich nickte ihr zu und ging dann rüber zu Fee. Sie stand langsam auf und war schnell irgendwohin verschwunden.
Als ich neben Fee stand, begann schon die erwartete Befragung.
„Sandy, jetzt mal ehrlich, wer ist das Mädchen?"
„Wie lustig, dass du fragst... Ich hab sie gefunden. Alleine. Im Wald."
„Du hast-"
„Ich konnte sie da nicht zurück lassen und wusste nicht, was ich tun sollte, also hab ich sie hierhin gebracht."
„Aber ein Kind. Sandy sie ist noch ein Kind und du- wir können nicht einfach sagen, wer wir sind. Wenn sie auch nur einen Funken Magie sieht-"
„Wird sie nicht! Ich hab dich nur als Fee und mich als Samuel vorgestellt... Nicht die anderen Namen und nicht mehr."
„Trotzdem zu riskant... War sie wirklich alleine?"
„Fee, ich nehme doch kein Kind einfach so mit! Sie war alleine da und wahrscheinlich hat Keiner nach ihr gesucht."
„Was passiert dann, wenn es ihr besser geht? Du kannst doch kein Kind einfach so aufnehmen. Sie muss zurück gebracht werden."
„Hab ich auch vor! Wenn ich die Eltern finde, bring ich sie dahin... Obwohl ich sie erstmal provisorisch zu jemand anderem bringen würde. Ich kenne jemanden, der fürs Erste auf sie aufpassen kann. Wenn jemand Julia sucht, kann er sie zurück geben."
„Bist du dir sicher?"
„Ja... Es ist ein nettes Pärchen, die sich erstmal gut um Julia kümmern werden. Sie besitzen einen Schrottplatz und würden auch gut mit einem Kind umgehen. Das ist eine Idee fürs erste...", erklärte ich.
„Es ist deine Entscheidung. Wenn du es für richtig hältst, kannst du das machen. Ich habe aber eine Bitte."
Fee drehte sich kurz weg und holte ein kleine Phiole aus dem Regal. Xier platzierte sie direkt vor mir.
„Was ist das?", fragte ich verblüfft.
„Julia darf sich nicht an uns erinnern. Es wäre zu gefährlich für sie, wenn wir mit ihr in Verbindung gebracht werden."
„Und ich soll es ihr unterjubeln?"
„Es dient ihrer Sicherheit."
Ich war absolut nicht zufrieden mit diesem Vorschlag. Das Gedächtnis von einem Kind einfach so zu manipulieren klang nicht wirklich verlockend. Aber ich wusste, dass Fee recht hatte.
„Von mir aus.", stimmte ich zu und steckte die Phiole weg.
„Dann kümmern wir uns mal um ihre Wunden.", sagte Fee und nahm einen golden leuchtenden Trank mit, den xier gerade hergestellt hatte. „Sandy... Wo ist das Kind hin?"
Wie angenommen, war Julia irgendwohin verschwunden, was Fee natürlich wieder aufregte.
Konnte ich von meiner heutigen to-do Liste streichen.
„Irgendwo in deinem Arbeitszimmer, würde ich vorschlagen."
Fee sah mich etwas entnervt an und ging zwischen den verschiedenen Tischen hindurch, um Julia zu finden.
Jeder Tisch war mit Notizzetteln und irgendwelchen Geräten voll. Ein Wunder, dass Fee es immer noch eine Ordnung nannte.
„Sie wird schon nichts anstellen-"
„Hier sind so viele empfindliche Sachen, die sie zerstören kann- oder auch gefährliche!" Fee wurde extrem hektisch und eilte in die andere Richtung des Arbeitszimmers, Richtung Portaltür, die sich langsam öffnete.
Ich ging auch rüber und sah noch, wie Julia langsam die Tür aufzog, bevor Fee sie dort wegtrug.
„Lass die Finger davon. Die Tür wird dir nichts Gutes tun, wenn du irgendwo im nirgendwo endest.", beschwerte sich Fee.
Julia versuchte, sich noch irgendwie los zu reißen, ließ es aber schnell bleiben. Fee brachte sie wieder zurück zum Stuhl und sah sie kurz anschuldigend an, bevor xier das Glas mit dem Heilmittel hervorholte.
Julia sah es etwas angewidert an.
„Was ist das?"
„Etwas, was dir gut tun wird.", antwortete Fee.
„Das sieht komisch aus."
„Willst du es nicht mal probieren?"
„Erst wenn du sagst, wie es schmeckt. Sonst trink ich das nicht!", forderte Julia.
„Ich würde mal raten Apfel-Zimt..."
„Uh! Das ist mein Lieblings Geschmack! Woher weißt du das?"
„Intuition...", sagte Fee, so als ob es nebensächlich wäre. Xier wusste es aber wahrscheinlich genau. „Willst du es jetzt probieren?"
Eilig nickte Julia und nahm das Glas in die Hand. Sie nahm einen großen Schluck und sah sehr zufrieden mit sich aus.
„Boah, das schmeckt ja wirklich danach! Kann ich noch mehr haben... Bitte?"
„Es gibt leider nicht mehr davon, tut mir leid."
In ihrer Verwunderung merkte sie nicht, wie die Schnitte heilten und die Rötungen verschwanden.
„Geht es dir besser?", fragte ich sie.
Zufrieden guckte sie mich an. „Alles super! Können wir etwas spielen? Bitte!"
„Ich glaub, es ist nicht die richtige Zeit, jetzt etwas zu spielen. Bist du nicht etwas müde?", während ich mit ihr sprach, legte ich meine Hand kurz auf ihren Oberarm. Unauffällig lies ich meine Magie wirken und machte sie ein bisschen erschöpfter.
„Nein...", gähnte sie.
Fee verschwand neben mir und ich war mit Julia alleine. Ich holte eben die Phiole von Fee heraus und zeigte sie Julia. Die Mixtur leuchtete gespenstisch grün.
„Bist eine kleine Lügnerin, oder? Ich denke, dass du wirklich langsam mal ins Bett solltest...", ich zögerte kurz, bevor ich ihr die Phiole gab, „Wenn du einen ganz, ganz tollen Traum haben willst, nehm einen Schluck hieraus. Da wird der Schlaf besonders schön..."
„Bringst du mich ins Bett?..."
„Natürlich... Haben wir einen Deal? Du trinkst das und ich bring dich ins Bett."
„Jep!", sie schlug ein und nahm vorsichtig das Glas in die Hand. Kaum hatte sie einen Schluck genommen, verzog sich ihre Miene.
„Ewww, das schmeckt ja gar nicht toll!"
„Hast es aber super gemacht. Komm her."
Ich nahm Julia in meine Arme und hob sie vom Stuhl auf. Vorsichtig ließ ich etwas Traumsand über sie drüber rieseln.
„Und jetzt hab einen schönen Schlaf und einen noch besseren Traum.", flüsterte ich ihr zuletzt zu.
Es sollte sich nicht wie ein Abschied anfühlen für sie. Sie würde sich später sowieso nicht mehr daran erinnern.
Als ich mich vergewissert hatte, dass sie auch wirklich schlief, ging ich zu Fee rüber.
„Hat sie es getrunken?"
„Jep, es hat ˋgar nicht toll' geschmeckt. Hättest dort auch den Geschmack ändern können."
„Sie hat's getrunken und das ist die Hauptsache."
„Danke, Fee... Ich bring sie mal weg. Wir sehen uns dann."
„Bevor du gehst.", hielt mich Fee mit strengem Ton an, „Wenn du nochmal in so eine Situation kommst, dann bitte mit Vorwarnung und wenn, dann am besten nicht zu mir. Der Hase, so wenig du es magst, hätte noch die besten Kompetenzen dafür, sie zu heilen."
„Soweit ist es ja gut gegangen. Du brauchst mich nicht zu ermahnen. Ich bin dann mal weg."
Ich verließ den Raum. Auf dem Weg aus dem Hotel raus plagten mich ein paar Gedanken.
War es richtig, sich um Julia zu kümmern?
Wird sie sich an mich erinnern?
Werde ich sie wieder sehen...?
Diese Gedanken kreisten durch meinen Kopf. Bevor ich aber auch nur eine Frage beantworten konnte, standen wir schon draußen, bereit für die Reise. Ich streute etwas Sand um uns herum und fasste einen Entschluss.
Es ist Zeit loszulassen, von negativen Gedanken... Wichtig ist es einfach, sich an die guten Sachen zu erinnern.

Chapter 37: Morgen gibt’s mehr Opfer

Summary:

Die nächsten Kapitel spielen in der Vergangenheit. Das hier startet vor der Verbrennung von Iris.

Chapter Text

Osterhase POV:
Erschöpft gingen Manu und ich durch das Kloster. Zufrieden, dass wir endlich die Hausarbeit fertig hatten, die uns aufgetragen wurde.
Vielmehr hatte ich es erledigt, weil Manu sich weigerte, zu arbeiten. In den letzten Monaten tat er selten das, was uns von den Nonnen aufgetragen wurde. Zusammen mit mir einen Teil des Kirchenschiffs zu putzen gehörte auch dazu.
Persönlich hatte ich nichts dagegen, in der Kirche meine Zeit zu verbringen, nur die Arbeit machte es etwas kaputt.
Nachdem wir (ich) fertig waren, gingen wir zurück in unser Zimmer. Heute fand sowieso keine Messe mehr statt.
Ein paar Nonnen kamen auf uns zu und redeten ganz hektisch. Unabsichtlich hörte ich dem Gespräch zu.
„Ich habe schon vor Jahren gebeichtet, dass ich sie auf dem Scheiterhaufen erblicken will und seht hier. Heute sei der Tag."
„Wir hätten früher handeln müssen. Wenn es ihr sogar schmerzt in die Sonne zu gehen, wäre Hexerei die einzige Erklärung!"
„Dass sie noch den Himmel schwarz färben musste. Wir hätten früher was gegen sie tun müssen."
Manu blieb neben mir stehen und sah geschockt den Nonnen hinterher.
„Wer soll an den Scheiterhaufen?", fragte Manu die Nonnen. Beide sahen ihn leicht angeekelt und verwirrt an.
„Nur ein Mädchen aus dem Dorf. Ihr könnt sie nicht kennen. Sie geht nicht mal in die Sonne."
„Wann? Wann soll's stattfinden?!"
„In der nächsten Stunde ist die Verbrennung geplant. Warum interessiert dich das auf einmal so sehr?"
Bevor sie ihren Satz beendet hatte, war Manu schon weg in Richtung Zimmer und ich ihm hinterher.
„Manu? Was ist denn los?", fragte ich, als ich ihn eingeholt hatte.
Kaum waren wir im Zimmer angekommen, holte er seine Kutte und zog sie sich an.
Die Blicke meiner anderen Brüder lagen alle auf ihm. Immerhin hatte er es sonst nicht so eilig.
„Was ist los, Manu? Brennt es oder bist du nur sehr ungeduldig, wieder alleine zu verschwinden?", neckte ihn Samuel.
Er, wie auch wir anderen, war nicht immer mit Manus Verschwinden zufrieden. Immerhin wollteManu am liebsten hier komplett weg, nur um eine mysteriöse Freundin zu treffen.
Wir waren hier im Kloster aber sicher! Warum sollten wir hier weg?
„Wenn ich es nicht verhindere, dann wird es brennen!"
„Wo soll es brennen?", mischte sich Klaus jetzt auch ein.
„Iris! Sie wurde angeklagt! Sie wird brennen wenn ich es nicht verhindere!"
„Beruhig dich Manu. Du übertreibst-"
„Nein, ich übertreibe nicht, Fee! Sie wird in weniger als einer Stunde zum Scheiterhaufen geführt und wenn ich es nicht stoppe, wird sie-!"
„Selbst wenn, denkst du, dass du alleine es aufhalten kannst? Im Zweifel wirst du auch noch-", versuchte Samuel, ihn zu überzeugen.
„Spar dir deine Erzählungen! Ich werde ihr helfen und ihr könnt mich nicht aufhalten!"
Bevor wir uns weiter einmischen konnten, rannte er an mir vorbei aus dem Zimmer. Wir sahen ihm für einige Momente hinterher, bis ich die Stille durchbrach.
„Was... Sollen wir jetzt tun? Einfach hinterher?"
„Ich denke nicht, dass wir hinterher sollten, es wäre zu gefährlich."/„Definitiv, sonst bringt er sich in mehr Gefahr als ohnehin schon." sprachen Fee und Samuel gleichzeitig.
Beide sahen sich überrascht und beleidigt an.
„Sei nicht so pessimistisch, Fee."
„Du verstehst schon, wie riskant es wäre, ihm zu folgen, Samuel?"
„Ich denke Samuel hat recht.", verkündete Klaus, „Wir können Manu nicht einfach so in die offene Gefahr reinlaufen lassen. Wenn wir zusammen gehen, hätten wir die Chance, uns gegenseitig zu schützen."
Das genau Klaus freiwillig raus gehen wollte, war ungewöhnlich. Aber sein ˋAngeborener Führungsinstinktˋ (seine Worte) sprach wohl für ihn.
In der Diskussion stand es gerade drei gegen eins und Fee war nicht wirklich ein guter Verlierer.
Zugegebenermaßen war das keiner von uns.
Wenn es Fee gegen Klaus stand, war die Spannung, wer als erstes nachgibt, aber immer am höchsten.
Da diesmal jedoch Samuel auf der Seite von Klaus stand, gab Fee doch relativ schnell nach.
„Meinetwegen.", knurrte Fee, „Wenn nur eine Sache schief läuft, dann tragt ihr die Schuld!", und stand auf um auch seine Kutte zu holen. Wir taten es ihm gleich.
Sich aus dem Kloster raus zu schleichen ging schneller als gedacht und wir stahlen uns kurzerhand davon, Richtung Dorf.
Ein Fakt, dem wir uns bewusst waren, aber den wir nie wirklich beachtet hatten, war, dass wir noch nie außerhalb des Geländes vom Kloster gewesen waren und nicht wirklich wussten, in welche Richtung wir gehen sollten.
Wir hatten nur eine Ahnung, wie man zum Dorf kam, weil man den Eingang durch die Fenster des Klosters sehen konnte. Die Wege und Straßen würden eher zur Herausforderung werden.
Wir hatten uns alle automatisch geeinigt, immerzu eine Kapuze auf zu haben.
Zum einen damit Nonnen, die vielleicht hier waren, uns nicht erkannten, zum anderen, damit wir keine Aufmerksamkeit auf uns zogen.
Wir wussten zwar, dass wir nicht unbedingt abnormal aussahen, aber fünf, beziehungsweise vier, identische Personen zu sehen, wäre nicht normal. Zudem vier Fremde in so einem kleinen Dorf.
Kaum waren wir durch das Stadttor, setzte die Panik das erste mal ein.
Auch wenn mein Blick leicht gesenkt war, hatte ich das Gefühl, dass alle mich anstarrten. Das Bedürfnis mich einfach so umzusehen, musste ich unterdrücken, um nicht mein Gesicht jedem zu zeigen.
Ich schaute die anderen kurz an, um deren Reaktion zu sehen. Wir liefen so eng zusammen, dass ich mich nicht weit umsehen musste.
Samuel versuchte, wahrscheinlich, entspannter auszusehen, als er war. Seine Mimik war gelassen und nicht wirklich deutlich. Seine Hände aber spielten nervös mit den Ärmeln von seinem Hemd.
Klaus schien noch am ehesten diesen Ausflug zu genießen. Seinen Kopf hielt er höher als wir anderen und er sah noch relativ ruhig aus.
Fee war von den anderen drei wohl am angespanntesten, auch wenn er allgemein einen neutralen Ausdruck hatte. Wäre es nicht für die geweiteten Augen und die Hände, die nervös an sein Bein tippten oder mit seiner Kleidung rumspielten, würde ich auch denken, dass er völlig ruhig war.
Ich wollte nicht mal wissen, wie erbärmlich ich unter den Blicken meiner Brüder aussah.
Wir gingen durch verschiedene Straßen, bis wir an einem größeren Platz anhielten. Verwirrt sah ich meine Brüder an und bemerkte, dass Samuel verschwunden war.
„Samu...", murmelte ich leise und sah mich langsam um, wie auch die anderen Beiden.
Wir entdeckten ihn wenige Meter von uns entfernt an einer Hausmauer.
Ich guckte in seine Blickrichtung und sah das Chaos erst richtig.
In der Mitte des Platzes war ein riesiger Holzhaufen auf dem eine Frau an einen Pfal gebunden worden war. Eine tobende Menge umgab das Schauspiel.
Vorher hatte ich versucht, alle lauten Geräusche zu ignorieren, da es sonst einfach zu viel gewesen wäre.
Jetzt hörte ich nur noch die Menschen rufen und fluchen.
Mehrere Meter abseits von uns stand Manu der bei dem Anblick, vermutlich von Iris, sofort los stürmte.
Samuel reagierte schnell. Der Staub um Manu wirbelte hoch und hielt ihn auf. Wir rannten zeitgleich in seine Richtung, um ihn zu packen, damit er nicht ins Geschehen eingreifen konnte und der Zauber von Samuel nicht gesehen wurde.
Er versuchte, sich irgendwie von uns loszureißen und schrie uns die ganze Zeit an.
„Lasst mich los! Versteht ihr nicht?! Lasst mich in Ruhe!"
Er riss sich von uns los, rannte aber nur noch wenige Meter, bevor der Platz von einer hellen Flammen erleuchtet wurde.
Es war zu spät noch irgendwas zu machen.
Zitternd ging er in die Knie und sah gebannt auf die Stelle, wo vorher noch Iris festgebunden war.
Wir gingen langsam auf ihn zu. Samuel hockte sich neben ihn und wollte Manu die Hand auf die Schulter legen. Bevor es dazu kam, griff Manu ihn am Handgelenk und stoppte ihn.
„Manu... Du hättest sie nicht-"
„Ihr habt sie umgebracht... Du hast sie-", er musste schlucken und sah uns alle nacheinander an,„Warum habt ihr das getan...?"
Der Schmerz in seiner Stimme sorgte dafür, dass sich ein unwohles Gefühl in mir breit machte...
Es war keine Angst...sondern eher Scham...
„Du hättest es nicht verhindern-", versuchte Fee zu ihm durchzudringen.
„Ich hätte sie retten können, Felix! Ihr seit der Grund warum ich es nicht konnte!"
Das unwohle Gefühl wurde immer stärker. Ich wusste, dass es nicht wirklich meine Schuld war, dass ich mich nicht schlecht fühlen sollte. Ich tat es aber dennoch und es machte alles schlimmer.
„Tut uns leid...", sprach ich für uns alle.
Ich entschuldigte mich nicht, weil wir etwas Falsches getan hatten. Das glaubte ich nicht wirklich, sondern dafür, dass wir nicht früher schon was gesagt hatten. Dass wir ihn nicht schon viel früher aufgehalten hatten.
„Es gibt nichts zu entschuldigen...Was ihr getan habt, kann man nicht begleichen."
Die Menschenmenge vor uns löste sich langsam auf. Das Schauspiel war für sie beendet.
Wir blieben erstmal noch stehen.
Um uns herum wurde es immer windiger, sodass ich die Befürchtung hatte, dass unsere Kapuzen wegfallen würden.
Der Wind hätte normalerweise die Flammen höher brennen lassen und das Feuer vergrößert.
Gerade schien er aber die Funken zu ersticken, um es zu löschen.
Die einzige Erklärung war, dass Manu der Grund war. Absichtlich oder nicht, er versuchte, den Brand zu löschen.
Wir blieben noch einige Minuten stehen. Keiner wagte irgendetwas zu unternehmen.
Auf dem ehemaligen Scheiterhaufen glühten nur noch wenige Holzstücke rot auf. In der Mitte der schwarzen Asche war der Körper noch zu erkennen. Nicht so dunkel wie alles um ihn herum.
Ein kleiner Funken Hoffnung machte sich in mir breit. Hoffnung, dass man sie retten könnte.
Mittlerweile begutachtete keiner mehr das Geschehen auf dem Platz. Es war gefühlt menschenleer...Meine Chance, vielleicht die Situation zu retten.
Mit zitternden Beine ging ich auf den Haufen Schutt zu.
Klaus machte noch eine kurze Geste, um mich aufzuhalten, ließ es dann aber bleiben.
Vorsichtig kletterte ich über die glühenden Holzstücke. Der Schmerz machte mir nicht wirklich was aus.
Ich kam in der Mitte an und begutachtete die Wunden. Es waren viel mehr, als ich zählen konnte. Einfach überall warenWelche, sie war fast nur noch eine einzige, riesige Verletzung.
Ich wurde etwas nervöser, meinen Versuch zu starten, weil ich noch nie versucht hatte, so viel an jemandem zu heilen. Bei meinen Brüdern waren die Wunden immerhin schon zum Teil geheilt, bevor ich helfen konnte.
Vorsichtig legte ich meine Hände auf ihre verbrannten Oberarme.
„Fass sie nicht an! Lass sie einfach in Ruhe!", hörte ich noch Manus verzweifeltes Klagen.
Ich versuchte einfach, es zu ignorieren.
Langsam begann ich, meine Magie wirken zu lassen. Golden leuchteten meine Hände auf und ich versuchte, mich nur darauf zu konzentrieren.
Anders als sonst spürte ich nicht die Wunden, die sie hatte, sondern einfach nur...Leere.
Nach mehreren Sekunden hatte sich nichts geändert und meine Kräften wirkten einfach nicht.
Das konnte nicht sein! Sie funktionierten immer! Warum jetzt nicht?!
Ich versuchte, mich mehr hinein zu steigern. All meine Kraft verwendete ich, aber es funktionierte einfach nicht...Ich konnte nichts tun.
Kurzerhand gab ich auf und sah sie wie in einer Trance an.
Alles war irgendwie taub.
Eine Hand auf meiner Schulter brachte mich zurück in die Wirklichkeit. Klaus stand über mir und versuchte, mit mir zu reden.
„Hase? Hörst du mich jetzt...? Es funktioniert eben nicht...Sie ist tot...Sowas kann man nicht heilen, auch du nicht.", redete Klaus auf mich ein.
„Aber- aber ich hab es versucht...Ich- wenn ich es nicht...Wer kann ihr dann noch helfen...?"
„Niemand mehr... Und das weißt du auch."
Die Realität zersprang für mich in dem Moment.
Natürlich wusste ich, was tot sein bedeutete, aber...Ich hatte es noch nie mit meinen eigenen Augen gesehen. Die Hilflosigkeit, nichts mehr tun zu können, hatte ich so vorher noch nie gespürt.
Ich hatte mir die ganze Zeit nur vergebens eingeredet, sie retten zu können, obwohl ich innerlich wusste, dass das nicht möglich war.
Wieso war ich so naiv, zu glauben, dass ich eine Sache hinbekommen würde?
„Ich habe es nicht so gewollt..."
„Keiner hat das...Komm wir gehen besser wieder zurück...Das wird schon.."
Er half mir auf die Beine und wir gingen zu den Anderen. Unsere Kleidung war voller schwarzer Flecken.
Manu sah mich mit einem Todesblick an, als wär ich der schlimmste Mensch auf Erden.
Das war ich wahrscheinlich auch.

Chapter 38: Morgen gibt’s mehr Opfer 2

Chapter Text

Klaus/Santa POV:
Meine Brüder und ich einigten uns schnell, wieder zurück zu gehen. Wobei wir es eher zu zweit entschieden.
Den Hasen wollte ich nicht fragen, ob er wieder zurück wollte, dazu stand er ein bisschen zu sehr unter Schock. Wahrscheinlich ging es ihm besser als ich dachte, aber ich wollte ihn jetzt auch nicht zu sehr überfordern.
Samuel blieb einfach stumm neben uns stehen und nickte nur mit dem Kopf bei bestimmten Dingen. Streng genommen war er nicht Teil der Besprechung.
Manu schlossen wir, gegeben der Situation, nicht ein. Dafür konnten wir ihn nicht gut genug einschätzen.
Das ließ Fee und mich. Da war die Entscheidung schnell getroffen.
Fee wollte sowieso nicht mit und ich fand, dass wir langsam zurück gehen sollten. Immerhin würde unsere Abwesenheit früher oder später bemerkt werden.
Wieder gingen wir als Gruppe zusammen, jetzt aber mit Manu, und zurück zum Kloster. Die Stimmung war sehr angespannt und wir schwiegen uns alle an.
Es war wirklich nicht angenehm.
Das Dorf, das vorher für mich bunt und prachtvoll gewesen war, wirkte jetzt dunkel und bedrückend.
Der erste Eindruck zählte und ich war davon begeistert. Aus dem Waisenhaus raus zu gehen, war eine Sache. Das erste mal das Dorf von innen zu sehen, war wieder etwas anderes.
Einfach zu gut, um wahr zu sein.
Nach dem Schrecken auf dem Marktplatz war mir aber die Aufregung vergangen.
Ich versuchte einfach, meine Gedanken von diesem Bild weg zu bekommen. Mich auf das zu konzentrieren, das gerade gut war.
Mein Blick wanderte die ganze Zeit umher. Ich wusste nicht worauf ich mich konzentrieren sollte.
Mir fielen irgendwann drei Kinder ins Auge.
Zwei Jungen, beide so 11 Jahre alt, und ein kleines Mädchen, das nicht älter als 6 Jahre alt sein konnte.
Die zwei hielten irgendetwas in die Höhe, während das Mädchen verzweifelt versuchte, es zurück zu bekommen. Sie war aber deutlich zu klein dafür und sprang verzweifelt hoch um es zu ergreifen.
Sie schien den Tränen nahe und die Jungen lachten sie aus. Bevor ich mich versah, nahm der eine die Puppe, wie ich jetzt erkannte, in die Hand und riss sie entzwei.
Er warf die Reste auf den Boden und ging mit seinem Freund lachend davon.
Verzweifelt sah das Mädchen auf den Boden, wo noch die Reste der Puppe lagen. Kinder konnten grausam sein. Das wusste ich schon vorher – Samuel -, aber das ging mir persönlich zu weit.
Ich sah kurz zu meinen Brüdern, die das Spektakel nicht scherte, und wieder zurück zum Mädchen.
Samuel, Manu und Fee gingen etwas weiter vor. Der Hase lief auch ein paar Meter vor mir und hatte auch nicht die Haltung mit irgendjemandem reden zu wollen. Theoretisch würde keiner merken, wenn ich für einen kurzen Moment verschwand.
Ich wendete mich also von meinen Brüdern ab und ging zum Mädchen hin.
Sie hatte die zerstörte Puppe mittlerweile in den Händen und ihr Gesicht war voller Tränen.
Langsam ging ich zu ihr und hockte mich vor sie.
„Kann ich dir helfen?"
Sie schüttelte nur den Kopf und schluchzte nochmal auf.
„Darf ich mal sehen? Vielleicht kann man sie noch reparieren."
„Das- das k- kann man nicht mehr reparieren...", sagte sie mit einem weiteren Schluchzen, gab mir die Strohpuppe aber dennoch.
Ich musste ihr Recht geben, die Puppe konnte man nicht mehr reparieren. Ich hatte aber eine Idee, sie trotzdem wieder glücklich zu machen. Bevor ich fortfuhr guckte ich mir die Puppe nochmal genau an.
„Wie heißt du, Kleine?", versuchte ich, sie ruhig zu fragen.
„Anna."
„Na dann, Anna, was hältst du davon, wenn ich dir das hier gebe?"
Ich ließ meine linke Hand in meiner Kutte verschwinden, damit sie nicht sah, was ich tat.
Als ich fertig war, hielt ich eine exakte, heile Replikation ihrer Puppe in der Hand.
Langsam holte ich die Puppe hervor und zeigte sie Anna.
Ihre Augen blitzten auf und sie sah mich und dann die Puppe erstaunt an. Dann wieder die Puppe in ihrer Hand.
„Wie haben Sie das gemacht?", fragte sie schockiert.
„Ich hatte sie einfach nur zufällig dabei und weil sie sich ähnlich sehen und ich meine nicht brauche, geb ich sie dir. Als Geschenk."
Ich konnte schlecht sagen, dass ich Magie hatte oder auch nur aus Spaß zugeben, dass ich Magier war. So naiv war ich nicht.
Unsicher nahm sie die Puppe in die Hand und guckte mich wieder an.
So als müsste sie sicher gehen, dass ich die Puppe nicht wieder wegnahm.
„Danke...Was soll ich Ihnen dafür geben? Ich hab nicht genug Münzen um-"
„Du brauchst mir gar nichts geben. Es ist ja ein Geschenk an dich."
„Aber es wäre unhöflich, wenn ich Ihnen nichts gebe!"
„Warum soll ich etwas von dir wollen, nur weil ich dir etwas gebe?"
Das brachte sie erstmal zum nachdenken, auch wenn sie es schnell wieder aufgab.
„Es ist also in Ordnung wenn ich sie behalte?", fragte sie, um nochmal ganz sicher zu gehen.
„Natürlich.", nickte ich ihr zu.
Im Hintergrund hörte ich die Glocken läuten. Seit mehr als einer Stunde waren wir schon vom Kloster weg. Zeit, dass ich wieder ging.
Das Mädchen vor mir strahlte immer noch die Puppe an und beachtete mich nicht mehr.
Als ich langsam weggehen wollte, zog sie nochmal an meinem Umhang.
„Kann ich sie noch was fragen?"
Ich war etwas verwirrt, spielte aber mit.
„Was denn?"
„Warum sind sie so dreckig mit Asche? Sind sie durch einen Kamin gefallen?" fragte sie mit so einer Unschuld, das ich fast gelacht hätte.
Die Kreativität von Kindern war doch etwas interessant. Aus allen möglichen Fragen, fragte sie das.
„Wenn du es so denkst, vielleicht.", sagte ich zum Schluss mit einem Lächeln und wendete mich erneut ab.
Jetzt ging ich eilig Richtung Kloster, im Versuch die anderen noch einzuholen.
Das Erlebnis war etwas anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Nie hätte ich gedacht, so etwas im Dorf zu erleben.
Es war aber etwas schönes. Etwas gutes.
Es hat sich einfach richtig angefühlt.

 

Sandmann/Samuel POV:
Nach der Sache auf dem Marktplatz wagte ich es nicht, irgendjemandem in die Augen zu sehen.
Besonders Manu.
Es war nicht meine Schuld! Ich versuchte, es mir die ganze Zeit einzureden, aber das Gefühl wurde ich einfach nicht los.
Es hing einfach eine riesige Last an mir, obwohl ich nicht mal wusste, welche.
Das ich der Grund war, aus dem Iris gestorben war? Vielleicht.
Das ich einfach zu paranoid mit der Situation umging? Konnte sein.
Es war einfach frustrierend und ich wollte von diesen Gedanken in Ruhe gelassen werden. Das wiederum war erstmal nicht möglich.
Alle waren angespannt und ich konnte nicht so einfach mal ein Gespräch anfangen.
Vielleicht sollte ich mal etwas anderes versuchen. Wozu ich vorher nie richtig die Möglichkeit hatte. Alleine sein.
Ich konnte zwar über das ganze Gelände vom Kloster gehen, aber ich wusste, dass mich immer jemand schnell finden konnte. Jetzt waren wir aber draußen. Dort, wo ich auch mal woanders hingehen konnte, ohne dass mich jemand sofort finden würde.
Gerade beachtete mich keiner, also schlich ich mich durch eine Gasse weg.
Viele verwinkelte Wege später kam ich außerhalb des Dorfes raus. Hier war es nicht mehr so voll und ich hatte nur noch die weiten Felder vor mir.
Es waren nur ein paar Personen auf den Feldern zu sehen, sonst schien aber keiner mehr hier zu sein. Ich hatte mehr Freiraum, als jemals zuvor. Und es tat gut.
Zwar ging ich nicht gerne raus, freiwillig schon gar nicht, aber es tat wirklich gut, die Sonne im Gesicht zu spüren. Den Wind um mich herum.
Es war einfach mal anders. Und das war der entscheidende Unterschied. Die Freiheit zu haben, überall hingehen zu können, war erleichternd.
Doch früher oder später musste ich zurück. Allein wegen meinen Brüdern. Ich konnte sie nicht einfach so verlassen.
Also ging ich, sehr langsam wohlgemerkt, Richtung Waisenhaus.
Durchgehend sah ich mich um, damit ich so viele Eindrücke wie möglich sammeln konnte.
Immerhin wusste ich nicht, wann ich jemals wieder aus dem Waisenhaus raus kommen würde.
Im vorbeigehen sah ich einen kleinen Jungen, der erschöpft am Boden hockte. Er hatte sich an die Hauswand gelehnt und versuchte mit letzter Kraft noch wach zu bleiben.
Von hier aus spürte ich förmlich seine Sorge und Müdigkeit.
Keiner war in unserer Nähe zu sehen und ich ging zu ihm hin.
„Probleme beim einschlafen?", fragte ich ihn. Nur weil ich seinen mentalen Zustand kannte, hieß es nicht, dass ich den Grund wusste.
„Ich will nicht schlafen... Da sind Monster.", murmelte er.
„Es ist aber wichtig zu schlafen... Vertrau mir, du willst nicht tagelang wach bleiben. Bringt mehr Probleme als Lösungen.", verriet ich.
Dabei sprach ich leider aus Erfahrung. Immerhin wurde ich öfter als ich zählen konnte, tagelang wach gehalten, nur damit die Nonnen an mir rumexperimentieren konnten.
Ein weiterer Grund nicht zurück zu gehen.
„Da sind aber Monster! Ich will nicht zu ihnen zurück.", erklärte der Junge.
Ich überlegte meine Optionen ihm zu helfen. Tatsächlich hatte ich einen Plan im Kopf, ob er funktionierte, war aber eine andere Sache.
„Was, wenn ich dir sage, dass sie jetzt nicht zurück kommen werden? Wenn du jetzt einschläfst, wirst du keinen Albtraum haben."
„Das glaube ich dir nicht."
„Dann probieren wir es doch mal aus.", ich setzte mich neben ihn auf den sandigen Boden.
„Versuch einfach, zu schlafen. Wenn ich sehe, dass du einen Albtraum hast, wecke ich dich auf...versprochen."
Zuerst sah er mich unsicher an, dann aber lehnte er sich mehr an die Wand und ließ seinen Kopf hängen, im Versuch, zu schlafen.
Anscheinend war er sogar zu müde, um mir noch einen Antwort zu geben. Seine Position war aber Antwort genug, also konnte ich mich nicht beschweren.
Ich malte ein bisschen mit meinen Fingern im Sand, bis ich eine Portion hoch hob.
Immerhin benötigte ich einen festen Bestandteil für meine Magie, damit sie eine bessere Wirkung hatte.
Ich leitete meine Magie durch den Sand, bis die einzelnen Körner golden aufleuchteten. Ein einfaches Schlafmittel. Bei mir nahm die Wirkung langsam ab, aber meine Brüder waren Beweis genug, dass es immer noch funktionierte.
Vorsichtig streute ich ein wenig über den Jungen neben mir, um sicher zu gehen, dass er schlief.
Den restlichen Sand benutzte ich um in seinen Traum zu sehen.
Dabei musste ich mich aber die ganze Zeit umdrehen, um sicher zu gehen, dass uns keiner beobachtete.
Der Traum baute sich auf und tatsächlich war dort irgendein Monster, aus seiner Definition. Für mich war es nur ein großes etwas.
Ich hatte aber etwas, womit ich arbeiten konnte. Dadurch, dass das Monster groß und unförmig war, musste ich nicht viel machen, um es zu verharmlosen.
Durch die Dunkelheit im Traum ließ ich das Monster auf der Stelle stehen bleiben und veränderte zuerst einmal die Farben. Das Schwarze und Dunkel-blaue wurde zu hellen, warmen Farben. Die schwere Masse des Monsters wurde leicht und sah jetzt eher aus wie ein Blätterhaufen.
Ich veränderte den Hintergrund und schon war ein schöner Herbst im Traum entstanden.
Ein heller, bunter Wald mit einem gigantischen Haufen Blätter in der Mitte, in den der Junge rein springen konnte. Ein wahrer Kindertraum.
Meine Arbeit war vollendet. Der Traum verschwand vor mir und ich stand auf.
So gerne ich hier weiter sitzen wollte, ich musste los.
Bevor ich mich umdrehte, sah ich noch ein sanftes Lächeln auf dem Gesicht des Jungen.
Auf dem Rückweg fühlte ich mich leichter als vorher.
Es war ein schöner Gedanke, jemandem geholfen zu haben. Jeder verdiente es, gut zu träumen.

Chapter 39: Morgen gibt’s mehr Opfer 3

Chapter Text

Osterhase POV:
Auf dem Rückweg war mein Kopf gesenkt. Einfach weil ich niemanden mehr direkt ansehen wollte.
Meine Unsicherheit war dafür zu groß.
Was ich an meiner Magie am besten fand, war, dass ich andere heilen konnte. Ich war darin am besten von uns fünf!
Ich war in etwas einmal der Beste und die Anderen wussten auch, dass ich es konnte. Sie fragten mich ab und zu, ihnen zu helfen!
Jetzt? Jetzt dachte ich, dass selbst das nicht mehr funktionierte. Dass ich einfach zu schlecht war.
Es nicht konnte und es nie mehr können werde.
Die Anderen werden mich auslachen, runtermachen, mir einfach nicht mehr den Glauben oder Respekt schenken, den ich vorher hatte. Für das worauf ich stolz war.
Ich wollte nicht wissen, wie lange dieser Fehler mir nachhängen wird. Wie lange Samuel auf mir rumhacken wollte deswegen, weil ich nicht rational verstanden hatte, dass es nie klappen konnte.
Immerhin hatte ich als einziger die Hoffnung, die Motivation, es zu versuchen!
Ich erhob kurz meinen Blick zu Manu, der wenige Meter vor mir ging. Er hatte seine Kutte nicht mehr angezogen, seitdem wir vom Marktplatz gegangen waren. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie er sich jetzt wahrscheinlich fühlte. Seine ganze Haltung war angespannt, aber nicht weil er nervös war. Einfach weil er wütend war, vermutete ich.
Wenigstens waren wir mittlerweile nicht mehr im Dorf, sondern nur auf der Straße dahin. Langsam näherten wir uns auch dem Wald, wo nur wenige Leute noch zu sehen waren. Sie arbeiteten auf dem Feld, sammelten etwas auf oder gingen ins Dorf, weil sie weiter weg wohnten.
Eigentlich ziemlich leer im Vergleich zum Ortsinneren.
Trotzdem rempelte ein kleines Mädchen Manu ausversehen an und verlor das Gleichgewicht.
Manu sah sie kurz irritiert an, ging aber stumpf weiter. Fee, neben ihm, beachtete sie erst gar nicht.
Das Kind trug einen großen Korb und versuchte, die Eier darin im Gleichgewicht zu halten.
Nachdem sie Manu angerempelt hatte, ließ sie den Korb los. Zwar zerbrachen die Eier nicht, aber ein paar rollten davon, abseits, in den Wald hinein.
Sie versuchte so schnell wie möglich alle einzusammeln, merkte aber, dass ein paar verschwunden waren.
Anders als Manu es getan hatte, wollte ich dem Mädchen sofort helfen und eilte in den Wald hinein.
Da es nicht viel Laub gab und mehr Tannennadeln den Boden bedeckten, hielten die Eier nicht an.
Im Gegenteil, sie kullerten immer weiter, weil es ausgerechnet noch bergab gehen musste.
Bevor das Mädchen mich entdecken konnte, verwandelte ich mich schnell in einen Hasen und eilte, jetzt etwas schneller, den verlorenen Eiern nach.
Nach einigen Metern hatte ich alle und rollte sie zu einer Stelle, sodass sie beisammen lagen.
Nachdem ich alle gesammelt hatte, rannte das Mädchen in den Wald hinein und sah mich, sowie die Eier neben mir, verwundert an.
Ich wechselte meine Form nicht zurück, da sie mich sehen konnte. Wahrscheinlich war der Anblick von einem Hasen, neben ein paar Eiern, jetzt nicht das gewöhnlichste, aber besser als ein Hase, der sich in einen Menschen verwandelte.
Ein paar von den Eiern wurden durch den Boden und Beeren, die auf den Boden lagen, etwas bunt, was für mich den Anblick nochmal komischer und lustiger machte.
Das Mädchen ging langsam auf mich zu und nahm die Eier an sich. Sie guckte nochmal, ob alle heil waren und steckte sie weg.
„Danke, kleiner Hase.", lächelte sie mich an und ging wieder zurück.
Das war eine ungewöhnliche Situation, musste ich zugeben, aber es war schon etwas lustig. Was dem Mädchen wohl durch den Kopf ging? Ein Hase brachte bunte Eier zu den Kindern, damit sie diese suchten und sammelten.
So absurd wie es klang, war es ein gutes Versteckspiel. Etwas, in dem ich viel Erfahrung hatte. Mich verstecken.
Heute aber nicht. Ich sah nochmal dem Mädchen hinterher und dann wieder zum Dorf. Ich hatte die Option zu fliehen. Weg zu gehen...
Nein. Ich ging zurück, bevor nachher noch jemand sagte, dass ich zu feige war, zurück zu kehren.

 

Felix/Zahnfee POV:
Würde ich meinen inneren Zustand in Worte fassen, würde ich sagen, dass er nicht gerade gut war.
Ich. war. nicht. erfreut.
Gefühlt alles, was hätte schief gehen können, war schief gegangen. Alleine, dass wir Manu gefolgt waren, war schlimm genug.
Dann hat Manu sich einfach so gezeigt. Samuel, trotz guter Intention, hat offen seine Kräfte dargestellt. Es wäre ein Wunder, wenn keiner das gesehen hatte, was der Hase versucht hat.
Dazu würde man ihn noch Leichenschänder nennen.
Zuletzt waren alle abgehauen. Wortwörtlich.
Manu und ich waren als einzige noch übrig, während die anderen noch wer-weiß-schon-wo waren. Ich hatte absolut keine Ahnung, wo sie sein könnten, oder ob sie zurückkamen. Nerven sie zu suchen hatte ich auch nicht.
Ich wollte zurück zum Kloster. Also ging ich dahin auch. Keine Abweichung von diesem Plan. Ohne weitere Zwischenfälle einfach dahin. Die einzige Bitte die ich hatte.
Manu schien auch die Abwesenheit der Anderen bemerkt zu haben. Doch er blieb ruhig, was mich noch mehr auf die Spitze trieb.
Um uns herum wurde die Straße immer leerer. Nur noch irgendwelche Kinder liefen hier herum und spielten irgendwas miteinander.
Kaum hatte ich mich versehen, hörte ich einen dumpfen Aufprall und darauf ein Kinderweinen.
Verdutzt sah ich nach, was passiert war. Eines von den Kindern war anscheinend aufs Gesicht gefallen im Wahn des Fangen Spielens.
Aus der Entfernung sah ich, dass aus seinem Mund etwas Blut kam.
Einer seiner Freunde kam auf Manu und mich zugelaufen und fragte nach Hilfe.
Als ich mich den Jungen zuwenden wollte, nutzte Manu den Moment, um weg zu laufen.
Ich wollte ihm schon hinterher, wusste aber, dass es sowieso nichts nützen würde. Irgendwie hatte ich auch das Bedürfnis, den Kindern zu helfen.
Viel konnte ich mit ansehen, aber ich freute mich nie, wenn jemand verletzt war, insbesondere Kinder.
Ich folgte dem Jungen zu den Anderen und hockte mich vor dem verletzten Jungen hin.
Er weinte etwas und hatte ein paar Schürfwunden, sonst schien es ihm aber gut zu gehen.
„Boah, seht mal! Er hat einen Zahn verloren!", entdeckte einer.
Tatsächlich war ein Schneidezahn vom verletzten Jungen weg. Alle anderen sahen ihn beeindruckt an.
Die Reaktion der Jungen konnte ich nachvollziehen. Für mich war das natürliche ausfallen der Zähne, Folter und Gewalt ausgenommen, etwas besonderes gewesen.
Es war auch, für mich, ein Symbol der Unschuld. Die erste Veränderung, weil man älter wird.
Etwas, das zum Kind sein gehörte.
Ein Zeichen, das man mit Stolz betrachten konnte, wie eben diese Jungen hier.
„Und wo ist der Zahn?", fragte ich ihn.
Darauf sah er mich unsicher an.
„Ich...weiß es nicht.", antwortete der verletzte Junge.
Die Anderen tuschelten auch umher, dass sie ihn nicht gesehen hatten.
„Dann finden wir ihn!", schlug der Junge vor, der mich hierhin gebracht hatte.
Tatsächlich machten sich die drei Jungen auf, den verlorenen Zahn zu finden. Ich blieb mit dem Verletzten an Ort und Stelle.
Theoretisch hatte ich die Option Manu noch verzweifelt hinterher zu rennen, ohne Erfolg in Aussicht, oder mir zwei Minuten zu nehmen, dem Jungen zu helfen.
Einfach aus dem Grund, dass ich etwas Mitleid hatte und mir Sorgen machte, entschied ich mich, dem Jungen zu helfen.
Mittlerweile krabbelten die Kinder schon auf allen Vieren, um den verschollenen Zahn zu finden.
Unterhaltsam war es, dass sie wirklich überall nachsahen, obwohl der Zahn nicht weit sein konnte.
„Wie fühlst du dich?", fragte ich den Jungen. Einfach, um mich über sein Wohlergehen zu informieren.
„Mein Kopf tut etwas weh...Sonst geht's, glaub ich."
Er überzeugte mich nicht ganz, aber daran ändern konnte ich nichts.
Der Junge hatte sich mittlerweile beruhigt und sah sich ebenfalls um. Auch ich ließ meinen Blick über den Boden um uns herum wandern.
Tatsächlich fand ich nach einigen Sekunden auch etwas.
Der Zahn lag etwas vom Rücken des Jungen entfernt unter den Blättern versteckt. Ich hob den Zahn hoch und gab ihm den Jungen.
Rückblickend auf meine Kindheit hatte ich keine guten Erinnerungen daran, wenn mir ein Zahn ausfiel, oder eher einer gezogen wurde.
Die Freude vom Jungen war groß, doch bevor er die anderen rufen konnte, wies ich ihn an, kurz ruhig zu bleiben.
Unauffällig hob ich ein Stück Holz auf und wendete etwas Magie darauf an. Es war zwar nicht mein Spezialgebiet, aber ich verwandelte das Holz in Gold. Binnen weniger Sekunden wurde aus etwas Holzrinde ein Taler.
„Dafür, dass du so mutig warst und die Schmerzen so gut überstanden hast, hab ich noch was für dich."
Ich reichte ihm den Taler und stand auf.
„Boah! Ein ganzer Taler! Ist der echt für mich?", fragte er.
Ich zuckte nur mit den Schultern. „Wenn du ihn willst."
Natürlich wusste ich, dass er ihn wollte. Bevor er noch etwas zu mir sagen konnte, ging ich weg.
Im Moment brauchte ich nicht noch mehr Aufmerksamkeit.
Hinter mir hörte ich noch den Jungen seine Freunde zusammenrufen. Zumindest folgte er mir nicht.
Der Grund warum ich ihm den Taler gegeben hatte, war, dass er das bekommen sollte, was wir nie hatten. Anerkennung.
Wir wurden nie für etwas gewürdigt oder gelobt. Mit war es wichtig, dass wenigstens Andere es bekamen.
Das letzte Stück zum Kloster ging ich alleine und wurde nicht mehr gestört. Eigentlich sollte nichts mehr schief gehen... aber dann bemerkte ich aber eine merkwürdige Sache.
Das Tor zum Waisenhaus war offen und dazu sehr beschädigt.
In meiner Nähe sah ich auch keine Nonnen, die es bewachen sollten, falls wir ausbrachen. Das kam zwar nie zustande, aber sie waren immer sehr vorsichtig.
Langsam betrat ich das Geländer und sah weit und breit niemanden. Immer weiter ging ich ins Kloster rein und eine gespenstische Leere kam mir entgegen.
Wo waren sie alle hin?
Egal wohin ich ging, da war kein Lebenszeichen von irgendjemandem zu sehen, auch nicht von Manu.
Obwohl ich nicht überrascht wäre, wenn er plötzlich verschwand.
Ich zögerte noch kurz bevor ich unser Zimmer ging. Wenn er irgendwo war, dann hier.
Als ich eintrat erblickte ich ein komplett neues Bild von meinem Bruder.
Manus Körper war mit blau leuchtenden Markierungen versehen. Seine Augen waren ebenfalls in dieses Leuchten eingetaucht.
Das Leuchten erstarb langsam, wollte aber nicht komplett erlischen. Alles um ihn herum war ein einziges Chaos, doch er schien unbeschädigt zu sein.
Ein einziger Blick verriet, dass vor mir nicht der Manu stand, den ich kannte.
Vor mir stand jemand, der am Ende war, der seiner Wut und seinen Kräften freien Lauf ließ.
Selten fühlte ich Angst oder Verwunderung, doch jetzt spürte ich beide Gefühle gleichzeitig.
Ich konnte nur eine Frage formulieren.
„Was hast du getan?"

Chapter 40: Hasse diesen Typen ungemein

Chapter Text

Klaus POV:
Mein Lungen brannten, als ich endlich die hohen Mauern vom Kloster vor mir sah. Ich bin den gesamten Weg vom Dorf bis hierhin gerannt, um meine Brüder einzuholen. Wer hätte denn denken können, dass ich innerhalb von drei Minuten so weit zurückfallen könnte?!
Bei meinen letzten Metern ist mir allerdings die erste merkwürdige Sache aufgefallen. Das Tor zum Kloster stand sperrangelweit offen und keine Nonne war weit und breit zu sehen. Stünde einfach nur das Tor offen wäre es ja noch erklärbar gewesen. Bei näherer Betrachtung sah ich aber dass das Tor fast schon aus ihren Angeln gehoben war und dazu noch total verrußt.
Meine Schritte hallten unter dem Torbogen, als ich immer langsamer wurde. Ein ungutes Gefühl, sowie die Befürchtung, dass Manu irgendwas schreckliches angestellt hat kam in mir auf. Auch im gesamten Innenhof, sowie hinter den Fenster konnte ich niemanden sehen.
„Hallo? Ist jemand da?“, schrie ich. Was in jeder Situation Wahlmöglichkeit die dümmste Idee war, in der ich mich befinden könnte. Spätestens jetzt würde irgendjemand mal realisiere, dass wir ausgebrochen sind.
Ich erhielt aber keine Antwort.
Ich ging rein, durchkreuzte verschiedenste Gänge, in der Hoffnung irgendwem über den Weg zu laufen. Dabei nahm ich nicht den direkten Weg in unser Zimmer sondern irrte etwas durch die FlureDie einzigen Geräusche die ch hörte waren meine eigenen Schritte.
Auf dem Weg zu meinem Zimmer hörte ich zwei Stimmen durch den Korridor schallen. Erneut rannte ich los, um zu den anderen zu gelangen.
Unsere Zimmertür stand weit offen, Felix stand halb noch in der Tür drinnen.
Mit einer Hand hielt er sich am Türrahmen fest. seine Augen waren weit aufgerissen und reflektierten ein merkwürdiges blaues Licht.
Ich sah ihm über die Schulter und entdeckte Manu, inmitten unseres zerstörten Zimmers. Über seinen gesamten Körper waren blau leuchtende Streifen, die sich an seiner Brust bündelten. seine Augen hatten ebenfalls ein leichtes Leuchten in sich. Ob das jetzt von der Magie kommt oder durch seinen fast schon mordlustigen Gesichtsausdruck konnte ich nicht feststellen.
„Die anderen scheinen jetzt wohl auch wieder zurück zu kehren, verwunderlich wenn man bedenkt, dass ihr völlig frei wart auf ewig von diesem Ort zu entfliehen.“, sagte Manu mir blanker Miene.
„Das sollte dir doch egal sein. Du bist doch selbst zurück gekommen“, stellte Felix ein Gegenargument bereit.
Er ging ein paar Schritte in den Raum rein, den ich ebenfalls dann auch betrat. Alles um mich herum schien förmlich von Magie zu pulsieren. Hinter mir nahm ich ein paar Schritte war.
„Anders als ihr hatte ich hier noch etwas zu erledigen.“, gestand er etwas gleichgültig, während er sich langsam auf eins unserer Betten setzte. Neben mir tauchten auch jetzt Fips und Samuel auf, beide hatten einen besorgten Gesichtsausdruck, mein jüngster Bruder hatte auch etwas Angst in seinem Gesicht.
„Und was sollte das genau sein?“, trat ich mutig vor. Langsam erhebt Manu seinen Kopf uns starrte mich an. Ich versuchte nicht aus Angst wegzusehen.
„Ist dir denn gar nichts hier im Kloster aufgefallen, Klaus? Irgendetwas… ungewohntes.“
„Was hast du den Nonnen angetan“, mein Herz sank mir in den Magen, bei meiner nächsten Anschuldigung „Hast du sie getötet?“, fragte ich mit zittriger Stimme.
Ein schiefes Grinsen und Lachen stahl sich auf Manus Gesicht „Das wäre doch zu einfach gewesen.“
Mein Blut gefror in den adern und mein Herz schien still zu stehen.
„Ich habe lediglich Gerechtigkeit verbracht“
Das würde bedeuten, dass sie…alle so gut wie tot sind. Alle. Alle Nonnen sind verschwunden…auch…
„Nein!“, ich ballte die Fäuste und Tränen kamen mir in die Auge. Er hat sie umgebracht!
„Hohl sie sofort zurück!“, ich ging ein paar Schritte vor. Fips griff mir hinten ans Hemd.
Manu hörte auf zu grinsen und sah mich verwirrt an. „Selbst wenn ich das wollen würde…ich glaub nicht, dass das geht.“
„Du mieser!-“, ich wollte zu ihm nach vorne stürmen, doch der Griff von Fips war stark genug um mich erstmal zurück zu halten.
„Du hast sie umgebracht! Jede! Wie konntest du nur?!“, mittlerweile versuchten Fips, als auch Samuel mich zurück zu ziehen.
„Klaus, bitte-“, hörte ich Fips` ängstliche Stimme neben mir.
„Du hast sie-Du hast mir Helena genommen! Du hast- Ich- ICH HASSE DICH!“, meine Stimme verwandelte sich in ein Schluchzten.
„Wer zum Teufel ist Helena?“, fragte Manu total verwirrt. Das folgende Schweigen war ohrenbetäubend. Das einzige was ich wahrnahm waren nur meine eigenen schwere Atemzüge.
Langsam hörte ich auf gegen meine Brüder anzukämpfen und blieb fahl stehen. „Du bist nicht der einzige, der heute jemanden verloren hat.“, biss ich hervor. Ich fing an zu zittern. Meine Wangen wurde nass von Tränen.
Manu stand auf, wandte sich von uns ab und ging Richtung Fenster.
Er drehte sich nicht um und sagte kein Wort mehr als er sich förmlich auflöste und aus dem Fenster aus unserem Zimmer verschwand.

Chapter 41: Tag der Liebe

Chapter Text

Klaus POV:
„Samu, beeil dich mal!“, rief ich meinem jüngeren Bruder nach. Er, wie auch ich, versuchten noch die Stapel Bücher zu balancieren während wir durch das halbe Kloster rannten. Es wäre auch tausend mal einfacher, wenn die letzte Seite von diesem blöden Buch mal trocken wäre!
Das wir genau heute helfen sollten Kopien von irgendeinen Manuskript anzufertigen, passte mir grade gar nicht. Wessen Idee war es überhaupt Samuel und mich zusammen zu packen?
Das Schreiben hat mir zwar früher nicht gefallen, aber mittlerweile fand ich doch etwas gefallen daran die Worte zu Papier zu bringen. Samuel hingegen lenkt sich selbst und andere die ganze Zeit ab, was insbesondere mich sehr aufregt.
Das er aber alle 5 Minuten fast eingeschlafen ist durch seinen Schlafmangel hat seine Leistung drastisch verschlechtert. Im Nachhinein, musste ich, ich, noch die letzen paar Seite von seiner Hälfte schreiben.
Dieser Patzer ist jetzt der Grund für unsere absolute Hektik. Um 15 Uhr sollte wir die Kopien bringen, damit um 15:30 Uhr die Karre ins Dorf los kann. Dieser Zeitplan ist über 20 Minuten nach hinten verschoben worden. Wir hätten seit fast einer halben Stunde schon komplett fertig sein müssen!
Mit Stapeln aus zehn und sechs Büchern durch das Kloster zu hetzten war alles andere als ordentlich. Ich versuchte irgendwie den Stapel nicht fallen zu lassen beim Voraus laufen. Samuel stolperte 10 Meter hinter mir her und versuchte so gut wie möglich mitzuhalten. Er hatte zwar weniger Bücher zu tragen, aber trotzdem konnte er kaum mit meiner Geschwindigkeit mithalten.
„Ich geb mein bestes! Möchtest du mal versuchen zu laufen, während ein Hammer gefühlt gegen deinen Schädel schlägt?!“, keifte besagter zurück.
Selbst in den unpassendsten Momenten will er einen Spruch bringen.
Ich antwortete nicht und rannte einfach weiter. Ein paar Korridore weiter versuchte ich dann endlich die Tür zum Vorhof zu öffnen.
Umständlich drückte ich mit dem Ellbogen die Klinke runter und stürzte schlussendlich ins Freie.
„Ich bin da! Wir haben die Kopien!“, kündigte ich mich schwer atmend an.
Zwei Augenpaare starrten mich an. Zum einen Mater, die mich mit einer strengen Miene musterte. Die anderen von einem Mädchen, dass ich nicht kannte. Ich hatte aber nicht genug Zeit mich darauf zu konzentrieren.
„Das sehe ich“, spuckte Mater in einem etwas angewiederten Ton, Samuel kam daraufhin auch aus der Tür gestolpert „Ihr seid dennoch 25 Minuten zu spät…Ladet die Bücher auf und lass uns doch beten, dass sie korrekt geschrieben wurden. Schwester Josephin wird jetzt gleich los wollen, helft ihr gefälligst dabei die restlichen Sachen auf den Karren zu tragen.“, sie drehte sich zu den Unbekannten Mädchen „Helena, folge mir. Von den Jungen wollen wir erstmal fern bleiben.“
Sie führte das Mädchen, Helena, vom Innenhof weg. Helena sah mich kurz mit fragenden Blick an, sagte aber nichts und folgte Mater einfach nur im Stillen. Ich sah ihnen noch kurz hinterher, bis jemand sich in das Blickfeld stellte.
„Klaus, mach dein Mund zu bevor eine Fliege darein fliegt. So siehst du noch dümmer aus als sonst.“, machte Samuel einen Kommentar und hievte seine Bücher auf den Karren.
Ich blinzelte mich aus meiner Starre raus und sah ihn kurz verwirrt an, bevor ich realisierte warum wir hier waren. Ich erfasste wider die Situation und packte meine Bücher ebenfalls auf den Karren. „Würdest du das letzte nochmal wiederholen?“
„Nö, aber ich denke wir sollten uns beeilen. Ich will mein Glück jetzt nicht herausfordern und nichts tun. Außerdem möchte ich endlich mal ins Bett.“

 

Tatsächlich haben wir an diesen Nachmittag keinen Ärger bekommen. Sehr überraschend, wenn ich ehrlich bin. Eigentlich hätten wir noch ein paar mehr Aufgaben bekommen, die wir hätten erfüllen müssen. Mater war aber wahrscheinlich mit was anderen beschäftigt, als uns zu Strafen.
Es kam sehr selten vor, dass jemand neues in das Kloster kommt, vor allem relativ jung noch. Helena…ich denk mal, dass sie ungefähr so alt war wie ich, um die 14/15 Jahre alt. Glatte, schwarze Haare und blasse Haut. Sie trug noch keinen Habit, dafür aber ein schlichtes Beiges Gewand.
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als etwas dumpfes gegen mein Kopf flog.
„Bitte sag mir nicht, dass du immer noch über dieses Mädchen nachdenkst.“, lachte Samuel, als er mich das Kissen entgegen geworfen hat. Dafür, dass er nur wenige Stunden geschlafen hat, hatte er trotzdem genug Energie sich über mich lustig zu machen.
„Von welchen Mädchen redet ihr?“, fragte Felix verwundert. Dafür, dass er den ganzen Tag nur seine Nase in ein Buch steckt, wie auch jetzt, bekommt er gefühlt alles mit.
„Nur die neue Nonne wahrscheinlich“, warf Fips ein. Er kritzelte gerade was auf ein Stück Pergament, wahrscheinlich für Fees Notizbuch.
„Du hast sie gesehen?“
„Nein, nur Schwester Kasandra und Maria über sie reden hören. Keine Ahnung warum da so ein großes Thema draus gemacht wird.“
„Nur weil wir noch nichts über sie wissen, heißt es nicht, dass ich nicht über sie nachdenken darf.“
„Also hast du über sie nachgedacht!“, führte Samuel mich auf.
„Warum ist das gerade wichtig?“
„Weil du dich dadurch zu einen Idioten machst. Und ein Schleimer. Kaum kommt eine neue Nonne her und du denkst die ganze Zeit über sie“, gab er angeekelt zu. „Reicht es nicht der ‚kleine perfekte Liebling‘ für gefühlt jede andere hier zu sein?“, warf er noch hinterher.
„Hey! Ich schleime mich bei keinem ein!“
„Tust du“, mischte Fee sich ein, ohne weiter zu begründen.
Okay, gerade gingen mir die beiden ganz besonders auf die Nerven. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und überlegte sich aus dem Bett aufzustehen , um es ihnen zu zeigen.
„Klaus, zuzuschlagen bringt dich jetzt auch nicht weiter. Das bestätigt nur Samuels Punkt mehr“, warf Manuel in den Raum. Er saß, wie immer, auf der Fensterbank und sah zum Nachthimmel hinauf.
„Hey! Ich dachte du stehst auf meiner Seite! Jetzt ruinierst du den Spaß!“, beschwerte sich Samu. Trotzdem war ein verschmitztes Lächeln auf seinem Gesicht zu sehen.
„Ich kann dir immer noch eine rüber zeihen wenn du willst.“
„Nee, lass mal stecken Klaus. Du verausgabst dich sonst nur“, darauf legte sich Samu auf den Bauch, um über Fees Schulter das Buch mitzulesen. Für ihn war die Diskussion also wieder mittendrin beendet. Typisch.
„Es wird sehr unwahrscheinlich sein, dass du sie in der nächsten Zeit sehen wirst“, murmelte Hase neben mir.
„Wie meinst du?“, fragte ich nach. Er vermied immer noch Blickkontakt und kriselte weiter um das Pergament vor ihm. Seine Bewegungen wurden kurz hektischer.
„Naja… wenn sie gerade neu ist, wird Mater sie wohl kaum in unsere Nähe lassen. In ein paar Monaten vielleicht mal, aber wir haben keine Ahnung was sie hier macht, also vermute ich mal, dass sie nicht für uns hier ist und dadurch kein Kontakt mit uns haben wird, zumindest keinen direkten.“
„Aber die Möglichkeit würde trotzdem bestehen?“
Er sah mich vorwurfsvoll an „Klaus, mach dir keine großen Hoffnungen. Und bitte, stell nichts dummes an und Schleich dich irgendwo hin, so wichtig ist es jetzt auch wieder nicht.“
Ich wollte ihm noch erwidern, lies es aber dann doch. Für den Moment war die Sache beendet.

 

Selbst mehrere Wochen später habe ich sie kein einziges Mal mehr gesehen. Und ich kann auch stolz sagen, dass ich auch nicht getan habe, was eine Begegnung begünstigt hätte. Keinmal habe ich mit voller Absicht nach ihr gesucht.
Die Erinnerung an sie ist auch langsam in den Hinterkopf gelangt. Das ganze Thema fast schon vergessen. Naja, bis ich sie dann doch wieder sah.
Es war einfach Wiedereinsetzung stinknormaler, langweiliger Nachmittag. Nichts was meine Aufmerksamkeit bräuchte. Also konnte ich so gut wie alles tun was ich wollte, ohne dass mich einer ermahnen würde. Vorausgesetzt ich werde bei nichts verbotenen erwischt.
Ich verzog mich ins Dachgeschoss. Einer der wenigen Orte wo kaum jemand hin ging und es war uns auch nicht verboten hier oben zu sein. Zwar ist der Dachboden extrem muffig, verdreckt mit Spinnennetzen und staubig, aber zum richtigen Zeitpunkt ist es aushaltbar.
Im Herbst und Frühling ist es weder zu warm noch zu kalt hier oben und der Wind, der durch die undichten Stellen fuhr, lies die Luft auch nicht zu sehr stehen. Die wenigen Fenster ließen leider nur spärlich das Licht hineinscheinen, aber früh morgens oder spät nachmittags durchflutete die tief stehende Sonne den gesamten Raum.
Ich kletterte die fast schon zu morsche Leiter rauf, um auf den Dachboden zu kommen. Ich ging tief hinein, bis ich fast das Ende des niedrigen und langen Raumes erreicht habe. Wenn man dort aus dem Fenster klettert und sich aufs Dach setzt hat man einen atemberaubenden Blick auf den Wald, ohne das man von irgendwem gesehen wird. Die wenigen Fenster und hohen Mauern erzeugen einen Toten Winkel auf genau diese Stelle.
Bevor ich rausklettern nehme ich mir ein altes Leinentuch von einen alten Hocker weg, um es unterzulegen. Das Dach mochte zwar glatt sein und ständig vom Regen gespült, aber trotzdem waren die Ziegel extrem dreckig und ich möchte mich auf gar keinen Fall in die Pampe setzten.
Als ich aber das Tuch vom Hocker nehmen wollte war es nicht da. Ich sah mich noch etwas verwirrt um, denn eigentlich kam niemand hier hoch, geschweige denn, um einfach so ein Tuch hier weg zu nehmen, welches offensichtlich nicht mehr genutzt wird, abgesehen halt von mir.
Ich hatte schon vor irgendein anderes mir zu nehmen, als über mir irgendetwas kratzte. Mein Blick eilte schnell nach oben, doch an den Balken war nichts.
Bestimmt irgendein Tier auf dem Dach. Jetzt im Herbst sieht man mehrere Eichhörnchen über das gesamte Klostergelände streifen. Irgendwas in mir wollte mir aber einreden, dass es vermutlich kein Tier ist.
Aus reiner Neugier wollte ich einfach mal schnell nachsehen, was dort auf dem Dach herum streunert. Nachher will ich mich da nicht hinsetzten, wenn dort irgendein stinkendes Tier herumlungert.
Ich versuchte vorsichtig das Fenster zu öffnen, doch bevor ich es überhaupt angefasst habe bemerkte ich, dass es bereits einen spalt breit offen ist. Komisch, sonst guck ich doch immer, dass es fest verschlossen ist.
Noch mehr verwirr öffnete ich das Fenster weiter und sah den Giebel hinauf, um vielleicht genaueres über die ungewöhnliche Situation zu erblicken.
Doch ich frier in meiner Bewegung verdutzt ein, als ich sah, dass nicht irgendetwas, sondern irgendwer auf dem Dach herumstreunert.
Sie war es!
Das Mädchen vom Innenhof. Sie hat sich auf das Dach geschlichen und sie saß auf meinem Tuch!
Das wäre eine rage bei mir gelöst, doch eine weitere ergab sich dadurch. Warum ist sie hier auf dem Dach? Noch bessere Frage: Warum weinte sie?
Sie zog ihre Beine fest an sich und umarmte diese Fest. Beim atmen zitterte sie leicht, doch nicht von der kühlen Luft, so kalt ist es nämlich noch nicht geworden.
Diese Gedanken schwirrten mir innerhalb von wenigen Sekunden durch den kopf. Und genau in diesem Zeitpunkt erblicke sie mich ebenfalls.
Sie zuckte kurz zusammen und rutschte instinktiv ein paar Zentimeter von mir weg noch oben.
„Hey-Warte-Verdammt-ähh ich wollte nur-“ sprudelten die verschiedenen Satzanfänge aus mir raus, ohne das ich einen zweiten Gedanken daran verschwendet habe, was ich da eigentlich sage.
„Mater hat dich geschickt um nach mir zu suchen, oder?“, fragte sie mich mit einer heiseren Stimme.
„Ähhhh, nein? Ich glaub ich wäre einer der letzten, den sie fragen würde… warum sollte ich?“, ich kletterte vorsichtig aus dem Fenster und zog mich auf die Ziegel, so das ich vor ihr hockte.
„Warum wärst du sonst hier?“
„Soll ich ehrlich sein? Hauptsächlich, um von meinen Brüder für 5 Minuten weg zu kommen. Das ist der einzige Ort wo sie mich noch nie gesucht haben“
Das Schweigen das folgte erdrückte mich fast.
„…kann ich mich neben dich setzten?“, fragte ich nach einer halben Ewigkeit. Langsam hatte ich das Gefühl in meinen Füßen und Waden verloren, so ungemütlich war es dort zu hocken.
Sie nickte kaum bemerkbar und rutschte etwas rüber. ich setzte mich vorsichtig mit aufs Tuch und sah mir sie das erste mal von der nähe an. Sie trug die Gewänder wie all die anderen Nonnen mittlerweile. Ihre Wangen sind leicht rötlich gefärbt und ihren Augen sind ein wunderschönes helles braun mit kleinen grünen Sprenkeln.
ich ertappte mich selber, was ich gerade tat und wandte meinen Blick wieder ab. ich merkte wie mein Gesichte etwas warm wurde und versuchte mich irgendwie abzulenken. Doch meine Neugier siegte.
„Und warum bist du hier? Nicht jeder kommt einfach so hier hoch.“, sprudelte es mir raus.
Sie zögerte etwas mit der Antwort und zog ihre Beine fester an sich heran.
„Hier kann ich mir wenigstens vorstellen, bis nach zu Hause zu sehen…“, sagte sie leise.
„Kommst du nicht hier aus dem Dorf?“
Sie schüttelte träge den kopf „Meine Eltern schickten mich hierhin, damit ich eine bessere nähe zu Gott finde. ich wusste aber nicht, wie stark mich das von ihnen entfernt.“, gestand sie mir mit tränennassen Augen. Das erklärte also, warum sie hier oben sitzt und weinte. Sie hatte also Heimweh.
„Das muss… schwer für dich sein“, im inneren ergänzte ich mir noch, dass ich mit Trennungen von bedeutsamen Personen nie wirklich konfrontiert wurde. Ich hatte bis jetzt nur meine Brüder gehabt…und die Nonnen, aber in Wirklichkeit zählen die jetzt auch nicht.
„Und warum bist du hier?“, stellte sie mir die Gegenfrage. Meine Augen haben, ohne das ch es wirklich bemerkten, wieder sie angesehen.
„Meine Brüder und ich wurden hier abgesetzt. Ich kann mich nicht einmal dran erinnern jemals woanders gewesen zu sein.“
„Du hast das Kloster noch nie verlassen?“
„Nein. Die Nonnen würden das auch niemals wollen…ich zugegeben auch nicht.“
Das leichte Gefühl, welches ich die ganze Zeit hatte verwandelte sich in einen Knoten von Unbehagen.
„Also lebst du einfach hier im Kloster schon dein ganzes Leben? Du willst also nicht raus die Welt sehen?“
Ich zögerte etwas „Es ist nicht so, als ob ich nicht die Welt sehen möchte, oder überhaupt über die Mauern hinaus. Aber es wäre für mich nicht sicher…denke ich.“
„Du hast also Angst dich vom Hause Gottes zu entfernen. Aber zu trägst auch nicht die Kleidung von Mönchen…welche Aufgaben hast du dann hier, wenn du dich nicht vollständig zu Gott bekennst?“
Ich hab mich gerade in eine sehr unglückliche Situation verfahren. Natürlich könnte ich einfach die Wahrheit sagen:
Ich bin eigentlich nur hier im Kloster, da ich unerklärliche magische Fähigkeiten habe und meine Brüder und ich für Kinder des Teufels gehalten werden, weshalb wir nicht das Kloster verlassen können, da wir sonst auf ewig gejagt werden. Ach ja, wegen diesen Fähigkeiten wollten die Nonnen auch nicht das wir uns im Kloster über den Weg laufen.“
Ich glaube aber tatsächlich, dass eine halbe Wahrheit gerade besser passen würde.
„Die Nonnen haben mich quasi hier aufgezogen, aber sie hatten nie den festen Willen mich oder meine Brüder zu richtigen Mönchen zu bekennen. Wir seien einfach…nicht dazu bereit. Wir helfen hier soviel wir können. Bei allen das sie vorhaben.“
Ich sah sie nervös an und hoffte einfach, dass sie mein zögern nicht sonderlich hinterfragen wird.
„Warum hat Mater mir dann gesagt, dass ich mich von euch fern halten soll, wenn ihr nur hier helft?“
Okay das Gespräch nahm jetzt eine komplizierter Richtung.
„Sie wollte scheinbar den guten Eindruck vom Kloster hier bewahren. Sie kann uns nicht besonders gut leiden, wenn ich ehrlich bin. Unter anderen weil meine Brüder manchmal…etwas anstrengend werden können. Sei froh, dass du so manches Chaos nicht miterlebst“, lachte ich zum Schluss.
Auf ihren Lippen spielte auch ein leichtes Lächeln.
„Deine Brüder müssen echt chaotisch sein, wenn die Nonnen euch mir nicht schon anvertrauen können.“, scherzte sie.
„Oh du hast keine Ahnung.“ Wir fingen beide an etwas darüber zu lachen. Die angespannte Luft wurde überwunden. Die Lücke zwischen uns wurde immer kleiner.
„Da fällt mir ein, ich hab deinen Namen nie erfahren.“, gab sie zu mit einem neugierigen Blick.
„Oh richtig, ich heiße Klaus“
„Helena“, lächelte sie. Obwohl ich ihren Namen schon wusste war es wie eine kleine Erleuchtung für mich ih zu hören.
Wir schwiegen für einige Momente, doch die Stille drückte nicht mehr wie zuvor. Dennoch entschied ich mich diese zu brechen.
„Ich hab nur die Halbe Wahrheit gesagt, als ich sagte warum ich hier oben auf dem Dach sei.“, ich sah in die ferne. Über die Baumkronen hinweg zur Sonne die hinter fernen Hügel versinkt. „Die Ruhe hier oben genieße ich zwar sehr, aber kaum etwas übertrifft den Sonnenuntergang von hier oben aus zu sehen.“
Ich sah sie an und lies meine Hand zu ihrer wandern. Sie zuckte nicht weg, als ich ihre kalte Hand in meine nahm.
Sie lächelte zögerlich und lehnte sich an mich an. Wir blieben so sitzen, bis die Sonne fast vollständig verschwand.
„Hey, denkst du es ist verboten, was wir gerade machen?“, fragte sie mich zögerlich.
Ich lächelte nur verschmitzt „Was keiner gesehen hat, kann man uns doch nicht vorhalten“

Als ich am späten Abend mein Zimmer betrat lächelte ich über beide Ohren. Ich lies mich einfach ins Bett fallen, schloss meine Augen und freue mich schon auf den nächsten morgen. Denn gleich morgen werde ich sie wieder sehen.

Chapter 42: Alle wissens aber sie sagen es nicht

Chapter Text

Sandy POV:
Die Stille im Raum ist fast schon erdrückend. Nicht nur, dass Manu einfach so abgehauen ist, lies die Anspannung im Raum nicht verschwinden. Auch der Ausraster von Klaus, der sich immer noch nicht von der Stelle bewegt hat, lässt uns auf weitere Reaktionen warten.
Irgendwie war sich von den Schock meiner Brüder immer noch überrascht. Als ob sie nicht erwartet hätten, dass Manu irgendetwas anstellt. Klar, ich verbringe noch die meiste Zeit mit ihm, aber so weit kann man ihn doch einschätzen.
Fips ist überraschender weise nicht irgendwohin abgehauen, obwohl ich das ihn echt zugetraut hätte. Heh, wahrscheinlich eine Schockstarre. Er lässt aber langsam den rechten Arm von Klaus los, den er noch mit Leibeskräften fest gehalten hat.
Fee stand irgendwo schräg hinter mir. Mich hat’s kein bisschen gewundert, dass er nicht eingreift. Solang er selbst nicht weiß, was vor sich geht und einen guten Entschluss fasst, wird sich daran auch nichts ändern.
Naja und dann ist da noch Klaus…
Ehrlich ich wusste nicht was ich davon halten soll. Es war erwartet unerwartet, dass der Liebling der Nonnen selber ein etwas größeres Geheimnis hat. Ich glaube selbst Fips war überrascht. Es war aber mal interessant zu sehen, wie der älteste von uns mal komplett die Kontrolle zu verlieren. Scheinbar doch nicht so perfekt, wie er immer tut.
Ob jetzt Minuten oder Sekunden vergingen konnte ich schlecht einschätzten. Jedenfalls löste sich Klaus aus seiner Schockstarre. Er löste sich langsam aus dem Griff vom Angsthasen und drehte sich zur Tür. Seine Augen waren ganz aufgequollen von Tränen.
Er war untypisch still und sagte nichts als er rausging. Mit einem Donnern schlug er doch die Tür hinter sich zu. Hörte der Tür hörte ich ein noch ein paar schnelle Schritte, bevor er ganz hinten im Gang irgendetwas schrie. Keine Ahnung ob es ein Wort war oder einfach nur pure Verzweiflung.
Wir haben ihn alle hinterher gesehen, als die Stille wieder eintrat. Langsam ging mir die auf die Nerven. Ich wusste nicht, warum die anderen so beunruhigt von der Gesamtsituation waren.
„Also ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich hätte Hunger.“, unterbrach ich die Stolle und sah die anderen an, die mich mit einem verwirrten Blick anglotzten.
„Wie?“, hinterfragte Fee urteilend „Wie zur Hölle kannst du jetzt gerade am Essen denken?“
Ich zuckte mit den Schultern „Naja die letzten zwei Stunden waren jetzt nicht wirklich ruhig, ne? Und ich darf doch mal Hunger haben.“
„Du hast doch schon mitbekommen, was Manu eben gesagt hat?“, fing auch Fips ungläubig an zu schwafeln.
„Ich war auch anwesend, falls ihr es noch nicht bemerkt habt. Das einzige was ich nicht verstehe ist, warum ihr so überrascht seid. Und dazu noch so negativ über die ganze Situation reagiert.“
„Warte- wir reagieren falsch? Heute sind keine Ahnung wie viele Menschen gestorben und doch nimmt das kein bisschen mit?“
„Fee, nenn mir einen guten Grund, warum wir trauern sollten.“, ich ging auf ihn zu . Sein Blick wurde rätselnd „Unser ganzes Leben hat sich heute komplett gewendet!“
„Das ist nicht-“
„Halt die Schnauze, Angsthase. Versteht ihr nicht was das hier jetzt bedeutet?“, ich machte eine dramatische Pause „Wir sind frei.“
„Kein Gottesdienst, keine Hausarbeiten die uns zu Haufen aufgegeben wurde. Fee, keine Experimente mehr, keine Regeln und Verbote.“, machte ich meinen sonst so disziplinierten Bruder klar „Es ist alles von den wir nur Träumen konnten.“
Und es war wahr. Ich denke nicht übertrieben.
„Für welchen Preis denn?“, Fee Augen verfinsterten sich „Unsere Freiheit, für den Tod von Dutzenden Nonnen? Einen vollständigen Umbruch von allem was wir je kannten?!“
„Genau das ist es ja! Es ist neu, es ist anders.“, machte ich ihn klar. Wie konnte er es noch nicht kapieren?! „Wir sind nicht mehr gebunden an etwas, was wir ohnehin nicht wollen.“
„Aber doch nicht so!“
„Erstaunlich, der Angsthase kann ja reden.“, wendete ich mich jetzt zu ihn. Seine Haltung war nicht mehr schlaff sondern angeregt.
„Hör auf Samuel! Denk doch noch mal 10 Sekunden darüber nach, was du hier überhaupt befürwortest! Du bist Wahnsinn, wenn du Manus Taten rechtfertigst!“
„Weißt du was? Vielleicht bin ich ja auch der einzige der hier das volle Bild sieht und ausnahmsweise mal optimistisch ist!“
„Er hat recht Samuel.“
Diese Worte lenkten meinen Blick zurück zu Felix.
„Und was soll das jetzt bedeuten?“, fragte ich schnippisch mit einem aggressiven Unterton.
„Das du dich zu viel von Manu hast beeinflussen lassen. Es mag zwar sein, das diese Situation seine Vorteile mit sich bringen wird. Aber es soll nicht bedeuten, dass es vollkommen gerechtfertigt ist. Grausam. Das ist es. Aber denke nicht, dass jeder die Situation aus dem selben Winkel betrachten kann.“, erklärte Fee mir. Anscheinend hat er sich emotional gefangen, falls er überhaupt Emotionen besitzt die so weitgehend sind.
Ich bekam keine Antwort raus und ballte einfach nur die Fäuste aus Frust.
„Oder mit den selben Beziehungen“, fügte der Hase leise hinzu, während er Richtung ging Tür ging „ich suche mal nach Klaus.“
Bedrückt verlies auch er den Raum, was Fee und mich übrig lies.
„Ich dachte das wenigstens du es verstehst.“, gab ich frustriert zu.
„Und ich habe gedacht, dass du etwas gefühlvoller damit umgehen würdest. Oder zumindest keinen Aufstand machst.“
„Scheint, dass wir beide nicht unseren Willen bekommen haben.“ Ich setzte mich auf mein Bett und versuchte Fee Löcher in den Schädel zu starren, doch er vermied aktiv meinen Blick.
Es vergingen einige Sekunden bevor er wieder sprach „Du hat es also gewusst?“
„Das er etwas unvernünftiges tuen wird, wenn sie stirbt, auf jeden Fall. Das war einfach zu erwarten. Das was er schlussendlich getan hat konnte ich vermuten. Da hatte ich keine Ahnung von den Details.“
„Und dennoch wolltest du ihn nicht aufhalten.“
„Warum soll ich etwas aufhalten wollen, was unvermeidlich ist?“
„Weil du am Ende wenigstens das gute Gewissen hast, dass du es versucht hast. Du hast doch noch genug Moral, um solche Entscheidungen zu treffen.“, er sah mich wieder an, jetzt bin aber ich derjenige, der den Augenkontakt vermeidet.
Ich wusste nicht was ich von seinen Worten halten sollte. An sich würde mich das nicht interessieren. Aber irgendetwas in mir fühlt sich doch etwas schuldig. Total unbegründet.
Erneut wurde der Raum von erdrückender Stille gefüllt. Als ich Fee nach mehreren Minuten noch keine Antwort gab, ging auch er Richtung Tür.
Er hielt mitten im Türrahmen inne „Bitte überdenke… manches noch einmal.“
Und damit wurde ich alleine gelassen. Wieder ich und meine Gedanken. Frustriert setzte ich mich an mein Kopfende und fing an mit der Sanduhr neben mir zu spielen, um mich abzulenken.
Von mir aus hätte ich hier ewig sorgten können. Wäre da nicht ein Detail.
„Ohhhh ich hab ja noch Hungerrrr….“, und kein Bock gerade aufzustehen.

Chapter 43: Mach hier gefühlt alles alleine

Chapter Text

Zahnfee POV:
Seit der Sache auf dem Marktplatz sind zu viele Sachen passiert, was meine Brüder auseinander getrieben hatte. Vor allem noch das Geschehen in unseren Zimmer mal abgesehen.
Es ist viel Zeit seitdem vergangen.
Klaus hat sich anfangs auf den Dachboden zurückgezogen und hat uns für einige Tage vermieden. Wir wussten nicht was er da tat, aber er wollte auch nicht mit irgendwem darüber reden.
Davon war insbesondere Fips gekränkt. Er versuchte noch am meisten mit Klaus zu reden, wurde aber immer wieder abgewiesen. Noch dazu versuchte er auch noch Samuel aus dem Weg zu gehen. Was wahrscheinlich schwer war, da wir drei uns um das Kloster kümmerten. Dennoch war er noch der Produktivste, zumindest in den Zeitpunkten wo er eine gewisse Motivation hatte.
Es war doch überraschend einfach sich zu dritt um das Kloster zu kümmern. Im Endeffekt kann man es doch darauf zurück führen, dass wir schon seit Jahren genug Hausarbeiten hatten, um damit klar zu kommen. Wir haben auch versucht nichts offensichtliches zu machen, was unsere Anwesenheit deutlich machte, einfach damit das Dorf uns in Ruhe lässt. Anfangs wollten noch ein paar Bewohner mit irgendwem sprechen oder irgendeine Lieferung abgeben. Wir haben die Klopfe und Rufe einfach ignoriert. Nach einiger Zeit kam aber keiner mehr vorbei, wahrscheinlich, weil sich herum gesprochen hat, dass keiner mehr da sei.
Die Lieferungen hatten wir auch erstmal nicht nötig. Im Keller war immerhin genug Nahrung für das gesamte Kloster unter gebracht, was jetzt nur noch für vier zur Verfügung stand.
Es war immer wieder ein merkwürdiges Gefühl durch die gespenstisch leeren Gänge zu gehen.
Ich musste Samuel auch in einer Sache recht geben. Es fühlte sich gut an unabhängig von den strengen Augen der Nonnen zu sein. Und vor allem, nicht mehr den Experimenten unterzogen zu werden. Ich brauchte keine Angst mehr vor diesen Schmerzen zu haben.
Eine weitere Sache, die uns alle ein Gefühl der Erleichterung gab war auch, dass wir unsere Magie einfach wirken lassen konnten. Keiner hat uns verboten sie zu verwenden. Wir mussten sie nicht verstecken. Ich konnte auch einfach meinen Stab verwenden!
Als ich ihn aus seinem Versteck im Garten genommen habe spürte ich erst, wie viel Kraft darin schlummerte. Ich fühlte mich mehr vervollständigt, als ob etwas gefehlt hätte.
In dieser kurzen Zeit realisierte ich auch erst, wie wenig Potential wir bisher aus unseren Kräften geschöpft haben. Und wie wenig ich meine kannten.
Als ich eine einfache Tür zwischen Gängen öffnen wollte, mit dem Stab in der anderen Hand, leuchtete der Knauf in einem hellen Licht. Als ich sie dann öffnete stand ich mitten in der Bibliothek, die eigentlich am anderen Ende des Gebäudes war.
Also kann ich nicht nur Gegenstände transfigurieren, sondern auch Portaltüren erschaffen, was mehrere Versuche bewiesen haben.
Die anderen genossen ebenfalls diesen Freiraum, was aber eine große Wendung mit sich brachte.
Wir waren frei innerhalb des Klosters, aber wir könnten auch gehen. Keiner sperrte uns mehr hinter geschlossene Tore und hohen Mauern. Wir waren einmal im Dorf und dort hat uns keiner bemerkt.
Klaus versuchte uns weiß zu machen, dass wir auch diese Freiheit genießen müssten. Das er wenigstens mal Dinge außerhalb des Ortes sehen möchte. An Orte gelangen, die man auch vom Kirchturm aus nicht hätte sehen können.
Er schlug es ein paar Tage nachdem er aus seiner Isolierung gekommen ist vor. Ich stimmte vehement dagegen, natürlich hat er jedes Recht dazu. Irgendwas in mir hatte trotzdem Sorge vor dem, was da draußen warten könnte.
Nachdem wir schon drei Tage lang diese Diskussion geführt haben. Mischte sich auch Fips mit ein. Er würde auch mit Klaus Mitgehen wollen. Er wolle auch weiter hinaus gehen und bei Klaus bleiben. Letzteres wurde von mir im Kopf hinzugefügt. Ich konnte mutmaßen, dass Teil seiner Begründung auch war, dass er nicht mit Samuel und mir alleine im Kloster bleiben wollte.
In diesen Moment war ich mir auch bewusst, dass ich sie nicht umstimmen konnte. Beziehungsweise sollte.
Wenige Tage später waren sie dann auch schon fort.
Das Kloster war dann noch stiller als zuvor. Ich hielt aber daran fest das Kloster nicht zu verlassen. Ich versuchte das reisen durch Türen innerhalb des Kloster zu verfeinern und Organisierte und sortierte alle Überbleibsel im Kloster.
Zwar konnte ich mich selbst beschäftigen, aber Samuel wirkte immerzu gelangweilt. Er hat noch keine Anspielung gemacht mich im Kloster alleine zu lassen, um selber die Welt zu erkunden, aber ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war.
Es waren schon Monate vergangen, bis ich das erste Lebenszeichen meiner anderen Brüder entgegennehmen konnte. Es war ein Brief von Klaus. Durch seine Magie hat er den Brief direkt zu uns lenken können. Anscheinend haben auch die anderen neue Fähigkeiten in sich entdeckt. Klaus` Brief kam förmlich zu uns ins Zimmer geflogen.
Ich wusste aber auch, dass das bedeuten würde, dass er keinen Grund mehr hätte zurück zu kehren. Er schien die Freiheit zu genießen und hätte trotzdem einen Weg gefunden mit uns Kontakt aufzunehmen, auch hunderte oder tausende Kilometer entfernt.
Samuel schien auch eine neue Fähgkeit für sich zu entdecken. Zwar war uns schon vorher bekannt, dass er mit Sand verschiedenes Beeinflussen kann. Aber er kann auch anscheinend durch Magie geladenen Sand auch durch den Raum Reisen. Er benötigte also kein Türen und kann von jetzt auf gleich an irgendein Ort gelangen. Dennoch zehrt es sehr an seinen Kräften. Je öfter er es aber geübt hat, desto besser wurde er. Bis er irgendwann auch außerhalb des Klosters auftauchte. Die Distanzen wurden immer länger, genau so wie seine Abwesenheiten.
Nach einiger Zeit erklärte er auch mir, dass er nicht nur die Welt sehen wollte, sondern mit seiner Magie auch Kindern helfe wollten. Er habe viele schlimme Schicksale gesehen und möchte wenigstens garantieren, dass Ängste und Sorgen zumindest in der Nacht verschwinden können.
Also war er auch nur noch unterwegs. Was mich alleine im Kloster lies.
Ich hielt das Gebäude im stand, kümmerte mich um den Garten und stöberte durch die verbotenen Bücher der Nonnen durch, um alles zu erfahren, was sie uns vorenthalten haben.
Fips kehrte eines Tages auch wieder zurück. Er hätte wohl keine Lust mehr mit Klaus durch die Welt zu ziehen. Unter anderen, weil Klaus sich an einem Ort niedergelassen hätte, den der Hase als ˋzu kaltˋ empfand. Außerdem hat er auch die Umgebung vermisst.
Er blieb trotzdem nicht im Kloster, sondern entschied sich dazu sich selber irgendwo in der Umgebung nieder zu lassen. Nicht zu weit entfernt, aber er war trotzdem nicht hier.
Jahre sind vergangen, als auch ich mich entschloss hinaus zu gehen, außerhalb des Klosters. Ich erkundete erstmal nur die Felder und Wälder um das Kloster herum. Nur so weit, dass ich das Kloster irgendwie noch im Blick haben könnte.
Aus reinem juckst öffnete ich im Kloster eine Tür uns forderte meine Magie dazu auf ich zur einer Tür zu bringen mitten im Wald. Es war einfach ein kleines Experiment, ob ich auch Türen erschaffen könnte, um dadurch zu gehen.
Als ich jedoch eintrat (hinaustrat?) war ich aber nicht von Bäumen umgeben. Unter mir waren zerbrochene Steinplatten. Alles um mich herum war überwuchert und von der Natur berührt worden. Die Tür aus der ich kaum, existierte auch wirklich. Es war weniger eine Tür, sondern ein Tor, welches von Steinruinen umgeben war.
Ich ging ein paar Schritte zurück und sah mir es genauer an. Die Mauern erstreckten sich über 30 Metern zur Seite. Weiter hinten konnte ich auch noch mehr Überreste sehen. Alles darum war nur noch Schutt und von Ranken überwuchert. Eine alte Burg stellte ich fest. Die Größe und das material lies mich darauf schließe. Sie schien aber schon vor Jahrzehnte zerstört worden zu sein.
Ich ging zum Tor und schloss es. Durch meine Magie wurde Stück für Stück wieder erneuert bis man wieder robuste Holzfasern sah. Die Splitter lösten sich ab und wurden durch neue Schichten ersetzt. Das Metall fing wieder an zu glänzen. nach einer Minuten war das halb zerstörte Tor wieder ganz.
Es wirkte irgendwie so…leicht. Mein Interesse wurde geweckt und ich befreite noch weitere Mauerstücke von Ranken und lies sie wieder zusammenfügen. Bis zum Sonnenuntergang hab ich mit meiner Magie dran getüftelt.
Es war erschreckend, wie leicht ich mich von meiner Faszination hab ablenken lassen.
Ich kehrte erschöpft zum Kloster zurück, erledigte dort noch ein paar kleine Aufgaben, legte mich schlafen und kehrte am nächsten Morgen zurück.
Die alte Burg war tatsächlich nicht weit vom Kloster entfernt. Die niedrigen Ruine wurden von den Bäumen verdeckt, aber die Anhöhe, auf die es sich befand verschaffte mir einen gute Überblick.
Meine Brüder mögen zwar weit weg gezogen sein, ich bleibe aber hier. Ich reparierte mithilfe meines Stabes die übrigen Mauern und setzte das Projekt nach meinen Vorstellungen fort. Ich verbrachte nur wenige Tage im Kloster, auch nur, um es nicht vollständig verwahrlosen zu lassen.
Ab und zu kam einer meiner Brüder mal vorbei, hauptsächlich Samuel. Er habe zwar keinen festen Sitz, würde es aber auch nicht brauchen. Manu würde er mal von Zeit zu Zeit sehen und wenn er nachts nichts zu tun hatte würde er auch versuchen den anderen einen besuch abzustatten. Ich glaube eher, dass er mit einen besuch abstatten meinte ihnen einen Schrecken einzujagen.
Schlussendlich sind wir alle doch getrennte Wege gegangen und haben unseren Pfad gefunden. Es war trotzdem merkwürdig als einziger zu sehen, wie alle die anderen verlassen haben.

Chapter 44: Einsam und verwirrt

Summary:

Jetzt befinden wir uns in der Gegenwart und ich habe alle Kapitel hochgeladen, die schon geschrieben sind. Der Rest wird in einem regelmäßigen Update hoffentlich rauskommen.

Chapter Text

Osterhase POV:
Seit Stunden wanderte ich schon durch den Wald.
Zumindest mein Körper, der den Befehl meines wahnsinnigen Bruders zwei Menschen zu jagen und zu töten folgt.
Einer von den Beiden ist der Kompass wohlgemerkt. Was wahrscheinlich der Grund dafür war. Dazu besitzen sie noch den Stab von Fee. In jeder anderen Situation würde bei mir die Alarmglocken schlagen, aber wenn man bedenkt, dass alternativ Manu den Stab besitzt, ist es doch ganz gut.
Nicht gut ist aber immer noch, dass ich hier nicht raus komme.
So sehr ich mich auch anstrenge schaffe ich es nicht irgendein Teil meines physischen Körpers zu kontrollieren.
Da bedeutet wiederum, dass ich die ganze Zeit mitten in meinem Kopf gestrandet bin. Anders kann man das ja auch nicht beschrieben.
Die schwarze Leere um mich herum schien unendlich weit zu gehen. Wäre auch das logischste, wenn man bedenkt, dass ich schon stundenlang in dieselbe Richtung laufe und alles trotzdem gleich aussieht.
Wenn ich mich konzentriere konnte ich sehen, was vor sich geht in der realen Welt, aber irgendwann war das auch zu anstrengend.
Ich hatte viel Zeit nachzudenken. Was meistens nicht wirklich angenehm war.
Wenn ich zu tief in meinen Gedanken vertieft war hatte ich auch immer das Gefühl das der eigentlich endlose Raum immer kleiner wird…
Das ist nur ein Hirngespinst! Ich musste mir es immer wieder einreden. Nur so blieb es in meinem Kopf.
Nach Stunden von nichts hab ich mich ergeben auf den Boden gelegt. Mein Kopf fing an weh zu tun vom ganzen nachdenken. Das ganze Wirre Zeug, wie ich hier potentiell rauskommen könnte ist kompliziert.
Das ist doch scheiße, dass ich mich nicht von alleine befreien kann.
Man stirbt schon (mittlerweile bin ich mir sicher das ich gestorben bin) und wenn man dann wiederbelebt wird ist nur der Körper da und die Seele gefangen. Was ist das für ein Müll?!
Unter Manus Einfluss vor allem. Hätte er nicht einmal im Leben einen Gefallen tun können, ohne irgendwelche Dinge noch einzufordern.
Ja cool ich bin am Leben, was bringt mir das wenn ich nichts tuen kann!
Das einzige was ich wirklich machen kann ist durch meine Augen zu sehen und teilweise was zu hören.
Ich brauchte aber nichts hören, wenn mein Körper (ich brauche dringend einen anderen Namen dafür) nur durch den Wald geht.
Und ich sehe alles etwas nebelig, da alles anderen sonst nur noch mehr Kopfschmerzen mit sich brachte.
Ich beschreibe mal was ich sehe:
Grün, grün, grün, braun, oh etwas blauer Himmel! Grün, grün…
Wirklich sehr spannend.
Also verbrachte ich ewig lange einfach nur damit mir diese Farbmuster anzusehen.
Es hat auch überraschend gut geholfen mich aus meiner beschissenen Lage raus zu denken.
Ich weiß nicht wann dieser Übergang kam, aber von jetzt auf gleich wurde meine Sicht scharf. Als ob man eine Kamera in den Fokus hetzt hätte. Dabei hab ich nichts gemacht. Automatisch wurde mein Blick schärfer.
Die einzigen Male, wo das passiert ist war, als ich die beiden Mönner verfolgt habe.
Sind sie wieder in der Nähe? Hat meine verfluchte Seite (bisschen besserer Name) sie gefunden?
Ich hoffe es irgendwie nicht. Und es wäre auch merkwürdig. Soweit ich das bisschen erkennen konnte war ich viel zu weit weg vom See, um ihnen wieder zu begegnen. Zumindest gerade im Moment.
Als ich mich umsah, ein immer noch merkwürdiges Gefühl, wenn man es nicht selber macht, konnte ich aber keinen von beiden sehen.
Die einzige Auffälligkeit in der Umgebung war ein roter Fleck ein paar hundert Meter weit weg von mir.
Ich nährte mich immer schneller und nahm entfernt wahr, wie ich die rot glühende Klinge rauf beschwor.
Doch mit jedem Schritt bekam ich ein immer übler werdendes Gefühl. Ich erkannte die rote Jacke, die viel zu aufgespritzt ist für meinen Geschmack. Die lächerliche Zipfelmütze und goldenen Akzente darin.
Ich wusste wen mein Schatten (das ist das Wort) plant als Nächstes anzugreifen. Und mein Herz rutschte mir immer mehr in die Hose.
Ich fror ein, während mein Schatgen sich immer weiter näherte.
Wenige Meter bevor ich ihn greifen konnte drehte sich mein älterer Bruder um.
Mit zuerst einen verwirrten und dann noch mehr geschockten Gesicht.
Mein Schatten ging weiter, obwohl alles in mir danach schrie stehen zu bleiben.
„Fips…“, Klaus löste sich aus seinen erstaunen erst heraus, als es fast schon zu spät war. Kurz bevor die rote Klinge in berühren konnte sprang er zur Seite um auszuweichen.
Mein Arm erhob sich und wollte als Nächstes von oben zustechen, doch bevor das geschah ergriff Klaus meinen Arm und ergriff dazu mich mein linkes Handgelenk. Ich war noch nie so erleichtert und erschrocken, dass er mich mit eisernen Griff festhält.
„Fips, ich weiß das du da drin bist, Versuch dagegen anzukämpf-“ bevor er seinen Satz beenden konnte drehte sich mein Schatten über rechts und drehte die Klinge so, dass ich praktisch blind nach hinten stach.
Instinktiv lies Klaus los um auszuweichen.
Mein Schatten drehte sich weiter um Klaus dann von vorne anzuspringen, er hatte sich (zum Glück) schon geduckt bevor ich ihn erreichen konnte. Mein Schatten rollte sich ab und wendet sich ihm wieder zu.
„Kämpf dagegen an! Du kannst das!“
Wir beide standen auf und danach war es nur ein Kampf zwischen meine Schwüngen mit der Klinge und seine Blöcken mit den Armen.
Kein einziges Mal hat er einen Angriffsversuch gewagt.
Ich versuchte mich irgendwie darauf zu konzentrieren wie mein Schatten sich bewegt. Wenn ich fühlen kann wie mein Körper sich bewegt, kann ich ihn vielleicht auch kurz beeinflussen.
Die ganze Zeit versuchte ich den Arm mit dem Dolch mitten in der Bewegung festzuhalten. Aber es klappte einfach nicht!
Einmal schien die Welt für mich stehen zu bleiben. Klaus reagierte zu spät, als der Dolch sich seiner Seite näherte…blieb mein Arm einfach stehen. JA!
Doch sofort drehte sich mein Schatten komplett um und verlagerte wieder die Position der Klinge. NEIN!
Diesmal konnte Klaus aber rechtzeitig reagieren. Trotzdem konnte r nicht den Tritt verhindern, mit dem ich ihn nach hinten katapultierte.
Er landete mehrere Meter weit weg von mir, doch mein Schatten ging bedrohlich wieder auf in zu.
Nein, nein, nein,nein,nein,NEIN!
„Hase, bitte! Du kannst es schaffen, wir können es schaffen. Konzentrier Loch im den Dolch loszulassen, bitte…“, Klaus kroch langsam von mir zurück. Er hielt sich am Magen, wo ich ihn getreten habe und atmete sehr schwer. In seiner Stimme war ein leichtes Zittern zu hören.
Mein Herz schlug immer schneller und fühlte sich zu an, als würde es jeden Moment auseinander gerissen werden. Ich wollte schreien, weglaufen, mich bewegen, mich entschuldigen, mich selbst aufhalten!
Ich pinnte Klaus am Nacken an den Boden und hob die Waffe über seinen Brustkorb, er kämpfe nur noch schwach gegen mich und sah mich mit flehenden Augen an.
Warum weigert er sich mir weh zu tun?! Warum hält er das Monster, mich, nicht auf?!
Ich merkte, wie mein Arm ausholte und danach kurz alles schwarz wurde.

Chapter 45: Ich hasse es so zu sein

Chapter Text

Osterhase POV:
Meine Sicht wurde für nur einen Augenblick schwarz. Eine absolute Horrovorstellung für mich. In dieser einen Sekunde-
Konnte ich wieder in der Bewegung gefrieren? Konnte Klaus was mache, um sich zu befreien? Hat mein Schatten Klaus…
Als ich wieder sehen konnte, saß ich nicht mehr auf Klaus. Dafür spürte ich noch ein fernes pochen unter meiner rechten Schulter.
Mein Blick suchte wieder nach Klaus. Und mir fiel mehr als nur ein Stein von Herzen ihn lebendig zu sehen. Zur selben Zeit kam ein Unbehagen.
Denn Klaus war nicht mehr alleine. Und gerade ihn vor Klaus stehen zu sehen war mir gar nicht passend. Warum musste er, gerade jetzt, da sein?
Es gibt keinen Grund für ihn hier zu sein. Es gibt keinen Grund warum er Klaus hilft.
Doch er war hier. Und mein Peiniger seit Kindertagen steht direkt vor mir.
Samuel griff den Arm von Klaus und half ihn hoch. Er hilft ihn. Er war an seiner Seite und hat ihn verteidigt. Vor mir.
„Du schaffst es echt von ein Schlamassel in den nächsten zu stolpern, Klaus.“, scherzte er. Er wendete seinen Blick abwertend zu mir. „Und der Hase hat seine Aggressive Seite mal wieder nicht unter Kontrolle. So schnell kann’s gehen.“
Dieser Satz hallte in meinem Kopf. Kann dieser Bastard nicht einmal seine scheiß Fresse halten?!
Mein Schatten umklammerte das Messer umso fester und stand wieder auf.
Klaus drückte mit einen schmerzenden Gesichtsausdruck sich an seine rechte Seite „Sandy, warte. Er wird kontrolliert, schieb es nicht auf unseren Hasen.“
„Wenn er stark genug wäre, hätten wir das Problem hier nicht. Wie immer machst du mir nur Ärger.“, sagte er selbstgefällig. Dieser Idiot checkt noch nicht mal das Klaus verletzt wurde…durch mich.
Ein Schwung mit dem Messer und ich hätte ihn getroffen. Doch kurz bevor die Klinge ihn auch nur streifen konnte bückte Sandmann sich weg und stand auf einmal rechts neben mir.
Mit seiner Linken hielt er meinen Arm fest und holte mit seiner anderen Hand eine Faust voll Traumsand, die er mir in die Augen warf.
Ich taumelte leicht benebelt zurück und versuchte den Sand weg zu bekommen. Doch die erwartete Müdigkeit trat nicht so heftig ein wie erwartet.
„Und ich dachte Hasen seien schnell.“
Halb blind und wütend warf ich den Dolch in seine Richtung. Meine Orientierung zwischen meinen eigenen Gedanken und die meines Schattens ging durch die ständige Provokation verloren.
Sandmann lehnte sich noch rechtzeitig zur Seite und sah dem Dolch hinterher, der im Baum stecken blieb. Währenddessen ging ich auf ihn zu.
Sein Blick verhärtete sich. „Und ich dachte wir sind zu alt für diese Spielchen.“
Bevor ich etwas tun konnte zog er mir eine über. Ich versuchte ihn zu kicken aber er duckte sich schnell runter, griff mein Bein und zog mich aus dem Gleichgewicht.
Im Fall versuchte ihn noch diese hässliche Brille aus dem Gesicht zu treten. Ein schmerzerfülltes Zischen verriet mir, dass ich getroffen habe.
Als ich meinen Blick wieder nach oben richtete sah mich Samuel mit einem dunklen Ausdruck an. Seine Brille lag schief auf der Stirn und an seiner rechten Schläfe konnte ich einen kleinen Schnitt erkennen, der auch wieder heilte.
„Das reicht jetzt…“, flüsterte er eiskalt. Seine Stimme wurde dunkler und hallte durch den Wald, obwohl er so leise redete.
Bevor ich wieder aufstehen konnte merkte ich, dass irgendwas mich auf dem Boden hielt. Meine Glieder fühlten sich schwer an und wurden zum Boden gezogen. Ich versuchte mich von den unsichtbaren Ketten zu lösen. Doch jede Bewegung fühlte sich so schwer an, als ob ich in Treibsand stecken würde.
„Samuel, was machst du da?“, fragte Klaus mit zittriger ein paar Meter neben uns. Er stützte sich an einen Baum und sah uns mit weiten Augen an.
Als ich Sandmann wieder ansah überkam mich eine kalte Welle. Gänsehaut überkam mich, obwohl ich meinen eigentlichen Körper kaum spürte. Alles um uns herum verlor an Farbe und schien sich zu verzerren.
Mein Bruder richtete seine Brille auf und kam bedrohlich auf mich zu. Ich konnte mich nicht aufraffen, um aus dem Weg zu gehen. Als ich vom Boden aus zu ihn auf sah wirkte er viel größer als sonst.
„Samu hör auf…“, doch er hörte nicht auf Klaus‘ Stimme. Als ich versuchte in seine Richtung zu gucken sah ich sein Bild nur noch verschwommen.
„Der kleine Angsthase hat es wohl immer noch nicht kapiert. Hier geht es lediglich darum zu kontrollieren“, schwarzer Traumsand wirbelte um mich herum und hob mich durch Sandmanns Kräfte von Boden „und kontrolliert zu werden!“, er schleuderte mich in die entgegengesetzte Richtung in einen Baum rein.
Ich krümmte mich vor Schmerzen etwas zusammen. Gerade vermisse ich die Zeit, wo ich meinen Körper nicht spüren konnte.
„Ich weiß das du zuhörst, Angsthase. Immerhin hatte ich auch mal die Erfahrung mit Manus Manipulation gehabt.“
Fern in meinen Erinnerungen tauchte ein Bild auf, Samuel hockte mit schmerzerfüllten Blick auf der Oberfläche des Mondes, während wir den Mann im Mond verbannt haben. Diese Erinnerung verschwand so schnell wie sie auch gekommen war.
„Anders als du konnte ich jedoch länger standhalten. Du bist wohl so einfach zu manipulieren.“
„Samuel, hör bitte auf. Das bist nicht du.“, ertönte Santas Stimme, die so ausgewaschen Klang wie in einem Sturm.
Über mir sah ich den Dolch in einem schwachen rot aufleuchten. Ich versuchte wieder aufzustehen und danach zu greifen. Bevor ich aber an den Griff kam tauchte Samuel aus schwarzem Sand auf und hielt mein Handgelenk in einen eisernen Griff.
„Das lässt du mal schön bleiben.“
Mit einen heftigen Ruck drehte er mir den Arm nach hinten und meine rechte Schultern ging für einen Moment in Flammen auf.
Er lies los, nur damit mich der Sand über den Boden vom Baum weg schleifte. Erst jetzt fragte ich mich, warum der Sand überhaupt schwarz ist, der leuchtete doch eigentlich sonst golden?
„Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten für dich“, mit einem ächzten löste er den Dolch vom Baum. „Entweder du versuchts jetzt zum ersten Mal in deinem miserablen Leben stark zu sein und dich eigenständig zu befreien, da Santa gerade anscheinend nicht die Kraft dafür hat es für dich zu tun.“
„Samuel hör bitte auf-“, Klaus’ Stimme war nur so zu hören, als ob Watte in meine Ohren gestopft wurde. Ich versuchte irgendwie vor Sandmann weg zu kommen.
„Oder“, fuhr Sandmann fort, er zog an meinen Ohren meinen Kopf nach hinten. Ich hätte gewinselt könnte ich meinen Körper komplett kontrollieren. „wir setzen dem ganzen Problem ein Ende.“
Der rote Dolch kam in mein Blickfeld. Ich wollte panisch um mich schlagen oder mich dazu herab lassen nach Vergebung zu betteln, aber ich konnte mich nicht bewegen. Alles in mir wollte einfach nur hier raus, aber ich konnte nichts tun. Erneut war mein Geist wieder in diesem endlosen schwarz gefangen, und ich verlor wieder das Gefühl von meinem echten Körper.
„Klaus was machst du da?!“, fragte Sandmann empört. Mein Schatten wandte den Blick leicht zur Seite. Über Sandmann stand jetzt Klaus der die Hand mit dem Dolch packte und es raus zu reißen versuchte.
„Bitte hör auf, Samuel! Das ist doch nicht die Lösung!“
Für einen kurzen Moment kam wieder Farbe in die Welt und Sandmanns Miene schien weicher zu werden, doch dann wurde wieder alles matt.
„Das ist unsere Chance eine Gefahr für uns abzuwehren!“
„Nur weil es Hoffnungslos scheint den Hasen jetzt zu befreien, bedeutet es nicht, dass wir ihn-“, Klaus verstummte für einen Moment und holte langsam Luft „Lass ihn los…Bitte“
Samuel überlegte ein paar Sekunden. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber ich spürte wie seine Hand sich langsam ablöste.
Erleichterung wäre untertrieben.
„Na schön“, zischte er aus verbissenen Zähnen. Ich hörte etwas stumpfes neben meinen Kopf. Als ich meinen Blick zur Seite wandern lies sah ich den Dolch nur wenige Zentimeter weit von meinem Gesicht stecken. Er leuchtete nicht mehr rot, stattdessen sah ich schwarze Sandkörner an der Klinge kleben.
„Sag aber bloß nicht, ich hatte dich nicht gewarnt.“, richtete er den Satz an Klaus, währenddessen fühlte ich wieder Wärme um mich herum, aber auch so ein betäubendes Gefühl. Anscheinend hatte der Traumsand doch eine Wirkung auf mich.
„Sollen wir ihn einfach so auf dem Boden liegen lassen?“, fragte Klaus.
„Was sollen wir bitte groß mit ihm machen können? Wir lassen ihn einfach liegen. Außerdem, was soll ihm schon passieren?“
„Ich hab ein echt mieses Gefühl dabei… er ist unser Bruder. Können wir ihn nicht mitnehmen?“, mich rührte dieser Vorschlag ungemein, ich würde sofort mitkommen wollen, aber ich fand mehr negative als positive Aspekte in diesem Vorschlag.
„Also ich trage ihn bestimmt nicht und du bist nicht wirklich stabil auf deinen Beinen im Moment.“
„Können wir nicht wenigstens bei ihm bleiben?“
„Und zu riskieren erneut angegriffen zu werden? Ähhh, nein danke. Es würde uns nichts bringen bei ihm zu bleiben, wir müssen weiter gehen.“
Klaus seufzte schwer „Na schön.“
Ich hörte wie die beiden sich bewegten und Klaus ein leichtes Stöhnen von sich gab, während Samuel schwer ausatmete.
„Alter, Klaus, lehn jetzt nicht dein gesamtes Gewicht auf mich, bin nicht so ein Muskelprotz wie du!“
Ich verfiel immer mehr in ein Loch wo ich kaum noch was sehen und hören konnte. Es raschelten ein paar Blätter, während sie langsam weggingen, bevor auch ich dann alleine gelassen wurde…mal wieder.

Chapter 46: Bist du sonst auch ein Arsch

Chapter Text

Sandmann POV:
Warum muss ausgerechnet ich den stärksten von uns Brüdern durch den Wald schleppen?! Meine Schultern finden an zu krampfen und meine Beine machen das jetzt auch nicht mehr lange mit.
Klaus hat nur eine Schürfwunde abbekommen vom Hasen, der Schnitt war noch nicht einmal so tief das es kritisch wäre. Auch wenn wir nicht allzu oft verletzt werden, muss er nicht gleich so tun, als würde er in sterben liegen.
Die Wunde blutet halt, aber er wird es überleben. Wir haben sogar schon schlimmeres überlebt! Nur weil die Wunde nicht sofort abheilt, heißt es nicht das man nicht mehr laufen kann.
„Dafür das du immer so auf stark und mächtig tust bist gerade echt ein Weichei.“, beschwerte ich mich.
„Möchtest du mal erstochen werden?!“
„In manchen Instanzen hab ich mir das tatsächlich mal gewünscht.“
Klaus funkelte mich mit einen genervten Blick an, kommentierte diese Aussage aber nicht.
„Okay aber ernsthaft, ich muss mal eine Pause machen, du bist zu schwer.“, ich führte uns zu einem relativ großen Baum, wo ich ihn langsam am Stamm runter rutschen ließ.
„So dick bin ich jetzt nicht.“, grummelte Klaus.
„Ich hab nie behauptet, dass du dick bist.“, grinste ich „Aber schön, dass du dir über deinen Körper so bewusst bist.“
„Du bist unausstehlich.“
„Was kann ich sagen, bin halt ein Naturtalent.“, winkte ich ab, als ich mich auf den Boden setzte. Der Kampf gegen Fips hat doch etwas mehr Kraft gekostet als mir lieb war.
„Du sagst das so, als sei das etwas positives.“
„Für mich ist es das auch“, lachte ich etwas. Mein Nacken und Schultern fühlen sich gleich tausendfach besser, wenn Klaus sich nicht auf mich stützt. Als ich meinen älteren Bruder aber ansah, guckte er mich nachdenklich an.
„Hast du nie darüber nachgedacht was deine Worte für Konsequenzen haben könnten? So null?“
Ich musste etwas lachen „Was soll da groß passieren? Worte sind Worte. Wer mit einem guten Witz oder etwas Kritik nicht klarkommt ist selbst schuld.“ Ich fing an in meinen Beutel zu stöbern, wo ich alle meine Tränke und Tinkturen hatte. Irgendwo werde ich doch sicherlich etwas für eine schnellere Heilung finden können.
„Wie zum Teufel kann dir nie aufgefallen sein, welche Konsequenzen deine Worte bisher hatten? Du bist ein richtiges Arsch uns merkst es nicht einmal!“
Überrascht sah ich auf „Woah Klaus, kein Grund so ausfallend zu werden.“
„Anscheinend ja doch!“, er sah mich finster an „Du hast nicht einmal gecheckt wie sehr du den Hasen durch deine Worte verletzt hast! Ihn erniedrigst hast, ohne ersichtlichen Grund.“
„Dann soll er halt nicht so empfindlich darauf reagieren. Ist doch seine Schuld, wenn er die Kontrolle verliert.“, zuckte ich mit den Schultern und wendete mich wieder meinen Beutel zu.
„Seine Schuld- Hörst du überhaupt zu? Keiner möchte schikaniert werden, geschweige denn vom eigenen Bruder gemobbt werden! Die unsensible scheiße die du ständig zu ihm sagst macht doch nur Probleme!“
„Okay ich beleidige ihn, aber er reagiert auch immer so extrem darauf“, ich hob eine Phiole mit grüner Flüssigkeit hoch, um sie genauer zu inspizieren.
„Der Hase mag zwar einen kurzen Geduldsfaden haben, aber das bedeutet doch nicht es immer darauf ankommen zu lassen!“
„Ich versteh gar nicht warum du dich darüber aufregst. Soll er doch selber sich darüber beschweren.“
„Das hat er doch! Du hast aber nie damit aufgehört.“
Ich legte die grüne Phiole auf Seite und wühlte weiter in meiner Tasche herum. „Und warum soll das gerade jetzt relevant sein?“
„Weil das ganze Ding was du da eben abgezogen hast damit zusammenhängen könnte!“
Ich seufzte genervt „Willst du damit sagen, dass der verfluchte Hase meine Schuld ist? Ich hab dir den Arsch gerettet!“
„Das er überhaupt verflucht ist Schuldige ich auch nicht an! Das du ihn aber auch noch provozieren musstes war genau Kontra produktiv. Wenn du seine Wut noch förderst ist doch klar, dass er nicht aus diesem Teufelskreis kommt. Ich erinnere mich noch daran als du unter Manus Kontrolle gestanden hast“, warnte Klaus.
Bei seiner Anmerkung musste aktiv versuchen diese Erinnerung zu vermeiden. Es war kein schönes Gefühl gefangen im eigenen Körper zu sein, während alles in dir danach schreit jeden um dich herum umzubringen. Ich zitterte an dem Gedanken daran, was hätte passieren können.
Ich habe immer versucht diese Thema zu vermeiden. Es bereitete immer ein Unbehagen in mir darüber nachzudenken.
„Ich habe dich aus dieser Kontrolle raus gebracht, erinnerst du dich. Und du weißt, dass ich all die negativen Gefühle die diesen-“, Klaus suchte nach dem richtigen Wort „Fluch auslösen, gespürt habe. Hass vor allen Dingen. Du hast es eben selber gesagt. Man kann es unterdrücken, aber selbst du hast es nicht verhindern können. Auch als du einmal drinnen warst, bist du nicht mehr da raus gekommen.“
„Nenn es doch einen motivierenden Ansporn an ihn. Vielleicht hätte er etwas erreicht, was selbst ihn nicht konnte…oder so“, das letzte nuschelte ich etwas.
„Merkst du denn selber nicht, wie toxisch das ganze ist?!“, Klaus versuchte aufzustehen, lies es dann aber auch schnell bleiben „Ich mag zwar etwas überheblich rüber kommen-“
„Etwas?“, fragte ich mit einer hochgezogenen Augenbraue.
„Aber man hat doch eine Selbsteinschätzung darüber, was man sagen kann und was nicht. Und wenn ich etwas in den letzten 24 Stunden gesehen habe, ist es, dass du auch mal anders sein kannst als ein selbstgefälliger Bastard, der nie Rücksicht auf andere nimmt.“
Ich hielt in meinen Bewegungen inne und sah nachdenklich in meine Tasche. War ich wirklich so scheiße zu anderen? Komme ich so bei anderen rüber? Mich interessierte nie was andere über mich dachten. Sowas kann mir doch egal sein. Aber irgendwas in den Worten meines großen Bruders löste ein kleines Schuldbewusstsein aus. Das mochte ich aber nicht zugeben.
Wir verfielen in ein unangenehmes Schweigen, welches ich aber bestimmt nicht brechen wollte. Wie ich soll denn auch darauf antworten?
„Sei mal ehrlich zu dir selbst, Bruder.“, Klaus atmete tief ein „Was da eben passiert ist, ist nicht der Sandmann gewesen, der den Kindern gute Träume bringt. Du hast selber die Kontrolle verloren.“
Ich krallte meine Hände in den Stoff der Tasche und versuchte ruhig zu atmen. Er hatte recht.
Magie, so wie ich sie dort benutzt habe, habe ich zuvor nie verwendet. Sie fühlte sich stärker an, aber auch schwieriger zu kontrollieren. Wie in einem Albtraum, der je länger er anhält, schwieriger wird sich zu erinnern, dass er nicht real ist. Und immer schwieriger wird ihn zu kontrollieren.
Der schwarze Sand…
„Der Fremde…“, flüsterte ich. Fast schon zu leise, aber Klaus horchte auf. „Er hat mich gewarnt. Gesagt, dass ich es könnte. Ich- ich wollte aber nicht. Es ist aber so einfach…“, ich hielt inne „es ist einfacher als ich dachte, stärker als ich dachte. Der Hass, die Wut, die Angst…sie sind so viel stärker als das, was man kontrollieren kann.“
Ich sah zu Klaus auf. Er beobachtete mich erwartungsvoll an, erkannte aber auch einen Hauch von Verwunderung.
„Klaus, negative Gefühle verstärken Magie zu so einem großen Ausmaß…Wenn meine Abscheu gegenüber den Hasen das schon ausgelöst hat, stell dir mal vor was glühender Hass tun kann.“, ich lies diese Worte mal sinken, bevor ich sie nächste Realisation erläutere „Manus Hass ist so viel mächtiger, als wir zu dritt sind. Wenn der Hase auch einen Zorn noch hegt, vor allem auf mich…“, das Ende lies ich offen.
Klaus sah mich aber verständlich an. „Umso wichtiger wird es jetzt sein, jede Hilfe zu bekommen, die wir kriegen können.“, er deutete auf mein Handgelenk, wo die Uhr mit der Karte noch in einem schwachen Blau leuchtete. In dem Moment, wo ich sie ansah, versuchte Klaus wieder aufzustehen.
„Hey-bleib sitzen!“, ich drückte ihn wieder zurück.
„Wie können nicht mehr Zeit verschwenden!“
„Warte doch mal ein Moment!“, ich griff wieder die grüne Phiole, die ich beiseite gelegt habe. Es war die einzige, die gerade nützlich ist.
„Was ist das jetzt wieder für ein Zeug?!“, fragte Klaus, deutlich angewidert von dem gespenstischen glühen.
„Es stoppt die Blutungen. Und wirkt ein bisschen gegen die Schmerzen. Soweit ich das richtig verstanden habe. Ich bin kein Experte bei Heiltränke, es ist momentan das einzige was ich habe. Wenn wir Fee wieder sehen, wird xier vielleicht mehr Ahnung haben. Immerhin hab ich den Trank von xier bekommen.“
„Falls Fee mir überhaupt helfen würde“, murmelte Klaus so leise, das ich ihn fast überhört habe.
Bei der Erwähnung an Fee musste ich kurz innehalten. Ich hoffe einfach, dass Fee das gefunden hat, wofür xier aufgebrochen ist und nicht in weitere Schwierigkeiten geraten ist. Und wir xier auch wieder finden werden, bevor Manu es tut.
„Bringen wir es hinter uns“, sagte Klaus angeekelt und hielt seine Hand nach dem Zeug aus.
„Wer sagt denn, dass du es trinken musst?“, grinste ich ihn an.
Wenn er noch blasser werden konnte, wurde er es. „Das Zeug sieht mir eher aus, als ob es mir die Wunde verätzten.“
„Klaus, würde ich dir je was verabreichen, was negative Folgen haben könnte?“, er sah mich vorwurfsvoll an „Okay beantworte es nicht. Roll das Shirt einfach hoch und Versuch keine Memme zu sein.“

Es hat ganze 7 Minuten gedauert, bis die Wunde vom Elixier bedeckt war. Klaus war echt eine Heulsuse, sobald ich auch nur in der Nähe der Wunde war. Und hat versucht davon abzulenken.
Erst als ich ihn vollgeredet habe und ohne Vorwarnung das Zeug drauf gemacht habe, hat es geklappt. Er hat es nicht einmal bemerkt.
„Herzlichen Glückwunsch du hast die lebensbedrohliche Operation überlebt.“, kündigte ich mittendrin an. Ich zeigte ihn dann die leere Phiole und wartete die Reaktion ab.
Klaus bewegte sich schneller um sich die Wunde ungläubig anzusehen, als in den ,Etagen paar Stunden. Das Zeug scheint tatsächlich zu wirken.
„Hättest du mich nicht vorwarnen können?!“
„Sei einfach froh, dass wir das Problem weg haben.“, ich stand auf und hielt Klaus meine ausgestreckte Hand hin „Und jetzt steh auf, ich hab kein Plan wie lang das wirken soll.“

Chapter 47: Wir haben die Träume von dir

Chapter Text

Sandmann/ Samuel POV:
Es brauchte jede Form von Selbstkontrolle mich aufrecht zu halten, als ich die Tür aufstoß, um aus dem seitlichen Kirchenschiff zu gehen. Jedes Körperteil fühlte sich unglaublich schwer und träge an, dass es an ein Wunder grenzte nicht über meine eigenen Füße zu stolpern. Jedes Blinzeln brachte die Herausforderung die Lider wieder zu öffnen.
Mittlerweile sollte ich mich zwar an diesen Zustand gewöhnt haben, doch jedes Mal aufs Neue fühlte ich mich miserabel. Am meisten regt mich auf, dass ich mental nicht auf das lange wach bleiben vorbereitet war.
Es war nicht allzu lang her, dass ich für mehrere Tage wach gehalten wurde. Nicht einmal 48 Stunden später wurde ich wieder dazu gezwungen. Kaum genug Zeit, um den verlorenen Schlaf wieder gut zu machen. Und dann für fast 5 Tage!!
Mir war zwar deutlich bewusst, dass meine Experimentierphasen immer länger werden, aber hiermit war eine Linie überschritten. Tagelang mindestens eine der Nonnen bei mir zu haben, bloß damit ich nicht einschlafe, nervte mich tierisch.
Deswegen war ich umso glücklicher endlich da raus zu sein. Am liebsten würde ich mich in mein Bett verkriechen und mich darin eine Woche lang vergraben. Und wehe irgendwer versucht mit mir zu reden.
Außer Fee, das toleriere ich noch.
Mit aller meiner verbliebenen Kraft stieß ich die schwere Kirchentür auf. Trotzig schleppte ich mich durch die Gänge. Nicht weit von mir entfernt sah ich auch meinen älteren Bruder stehen, während er sich auf den Weg zu seiner eigenen Untersuchung machte. Dachte ich zumindest.
Neben ihm stand nämlich der Hase, der wie immer ganz panisch ihn um irgendetwas bittet. Zeit das zu ändern.
„-irgendetwas um es wenigstens zu verzögern.", flehte Fips ihn an.
Fee griff ihn an die Schulter „Du weißt selber, dass ich keine Zeit mehr habe!", er seufzte tief „Aber ich vermute-"
„Hey Fee", grätschte ich dazwischen „Hab ich was verpasst in den letzten Tagen?" War ich überheblich? Sicherlich. Aber ich glaube, dass ich in diesen Moment mehr eine emotionale Stützte brauch als er.
„Samuel", entgegnete Fee überrascht. „Du bist wieder da! Es tut gut dich zu sehen." Ein leichtes Lächeln konnte ich erkennen. Kurz darauf schien er aber die gute Stimmung zu verlieren und sachlich besorgt an „Samu es sind fast fünf Tage vergangen, du solltest dich echt ausruhen."
„Ach was", Ich musste gähnen „Ich sollte doch noch genug Kraft haben dir zu sagen, dass ich wohl auf bin." Die vorgespielte Energie brachte mich echt an mein Limit.
„Trotzdem solltest du lieber ins Bett gehen", versicherte mir Fee „Du musst echt fertig sein und ich muss jetzt auch los.", zögernd sah er kurz zum Hasen „Entschuldige, aber ich habe wirklich kaum noch Zeit."
Dann fokussierte er sich komplett auf den Hasen und griff mit seinen Händen die linke Hand von Fips „Ich bin mir sicher, dass es heute nicht ganz so schlimm werden wird. Du wirst ds schon gut überstehen, da bin ich mir sicher."
Mit einen kleinen zuversichtlichen Lächeln sah Fee noch unseren jüngeren Bruder an, bis er sich dann von uns abwendete und zur Kapelle ging.
Was zum Teufel war das jetzt gerade?!
Fee sollte sich gerade um mich kümmern. Nicht um den Angsthasen! Heute lief was gewaltig schief!
Bevor sich der Hase zu mir umdrehte, schenkte ich ihn noch einen hasserfüllten Blick und ging Richtung Zimmer.
Ich war erleichtert, dass mir keiner auf dem Weg entgegen kam und auch auch keiner im Zimmer aufhielt.
Mit einer Flut von Erleichterung lies ich mich
ins Bett fallen und war schon in meiner Gedankenwelt versunken, bevor mein Kopf auf dem Kissen war.
Es gab mehrere Instanzen in meinem Schlaf, wo ich wach wurde, nur um direkt wieder bewusstlos zu werden. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich auch nur einen bunten Farbklecks von einem Traum in meinem Kopf gehabt.
Ich vermisse die Zeit, in der ich selbst im Schlaf, in meiner eigenen Welt Zuflucht fand und alles nach meinen Vorstellungen kontrollieren konnte. Diese Momente waren nur noch ferne Erinnerungen, die das waren, wie jeder es nannte. Ein Traum.
Irgendwann wachte ich wieder in der Nacht auf, aber konnte dieses Mal nicht wieder in meine dunkle Ruhephase abtauchen.
Träge stützte ich mich auf und sah mich kurz um. Kein Mond oder Sternenlicht fand den Weg in unser Zimmer, somit war die einzige Lichtquelle im Raum eine Einsame Kerze neben dem Bett von Klaus.
Natürlich wusste ich, dass er sie jede Nacht entflammte und darauf achtete, dass sie vor dem Morgengrauen abbrannte, damit keiner von den anderen sie sah. Das nützte aber nichts bei Manu, der bei jeder Mondnacht sich ans Fenster setzte und die ganze Nacht in den Himmel sah.
Und bei mir. So gut wie jede Nacht sah ich, wie er sich drehte und wendete im Bett. Manchmal fuhr er erschrocken aus dem Schlaf oder murmelte von Monstern. Wir waren aber schon vorher an das knarzen der Balken und Zischen des Windes vertraut, dass sein unruhiger Schlaf kaum irgendwem auffiel.
Heute Nacht hatte anscheinend nicht nur er einen schlechten Traum. Im Bett neben ihm murmelte der Hase vor sich her und hatte alle paar Sekunden seinen Mund zu einem stummen Schrei geöffnet, dabei tobte er auch ständig und schlotterte am ganzen Leib.
Was ihn wohl so aufregte? Schulterzuckend wollte ich wieder versuchen zu schlafen, doch mein Kopf wollte einfach nicht ausschalten und meinem Körper die Ruhe genießen lassen, die er bräuchte.
Genervt setzte ich mich wieder auf. Mit schlafen wird es wohl nichts mehr in dieser Nacht. Ich lehnte mich über die Bettkante und hob ein loses Brett hoch, wo unten drunter ein kleiner Hohlraum versteckt war. Dort bewahrte ich meine Sanduhr auf, die ich schon mein gesamtes Leben besaß und seit ein paar Monaten ein kleines Ledersäckchen.
Ich sah kurz auf, um sicher zu stellen, dass Fee im Bett neben mir noch schlief. Er war von uns immer der strengste damit Magie offen zu zeigen. Als er sich aber nicht rührte holte ich das Ledersäckchen raus und machte wieder die Holzdiele auf den Hohlraum.
Ich öffnete vorsichtig die Schnur, nachdem ich mich an das Kopfende setzte, und öffnete den Beutel. Immer wieder war ich von dem goldenen Leuchten, wie tausende kleine Sterne, fasziniert. Das meine Magie aus herkömmlichen Sand diesen golden Glanz herstellen konnte fand ich daran am eindrucksvollsten.
Ich tippte mit einer Fingerspitze in den Sand und die Körner flogen wie ein Wasserstrom in die Luft und bildeten Fäden, die sich durch das Zimmer erstreckten.
Der Raum wurde durch den Sand erhellt, doch keiner meiner Brüder regte sich durch das plötzliche Licht. Das war auch zu erwarten. Immer wenn ich mit den Sand was versuche wollte zu zaubern fühlten sich alle um mich herum etwas erschöpfter als zuvor. Ich allerdings fühlte mich wacher.
Mit leichten Handbewegungen kontrollierte ich den Strom der Sandkörner und lies das Licht im Raum herum tanzen.
Tagsüber hab ich das schon häufiger probiert, als keiner im Raum war, nachts fühlte es sich aber umso leichter an, fiel mir gerade auf. Was ich auch noch bemerkte, das der Sand trotzdem einen eigenen Willen zeigte. Wenn ich nicht darauf achtete zogen sich feine Linien zu jeweils einen meiner Brüder und blieben darüber schweben.
Anstatt, dass es mich erschreckte empfand ich es als...normal. Fasziniert stand ich aus meinem Bett auf und sah den Strömen hinterher.
Über Fees Kopf schien der Sand immer mehr an Helligkeit zu verlieren, aber nicht zu verschwinden. Irgendetwas sagte mir, dass sein Schlaf ruhig war und sein Traum keinerlei Auffälligkeiten hat.
Bei Manu wurde das warme Licht immer kälter, bis es fast schon blau war. Neugierig zog ich am Faden und für einen Moment sah ich wie der Sand einen Nachthimmel darstellte, wo in der Mitte des Himmels ein riesiger Mond leuchtete. Das muss wohl sein Traum sein!
Ich wendete mich der anderen Seite der Betten zu. Klaus' Traumfaden war der größte, aber um seinen Kopf schwebten helle als auch dunkle Sandkörner. Ein Traum der im Moment weder gute noch böse Absichten zeigt, aber jederzeit eins von beiden die Kontrolle gewinnen kann.
Beim Hasen wurde ich etwas stutzig. Sein Traumfaden leuchtete kaum. Teilweise sah ich auch kaum Sandkörner dort herum. 
Verwundert zog ich am Traumfaden und fixierte meine Kraft darauf, mit den Traum besser zu ziehen, als nur ein kurzes Bild, wie bei Manu.
Der Sand gehorchte mir und ich konnte in den Traum hineinsehen. Es war ein wilder Sturm aus Bildern- Nein eine Jagd von verschiedensten Perspektiven! Im Vordergrund wechselte es beständig zwischen einem Hasen und einer Person. Das muss wohl Fips darstellen.
Um ihn herum schlugen Wellen von Sand, nicht im Sinne vom Traumsand, sondern wirkliche Sandwellen. 
Weit im Hintergrund konnte ich den Umriss einer Person erahnen. Auch wenn ich nichts genau erkennen konnte wusste ich alles in diesem Traum. Ohne die Farben zu sehen oder Details zu erkennen wusste ich über alles Bescheid. Als ob der Sand mir alle Sachen überträgt. Somit wusste ich auch, dass die Person im Hintergrund ich bin.
Die Bewegungen des Sandes änderten jedes Mal das Bild. Was aber unverändert blieb ist ein Gefühl von Angst und Panik. Ich konnte die Emotionen dahinter irgendwie spüren. Immer als der Hase den Wellen auswich, wendete sich auch mein jüngerer Bruder im Bett. Sein Albtraum kontrollierte ihn im Schlaf und raubte ihn jegliche Form von Ruhe.
Irgendwie lies es mich nachdenklich werden. Ich mochte es gerne ihn zu schikanieren und ihm auf den Keks zu gehen. Einen kleinen Schrecken einzujagen machte mir auch Spaß. Doch sein Albtraum lies mich lau im Magen fühlen. Erst vor ein paar Tagen habe ich ihm den kurzen Schrecken eingejagt, indem ich Sand nach und nach seinen Körper hochschlängeln lies, bis er förmlich darin gefangen war.
Es war ein lustiger kleiner Scherz. Aber es tat nicht gut zu sehen, wie er selbst im Traum seinen Ängsten nicht entfliehen konnte. Träume sollten doch Freude und Erholung bringen. Das meine Streiche ihn bis hierhin verfolgen lies mich etwas schlecht fühlen.
Ich wusste nicht was genau ich tat, aber ich versuchte den Sand unter meine Kontrolle zu bringen. Den Sand vom Traum unter meinem Willen zu haben. Ich tüftelte etwas, bis ich einen Anschluss fand. Die hohen Wellen versuchte ich kleiner werden zu lassen. Ich versuchte den Traum zu verlangsamen, sodass die hektischen Bilder weniger wurden.
Ich versuchte alles kleiner werden zu lassen, bis ich eine Fläche, wie eine kleine Wiese vor mir hatte. Die groben Körner wurden zu Blumen und die Traumwelt wurde bunt und lebhafter.
So wie der Traum immer ruhiger wurde entspannte sich auch mein Bruder immer mehr, bis das er jetzt ruhig im Bett liegt. Der Sand wurde immer heller und bekam sein goldenes Leuchten zurück.
Überrascht lies ich los und der Traum behielt seine Form. Ich habe einen Traum verändert realisierte ich.
Geschockt sah ich auf meine Hände. Vielleicht war das ja meine Magie! Der Kern meiner Kräfte!
Seit Jahren versuchte ich herauszufinden was meine Stärke war, bis auf das kontrollieren von Sand. Das hier gab mir die Antwort.
Der Sand war nicht meine Kraft, es war ein Teil, ein Werkzeug für sie!
Die Freude die ich spürte war unbeschreiblich, endlich habe ich den Zweck meine Kräfte gefunden!
So plötzlich diese Freude kam merkte ich aber auch, wie mein Kopf immer leichter wurde und die Welt sich zu drehen begann.
Anscheinend hatte ich doch nicht so viel Energie und mein Körper mochte diese Form von Anstrengung gerade überhaupt nicht.
Ich ging wieder zu meinem Bett und setzte mich auf die Kante. Mit einer einfachen Handbewegung lies ich die Sandkörner wieder in meinen Beutel schweben.
Als das letzte Sandkorn hinein flog war es wieder finster im Zimmer. Ich knotete schnell den Beutel wieder zu und legte mich wieder hin.
Ich spielte nachdenklich mit der Kordel vom Beutel. Nach einer Weile fingen meine Lider an schwer zu werden.
Vorsichtig hielt ich mir das Säckchen vor die Brust und schloss meine Augen, um wieder zu Schlafen. Dieses mal mit dem wissen, dass ich auch Träume haben kann, nur halt im Schlaf von anderen.

Chapter 48: Begegne mir nicht auf meinen Wegen

Chapter Text

Mann Im Mond POV:
Es war fast ein halbes Jahrtausend später, dass ich meiner Iris so nah gekommen bin. Aber somit auch meinen Brüdern.
Jeder Moment den ich auf dieser Erde wanderte spürte ich wie anders es war. Zeiten änderten sich, aber das feste Monument der Erde? Die Menschen haben die Unbelassenheit der Erde fast vollkommen vernichtet. Und meine Brüder lassen durch ihre Fähigkeiten die Gier von ihnen nur noch steigen.
Was brachte Materialismus und Reichtum in einer sterbenden Welt? Ihre Aufgaben sind vollkommen sinnbefreit und orientieren sich an Sehnsüchte, deren Verwirklichung doch nur mehr Schwierigkeiten und Probleme aufwerfen, als zufrieden stellen.
Der natürliche Verlauf der Welt hat schon immer für Wohlstand und Vollkommenheit gesorgt, nur nicht auf die Art und Weise wie es heute definiert wird. Kein Reichtum der Welt kann die Reinheit der Natur ersetzten oder gar reproduzieren.
Die Machtgier der Menschen bringt nur Blut und Verderben. Jeder der seine Stellung verlassen hat sorgte für Chaos und Aufruhr. Niemand wird als Führer der Welt geboren, auch wenn manche gern so tuen.
Deswegen sind die Menschen heute so viel anders als früher. Damals hatte man wenigstens noch eine gemeinsame Orientierung. Selbst wenn der Glaube an die Kirche mir damals mehr Schmerzen und Leid gegeben hat als alles andere, hatten die Menschen wenigstens eine Orientierung an Tugenden.
Es schmerzte zu wissen, dass alles was fremd ist bis heute stets als Gefahr erachtet wird, anstatt ein mögliches Geschenk.
Früher, als auch heute, schienen meine Brüder auch Angst zu haben. Angst vor Dingen, die selbst sie nicht kontrollieren können. Magie, die die Gesetzte der Natur verzerren.
Mein Vorhaben wird die Natur nicht verändern, das haben mir die Wiederbelebung am gestrigen Tag schon bewiesen. Das Wohlergehen der Welt hätte ich niemals gewagt zu riskieren.
Und Teil dieser Welt war nun mal sie. Und kein anderer.
Meine Brüder könnten es niemals verstehen. Sie binden sich so sehr an ihre Kräfte, dass der Verlust von alles anderen sie niemals so hart treffen könnte, wie der Verlust von meiner Liebe.
Je weniger man versucht seine Magie durch irgendwas einschränken zu lassen, desto stärker wurde sie. Ich habe gelernt nur relevante Beschränkungen und Emotionen in jedem Zauber zu stecken, damit meine Kräfte umso leichter und freier wurden.
Meine Brüder setzten sich die Grenzen an all die Morale, die sie haben. Sie stehen sich selbst im Weg bei der Entwicklung eines vollen Potentials.
Kein Wunder, dass sie so schwach und leichtsinnig sind. Und dass sie Angst vor dem haben was ich bewirken kann.
Es lies mich aber auch zunächst verblüffte stehen, als Samuel zu mir kam. Nicht um es mir auszureden, aber mir ins Gewissen zu reden. Er hätte sich aber diese Tour sparen können. Er hat nichts weiter bewegt, als mit einfach ab nur unnötige Details zum Grab zu geben, die sowieso kaum Relevanz haben, bei der Entscheidung von seinem Schicksal.
Nicht nur seines, sondern das von jedem einzelnen meiner Brüder…und mir selbst.
Nach über 500 Jahren habe ich endlich die Möglichkeit das Schicksal umzuschreiben. Ihr Schicksal umzuschreiben. Was mich zurück in die Realität brachte, zum Grab.
Ich streckte meine Hand aus und richtete sie auf das Grab. Durch einen Impuls fing die Erde am Grab an in einem blauen Licht zu erstrahlen. Langsam hob sich die Erde ab und sammelte sich nach und nach ein paar Meter davon entfernt.
Das Loch wurde immer tiefer und meine Gedanken nehmen an fahrt um. Jeden Moment könnte ich sie wieder sehen. Sie wieder bei mir haben. Sie in meinen Armen halten, wie früher.
Nach fast 2 Metern wurde ich stutzig. Natürlich hat sich eine Erdschichten drüber gebildet und Samuel hat die Leiche vermutlich tief vergraben, aber ich fing an mir Sorgen zu machen, dass irgendetwas schief läuft.
Doch bevor meine Zweifel mich überholten sah ich etwas. Etwas fing an zwischen dem Dreck hervorzustechen. Es sah aber nicht aus wie ein Knochen, den ich erwartet hätte.
Mit leichter Verwirrung lies ich mich den Gegenstand in meine Hand fliegen. Es war eine Metallene Box in Größe eines Buches, die kalt in meinen Händen lag. An den Kanten sah ich wie die Box sich langsam anfing zu korrodieren. Doch sie war noch ziemlich in Takt.
Ich öffnete den Verschluss und hob den Deckel an. Im inneren lag ein einziger Zettel. Ein Stück Pergament, welches sich an den Rändern in ein dunkles braun verwandelt hat.
Ich lies den Zettel aus der Box raus schweben, um ihn möglichst nicht zu beschädigen. Als ich aber den Zettel entfalten lies spürte ich nichts als kochende Wut.
‚Zu spät, Manu‘ waren die einzigen Worte in einer ordentlichen Schrift mit Federkiel geschrieben. Ich konnte diese Worte so oft lesen wie ich wollte, doch die Aussage dahinter würde sich nicht ändern. Sie ist nicht hier.
Meine Hand verkrampfte und das Leuchten um das Stück Pergament intensivierte sich. Der Zettel ging in Flammen, doch selbst diese Aktion löschte nicht einen Funken von den brodelnden Flammen meines Inneren. Die kleine Flamme reflektierte nur ein Bruchteil des in mir aufkommenden Zorns.
Die Box in meiner Hand drückte ich mit einem schrägen knirschen klein. Ohne Gedanken dahinter lies ich die Box in ein nichts aus Dampf aufgehen. Die Faust, die soeben die Box umschlossen hatte lockerte sich nicht, sondern spannte sich umso mehr an.
Mit einem Schrei löste sich eine Druckwelle von mir ab, wodurch die Bäume im Umkreis von 20 Meter entweder umknickten oder umfielen. Blaue Funken sprangen in der Luft um mich herum und verschwanden erst nach einigen Sekunden wieder.
Über mir hörte ich einen Sturm sich zusammen brauen. Ein Schatten fiel über den Wald, als die dichten Wolke jeden Sonnenstrahl bedeckten.
Er hat sie wieder von mir genommen! Dieser Lügner wollte mir vorgaukeln, dass er sich darum sorgt, dass er Mitleid verspürt. Mein Zorn in diesem Moment überstieg alles, was ich zuvor an Wut in mir hatte.
Der Wind Peitsche um mich herum und Blitze zuckten am Himmel.
Meine Rache war schon viel zu lange überfällig, zu spät habe ich realisiert, dass es keinen Weg für Vergebung mehr gibt. Nächstes mal werde ich zuschlagen, egal wie sehr sie versuchen werden um ihre Schuld zu begleichen.
Ich durfte meine Wut aber nicht mit meiner Überlegenheit gleich setzten. Gegen meine Brüder würde ich ankommen. Doch ich kann die Kraft des Kompasses und diesen magischen Bohnen nicht einschätzen. Sie wieder blind konfrontieren könnte mir mehr Schwierigkeiten bringen, als sie aus der Welt zu schaffen.
Ich brauchte Unterstützung. Meine eigene Armee…

Chapter 49: Mein Leben läuft Berg ab

Chapter Text

Zahnfee POV:
Ich dachte, dass wenn ich von Sandmann und Santa weg bin, ich meine Ruhe hätte. Aktuell scheint es mir aber so, dass ich einem chaotischen Duo nicht entweichen kann.
Julien und Joon haben sich zwar noch nicht gewalttätig auseinander gesetzt, aber ihre Gespräche interessierten mich genau so wenig wie die Diskussionen zwischen meinen Brüdern.
„Toll Ju, kaum sind wir aus einem Horrorwald raus, gehen wir wieder zurück! Wir sind doch erst aus dieser Richtung gekommen“, beschwerte sich Joon.
„Als ob es jetzt meine Schuld ist, dass die Wächter sich im Wald aufhalten! Im Gegensatz zu dir kann ich den Kompass nicht mal sehen.“, seufzte Julien genervt, als er gebeugt vor Joon her trottet.
Ich fand es faszinierend den Kompass in Aktion zu sehen. Ein Hauch von Stolz war anwesend, als ich das Ergebnis von meinem Werk betrachtete. Trotzdem war es ein eigenartiges Gefühl, mit jedem Schritt den ich mache, von einem Pfeil auf dem Rücken von jemanden verfolgt zu werden. Auch wenn er größtenteils nicht sichtbar ist, er ist immer da.
„Denkst du ich möchte die ganze Zeit deinen Rücken sehen? So wie ich dir das Hemd hochhalten muss sieht es von außerhalb auch nicht richtig aus.“
„Als ob das für dich unangenehmer ist als für mich.“, beschwerte sich Julien „Kannst du dir vorstellen wie sehr ich gerne mal duschen würden wegen der ganzen Spucke auf meinem Rücken?!“
Ich rollte mit den Augen wegen ihren Nörgeleien und wandte mich zu ihnen „Hört auf euch die ganze Zeit zu beschweren. Wir müssen jetzt aufbrechen, der Mann im Mond würde sich nicht über eure Inkompetenz beschweren.“
Sie drehten sich erschrocken zu mir hin, als ob sie vergessen hätten, dass ich neben ihnen stehe. Aber meine Worte hatten ihre gezielte Wirkung. Joon erhaschte einen Blick auf den Kompass. „Also, die Symbole von Santa und dem Sandmann scheinen wieder zusammen zu sein. Aber sie entfernen sich von dem vom Osterhasen.“
„Das ist doch gut. Ich find es besser erstmal vom bösen Osterhasen fern zu bleiben.“, gestand Julien „Kein Bock wieder fast umgebracht zu werden durch dieses Messer. Wo müssen wir lang?“
„Ähhmm…bisschen weiter links, aber die Richtung hat schon irgendwie gestimmt.“, erklärte Joon und lies das Shirt von Julien los. Dieser stöhnte leicht auf, als er sich aufrichtete.
Die ganze Zeit gebückt zu sein kam ihn wohl nicht gut. Was auch etwas verständlich war. Es schien ihn aber nicht zu sehr zu beeinflussen, da er direkt weiter ging.
Zusammen gingen wir immer tiefer in den Wald hinein. Das Sonnenlicht kam kaum zwischen den Blättern durch und im Vergleich zur Wiese war es hier deutlich kühler.
Ich musste etwas über Juliens Worte von eben nachdenken. Das sie meinen verfluchten Bruder begegnet sind. Das sie gerade lebendig und unverletzt vor mir stehen war echt verwunderlich „Ihr seid also dem Osterhasen begegnet?“, fragte ich aus Kuriosität.
„Dem bösen Osterhasen!“, machte Joon mir mit etwas Aggressivität klar „Schon schlimm genug gewesen seine Leiche gesehen zu haben, aber dass er uns seit gestern ständig verfolgt ist fast noch schlimmer.“
„Nur weil er dein Teenage Crush ist“
„Er war mein Teenage Crush. Jetzt ist da nichts mehr.“
Ich war etwas verstört von dem Fakt, das er einen Crush auf meinen jüngeren Bruder hatte. Aber man muss fairer Weise sagen, dass er und insbesondere Klaus sich gern in der Öffentlichkeit präsentieren.
Daraufhin verfielen wir wieder in ein unangenehmes Schweigen. Obwohl die Ruhe dennoch gut tat. Man würde meinen, dass ich genug von der Stille hatte, so oft wie ich alleine gelassen wurde in letzter Zeit. Aber ich mochte die Stille, also war es an sich nichts negatives. Die Unwissenheit, dast machte mich nervös.
Nach einer Weile wollte Joon nochmal checken, ab wie auch wirklich in die richtige Richtung laufen und wir nicht vom Weg abgekommen sind.
„What the fuck?“, murmelte er leise.
„Was?! Was ist los?“,fragte Julien verwirrt.
„Der Kompass, der spielt verrückt!“
„Wie meinst du?“
„Die Nadeln drehen sich wie verrückt!“
Ich erhaschte einen Blick auf das Tattoo und sah tatsächlich, dass der Kompass nicht funktioniert. Erstmals war ich verwirrt, doch dann hatte ich eine Überlegung woran es potentiell liegen könnte.
Ich streckte meine Hand aus und schloss meine Augen. Ich versuchte jede Form von Magie in meiner Umgebung wahrzunehmen. Am meisten war Julien präsent, der natürlich mit seinem Kompass diese Magie verstrahlt.
Merkwürdiger Weise spürte ich neben ihn, wo Joon stand, auch einen Hauch von Magie, welchen ich aber nicht wirklich gut zuordnen konnte. Das beunruhigte mich etwas.
Es war aber nicht wonach ich gesucht habe. Um uns herum, im gesamten Wald, spürte ich Magie. Ein Schleier der alles bedeckte. Aber nicht weit von uns spürte ich ein paar Stellen, die nochmals eine Eigenart an sich hatten.
Trotzdem konnte ich sehr gut einordnen, wo wir uns befinden.
„Das liegt am Märchenwald“, erklärte ich den beiden „seine Magie ist immer noch präsent, da sie nicht mit unserer kompatibel ist, kann der Kompass uns nicht zu den anderen führen.“
„Huh, Rainer hat etwas über einen Märchenwald gesagt.“, überlegte Julien.
„Das bringt uns doch jetzt auch nicht weiter! Selbst wenn wir weiter gehen wissen wir nicht genau, ob wir noch in die richtige Richtung gehen oder im Kreis.“
Joon zog, wenn auch etwas gewaltsam, Juliens Hemd wieder runter und lief aufgeregt herum.
„Wir werden sie schon finden, wir gehen einfach weiter in die Richtung, vielleicht sind wir auch nicht vom richtigen Pfad abgekommen.“, argumentierte Julien.
„Wir müssen weiter gehen, dann stehen die Chancen besser, die anderen anzutreffen. Stehen bleiben bringt uns nicht weiter.“ mischte ich mit ein und setzte unseren Weg fort.
Damit war die Sache geklärt und die beiden holten schnell zu mir auf. Wir gingen nicht lange, bis uns ein ungewöhnliches Denkmal über den Weg kam. Ein paar hundert Meter von uns entfernt konnte ich einen Brunnen erkennen, und wir gingen direkt darauf zu.
Je näher wir kamen desto deutlicher konnte ich rote Flackernde Lichter um den Brunnen herum erkennen. Irgendwas in mir fand sie faszinierend und erschreckend zugleich. Zumal ich wissen möchte was das ist, zum anderen es aber auch was gefährliches sein kann.
Als wir am Brunnen ankamen fingen sie wieder an zu reden.
„Ich hoffe mal, dass keiner von denen da rein gefallen ist, ich hab nämlich keine Ahnung wie wir sie da raus bekommen würden.“, sagte Joon sarkastisch.
Julien lehnte sich währenddessen über den Rand des Brunnens um rein zu sehen. „Sieht ziemlich leer aus für mich.“
„Das kann kein Zufalls ein, dass wir an so einem creepy Brunnen vorbei gehen. Was ist den letzten Tagen uns bitte über den Weg gelaufen und war irrelevant?“
„Kann doch einfach nur Unglück sein.“
„Dann waren es aber sehr viele unglückliche Ereignisse.“
Und dann fingen sie wieder an zu diskutieren. War ja mal wieder klar.
Ich entfernte mich ein paar Meter und sah mir mal dieses Flackern an. Wahrscheinlich waren das diese Störung im Wald, die ich gespürt habe. Julien und Joon blendete ich aus, als ich rum ging.
An einem blieb ich stehen und beobachtete es für einige Sekunden. Es war eine dumme Entscheidung, aber ich streckte meine Hand danach aus. Doch bevor ich es berühren konnte, hielt ich inne. Aber ich zog die Hand nicht zurück, sondern versuchte erneut zu spüren, um welche Art Magie es sich handeln könnte.
Ich spürte ein prickeln an meinen Fingerspitzen durch die Energiewellen, aber ich konnte mich nicht einmal feststellen, ob die Magie gut oder bösartig war.
Etwas enttäuscht lies ich meine Hand sinken und sah über das Flackern hinaus zu Julien und Joon, die weiterhin am diskutieren waren.
„Es war eine scheiß Entscheidung Julia alleine los gehen zu lassen. Jetzt sind wir getrennt und können sie nicht einmal erreichen, weil es hier kein Netz gibt!“
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass du mir zugestimmt hast sie alleine los gehen zu lassen, Joon!“
Und so weiter und so fort. Ihre Streitereien gaben mir langsam eine Migräne. Ich beobachtete die beiden noch etwas, bevor ich mich dazu entschied weiter zu gehen.
Doch ich bin kaum ein Schritt gegangen, bis sich eine fremde Hand auf meiner Schulter platziert.
„Wir müssen reden…“

Chapter 50: War in Wirklichkeit von mir

Chapter Text

Fremde POV:
„Wir müssen reden…“, sagte ich zur Zahnfee mit einem gewissen Unterdruck in der Stimme. Ich habe die ganze Zeit schon versucht xier irgendwo abzufangen, dass xier an den Brunnen kam war zwar unerwartet, spielte mir aber genau in die Karten. Obwohl xier nicht mein mein Bruder war, versuchte ich dieses Gespräch schnell hinter mir zu lassen. Immerhin soll Fee nicht wissen, wer genau ich war.
Xier zuckte sichtlich zusammen und drehte sich in einem Wimpernschlag zu mir um. Der Griff um den Stab verstärkte sich und er gab schon ein lilanes Leuchten ab.
Als xier mich ansah wurde aber xies Miene weicher und entspannte sich. Meine Hand ist von der Schulter abgerutscht und ich sah ihn verwundert an, was Fee durch meine Gesicht Bedeckung aber nicht sehen konnte. Ich habe eigentlich erwartet, dass xier mich sofort versucht anzugreifen.
„Samuel? Was machst du denn schon hier?“, fragte Zahnfee mich. Xier war sichtlich erleichtert mich zu sehen. Ich hingegen war verwirrt. Extrem verwirrt.
„Denkst du die Leinenbänder in deinem Gesicht halten mich ab sich zu erkennen?“, fragte Fee amüsiert „Mittlerweile solltest du wissen, dass ich dich, egal in welcher Form, erkennen werde.“
„Das solltest du nicht.“, stellte ich bitter fest „Versuche mich nicht mit deinem Bruder zu verwechseln.“
So vage ich mich auch ausgedrückt habe, scheint Fee verstanden zu haben und sah mich mit ernster Miene an.
„Nun gut. Ich nehme aber stark an, dass du trotzdem Samuel bist, in irgendeiner Form. Wenn du also nicht der normale Sandmann bist, woher kommst du dann? Hoffentlich kein riskanter Zauber von den mir nichts erzählt wurde.“
Fees Mutmaßung ließen mich hart schlucken. Nach dem Tod meiner Brüder und der halb unfreiwilligen Zeitreise, war ich bisher am meisten erleichtert, Fee noch lebendig zu sehen. Was ich allerdings nicht vermisst habe war, dass xier alles so gut überanalysieren kann. Insbesondere mich.
„Deinem Bruder geht es gut, so viel kann ich sagen.“
„Nochmal, woher kommst du? Warum bist du hier?“, Fee sah mich streng an, ich konnte aber eine kleine Erleichterung ablesen.
„Ich brauche etwas. In meiner Vergangenheit sind Fehler passiert. Fehler die ich versuche rückgängig zu machen. Dafür brauche ich deine Hilfe.“
„Du sagst also, dass du aus der Zukunft kommst? Wenn das der Fall ist solltest du doch wissen, dass ich nichts sagen kann. Dieses Gespräch sollte nicht passieren.“
„Meine Zeit ist bereits verloren. Ich versuche sie nur wiederherzustellen.“
„Und diese Zeit? Deine Präsenz alleine verursacht Risse.“, Fee sah sich die Anomalien an. Es war zu erwarten , dass xier das herausfinden könnte. Obwohl die Risse ja nicht von mir kommen, sondern sie von meiner Erde mitgekommen sind „Wir sollen nicht mit Naturgesetzen spielen. Wir wissen nichts über Zeitreisen.“
„Es ist aber meine einzige Chance.“, flehte ich xier an. Das hier ist potentiell der letzte Schritt, um meine Zeit zu retten. Ich hätte alles, um durch die Zeit wieder alles zu reparieren!
„Woher willst du das wissen? Du weißt nicht, ob deine Zeit überhaupt noch existiert. Deine Anwesenheit hier hat doch schon was verändert. Ich weiß nicht was bei dir passiert ist, aber du kannst es nicht rückgängig machen.“
„Dann lass mich es wenigstens versuchen.“
„Nein, ich kann dir dabei nicht helfen.“, Fee durchkreuzte mir meine Pläne. Ich bin durch zu viel Scheiße jetzt gegangen, um jetzt einfach aufzuhören.
„Meine Erde ist zerstört! Ich bin Jahrzehnte über den Toten Planeten gegangen ohne einen Hauch von Leben zu sehen. Ich habe keinen Funken von heller Magie gesehen, nur Anomalien und Albträume. Dieser Planet hätte nie so werden sollen! Und ich schwöre dir, ich werde alles versuchen, das zu verhindern und wieder rückgängig zu machen, egal was es kostet!“
„Dafür ist es zu spät.“, argumentieret Fee „Wenn deine Welt schon so zerstört wurde, kann man sie nicht mehr retten.“ Und genau das waren die Worte, die ich seit einer Ewigkeit versucht habe zu leugnen.
„Aber vielleicht…“, Fee setzte erneut an und erhob einen aufrichtigen Blick „kannst du uns helfen. Wenn du schon sagst, dass du angefangen hast Fehler rückgängig zu machen kannst du doch noch weiter helfen. Deine Welt mag zwar zerstört worden sein, aber hilf uns doch diese zu retten.“
Fee streckte die rechte Hand nach mir aus, damit ich einschlagen konnte. Ich zögerte aber.
„Meine Welt wurde durch meine Entscheidungen zerstört…warum denkst du, dass ich diese retten kann?“
„Weil du schon angefangen hast deine Fehler auszubessern. Wir können jede Hilfe gebrauchen.“
Ich hielt für ein paar Sekunden inne, um nachzudenken. Fee hatte Recht, meine Welt ist ohne Hoffnung auf Rettung gestorben. Ich habe es zu lange versucht zu leugnen, dass es nicht nur eine Annahme, sondern die Tatsache ist. Und in jedem Moment meiner Existenz merkte ich, wie es sich auf mich überträgt.
„Ich hab nicht mehr viel Zeit.“, gestand ich. Nervös spielte ich an meinen Handgelenk mit den Stoff, der meine gesamte Haut verdeckt.
„Dann lass uns keine mehr verlieren.“
„Ich gehe nicht mit euch mit. Einer meiner Ziele war es die Wächter zu vereinen, bevor es zu spät ist. Ich bin kein Teil von dieser Gruppe mehr.“, erklärte ich. Mein Hals fing an zu kratzen, als ich einmal tief Luft holte „Ich habe einen eigenen Plan. Dafür muss ich wissen, wo das Gesicht ist.“
Fee deutet hinter sich „Julien trägt es in seiner Tasche. Warum fragst du?“
„Das ist nicht das wonach ich suche. Das Gesicht, welches Ju in seiner Tasche trägt ist durch ein Zeitloch aus der Zukunft hierher gelangt. Es gibt ein zweites auf dieser Erde.“
„Woher soll ich dann wissen, wo es sich befindet? Bis gestern wusste ich nicht einmal, dass das Gesicht fehlt. Warum soll ich es dann bitte haben?“, der Blick wurde verwirrt und misstrauisch. Nervös versuchte Fee meine Augen zu vermeiden, obwohl xier sie ohnehin nicht sehen kann.
„Schluss mit der Geheimnistuerei. Ich weiß, dass du es versteckt hast.“
„Ich weiß nicht wovon du redest.“
„Hör auf die Wahrheit zu vertuschen! Du hast Lügen doch noch am meisten verachtet, trotzdem bist du xies mit den meisten Geheimnissen. Andere zu kritisieren kannst du, aber bei der Selbstreflexion mangelt es.“, funkelte ich xier böse an.
Nach einiger Zeit gab Fee sich dann geschlagen „Woher weißt du davon?“
„Wie gesagt, ich hatte viel Zeit, um über die Erde zu wandern. Der einzige Ort, den ich nicht betreten konnte, war das Hotel. Es muss dort sein, aber ich brauche einen Weg um durch das Schutzschild zu gelangen.“
Fee biss sich auf die Lippe und sah mich erneut fragend an „Seit wann kommst du nicht durch das Schutzschild? Es hält nur die Kraft vom Mann im Mond und schwarzer Magie ab.“
„Deswegen brauche ich deine Hilfe…“, ich ließ den Grund offen stehen. Fee schien dieses Thema aber nicht stehen zu lassen.
„Du hast eben gesagt, dass du keine helle Magie mehr gesehen hast, seitdem bei dir die Welt untergegangen ist.“, ich ahnte schlimmes, als Fee anfing xies Theorie zu erklären und langsam auf und ab zu gehen. Ich machte mich auf einen langen Monolog gefasst.
„Aber nicht, dass du gar keine mehr gesehen hast. Irgendwie musstest du auch durch die Zeit reisen können, vermutlich mit Magie. Aber seien wir mal ehrlich, keiner von uns wäre stark genug, um es alleine hin zu bekommen. Sandy ist gestern schon von einem Zeitblick schon zusammengebrochen. Mit unserer Hilfe. Heißt du hättest zusätzliche Magie benötigen müssen. Es gab aber keine Magiequellen mehr, wir sind wahrscheinlich alle verstorben gewesen. Diese Anomalien beinhalten auch keine Magie, die wir verwenden können. Ähnlich wie der Märchenwald haben sie einen Hauch Magie, die aber nicht wie unsere funktioniert. Die einzig verbleibenden Artefakte, zu denen du Zugang hattest, waren bei Santa…“, Fee hielt kurz inne „Der Fluch der schwarzen Briefe…Du hast sie benutzt?“
Normalerweise wäre ich mit meinem Gedanken bei so einem langen Text abgeschweift, aber das hier? Das kam näher an die Wahrheit ran, als ich hätte zulassen dürfen.
„Sie waren das einzige, was mir blieb.“
„Du kennst die Risiken! Wir wissen nicht was passiert, wenn wir verflucht werden. Bei Menschen ist es schon grausam genug! Wir wissen nicht was sie mit unserer Magie alles tun können…Wieso?“
„Was hatte ich den noch zu verlieren?“, fragte ich aufrichtig „Nichts und niemand hätte mich aufhalten können. Ich war verzweifelt genug, um mit diesen Briefen zu experimentieren, um irgendwas zu erreichen.“
„Anscheinend hat es ja funktioniert. Mit welcher Kehrseite?“
„Die schwarzen Briefe sind wie ein Vakuum für dunkle Magie. Sich da raus zu befreien ist unmöglich. Einmal in Kontakt mit heller Magie und sie ist irreversibel für uns.“
Fee verharrte kurz auf einer Stelle, während es meine Runde war xies Blick zu vermeiden. Dieses Gespräch hat ein paar Wendungen gehabt, die ich unter allen Umständen vermeiden wollte. Fee sah mich kurz nachdenklich an und ich konnte die Zahnräder im Kopf schon rattern hören. Es herrschte viel zu lange eine nachdenkliche Stille.
„Du hast deine Magie selber kaum unter Kontrolle. Dunkle Magie kann nur durch Negativität erschaffen werden, nicht durch Regeneration. Du bist abhängig von den schwarzen Briefen geworden, da du ohne einfach schwinden würdest…eben hast du gesagt, das du nicht mehr viel Zeit hast.“, Fee sah mich eindringlich an und ich wünschte, dass ich jetzt schon im Boden versinken würde „Du bist am sterben.“, stellte xier die bittere Wahrheit fest.
„Noch nicht, ich habe noch genug, um mich für einige Zeit noch am Leben zu halten.“, genau in diesem Moment wurde das Kratzen im Hals zu viel und ich musste Husten.
Mein Mund fühlte sich trocken und rau an und in meinem Hals kratzten einzelne Sandkörner, die ich versuche mit Leib und Seele raus zu bekommen.
Kurz bevor ich mich beruhigen konnte ergriff Fee meinen Oberarm und sah mich besorgt an „Du bist schon halb tot in deinem Zustand. Die Leinenbänder alleine verdecken nicht alles.“
In meiner Handfläche lagen feine dunkle Körner, die zwischen den Lagen wohl hervor gekommen sind. Ich klopfte mir sie mir ab und stand wieder gerade vor Fee.
„Dann sollte ich keine weitere Zeit verlieren. Garantiere mir Zutritt ins Hotel, ich hole mir das Gesicht und verschwinde wieder, mitsamt den schwarzen Briefen.“
„Ich weiß nicht, ob du einen weiteren Zeitsprung überleben könntest.“
„Das ist nebensächlich“, winkte ich ab „Mein Schicksal ist mir so was von egal, das der Welt nicht. Ich will euch nur einen Vorsprung geben.“
„Ich werde es dir gestatten“, gab Fee sich geschlagen „Aber unter der Bedingung, dass du nicht durch die Zeit abhauen wirst. Bleib bei uns, vielleicht finden wir einen Weg dir zu helfen.“
„Ich glaube für mich ist jede Hilfe jetzt zu spät.“, offenbarte ich. Das musste ich Fee gestehen.
„Dann sei wenigstens nicht alleine damit. Keiner sollte damit alleine sein, vor allem wenn die Entscheidung jetzt bei dir liegt, andere bei dir zu haben.“, besorgt legte Fee mir eine Hand auf die Schulter und kam nochmal einen Schritt näher.
Ein Damm in mir wurde losgebrochen und ich lehnte meinen Kopf erschöpft auf Fees Schulter. „Ich weiß nicht welche Entscheidung ich treffen soll…Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte das alles doch nie.“
Entgegen all meinen Erwartungen zog mich Fee fester an xies in eine Umarmung. Ich lies meine Schultern hänge, als ich den ersten richtigen körperlichen Kontakt seit Jahrzehnten genoss.

Chapter 51: Karma sagt, laberst hart

Chapter Text

Zahnfee POV:
„Keiner soll das Schicksal der Welt alleine tragen müssen.", murmelte ich, bevor ich die spontan entstandene Umarmung auflöste „Auch keiner von uns."
Ich dachte, dass mich nichts wirklich mehr überraschen kann mitten beim Weltuntergang. Die zukünftige Version von einem meiner Bruder zu sehen zählte anscheinend nicht mit dazu.
Ich sah in das Gesicht der älteren Version, meines jüngeren Bruders. Theoretisch waren es nur die Leinenbänden auf seinen Gesicht, aber ich kannte ihn. Und ich wusste einfach, was in seinem inneren vor sich geht.
Trotz meiner Sorge versuchte ich nicht mit ihm in Mitleid zu suhlen. Sowas würde er nicht mögen. Dennoch ließ der Gedanke in mir nicht los, dass er stirbt.
Er steht gerade vor mir und hält sich stark. Aber ich weiß aus Erfahrung, je länger man mit Schmerzen konfrontiert wird, desto mehr gewöhnt man sich daran.
Und zu sehen wie er sich aus schmerzen zusammenkrümmt beim Husten und dann wortwörtlich Sand hervorkommt ließ mich genauer wissen, was das Problem ist.
Dunkle Zauber bringen das schwärzeste aus einem heraus. Es bindet an den Geist und spiegelt einen Teil von sich selbst wieder in einer verfinsterten Form, bis man komplett davon verschlungen wird und sich auflöst.
Die Verfinsterung und Auflösung scheinen sich bei ihm miteinander verbunden zu haben. Schwarzer Sand verschlingt ihn bis er sich darin selber auflöst. Obwohl auch die Vernichtung seiner Zeit dafür schuldig sein könnte.
Meine Hoffnung besteht trotzdem, dass wir ihn irgendwie helfen können, vorausgesetzt er wird die Hilfe annehmen, so stur er immer ist.
„Ich werde mein bestes geben", versprach er, dieses Mal wusste ich aber, dass es aufrichtig war „Und bitte geb mal etwas auf die Jungs acht. Ich hab schon die Sorge, dass Klaus vor Schreck nen Herzinfarkt bekommt und dein Samuel mir am liebsten den Hals umdrehen möchte.", lachte er etwas auf. Wenigstens hat er seinen Humor nicht vollständig verloren.
„Du hast die beiden schon getroffen?", fragte ich. Vielleicht würde das erklären, warum sie so merkwürdig sind. Insbesondere Samuel, der heute morgen gefühlt seinen Kopf verloren hat.
„Ich nenne es mal einen prägenden Eindruck hinterlassen. War auch dringend Nötig. Apropos Jungs. Ju und Joon. Behalte sie bitte gut im Auge, sie sind sehr anfällig für Problemsituationen. Halte sie am besten von Manu fern.", das musste er mir nicht zwei mal sagen.
Ich musste mir aber Gedanken machen, inwiefern er einen Eindruck hinterlassen hat. Immerhin würde ich ihm alles zutrauen, er kennt nunmal keine Grenzen was sowas angeht. Hoffentlich hat er sich nicht mit ihnen zu sehr verscherzt.
Er schien nochmal zu überlegen was er sagen sollte.
„Oh, erinnerst du dich noch an Jul- Ouch!"
Ohne das ich vorher entdeckt habe traten Julien und Joon hinter einen Baum hervor und Joon schlug mit seiner Ukulele meinem Bruder auf den Hinterkopf. Dieser stolperte leicht nach rechts und griff sich an den Hinterkopf, wo sich eine große Delle geformt hat.
Auch wenn ich wusste, dass es nur der Sand war musste ich mich zusammenreißen nicht die Miene zu verziehen. Ich kann zwar gut mit körperlichen Verformungen umgehen, aber eine Gewalteinwirkung an meinen Brüdern zu sehen mochte ich noch nie.
Irritiert drehte sich mein Bruder um und starrte sie für einen Moment an, dann wendete er seinen Kopf zu mir, während er sich am Hinterkopf rieb.
Ich erholte mich schnell aus meinem Schock und nickte ihm zu. Es ist zu riskant für ihn hier zu bleiben und ich gab ihn die Erlaubnis das Hotelgelände zu betreten.
Schwarzer Sand stieg um ihn herum auf und hüllte ihn ein. Noch ein paar Sekunden verschwand er und der Sand fiel zu Boden.
Ich versuchte währenddessen das Schutzschild um das Hotel herum so zu verändern, dass die Magie der schwarzen Briefe Zutritt bekam. Es benötigte meine volle Aufmerksamkeit diesen Zauber aus der Ferne auszuführen, aber ich spürte in meiner Magie, dass es funktioniert hat.
Ich wendete mich dem Chaos-duo zu, die etwas perplex auf die Stelle starrten, wo er verschwunden ist.
„Ähmmm, Ju? Wo ist er hin?", fragte Joon nervös. Er hob die Ukulele wieder an, als ob er wieder zuschlagen wollen würde.
„Keine Ahnung...denkst du er ist weg?"
„Dank euch schon. Toll gemacht", kam ich mit Sarkasmus dazwischen „Was habt ihr euch dabei gedacht?!"
„Er war ein creepy dude! Der hätte sonst was machen können.", sagte Joon panisch.
„Ich hatte die Situation unter Kontrolle. Müsst ihr wirklich alles aus Impulsivität heraus machen?"
„Ja?", antworteten sie synchron. Ich vergrub mein Gesicht in meiner Hand, warum muss alles nur immer so sehr eskalieren?
„Wer war das denn? Der sah nicht wirklich aus, wie ein Wächter-zumindest einer der guten.," korrigierte Julien sich mitten im Satz.
„Eben, es war so ein komisches Gefühl in der Nähe zu sein", fügte Joon hinzu „So ähnlich wie beim Bösen Osterhasen."
„Da seid ihr nicht fern ab von der Wahrheit", bestätigte ich ihre Aussagen „Er ist kein Wächter, aber auch keine Bedrohung für uns."
„Und was ist er dann?", hinterfragte Julien.
„Eine Verbündeter, falls er die richtige Entscheidung trifft.", antwortete ich wahrheitsgemäß „Hat der Kompass sich wieder eingependelt?"
„Nein", gestand Joon frustriert „Und hier ist immer noch kein Empfang. Wenn wir schon die Ehrenmänner oder Julia nicht erreichen können sind wir aufgeschmissen. Wie wollen wir sonst das scheiß Gesicht los werden?!"
Verwirrt sah ich sie an „Wer sind die Ehrenmänner?" und diese Julia?', fügte ich in meinem Kopf hinzu. Obwohl das bestimmt so eine verrückte Freundin von ihnen sein wird, die irgendwie hier rein gerutscht ist. Trotzdem klingelte irgendwas im Hinterkopf bei diesem Namen.
„Ohhh fuck, haben wir voll vergessen zu sagen", Julien drehte sich nervös zu Joon um „Ist eine lange Geschichte, warten wir lieber bis wir-"
„Ju!", warnte Joon und zeigte hinter mich.
„Jetzt nicht, wir finden besser erst-"
„Ju!", Joon packte seinen besten Freund an den Schultern und zwang ihn seinen Blick hinter mich zu lenken.
Ich drehte mich um, auf alle möglichen Bedrohungen gefasst. Als ich aber in zwei mir bekannten Gesichter blickte, konnte ich meine Erleichterung nicht verbergen. „Wurde auch mal Zeit, dass ihr auftaucht."

Chapter 52: Bist ein Opfer

Chapter Text

Santa POV:
„Wurde auch mal Zeit, dass ihr auftaucht."
„Lieber spät als nie, nicht wahr?“, rief Sandy neben mir. Nachdem wir seit einer halben Ewigkeit durch den Wald wanderten musst humpelte ich wieder leicht neben ihn.
„Woah, Santa und Sandmann, wir haben sie- sie haben uns gefunden!!“, sagte ein Typ neben Fee erstaunt. Ich kannte sein Gesicht, wusste aber gerade nicht mehr woher.
„Dann haben wir jetzt wenigstens ein Problem weniger, oder zwei.“, gestand der neben ihm, den als wir näher kamen. Als ich ihn ansah fiel es mir wieder ein. Das ist Julien, der Kompass! Und neben ihm…Sein Freund der sterben wird, soweit ich das zumindest gesehen habe in der Zukunft.
Ein unbegründetes Schuldgefühl machte sich in mir breit. Was eigentlich keinen Sinn machte. Immerhin ist er ja noch nicht gestorben.
Sie kamen uns auch ein paar Schritte entgegen. Ich ging aber mehr auf den Brunnen zu und stütze mich dort auch etwas ab, als ich ihn erreichte. Dieses komische Zeug von Sandy verliert langsam seine Wirkung.
„Ehrlich gesagt haben wir nicht erwartet dich zu treffen. Aber cool, dass du wenigstens den Kompass gefunden hast.“, gestand Sandy.
„Warte- ihr wisst das ich den Kompass trage?“, fragte Julien ungläubig.
„Seit gestern aber auch erst. Wir haben die Notizen von deinem Freund Rezo gefunden…und ein bisschen gecheated als wir etwas in die Zukunft gesehen haben.“
„Das mag aber auch vielleicht die einzig richtige Überschneidung von diesem Zeitblick sein.“, mischte sich Fee mit ein „Nichts was wir da gesehen haben wird hundertprozentig passieren. Zumindest haben sich einige Faktoren geändert.“
„Sicher, dass der Zeitstrom verändert wurde?“, fragte Sandy unsicher. Ich hörte ein leichte Unsicherheit in seine Stimme raus.
„Ziemlich. Du weißt es auch, immerhin gehört Zeit zu deinen Aufgaben., mit denen du auch verantwortlich umgehst.“, antwortete Fee bedrohlich. Es scheint mir so, als ob die beiden irgendwas ausdiskutieren müssen. Und ich hoffe, dass ich dafür nicht im Raum sein muss.
„Warte- Du kannst auch noch die Zeit kontrollieren? Wie cool ist das denn bitte?!“, stellte der Freund von Julien aufgeregt fest.
„Was glaubst du wie Kuschelohr und der alte Sack dort sonst ihre Arbeit in einer Nacht erledigen können, wenn nicht durch meine Hilfe?“, antwortete Sandy selbstgefällig und deutete mit dem Daumen auf mich.
„Hey! Wir würden das auch ihn dich hinbekommen!“
„Sicher doch“, rollte er die Augen „Außerdem war das auch in meinem Song drin, also sollte nicht zu überraschend sein.“
„Dein Song wurde doch runter genommen, war doch klar, dass sie sich daran nicht erinnern können.“
„Halt die Klappe, Santa! Nur weil ich von KIKA gestriked wurde, wegen der Hook. Im Gegensatz zu dir haben keine 3 Songs nötig, um zu beweisen, dass ich ‚der Boss binˋ.“
„Ich bitte euch, sich mit Songs gegenseitig zu beleidigen ist doch totaler Kinderkram gewesen. Als ob ihr euch bis heute darüber streiten wollt.“, grätschte Fee dazwischen. Julien und sein Freund standen perplex daneben.
„Du hast doch selber einen gemacht!“, rechtfertigte ich mich.
„Damit ihr alle mal runter kommt. Im Gegensatz zu euch war mein Vorwand eher eine Warnung, anstatt irgendwen zu beleidigen.“
„Du hast uns trotzdem gedissed!“
„Weil ihr es verdient habt.“
„Wir haben es verstanden, Mädels. Ihr seid beide schön, braucht euch nicht darum zu streiten.“, versuchte Sandy Fee und mich zu beschwichtigen. „Lass es uns doch richtig regeln und die beiden nach ihrer Meinung fragen.“
Julien und sein Freund, die für mich komplett in den Hintergrund gerückt sind, sahen sich verwirrt um.
„Heh, ihr wollt doch jetzt nicht unsere Meinung, oder?“, fragte Julien nervös.
„Neeeeinnnn“, sagte Sandy sarkastisch, während er auf Julien zuging und einen Arm auf seine Schultern legte „Wir wollen nur klären, wer jetzt den besten Song hatte. Ist zwar eine Weile her bei mir, aber ich glaub es war eine prägende Erinnerung, sodass ihr es immer noch gut bewerten könnt. Also, was sagt ihr?“
„Uhmmmm“, Julien überlegte und sah uns an wie ein angeschossenes Reh „Alle waren gut?“
„Ich fand das vom Osterhasen am besten…“, murmelte Joon, gleichzeitig wie Julien seine Antwort gab.
„Och der Hase kann mich mal.“, wendete sich Sandy von ihnen ab „Euer Musikgeschmack geht ja mal gar nicht.“
Ich zog meine Augenbrauen zusammen, sowie Sandy unseren verfluchten Bruder so leichtsinnig anspricht, wenn wir doch zuvor nur um ein Haar entkommen sind.
„Wir haben wichtigeres zu besprechen, als über Musik zu streiten“, versuchte Fee das Thema zu wechseln „Wir brauchen alle möglichen Informationen um herauszufinden, was Manu als Nächstes plant.“
Julien setzte als Nächstes an, anscheinend Erleichtert über den Themenwechsel „Also er ist definitiv hinter dem Gesicht her“, er deutete mit seiner Hand auf die Tasche an seiner Seite „Aber er führt noch irgendetwas anderes im Schilde. Der Osterhase verfolgt uns schon seit gestern, um das Gesicht zu bekommen. Wir sind dreimal nur knapp an ihm vorbei gekommen.“
„Er ist nicht nur hinter dem Gesicht her.“, fügte ich an und versuchte mich mit zittrigen Beinen vom Brunnen zu lösen „Er hat mich auch aus dem Hinterhalt erwischt. Anscheinend soll er nicht nur das Gesicht besorgen, sondern uns auch…beseitigen“ Den letzten Satz musste ich schlucken. Ich humpelte die drei Meter, bis ich in dem lockeren Kreis stand, wo die anderen waren.
„Das Messer mit der Kraft der Mondblumen muss aus seinem Besitz kommen, wir, als auch der Hase, sind dadurch verletztbar. Ohne es hätten wir eine Hürde aus dem Weg geräumt“, fasste Fee zusammen.
Diese Strecke war aber genug, dass meine Sicht verschwamm und ich die schwarzen Punkte vor meinen Augen weg blinzeln musste.
„Hey, Klaus, alles in Ordnung?“, fragte Sandy neben mir. Doch seine Stimme hörte sich in meinen Ohren weiter entfernt an.
„Nur ein bisschen Schwindelig und die Wunde fängt wieder an-“, ich musste mich bei Sandy anlehnen, um nicht umzukippen. Der Schmerz von der Wunde zog sich langsam bis in meinen Brustkorb hoch. Zitternd holte ich tief Luft.
Mir tat selten irgendetwas weh, wenn ich mich verletze. Selbst dann ist der Schmerz nach wenigen Sekunden weg. Nie war ich dauerhaft einer Wunde ausgesetzt gewesen, selbst damals nicht.
„Oh nein Santa! Was ist los mit ihm?“, fragte Juliens Freund leicht panisch.
„Der Osterhase hat ihm an der Seite erwischt. Ich hab ihn etwas gegen die Schmerzen und Blutungen gegeben, aber es hat anscheinend aufgehört zu wirken. Fee, hast du etwas was helfen kann?“, fragte Sandy während er mich wieder stützte. Die paar Meter vom Brunnen aus ging er mit mir im Schlepptau zurück und lehnte mich an den Steinen dort an. Jetzt musste ich wenigstens nicht mehr befürchten, dass ich umfalle.
„Ich hab dir bereits von Jahren gesagt, dass Heilen nicht mein Fachgebiet ist!“, argumentierte Fee „Und das Gift der Mondblumen würde die wenige Magie, die ich diesbezüglich habe, sofort verschlucken. Was hast du ihm gegeben?“
„Das Zeug was du mir vor ein paar Monaten gegeben hast. Dieses Giftgrüne!“, versuchte Sandy zu erklären.
Meine Sicht wurde wieder ein bisschen klarer, je länger ich saß, aber das Schwindelgefühl verschwand nicht und mir wurde auch langsam kalt.
„Ich glaub ich weiß was du meinst. Die Rezeptur ist recht simpel, theoretisch könnte ich es hier herstellen. Was hast du alles in der Tasche?“
„Guck du selber mal, ich weiß nicht was du alles brauchst und es ist zu viel drin um alles aufzuzählen.“, sagte Sandy als er den Beutel, den er die ganze Zeit über die Schulter trug, Fee gab.
„Können wir irgendwas machen?“, fragte Julien am Rand.
„Mir wäre es am liebsten würdet ihr gerade keinen Unsinn machen.“, antwortet Fee, welcher gerade sich alles in der Tacshe ansah und bereits eine kleine Schale und Mörser rausgeholt hat. „Das hier braucht nur ein paar Minuten und ich hab fast alles. Für die Betäubung der Wunde fehlen mir aber noch Brennnesseln…“
Fee sah sich die Boden um uns herum an, welcher zum Großteil aus Moos bestand, um uns herum waren nirgends Brennnesseln zu sehen.
„Ich glaub ich weiß wo welche sind.“, fiel Sandy gerade ein und kam in meine Richtung. Anstatt mich anzusehen beugte er sich neben mir halb den Brunnen runter. Seine Beine baumelten nur in der Luft rum, so dass ich fast die Befürchtung hatte, dass er runter fallen würde. „Jep! Sie sind immer noch da.“
Ohne ein weiteres Wort zu sagen kam er wieder hoch, nur um auf den Rand vom Brunnen zu klettern und im inneren zu verschwinden.
Julien und sein Kumpel rannten besorgt zum Rand und sahen da runter.
„Sicher das es eine gute Idee ist in diesen random Brunnen rein zu gehen?! Was wenn da so ein Monster drin hockt oder dieses rote Licht etwas tut?“, rief ich meinem Bruder nach, in der Hoffnung, dass er mich hört.
„Mit dieser Einstellung würde mein Leben echt Scheiße verlaufen, wo bleibt da der Spaß?!“, hörte ich das Echo von meinem Bruder den Schacht hoch kommen.
„Du hast ernsthaft immer noch Angst vor Monstern?“, fragte Fee ein paar Meter neben mir. Er schien sich bei der Frage ein Grinsen verkneifen zu müssen. Bevor ich antworten konnte schrie Sandy wieder den Brunnen rauf.
„Ich hab welche!“ Anscheinend hat er Fees Kommentar nicht mitbekommen.
Keine fünf Sekunden später tauchte er hinter Julien und Joon auf. In der Hand hatte er ein Tuch mit ein paar Brennnessel Stängeln.
„Was gibt’s zu sehen?“, fragte er die beiden unterschwellig während er seinen Kopf zwischen ihnen steckte. Mit einem japs sprangen sie erschrocken auseinander.
„Holy Fuck…“, griff sich Julien ans Herz.
„W-W-Wi-Wie hast du da gemacht?!“, stotterte sein Freund.
„Das nennt man Magie! Lustig euch zu erschrecken, muss ich wiederholen.“, erklärte Sandy und ging auf Fee zu, um ihn die Brennnesseln zu übergeben. „Wie lange brauchst du noch?“
„Gib mir noch zwei Minuten. Dann sollte es fertig sein.“
Sandy nickte Fee zu und ging wieder zu mir und hockte sich vor mich.
„Hab doch gesagt, dass xier dir helfen wird“, zwinkert er mir zu „Fee weiß wann man euren Groll zur Seite räumen muss. Es würde aber mehr helfen das Grundproblem zu beseitigen. Redet miteinander…“
Er murmelte es so leise zu mir, das ich selbst kaum hören konnte, aber ich schwieg. Und jetzt stauten sich echte Schuldgefühle in mir auf. Wie oft ich es mir schon vorgenommen habe etwas zu sagen. Aber den eigentlichen Schritt zu gehen…ich wusste einfach nicht wann der passende Zeitpunkt eintreffen würde.
Mein Fehler hat eine noch tiefer Wunde in Fees Seele gemacht, als alles schreckliche aus unserer Kindheit. Den Fehler gemacht Fee nicht ernst zu nehmen und nicht zu akzeptieren. Wir wollten nie so intolerant sein wie die Nonnen, so hassend auf alles fremde.
Und die richtige Einsicht habe ich zu spät bekommen. Ich wusste, dass ich seit Jahren bereit wäre mich bei ih- xier zu entschuldigen.
„So dann lass uns das hinter uns bringen.“, warf mich Fees Stimme aus meinen Gedanken. Xier kam mit der kleinen Schale in der Hand auf uns zu und gab sie an Sandy. „Ich räume das weg und du machst es auf die Wunde drauf. Ich habe noch drei weitere Phiolen bereit falls die Wirkung wieder nachlässt. Die Mixtur wird wieder nur die Wunde lindern. Sie heilt damit nur minimal schneller als bei einem normalen Menschen.“
Danach drehte xier uns wieder den Rücken zu. Bevor Sandy irgendetwas sagen musste zog ich widerwillig mein Shirt hoch.
„Da wird ja jemand mutig. Keine Angst mehr vor der Behandlung.“, scherzte mein jüngerer Bruder.
„Sag mir einfach nur, wenn es vorbei ist“
Tatsächlich spürte ich es kaum wieder. In weniger als 10 Sekunden war es auch schon vorbei. Es dauerte aber noch ein paar Momente, bis ich mich traute wieder aufzustehen.
„Woher wusstest du eigentlich, dass Brennnesseln im Brunnen waren?“, fragte ich Sandy, als ich in den stockdunklen Schacht runter sah. Der Boden war von hier oben aus kaum zu erkennen.
„Ich war hier schonmal. Ist aber schon ein paar Jahre her.“, erzählte mir Sandy mit einen Hauch Nostalgie dahinter. Wie in einer Erinnerung vertieft, ließ er eine Hand über den Brunnenrand gleiten und sah hinab.
Was ist hier passiert?

Chapter 53: Unser Masterplan

Chapter Text

Unser Masterplan
Sandmann POV:
In meinem Kopf schwirrten mehrere Gedankengänge gleichzeitig herum, die alle in dieser Situation relevant erscheinen:
1. Scheiße, Klaus hat sich immer noch nicht erholt
2. Wir haben endlich den Kompass gefunden!
3. Verdammt er hat Manus Gesicht immer noch bei sich
4. Heilige Scheiße Fee machte mich nervös!!
5. Was wenn Fee mein wahnsinniges Zukunfts-ich getroffen hat und deswegen die Zeit angesprochen hat?
6. Was zum Teufel sind diese roten Flecken in der Luft
7. Ich war hier schonmal und das verwirrt mich
Natürlich konnte ich mich daran erinnern was passiert ist. Man geht ja nicht alle Tage durch den Wald, findet ein random Brunnen wo ein Kind drinnen sitzt, bringt es zu Fees Hotel und muss es daraufhin bei anderen wieder abgeben. Das was mich am meisten nervt ist… das ich ihren Namen nicht mehr weiß. Vielleicht hänge ich zu lange mit Klaus schon rum aber ihr Name ist komplett aus meinem Gedächtnis entschwunden. Dabei weiß ich noch genau, dass an ihren Namen irgendetwas war, woran ich mich erinnern sollte.
„Hast du etwas im Brunnen verloren oder warum starrst du die ganze Zeit da runter?“, Fees Worte brachten mich in die Realität zurück, als xier hinter mir auftauchte.
„Ne, nur in Gedanken gesunken…Hast du so schnell alles zusammengepackt?“
„Schnell“, echote Fee mich amüsiert „Es hat erstmal gedauert bis ich alles vorsortiert habe um es wieder einzuräumen. Dort ist wirklich gar nichts geordnet gewesen.“
„Muss alles so geordnet sein? Letztes Mal wo ich bei dir war herrschte ein Chaos im Labor.“, erinnerte ich mich. Immer wenn ich Fee im Hotel besuche darf ich ja nichts anfassen. Obwohl bei dem Chaos aus Pergamenten, Zähnen und Zutaten für Tränke keine ersichtliche Ordnung herrscht.
„Da es mein Labor ist, ist es auch mein System, welches nur ich verstehen muss.“, erklärte Fee mir genervt. Seit wann spielt xier die mein-dein-Karte?! Xier hat immerhin gerade eben meine Sachen beansprucht.
„Ähmmm also- ohne euch zu nah zu treten!- können wir versuchen den Welt Untergang zu stoppen?“, redete Ju uns dazwischen. Ihn habe ich fast schon vergessen „Der Mann im Mond versucht uns umzubringen und wir wollen langsam aufhören Angst um unser Leben zu haben, weil uns eine Sekte oder der Osterhase verfolgt.“
Man konnte ihn sofort ansehen wie unangenehm es für ihn war uns zu unterbrechen. Im Kern hatte er aber recht.
„Dann erzählt uns doch, was euch widerfahren ist. Immerhin haben wir keine Ahnung was passiert ist. Wäre schön wenn wir ein möglichst großes Bild der Gesamtsituation hätten.“, schlug ich vor, als ich mich mit einen Satz auf den Brunnenrand setzte. Klaus machte Anstalten mich aufzuhalten, im Falle das ich hinabstürze.
„Das ist aber eine lange Geschichte…“, sagte Joon. Und ihnen seinem Gesichtausdruck konnte ich den puren Horror ablesen.
„Besser wir wissen jetzt alles, bevor wir mitten im Gefecht über etwas unaufgeklärt bleiben, was uns hätte einen Vorteil verschaffen können.“, ergänze Fee mich.
„Naja, okay, Aber hinterfragt uns einfach nicht. Egal wie absurd das alles klingen mag.“, Ju spielte nervös am Riemen seiner Tasche.
„So viele leugnen, dass wir überhaupt existieren.“, lachte Klaus, der sich auch an den Brunnen lehnte „Wenn wir schon als Märchen gelten, kann uns nichts mehr überraschen.“
„Da wäre ich mir nicht so sicher“, nuschelte Joon leise „Wo wollen wir überhaupt anfangen?“
„Boah…“, dachte Ju laut, bevor ihm etwas einfiel „Eigentlich hat der scheiß ja vor drei Jahren seinen Lauf genommen, als du mit die Bohnen gegeben hast!“, schuldigte Ju Joon an.
„Schieb nicht alles mich! Die Bohnen habe ich von Curly bekommen.“
„Ja ,aber du hast die mir gegeben, deswegen haben die Masken uns entführt. Dann haben uns die Bohnen da raus geholfen, nur damit Rezo mich verschleppt um mir den scheiß Kompass zu tattoowieren.“
„Hättest du nicht die Bohnen wieder gesucht hätten wir schön fein raus sein können. Also hast du uns in den Weltuntergang hinein gebracht-“
„Warte, warte, wartet!“, unterbrach ich die beiden „Ich komm jetzt schon nicht mehr hinterher. Das einzige was ich als wichtig verstanden habe sind ‚die Bohnen‘. Meint ihr etwa diese stinknormalen Hülsenfrüchte?! Was haben die euch getan, dass sie so wichtig sind?“ Ich hatte schon viele komplexe Geschichten und Konzepte gehört. Mitunter der Gründe warum ich die Verworrenheit von Träumen mag. Ich schien auch immer der einzige zu sein, dem dieses Chaos zu faszinieren schien. Aber die wenigen Infos die wir von den beiden hatten machten gerade null Sinn.
„Keine normalen Bohnen. Magische Bohnen!“, klärte Ju uns auf, während auf den Köpfen meiner Brüder und mir ein großes Fragezeichen stand. Ju kramte einen kleinen Jutesack hervor „Curly war der Erschaffer der Bohnen. Er ist vor drei Jahren bei einer Explosion verstorben und wir dachten, dass alle verloren waren. Das waren sie auch bis ich wieder welche gefunden haben mit ganz viel Recherche…Und dann hab ich erfahren, dass die Dinger eigentliches der Zukunft sind. Curly war wohl in der Besatzung des Raumschiffs A.N.U.S. 7 aus der Zukunft und ist ist durch ein Zeitloch in 2019 gelandet. Der Rest der Crew ist vorgestern angekommen.”
„Warte”, unterbrach Joon ihm „Curly ist aus der Zukunft?! Warum wusste ich nichts davon?“
„Es- Es war jetzt nicht das wichtigste Thema!“
„Können wir noch einmal zurück spulen!“, forderte Klaus, der schon so aussah als ob er Kopfschmerzen bekam vom ganzen Input „Was können diese Bohnen jetzt? Warum sind die…magisch?“
Joons leichte Wut auf Ju schien versickert und er wendete sich zu uns „Eine Bohne enthält einen Musiker in den man sich verwandelt wenn man sie nimmt. Die haben irgendwie einen total krassen Effekt und könne einen echt aus der scheiße helfen…oder halt auch reinbringen.“
Fee nahm den Sack aus Jus Hand und inspizierte die Bohnen. Super, wenn der Müll vorbei ist kann ich mir vorstellen wohin xier abhauen will.
„Okay also ihr habt diese Bohnen die eigentlich aus der Zukunft sind, verstanden. Wie seid ihr aber jetzt in das Chaos reingerutscht? Abgesehen vom Kompass natürlich.“, ergänzte ich. So weird der Gedanke von Zeitreisen immer noch für mich waren, ist da nicht mehr die Eigenheit, die mich überraschen sollte. Trotzdem war Fees Kommentar über das ´vernünftig mit der Zeit umgehenˋ immer noch im Hinterkopf.
„Vor ein paar Tagen haben wir Rezo getroffen, der mir den Kompass tattoowiert hat. Wir dachten das eine Freundin von uns, Julia, entführt wurde. Sie hat immer von der ‚dünnsten Schnur der Welt‘ geschwafelt. Die hat auch irgendwie existiert und wir haben sie bei ihm gefunden. Eigentlich dachten wir, dass er zu den Masken gehörten.“
Julia…irgendein Eindruck wollte in mir hochkommen, konnte das aber nicht zuordnen, bei dem Namen.
„Dünnste Schnur der Welt…?“, hinterfragte Fee Julien „Hat die irgendwelche Eigenschaften?“
„Julia sagt, dass die Schnur sie immer nach Hause bringt. Und wir haben sie halt irgendwie mit der Schnur gefunden. So ganz genau wissen da eigentlich auch nichts drüber.“, offenbarte Joon.
Fees Blick war sehr undeutlich bei der Antwort. Obwohl Fee ja oft kryptische Mienen hat. Aber ich könnte schwören xier schien überrascht zu sein. Dazu warf xier mir auch einen dafür sehr eindeutigen vorwurfsvollen Blick zu. Was habe ich denn jetzt bitte angestellt?! Ich habe nichts mit unsichtbaren Schnüren zu tun, also warum soll ich wieder die Schuld für etwas komplett unscheinbares haben?!
„Interessant“, war Fees einzige Antwort „Die Masken. Was wisst ihr über sie?“
„Viel als auch wenig irgendwie“, erzählte Ju ungenau „Vor drei Jahren waren sie einfach nur hinter den Bohnen her. Rezo hat von einer Prophezeiung geredet, die die Masken aufhalten soll. Da hat er mir auch das erste mal etwas über den Kompass gesagt. Er hat uns auf das Symbol verwiesen welches geleuchtet hat. Da haben wir den toten Osterhasen gefunden…mit so einem komischen Pergament in der Hand.“
„Wir wären dort länger geblieben, aber die Polizei, die eigentlich Masken waren haben uns beide abgeführt. Dann waren wir im Knast, wo Ju mich zurück gelassen hat!“
„Nur um dich zu beschützen!“, Ju holte tief Luft als er neu ansetzte „Als ich das Pergament berührt habe, habe ich gesehen wo der Osterhase den Stein versteckt hat.“
„Boah Fee wie kompliziert hast du bitte den Kompass und das Pergament gestaltet, dass sowas dabei rumkommt?“, beschwerte ich mich.
„Ausnahmsweise war das alles mal nicht allein mein Verdienst. Rezo hatte noch weiteren Einfluss auf den Kompass gehabt und wie er verschleiert wird. Und der Hase hatte die Idee mit den Erinnerungen im Pergament wenn überhaupt.“, klärte Fee mich auf. Das er den Hasen Credit gibt, aber meine Idee den Kompass Rezo zu geben komplett ignoriert.
„Sieh mal einer an, da kommt jemand mal vom Thron runter…“, murmelte ich selbstgefällig, als ein kleiner Spaß.
„Anders als du kann ich jemanden wertschätzen für das was man tut, anstatt das was man ist.“, keifte Fee zurück. Offensichtlich über meine Kommentare, die ich gerne bringe. Was hat das jetzt schon wieder mit der Situation zu tun?!
Wir beide starrten uns für mehrere Momente an. Die Luft um uns herum schien vor Anspannung zu vibrieren. Als ich dann das dunkle in Fees Augen sah musste ich leider abbrechen. Gegen Fee kann man beim Wertstarren einfach nicht gewinnen.
„Was ist denn passiert, nachdem du die Erinnerung vom Hasen gesehen hast?“, fragte ich mit so einer gefälschten Freundlichkeit, dass mir die Wangen beim Grinsen weh taten. Wie sehr ich es hasse zu verlieren.
„Ähhhh, also ich konnte mithilfe einer Bohne fliehen“, sagte Ju sichtlich überfordert mit der Situation „Joon hab ich zurückgelassen in der Hoffnung das ihm nichts passiert. Ich hab den Stein geholt und dann sind Masken aufgekreuzt. Zwar hab ich den Stein vor ihnen bekommen und bin auch geflohen, aber schlussendlich wurde ich umzingelt und in ein Gebäude gelockt. Und da wartete nur der Maskenboss auf mich, der die ganze Zeit so getan hat als wäre er ein Scheiß Gärtner! Er hat so getan als würde er mir aushelfen, aber die Masken haben es irgendwie geschafft mich durch einen Fahrstuhl auf eine fucking fliegende Insel zu verfrachten, das gleichzeitig das Hauptquartier war!“
Juliens Nervosität schwappte über in unterdrückte Wut. Er bekam keinen Anfall aber würde ich ihn diesen Maskenboss wäre es lustig den Kampf zu sehen.
„Ich bin aus dem Gefängnis raus, hab versucht Ju zu tracken, kam aber nicht auf die Insel rauf. Naja und dann hat Julia mich irgendwie gefunden und ich bin mit ihr zur Insel rauf um Ju zu befreien.“
„War das zufälligerweise ein roter Heißluftballon?“, fragte Fee ihn.
„Ähhh ja. Woher weißt du das?“, antwortete Joon verwirrt.
„Nur eine gute Vermutung.“
„Jedenfalls“, unterbrach Ju wieder den awkward moment „die Masken haben mir den Stein abgenommen und hatten irgendwie Zahnfees Zepter. Wir haben versucht sie aufzuhalten bevor sie das Ritual durchführen konnten. Es war aber zu spät. Durch so eine Scheiß Entscheidung die mir auch noch in den Rücken gefallen ist, wurde der Mann im Mond befreit. Julia und ich konnten uns gerade so noch von der abstürzenden Insel retten.“
In dieser Erzählung schienen mehrere Details zu Gehegen, als ob er irgendetwas uns nicht sagen will.
„Was ist mit dir? Wenn die Insel abgestürzt ist bevor du fliehen konntest ist dein überleben ja ein Wunder“, fragte Klaus Joon, der Ju nur unsicher ansah.
„Ich- ich bin gestorben. Wegen diesem Laser Strahl Ding bin ich verbrannt. Und danach kommt einfach nur ein Filmriss…“
„Warte einmal“, unterbrach Fee ihn „Du bist also von den Toten zurück gekehrt? Wie?“
Damit wurde die Frage gestellt, die wir alle hatten. Das der Angsthase wiederbelebt wurde konnten wir uns erklären. Es war immerhin Manu der es vollbracht hat und nur weil die Magie vom Hasen im Pergament gesteckt hat. Einen stinknormalen Menschen ohne zusätzliche Magie wiederbeleben zu können würde noch mehr Hürden mit sich bringen.
„Ich…hab einen Deal mit dem Mann im Mond gemacht…“, offenbarte Ju reuevoll.
Das pure entsetzten machte sich in mir breit.
„Was?!“, riefen Klaus, Fee und ich gleichzeitig aus.

Chapter 54: Instant heart attack

Chapter Text

Unser Masterplan 2

Zahnfee POV:
„Einen Deal mit dem Mann im Mond geht man nicht einfach so ein! Es gibt so viele Sachen, die da falsch laufen können. Was waren die Bedingungen?“, fragte ich Julien eindringlich. Ich wollte dieses Szenario nicht wahrhaben und überlegte mir tausende Möglichkeiten inwiefern ich mich hätte verhören können.
„Ich-Ich musste es tun!“, versuchte sich Julien in der Situation noch zu rechtfertigen „Er hat mir versprochen Joon wieder zurück zu holen.“
„Und warum sollte er dir helfen?“, hinterfragte Sandy aufgebracht.
„Er war der einzige der mir zugehört hat. Und ich jemand der denselben Schmerz spürte wie er. Er hat mir versprochen Joon zurück zu holen, im Austausch für sein Gesicht, um Iris zurück zu holen…“
„Das ist ja genau das, was wir verhindern wollten.“, argumentierte Klaus jetzt noch dazu.
Julien versuchte sich weiter aus der Misere zu retten „Ich habe nicht gesagt, dass ich das tuen will!“, er holte tief Luft und mied unsere Blicke „Anfangs klang es simpel und selbst dann hätte ich beides bereut. Entweder meinen besten Freund wirklich für immer zu verlieren“ er sah Joon reuevoll an „oder dem Mann im Mond zu helfen.Als Joon wieder da war und ich meinen Teil des Deals erfüllen sollte, hatte ich eine Vision. Als ich das Gesicht berührt hatte sah ich die Welt untergehen…“
„Wenn du schon vorher wusstest dass es eine scheiß Idee sein wird, warum hast du das dann gemacht?!“, fragte Joon aufgebracht.
„Ich wollte es für dich tun!“
„Nein, du hast es für dich gemacht!“, machte Klaus Julien bewusst „Deine Absicht war es mit allen Mitteln deinen besten Freund wieder zu holen, ohne auf den Preis zu achten bis es zu spät war. Oder gerade noch genug Zeit hattest das unvermeidbare hinaus zu zögern.“
Daraufhin schwieg Julien. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, als er dann seine Tasche abnahm und gegen den Brunnen steckte neben Klaus „Ich mag vielleicht ein Egoist gewesen sein, aber selbst ohne diese Visionen hätte ich gezögert es ihm auszuhändigen.“
„Wie seid ihr eigentlich an das Gesicht gekommen? Warum trägst du es bei dir?“, wollte ich herausfinden. Durch Samuel au Ader Zukunft wusste ich, dass das Gesicht weder aus meiner Zeit stammte, noch vom Platz im Hotel entnommen wurde. Aber keiner der hier anwesenden hätte jemals vermuten können, dass ich das originale Gesicht seit Jahrhunderten aufbewahre und auch an diese Informationen gekommen bin.
„Es ist aus der Zukunft.“, fing Julien an zu erzählen „Eine Raumschiff Crew ist auf die Erde abgestürzt als sie durch ein Zeitloch gefallen sind und bei der Befreiung vom Mann im Mond getroffen wurden. Sie wollten ein Parket ausstellen an den Mann im Mond. Als sie ankamen fanden sie nur einen toten Planeten vor und als wir das Paket geöffnet haben war dort das Gesicht.“
„Das klingt ein bisschen zu sehr wie aus einem science fiction film.“, lachte Klaus „Zeitreisen sind so gut wie unmöglich.“
Ich hätte dieser Aussage normalerweise zugestimmt. Mittlerweile kann ich es aber nicht mehr.
„So wie Visionen“, fügte Sandy hinzu „obwohl beides auch widerlegbar ist. Wir haben immerhin beide Konzepte schon einmal angekratzt. Alleine der Zeitblick von gestern sollte Beweis genug sein, dass es theoretisch möglich sein kann.“
Meine Gedanken rasten als ich versuchte alle Seiten der Geschichte miteinander zu verbinden „Theorie hin oder her, gerade werden wir Zeugen von Tatsachen. Uns damit zu befassen was logisch ist bringt uns nicht weiter, wenn wir anderweitig Beweise haben. Was sind die weiteren Fakten? Was macht die Raumschiffcrew im Moment?“
Julien strich sich durchs Gesicht, als er versuchte seine Gedanken zu ordnen „Also der Captain und ein Leutnant sind wieder zurück gekehrt, aber dort gab es eine Meuterei. Keine Ahnung wie die Lage bei ihnen im Moment aussieht. So ein Außerirdischer hat uns gestern auch begleichet, als Julia und ich Kupfer für die Reparatur des Raumschiffes holen sollten. Als wir dann bei dem Schrottplatz von Julias Dad waren tauchte der Mann im Mond auf und dann ist das mit dem Deal passiert.“
„Als ich dann am Leben war sind wir abgehauen und ich bin nicht auf die Situation klar gekommen. Wir beide sind mit dem Alien müde er irgendwie zu einem Kokon geworden ist weiter gegangen um das Zepter der Zahnfee zurück zu geben, sind dem bösen Osterhasen zwei mal begegnetet, waren auf einem Scheiß Floß gefangen und haben es irgendwie Danna ich geschafft zur Zahnfee zu kommen.“, erzählte Joon im Schnelldurchlauf zusätzlich und musste erst einmal tief einatmen, da er keine Luft mehr bekam.
„Da war unser Tag gestern ja nur halb so ereignisreich“, kommentierte Sandy „Dachte es wäre schlimmer.“
„Schlimmer?!“, sagten Julien und Joon beide entsetzt.
Klaus mischte sich ein „Das ist jetzt auch etwas übertrieben. Ihr habt ein paar beschissene Tage hinter euch.“
„Kann man wohl laut sagen“, nuschelte Julien.
Ich ergriff das Wort „Jetzt haben wir wenigstens einen besseren Überblick von der Situation. Wenn das mit der Raumschiffcrew klappen könnte und wir sie auf unsere Seite bringen, kann uns das einen großen Vorteil verschaffen.“
„Oder einen Riesen Nachteil wenn Captain Jerky sein Schiff nicht zurück bekommt.“, machte Julien uns noch aufmerksam.
Wir verfielen in ein nachdenkliches schweigen. Die neue Situation mit der wir konfrontiert werden kann sowohl positiv als auch extrem negativ ausgehen. Ein leichtes knistern in meinen Ohren nahm ich wahr, als keiner mehr aufsprach. Um uns herum flackerten immer noch die roten Lichter der Anomalien, die aber ein bisschen nachgelassen haben. Anscheinend ruft die Präsenz meines Zukunfts-Bruders mehr hervor. Durch seine Abwesenheit schienen sie aber nicht zu verschwinden.
„Besteht irgendeine Möglichkeit den Captain zu kontaktieren?“, fragte Sandy nach.
„Theoretisch könnte ich ihn anrufen, aber wir haben kein Netz hier und ich weiß auch nicht ob er selbst welches hätte…oder überhaupt bräuchte. Keine Ahnung wie deren Technologie funktioniert.“, gestand Julien.
„Dann sollten wir besser uns bewegen. Mein Hotel wäre der sicherste Standort, um uns neu zu ordnen und bereit zu machen.“ in meinem Kopf fügte ich mich hinzu, dass Zukunfts- Samuel ebenfalls dort warten könnte, was uns auch einen Vorteil verschaffen könnte.
„Bevor du fragst, Klaus“, warnte Sandy unseren Bruder „Nein, ich kann uns nicht einfach so dahin teleportieren und Fee hat keine Tür hier um es selbst du machen.“
Klaus sah ihn beleidigt an „Hör auf so Kommentare zu machen, als ob ich mich gar nicht bewegen möchte…wie lange müssten wir gehen?“
„Schwer einzuschätzen“, gab ich zu während ich zu Juliens Tasche ging „Je eher wir losgehen, desto schneller werden wir da sein.“
Als ich mich runter lehnte um die Tasche hochzuheben setzte mein Herz für einen Schlag aus. Ein helles leuchten kam aus der Tasche und ich sah wie das Sonnenlicht das Auge von dem Gesicht traf. In meinem Kopf klickte es sofort und ich machte die Tasche so schnell wie möglich zu.
„Er hat uns gehört…“, flüsterte ich, aus Angst, dass Manu uns immer noch belauscht.
Sandy trat an meine Seite „Wie bitte?“
„Das Gesicht war nicht im Dunkeln“, erklärte ich als ich die Tasche mit zittriger Hand aufhob. Erwartungsvoll sah ich in die Runde und konnte auch auf Juliens Gesicht den Schock ablesen.„Er hat alles gehört. Wir müssen uns mehr beeilen denn je, bevor er vor uns am Hotel ist.“

Chapter 55: Wie erbärmlich

Chapter Text

Mann im Mond POV:

Es war schon lächerlich, bis Fee mein spähen bemerkt hat aus der Tasche. Eigentlich hätte ich erwartet, dass er mein Gesicht stetig unter Beobachtung hätte haben wollen. Aber dieser Moment der Unachtsamkeit konnte ich für meinen Vorteil, ausnutzen.

Ich kannte zwar schon den Großteil von Juliens Aussagen, aber diese vermeintliche ‚Raumschiffcrewˋ war mir neu. Vielleicht kann mir aber dieser eine Faktor genau in die Karten spielen. Sollten sie ihre Hoffnungen auf die Unterstützung dieser Gruppe setzten, würde das Gegenteil davon ihnen wahrlich ihre Glückssträhne unterbrechen.

Zwar kannte ich nicht die Absichten von wer auch immer das Raumschiff jetzt unter Kontrolle hat, aber ich wollte mit dem altbekannten Prinzip ‚Der Feind meines Feindes ist mein Freundˋ an die Sache vorerst rangehen. Jede Möglichkeit die. Schachfiguren meiner Brüder in die Ecke zu drängen muss ausgenutzt werden.

Es war auch nicht wirklich schwer für mich das riesige futuristische Metallkonstrukt ausfindig zu machen. Während ich es verabscheute, welche Zerstörung es dem Wald antut, habe ich mich trotzdem überwunden es nicht als mein nächstes Zeil zu wählen. Solange mir sie nützlich sein können, waren das Raumschiff, samt Besatzung, nur noch zusätzlich Spielfiguren, die ich zu meinen Gunsten einsetzen kann.

Es war noch nicht einmal schwer deren Aufmerksamkeit zu bekommen. Es dauert aber einige Minuten der Diskussion, um den jetzigen Kapitän außerhalb seines Schiffes zu sprechen. Weil ich werde bestimmt keinen Fuß in diese naturzerstörende Metallbüchse setzten werde.

Der kleinwüchsige Kapitän kam in Begleitung von zwei Wachleuten auf mich zu. Beide hielten Waffen in den Armen und flankieren beide Seiten.

„So, so. Was führt dich zu mich, außer um Vergebung zu betteln?", fragte mich der Kapitän hochnäsig.

„Ich bin nicht hier, um mich dir zu untergeben.", erklärte ich kühl.

„Oh! Frechheit! Weißt du nicht wer ich bin?! Ich bin König Snaggles, zukünftiger Herrscher dieses Planeten!", deklarierte er heroisch. Obwohl es bei seiner kleinen Statur lächerlich aussah, wie ein Kind was seinen Willen nicht bekam.

„Dann solltest du meinem Angebot besser zuhören. Wir haben gemeinsame Feinde. Würden wir zusammenarbeiten, können wir beide unsere Ziele erreichen."

„Und was hast du dafür anzubieten?", fragte Snaggles.

„Ich kann dir dabei verhelfen, die Wächter aus dem Weg zu räumen. Sie sind die größte Hürde, die du bei deinem Plan überwinden musst."

„Und was springt für dich dabei raus?"

Ich musste grinsten „Ich hätte meine Brüder aus dem Weg geräumt, um auch meine Pläne umsetzten zu können. Dabei brauche ich aber die Garantie, dass ich, zusammen mit jemand anderen, außerhalb deiner Zielgruppe liegen."

„Also schlägst du vor, dass wir zusammen gegen diese Wächter kämpfen. Im Austausch für deine Sicherheit im Nachhinein. Und es sind keine weiteren Bedingungen gefordert?", fasste er zusammen.

Ich musste mir das Lachen verkneifen, bei seiner Naivität. Ich bezweifelte sehr, dass er das Ausmaß von meiner Macht begriff „Von meiner Seite aus nicht. Alles weitere kann ich selber erreichen."

Nichts davon war in irgendeiner Form erlogen, nur die unwichtigen Deatis ausgeschlossen. Während ich zwar mehr Macht hatte als eine meine lebenden Brüder zusammen, und dazu noch den Hasen unter meiner Kontrolle habe, darf ich keine Risiken aufnehmen.

Der Sieg über meine Brüder bedeutete keine Gegner in meinem Vorhaben zu haben. Wenn ich's dazu noch mein Gesicht wieder in meinen Besitz habe, wird mir keiner mehr in meiner Macht gleich stehen. Selbst eine Armada aus Raumfahrpiloten.

„Nun gut, kannst du den garantieren, dass bei einem Sieg über deine Brüdern, mir die Erde völlig zu Füßen liegen würde oder eine Chance der Verteidigung?", hinterfragte Snaggles.

„Ich kann dir versichern, dass seit Jahrhunderten keine stärkere Macht als sie auf der Erde war, bis zum gestrigen Tag. Sie haben die größten Mächte, die die Erde in den letzten Jahrhunderten geschützt haben. Ein Sieg über sie und die Erde ist schutzlos ausgeliefert."

Snaggles kicherte böse und sah mich mit einem bösen Funkeln in den Augen an „Wenn das so ist gehe ich gerne auf das Angebot ein. Führen mich zu diesen Wächtern und ich garantiere für dein Sicherheit, als auch die einer anderen gewählten Person.", er streckte seine Hand in meine Richtung aus.

Ich ergriff sie und besiegelte den Deal. Seine Dummheit war lachhaft. Er hat keine Ahnung mit welcher Macht er sich verbunden hat.

„Nun?", befehligte er mir die Koordinaten zu nennen.

Solange ich ihn brauchte werde ich das Spiel mitmachen. Sobald meine Brüder als Gegner verschwinden, sind auch meine Figuren wieder austauschbar.

Snaggles garantierte zwar für meine Sicherheit. Ich habe aber nie behauptet für seine zu sorgen...

Chapter 56: Jetzt genieß die Show

Chapter Text

Julia POV:

Man! Da war ich so kurz davor Rose meine Liebe zu beweisen und dann ging alles schief!

Am Anfang ging alles nach Plan, also Jerky's Plan C. Ich bin aus dem Raumschiff gesprungen, Knuffmuff hat mich gefangen und ich konnte da mit ihm fliegen! Das war so cool!

Zum Glück war er endlich aus der Pubertät raus. Jetzt kann ich immer mit ihm fliegen! Es war so toll durch die Luft zu sausen. Als wir dann auch noch mit meiner dünnsten Schnur der Welt das Raumschiff zu Fall brachten, hatte ich auch meine Aufgabe erfolgreich erfüllt. Nichts hätte uns aufhalten können!

Und es ist auch alles nach Plan gelaufen...zumindest der Großteil. Jerky hat uns bereits gewarnt, dass Snaggles neue Wachen auf dem Schiff hat. (Rose hat aber gesagt, dass sie schon immer Wachen hatte, dies also keine Neuerung sei.) Er und seine Armee von Amishe sollten sich um sie kümmern.

Und er hatte ja auch recht. Ich habe von oben beobachtet, wie sie aufs Raumschiff zustürmten, bereit, um es zu übernehmen. Es kamen aber auch Wachen...sehr viele bewaffnete Wachen.

„Scheiße, was sind das denn jetzt für Teile?!", hörte ich Jerky von unten schreien, als er die Waffen sah.

Zwar rannten sie alle noch auf das Raumschiff zu, sobald aber der erste Schuss kam, blieben ein paar stehen. Je mehr Schüsse ich erkennen konnte, desto mehr Amishe blieben stehen.

Diese weiße-Roboter-Lady, die übrigens auch sehr hübsch aussah, aber nicht wie Miami Rose (!), schien Jerky noch irgendwas zu sagen. Er überlegte auch noch irgendetwas bevor er uns groß gestikulierend erklärte uns zurück zu ziehen.

Wir waren deutlich in der Unterzahl, unbewaffnet und dazu waren alle Ein- und Ausgänge vom Schiff unerreichbar, weil die alle oberhalb des Schiffes waren. Wie unpraktisch. Keiner konnte da heile rein kommen!

...oder raus.

„Wir müssen Miami Rose helfen!", machte ich Jerky klar, als Knuffmuff und ich landeten.

„Die Chance das jemand lebendig aus dem Schiff kommt beträgt 2,35%.", kalkulierte dieser weiße Roboter -Roboterin (???).

„Wenn es jemand schaffen kann, dann ist es Rose! Sie kann das!", verteidigte ich sie.

„Ey, so gerne ich da jetzt auch rein möchte geht das nicht.", erklärte mir noch Jerky, der die Amishe noch in Sicherheit winkte „Ein guter Captain sorgt für die Sicherheit seiner Crew. Die Situation ist doch eeeetwas anders als erwartet. Vielleicht finde wir irgendwo noch mehr Krieger für diese Schlacht."

Er wurde unterbrochen als ein Laserstrahl in unsere Richtung kam. Die Wachen näherten sich immer mehr. Wir waren die letztens auf freien Feld. Knuffmuff und ein paar Amishe standen noch am Waldrand.

„Komm D.1.C.K. und ähhhh komisches Mädchen. Den Rest klären wir auf den Weg.", befahl er und rannte weg. Ich blickte mich einmal schnell auf das Raumschiff zurück, mit dem Gedanken, dass Rose da drinnen, irgendwo alleine, war.

Bevor ich mich dazu entscheiden konnte zurück zu gehen griff mich der Roboter am Arm und zog mich weg zu den anderen.

„Nein, ich möchte Miami Rose helfen!", versuchte ich sie zu überreden, als ich mich von ihrem eisernen Gruff lösen wollte.

„Dich zurück zu lassen würde deinen Tod bedeuten. Jedes Menschenleben ist wichtig, daher kann ich es nicht zulassen. Leutnant Rose hat von allen Besatzungsmitgliedern die als Feinde in dieses Schiff eingedrungen werde die höchste Überlebenschance.", erklärte sie mir, immer noch in einer monotonen Stimme, als wir in den Wald hinein liefen und außerhalb des Blickfeldes vom Raumschiff waren.

Wir gingen immer tiefer in den Wald hinein, während Jerky halb mit sich selbst redete „Shit, nach dem ersten Fehlversuch das Schiff zurück in meinen Besitz zu bekommen, muss ich jetzt zu anderen Maßnahmen greifen. Ihr, meine titanischen Krieger, habt euch dennoch den Feind mutig entgegengestellten eure Tapferkeit bewiesen."

„Und was jetzt?", funkte ich dazwischen, als ich endlich aus dem Griff frei war „Willst du das Raumschiff einfach so zurücklassen?"

„Ja-ne, dass kann ich nicht tun. Ich werde wiederkehren und mir das Schiff aus den Klauen der Rattenfresse Snaggles befreien!", deklarierte er heroisch.

„Wir brauchen das Schiff aber jetzt!", erklärte ich „Was ist mit den anderen? Ich habe euch das Kupfer jetzt gebracht, wir aber das Raumschiff fertig kriegen im das Mann im Mond Gesicht weg zu bekommen."

„Ah ja die gibt es auch noch.", bemerkte Jerky genervt „D.1.C.K bitte starte eine Nachrichtenübermittlung mit ...."

Ich hörte ihn am Ende gar nicht mehr zu, als mein Handy anfing zu klingen. Ich strahlte über beide Wangen, als ich den Anruf annahm und auf Lautsprcher stellte. „Julien!"

„Ah ja stimmt so hieß der Typ. Nachrichtenübermittlung mit Julien. Muss irgendwo auf meinem Holoarmband sein."

„Nein, Captain, Julien!", Ich zeigte auf mein Handy.

„Julia! Hey! Du hast Jerky gefunden?", fragte Ju über den Lautsprecher.

„Mhmmm ich war sogar schon auf dem Raumschiff! Aber musste wieder gehen und Jerky konnte sich das Raumschiff nicht zurück holen."

„Wir waren deutlich in der Minderheit!",verteidigte sich genannter.

„Wir versuchen jetzt einen neuen Plan zu machen." erklärte ich, als Jerky deutlich auf sich zeigte und ‚ich!'  mit dem Mund formte „Wie läuft es bei euch?", wechselte ich das Thema.

„Also wir haben alle Wächter gefunden, minus Osterhase. Den versuchen wir so gut es geht erstmal zu vermeiden. Der Mann im Mond hat ihn unter seiner Kontrolle."

„Oh nein, Joons Teenage Crush...", schmollte ich.

„Ja, es wird aber nicht besser. Der Mann im Mond und belauscht, als wir den Wächtern vom Raumschiff erzählt haben. Er kann jetzt alles mit diesen Informationen machen. Bringt euch bitte in Sicherheit!"

„Nein! Ich lass euch nicht im Stich. Und der Rest der Crew auch nicht! Stimmst Jerky?", verkündete ich und wendete mich dem tollpatschigen Captain zu, der irgendwas mit seiner Uhr macht.

„Uhhhh", er sah verwirrt zu mir „Ja wir sind total dabei...wobei nochmal?"

„Hörst du Ju! Sag uns einfach wo wir hinkommen sollen und wir helfen euch."

Aus dem Hintergrund des Telefons konnte ich eine raue Stimme hören „Wir können nicht noch mehr Personen gefährden."

„Fee, so gerne ich dir zustimmen würde, brauche wir die zusätzliche Unterstützung womöglich. Wir haben keine Ahnung was er vorhat.", argumentierte eine zweite Stimme. Warte die habe ich doch schonmal gehört...

„Woah! Sa- Sandmann?!", rief Ju erschrocken und ich hörte Blätter unter seinen Füßen rascheln hören, als ob er gerade stolperte.

„Kommt zum Hotel zum Zahn!", sagte, vermutlich, der Sandmann „Du bist doch die Freundin mit der magischen Schnur? Das wird einfach zu finden sein."

„Bitte, komm runter von mir.", sagte Ju beleidigt über das Telefon. „Julia, bitte pass auf dich auf."

„Ach keine Sorge, wir schaffen das schon. Stimmst?!", ich wendete mich zu den anderen, die mich erwartungsvoll ansahen und jetzt jubelten.

Jerky und Disk (? Scheiße wie hieß sie noch einmal??) drehten sich verwirrt zu mir um.

„Ähhh was soll der Aufstand?", fragte Jerky perplex.

Ich suchte meine dünnste Schnur der Welt und zog sie straff. Sie führte leicht nach rechts, Minuten durch den Wald.

Entschlossen drehte ich mich zu ihm „Wir gehen zum Hotel der Zahnfee!"

Chapter 57: Kommen wir zusammen

Chapter Text

Sandmann POV:

Fee führte uns Schnurstracks zum Hotel. Auf dem Weg haben wir noch die Freundin von Ju und Joon angerufen, zu ihrer Beruhigung. Julia hieß sie! Hah, jetzt erinnere ich mich an den Namen. Das sie an diesem Raumschiff war und wir fast am Hotel schien auszureichen, dass sie wieder telefonieren konnten.

Das Schild um das Hotel war wie immer wie ein violettes Flackern zu sehen. Während wir einfach das Grundstück betraten blieb, blieb Joon aber vor der Barriere stehen.

„Was machst du da?", fragte ich verwirrt. Fees Schutzschild geht gegen Feinde, nicht jede x-beliebige Person.

„Hier ist doch was. Ich kann da nicht durch gehen und ich hab kein Bock mehr, gegen eine unsichtbare Wand zu laufen.", erklärte Joon uns, während Fee ihn zunächst verwirrt, dann aber entschieden ansah.

„Weil Manu dich wiederbelebt hat. Seine Magie ist der Grund deiner bloßen Existenz.", erklärte Fee, als xier Joon mit einem Ruck durch das Schutzschild zog. Durch den Schwung fiel dieser auf die Fresse. Es benötigt meine komplette Selbstkontrolle nicht mehr als ein Schmunzeln hervorzubringen. Fee würde sich sonst wieder beschweren, dass ich wie ein Arsch rüber komme.

„Kommt mit rein, wir haben wahrscheinlich nicht mehr viel Zeit.", befahl Fee und ging schnell zum Hotel. Hastig folgten wir xier in die Lobby rein.

„Woah, hier sieht es ja aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen.", murmelte Klaus beim Anblick des verwüsteten Inneren.

Fee sah nur verachtet auf das Chaos vor sich, ignorierte aber Klaus' Kommentar.

„Okay, wie ist der Plan jetzt? Abwarten und Tee trinken?", fragte ich fordernd. Irgendwer muss ja die Stimmung heben.

„Manu kann von jeder Richtung aus kommen. Solange er aber das Gesicht nicht bekommt, wird er es wohl kaum durch den Schild schaffen. Dasselbe gilt für den Hasen. Wenn sie aber mit der Klinge stark genug sind, hier durch zu kommen, ohne dass wir es bemerken, sind wir ihnen fast schutzlos ausgeliefert.", fasste Fee unsere Lage zusammen.

„Warte- wir können doch wissen, aus welcher Richtung ,zumindest der Osterhase, kommt.", schlug Joon vor, als er Ju das Shirt vom Rücken zog „Ey!", beschwerte sich dieser.

„Na das hat jetzt eine Wendung genommen", lachte ich amüsant in mich rein.

„Scheiße der Kompass funktioniert immer noch nicht!", beschwerte sich Joon dann und ließ Jus Shirt los.

„Bitte warne mich beim nächsten mal...",hörte ich Ju vor sich hin murmeln.

„Dann müssen wir Ausschau halten.", beschloss Fee „Je mehr wir sind, desto besser. Wir können nur hoffen, dass die Unterstützung früh genug kommt..."

„Knuffmuff Flieger! Go!!!", hörte ich eine hohe Stimme von draußen rufen. Im nächsten Moment zerbrach das Fenster rechts neben mir in tausend Scherben.

Zwei Personen purzelten aus dem nun zerbrochenen Fenster heraus. Eine von ihnen, eine blonde junge Frau, stand stolz auf und drehte sich zur der anderen...Person? War das ein Jizzfleck in seinem Gesicht?

„Toll gemacht, Knuffmuff!", rief sie erfreut aus und drehte sich zu Ju und Joon „Oh! Hey Joon!..und Ju!"

„Meine Fenster!", beschwerte sich Fee, als xier nun im Sonnenlicht stand. Doch xier schien von allen anderen überhört worden zu sein.

„Julia!", riefen die beiden Männer erfreut.

„Warte- wo ist Captain Jerky?", fragte Ju daraufhin verwirrt. Auf einmal wurde die große Eingangstür aufgebrochen. Hinein stolperte irgendein Typ mit Strohhut und einer Wunde an der Schläfe.

„Hah! Hab gesagt, dass ich sie auf bekomme!", deklarierte dieser.

„Gewalt war dieses Mal nicht notwendig, um einzudringen :(", sagte irgendeine komische Frau, die wie ein Roboter hinter ihm her ging. Ein sehr gut aussehender Roboter.

„Meine Tür!", regte sich Fee wieder auf „Kann denn niemand normal hier rein kommen?!"

Daraufhin stürmte eine Horde von Leuten rein. Alle bewaffnet, entweder mit technischen Geräten oder Mistgabeln...selbst für mich war das komplette get together etwas zu chaotisch.

„Woah! Das ist der Captain vom Raumschiff?", fragte Joon überrascht „Irgendwie habe ich mir ihn anders vorgestellt...", murmelte er dann neben mir.

„Und nicht allein.", ergänzte Ju ihn, als ob er die letzte Aussage nicht gehört hat „Wer ist das denn alles?"

„Meine tapferen Krieger, die mir helfen werden, mein Raumschiff zurückzuerobern.", sagte der Captain heroisch „Und natürlich D-1.C.K..", ergänzte er schnell.

„Da haben wir unsere Unterstützung, Fee.", sagte Klaus und sah zufrieden auf die Menge vor ihm.

„Tatsächlich...", murmelte Fee und versank für ein paar Sekunden in Gedanken, als alle um uns herum anfingen durcheinander zu reden. Etwas von der Menge überfordert stellte ich mich zwischen Fee und Julia, um von den Amishen weg zu kommen.

„Denkst du Manu wird so eine Gruppe erwarten?", fragte ich Fee und sah über die bunte Mischung vor uns.

„Das bezweifle ich. Wir haben uns damit hoffentlich einen guten Vorteil erkauft.", gestand Fee.

„Der Mann im Mond?", fragte Julia neben mehr „Ja der mag Überraschungen nicht so gerne. Er wurde ganz sauer, als ich ihn mit Knuffmuff abgeschossen habe."

Fee und ich sahen uns an, überrascht, dass dieses unscheinbare Mädchen doch nicht ganz so unschuldig ist. Ausgenommen die Sache mit Fees Fenster.

„Du bist Julia, richtig? Die Freundin mit der magischen Schnur?", fragte ich das Offensichtliche. Und ich schwöre, dass ich ihr Gesicht irgendwo her kenne, mir lag es förmlich auf der Zunge...

„Mhm, meine dünnste Schnur der Welt! Mit ihr haben wir hierher gefunden!", nickte sie ganz aufgeregt.

„Woher hast du sie?", fragte Fee und beäugte Julia ganz genau. Xies Blick konnte ich aber schwer deuten.

„Weiß ich nicht mehr genau. Irgend so ein Mann hat mich wo mithin genommen und ich hab sie dort geklaut, glaub ich. Aber ich habe keinen Ärger bekommen, also passt das schon.", winkte sie ganz nebensächlich ab.

Ein Mann hat sie irgendwohin gebracht...magische Schnur...die blonden Haare...Julia. Natürlich! Julia! Sie war das Mädchen aus dem Wald!

...Heilige Scheiße

„Fuck!", formte ich stumm mit meinen Lippen und sah Fee an. Xies blickte mich ebenfalls wissend an. Wohl eher vorwurfsvoll. Immerhin hat xier mich immer beschuldigt die Zahnseide geklaut zu haben.

„Das hat ja ganz blendend geklappt, sich von ihr fernzuhalten.", zischte Fee mich leise an. Über den Lärm um uns herum konnte ich xier selber kaum verstehen.

„Schieb das nicht auf mich! Das Schicksal ist, wenn überhaupt, Schuld...", gab ich zurück.

„Ah! Wabou, was machst du da! Lass die Fledermäuse in Ruhe!", kreischte Julia neben mir und rannte weg zu diesem komischen Alien.
Versucht er gerade die Fledermäuse zu essen?

Um uns herum tobte immer noch ein Stimmengewirr und irgendwo hörte ich eine Vase zerbrechen.

„Okay, das reicht jetzt.", knurrte Fee neben mir und ging in die Mitte des Raumes. „Ruhe!", rief xier, doch keiner schien xier zu hören. Fee schnaubte genervt.

Xier hob den Stab und sammelte kurz xies Magie, bevor der Stab mit einer Druckwelle und einem Knall wieder auf den Boden kam. Für ein paar Sekunden wurde jeder in seiner Bewegung eingefroren. Bei der plötzlichen Stille hätte man eine Nadel fallen hören können.

„Ich habe um eure Aufmerksamkeit gebeten.", knurrte Fee in einem tödlichen Ton. „Das hier ist mein Hotel und hier gelten meine Hausregeln. Deswegen verlange ich jetzt eure volle Aufmerksamkeit. Verstanden?"

Fee sah sich in der Gruppe um. Keiner konnte auch nur einen Finger rühren, aber nach ein paar Sekunden ließ Fee den Zauber los und jeder konnte sich wieder bewegen.

Jeder atmete vor Erleichterung erstmal aus, aber keiner wagte es sofort ein Wort zu sagen.

„Der Mann im Mond kann jede Sekunde hier sein.", sprach Ju als Erster auf „Was können wir gegen ihn ausrichten?"

„Ich bitte dich", lachte der Captain auf „Meine Crew und ich standen schon gefährlicheren Schurken gegenüber als irgendein Mann auf dem Mond."

„Wir dürfen ihn nicht unterschätzen.", ging Klaus dazwischen „Er ist nicht nur mächtig sondern auch gerissen. Er wird jede Schwäche von uns, die er kennt, ausnutzen, solange es seinen Sieg verspricht."

„Auch wenn es gegen jede Moral spricht, würde er alles tun.", fügte ich hinzu.

„Genau, wir müssen auf alles gefasst sein und jeden Schritt vorausplanen.", stimmte Fee Klaus und mir zu.

„Da machen ma besser mal nen Plan.", forderte einer der Amishe.

Fee erhob das Wort erneut „Ich hätte da schon ein paar Ideen."

Chapter 58: Ich wünsch mir Frieden

Chapter Text

Klaus POV:
Wenn ich nicht schon vorher dachte, dass Fee ein Controlfreak ist, dann spätestens jetzt. Abgesehen davon, dass xier von all den Leuten im Hotel genervt war, stresste xier sich selber damit, alle herum zu kommandieren.

Fee orderte die Leute, bestimmte wer, wann, wo wache halten soll und wie mögliche Angriffe ablaufen können. Mit war schon immer bewusst, dass Fee alles geplant und ordentlich haben wollte, aber noch nie in so einem Ausmaß.

Ich versuchte selber zu helfen, konnte aber wirklich nicht viel machen. Mein Herz zog sich auch beim Gedanken daran zusammen, dass wir Manu wieder gegenüber stehen werden. Auch wenn unsere Chancen gut standen, hatte ich Angst.

Immerhin steht jetzt alles auf dem Spiel.

Wer weiß, ob ich ,oder die anderen, diesen Tag überstehen werden. Theoretisch stand es schon seit Jahrhunderten fest, dass dieser Tag irgendwie kommen wird. Irgendwie habe ich aber immer gehofft, dass er nie stattfinden muss.

Ohne Beschäftigung irrte ich durch die vielen Gänge des Hotels herum. Ich war irgendwann wieder im Erdgeschoss, an der Fassade Richtung Wald, wo eigentlich ein Garten wäre. Durch eins der riesigen Fenster konnte ich Fee alleine draußen rumstehen sehen. Anscheinend gerade eine Pause am machen.

Xier war alleine und jeder Moment kann der letzte sein, wo wir in Ruhe zusammen sein konnten...es wurde Zeit, realisierte ich. Zeit das zu erledigen, was ich schon lange hätte tun müssen.

Ich atmete durch und stieß die nächste Tür nach draußen auf. Dort standen nur wir alleine. Hinter uns die dicken Mauern des Hotels und vor uns der tiefe Wald.

Fee drehte sich zu mir um, als xier mich hörte. Genervt und etwas erschöpft blickte xier mich an.

„Was willst du, Klaus? Es gibt sicherlich bessere Beschäftigungen, als mir hier aufzulauern."

Fees Verachtung war etwas, an das ich mich mittlerweile gewöhnt habe. Dennoch traf es immer wieder wie ein Stich in mein Herz, die abweisenden Worte zu hören.

„Fee, ich-... Ich wollte mit dir reden."

„Hättest du auch jeder Zeit machen können-"

„Alleine.", unterbrach ich Fee. Es war schon Jahrzehnte her, seitdem wir zuletzt komplett alleine waren. Ehrlich gesagt würde ich auf gerne meine Beine in die Hand nehmen und abhauen. Ich wollte diese Situation einfach vermeiden, doch gerade jetzt musste ich es durchziehen.

„Fee, es...dieser Groll zwischen uns beiden. Ich wollte ihn nie. Ich wollte nie, dass irgendetwas zwischen uns kommt. Früher...und vor allem heute.", Ich sah Fee erwartungsvoll an, bekam aber nur einen analytischen Blick zurück.

Als ich weiter redet ging ich ein paar Schritte mehr auf Fee zu. „Ich...Ich war ein Arsch. Ein ignoranter Idiot. Ich hätte besser zuhören sollen. Ich hätte besser auf dich hören sollen. Ich hätte eine bessere Stütze sein sollen. Einfach mal ein Bruder sein... und nicht das was uns in den Kopf geschlagen wurde. Du hast mir vertraut und ich hab das mit einem Satz- Gott, einem Hieb zur Nichte gemacht. Der größte Fehler, den ich je gemacht habe."

Fee sah mich weiterhin mit einem so nichts sagenden Blick an, dass ich mich nicht einmal sagen konnte, ob xier mir wirklich zuhört.

Ich lehnte mich vor, auf die Mauer, und mied xies Blick. „Es tut mir Leid.", gestand ich mit größter Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Die Worte, die mir seit Ewigkeiten im Hals stecken geblieben sind, wurden gesagt.

Eine Sekunden...zwei...drei...

„Du musst mir nicht verzeihen, dass erwarte ich auch nicht.", führte ich fort, als Fee nichts sagte. „Es war mir nur wichtig dir es endlich zu sagen... Ich habe große Scheiße gebaut und hab nicht über die Konsequenzen nachgedacht. Ich kann nicht mehr die Worte rückgängig machen, oder meine Taten, aber ich bereue sie."

„Du kannst sie nicht rückgängig machen und ich werde sie so auch nie vergessen.", erklärte Fee mir in einer rauen Stimme. Xier stellte sich neben mich. „Aber auch nicht, dass du endlich mal von deinem Stolz runter kommst."

Fee sah mich nicht an, sondern sah nur in den Wald vor uns. Ein riesiger Stein fiel mir vom Herzen, keine negative oder abwertende Reaktion zu bekommen.

Uns umgab eine, nicht allzu unangenehme, Stille.
Ich drehte mich langsam zu Fee.

„Können wir dann wieder Brüder sein?", ich streckte einladend die Hand aus „Ich möchte nicht mehr abgeschottet werden und ich vermisse echt meinen sturköpfigen, besserwisserischen, kleinen Bruder. Das kann ich doch noch sagen, oder? Blicke nicht ganz dahinter."

Fee zeiget die Spur eines kleinen Schmunzelns bei meinen Worten und dreht sich ebenfalls zu mir um.

„Irgendwie werden wir das schon hinbekommen.", sprach Fee mir ruhig zu.

Hinter uns klopfte einer der Amishe hektisch an der Tür. Als sie ins Hotel eingelaufen waren musste an die vorherige Begebung denken. Hat sich wohl heraus gestellt, dass der Captain Jeffrey (?) irgendein Triebwerk und sich selbst vom Hof schmuggeln wollte, indem sie durch Hologramme etwas machten. Kein Plan wie dieses Sci-Fi Zeug funktioniert. Erst später konnte er wohl einen Kompromiss finden, um zusammen das Raumschiff zurück zu erobern.

Wild zeigte der Amishe hinter sich und deutete uns zu kommen.

„Erst müssen wir uns wohl um andere Familiendramen kümmern...", folgerte Fee ernst und ging Richtung Tür. Zeitgleich beschwor xier den Stab, den xies an die Mauer gelehnt hat.

„Ich seh schon das Chaos vom letzten Familientreffen. Ich wünsche um keine Wiederholung...", sagte ich genervt, als ich Fee folgte.

Wenigstens war ein Familienstreit heute schon einmal vorbei. Kann man doch hoffe, dass eine Serie davon mal anfängt.

Chapter 59: Die globale Schlacht

Chapter Text

Osterhase POV:

Als ich mit schwammigen Gedanken wach wurde, habe ich erstmal die grundlegende Situation nicht realisiert. Viel mehr habe ich ein paar Sekunden gebraucht, um mich wieder daran zu erinnern, dass ich ja eigentlich tot war und jetzt von Manu kontrolliert wurde.

Diese Realisation kam für meine Verhältnisse recht schnell. Ich glaub, was meinem Gehirn schnell auf die Sprünge half, war meine Sicht.

Erst einmal, natürlich, die gähnende, endlose Schwärze. Als ich dann was wirklich sehen wollte, sah ich wieder alles verschwommen. Aber ich bewegte mich. Ich ging durch den Wald, während ich eigentlich schlief. Und ich war kein Schlafwandler! Diesen Gefallen habe ich Sandmann nie getan.

Mehr Infos brauchte mein Hirn nicht, um endlich die Situation zu erfassen. Manchmal wünschte ich mir echt, dass mein Leben einfach nur ein schlechter Traum von Samuel ist.

Diesmal schien ich aber nicht alleine durch den Wald zu wandern, hinter mir hörte ich etwas schweres auf den Boden aufkommen. Würde ich meinen Körper mal spüren, hätte ich es sicherlich auch im Boden gemerkt.

Das größte Fragezeichen war bloß, was da hinter mir war?

Soweit ich aber vermuten konnte, möchte ich für Protokoll sagen, ist, dass es was schlechtes für meine Brüder bedeutete und ich es lieber nicht wissen will.

Das einzige, was ich wusste, war, dass Manu in meiner Nähe war. In dieser Schattengestalt, welche ja von Manu so semi-kontrolliert wird, konnte ich irgendwie seine Präsenz spüren.

Ich schien aber weit vor ihm zu gehen. In meinem Sichtfeld konnte ich ihn nämlich nicht erkennen. Sofern ich es mit meiner verschwommenen Sicht erkennen konnte. Ein blaues Leuchten würde ja schon auffallen.

Apropos Leuchten. Ich hatte wieder die Mondklinge in meiner Hand, erneut gehüllt von einem roten Leuchten. Schien so, als ob der schwarze Traumsand nicht permanent wirkt.

Samuel...meine letzten Erinnerungen kamen wieder zum Vorschein und mein Magen wollte sich bei dem Gedanken umdrehen. Ich habe fast Klaus getötet. Und dann kam Samuel und wollte mich...

Ich schüttelte diese Gedanken ab. Gerade hatte ich anderes zu tun. Sie waren irgendwo immer noch meine Brüder und beide sind noch am Leben. Am Ende werden ich an deren Seite stehen. So sehr ich Manu auch Verstehen kann, werde ich nie seine Vorgehensweise nachvollziehen können. Generell finde ich denn Sinn hinter Mord oder Personenmanipulation (als Beispiel: ich!) nicht. Ich hab beides erlebt, nicht zu empfehlen. Und auch von der anderen Seite, würden die Schuldgefühle einen nicht um den Verstand bringen?! Vielleicht einer der Gründe, warum Manu so wahnsinnig geworden ist.

Ah, stimmt- Manu.

Wo gehen wir- besser gefragt, ich- überhaupt hin? Ich war wieder im Wald, so viel stand fest. Diesmal schienen wir (mein Schatten und Manu) ein genaueres Ziel zu haben.

Die Antwort kam wieder eine gähnend langweilige Ewigkeit später. Meine Sicht wurde wieder scharf und ich konnte eine Lichtung erkennen. Und mittendrin war eine alte Burg.

Das Hotel. Er wollte zu Fees Hotel!

Der Schutzschild schimmerte in einem leichten Lila in der Luft. Wenigstens war das noch in Ordnung. Besserte die Situation aber nur so halb. Immerhin halte ich eine Waffe in der Hand, die diesen Zauber durchschneiden konnte.

Meine Sinne reagierten überempfindlich auf alles, was ich sehen und hören konnte. Allgemein waren meine Ohren besser als die von allen anderen Menschen. Nur deswegen bekam ich auch mit, wie zwei Personen auf dem Dach des Hotels saßen.

Ich hörte eine weibliche Stimme reden „Mhhmm- oh! Ich hab was! Was ist deine Lieblingsblume?", fragte sie den anderen.

„Die Mitaskasi- Knospe vom Planeten Vaduk! Die krabbelt immer so lustig auf dem Boden- und schmeckt auch sehr gut.", antworte irgendwer anders. Seine Aussage verwirrte mich zunächst. Entweder höre ich schlecht oder das hat er macht einfach keinen Sinn. Dieser Typ trug eine blau-rote Uniform, erkannte ich beim näher kommen. Neben ihn konnte ich blonde Haare und ein rotes Shirt sehen.

„Meine ist die Sonnenblume! Die guckt immer der Sonne hinterher.", antwortete die Frau und atmete enttäuscht aus „Ich wünschte ich könnte mal die Sonne so lange beobachten."

Wer zum Teufel sind die beiden? Und vor allem, was machen die auf Fees Hoteldach? Sonst befinden sich immer etwas düsterere Wesen im Hotel. Die beiden auf dem Dach wirkten wie der hellste Sonnenschein im Vergleich.
Hoffentlich werden die mich, durch ein Wunder des Schicksals, auch mal bemerken.

„Oh, schau mal! Da kommt etwas. Sollen wir den anderen Bescheid geben?", fragte der mit der Uniform und zeigte auf mich drauf. Ja! Einfach diesen anderen Bescheid geben und haut ab!

Die Frau war für einen Moment leise bevor die ganz aufgeregt sagte „Das brauchen wir nicht. Das ist der Osterhase! Auch einer der Wächter.", sie holt kurz inne „Aber der war doch tot?"

Ach ne, echt jetzt? Holt einfach Hilfe! Ihr solltet doch bemerken, dass hier was nicht stimmt!

Ich war nur wenige Schritte vom Schutzschild entfernt und hob meinen Arm mit der Klinge, um es durchzuschneiden. Wie immer konnte ich diese Bewegungen nicht kontrollieren. Was ist das für eine Scheiße?!

„Das Raumschiff!", entdeckte der mit der Uniform erneut. „Julia, ich denke jetzt müssen wir etwas sagen gehen."

„Oh nein! Schnell Knuffmuff. Sag den anderen Bescheid!", realisierte auch jetzt die Blondine, Julia, endlich mal. Obwohl das Raumschiff mich verwirrte.

In dem Moment stand ich kurz vor dem Schutzschild und schwang mit der Klinge nach unten, sodass ich einfach hindurchgehen konnte. Wie Säure verbreitete sich die Magie der Mondblumen und das Schild fing an zu zerfallen. Anscheinend hat Manu noch einen extra Zauber drauf gemacht. Toll. Wirklich klasse.

„Der Osterhase sieht aber nicht freundlich aus.", stellte der mit der Uniform fest, als er zum Rand von Dach ging.

„Der hat dieses komische Messer! Der ist nicht lieb! Wir müssen die anderen warnen!", fiel Julia auch endlich mal ein. Hat aber auch lange genug gedauert.

„Schon auf dem Weg!", erklärte der Typ in der Uniform und sprang vom Dach

...was zum Teufel?

Doch Anstand wie ein Haufen Brei auf dem Boden zu landen, verlangsamte er seinen Sturz und schien zu fliegen. Wtf ?

Danach flog er durch ein Fenster neben dem Eingangstor. Das andere, bemerkte ich erst jetzt, ist scheinbar auf ähnliche Weise zersprungen. Ich könnte schwören Fee jetzt schon meckern zu hören.

Wenige Sekudnen später öffnete sich das Tor und eine riesige Menschenmenge ging raus. Bewaffnet mit Mistgabeln und... Random technischen Geräten. Mittlerweile war mein Kopf ein einziges riesiges Fragezeichen.

Und hinter der Menge sah ich eine braune Kutte, jemand mit gelber Jacke und einer mit blauen Hawaiihemd. Und nicht nur sie. Aus einer Seitentür kam eine rote Lederjacke und grauer Mantel zum Vorschein...

Sie waren alle hier.

Chapter 60: Weiß wie der Hase läuft

Chapter Text

Santa POV:

Fee und ich rannten so schnell es ging zurück zur Lobby, als wir von einer der Amishen geholt wurden. Kaum gingen wir durch einer der Seitentüren stürmte die Horde bereits aus dem Haupteingang raus.

Einzig still standen nur Sandy, Ju und Joon im Raum rum. Die drei sahen nach draußen. Die beiden Menschen scheinbar erschrocken und nervös. Sandy sah mit zusammengekniffenen Augen raus, als ob er etwas suchen würde.

Kaum konnte ich durch die Tür sehen erkannte ich, worauf Sandy geachtet hat.

„Fips..." Ich erkannte ihn sofort. Er ist bereits durchsaß Schutzschild durch und kam langsam auf mich zu. Die Amishe machte klar einen großen Bogen um ihn. Er schien sich aber auch nicht für die wilde Horde interessieren. Andersrum ebenso.

Aus dem Wald trat schlussendlich jetzt ein riesiges Ding auf.

„Das ist dann wohl das Raumschiff.", sprach Julien seine Gedanken laut aus. Obwohl schon mehrmals die rede von einem Raumschiff hatte ich mir dessen Dimensionen doch etwas anders vorgestellt. Die Amishe stürmten anscheinend darauf zu.

„Und der Mann im Mond...", entdeckte Fee als erster von uns. Ganz weit hinten, kaum zu erkennen, sah ich Manu aus dem Wald treten. Das blaue Leuchten unverkennbar.

Mein Blick wandet sich aber sofort wieder dem jüngeren Bruder zu. Mir war in dem Moment herzlich egal, was Manu mit uns vor hatte oder was ein Plan war. Ich werde mich zu aller erst um dem jüngsten kümmern. Nicht nur, weil wir nur vereint stark genug wären gegen Manu anzutreten, sondern weil ich ihn einfach befreien muss. Ich kann ihn nicht hier kämpfen sehen mit dem Wissen, dass er leidet.

„Ich kümmere mich um den Hasen, ihr übernehmt Manu."

Sandy sah mich perplex an „Bist du dir sicher, Klaus?"

„Wir können Manu nicht aus den Augen verlieren. Den Hasen auch nicht.", folgerte Fee „Befreie Fips. Zusammen können wir gegen Manu vorgehen. Geht ihr schon mal. Ich komme nach.", erklärte Fee und wendete sich den beiden verbliebenen Menschen im Raum zu.

Sandy und ich nickten uns ermutigend zu und traten nach draußen. Der Himmel hat sich mittlerweile bedeckt, sodass keine Sonnenstrahlen mehr hervor kamen.

„Wer als erster bei seinem Gegner ist!", forderte er mich heraus und verschwand in einem kleinen Sandsturm. Am Ende dr Lichtung tauchte er dann in Manus Nähe auf. Zwischen uns stand nun das Raumschiff mit den Amishen, die ihren eigenen Kampf zu führen schienen.

Bunny hingegen hat schon fast die Treppe zum Vorhof des Hotels erreicht. In der Hand hielt er wieder die rot leuchtende Klinge.

„Bunny!", rief ich ihm entgegen, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Was auch funktioniert. Leider.

Denn anstatt, dass er stehen blieb oder unten wartete (was ein sehr undurchdachter Gedanke von mir war), fing er an die Treppen links von mir hoch zu sprinten.

In so einer Situation gibt es in der Regel zwei Möglichkeiten. Eine davon ist, sich dem Gegner zu stellen und den Vorteil nutzen, den man hat.

Ich habe jetzt lieber die anderen genommen und bin die rechte Treppe runter gelaufen. Vielleicht kann man ihn ja ermüden? (Wieder ein zugegebenermaßen leichtsinniger Gedanke)

Bevor ich das Ende der Treppe erreicht habe, der Hase ging von oben schon runter, durchzog ein stechender Schmerz meinen Brustkorb. Dieser Moment reichte aus mein Gleichgewicht zu verlieren und die restlichen paar Stufen runter zu fallen. Nicht mein heroischster Moment.

Zusammengekrümmt kam ich am Ende der Stufen an. Ein Pochen an der Stelle, wo der Hase mich wenige Stunden zuvor getroffen hat, ließ mich kurz auf dem Boden verweilen.

Als der Schatten meines Bruders über mir aufgetaucht ist, rollte ich mich instinktiv zur Seite. Ein guter Reflex. Sonst wäre ich am Boden aufgespießt gewesen.

Trotz der Schmerzen versuchte ich mich irgendwie aufzuraffen und aufzustehen. Zunächst stolperte ich einmal. Konnte mich aber noch fangen.

Mein Körper zitterte vor Schmerz und Erschöpfung, letzteres eigentlich total unbegründet. Vielleicht ließ Fees trank nach? Das hat mir gerade mich gefehlt. Defensiv hob ich meine geballten Fäuste vor meinen Körper.

„Wir müssen das nicht tun...Bitte, hör auf. Du kannst dich befreien. Ich glaub an dich.", versuchte ich ihn noch gut zuzusprechen.

Ohne Erfolg, als er wieder auf mich zuging.

Ich versuchte der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Mit dem Messer in seiner Hand, werde ich nie an ihn ran kommen können, um ihn zu befreien. Könnte ich ihn nur berühren...

Mein Herz machte eine Entscheidung, bevor mein Kopf es realisiert hatte.

Ich bin nicht ausgewichen, als er auf mich zu lief. Und ich nahm auch die Folge daraus in Kauf.

Der Schmerz an meiner Seite wurde nun überschattet von dem neuen Gefühl in meinem Magen.

Als mein Blick sich schwach erhob, war das Gesicht meines Bruders nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Ich blinzelte und die Maske erschien wieder an dessen Stelle. Mit goldenen Tränen überzogen.

Bevor er das Messer aus meinen Magen ziehen konnte drückte ich meine rechte Hand an seine Brust und jagte den stärksten Magieschwall, den ich aufbringen konnte durch ihn. Blau-schwarze Magie verließ ihn.

Anstatt der dunklen Gestalt des mordlustigen Osterhasen, stand jetzt mein geschockter jüngerer Bruder vor mir.

Meine Hand rutschte von seiner Schulter und mein rechte Arm fiel schlapp nach unten. In meinem Kopf drehte sich alles.

Instinktiv stützte mich Fips auf.

„Klaus...Nein! Nein! Nein, nein! Was bist du für ein Idiot?! Warum hast du- Oh Gott...", stotterte er perplex. Sein Hand ließ automatisch die Klinge los und er sah mich gehetzt an. Langsam ging er mit mir zu Boden und sah sich die Wunde genauer an.

„Du kannst doch alles heilen... oder?", brachte ich brüchig hervor. Seine Augen trafen tragen für einen Moment meine.

„Das bedeutet nicht, dass du dich in ein scheiß Messer für mich schmeißen musst!", meckerte er mich halbherzig an, als seine Hände zu leuchten anfangen. „Ich schwöre dir, wenn ich dich geheilt habe gibt's was die Fresse."

„Hab ich wohl verdient..."

„Mehrmals...", nuschelte er mich bevor er zaghaft das Messer rauszog und sofort anfing die Wunde zu heilen. Eine wohlige Wärme durchfuhr mich und ich fühlte mich leichter.

„Nein!", hörte ich Fee über uns schreien, xier sprang vom Geländer und landete weiter weg von uns. Sofort rannte xier auf Sandy und Manu zu, xier ignoriere die tobende Menge der Amishen um xies herum. Bei unseren Brüdern sah die Situation deutlich anders aus als hier.

„Bleib liegen!", befahl mir Bunny „In ein paar Sekunden solltest du wieder stehen können. Heißt aber nicht, dass du geheilt bist. Nur genug, um bei den anderen zu sein."

Tatsächlich sah es bei den drei nur halb so aus wie ein Kampf. Eher eine Mischung aus Diskussionen und dem eventuellen Schlag.

In meiner Beobachtung spürte ich plötzlich wie mich die angenehme Wärme verließ, als Bunny aufgehört hat mich zu heilen. Die Wunden taten nicht mehr so extrem weh, aber ich spürte immer noch leichte Schmerzen an den Stellen. Es war aber deutlich besser als zuvor. Ich sah meinen kleinen Bruder an und setzte mich vorsichtig auf.

„Und ich dachte, dass ich der unvernünftige sei. Aber Klaus, dass war gerade die dünnste Idee, die je einer von uns hat-", bevor Bunny seine Lektion beendete drückte ich ihn fest an mich, in eine Umarmung.

„Ich habe dich vermisst..."

Bunny versteifte sich für einen meiner und schien den Moment gerade zu verarbeiten. Ich genoss ihn aber mehr als alles andere auf der Welt. Ich hatte meinen kleinen Bruder wieder. Er war okay.

Vorsichtig schlang er auch seine Rame um mich und entspannte sich. „Ich dich auch...Danke..."

Vorsichtig löste er die Umarmung und kniete sich hin, um mit mir aufzustehen.

„Nicht dafür", winkte ich ab „Ich hab dir immer gesagt, dass ich immer für dich da sein werde."

„Ich habe versucht euch zu töten- dich zu töten!", erklärte er, als wir aufstanden. Mein Arm um seine Schulter gelegt. Das Messer ließen wir verachtend liegen. Nicht dass wir es je wieder brauchen oder anfassen werden.

„Das warst nicht du."

„Trotzdem. Der einzige Grund, warum du gerade so bist, ist wegen mir. Weil ich es nicht kontrollieren konnte."

„Es war dennoch nicht deine Schuld. Es war gegen deinen Willen. Du kannst das nicht verantworten.", machte ich ihn weiß, während wir losgingen.

Fips schwieg erst einmal und starrte nur den Weg vor uns an. Als er seinen Blick vom Boden los riss sah er sich die Lichtung erst so richtig an. Ich konnte förmlich sehen, wie er versuchte alles zu verarbeiten, machte aber keinen Kommentar, als er die Übernahme der Amishe auf das Raumschiff sah, sondern schüttelte nur den Kopf.

„Ich sag's dir nach dem Ding brauch ich Urlaub.", redete Fips mit sich selbst „Und die Möglichkeit Manu mal so richtig in die Fresse zu schlagen."

Jep, immer noch der alte.

Chapter 61: Weil ein Sandsturm aufzieht

Chapter Text

Sandmann POV:

Als der Sandsturm sich um mich auflöste suchte mein Blick sofort nach Manu, der nur noch wenige Meter von mir entfernt war.

War es idiotisch sich alleine dem Gegner entgegen zu stellen, obwohl man weiß, dass man ihn nicht alleine besiegen könnte? Ja, definitiv. Ich war eh nie der Typ, der sich gerne an stereotypen hielt.

„Neue Armee? Nach diesen komischen Masken Typen von den Fee erzählt hat, hast du dir wieder neue gesucht?", versuchte ich seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Was ja eigentlich sowas wie mein Hobby ist: Leute abfucken.

„Und du nervst wieder alle mit dummen Sprüchen. Bei dir hat sich auch nicht wirklich viel geändert."

„Wenigstens habe ich nicht den Tod von diesen Menschen auf dem Gewissen.", biss ich zurück.

Manu sah mich drauf noch höhnisch an, Magie pulsierte in seiner Hand. Wir waren außerhalb des Schutzschildes. Könnte ich hinter die Barriere gehen, kann je seine Magie zumindest nichts anhaben. Das soll aber nicht Sinn der Sache sein, sich wie ein Feigling zu verstecken bringt nichts. Konfrontation ist die einzige Möglichkeit vielleicht etwas zu erreichen.

„Wir wissen doch beide, dass du auch ein paar Seelen auf dem Gewissen hast.", schuldigte Manu mich an.

Ich versuchte den ersten Schlag von ihm auszuweichen. Beim zweiten wurde ich nach hinten geworfen.

„Ich bin kein Mörder!"

Ich stand wieder auf. Meine Hände berührten für einen Moment den Boden, dadurch versuchte ich die Erde um mich herum wahrzunehmen. Und insbesondere den Sand darin.

„-Anders als du!", beschuldigte ich ihn, als ich einen Sandsturm auf ihn zukommen ließ. Durch seinen Wind blockte er ihn aber ab.

„Ich habe nicht gesagt, dass du jemanden getötet hast. Aber es sind Leute aufgrund deiner Handlungen umgekommen. Fangen wir doch mal bei Iris an!"

Die Luft um mich herum schien mich erdrücken zu wollen. Durch meinen Sand verschwand ich wieder in einem kleinen Sturm und tauchte hinter Manu wieder auf.

„Ich war nicht für ihren Tod verantwortlich. Wenn überhaupt hast du ihr Leben so kurz geschnitten. Es war deine Handlung, weswegen sie die Anklage bekommen hat!"

Erneut sendet ich Sand in seine Richtung. Diesmal mit einem Schlafzauber. Da er unvorbereitet war, als zuvor taumelte er leicht zurück. Es war nicht genug, dass er schlief, aber es schwächte ihn.

„Selbst nach ihren Tod hast du sie verhöhnt!", zischte Manu und sah mich wütend an. Er ging nicht auf meine Aussage ein „Du hast mich aufgehalten sie mich zu retten. Dann spricht du davon, wie du ihr ein Grab gewidmet hast, nur um es ihrem Körper zu berauben, bevor ich sie finden kann!"

Durch einen starken Wind wurde mir der Boden unter den Beinen weg gezogen. Statt auf dem Boden aufzukommen wurde ich in seine Richtung gezogen.

Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. „Aber ich hab ihre Leiche ins Grab gelegt!"

Bevor Manu mir etwas anderes antun konnte stockte er mitten in der Bewegung.

„Ich hab das Grab leer vorgefunden! Wer hätte das Grab ausgeraubt, wenn nicht du?!"

Aus meine Verwirrung wurde mir jetzt einiges klar.

Genervt legte ich meinen Kopf in den Nacken und sah vorwurfsvoll zum Hotel.

Gemeinsam atmeten Manu und ich aus und kamen gleichzeitig auf denselben Schluss „Fee."

Warum muss Fee alles ein Geheimnis halten?! Ich bekomm da nur den Ärger ab. Was, als Nächstes hat Fee doch vom Gesicht gewusst?

Aggressiv warf mich Manu wie eine Strohpuppe auf Seite. Ich stöhnte vor Schmerzen kurz auf.

„Ich hab doch nichts gemacht!", beschwerte ich mich, als ich mich aufrappeln wollte.

Ich strich über den Boden, als ich auf die Knie ging. Manu war auch kurz davor wieder einen Schlag auf mich auszuüben. Eigentlich wollte ich los springen und den Schwung nutzen, um meine Magie in seine Richtung zu schleudern. Mitten im Satz durchfuhr mich ein stechender Schmerz, der mich zurück zum Boden brachte. Gleichzeitig traf mich aus Manus Magieschlag, den ich nicht abblocken konnte und mich nach hinten warf.

Schmerzen durchbebten meinen gesamten Körper. Und as war nicht bloß Manus Magie. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er explodieren. Gedanken und Erinnerungen durchfluteten mich, aber konnte keine davon so richtig greifen, als wären sie im Kopf, aber nicht für mich abrufbar. Binnen einer Sekunde war der Schmerz verschwunden, so schnell wie er auch gekommen ist.

Ich konnte mich aber nicht allzu lange mit dieser Situation befassen.

Meine Tasche, die auf meinem Bauch lag, schien irgendwie gerade schwerer zu werden. Ich sah verwirrt in die leicht geöffnete Tasche rein, während ich mich aufsetzte.

„Schwarze Briefe...?", murmelte ich verwirrt. Warum habe ich die schwarzen Briefe in meiner Tasche?...und das blaue Leuchten...

Bevor ich mir weiter den Kopf zerbrechen konnte, musste ich erneut vor Manu ausweichen. Zum Glück war ich nicht zu sehr von diesem eigenartigen Moment gefasst. Sonst hätte das ganz schön böse enden können.

Ich rollte zur Seite und stand schnellst möglich auf. Erschrocken schleuderte ich automatisch eine Sandwelle auf Manu. Diesen Moment nutzte ich aus, um einer der Briefe aus meiner Tasche zu holen. Irgendwas mussten die doch bedeuten.

Um mich herum hörte ich Zischen und Geflüster. Gedränge und Befehle, die Magie darin freizulassen. Gefangen im Bann der Briefe wollte ich ihn öffnen. Die Magie der Briefe war sehr stark. Dessen war ich mir mehr als bewusst. Könnte man aber diese Magie kontrollieren...

„Nein!", schallte ein Schrei über die Lichtung.

Das Geflüster um mich herum stoppte, als ich meinen Blick vom Brief löste. Verwirrt sah ich zum Hotel. Fee rannte auf mich zu und sah mich geschockt an.

Was zum Teufel hat Fee im Hotel gemacht? Immerhin hab ich xier nicht beim eigentlichen Kampf gesehen.

Und warum wollte Fee mich aufhalten?

Manu, der anscheinend auch überrascht von Fees auftreten war, wurde von violetter Magie erwischt. Xier hat fast von der komplett anderen Seite der Lichtung Manu angegriffen. Respekt.

„Lass den schwarzen Brief in Ruhe!", warnte mich Fee, als xier neben mir zu stehen kam.

„Fee, was zum Teu-"

„Die werden uns nicht weiter helfen! Einzig nur Unglück bringen."

Manu ging wieder auf uns zu, darauf schon sich Fee an mir vorbei, um sich Manu gegenüber zu stellen.

„Woher willst du das wissen?", fragte ich Fee. Aber das war genau so effizient, wie gegen eine Wand zu sprechen.

„Urgh, und genau deswegen, nennen dich alle gefühlskalt.", zischte ich zu mir selbst.

Fee war währenddessen damit beschäftigt gegen Manu zu kämpfen.

„Hast dir aber Zeit gelassen.", sagte Manu entspannt, als er seinen ersten Schlag gegen Fee ausführte.

Lässig schwang Fee xies Stab durch die Luft, um es zu blocken. Den Schwung nützte xier aus, um einen hellen Lichtblitz auf Manu zu schießen.

„Die Erde dreht sich nicht um den Mond, ich hatte noch was anderes zu erledigen.", gab Fee zurück.

„Was denn? Das Grab hast du doch schon ausgeraubt!", fragte Manu provokant. Seine Magie wurde durch meine aufgehakten. Für einen Moment trafen sich die Strömen in einem grellen leuchten, bis wir beide wieder zurück zogen.

„Ach, das? Ist schon ein paar Jahrhunderte her. Wunder, dass ihr es erst jetzt bemerkt habt."

Verwirrt sah ich xier an „Sag bloß nicht, dass du jetzt Leichen im Keller hast?"

„Wenn, dann hatte ich auch schon vorher welche im Keller.", erklärte Fee schulterzuckend und blockte einen weiteren Schlag von Manu ab.

„Nicht hilfreich."

Ich befahl den Sand unter Manus Füßen weg zu ziehen und ihn zu fangen. Manus Winde hielt den Staub aber, erneut, davon ab.

„Egal wo ihr sie versteckt habt, ich werde sie finden!", warnte Manu.

„Da musst du aber erst an uns allen vorbei!", ertönte eine Stimme hinter Fee und mir.

Als ich mich nach hinten umsah, spürte ich einen Hauch von Erleichterung. Klaus und Fips humpelten zusammen zu uns. Klaus war anscheinend verletzt. Beide aber am Leben. Ohne auch nur in Fips Gedanken zu gucken wusste ich, dass er diesen heroischen Moment genoss.

Jetzt standen wir zu viert vor Manu. Wieder alle zusammen.

Ich sah auch Erleichterung auf Fees Gesicht. Da tat sich aber die Frage auf: Wenn Fee nicht wusste, was Klaus und der Hase eben gemachten haben, was hat xier dann getrieben?

Chapter 62: Zwischen Wahnsinn und der Wirklichkeit

Chapter Text

Zahnfee POV:

Meine Brüder rannten aus der Lobby raus. Bedeutet, dass ich mit Julien und Joon wieder allein gelassen wurde. Wie ich es auch wollte.

Sandy verschwand im Sand und Klaus beschäftigte sich mit dem Hasen. Ich ließ die Tür hinter mir zufallen und wendete mich Julien und Joon zu.

„Ihr beide bleibt hier! Das Gesicht in deiner Tasche darf das Hotel nicht verlassen.", befiel ich den beiden Menschen.

„Wir hatten auch nicht vor da raus zu gehen.", sagte Joon kleinlaut, als er nach draußen zeigte.

„Das ist auch besser so. Hier seid ihr vor dem Mann im Mond geschützt. Ohne sein Gesicht wird er alleine nicht durch das Schild kommen.", erklärte ich. Für einen Moment ließ ich meinen Blick durch die Lobby schweifen und wollte mich schon nach draußen begeben.

„Moment-", Julien sah verwirrt drein „Aber dann sitzen wir doch auch hier fest? Der Mann im Mond will hier rein und wenn er durch das Schutzschild kommen sitzen wir hier fest, wie auf dem Präsentierteller... Wir sind die Lockvögel für euch!", realisierte er und sah mich wütend an.

War klar, dass sie früher oder später darauf kommen werden.

„Natürlich seid ihr das. Aber ich habe diese Rolle euch nicht zugeteilt.", gestand ich „Seitdem ihr in diesen Konflikt reingerutscht seid, gab es kein entkommen mehr. Ihr habt das Gesicht aus der Zukunft die ganze Zeit bei euch getragen. Du hast den Kompass auf deinem Rücken und du steht in seiner Schuld, weil er dich von den Toten zurück geholt hat. So oder so seid ihr auf seiner Liste und ich bezweifle stark, dass ihr hier weg wollt, weil das hier vielleicht der sicherste Ort des Planeten für euch ist.", versuchte ich ihnen die Augen zu öffnen.

Sie schluckten schwer und sahen mich etwas unsicher an.

„Okay, okay", Joon atmete tief ein „Falls der Mann im Mond doch hier rein kommt, was sollen wir dann tun?"

„Falls es so weit kommt, dann wird alles um sonst gewesen sein. Ihr könnt dann einfach nur für das beste beten. Versteckt das Gesicht, versucht es zu zerstören, nehmt es mit...ihr könnt seinen Sieg dann nur noch verzögern und nicht mehr aufhalten. Auch wenn es aus der Zukunft ist, wird er es haben woll-"

Bevor ich meinen Satz beenden konnte flog die Tür hinter mir auf. Ich drehte mich um, um den Eindringling aufzuhalten, spürte aber nur dunklen Sand um mich herum schlagen.

Ich drehte mich zu Julien mit der Tasche zurück.

„Hey! Lass die Tasche los!", biss Julien mit zusammengebissenen Zähne. Er zerrte am Riemen der Tasche, um es aus den Griffen von der, doch nicht ganz so fremden, Person zu bekommen.

Samuel, eher gesagt die zukünftige Version von ihm, versuchte die Tasche aus Juliens Hand zu reißen. Nach dem ersten Schock ging ich auf ihn zu. Bevor ich sie erreicht habe zog er ein kleines Messer aus einer Tasche an seinem rechten Arm hervor und schnitt die Riemen der Tasche durch.

„Warte!", Ich packte ihm am linken Arm, als er samt der Tasche, mit dem Gesicht, abhauen wollte.

Während ich Zugriff hörte ich ein merkwürdiges knirschen. Meine Finger bohrten sich tiefer in den Unterarm rein, als es normal wäre. Ich ließ meinen Griff nicht locker und wollte Samuel näher an mich ran ziehen, um die Tasche zurück zu bekommen. Doch anstatt, dass er näher kam, hörte ich einen schrillen Knacks.

In meiner Hand befand sich der linke Unterarm meines Bruders, der aber nicht mehr an der Elle mit dem Oberarm verbunden war. Stattdessen hielt ich das Gliedmaß in meiner Hand. Anstatt Blut oder ähnliches kam unter dem Stoff schwarzer Sand heraus. Wie ein aufgeschnittener Sandsack sackte er in sich zusammen.

Mit weit aufgerissenen Augen sah ich Samuel an. Dadurch, dass er sich gegen mich gelehnt hat, hat er wohl das Gleichgewicht verloren und lag auf dem Boden. Er versuchte sich aufzusetzen, doch seine Bewegungen wirkten ruckartig und mühsam.

„Samu!", Ich ging auf ihn zu und hockte mich neben ihn. Julien und Joon blieben wie festgewachsen auf der Stelle stehen.

Mit einem merkwürdigen Gefühl sah ich den Arm, oder die Überreste davon, in meiner Hand an und dann meinen Bruder. Also eine Version meines Bruder.

„Heh", er lachte auf „Mach dir keinen Kopf darüber. Lieber Arm ab, als arm dran, oder?"

„Das ist nicht lustig! Dein Arm- der Sand- was machst du hier überhaupt?!", selten in meinem Leben bin ich über meine Worte gestolpert. Gerade wusste ich aber nicht, womit ich anfangen sollte.

„Eigentlich wäre ich schon längst hier weg.", er versuchte wieder aufzustehen, mit seinen Beinen rutschte er aber immer wieder ab „Aber ich dachte mal, dass ich doch noch das andere mitnehme. Sicher ist sicher, oder?"

Er fing an zu husten und sank erschöpft auf die Knie.

„Moment mal", funkte Julien dazwischen „Das andere?"

Samuel schien ihn zu ignorieren „Ich habe das eine bereits. Hätte ich das zweite, kann er sie niemals zurück bekommen. Es wäre vorbei."

„Das ist nicht die Lösung!"

„Fee, es gibt keine richtige Lösung. Entweder wir sorgen dafür, dass er niemals sein Gesicht zurück bekommt oder schlag was brillantes vor, was ihn umstimmen wird. Ich höre, hab sowieso nicht mehr viel Zeit."

Mittlerweile hat er es aufgegeben aufzustehen. Meine Augen suchten nach irgendeinen Hinweis, dass er es nicht ernst meint. Mein Kopf versuchte irgendeine Erklärung oder Lösung für diese Situation zu finden.

„Selbst wenn du es bekommst...Du kannst dich nicht hier weg teleportieren, geschweige denn Zeitreisen..."

„Das weiß ich selbst."

„Du weißt nicht einmal, ob du das Gesicht durch die Zeit bekommst! Deine Kräfte sind anders als die Anomalien, im schlimmsten Fall löst du dich auf und das Gesicht bleibt ungeschützt auf offener Fläche liegen."

Er verstummte für einen Moment uns sah reuevoll auf den Boden. Aus seinen linken Oberarm rieselte weiterhin schwarzer Sand auf den Boden.

„...es würde das letzte sein, was ich tun könnte. Das einzige, was all meine vorherigen Taten vielleicht zu einem Schluss bringen kann..."

Selten habe ich Samuel so ruhig reden hören. Und noch nie mit so viel Leid, Reue und Trauer. Ich musste nicht in seine Augen sehen, um die Angst darin zu erkennen, oder die Erschöpfung.

„Du hast doch bereits alles getan, was in deiner Macht stand.", fing ich an zu erklären, meine Stimme kämpfte erbittert darum stark zu bleiben „Du quälst dich nur noch mehr, indem du unermüdlich versuchst alles gerade zu biegen. Dieser...letzte Moment. Du hast dich bereits für uns geopfert und hast alles weitere in Kauf genommen. Du hast bereits mehr getan, als irgendwer von uns von dir verlangt hat. Es ist okay zu sagen, man kann nicht mehr...es ist okay ein letztes Mal Ruhe zu genießen..."

Er war müde. Er war an der Grenze seiner Kraft. Die schwarzen Briefe saugten ihm die Lebensenergie und sein Wille die Kraft aus. Ich möchte gar nicht wissen, wie lange er schon vor dem Rand des Todes stand und sich mit den letzten Kräfte dagegen wehrte.

„...Ich kann nicht mehr...", murmelte er so leise, dass es fast schon ein Hauch war. Der schwarze Sand kam nun überall hervor und umgab ihn wie ein dunkler Nebel. Er sackte immer mehr zusammen und legte erschöpft seinen Kopf in meinen Schoß. Der Sand rieselte nicht mehr auf den Boden, sondern verschwand in der Luft.

Mein Herz zerbrach an diesen Anblick, aber ich konnte nicht die Fassade brechen. Er würde kein Mitleid wollen.

„Dann schließ die Augen und ruh dich aus. Schlaf...wir kriegen das schon hin...", die Worte kamen zwar von mir, aber ich wusste nicht, ob ich sie mir selbst zusprach oder ihm.

Er brachte ein erschöpftes, ruckartiges Nicken zustanden bevor sein Körper vollständig an Bewegung verlor. Der Sand stieg weiterhin empor, jetzt umso schneller. Am Ende löste er sich vollständig auf, kein Sandkorn von ihm weit und breit. Nichts blieb an seiner Stelle übrig, außer Juliens Tasche.

Wie in einer Trance bleib ich für einen Augenblick an dieser Stelle knien. Er war verschwunden...verstorben...

Ich holte tief Luft und versuchte meine Gedanken neu zu sortieren. Das hier war nicht der Mittelpunkt des Geschehens. Ich habe anderes zu tun.

Ich ergriff die Tasche, als ich aufstand und händigte diese Julien wieder aus, der immer noch in einer Schockstarre an Ort und Stelle stand. Mein Blick sagte ihn, kein Wort darüber zu verlieren und einfach meinen zuvor gegebenen Anweisungen zu folgen.

Meine Prioritäten lagen gerade woanders. Auf dem Weg zur Tür schoss mir aber eine Frage durch den Kopf.

Wo zur Hölle sind die schwarzen Briefe und das Gesicht aus der Gegenwart jetzt? Sie waren vermutlich Inhalt seiner Tasche. Haben die sich mit ihm aufgelöst?

Ich öffnete die Tür vor mir und trat nach draußen. Mein Blick suchte sofort nach den meiner Brüder.

Meine Augen fixierten sich auf Sandy, mein Samuel, ganz am anderen Ende der Lichtung. Oder eher gesagt, der Sache in seiner Hand.

„Nein!", schrie ich verzweifelt, als ich auf ihn zustürmte. Dieses Geschehen darf sich niemals wiederholen. Die schwarzen Briefe sind tabu! Und dabei soll es auch bleiben!

Chapter 63: Der Spieß wird jetzt umgedreht

Chapter Text

Osterhase POV:

Ich konnte mein Glück nicht begreifen, als ich von Manus Fluch befreit wurde. Ich hatte wieder die Kontrolle. Ich!

Dennoch saß der Schock im er noch in den Knochen, dass ich Klaus, erneut, verletzt habe. Jetzt hatte ich wenigstens die Möglichkeit ihn zu heilen.

Zumindest provisorisch.

Ihn vollständig zu heilen würde zu viel Zeit und Kraft kosten. Ich versuchte aber so viel Schaden wie möglich zu heilen, sodass er schnell wieder auf den Beinen war.

Bedeutete aber auch, dass ich Klaus über die gesamte Wiese tragen musste. Aber ich darf mich ja eigentlich nicht beschweren.

Als wir Manu immer näher kamen empfand ich eine Mischung aus Angst und Wut in mir. Ersteres versuchte ich aber zu unterdrücken.

Ich hab keine Angst! Ich bin kein Angsthase! Und ich werde mich ihm entgegen stellen.

„Egal wo ihr sie versteckt habt, ich werde sie finden!", erklärte Manu und ein Schauer durchfuhr mich. Wie sehr ich diese Stimme gelernt habe zu hassen.

„Da musst du aber erst an uns allen vorbei!", erwiderte ich. Klaus und ich waren zwar noch ein paar Meter entfernt, aber er soll ruhig wissen, dass er wieder alleine gegen uns stand.

Fee sah mich mit einem Hauch Erleichterung an. Während der gesamten Zeit, in der ich mein verfluchtes selbst war, habe ich von xier nichts mitbekommen.

Samuel sah mich neutral an und dann verwirrt rüber zu Fee. Mir war scheiß egal was er denkt.

„Du machst Androhungen, Fips? Ich bin überrascht.", gestand Manu neutral. Kein Ton von Überraschung in seiner Stimme zu hören. Das regte meine Wut nur noch mehr an.

„Weniger Überraschend, als dass du deine Klappe immer noch so weit auf machst, obwohl du jetzt alleine da stehst!", gab Klaus zurück. Selbst nach all den Jahren Kontaktverlust versucht er mich immer noch zu verteidigen.

Gut gemeint, aber ich brauche seinen Schutz nicht.

„Wenn du denkst, dass ihr ein funktionelles Team seid, dann muss ich dich enttäuschen.", verhöhnte Manu uns. Als Klaus nichts antwortete fuhr er fort.

„Was? Hast du nicht als großer Bruder bemerkt, wie sehr ihr euch auseinander gelebt habt? Nicht einmal das. Gegenseitig seid ihr so zerbrochen und toxisch zueinander, dass man euch nicht mal als eine Familie erkennen würde."

Sein Blick wanderte über jeden einzelnen von uns. Mit Abscheu betrachtete er uns. Er blieb an Klaus haften.

Mittlerweile sind wir stehen geblieben. Trotzdem lehnte er sich weiter auf mich drauf.

„Klaus,", fing Manu an „An sich nichts verwunderliches, dass du weiter versuchst der Optimist der Gruppe zu sein. Du lebst noch so sehr in der Vergangenheit und verfällst in altmodische Gewohnheiten, dass du vor allen anderen nur eine falsche Person bist. Nichts an dir entspricht der eigentlichen Wahrheit. Hauptsache du stellst dich als harmoniebedürftige, altruistische und perfekte Persönlichkeit dar, obwohl du damit nur deine eigenen Komplexe ausgleichen willst. Und das ist jedem hier mehr als bewusst. Habe ich nicht recht? Warum glaubst du, dass keiner von unseren Brüdern sich bei dir sonst meldet?"

Sein Blick schwang rüber zu Fee. Die Atmosphäre so voll geladen, dass sich kaum einer von uns traute sich zu regen. Allein die Kampfgeräusche weit hinter uns, tief im inneren des Raumschiffs, konnte ich noch hören, um mich selbst davon zu überzeugen, dass wir nicht vollkommen gelöst von der Realität waren.

Klaus' Atmen wurde flacher und er sah mit weit aufgerissen Augen Manu an, obwohl die nicht mehr den ernsten Blickkontakt hielten.

„Insbesondere mit dir Fee hatte er eine komplexe Vorgeschichte gehabt, soweit ich mit entsinne...", legte Manu den Kopf schräg und sah xier prüfend an „Er wird dich nie vollkommen akzeptieren, Fee. Sei dir dessen sicher bewusst. Ihr könntet niemals miteinander auskommen, so sehr ihr es auch versuchen mögt."

„Allgemein, Fee...abgesehen vom Äußeren hat sich nicht wirklich viel bei dir geändert. Jetzt passt wenigstens das Äußere zum inneren. Dein inneres verdorbenes kommt endlich mal zum Vorschein.", bis Manu die Worte hervor „Du bist und warst schon immer ein Einzelgänger, der nie mit anderen in Kontakt tritt. Wir sind dir egal. Dir ist nur wichtig deine eigene Haut vor allen sogenannten Gefahren zu retten. Und du bist und wirst für immer eine emotionslose Hülle eines perfektionistischen Wesens bleiben, weil du dich vor allen Leuten verschließt."

Fees Miene bleib hart und zeigte keine deutliche Reaktion. Allein das Zittern des Stabes, an dass sich xier mit eiserner Kraft klammerte, machte xies Wut deutlich.

Immer weiter Dämmerte es mir, dass Manus Worte uns keine Lügen oder Übertreibungen vorgaukelte, sondern diese aus tiefsten Hass kommen. Die so starke und bittere Wahrheit, dass sie fast aus einer düsteren Dystopie stammen könnte.

Manus Blick schwankte wieder zurück, doch bleib er nicht bei Klaus, sondern bei mir stehen. Ich versuchte seinem Blick stand zu halten, aber das blaue Leuchten und sein eiskalter Blick brachten mich davon ab. Doch ich versuchte mich weiterhin zu zwingen standhaft zu bleiben.

„Ich habe bei dir nur den Moment abgewartet, wo du endlich mal für dich selbst kämpfen wirst, Fips. Bis heute hast du es nicht geschafft. Es bedarf immer noch die Hilfe von einem von uns. Und es ist noch nicht einmal die Schuld deiner schwächer ausgeprägten Magie. Nein. Deine Magie ist genau so Reaktiv wie deine Wut. Plötzlich sowie extrem, sodass du sie selbst nicht kontrollieren kannst. Und dann schottest du dich von allen anderen ab und suhlst in Selbstmitleid. Immer wieder versuchst du dann noch irgendetwas zu erreichen, um deine Aufmerksamkeitskomplexe zu befriedigen, nur um erneut von deinem Stolz runter gestoßen zu werden. Ewig lang wirst du in diesem Kreislauf gefangen sein. Du wirst immer ein Angsthase bleiben, der alles vermasselt und die größte Enttäuschung von uns allen ist. Sei mal ehrlich, was hast du, im Gegensatz zu uns vollbracht?"

Jedes einzelne Wort traf mich wie ein Hieb eines Messer (und ich hatte ja Erfahrung dadrin ne?). In mir brodelte alles und am liebsten hätte ich ihn hier und jetzt zusammenschlagen und fertig machen wollen. Und doch blieb ich stehen. Wie vom Blitz getroffen konnte ich mich nicht bewegen.

Ich ballte meine Fäuste, doch Klaus' Arm auf mir hielt mich davon ab los zu stürmen. Sachte fasste er mir an die Schulter, um mich davon abzuhalten.

Selbst als Manu den Blickkontakt abbrach, bohrte ich Löcher in seinen Kopf, obwohl er längst bei Samuel angekommen ist.

Doch Samuel starrte Manu weniger an, sondern hatte ein belustigtes Grinsen im Gesicht. Am liebsten wollte ich ihm diesen Blick aus der Fresse schlagen.

„Hat dir jemals jemand mal gesagt, wie viel du redest Manu? Schwingst gerne große Reden, aber sonst so schweigsam."

„Samuel", Manu sah ihn irritiert und nachdenklich an „...Ehrlich gesagt könnte ich wahrscheinlich nur ein Bruchteil von dem aufzählen, wie du unsere Leben geschadet hast. Vielleicht hast du uns sogar mehr Leid hinzugefügt, als die Nonnen damals. Wir waren dir immer egal, für deine Unterhaltung. Zumindest sind deine Einwirkungen bis heute sichtbar. Klaus hat bis heute Angst vor dem alt bekannten Monster unterm Bett."

Manu sah den älteren urteilend an „Mittlerweile kann man sich einfach denken, wer es aus reiner Fantasie, Magie und Sand es zum ersten Mal erschaffen hat, sodass alles böse diese Gestalt annahm..."

Er huschte mit seinen Augen kurz zu mir, bevor er sich wieder Samuel zuwandte „Und bei Fips muss ich die Schikane nicht man anfangen aufzuzählen. Wir wissen alle, wie sehr du ihn gequält hast."

Samuels Blick senkte sich. Für eine Sekunde trafen seine Augen meine, doch ich konnte den Ausdruck daraus nicht lesen.

Erneut musterte Manu uns alle und sah und prüfend an. Wie ein Jäger, der verletzte Beute vor ihm sah und noch wenige Sekunden vor den Schuss am seidenen Faden hingen ließ.

„Und trotz alle dem, trotz der Lügen, des Schmerzes und der Verurteilung, soll ich der böse in der Geschichte sein?"

Chapter 64: Dann ist es schon passiert

Chapter Text

Sandmann POV:

In meinem Kopf rasten die Gedanken. So schnell, dass ich keinen einzigen davon greifen konnte. Sie waren so laut, dass es wieder wie eine unerträgliche Stille wurde.

Manus Worte drangen wie Gift in meinen Kopf ein und lösten einen Sog aus Gedankenströmen aus.

„Deine Worte spiegeln nicht das Grauen deiner Taten wieder.", entgegnete Fee. Keiner von uns hat sich getraut vorher die Stimme gegen Manu zu erheben. Fee hat sich als erstes vom Schweigen gelöst „Nie hätten wir behauptet, dass wir in allen Punkten unschuldig seien. Anders als bei deinen Taten gehen unsere nicht durch Absicht hervor. Wir hätten die Fehler unseres Handels nicht sehen können, du aber schon."

„Und doch rechtfertigen deine Argumente das nicht. Ich halte euch lediglich einen Spiegel vor. Ihr seid von euren eigenen Lügen so geblendet gewesen, dass ihr die Wahrheit vergessen habt."

Meine Gedanken setzten für einen Moment aus.

Natürlich wusste ich, dass meine Handlungen nicht wirklich berechtigt, geschweige denn nett waren. Ich habe Fips auch oft hoch genommen. Aber waren die Konsequenzen meiner Taten wirklich so eigensinnig?

Ich behaupte sonst gerne, dass ich nicht vergesse. Unaufmerksam zu sein, das schon.

Aber immer mehr dämmerte es mir, dass Manu recht hatte. Im Kern zumindest. In meinem Kopf war ich nie der Böse der Geschichte gewesen. Auch nicht der Gute. Für mich habe ich nie die tragende Rolle gespielt.

Aber vielleicht...vielleicht auch nur ein bisschen...liegt die Schuld nicht an einer einzigen Person, an einem einzigen Geschehen. So vieles hat in diese Situation rein gespielt. Nur ein kleines Detail, hätte vielleicht zu einem anderen Ergebnis geführt.

Und das hab sich auch gesehen.

Mit meinen eigenen Augen habe ich doch die Geschichte fortlaufen sehen, wäre es nicht für einen Faktor, der in so wenig Zeit, so viel verändert hat.

„Dann musst du aber auch einiges vergessen haben.", erhob nun ich meine Stimme „Denn jede Entscheidung hat doch hiermit was zu tun gehabt. Lügen hin oder her. Jede Begegnung, jeder Einfluss, jedes Wort hätte uns doch hierhin geführt. Keiner von uns hat ein Recht den andern anzuschuldigen oder sich selbst zu loben."

„Große Worte, ausgerechnet von dir. Dennoch, keiner von euch handelt aus einem Grund, der das Wohl eines großen Ganzen zum Ziel hat. Allein euer Egoismus treibt euch."

„Da spricht doch genau der richtige!", schuldete Fips schnippisch an „Deine oberste Priorität liegt dich auch nicht beim Allgemeinwohl. Du willst doch nur deine Freundin zurück holen und alles andere was davor passiert ist dir auch egal!"

„Anders als ihr habe ich ein eindeutiges Ziel! Der Weg dahin ist nicht bestim-"

„Und was, wenn du dein Ziel nie erreichen wirst?", unterbrach ich ihn.

Mein Kopf wurde von den Erinnerungen aus der alternativen Zukunft, die von meinem Zukunfts-ich, geflutet. In meinen inneren Augen sah ich das Chaos und die Zerstörung, die angerichtet wurden. Zwar habe ich nicht den direkten Ursprung dessen gesehen, aber tief im inneren wusste ich, dass es Manus Schuld war.

Ich erhob meine Stimme „Klar, schön, dass du ein Ziel hast. Du hast aber keinen Weg, wie du es umsetzten wirst, keine Garantie für deinen Erfolg. Nicht einmal, weil wir dich aufhalten, aber deine Umsetzung ist undurchdacht. Du beschuldigst uns für die Konsequenzen unserer Handlung, aber denkst auch nicht über deine möglichen Fehler nach. Wie denkst du kannst du deine Ziele erreichen, wenn du nicht deinen vollen Verstand nutzt. Bist du nur so eigensinnig? In Wirklichkeit willst du doch nur deine Ruhe finden, mit allen möglichen Mitteln.", ich stockte, als ich merkte, wie bekannt mir diese Worte vorkamen. Hatte mein anders Ich sie nicht mal gegen mich verwendet...? Ich versuchte meine Anspannung zu verdecken und redete weiter. „Du sprichst immer von einem Zustand dieser Welt. Aber die Welt wandelt sich und keiner, wirklich keiner, könnte das kontrollieren. Du wirst die Kontrolle verlieren, wenn Hass und Einsichtigkeit dein Antrieb sind..."

Ich atmete schwer, als ich die Tiefe meiner Worte sacken ließ. Die anderen starrten mich mit großen Augen an.

Meine Hand krallte sich tiefer in den Stoff meiner Tasche. Ein Gedanke, zwar unüberlegt, tauchte auf und ich sah zur Tasche runter.

Ich nutzte den Schock meiner Brüder aus, um nachzudenken. So fern ich das konnte.

Mein Zusammenbruch eben, der Schmerz...Ich konnte es nicht einordnen. Ich will es auch nicht mit Sicherheit festlegen was es war, aber dennoch hatte ich eine Vermutung.

Mein ich aus der Zukunft. Seine Präsenz legte immer eine gewisse Dunkelheit über mich. Stärker als die, die sich in mir gebildet hat in der letzten Zeit. Seit dem Schmerz hatte ich aber seine Präsenz nicht spüren können, sofern ich vorher auch nicht wusste, dass ich sie überhaupt gespürt habe. Aber ein Teil fehlte jetzt. Und meine Vermutung lag bei ihm.

Meine Tasche hatte sich eben mit Gegenständen, den schwarzen Briefen, gefüllt. Ich habe in meinem Leben nie einen eingesteckt. Doch er hatte sie dabei. Er hat sie mit sich rum getragen. Falls der Inhalt in meine Tasche gelangt war, bedeutet das, dass das Leuchten in der Tasche...

Je länger ich versucht habe meine Erinnerungen und Gedanken zu ordnen, desto klarer wurde mir alles.

Meine rechte Hand ergriff die Öffnung der Tasche. In meinen Finger juckte das Gefühl sie zu öffnen. Doch ich hatte Angst davor recht zu haben, aber auch enttäuscht zu werden.

Ich atmete tief ein und griff blind in meine Tasche, als meine Hände es berührten wusste ich, dass es kein zurück mehr gab. Die Magie prickelte förmlich an meinen Fingerspitzen. Ich nahm es aus der Tasche und das blaue Leuchten strahlte in meine Augen.

Meine Brüder zogen scharf Luft ein und sahen mich noch ungläubiger an, sodass ich befürchtete, dass ihre Augen ausfallen.

„Nein...", hörte ich Fee als einziger flüstern.

Vielleicht war meine Idee dumm. Okay, sie war sehr einfältig, undurchdacht und idiotisch.

Aber beim letzten Mal...ich habe gesehen, dass durch Gewalt alle meine Brüder gefallen sind. Ich konnte ihren Toten Gesichter nicht mehr aus den Kopf bekommen und ich war nicht danach aus, es nochmal zu erleben.

Jede Entscheidung, die man trifft, kann die komplette Zukunft verändern. Ich realisierte erst jetzt, dass sich nicht sonderlich viel verändert hatte. Immerhin standen wir jetzt hier. Dieses Mal trug erneut ich das Gewicht des Schicksals der Welt zu entscheiden.

Aber keiner hat es für mich so entschieden. Dadurch, dass Julien und Joon nicht anwesend waren, war es anders. Doch so gleich...

Keiner wusste, welche Rolle ich in einer anderen Zeit getragen habe. Das meine Unfähigkeit zu Handeln das Ende der Welt verursacht hat.

Jetzt? Jetzt aber würde ich Handeln. Und selbst dann. Wenigstens dann kann ich sagen, dass ich es versucht habe. Das ich ein anderes Schicksal entschieden habe.

Vielleicht sogar das richtige. Wissen kann man sowas aber im Vorhinein aber nie...

Und meine Taten sollen das Schicksal, erneut, entscheiden. Was kann schon schlimmeres passieren, als das, was ich zuvor gesehen habe?

Auf Manus wechselnden Gesichtern sah ich ein breites Grinsen, als er in meine Hände sah.

„Manu, ich möchte keinen Kampf haben. Und ich vertraue dir, dass deine Absichten guten Ursprungs entstammen...", zitternd holte ich Luft „Beweise es uns."

Forderte ich mit einer überraschend starken Stimme.

Doch noch immer zitterten meine Hände, als ich sein Gesicht in seine Richtung hielt.

 

„Danke Samuel...", echote Manus Stimme in meine Richtung „Für deine Naivität!"

Bevor ich etwas machen konnte beschwor Manu das Gesicht in seiner Richtung. Ich hatte noch nicht einmal Zeit etwas zu sagen, bevor er es näher an sich hielt und es immer stärker zu leuchten begann.

Fee versuchte noch schnell das Gesicht zu sich zu ziehen und auch Klaus sandte noch einen, wenn auch schwachen, Magieimpuls in seine Richtung. Weder noch zeigte Wirkung. Beide Einflüsse prallten einfach an Manu ab.

Ich musste for einen Moment meine Augen schließen, als ich vom hellen Licht von Manu geblendet wurde.

Ich öffnete meine Augen wieder, als das Licht erstarb. Nun stand vor uns der Manu, wie er uns zuletzt vor 500 Jahren begegnen ist. Jetzt erst wieder vollkommen.

Anstatt uns noch eines Wortes zu würdigen schmiss er uns mit einer Handbewegung nach hinten. Ich kam bestimmt erst zu Boden, als ich 5 Meter weit geflogen bin. Mein Kopf und Schultern taten für den kurzen Augenblick weh. Erschrocken setzt ich mich auf und sah, wie Manu seine Magie auf das Schutzschild vor in lenkte. Binnen Sekunden wurde es beschädigt, soweit, dass er einfach hindurchtreten konnte.

Immer weiter zerfiel das Schutzschild und einzelne Magiefäden Schwebereck wie Schneeflocken zu Boden. Mit einem Satz flog Manu auch schon zur Eingangstor des Hotels, hunderte Meter von uns entfernt. Gerade so wich er dem Raumschiff aus, was hinter ihm zu Fall kam. Das hatte ich vollkommen ausgeblendet.

Da rum zu kommen würde ewig dauern. Plus, wir haben ja noch Klaus, der verletzt war.

Klaus!

Ich drehte mich zu meinen Brüder. Jeder lag oder saß mit einer Mischung Überraschung und Schock auf dem Gesicht.

Erst jetzt wurde mir richtig bewusst, in welche Lage ich uns gebracht habe. Verzweifelt und Beschämt schlug meine Hände über den Kopf zusammen und fuhr mir durchs Gesicht.

„Was habe ich bloß getan..."

Chapter 65: Ich nehm sie in Schutz

Chapter Text

Mann im Mond POV:

Endlich! Nach über 500 Jahren war ich nun meinem Ziel näher als jemals zuvor. Meine Kräfte stärker und mächtiger denn je.

Und das alles nur dank Samuel. Seine untypischen Hoffnungen und der einfältige Optimismus soll ich ihnen nicht in die Karten spielen.

Bevor einer der anderen Zeit hatte,mich aufzuhalten befand ich mich im Wohnsitz von Fee. Ich war zwar noch nie hier, dennoch war mir die Wichtigkeit und die Magie an diesen Ort mehr als bewusst.

Zu oft hab dich auf das Dach hier hinab gesehen und versuchte zu Entschlüssen, was darunter verborgen sein mag.

Ein Hotel. Nichts ist gegensätzlicher zu Fee als unverweigerliche Gastfreundlichkeit zu Fremden.

Doch nun wusste ich, dass sich eine, nicht ganz so Fremde Person sich in den dicken Mauern verbarg. Sie wird aber einfach sein zu finden.

Mit einem pochenden Herz in meiner Brust streckte ich meine Hand auf und konzentrierte mich auf sie. Ihre Präsenz, solange es auch her sein mag, ist mir immer noch im Gedächtnis geblieben. All die Versuche sie wiederzubekommen und einen Weg zu finden sie zurückzuholen hat das Band zwischen uns zu sehr verstärkt, als das es von der Zeit durchtrennt werden konnte.

Und ich spürte sie. Sie war in diesen Mauern, in diesem Gebäude. Ich forderte meine Kräfte auf sie zu mir zu bringen, uns wieder zu vereinen.

Und tatsächlich. Ich spürte ihr Präsenz, den physischen Körper, der noch eine leere Hülle von dem ist, was sie einst war.

Versteckt, tief im inneren des Hotels, aber der Schutz hier war schwächer, als das große Schild draußen. Fee hätte wohl nie damit gerechnet, dass ich jemals hierhin gelangen könnte.

Es vergingen nur wenige Augenblicke und die Tür neben mir öffnete und langsam daher geschwebt kam „Iris...", keuchte ich auf.

Nach Jahrhunderten der Sehnsucht sah ich sie wieder. Nicht zum ersten Mal sah ich ihren Leichnam vor mir, aber das Grauen dahinter ließ mich trotzdem kurz still schweigen.

Gehüllt in ein Tuch waren ihre Gebeine, doch es schützte nur vor einem Anblick, nicht die Magie.

Zu lange habe ich den Monet entgegengefiebert, in dem ich endlich meinen Plan, all die Aufopferungen in duzenden Versuchen zuvor, endlich realisieren konnte.

Ich bereite mich auf den Moment vor und begann mit dem Zauber. Blaue Magiefäden überzogen ihren Leichnam. Bereit, um ihre Seele wieder aufzunehmen und den Körper zu regenerieren.

Ich spürte aber, dass irgendetwas dazwischen lag. Meine Magie übertrug sich nicht auf ihren Körper, sondern wurde leicht davon abgestoßen.

Ich musterte sie und erkannte das Hindernis kurze Zeit später. Kaum zu erkennen, lediglich ein Lichtblick, glänzte violette Magie um sie herum, weniger wie ein Nebel, sondern einer Glasur.

Fee... er hat sie verflucht. Alchemie, dass kein Zauber jemals auf sie wirken kann. Ein einfacher doch mächtiger Trank.

Dieser Heuchler! Wut überkam mich. Etwas so simples und fast schon primitives für uns zu erschaffen konnte nicht zerstört werde. Ich fokussierte meine Kräfte dennoch diesen Zauber zu durchbrechen, aber er gab nicht nach.

Verflucht sei doch Fees Alchemie!

Ich zitterte vor Wut und ließ vom Leichnam ab. Langsam sank sie zu Boden.

Ich hätte ihn umbringen müssen, als ich die Chance dazu gehabt hätte. Wäre es nicht für diesen neunmalklugen Bastard!...

In mir kochte es, doch meine Gedanken wurden für einen Moment unterbrochen, als ich eine Tür sich öffnen hörte.

„Phew...endlich geschafft! Zum Glück ist die Schnur zum klettern geeignet."

Ich drehte mich an und meine Mundwinkel verwandelten sich in ein Lächeln. Das naive Mädchen vom Schrottplatz...

Sie blickte sich kurz im Raum um, als sie mich entdeckte.

„Oh Mist!", sie versuchte abzuhauen, doch ich packte sie mit meinen Kräften und ließ sie zu mir rüber schweben.

Sie schrie kurz auf und versuchte sich zu wehren. Ein jämmerlicher Versuch.

Iris Körper mag zwar verflucht sein, doch nun hätte ich eine Möglichkeit nicht nur Leben, sondern auch Immunität ihr zu schenken. Der Plan kam in meinem Kopf zusammen. Anders...Aber machbar.

„Du warst hierfür nicht bestimmt, aber ich beende dein Schicksal hier.", erklärte ich ihr, als meine Kräfte in sie rein flossen.

Sie krochen in ihr Bewusstsein und drangen es zurück. Ihre Seele war nur noch zweitrangig in ihrem Körper.

Noch nie habe ich solch einen Zauber versucht, doch dieses Opfer nahm ich gerne in Kauf. Ich konzentriere mich auf Iris. Auf ihre Seele speziell.

Ich griff in meinen Erinnerungen, um sie zu finden, um ihre Seele zu finden.

Tatsächlich erschien ein weißer Hauch, der Julia umgab und sie umhüllte. Dieser schimmernder Geist verband sich immer mehr mit ihr. Noch wenige Augenblicke und Iris' Seele wird wieder bei mir sein.

Hinter mir nahm ich ein Klirren und dann ein Trampeln wahr. Es lenkte mich aber nicht vom Geschehen ab. Im inneren wusste ich, wer hinter mir auflauerte.

Ich hob meine freie linke Hand und ließ die Person hinter mir in der Bewegung gefrieren. Ich drehte meinen Kopf über die Schulter und fand genau den vor, den ich erwartet habe.

„Julien...Du kannst von Glück sprechen. Beinahe hättest du deine beiden Freuden umgebracht...", erklärte ich.

Julien hat aus einer der Wandverkleidungen ein Schwert gezogen und war dabei mich zu erschlagen.

„Lass Julia im Ruhe! Was machst du mit ihr?!", verlangte er zu wissen. Eine Mischung aus Wut und Angst in seinem Gesicht.

„Ich werde sie nicht verletzten, lediglich ersetzen. An deiner Stelle würde ich es ein lassen mich zu stören. Dann könnten beide einfach aufhören zu existieren..."

Das Schwert flog Ju aus der Hand und flog auf den Kopf von seinem Freund zu, der hinter der Rezeption auftauchte. Um ein Haar verfehlte es ihn.

Beide sahen mich mit Unruhe an und blickten zwischen mir und ihrer Freundin immer wieder hin und her.

Bevor sie einen weiteren Ansturm wagen konnten packte ich beide mit meiner Magie und schleuderte durch die Vordertür. Ich darf nicht gestört werden.

Die Stürze fiel schwer ins Schloss und ich verriegelte sie. So soll keiner mehr hier rein kommen.

Die leere körperliche Hülle deer jungen Frau, der Freundin von Julien, zeigte nur noch einen leichten weiß glänzenden Hauch, der fast vollständig in ihre Haut gesickert ist.

Sie schwebte regungslos vor mir. Augen geschlossen und ihr lächerlicher Anglerhut fiel zu Boden.

Das Leuchten um sie herum verstarb für einen Moment, bevor ein grelles blaues leuchten sie umhüllte. Ich war kurzzeitig geblendet, sah aber sofort wieder nach, was passiert ist.

Auf einmal riss sie ihre Augen auf und atmete schwer, fast als würde sie ersticken, ihre Augen in Schock weit aufgerissen. Langsam ließ ich sie zu Boden.

Sofort fiel sie erschöpft und immer noch um Luft schnappend auf den Boden.

Mein Herz setzte für einen Moment aus...hat es funktioniert?

Ihr Blick hob sich langsam und ein Name formte sich auf ihren Lippen „Manu..?"

Für eine Sekunde herrschte Stille. Ich habe es geschafft.

„Iris...", ich kniete mich neben sie und sah sie untersuchend an.

Ich habe sie wieder, sie ist wieder bei mir.

„Manu, was...was ist passiert? Wo sind wir? Das Feuer? Du-...du siehst verändert aus..."

„Keine Sorge, ich werde alles erklären können. Wichtig ist nur, dass wir wieder vereint sind."

Sie sah mich fragend an, als ich meine Hand an ihre Wange hielt. Es brach mir das Herz sie so verloren zu sehen. Noch dazu nicht als sie selbst, wie ich sie kannte. Aber das was zählt war Iris und nichts anderes.

„Manu...Ich bin gestorben, oder? Das Feuer-die Menschen- Du hast mich zurückgebracht...", realisierte sie.

Ich hielt sie vorsichtig un griff nach ihren Händen.

„Alles ist gut. Wir sind sicher vor ihnen. Es ist zwar viel Zeit vergangen, aber du bist hier, mit mir, und wir fangen neu an. Ein neuer Anfang in einer neuen Welt. Wir werden nicht mehr voneinander getrennt werden. Das ist das wichtigste. Der Rest ist egal..."

Sie atmete nochmal tief ein stand langsam auf. Ihr Blick schwang durch den Raum, auf die Gemälde von mir und meinen Brüdern. Fee hat es wirklich übertrieben.

„Sind das deine-", fragte sie neugierig.

„Sie werden uns nichts antun. Dafür werde ich sorgen."

Ich warf einen gehässigen Blick auf die Porträt. Unter anderem auf das zerstörte von mir. Die Abscheu ist wohl gegenseitig.

„Ich weiß, dass es gerade viel ist, aber wir müssen hier weg.", fing ich an zu erklären. Meine Brüder werden bald hier reinkommen. Ich ging mit Iris durch ein paar Türen, bis wir an deckenhohen Fenstern vorbeikamen, mit einer Tür Richtung Garten. Dort befand sich keiner.

Iris versuchte so gut wie möglich im Schatten zu gehen, um die Sonnenstrahlen bestmöglich zu vermeiden.

Ich musste lächeln.

„Iris...Ich möchte dir was zeigen." Ich zog sie vorsichtig an der Hand, um sie aus den Schatten zu holen. Sie zog aber aus Angst zurück, dass das Licht sie verletzen wird. „Vertrau mir..."

Sie sah mich etwas überfordert an und nickte zögerlich. Ich öffnete die Tür nach draußen und sie trat mit mir nach draußen. Das Sonnenlicht schien direkt auf uns.

Sie drückte meine Hand fest und wappnete sich gegen die Schmerzen, die das Licht auslösen würden. Doch er kam nicht.

Langsam öffnete sie ihre Augen und sah mich verwirrt an. Dann sah sie in den hell erleuchteten Garten.

„Die Sonne...Du..."

„Wir müssen uns nicht mehr verstecken vor dem Tag. Jetzt kann der Tag und die Nacht unser werden. Wir sind frei. Keine Gefängnisse können uns mehr halten."

Jegliche Zeichen von Verwirrung, Trauer und Schmerz verschwanden aus ihrem Gesicht und sie lächelte. Und ich sah meine Iris mich anlächeln.

Sie war hier. Bei mir.

Und ich wollte, dass ihr Lächeln nie verschwinden wird.

Chapter 66: Es geht niemals weg

Chapter Text

Iris POV:

Zum ersten Mal, seitdem ich denken kann, erblickte ich die Welt wortwörtlich in einem neuen Licht.

Ich konnte den Tag zuvor nur hinter den Fenster aus betrachten, ohne um mein Leben fürchten zu müssen. Raus zu gehen war immerzu eine Qual gewesen und das nicht nur körperlich.

Jetzt aber bröckelten die Mauern dieses Gefängnisses nieder. Eine Welt eröffnete sich mir, die ich nicht nur sehen kann. Ich kann endlich ein Teil davon sein. Ich war nicht mehr an die Nacht und Schatten gekettet.

Ich drückte Manus Hand fest, als ich meinen Blick über den Himmel fahren ließ. Die Sonne blendete mich. Nie hätte ich überhaupt daran gedacht sie jemals zu sehen.

„Iris", riss mich Manus Stimme aus meiner Trance „Ich habe dir schon immer eine neue Welt versprochen und daran möchte ich mich auch halten. Zusammen werden wir sie uns gestalten."

Ich lächelte, als ich nochmal über die Baumwipfel vor uns blickte „Hier bei dir zu sein, ohne Gefangenschaft, ohne Gefahr...das hier ist schon das größte Geschenk, was du mir jemals erschaffen kann." Ich ergriffe seine beiden Hände fester und sah ihn konzentriert im die Augen „Du hast mich zurück gebracht, du hast uns wieder vereint. Nichts kann mir mehr gegeben werden."

„Ich möchte dir aber mehr geben, mehr zeigen. Diese Welt ist so viel größer, als man zu denken vermag. Ich möchte dir das Schöne und Gute davon zeigen und das Böse aus der Welt schaffen."

„Das ist aber eine große Bürde."

„Die ich für dich tragen werde...", er schob eine Haarsträhne hinter mein Ohr.

Das blonde Haar, welches nicht das meine war.

Ich fühlte mich anders. Ich war anders. Vielleicht sogar wer anders.

Wie die Magie funktionierte, die Manu besaß, konnte ich nie greifen. Auch nicht, wie er mich jetzt von den Toten zurück geholt hat. War es normal, dass ich jetzt wer anders war?

Diese Frage konnte ich mir nicht selbst beantworten und wollte ich auch erstmal nicht stellen. Ich war einfach nur zutiefst dankbar wieder bei Manu zu sein. Das alles zu hinterfragen wäre doch beinahe töricht. Dich ließen mich diese Gedanken nicht los.

In meinem inneren strömte es nur von Fragen und Verworrenheit. Dieser Sprung, auch wenn er kurz für mich erscheint verwirrte mich zutiefst.

Zuletzt konnte ich mich an schmerzen und grelles Licht erinnern, dann kam eine gefühllose Dunkelheit und Stille. Dann gab es wieder Licht und Bedrängnis. Keines das mir Angst bereiten sollte, sondern etwas, was man Leben nannte. Mein Kopf scheint, so sehr ich es auch zu verdrängen versucht habe, es immer noch nicht begriffen zu haben, wie ich hier sein kann.

Doch Manus Anwesenheit gab mir einen festen Griff an das, was real war. Seine Magie hat mich hergebracht. Und doch haben seine Worte mich zunächst überrumpelt.

Er sah etwas verändert aus. Er war aber immer noch er selbst. Wie viel Zeit wohl vergangen war für ihn? Für mich es sich wie ein tiefer Schlaf angefühlt. Weder gut noch schlecht.

Doch er hat die vergangene Zeit erlebt. Er er sah kaum älter aus, als in dem Moment, wo ihn zuletzt gesehen habe. So viel Zeit schien daher doch nicht vergangen zu sein, wie er es mir weiß machen wollte.

Ich sah zu ihn auf „Dann zeig mir die Welt, die du mir versprichst...", forderte ich ihn sanft auf. Ich ergriff seine Hand, die immer noch an meiner Wange verharrte und küsste sie sanft.

Ein sanftes Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen „Da möchte ich dich nicht länger warten lassen."

Ein Geräusch hinter uns schreckte mich auf. Die Tür im Gebäude hinter uns, die uns zunächst in den Garten geführt hat, leuchtet für einen Moment auf uns wurde von einer Person dahinter aufgeschwungen. Durch den Türrahmen sah ich aber nicht das Innere des Gebäude, sondern einen ähnlichen Ausblick wie hier. Mit dem Wald im Hintergrund und ein steinender Hof, mit niedrigen Mauern und Treppen. Im Hintergrund erkannte ich zwei Personen, einer mit gelber und der andere mit blauer Jacke. Sie rannten gerade die Treppen hoch, waren aber noch weit weg.

Direkt vor der Tür standen vier Personen. Die vier von den Gemälden. Manus Brüder...

Zuerst trat einer mir grauen Mantel durch die Tür. Er hat die Tür auch mit Magie geöffnet, so fern ich es erkennen konnte. Seine Augen waren starr auf Manu gerichtet.

Hinter ihn traten noch drei andere hervor. Einer mit roter Jacke und schneeweißen, langem Bart lehnte sich an jemand anderen, der...etwas wie ein Hase aussah. Zum Schluss kam jemand mit Brauner Kutte durch die Tür. Von alleine fiel die Tür ins Schloss, als der vierte durchtrat.

Der mit der brauen Kutte sah mich verwundert an „Julia...?", nannte er mich in einem ruhigen Flüsterton.

Manu zog mich vorsichtig hinter seinen Rücken und stellte sich schützend vor mich.

„Manu, hör auf dich zu verstecken. Deine Taten wirst du früher oder später bereuen und das weißt du auch!", erklärt der Bruder mit dem grauen Mantel. Sein raue Stimme gab mir eine Gänsehaut. Mein Blick schweifte über sei Gesicht, wo man seinen halben Kiefer wortwörtlich sehen konnte.

„Wie bereits gesagt, meine Taten folgen einem guten Ziel. Reue werde ich dabei nicht verspüren.", erklärt Manu. Seine Stimme nun mit einem eiskalten Ton.

„Einem unschuldigen Mädchen das Leben wegnehmen, nur damit du Iris zurückhole kannst?!", fragte der mit der Kutte empört. Sein Blick suchte meinen. Ich versuchte eine Erklärung for seine Worte zu finden. Was hatte das zu bedeuten?

„Welche Möglichkeit hatte ich denn?", fragte Manu wütend. Nie hab euch ihn so aufgeregt gesehen. Das blaue Leuchten in seinen sonst so dunklen Augen sah fast schon beängstigend aus.

„Einfach nichts tun. Loslassen!", argumentierte der in rot „Du hast einen ewig langen Pfad von Opfern hinter dir und willst es einfach beiseite schieben?! Willst du sie über alles, was du getan hast, anlügen?"

„Schweig, Klaus. Diese Vergangenheit ist jetzt egal.", knurrte Manu vor mir.

„Was hast du getan?", wollte ich wissen. Diese Geheimniskrämerei fing langsam an mich immer weiter zu verunsichern. Das, was die Brüder ihn anschuldigen, auch wenn ich nicht genau wusste worüber, gab mir ein flauen Gefühl im Magen.

„Nichts, Iris-"

„Mord nennst du also nichts?", fragte der mit Hasenohren „Die Nonnen im Kloster oder deine Sekte sind nichts?! Geschweige denn, dass du mich kontrolliert hast?!"

Klaus legte ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter.

Geschockt starrte ich Manu an. Ich musste es dich falsch verstanden haben „Wie...?"

Entgeistert sah er mir entgegen. Sorge in seinen Augen, doch die Wut darin war noch nicht versiegt.

„Oder Julia?", fuhr der mit der Kutte fort, erneut dieser Name „Was hast du ihr angetan? Sie getötet und dann Iris' Seele in ihren Körper getan? Oder ihren Körper bei vollem Bewusstsein der Kontrolle beraubt?! Ich wollte dir vertrauen!", er bebte förmlich vor Wut.

Meine Gedanken waren nur noch schwammig und nebelig. Manu würde niemals...er hätte nie... Einem Mädchen einfach so-

„Was...? Ist das wahr? Manu? Sag etwas...", forderte ich ihn auf. Sein Schweigen verriet mich mehr, als alles andere.

„Du wirst sie nie auf ewig beschützen können.", erklärte der mit dem grauen Hut „Die Zeit, Manu. Sie wird ihr größter Feind sein. Abgesehen von deiner Unsterblichkeit trennt euch nich so viel mehr. Du bist um hunderte Jahre gealtert, ein halbes Jahrtausend verändert vieles. Nicht nur Personen. Du bist anders, die Welt ist anders. Nichts ist mehr wie es war. Selbst wenn du die Welt veränderst willst, sie ist immer noch von ihrer Zeit entführt worden."

500 Jahre? Es sind 500 Jahre vergangen seitdem-

„Ich hatte nie die Chance gehabt sie früher zurück zu holen. Wie denn auch, wenn ihr mich auf den Mond verbannt?! Fips hat ihre Leiche schon an jenem Tag geschunden und Fee hat sie verflucht. Das ihr mich aufgehalten habt, brachte mehr Opfer als es hätte geben müssen. Warum haltet ihr mich auf?!"

„Weil du wahnsinnig bist!", erklärte der mit der Kutte, dessen Name ich als einziger noch nicht kannte „Du bist so verkopft auf deinem Weg gewesen, dass du nicht einmal begreifst, wie schrecklich deine Taten sind."

Ich ging langsam einen Schritt zurück. Dann zwei. Mein Atem ging immer schneller und Tränen traten in meine Augen.

Das kann alles nicht sein...das kann alles nicht wahr sein...und doch streitet er nichts davon ab.

Manus Blick suchte meinen. Seine Augen verloren und in Trauer „Iris..."

„Wenn das deine Welt sein soll, möchte ich kein Teil davon sein...", erklärte ich ihm. Meine Stimme verwandelte sich immer mehr in ein schluchzen.

Ich wendete mich von ihnen ab und ging die kleine Treppe on dem Garten hinab.

Dass Manu mir noch meinen Namen hinterher rief versuchte ich zu ignorieren.

Chapter 67: Das ist meine Szene

Chapter Text

Klaus POV:

Obwohl wir Iris nie zuvor kennenlernen durften, brach es mir das Herz, ihren nun gebrochenen Blick auf Manu zu sehen. Diese Enttäuschung und auch tiefe Trauer...keiner sollte durch so etwas gehen.

Als sie sich von uns abwendete und weiter in den Garten hinunterging, verharrten wir fünf zunächst an der Stelle. Manu ging ihr als erster, verzweifelt, nach und rief ihren Namen hinterher.

Es dauerte nicht lange, bis der Rest von uns folgte. Ich stützte mich immer noch auf Fips drauf. Zwar blutete die Wunde nicht mehr, aber es tat dennoch höllisch weh.

„Iris...Iris, bitte! Ich hab es für dich gemacht!", Manu ging ihr strammen Schrittes hinterher, während er sich noch versucht irgendwie zu erklären. Als er Iris erreichte, fasste er ihr an die Schulter, um sie zu ihm zu drehen.

Empört drehte sie sich zu ihm um und starrte ihn wütend an. Wir blieben einige Meter, hinter den beiden stehen. Lieber auf Abstand bleiben, damit bin ich fein...

„Morden?! Das tust du für mich?! Auch wenn du eine Welt für uns wolltest, auch wenn du vor nichts zurückschreckst...das hier ging mehr als zu weit."

Sie riss seine Hand von ihrer Schulter „Bitte lass mich kurz zufrieden...ich muss für einen Moment mal...alleine sein.", erklärte sie und ging weiter weg.

Ich hörte mein Herz pochen und sah, wie Manus Hände etwas zuckte, in der Überlegung, ihr wieder hinterherzugehen.

Die bedrückende Stille hielt fast schon zu lang an. Wir alle warteten ab, was Manu als Nächstes tun wird. Keiner wusste, was in seinem Kopf gerade los ist. Das war schon fast gruseliger, als seine Absichten zu kennen.

Zu meiner Überraschung rannte er ihr nicht hinterher. Stattdessen fiel er, ergeben, auf die Knie und verharrte so.

Neben mir atmete Fips gespannt, seine Hände zu Fäusten geballt. Fee sah ihn überlegend an, bereit zuzuschlagen oder abzuwehren, falls ein impulsiver Angriff kommt. Samuel sah ihn als einziger von den anderen mit Mitleid an.

„Früher oder später hätte sie es erfahren.", erklärte er mit ruhiger Stimme. Beinahe reuevoll. Ich konnte es ihm nicht verübeln.

Wir haben die Realität der beiden mit ein paar Worten zerbröckeln lassen. Auch wenn es die Wahrheit war.

Ich kannte das Gefühl von Verlust, obwohl es schon viele Jahre her war, und ich wünsche es keinem solchen Schmerz. Mein größter Hass auf Manu bestand darin, dass er rücksichtslos alle Nonnen damals getötet hat. Während die meisten es, so schrecklich es auch klingt, verdient haben, gab es auch welche, die sich wirklich um uns gesorgt haben...um die wir uns gesorgt haben.

Jetzt sind die Schulden relativ ausgeglichen...Ich fühle mich damit aber nicht besser, eher das Gegenteil.

„Sie hätte es niemals erfahren sollen!", biss Manu und spannte sich an „Nie habt ihr euch um mich geschert, habt mich ignoriert...doch kaum mache ich einen Fehler, bin ich der Böse..."

„Bro, ich war immer da für dich.", beschwerte sich Samuel „und joa. Es war nicht wirklich ein kleiner Fehler, den du zu verantworten hast."

Von der ernsthaften Haltung, zu diesem Leichtsinn kann aber auch wirklich nur er bringen. Das hilft uns gerade aber nicht weiter.

„Und du sollst besser sein?", fragte Manu provokant. Er starrte in die Leere und würdigte uns keines Blickes.

„Er war nicht besser.", ergriff Fips jetzt das Wort. Ich war überrascht, dass er überhaupt dazwischen fällt „Aber ich konnte wenigstens versuchen seine Arschigkeit zu ignorieren. Du hast mich aber in den letzten Tagen mehr ausgenutzt, als Samu es je gewagt hat."

„Heh, Hase, was machst du da?", lachte Samuel nervös.

„Immer wurde ich als Angsthase und Nichtskönner bezeichnet, das soll sich ändern. Manu, du wirst für deine Taten bezahlen.", vorsichtig nahm Fips meinen Arm von seiner Schulter.

Während ich bewunderte, dass er endlich den Mut gefunden hat, sich selbst zu verteidigen, sank mein Herz immer tiefer. Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, provokant zu werden. Leicht gekrümmt stand ich nun alleine da.

„Fips-"

„Ich hab es satt, Angst zu haben und wegzulaufen.", er sammelte seine Kräfte in seiner Hand und ging stramm auf Manu zu. „Ich steh nicht mehr am Rande!"

Als Fips hinter Manu stand, hob er die Faust, um Manu richtig reine reinzuschlagen, doch bevor er traf, kam Manus Hand in den Weg und hielt sie mit Leichtigkeit auf.

„Und doch wirst du immer der Verlierer bleiben.", Manus Worte schnitten wie Messerstiche.

Er schubste Fips von sich weg. Neben mir kam er zu Fall und keuchte kurz vor Schmerz auf. Manu stand langsam auf und wendete sich zu ihm hin. Mit seiner Magie packte er meinen kleinen Bruder und ließ ihn vom Boden schweben. Hektisch griff Fips an seinen Hals, als ob er keine Luft bekommen würde.

Ich wollte zu ihm hin, fiel aber schon nach dem ersten Schritt alleine auf die Knie, als ein Schmerz mich überkam.

Fee, als auch Sandy, wollten Manu angreifen, aber seine Magie ließ keinen Schaden zu.

„Wäre es nicht für dich gewesen, hätte ich gewonnen. Du bist eine Enttäuschung. Du bist ein nichts...", Manus Worte schnitten durch die Atmosphäre um uns herum. Durch seine Stimme schien die Luft zu vibrieren, und um uns herum zogen immer mehr Wolken auf. Das Licht, das ihn umgab, war grell und gespenstisch.

Ehe ich mich versah, bildete sich ein weißes, helles Licht in seiner Hand. Pure Magie, die die Luft förmlich elektrisierte. Seine Augen immer noch kalt und emotionslos.

Rache, das wollte er und nichts anderes.

Ich war wie eingefroren, obwohl ich am liebsten wegrennen wollte und mich zum Kämpfen zwingen müsste.

Ohne Vorwarnung kam das Licht auf Fips zu. Eine Magie, stärker als ich sie jemals gesehen habe. Ein Schrei kam aus ihm, aus Hass und Verzweiflung.

Und Fips war die paar Zentimeter in der Luft, alleine, ohne Schutz, hilflos.

Ich schrie auf, als ich meine Hand nach ihm ausstreckte, doch es hätte nichts genützt.

Der Strahl traf und alles wurde für einen Moment weiß.

 

5 chapters remaining....

Chapter 68: Lass mich hier nicht allein

Chapter Text

Osterhase POV:

Ich hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können, dass ich jedes Mal, wenn ich einatme, mehr Luft verlieren würde. Meine Augen wurden glasig und doch konnte ich das helle Licht vor mir sehen.

Mein Körper machten sich bereit für den Schlag, sofern man dafür bereit sein konnte. Als das Licht auf mich zu kam, schloss ich die Augen und erwartete die Schmerzen.

Doch sie trafen mich nicht. Stattdessen spürte ich einen dumpfen Schlag gegen meine Brust und danach, wie die Schwerkraft zurückkehrte und mein Rücken über den Rasen fuhr, als ich nach hinten geschleudert wurde.

Mein Rücken brannte, meinHerz schlug noch in meiner Brust und ich rang unregelmäßig nach Atem. Es war bedeutend leichter als vorher, doch ein Gewicht auf mir ließ meinen Brustkorb sich nicht vollständig heben.

Aber das machte doch keinen Sinn?!

Ich sollte tot sein. Wie lebe ich noch?!

Ich öffnete meine Augen und sah in den bewölkten Himmel. Mein Blick senkte sich und ich sah, was auf meiner Brust drauf war. Für einen Moment setzte mein Herz aus.

Nein….das kann nicht sein-er-er würde nicht-was?!

Ich blinzelte mehrmals und hoffte, dass ich mich täuschte. Der braune Haarschopf mit den blonden Spitzen verschwanden aber nicht.

„S-Samu…“, schnell setzte ich mich auf und sah auf den Körper meines Bruders runter.

Obwohl meine Lungen brannten, verschlug mir sein Anblick kurz den Atem.

„Nein…nein, NEIN!“

Ich versuchte ihn so vorsichtig wie möglich zu bewegen, um auf seine Brust zu sehen. Blaue und goldene Magiefunken kamen hervor, aus einer schwarzen Wunde. Samus Haut war kreidebleich und er bewegte sich einfach nicht!

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich ihn nicht spüren konnte. Ich konnte seine Wunde nicht spüren! Als ob sie erst recht nicht existierte.

Das kann nur bedeuten, dass…

„Nein, Samu, nein…Du Idiot warum hast du…antworte mir…das ist doch wieder ein blöder Streich von dir, oder?“

Tränen kamen in meine Augen, als ich vorsichtig seine Wange hielt. Seine Augen waren glasig und weit aufgerissen. Ich sah nur Leblosigkeit in den sonst strahlenden Augen.

Schatten legten sich über uns, doch ich blendete es aus.

Samu war tot…obwohl ich hätte sterben sollen…er hat sich für mich geopfert.

Meine Hände fingen an zu glühen, als ich meine Magie dazu aufforderte ihn zu heilen. Ich legte eine Hand neben der Wunde auf die Brust, doch es tat sich nichts. Das leuchten erstarb, aber es veränderte nichts.

„Nein…nicht schon wieder…ich kann nicht wieder- diesmal muss es klappen-warum will es nicht-“

Es war als wäre ich in der Zeit zurück versetzt. Ich wollte Samu heilen, so wie ich früher Iris heilen wollte, aber es geschah nichts…

Mein Körper bebte, als ich versuchte mein Verzweiflung zurückzuhalten.

Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter, als Klaus sich neben mir hin kniete. Die Welt um mich herum verschwommen in Tränen, als ich meinen Kopf hängen ließ und vor mich hin schluchzte.

Dennoch konnte ich mich Fee erkennen, wie xier vor mir stand und verkrampft xies Zepter festhielt. Xier hatte eine Hand über den Mund geschlagen.

Keiner sagte ein Wort. Abgesehen von meinen Schluchzen und Schniefen hörte ich wie Klaus mit all seiner Kraft versuchte sein eignes Wimmer zu unterdrücken.

Meine Hand vergrub sich im Stoff von Samus Kutte, als ich fest meine Augen schloss. Ich konnte…Ich wollte ihn nicht mehr so sehen. Mein Kopf war ein einziger nebliger Wirr und mein Körper fühlte sich so schwer wie Blei.

So lange ich ihn auch nicht mehr gesehen habe, auch wenn er mich mein gesamtes Leben schikaniert hat…

Er hat sich für mich geopfert...FÜR MICH!

Es war unfair, er hätte nicht sterben sollen, er sich nicht vor mich schmeißen sollen…Warum hat dieser Idiot- wie kann er es wagen…

Er hat es nicht verdient, ich habe es nicht verdient…

Ich öffnete wieder meine Augen und sah, wie Fee sich über Samus Gesicht lehnte. Vorsichtig streichet xier über sein Gesicht und schloss vorsichtig seine Augen.

Wie eingefroren starrte Fee auf das halb verdeckte Gesicht.

Keiner wagte es sich zu bewegen. Ich saß auf den Boden und hielt Samus leblosen Körper immer noch in meinen Armen. Fee kniete neben mir, xies Zepter lag daneben auf dem Gras.

Klaus hockte hinter mir. Seine Hände stützend auf meinen Schultern. Ich wusste nicht, ob er sich selbst stützen wollte, oder mich aufrecht hielt. Sein Gesicht war tränenüberlaufen.

Es war hunderte Jahre her, seitdem wir so nah beieinander waren. Ich hätte nie gedacht, dass wir je wieder so zusammenkommen werden. Noch weniger, dass wir wegen so etwas wieder zusammen seien…

Chapter 69: Was mich faszieniert

Chapter Text

Mann im Mond POV:

Mein gesamter Körper verkrampfte, als ich nur auf diese eine Stelle sehen konnte.  Die Wut war nicht weggeschwemmt, sondern wurde von einem Mantel aus Schock und Fassungslosigkeit verdeckt.

Es gab keine Reaktion, die ich für mich einheitlich ausmachen konnte.

Ich war verwirrt. Wie habe ich es dazu kommen lassen? Warum habe ich die Kontrolle verloren? Warum hat er nicht nach dem Muster gespielt, in dem er immer verfällt? Wann wurde er denn so selbstlos??

Nein- Samu würde nie so etwas tun- er würde sich nie für irgendwen opfern.

Das muss alles ein großer Scherz sein, er musste es einfach vortäuschen. Es war in seiner Art. Sein Humor war schon immer etwas abstruser, da wäre der Tod vorspielen noch harmlos.

Aber er regte sich nicht.

Fips wurde panisch, als er die klaffende Wunde auf Samus Brustkorb entdeckte. Seine Magie leuchtete zwar kurz, aber es tat sich nichts.

Fee und Klaus gingen zu den beiden hin. Klaus fand irgendwoher noch die Kraft vernünftig auf sie zuzugehen. Er schien dennoch erleichterte zu sein sich hinzuhocken...wäre es nicht für unseren Bruder.

Fee war, wie immer, nur ein stummer Beobachter der Situation. Nur ein leichtes Zittern konnte man erahnen.

Fee, immer der stoische, emotionslose, der sich nichts anmerken lässt; Klaus, versucht für andere da zu sein, der Fels in der Brandung, der aber selbst bröckelte; Fips, versucht hoch zu reichen, obwohl sein Erfolg unmöglich ist, und bricht dennoch in Tränen aus.

Nur Samu...nur Samu spiegelt nicht sich selbst wider.

Diese leere Hülle, so anders als sein sonst so energetisches Wesen.

Was nur- Was hat ihn dazu getrieben?!

Wie ist es nur soweit gekommen?!

Meine Glieder wurden schwer und meine Augen verloren ihren Fokus.

Reue...?

Hat das ihn dazu verleitet, so anders zu handeln?

Vielleicht wurde er sich seinen Taten bewusst. Eigentlich macht es keinen Sinn.

Samuel war immer ignorant und dachte nie über seine Taten nach und-

Diesmal will ich nicht die Schuld haben, wenn es den Bach runter geht.

Die Worte echoten in meinem Kopf. In Samuels Stimme...

Tu was du nicht lassen kannst...bedenk aber, anders als ich es tat, die Konsequenzen.

Am Grab... hat er doch...reflektiert. Sich seiner Schuld bekennt. Trotz allem, was passiert ist, ist er zu mir gegangen.

Er hätte sich eigentlich nie eingemischt, hätte alles einfach passieren lassen. Er hat sich aber die Zeit genommen. Er hat sich Zeit für mich genommen, um mich zu warnen. Um mir zu helfen.

Es war so untypisch für ihn. Etwas, was er nie getan hätte...und doch war er da.

Personen ändern sich. Dessen war ich mir bewusst. Ich wusste aber, dass sie sich eher zum Schlechten wendeten.

Das Schlechte ist für einen selbst verführerischer, wenn man einmal daran Blut gelegt hat, als das Gute. Samu war nicht böse, aber durch seine Attribute konnte man schnell erahnen, dass er sich selbst nicht im falschen sieht. Er war schon immer zu verblendet gewesen.

Irgendetwas muss ihm aber die Augen geöffnet haben und er hat sich gewendet, so sehr...

Er war nicht mehr der Bruder, der mich verraten hat, der jeden abgewiesen hat und alles als einen Witz angesehen hat.

Er wurde zu einem Schützer, jemanden, der für das, was er getan hat, eingestanden ist und sich entschuldigte, durch Taten statt Worten.

Es wirkte irgendwie unwirklich für mich, dass es passiert ist.

Samu sich verändert, zum besseren, und ich hab ihm die Chance genommen, daraus weiter zu wachsen, ihm die Chance genommen, die Freiheit, womöglich, zu genießen.

Freiheit, die ich nie fühlen durfte.

Als meine Gedanken wieder in die Realität zurückkamen, fand ich mich selbst einige Schritte von meiner vorherigen Stelle vor. Ich stand nur noch wenige Meter von meinen Brüdern entfernt. Ihre Blicke aber nicht auf mich gerichtet. Stattdessen hingen ihre Augen glasig auf Samu...seinem Leichnam.

Ich ging noch ein paar wenige Schritte weiter nach vorne, bis ich über die anderen ragte.

Doch in diesem Moment, als die Realität auf mich nieder bröckelte, musste ich nachgeben und sank auf die Knie.

Was habe ich bloß getan...

Ich habe meinen Bruder...Ich wusste, dass mein Pfad kein einfacher war; dass ich Opfer bringen müsste... nie hätte ich mir aber vorgestellt, dass es so weit kommen würde.

In diesem Moment...fühlte ich mich schwach.

Hilflos.

Versagt in der Aufgabe, die ich doch liebe, zu beschützen...

Zwei Kinder lagen unter einem alten, knorrigen Baum, inmitten eines riesigen Gartens, umgeben von einer hohen, dicken, unüberwindbaren Mauer.

Einer sah in den Himmel, neben der Sonne, fast übersehbar, konnte man den Mond erahnen. Er stellte sich vor, einmal so weit weg von jenem Ort zu kommen, wo er sein ganzes Leben verbracht hat. Wie schön es doch wäre, die ganze Welt von oben zu betrachten.

Der andere schlummerte neben ihm. Dunkle Ringe unter seinen Augen und rote, wunde Haut an seinen Gelenken. Die Sonne wärmte ihn zwar leicht, aber er zitterte. Seine dreckige Kleidung war auch nicht besonders dick, um ihm Wärme zu spenden.

Er zog scharf Luft ein, als sein Herz anfing wie wild in seiner Brust zu schlagen. Adrenalin durchflutet ihn, als er sich aus Angst aufsetzte.

„Ich bin wach!", hektisch sah er sich um, fand aber nicht die erwarteten bösen Blicke der Nonnen. Stattdessen wandte sich der Ältere zu ihm um.

„Hey, Samu, alles ist gut...wir sind alleine...du darfst dich ausruhen..", versuchte der Ältere, Manu, ihn zu beruhigen, als er seine Hand nahm. Doch Samu sah sich immer noch mit Panik um.

„Ich habe aber geschlafen! Ich habe...es war wie in der Kammer! Kaum habe ich geschlafen, war es wieder kalt und-und ich hatte Angst, dass sie wieder kommen!"

„Wir sind aber nicht in der Kammer-"

„Was aber, wenn sie mein auch hier bestrafen?! I-Ich-ich möchte nicht ver-verletzt werden."

Sein Herz wollte sich nicht beruhigen und sein Atem schneller auf, als er immer weiter nach hinten rutschte und sich so fest an den Baum presste, wie nur möglich.

„Hey, Samu, hör auf meine Stimme...Versuch mir zuzuhören", forested Manu sanft, als er nach der zweiten Hand griff und sie zusammenführte, seine Hände oben drüber „wir sind gerade hier zusammen, zu zweit, im großen Garten. Keiner sonst ist gerade hier. Die Sonne scheint gerade am Himmel, die Glocken haben zwei geschlagen. Ich habe dir eben doch noch ein Brot vom Frühstück gegeben, was ich mir noch schnell für dich eingesteckt habe. Die Nacht ist rum und du sollst dich ausruhen. Keiner wird dir deswegen böse sein..."

Samu starrte in die Leere vor sich, als er versuchte, die Worte zu verarbeiten. Er versuchte, die Welt um ihn herum wieder wahrzunehmen und sah seinen Bruder dankend an.

Er drückte seine Knie noch enger an seinen Körper und versteckte seinen Kopf dazwischen.

„Ich möchte einfach nur ruhig schlafen...", nuschelte er.

Manu sah ihn verständnisvoll an. Er ließ die Hände los und setzte sich neben seinen jüngeren Bruder.

„Samu, ich möchte dir was versprechen."

Müde hob der jüngere seinen Kopf „Versprechen?"

Eifrig nickte Manu „Einen Kleine-Finger-Schwur. Ich möchte dir nämlich versprechen, dass, solange ich bei dir bin, ich dich beim Schlafen beschützen werde. Ich werde dafür sorgen, dass du niemals wieder verletzt wirst, solange ich bei dir bin. Dir lasse ich nichts zustoßen, komme was wolle!"

Eine kleines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und Samuel hob seinen linken Finger an, um sich einzulocken.

„Das ist ein großer Schwur."

„Aber sowas sollte selbstverständlich sein. Ich werde dich beschützen und dafür sorgen, dass du nicht verletzt wirst."

Samu setzte sich herausfordernd vor Manu hin „Dann schwöre ich dir, dass ich dir helfen werde, alle deine Träume zu verwirklichen!"

Beide fingen an zu lachen, als sie dem Moment bewusst geworden sind.

So schrecklich auch ihr Leben war, sie wären für immer zusammenhalten. Egal was zwischen sie kommen wird.

Chapter 70: Ich bin eine Legende

Chapter Text

Santa POV:

Ich wusste nicht, was ich beunruhigender fand. Dass wir uns alle anschweigen, Manu offensichtlich selber so geschickt waren wie wir oder dass ich in meinem Kopf das Verlangen hatte, irgendwen wütend anzuschreien. Am liebsten mich selbst.

Es hätte nicht so weit kommen müssen...Ich habe versagt. Ich habe als großer Bruder meine Aufgabe nicht erfüllt und sie im Stich gelassen.

Sie alle.

Sie alle sind enttäuscht, dass ich mein Versprechen, sie zu schützen, gebrochen habe.

Selbst jetzt. Auch wenn ich selber stark bleiben wollte, um für die anderen da zu sein...Ich konnte es nicht.

Meine Fassade bröckelte immer mehr. Sei es der Strom aus heißen Tränen, die mir die Wange runter kullerten, das leichte Beben meines Körpers, um die Schluchzer zu unterdrücken oder dass ich mich an Fips klammerte. Letzteres war egoistisch zu meiner Beruhigung, auch wenn ich damit auch stark für meinen jüngeren Bruder sein wollte.

Bei Fips versiegten die Tränen auch noch nicht. Jedoch hat er aufgehört zu schluchzen.

„Es tut mir leid...", brachte er mit kratziger Stimme hervor. Man hätte ihn glatt überhören können.

Fee schüttelte den Kopf „Du hättest nichts tun können.", xies Stimme war ebenfalls rau, der Blick fast so leer wie in Sandys Augen, als wäre ein Teil von Fee mit ihm gestorben.

„E-es ist aber m-mei-meine Schuld...hätte ich besser aufgepasst...besser nachgedacht..." Fips' Blick war erfüllt mit Reue und Zweifel. Seine Hände zitterten, als er vorsichtig seine Hände an den Körper presste. Die Ohren lagen flach am Kopf, als ob ihm selbst die Kraft fehlen würde, diese aufzurichten.

„Keiner von euch trägt die Schuld.", erklärte Manu, seine Hände ergeben in den Schoß gelegt „Es hätte nie so weit kommen müssen..."

„Wäre es nach uns gegangen, wäre es nie zu diesem Streit gekommen.", schuldige ich mit fester Stimme an.

Manus und Fees Blicke wanderten hinter mich, nachdem die Worte für kurze Zeit in der Luft hangen. Schwere Schritte kamen hinter mir auf uns zu. Fips' Ohren zuckten leicht.

Ich drehte träge meinen Kopf nach hinten und erkannte Ju und Joon, die alarmiert auf uns zuliefen.

„Holy Shit-", rief Ju alarmiert, als er Manu sah. Er bleibe stehen und murmelte „oh Shit...", als er Samu auf dem Boden liegen sah. Joon starrte auch mit großen Augen auf uns herab.

Grimmig drehte ich meinen Kopf zurück und richtete meine Worte an meine- jetzt nur noch 3- Brüder „Seht euch um. Wie viele menschliche Seelen haben wir in diesen Streit mit reingezogen? Wie viele haben deswegen ihr Leben verloren?..."

Beschämt sahen die anderen zu Boden. So sturköpfig wir alle auch waren, im Inneren spürten wir die Wahrheit dahinter.

Mein Fokus war auf Manu gerichtet, er war als Kind schon immer schweigsam gewesen und schon immer war diese Stille nie ein beruhigendes Gefühl. Jede Sekunde, die er schwieg, bedeutete, dass er nachdachte. Worüber er dachte, konnte man nie erahnen. Am ehesten konnte sowas immer...Samu...verstehen.

Bevor ich meinen Blick weiter schweifen ließ, entdeckte ich eine Person im Wald. Das Mädchen.

Eigentlich die Freundin von Julien. Doch ihre Seele wurde durch die von Iris ersetzt. Als ich sie sah, dass ich sie entdeckt habe, ging sie auf uns zu. Auch Ju und sein bester Freund schienen sie erst jetzt zu bemerken.

Joon (so hieß er doch?) sprach sie an, als sie nur wenige Schritte hinter Manu stand. Er, als auch Fee, haben sie anscheinend noch nicht bemerkt.

„Julia? W-was ist passiert? Was machst du hier? Dein Hut- wir dachten, du wärst noch im Hotel."

Als ich mich zu Joon umdrehte, entdeckte ich den Anglerhut mit zwei roten Haarpins, den Julia eben noch auf dem Kopf getragen hatte.

Julia, eigentlich ja jetzt Iris, sah ihn kurz verwirrt, dann verständnisvoll an. Sie antwortete nicht auf Joons Fragen, sondern legte ihre Hand auf Manus Schulter.

Erst jetzt schien er sich aus seiner Starre zu lösen.

Kurios beobachteten Fips und Fee mit mir, was dort vor sich ging.

„Siehst du jetzt deine Schuld ein?", fragte sie aufrichtig, als sie sanft Manus Wange berührte, um ihre Blicke zu verbinden.

„Julia? Was-", bevor Ju seine Frage beenden konnte, wies ich ihn an, ruhig zu sein.

Manu starrte Iris an, als ob er nach einer Antwort suchen würde, die sie schon in ihrem Kopf hatte.

„Soll Schuld denn schmerzhaft sein?", stellte er die Gegenfrage. Nicht aus Ungeduld, sondern als vorsichtig formulierte Reaktion.

„Schuld kann alles Mögliche sein. Ein Irrtum, ein Fehler oder eine Absicht aus falscher Intention, die man aber erst im Anschluss als verwerflich betrachtet.", sie kniete vorsichtig neben Manu. Beide verloren in ihrer Welt, als ob wir nicht da wären. „Meistens tut die Erkenntnis weh. Die Erfassung einer Realität, die so nicht existieren sollte, es aber dennoch tut. Schuld ist die Reflexion des Verstandes, von den Schritten, die in die falsche Richtung gegangen sind. Es ist ein Prozess. Doch der Wahrheit zum ersten Mal entgegenzublicken, sich selbst einzugestehen, welche Konsequenzen aus Taten hervorgerufen werden, darin liegt der Schmerz."

„Und die Erfassung, dass es nicht mehr rückgängig zu machen ist...", fügte Manu hinzu, als er seinen Blick wieder auf Samu lenkte.

„Aber es muss einen Weg geben. Ich habe bereits einen Weg gefunden, den Tod zu umgehen.", erklärte Manu und presste die Lippen aufeinander.

„Eine menschliche, sterbliche Seele kann man nicht mit der eines magischen, unsterblichen Wesens vergleichen.", versuchte Fee ihn weiß zu machen „Unsere Magie und Seelen...sie sind miteinander verknüpft. Stirbt die Seele, stirbt die Magie. Verschwindet die Magie, kommt die Seele nicht zurück."

„Ich habe meine Magie in das Pergament gesteckt, als ich...gestorben bin.", ergänzte Fips „Du hast meine Magie verwendet, um mich zurückzubringen...nur deswegen hat es funktioniert und deswegen kann es bei ihm nicht funktionieren..."

Das Schweigen, das folgte, wurde mit jeder Sekunde bedrückender. Ich wollte was tun; irgendetwas...

„Könnte er... irgendwo seine Magie hinterlassen haben? Auch wenn es vielleicht unabsichtlich war?", versuchte ich die Hoffnung zu schöpfen.

Fee schüttelte entmutigt den Kopf „Die einzige Magie wäre im Kompass gewesen. Aber selbst die wäre spätestens jetzt erlischt. Magie muss rein sein und kann nicht wiederhergestellt werden. Wir konnten nicht mal versuchen, sie zu rekonstruieren..."

„...und wenn wir sie nicht rekonstruieren?", überlegte Manu laut.

„Wie meinst du-"

„Denkst du, es wäre möglich, Magie zu übertragen... muss die Magie zur Seele gehören, Fee?"

Fee sah verwirrt drein und überlegte kurz. Der Rest von uns beobachtet sie schweigsam in Verwirrung.

„Pure Magie passt sich auf die Seele an, die sie berührt. Manche sterblichen Seelen sind stärker als andere, weswegen sie in Anwesenheit von Magie stärker werden. Unsere sind deutlich stärker. Gegenseitig ist unsere Magie nicht so wirksam oder schädlich wie auf Menschen. Unsere Seelen können jeglicher Art von Magie standhalten, wenn nicht sogar für sich selbst verwenden, egal aus welchem Ursprung... inwiefern ist das relevant für dich?"

Mein Kopf konnte diesen Schwall an Informationen wahrnehmen, geschweige denn bearbeiten. Und doch hatte ich einen Eindruck davon, welche Gedanken in Manus Kopf kreisten.

Er sah nochmals zu Iris auf, die einen wissenden Blick hatte, als ob sie genau wusste, was er dachte. Sie flüsterte ihm etwas zu und legte ermutigend ihre Hände auf seine Schultern. Dankend lächelte er kurz und wandte sich Samus Leichnam zu.

Er ergriff Samus Hand und legte seine andere auf den Brustkorb, knapp neben die Wunde.

„Dein Tod ist zu früh gekommen...", murmelte er zu Samu, als er ihm noch eine Strähne aus dem Gesicht schob „ich habe dir versprochen, dass ich dich beschützen werde. Ich glaube, das muss ich noch nachholen..."

Blaues Licht kam aus seinen Händen und Fäden wickelten sich um Samus Körper. Im Fluss wurde die blaue Magie erst zu einem grellen weiß und dann einem warmen Gold, wo die Magie Samus Haut berührte.

„M- Manu...? Was... was machst du da?", fragte ich ihn ungläubig.

Er fing auch an zu leuchten, aber auch immer mehr zu verblassen. Auch Iris hinter ihm umgab ein merkwürdiges weißes Leuchten.

Neben mir keuchte Fips auf und ich sah, wie eine blaue Aura um ihn herum immer mehr zum Gold seiner Magie wurde.

„J-Joon?! Was passiert hier?!", fragte Ju schockiert hinter uns. Auch Joon hatte ein merkwürdiges weißes Glühen um sich herum.

„Du tauschst deine Magie aus...", realisierte Fee als Erstes.

„Ich versuche meine Taten zu begleichen; jedem das Schicksal zurückgeben, welches ihnen zustand.", erklärte Manu, seine Stimmen nur noch ein leises Hallen.

„Aber dann wirst du doch...", Fips ließ die Aussage offen stehen. Doch jeder von uns kannte die Antwort.

Manu lächelte sanft „Mein Herz war schon seit Jahrhunderten in einer anderen Welt", er sah kurz zu Iris „In dieser Welt werde ich nichts vollbringen können...er aber schon. Jede Seele, die unter mir gelitten hat, soll ihr eigenes Leben zurückerlangen...sie tragen nicht die Schuld an ihrem Schicksal...meine Entscheidung wird die Schuld nicht rückgängig machen...aber es ist das größte Opfer, was ich geben könnte..."

Sein Körper wurde immer blasser. Wie ein Geist schwebte er vor uns, als seine Magie weiter in Samu sickerte.

Manu schloss die Augen und schien sich zu konzentrieren. Das Licht wurde heller und ich sah, wie Samus Wunde anfing kleiner zu werden.

Während Samus Körper wieder Farbe zurückgewann und die Magie um ihn herum fast vollständig golden erschien, löste sich Manu immer mehr auf.

Bei Fips und Joon erlosch das Leuchten fast vollständig. Doch bei Iris schien diese weiße Aura sie weiter zu verlassen.

Manu und Iris wollten zusammen ihren Frieden finden.

„Dann gestaltet eure Welt ganz von neuen...", gab ich ihnen mit auf den Weg, bevor sie vollständig verschwanden.

Chapter 71: Kennt ihr mich noch?

Chapter Text

Zahnfee POV:

Das Leuchten, welches von Manu neben und Samuel vor mir ausging, blendete mich, doch ich konnte meine Augen nicht davon ablösen.

Es hatte etwas befremdliches und unbekanntes, Magie in ihrer puren Form zu sehen, vielleicht sogar beängstigend, müsste ich zugeben.

Dennoch hatte es etwas Hypnotisierendes. Faszination ließ mich in meinen Bewegungen innehalten. Meine Gedanken abgelenkt von diesem Spektakel, welches ich zum ersten Mal bezeugen durfte.

Tod, Leben und irgendwas dazwischen.

Manu, der sein Leben für Samuel gab, Iris, welche ebenfalls, zum zweiten Mal, von der Erde ging, Fips und Joon, die beide nun unabhängig von Manus Magie wurden. Alles geschah gleichzeitig.

Trotz des Nebels in meinem Kopf, dem Entsetzen, welches Samus Tod in mir ausgelöst hat, ich aber keinem zeigen wollte, brannte ein kleiner Hoffnungsschimmer in mir.

Es war so unerwartet gewesen, zu sehen, wie mein kleiner Bruder vor dem anderen sprang, so selbstlos wie ich es noch nie erwartet hätte, um ihn zu beschützen. Vielleicht war meine Sorge aber auch anderen Ursprungs. Nochmals verstärkt durch einen anderen Tod.

Ich habe ihn heute schon einmal sterben sehen und dabei habe ich schon gehofft, dass sich das nicht wiederholen wird. Mein Ziel war ja, dass Sandy nicht dieses Schicksal haben wird, wie er aus der Zukunft. Vielleicht hätte ich sogar selbst springen müssen, um dieses Schicksal von ihm fernzuhalten.

Doch jetzt waren wir hier. Manu neben mir, der, der das alles schuld war, und sein Leben gab. Es war eine Entschuldigung, auf irgendeine Art und Weise, nichts aber, was alles wiedergutmachte. Dennoch war diese Hingabe etwas, was ich nie von ihm erwartet habe.

Manu, der sonst so in sich selbst geschlossen war, seine eigene Meinung stur verfolgte und in Anbetracht der Gerechtigkeit keine Rücksicht nahm, sah seine Fehler ein.

Seine Gestalt verschwand immer mehr, bis sie irgendwann vollständig verschwand. Nur noch letzte Magiefäden blieben übrig. Funken, die sich über Samu verteilten und sein Gesicht in einem hellen Licht nochmal aufleuchten ließen, bevor sie golden unter seiner Haut verschwanden.

Das weiße Leuchten, um die anderen verschwand auch, und Julia fiel neben mir auf dem Boden. Zum Glück war sie in der Hocke gewesen und kam nur dumpf auf dem Boden auf.

„Julia?!", erschrocken gingen Julien und Joon um uns herum und betrachteten ihre Freundin besorgt.

„Hä...", Julia blinzelte verwirrt „Das war ein weirder Traum..."

„Oh mein Gott, gehts dir gut?", fragte Julien als er einen schnellen Blick auf sie warf.

„Ja, aber so blöde Kopfschmerzen...hey! Das ist mein Hut!", beschwerte sie sich und riss Joon das Accessoire aus der Hand.

„Sorry...", murmelte Joon leise.

Diese chaotische Dynamik war irgendwie amüsant mit anzusehen, passte aber gerade nicht zur Situation.

Ich sah wieder runter zu Samu und entdeckte, dass diese schwarze Wunde fast vollständig verschwunden war. Fast alles war wieder regeneriert und sein Gesicht bekam wieder eine leichte braune Farbe.

Ungeduldig sprach Fips laut aus „Samu...? Komm schon, komm schon. Sei kein Schwächling und wach endlich auf..."

Erwartungsvoll warteten wir ein paar Sekunden ab. In dem Moment, wo die Wunde nicht mehr zu sehen war, schnappte Samu urplötzlich nach Luft und riss erschrocken die Augen auf.

Seine Augen, die ich zuvor geschlossen habe, rissen auf und suchten hektisch die Umgebung ab. Der leere Blick war verschwunden und braune, mit Gold gesprenkelte Augen sahen uns entgegen.

Ein Lachen der Erleichterung kam über meine Lippen und auch den anderen beiden schien eine riesige Last von den Schultern zu fallen.

Samu setzte sich vorsichtig auf und hatte auch ein leichtes Lächeln auf den Lippen „Was? Habt ihr 'nen Geist gesehen?", scherzte er und stieg kurz mit ins Lachen ein.

Irgendwie komisch, dass ich die schlechten Witze fast schon vermisst habe. Aber ich glaube, in dem Moment war es mir auch egal.

„Nicht lustig!", beschwerte sich Fips mit einem Lacher „Außerdem ist Auferstehung mein Ding!"

Samu lachte nervös und fasste sich vorsichtig auf die Brust. Dort, wo eben noch die Wunde war.

„Ja... Auferstehung...", er zog seine Augenbrauen zusammen und sah mit einem besorgten Blick neben mich. An die Stelle, wo zuvor Manu gehockt hat.

Es schien fast so, als ob er wusste, was genau sich ereignet hat...Er wusste, was Manu getan hat...

Vorsichtig, ohne ihn aus seiner Trance zu erschrecken, griff ich seine Hand, die sich immer noch in den Rasen krallte.

„Manu hat sich selbst dazu entschieden.", versuchte ich ihm zu erklären.

Er presste die Lippen aufeinander und sah beschämt auf die Seite. Seit wann war er so...nachdenklich? Irgendwie ist er so untypisch still, was mir Sorgen bereitete.

Entgegen meinen Erwartungen war es Fips, der Samu half, sich weiter aufzusetzen und ihn halb in den Arm nahm.

„Wenn es nach mir gehen würde, möchte ich das hier nicht wirklich nochmal wiederholen. Zu viele Nerven für eine Woche, dabei habe ich nur die letzten zwei Tage mitbekommen und erst seit ner Stunde wieder aktiv dabei.", versuchte Fips die Stimmung zu lockern.

Vielleicht nicht so erfolgreich, wie er es sich gewünscht hätte, aber es war etwas.

„Hiernach brauch ich erst mal Urlaub..."

„Klaus, du hast das ganze Jahr frei.", kommentierte ich trocken. Wie kann er jetzt bitte an Urlaub denken?

„Ihr wisst nicht, wie viel Stress Weihnachten ist."

Wir arbeiten täglich."

„Ihr habt keine Mitarbeiter, die euch täglich nerven."

„Im Gegensatz zu euch-"

„Könnt ihr eure Diskussion auf später verschieben? Ist ja anstrengend.", beschwerte sich Samu und verschränkte die Arme vorwurfsvoll.

Fips sah verwirrt zwischen uns hin und her „Seit wann schreit ihr euch beide nicht mehr gegenseitig an? Und warum bist du auf einmal der Vernünftige?"

"Bin ich nicht."

"Sehr überzeugend. Wow. Bin beeindruckt, Samu. Starkes Argument.", gab Fips sarkastisch zurück.

Klaus gluckste und sah zufrieden auf uns. „Ich glaub einfach, dass sich so einiges auch verändert hat. Vielleicht, ausnahmsweise, nicht zum Schlechten."

„Wir können Glück haben?", fragte Fips stupide.

„Ich bin genauso überrascht wie ihr.", gab ich dazu und die beiden fingen an zu kichern.

Diese lockere Konversation war so ungewohnt und wirkte fast befremdlich. Ich schob diesen Leichtsinn eher auf die Entlastung von all dem Stress und die Erleichterung. Wir waren wieder zu viert, alle am Leben. Vielleicht versuchten wir auch die Situation von eben zu überspielen.

Was auch immer es war, es tat gut.

Samu war immer noch still, aber er sah wenigstens nicht mehr so bedrückt aus.

Trotz dessen, dass alles irgendein gutes Ende fand, war es nicht das Ende, das für jeden gut ausging.

Es gibt immer noch viel, das offen bleibt.

Damit werden wir aber klarkommen.

Irgendwie...Irgendwann.

Chapter 72: Keine Träne

Chapter Text

Sandmann POV:

Es sind einige Wochen vergangen, seit der Sache im Garten vom Hotel zum Zahn. Trotzdem fühlte sich aber so an, als ob es erst gestern passiert wäre. Es gab nur wenige Momente, in denen ich nicht daran dachte.

Insbesondere wenn ich alleine mit meinen Gedanken war, schweifte ich ab, zu diesem Moment. Zwei Momenten eher.

Der eine hinterließ immer ein enges Gefühl in meiner Brust. Eine Hitze und Schmerzen, die alles taub werden ließen. Statt Einengung oder Angst musste ich immer an eine gewisse Erleichterung tatsächlich denken.

Ihnen zu beweisen, dass ich mehr sein kann. Dass der Titel ,Wächter', den wir uns vor Jahren selbst gegeben haben, doch ein Teil von mir ist und ich mir verdient habe. Vielleicht sogar, dass ich meine gesamte Schuld innerhalb eines Wimpernschlages wahrnahm und bezahlte.

Der zweite Moment war verwirrend, da er nicht hätte passieren sollen. Er erzeugte Gänsehaut und Schock.

Ich sah meine Brüder, die mit Sorge, dann aber auch Erleichterung, auf mich hinabblickten. Aber die Person, der ich hätte danken müssen, die mir noch am meisten vergeben müsste...war nicht mehr da.

Dieses Gefühl zu realisieren, dass er weg war, jetzt für immer, war wie ein Schlag in die Magengrube. Ich würde ihm niemals mehr begegnen, egal wie viel Angst ich auch davor gehabt hätte.

Manu war fort. Meinetwegen.

Aber trotzdem war er jetzt immerzu präsent. Die Magie in mir fühlte sich anders an. Nicht so wohlig, dass sie eins mit mir ist, eher wie eine andere Präsenz, die mich von innen umarmt und wärmt. Fremd...aber nicht beunruhigend.

Dennoch gab es in mir immer ein gewisses Unbehagen, wenn ich meine Magie verwendete.

Anfangs bin ich auch weniger meiner Arbeit nachgegangen. Selbst Fee, zur Überraschung von allen, hat eine Pause gemacht. Insgesamt haben wir alle mehr Zeit zusammen verbracht, als in den letzten zwei Jahrhunderten zusammen.

Keiner von uns wollte nach alledem fürs Erste alleine sein. Dafür war ich ihnen auch irgendwie dankbar.

Selbst mit Fips konnte ich mich irgendwie vertragen. Zumindest ignorieren wir uns nicht mehr. Verbale Auseinandersetzungen gab es trotzdem...auch wenn sie nicht so extrem waren wie früher. In meinem Unterbewusstsein habe ich mich immer selbst gestoppt, bevor es zu weit ging.

Es war ein holpriger Start, aber irgendwie kriegen wir beide das schon hin.

Selbst Fee und Klaus haben sich vertragen. Ich glaube, die Entschuldigung war schon lange überfällig. Umso besser, dass sie jetzt endlich mal ihre Differenzen beiseite geschoben haben.

Es war schon so verdammt lange her, dass wir so eine Dynamik zu viert gehabt haben. Zugegeben, da waren wir was? 12?

Nach so viel Zeit habe ich das Vergessen (wie eigentlich alles aus meiner Kindheit außer die Schmerzen halt), aber es tat gut, das wiederzuhaben.

Diese Dynamik wurde nach Moment Numero dos, erst einmal durch ein gewisses Trio (die drei J's)​, die als Außenstehende natürlich dort alles mitbekommen haben, ein bisschen gestört. Rückblickend irgendwie weird, dass sie so random um uns herum standen.

Na ja, sie wollen erstmal nichts mehr mit uns zu tun haben oder irgendeine Prophezeiung. Wer hat ihnen diesen Müll eingeredet?

Fee hat mindestens angeboten, den Kompass irgendwie zu entfernen (eigentlich hat Klaus im Namen von Fee gefragt). Das war aber auch das Einzige, was sie wollten. Plus irgendeine Form der Entschädigung.

Obwohl das auch nicht von ihnen selbst angefordert wurde. Ein gewisser jemand (Klaus) hat ihnen noch irgendeine fette Geldsumme versprochen.

Jemand muss ihn mal den Geldhahn abdrehen, ernsthaft.

Er hat auch dieser scheiß Raumschiff-Crew das Material für die Reparaturen gegeben. Die Meuterei wurde abgewandt und der Vorgarten des Hotels in ein Minenfeld verwandelt. Fee war, natürlich, danach nicht mehr bester Laune. Wann war xier das jemals?

Insgesamt hat sich aber eine neue Normalität eingependelt, mit der wir alle zufrieden waren. Bedeutet aber nicht, dass wir das, was passiert ist, einfach vergessen werden.

 

Im Mondlicht konnte ich den Hauch meines Atems sehen. Meine Füße wurden durch die Kälte langsam taub und selbst in den Fingerspitzen verlor ich langsam das Gefühl.

Die Lichtung war weit und offen, sodass das Mondlicht alles erstrahlen ließ. Selbst die Mondblumen um mich herum schienen zu leuchten.

Meine Hand glitt vorsichtig über die beiden rauen Steine in der Mitte der Lichtung. Vorsichtig über die Gravuren, die ich hineingeschlagen habe. Ich stockte kurz in meinen Bewegungen, bevor ich davor in die Hocke ging.

Iris+Manu

Zusammen für die Ewigkeit

In ihrer eigenen Welt

 

Obwohl es keine Überreste mehr gab, haben wir ihnen die Grabsteine an einer unberührten Stelle in der Natur gewidmet. Es fühlte sich einfach richtig an, ein offizielles Grab zu haben.

Ich atmete durch und ließ den Grabstein meines Bruders los. Fast schon automatisch schloss sich meine Hand um eine kleine Pergamentrolle in meiner Tasche. Mein Daumen strich vorsichtig über das raue Papier, bevor ich es herauszog.

Es schien so unscheinbar und unspektakulär. Wäre es auch für mich. Doch der Ursprung dieses Pergaments machte es so interessant. Nämlich ist es einfach so in meiner Kleidung aufgetaucht, nachdem ich wiederbelebt wurde. Ich schwöre, dass ich es vorher nicht bei mir hatte. Und irgendwie wusste ich, wer es mir hinterlassen hat.

Vielleicht hatten Manu und ich keine Chance uns zu verabschieden...aber er hat es anscheinend doch geschafft, ein paar letzte Worte zu hinterlassen.

In den letzten Wochen habe ich schon mehrmals drüber nachgedacht, es zu öffnen. Ich konnte es aber nie. Vielleicht war es ein schlechtes Gewissen oder Angst, das mich abhielt.

„Bist du wieder allein hier?", fragte Fips, der sich neben mir auf die Wiese hockte.

Eine Hand legte sich auf meine Schulter „Wir haben uns Sorgen gemacht.", erklärte mir Klaus ruhig „Bist einfach abgehauen, ohne was zu sagen und du warst heute auch nicht wirklich...anwesend."

„Ich hab einfach nur...Heute war einfach nicht so ein guter Tag.", murmelte ich, während ich meine Arme verschränkte und mein Kinn auf die Knie legte.

Sanft fuhr mir eine Hand durchs Haar. Trotz der vielen Knoten war es angenehm und ich schloss kurz meine Augen, um das Gefühl zu genießen. „Wieder zu viel nachgedacht?"

Ich nickte nur kurz auf Fees Frage und sah zu meinem Bruder auf „Kann sein..."

Fips stupste mich leicht von der Seite an und deutete auffordernd zum Pergament „Vielleicht ist es an der Zeit. Du kannst es nicht ewig vor dir herschieben."

Ich spielte mit der Rolle in meinen Händen und sah ihn fragend an „Woher willst du wissen, dass das der richtige Zeitpunkt ist?"

„Tu' ich nicht. Keiner weiß es oder wird es je wissen. Es gibt nie den einen richtigen Moment...Du musst selber entscheiden, wann es sich gut anfühlt. Entweder lebt man in Unruhe, es nicht getan zu haben, oder Befriedigung, den Schritt gewagt zu haben."

„Seit wann so ein schlaues Häschen?"

„Erstens, nenn mich nicht so", warnte Fips „Zweitens, nachdem mir bewusst geworden ist, dass man Entscheidungen nicht rückgängig machen kann und handeln soll, bevor es zu spät ist. Der Tod hat nicht nur dich nachdenklich gemacht."

Ein kleines, wenn auch zittriges Lächeln stahl sich in mein Gesicht.

„Wir zwingen dich zu nichts. Vergiss das nicht.", versicherte mir Klaus.

Ich spürte die Blicke meiner Brüder auf mich. Keineswegs urteilend oder abwertend, sondern ehrlich und stolz. Mir wurde warm, als ich daran dachte, dass diejenigen, die mir lieb waren, genau hier sind. Um mich herum, um mich zu schützen, um mich zu unterstützen. Wenn es einen Moment gibt, der mich an das Gute erinnert, dann dieser.

So viel auch zwischen uns geschehen ist und was auch immer noch kommen wird, wir bleiben zusammen. So unterschiedlich wir auch sind, wir sind Familie.

Eine chaotische und auch etwas kaputte Familie...Aber genau die, die ich brauche. Nichts kann uns das nehmen.

Ich hob das Pergament an und fing an, mit meinen Händen es aufzurollen.

„Dann möchte ich es jetzt tun. Mit euch zusammen."

 

 

 

 

 

The End

Chapter 73: Epilog

Chapter Text

Woah…über 100.000 Worte geschrieben und weiß nicht, was ich als Abschied schreiben soll…

Okay, es ist zwar kein Abschied von mir, weil ich sicherlich weiter schreiben werde, aber es ist ein Abschied von dieser Geschichte.
Die Geschichte, die uns über ein Jahr lang begleitet hat. Das größte Projekt, welches ich jemals angefangen habe und so schnell nicht mehr wiederholt wird.

Es war echt eine Erfahrung, das alles zu verwirklichen. Eine Reise, in der ich gelernt habe besser zu schreiben, gemeinsam zu planen und zu verbinden.

So viele Ideen wurden verworfen, sind spontan dazu gekommen oder waren seit dem Anfang schon im Hinterkopf.

Ein Projekt, welches als ein Witz angefangen hat, wurde zu so etwas großen, dass ich es gar nicht mehr greifen kann.

Und so groß ist es nur geworden, wegen euch. Ich hatte zwar den Willen, es zu schreiben, aber ihr habt mir den Grund gegeben, es zu tun. Jeder einzelne Kommentar, Like und Leser hat mir die Kraft gegeben weiter zu machen.
Es wäre nicht ohne euch, ohne mir, ohne uns entstanden.

Ich bedanke mich von Herzen für eure Unterstützung und dass ihr bis hierhin gelesen habt.

Ich hoffe, ihr hattet genauso viel Spaß diese Geschichte zu lesen, wie ich sie hatte zu schreiben.

Hab euch von ganzem Herzen lieb und auf Wiedersehen ❤️