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Verpeilt und Verknallt

Summary:

Mike besucht eine Geburtstagsfeier in Berlin. Was als ausgelassener Abend begann, entwickelt sich langsam zu etwas, das er sich nie hätte vorstellen können.

Notes:

Freunde der Sonne
Ich hab durchgeackert und nach 2.5 Stunden lag dann dieses Kapitel vor mir. Einige Stellen sind etwas holprig, aber im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden

Ich hoffe es gefällt euch

:]

(See the end of the work for more notes.)

Chapter 1: Kapitel 1

Chapter Text

[Mike - Wichtiger]

Bunt. Laut. Klebrig.
So hat sich die ganze Wohnung angefühlt, als ich reingestolpert bin. Irgendwer hatte eine Lichterkette halb über den Türrahmen geworfen und Luftballons waren überall verteilt. Der Bass vibrierte bis in meinen Brustkorb, und schon im Flur roch es nach Wodka, Chips und billigem Deo. Mein Rucksack wurde achtlos in eine Ecke geworfen, wo schon ein paar andere lagen.

Ein paar aus meinem ehemaligen Abi-Jahrgang jubelten mir zu, als wär' ich ein lang vermisster Cousin, und ich grinste automatisch zurück. Einige, mit denen ich die Wohnung betrat, hatten vorgeglüht - manche zu viel, ich wahrscheinlich auch - aber das juckte niemanden.

In der Küche wurde gemischt, im Wohnzimmer schrie jemand nach Beerpong, und irgendwo lief ein Chart-Hit, der laut mitgegrölt wurde.
Irgendeine Mische? Klar.
Noch ein Shot? Definitiv.

Ab irgendeinem Punkt hörte ich auf, mitzuzählen, wie viel ich schon getrunken hatte. Alles war so verschwommen. Ein angenehmes Gefühl breitete sich langsam in mir aus. Wie Watte im Kopf. Keine Gedanken. Keine Sorgen.

Ich ließ mich treiben, von Person zu Person, von Raum zu Raum, bis mich irgendwann jemand aus der Küche zog, direkt ins Wohnzimmer, wo plötzlich alle tanzten.

Ich konnte nicht raushören, welches Lied gerade spielte. Dafür war der Bass zu laut. Doch mein Körper bewegte sich wie von alleine.

Ich wollte nicht aufhören. Konnte nicht.

Ein charmantes Grinsen war auf meinen Lippen, als ich die Person vor mir antanzte. Meine Hände fanden ihre Hüfte und zusammen bewegten wir uns zum Beat. Es war fast schon Körper an Körper, doch keiner von uns beiden wich zurück. Meine Berührung war leicht wie eine Feder. Kein Druck hinter ihr.

"Mike."

Von irgendwo konnte ich leise meinen Namen hören. Die Musik war zu laut und meine Sicht zu verschwommen, um mich auf die Stimme zu konzentrieren. Wer war das überhaupt? Ich ignorierte den Gedanken und tanzte weiter zu der Musik. Ließ mich förmlich leiten von dem unbekannten Mädchen vor mir.

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, und automatisch drehte ich meinen Kopf in die Richtung.

Ein Typ stand vor mir. Das Gesicht kam mir bekannt vor, doch ich konnte keinen Namen zuordnen. Er sagte etwas, doch über den Bass konnte ich kein Wort verstehen.

So ließ ich also ab, von dem Mädchen, die sich zum Nächstbesten gesellte und mit ihm weiter tanzte. Wie automatisch lehnte ich mich näher zu dem Unbekannten hin, damit dieser mir ins Ohr schreien konnte.

"…neue Run.. Bier Pong….Mischen. Kein Bier. ….dabei?" Ich verstand nur die Hälfte, doch nickte und ließ mich mitziehen. Das Wichtigste wurde ja rübergebracht.


So verging noch einige Zeit, bis langsam aber sicher, alle nach Hause gingen. Ich stand noch mit einigen Rauchern draußen, unterhielt mich mit ihnen. Wenn man das Geschehen überhaupt Unterhaltung nennen konnte, denn ordentlich antworten konnte ich schon länger nicht mehr.

"Wo schläfst du eigentlich, Mike?", hörte ich irgendwann einen von ihnen fragen. Seine blauen Haare erinnerten mich an Rezo und ich brauchte einen Moment, um mich wieder auf das Gespräch zu fokussieren.

Ein anderer nickte zustimmend. "Stimmt. Du wohnst ja gar nicht in Berlin. Oder zumindest nicht hier in der Nähe."

Ich blickte sie nur verwirrt an. Schlafen? Daran hatte ich gar nicht gedacht, als ich hierhin fuhr. Ich war einfach nur froh meine Freunde wieder zu sehen, sodass mir wichtige Punkte wie Übernachten gar nicht in den Sinn kamen.

Ich zuckte nur mit den Schultern. Wird sich wohl schon irgendwo was finden.

Die Jungs teilten einen Blick, den ich nicht verstand, ehe einer von beiden wieder anfing zu sprechen. "Hast du jemanden in Berlin? Jemand der dich abholen könnte? Auf der Straße können wir dich nicht lassen."

Erneut zuckte ich mit den Schultern. "Wi' scho'.", wollte ich abwinken, doch überlegte dann doch für einen Moment, als die Jungs erneut nachfragten.

Wer lebte denn in Berlin? Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, doch ein Name sprang mir trotzdem ins Gehirn.

Basti.

Der Gedanke kam wie ein Blitz und für einen Moment wollte ich es verwerfen, doch musste wohl oder übel einsehen, dass die Jungs recht hatten. Hier konnte ich schlecht bleiben.

So nickte ich also doch.

"Basti.", sprach ich meinen Gedanken aus und der Blauhaarige nickte nur, ehe er seine Hand ausstreckte. "Kann ich dein Handy? Dann ruf ich ihn für dich an."

Automatisch fuhr meine Hand in meine Hosentasche und schnell fischte ich das Handy raus. Wie aus Reflex legte ich meinen Daumen auf das Fingerabdrucklesegerät, ehe mir das Handy auch schon aus der Hand genommen wurde.

Ich wollte protestieren. Wieso nahm der jetzt mein Handy? Doch dann erinnerte ich mich. Übernachten. Basti anrufen.

Ich sah nicht, wie der blauhaarige Junge Bastis Namen in die Telefon Leiste eintippte, doch was ich sehen konnte, war, dass er das Handy an sein Ohr hielt.

Es dauerte nicht lange, dann fing er an zu sprechen.

"…"

"Ja, alles okay. Mehr oder weniger. Ich bin ein Kumpel von Mike."

"…."

"Er hatte etwas zu viel zu trinken. Wir sind bei XXXX. Denkst du, du könntest ihn abholen? Er hat verpeilt sich um eine Übernachtungsmöglichkeit zu kümmern." Ein Grinsen lag auf seinen Lippen, als er von meinem Missgeschick erzählte. Sofort protestierte ich.

"D's k'nn jedem passiern."

Der Blauhaarige blickte mich nur kurz an, doch reagierte nicht wirklich.

"Ja, das war Mike.. mhm.."

"…"

"Das wäre super. Ich schick dir die Adresse über WhatsApp."

"…"

Er legte auf und tippte noch kurz auf meinem Handy rum, ehe er es mir wieder hinhielt.

Dankbar nahm ich es, mit einem kurzen Nicken, entgegen und steckte es zurück in die Hosentasche.

Wir verbrachten noch einige Zeit draußen. Inzwischen saß ich schmollend auf dem Boden. Das ganze Stehen vertrug sich nicht gut mit meinen Beinen. Außerdem wurde jeder meiner Versuche wieder ins Haus zu gehen, geblockt.

Es war nicht schwer. Meine Sicht war noch schummerig, wenn sie auch etwas besser geworden war, durch die ganze Zeit die wir hier verbrachten.

Irgendwann fuhr ein Auto vor und hielt vor der Haustür. Somit also auch vor uns. Es war schwarz. So viel konnte ich dann doch ausmachen.

Das Fenster wurde runtergerollt und ein Mann schaute hinaus.

Wow war der hübsch.

Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass die Raucher sich mit ihm unterhielten. Und die Stimme die der Mann hatte, würde ich über all wiedererkennen.

"Basti!", ließ ich plötzlich raus und stand abrupt auf. Katastrophale Entscheidung, wie sich herausstellte. Es drehte sich alles und ich musste mich an der Wand abstützen, um nicht zu fallen.

Sofort war der blauhaarige Junge neben mir. Er stützte mich und half mir ins Auto. Ich winkte ihnen zu, als Basti langsam los fuhr.

Für einen Moment schwiegen wir, bis ich anfing draufloszureden. Nicht um die Stille zu ersticken. Sondern einfach, weil ich Basti von der Party erzählen wollte. Ob er mein Gebabbel überhaupt verstehen konnte, war mir in dem Moment egal.

"Ich h'b disch ja sooo vermischt!", deklarierte ich und grinste ihn an. Er lächelte nur müde zurück. "Ich dich auch.", erwiderte er, um einiges ruhiger als ich.

"Weischt de, eigentlich wollt ich ja nicht zu dir." Den Blick von Basti merkte ich nicht. Stattdessen redete ich weiter. "ABER! Jetzt bin isch soooo froh dich zu sehen!" Das Grinsen verschwand nicht aus meinem Gesicht. "Du glaub't nicht, was 'eute alles passiert ist." Und so erzählte ich von meinem verspätetem Zug, dem Vorglühen bei einer aus meiner ehemaligen Stufe und der Party an sich.

Er redete nicht wirklich. Stattdessen nickte er oder gab hin und wieder ein müdes Murmeln von sich, um zu zeigen, dass er zuhörte.

Ich gestikulierte wild vor mich hin, bis ich irgendwann durch ein Gähnen meinerseits unterbrochen wurde. Automatisch verdeckte ich meinen Mund mit meiner Hand und schloss meine Augen für einen Moment.

Der Moment schien wohl länger zu gehen, als ich es wollte, denn plötzlich wurde ich von der Seite angestupst.
"Mike. Wenn du nicht aufstehst kannst du im Auto schlafen. Ich trag dich nicht hoch." Bastis raue, müde Stimme ließ mich augenblicklich die Augen öffnen.

Wie kann ein Mensch nur so eine attraktive Stimme haben?

Ich verwarf den Gedanken sofort. Jetzt war nicht die Zeit für so etwas.

Im Auto schlafen? Ich wiederholte seine Worte in meinem Kopf, bevor ich verstand was er von mir wollte.

"Nein. Bett.", brachte ich hervor und hob meine Hände leicht in Bastis Richtung, welcher die Beifahrertür schon geöffnet hatte und vermutlich darauf wartete, dass ich aufstand.

Ich sah wie er eine Augenbraue hochzog, dann seufzte und sich zu mir runter beugte. Mein Gesicht errötete, als er so nah an mir vorbei griff. Zu nah. Viel zu nah.

Dann lehnte er sich wieder zurück und meine Augen folgten Bastis Hand, welche den Gurt in dessen Ausgangsposition führte, ehe er sich wieder vernünftig hinstellte.

Oh.

Ich blinzelte. Das hab ich ja voll vergessen.

"Jetzt komm. Steh auf. Tragen tu ich dich tatsächlich nicht."

Bei seinen Worten blickte ich hoch in sein Gesicht und ein Schmollmund formte sich auf meinen Lippen. Basti musste lächeln und plötzlich wurde es ganz warm in mir.

Um dem Gefühl zu fliehen, stand ich nun tatsächlich auf. Leicht schwankte ich, doch schon war Basti da. Er griff mir unter die Arme, schloss die Autotür hinter mir, und führte mich langsam ins Gebäude. Mein rechter Arm lag über Bastis Schulter, während seine Hand sich sicher und stabil um meine Hüfte legte.

Jede Stelle meines Körpers, die von Basti berührt wurde, kribbelte. Es war nicht unangenehm, nur ungewohnt. Und ich wollte mehr davon. Mehr von ihm. Beim Gehen schob ich mich etwas näher an Basti heran, so dass unsere Oberkörper sich an der Seite berührten. Ein zufriedenes Lächeln schob sich auf meine Lippen und mein vorheriges Schmollen war schon wieder vergessen.

Zum Glück funktionierte der Fahrstuhl und so dauerte es nicht lange, bis wir in Bastis Wohnung standen. Der Lichtschalter wurde umgelegt und schon wurde der Flur in ein sanftes, gelbliches Licht gehüllt.

Ich musste meine Augen zusammen kneifen, doch da das Licht nicht allzu aggressiv war, hatte ich mich schnell daran gewöhnt.

"Ich geh mal davon aus, dass du keine Klamotten dabei hast?", hörte ich plötzlich Bastis Stimme, die mich zurück ins Hier und Jetzt katapultierte. Ich blickte hoch zu ihm und schüttelte leicht den Kopf.

Den Rucksack den ich mitgenommen hatte stand noch in dem Haus, wo die Party stattfand. Erst die Erinnerung an Klamotten ließen mich wieder daran denken und ich wollte mir auf den Kopf schlagen. Wie kann man so was nur vergessen? Dann muss ich da ja morgen nochmal hin.

Egal. Das war ein Problem für Zukunfts-Ich.

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass wir weitergegangen sind. Erst als Bastis Wärme plötzlich von meiner Seite verschwand, blinzelte ich. Er stand plötzlich vor mir. Verwirrt schaute ich ihn an, doch er drückte mich nur auf das Bett, das ich gar nicht bemerkt hatte.

Leider Nicht auf diese Weise.

Ich setzte mich auf die Bettkante und folgte Basti mit meinen Augen, als dieser aus dem Zimmer verschwand.

Ein leises, ratloses Geräusch verließ meine Lippen.

Wo wollte der denn jetzt hin? Hatte er etwas gesagt, was ich nicht mitbekommen hatte?

Für einen Moment war ich alleine mit meinen Gedanken, doch konnte keinen von ihnen so wirklich fassen.

Das vorherige Gefühl von Watte im Kopf verschwand langsam und mein Kopf fing an zu dröhnen. Jetzt, wo ich alleine, in Stille, saß, bemerkte ich es erst richtig.

Dann trat Basti wieder in das Zimmer und meine Augen blieben haften auf ihm. Dieses ruhige, müde Gesicht. Die wunderschönen blauen Augen, die mich mit Sorge anschauten. Die tief Braunen, fast schwarzen Haare, die ihm leicht ins Gesicht hingen. Nicht lockig, aber auch nicht glatt. Eher so ein ungekämmtes, leicht gewelltes Ding. Durch das warme Licht aus dem Flur schien es unfassbar weicher und ich konnte mich gerade so zurück halten, nicht meine Hand danach auszustrecken.

Erst dann bemerkte ich den kleinen Klamotten Stapel in seinen Händen. Er legte sie mir auf den Schoß, ehe er wieder einen Schritt zurück trat.

"Hier. Eine Jogginghose und ein T-Shirt sollten dir für die Nacht reichen, oder?"

Ich konnte nur nicken. Irgendwie hat die ganze Situation mir die Sprache verschlagen. Er war so sanft mit mir, ich hätte heulen können.

"Danke. Für alles.", brachte ich dann doch raus und legte die Klamotten vorsichtig an die Seite, ehe ich, weniger vorsichtig, aufstand um Basti zu umarmen.

"Hey, vorsichtig.", hörte ich Basti sagen, während er einen Schritt auf mich zu machte um mich zu stützen. Unbeholfen fiel ich ihm einfach um den Hals. Er stockte und brauchte einen Moment, ehe er die Umarmung erwiderte.

"Alles okay?"

Seine Stimme war ruhig, fürsorglich. Er sprach direkt in mein Ohr und löste somit eine Gänsehaut an meinem Hals aus. Nicht, dass ich mich beschweren würde, aber es war, wie vorhin auch das kribbeln, unfassbar ungewohnt.

Ich atmete ein. Er roch nach Deo und After Shave und einfach.. nach sich selber. Ein stummes lächeln lag auf meinen Lippen.

Ich nickte nach einigen Sekunden, doch ließ nicht los. Ich wollte nicht. Konnte nicht. Er war so warm. So sicher.

Seine Hände lagen inzwischen auf meinem Rücken und strichen langsam hoch und runter, in einer beruhigenden Art.

"Komm. Es ist Zeit schlafen zu gehen.", flüsterte er irgendwann in mein Ohr. Es hätten Sekunden, aber auch Stunden sein können, die wir hier so standen. Es interessierte mich nicht. Und Basti machte auch keine Anstalten loszulassen. Seine Hände waren präsent, aber nicht drückend. Er überließ es mir, die Umarmung zu brechen.

Leicht schüttelte ich meinen Kopf, welcher mittlerweile seinen Platz in Bastis Halsbeuge gefunden hatte. Es war, als würde mein Kopf perfekt dort hinein passen. "Noch ku'z.", murmelte ich und ignorierte die Gänsehaut, die Bastis Nacken hochstieg, als mein Atem, beim Sprechen, genau gegen diesen aufprallte.

Warte mal. Gänsehaut? Basti hat eine Gänsehaut wegen mir?

Noch während ich darüber nachdachte, legten sich Bastis Hände auf meine Hüfte. Sofort war mein ganzer Fokus da.

Es war verrückt, wie einfach er meinen Kopf wieder in die Realität bringen konnte.

"Mike."

Es war ein leises Seufzen in seiner Stimme zu hören, als er mich langsam zurück schob, sodass ich meine Hände von ihm lösen musste.

"Es ist wirklich spät. Und du warst wahrscheinlich den ganzen Tag wach." Mein Blick blieb auf seinem Gesicht. Auf seinen Augen, die mich sorgfältig musterten.

Ich nickte auf seine Worte hin, doch verstand nicht wirklich was er mir sagen wollte. Mein Kopf wollte einfach nicht mitspielen.
Zum Glück schien Basti das zu bemerken, und redete nun klarer mit mir. Seine Stimme war immer noch weich, doch bestimmt. Als würde er keine Widerrede erlauben.

"Zieh dich um und leg dich ins Bett. Geh Schlafen, Mike."

Mein Gesicht wurde plötzlich rot. Diese Tonart raubte mir jegliche Kraft, überhaupt zu widersprechen.

Ein leises: "Okay..", verließ meine Lippen und für einen Moment stand ich, fast schon verloren, im Raum.
Die Ruhe und Sicherheit die ich gefühlt hatte, als ich in Bastis Armen war, war plötzlich weg und alles was ich wollte war zurück in seine Arme zu fallen.

Doch nach einem Blick in sein Gesicht drehte ich mich zurück zum Bett und griff nach den Klamotten.

"Gut. Dann geh ich auch mal wieder ins Bett. Mein Schlafzimmer ist direkt neben diesem hier. Wenn was ist kannst du einfach rein, okay?" Schnell drehte ich mich um. Ich wollte nicht das er geht. Ein kleiner Schritt wurde auf mich zu getan, und er wuschelte mir durch die leicht verschwitzten Haare. Ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen.

"Ich bin nur einen Raum entfernt. Kein Grund traurig zu werden."

Ich hatte meinen eigenen Gesichtsausdruck nicht mal wahrgenommen, bevor Basti ihn ansprach und so drehte ich meinen Kopf, peinlich berührt, weg.

Mit meiner Drehung verschwand auch seine Hand und ich wollte protestieren, doch Basti sprach weiter.

"Schlaf gut, ja? Ich leg dir morgen früh alles raus, was du brauchen könntest. Badezimmer ist genau gegenüber von diesem Zimmer."

Er ging, während er redete, neben mir vorbei, zu dem Bett. Dort drückte er auf einen Knopf, und das kleine Nachtlicht, dass auf dem Nachttisch stand, fing an zu leuchten.

Dann bewegte er sich wieder Richtung Tür.

"Und vergiss nicht morgen zu duschen."

Damit verschwand er aus dem Gästezimmer und schloss die Tür hinter sich.

Sofort schien etwas zu fehlen. Doch damit befassen wollte ich mich nicht. Erneut ein Problem für Zukunfts-Ich.

Basti hatte ja gesagt, dass ich mich umziehen soll, und schlafen gehen soll. Also muss das auch gemacht werden.
Ich fing an, etwas unbeholfen, mein Shirt auszuziehen. Erst dann fiel mir auf, dass ich meine Schuhe noch an hatte. War ich allen Ernstes mit Schuhen durch die Wohnung gelaufen?

Ich grummelte etwas vor mich hin, unzufrieden mit meiner Aktion. Nichtmal Zuhause lief ich mit Schuhen rum. Wieso hab ich sie dann hier anbehalten? Wie peinlich. Was Basti jetzt nur von mir denken musste..

Stopp mal. Wieso dachte ich jetzt so viel darüber nach? Ist doch egal. Wichtiger war mich umzuziehen. So wie Basti es gesagt hatte.

Ich zog also meine Schuhe und Hose aus, wenn auch etwas mühevoll, denn der Gürtel wollte sich erst nicht öffnen.
Dann schlüpfte ich schnell in Bastis Klamotten. Sie passten fast perfekt, was jedoch kein Wunder war. Wir waren beide so gut wie gleichgroß. Basti war nur wenige Zentimeter größer.

Doch das Shirt hing an meinen Schultern etwas. Trotzdem Fakt, dass ich regelmäßig ins Gym ging, war Basti breiter als ich. Besser gebaut. Stämmiger.

Ich hatte es vor allem in der Umarmung gemerkt.

Bei dem Gedanken wurde ich wieder einmal rot im Gesicht. Basti hat so einen angenehmen Körper. Ich passte perfekt in seine Brust. Es war, als wäre sie für mich geformt worden. Oder ich für ihn. Und das T-Shirt roch sogar nach ihm. Es war ein Geruch den man nicht ganz beschreiben konnte. Es war einfach Basti.
Für einen Moment hob ich den Kragen vom Shirt und roch daran, ehe ich realisierte was ich gerade tat und den Kragen wieder fallen ließ.

Schnell schüttelte ich meinen Kopf. Viel zu kitschig.
Das konnte doch jetzt nicht sein. Genau aus diesem Grund wollte ich eigentlich nicht zu Basti nach Hause.

Schon seit Monaten hatte ich einen Crush auf den Mann. Problem war: Es war mein erster richtiger Crush. Klar fand ich davor schon Menschen attraktiv, egal welches Geschlecht, aber bei ihm war das nochmal anders. Ich wusste nicht, wie ich mich Verhalten musste. Blieb alles beim Alten? Machte ich steps, um ihm zu zeigen wie ich fühle? Ruinierte ich damit die Freundschaft?

Ich wischte mir mit einer Hand durchs Gesicht und bewegte mich aufs Bett zu.

Und das schlimmste an der Sache? Er war ganze 8 Jahre älter als ich. Theoretisch war das ja nicht soo schlimm, aber er würde ja nie im Leben so weit unter seinem Alter suchen..oder?
Ich wusste nicht einmal, ob er überhaupt an Typen interessiert war, erinnerte ich mich und ließ mich in das Bett fallen.

Es war so unfassbar weich. Wie als würde man auf Wolken liegen. Ich kuschelte mich in die Decke. Das war wirklich die beste Decke in der ich je geschlafen habe. Ich müsse morgen früh unbedingt fragen, wo Basti die her hatte. Oder ich klau ihm einfach diese.. Er würde wohl genug Geld für eine Neue haben.

Langsam fielen mir die Augen zu.
Ich dachte an die Umarmung. An die Weise, wie er mir durch die Haare gewuschelt hat. Mit dem Wunsch, dass sich das wiederholte - am besten jetzt - fiel ich dann doch in einen angenehmen Schlaf. Ich hatte komplett vergessen, die Jalousien zu schließen oder das Licht am Nachttisch auszumachen.


Chapter 2: Kapitel 2

Notes:

Sorry, dass es doch etwas länger gedauert hat als erwartet. Aber jetzt geht es ja weiter.
Hoffe, das Kapitel gefällt euch ☺️

(See the end of the chapter for more notes.)

Chapter Text

Mit unfassbaren Kopfschmerzen wachte ich auf. Ich fasste mir an den Kopf und brauchte einen Moment, bis ich meine Augen öffnen konnte. Das Zimmer war komplett abgedunkelt, zu meinem Glück.

Warte mal.. Hatte ich gestern Nacht nicht vergessen das Licht aus zu machen?

Ich schaute Richtung Nachttisch und konnte in dem schwachen Sonnenschein, der durch die Ritzen der Jalousien ins Zimmer fiel, ein Glas - wahrscheinlich mit Wasser - sowie eine Tablette finden. Erleichtert stieß ich Luft aus.

Basti musste wohl schon hier gewesen sein.

Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verlieren, holte ich die Tablette aus der Verpackung und schluckte sie runter, mit dem Wasser. Zum Glück hatte Basti Wasser dazu gestellt. Ohne konnte ich nämlich keine Tabletten schlucken.

Doch das Wasser half nicht nur dabei. Es war auch ein angenehmes Gefühl in meinem ausgetrockneten Hals. Kühl und fast schon sanft fühlte es sich an, als das Wasser meinen Hals hinunter lief. Doch das eine Glas war zu wenig. Mein Durst wurde nicht gestillt. Ob Basti wohl noch mehr in der Küche hat? Egal.

Ich legte mich zurück in die weiche Matratze und kuschelte mich wieder in die Decke. Ein leises, zufriedenes Grummeln verließ meine Lippen. Ich atmete tief ein und sofort stieg mir der Geruch von Basti in die Nase.

Es war als würde der plötzliche Duft meinen Kopf zum anspringen zwingen. Plötzlich liefen mir tausend Fragen durch den Kopf.

Wieso hatte ich Bastis Klamotten an? Warte mal. Ich trug Bastis Klamotten. Mein Gesicht wurde warm, doch ich schob die Frage ganz schnell beiseite und befasste mich mit der, die gerade wohl am Wichtigsten war.

Wie war ich nochmal bei Basti gelandet?

Nur noch Fetzen von letzter Nacht waren in meinem Kopf. An das Ankommen in Berlin und an das Vorglühen konnte ich mich noch gut erinnern. Mein Bus war ausgefallen und ich kam verspätet zum vorglühen. Unfassbar lustig, wenn alle schon recht gut dabei sind und man selber nichts drin hat.

Doch sobald es um die Hausparty ging - ja selbst der Weg dahin - wurden die Bilder verschwommen. Viele bunte Lichter, Menschen, Tanzen und laute Musik. Ich erinnerte mich daran, dass ich den ein oder anderen Shot hatte.

Wohl mehr als nur den ein oder anderen, fügte mein Gehirn hilfreich hinzu, bei einem erneuten Pochen meines Kopfes. Ein schmerzerfülltes Grummeln entfuhr mir und ich drehte mich um, um meinen Kopf in das Kissen zu drücken.

Es war so viel weicher als das was ich zu Hause habe. Vielleicht klaue ich es einfach.

Für einen Moment hatte ich das Gefühl, ein Déjà-vu zu haben. Im ersten Moment versuchte ich zu verstehen wieso, doch jeglicher Gedanke verließ meinen Kopf, und gab im Prozess den Schmerzen mehr Platz.

Komm, Mike. So schlimm ist das alles nicht, versuchte ich mir einzureden. Die Tablette wird jeden Moment wirken. Du stellst dir die Schmerzen nur so schlimm vor.

Ohne Erfolg.

Es dauerte einige Minuten, bis ich wieder vernünftig denken konnte. Ich konnte meine zuvor zusammengekniffenen Augenbrauen etwas entspannen, je mehr die Kopfschmerzen nachließen.

Bilder von letzter Nacht fielen mir ins Gedächtnis. Ein blauhaariger Mann, ein schwarzes Auto, Basti. Und dann etwas, das mich an mir selbst zweifeln ließ.
Hatte ich wirklich Basti umarmt? Und ihm gesagt, dass ich nicht loslassen wollte?

Da mein Kopf immer noch in dem Kissen versteckt lag, konnte ich meine Hände nur auf meinen Hinterkopf fallen lassen, anstatt auf mein Gesicht. Meine Ohren brannten.
Wie peinlich. Wie unfassbar peinlich. Ich konnte ihm doch nie wieder in die Augen schauen.

Trotzdem konnte ich nicht anders, als zu lächeln.

Ich hatte Basti umarmt.

Und er hat zurück umarmt.

Ich fühlte mich wie ein zwölfjähriges Mädchen, das zum ersten Mal Augenkontakt mit ihrem Schwarm hatte. Mein Lächeln verwandelte sich zu einem Grinsen und ich hätte mit den Füßen in der Luft wackeln können, wäre mir nicht bewusst, wie komisch ich wohl gerade aussehen musste.

Wir haben uns umarmt. Lange.

Der Moment spielte immer wieder vor meinem inneren Auge ab und irgendwann drehte ich mich um, um mir meine Hände vor das Gesicht zu schlagen. Ein peinlich-berührtes kichern entfuhr mir.

Was machte ich hier nur? Ich lag in Bastis Gästezimmer, in Bastis Klamotten und machte mich Verrückt über eine Umarmung die ich mit Basti hatte.

Ich hob die Decke an und stand auf. Das konnte ich mir ja selber nicht mehr geben.

Das Grinsen verschwand trotzdem nicht.

Ich ging zum Fenster und zog die Jalousien Stück für Stück hoch.
Der Sonnenschein, der langsam aber sicher ins Zimmer drang, war hell und warm, doch ich gewöhnte mich relativ schnell daran. Für einen Moment blieb ich vor den Fenster stehen und schaute nach draußen. Es waren echt viele Menschen unterwegs. Autos fuhren und Fahrradfahrer kamen immer mal wieder vorbei.

Für einen Moment beobachtete ich das fröhliche Treiben nur. Wie können nur so früh Morgens schon so viele Menschen unterwegs sein? Bei mir Zuhause war da gerade mal Tante Helga, die Brötchen kaufen ging. Ob ich wohl nächstes Wochenende wieder bei ihnen Frühstücken könnte?

Dann öffnete ich das Fenster, um frische Luft rein zu lassen. Vielleicht würde das mir helfen, mit meinem Kopf.

Falsch Gedacht.

Es war laut. Die Autos hörte man bis hier oben und selbst einige Menschenstimmen konnte ich wahrnehmen.
Sofort war ich wieder einmal dankbar, dass ich in keinem unfassbar belebten Örtchen wohnte. Auf Dauer wäre mir das viel zu anstrengend.

Mein Kopf pochte. Ich ignorierte es. Atmete die Luft ein.

Vor nicht allzu langer Zeit, zog ich, aus dem Haus meiner Eltern, aus. Nach Stahnsdorf. Mit 16.085 Einwohnern war es nicht das kleinste Dörfchen, aber es war unfassbar angenehm. Ich hatte ein eigenes Haus mit Garten, welcher fast direkt an den Wald dahinter anschloss.
Und meine Nachbarn waren nette Menschen. Eine Familie mit zwei Kindern, auf die ich immer mal wieder aufpasste, rechts von mir. Und ein älteres Pärchen, Tante Helga und Onkel Bertram, links von mir.

Und das beste? Es war nur 40 Minuten von Berlin (Mitte) entfernt.

Ob mir das wichtig war, eben weil es Berlin ist, oder weil bestimmte Menschen hier wohnten, war eine Sache für sich.

Einige meiner ehemaligen Stufenkameraden waren nach dem Abi ebenfalls nach Berlin, bzw. die Umgebung, gezogen. So zum Beispiel der Junge auf dessen Geburtstagsfeier ich gestern war. Wir, die durch die 'Nähe' weiterhin Kontakt hielten, waren gestern alle da gewesen. Erstaunlicherweise tauchten sogar einige aus Köln auf.

Es war echt schön, alle wiederzusehen.

Ein erneutes - stärkeres - pochen riss mich aus meinen Gedanken raus. Meine Hand legte sich automatisch an meine Schläfe und rasch schloss ich das Fenster wieder. Shit. Die Tablette hatte noch nicht wirklich gewirkt.

Es dauerte einen Moment, ehe ich meine Hand wieder runter nahm. Um mich von den Kopfschmerzen abzulenken ließ ich meinem Blick durch den Raum laufen. Der Stapel Klamotten auf der Kommode neben der Tür war mir vorher gar nicht aufgefallen. Oben drauf lagen zwei Handtücher.
Ich ging einen Schritt näher und sah, dass dort auch eine Zahnbürste lag.

Meine Klamotten - hatte ich sie gestern nicht einfach liegen gelassen? - lagen ordentlich gefaltet daneben. Mein Handy lag auf ihnen.

Ahh, da ist es hingekommen. Ich hatte mich schon gewundert.

Dunkel erinnerte ich mich an Bastis Worte, dass ich heute, nach dem Aufstehen, unbedingt duschen musste. So ging ich zu der Kommode und nahm den Stapel neuer Klamotten in die Hände.

Mein Blick fiel auf mein Handy. Würde ich es wohl brauchen?
Nach kurzem überlegen schüttelte ich verneinend den Kopf, auch wenn kein anderer im Raum war. Musik würde ich hier nicht hören, während dem Duschen. Was wenn die Nachbarn mich hören würden, oder noch Schlimmer, Basti. Nach gestern war das definitiv ein No-Go.

Leise tapste ich aus dem Zimmer, um Basti nicht zu signalisieren, dass ich schon wach war. Auch wenn er das spätestens beim duschen mitbekommen würde.

Ein Duft lag in der Luft.
Mit einem Blick nach rechts konnte ich Bastis Rücken stehen. Basti stand in der Küche und schien etwas zu kochen, doch identifizieren konnte ich es nicht genau. Hackfleisch vielleicht? Es roch auf jeden Fall eher nach Mittagessen, als Frühstück.

Hatte ich wirklich so lange geschlafen? Wann war ich gestern überhaupt zu Basti gekommen?

Schnell verschwand ich in dem Zimmer gegenüber dem Gästezimmer, wo das Bad drin war.

Tür abgeschlossen? Check.

Fix zog ich Bastis Klamotten aus, und stieg in die Dusche.

Als das warme Wasser über meine Haut fiel, seufzte ich merklich aus. Es war unfassbar angenehm. Vor allem nach dem ganzen feiern gestern.
Auch wenn es eigentlich ein schöner Abend war, war ich froh, dass er zu ende war. Ich hatte schon länger nicht mehr so krass gefeiert. Nicht nachdem ich umgezogen war.

Ob Basti wohl wusste, dass ich nicht mehr bei meinen Eltern wohnte? Ich hatte es ja nicht erwähnt..

Für einige Minuten stand ich einfach nur unter dem warmen Wasser und ließ meinen Gedanken freien lauf, bevor ich begann, mich einzuschäumen.

Der Geruch vom Shampoo und Duschgel ließen mich sofort wieder an die Umarmung denken. Schnell versuchte ich den Gedanken wegzuschieben, doch ohne großen Erfolg. Ein Lächeln pflanzte sich unterbewusst auf meinem Gesicht. Sobald ich es jedoch merkte, zog ich meine Hand durch mein Gesicht und grummelte ein: "Reiß dich zusammen…", vor mich hin.

Als ich wieder aus der Dusche heraus kam, mussten wahrscheinlich so 15 Minuten vergangen sein. Mein Kopf fühlte sich um einiges freier und leichter an, was ich dankbar annahm.

Die Tablette schien wohl doch endlich Wirkung zu zeigen. Oder vielleicht war es auch einfach nur die Lautstärke, die gerade minimal war.

Schnell trocknete ich mich ab, und schlüpfte in Bastis Klamotten. Ein neues T-Shirt, eine neue Hose - welche Ähnlichkeiten mit Anzughosen hatte -, Socken und ein etwas zu großer Pulli.

Sofort entschloss ich: ob Basti wollte oder nicht, den Pulli bekam er so schnell nicht wieder. Er war weich und saß unfassbar angenehm. Und das Beste? Er roch nach Basti. Oder wohl eher nach seinem Waschmittel. Egal. Ist ja fast das selbe.

Ich verdrehte meine Augen, über meine eigenen Gedanken, während ich das zweite Handtuch nutzte, um meine Haare durchzuwuscheln, bis diese halbwegs trocken waren. Sie standen dadurch zwar in alle Richtungen ab, aber das fixte ich recht einfach, indem ich ein paar Mal mit der Hand durch meine Haare fuhr.

Natürlich standen einige Strähnen immer noch ab, doch im Großen und Ganzen war es okay.

Die Klamotten und die Handtücher warf ich einfach in den Wäschekorb, der im Raum stand, ehe ich meine Zähne putze.

Als ich fertig war, fand meine Zahnbürste ihren Platz neben Bastis, in einem Becher. Sollte dieser entscheiden, ob er sie wegschmeißen würde oder nicht.

Dann schloss ich das Bad wieder auf und trat hinaus.

Ein kurzer Blick zur Seite verriet mir, dass Basti etwas an seinem Handy machte. Er schaute nicht hoch, auch wenn er wahrscheinlich schon gemerkt hatte, dass ich fertig war.

Ich entschloss mich dafür, noch kurz mein Handy zu holen, und wenigstens die Nachrichten abzuchecken. Nicht, dass irgendetwas passiert war und ich nichts davon mitbekam.

Als ich mein Handy anschaltete, fiel mir die Uhrzeit sofort ins Auge. 14:38 Uhr. Meine Augen weiteten sich und schnell schloss ich mein Handy. Öffnete es erneut. Keine Veränderung.

Wie lange hatte ich nur geschlafen? Kein Wunder, dass so viele Menschen auf den Straßen waren. Ich rieb mir die Stirn.

Dann fiel mein Blick auf den Akku. 7%. Mist. Damit würde ich die Rückfahrt definitiv nicht überleben.

Ich musste Basti wohl oder übel nach einem Ladekabel fragen, entschied ich, und schaute fix nach, ob irgendwelche wichtigen Whatsapp Nachrichten geschickt worden waren. Eigentlich wollte ich nur zu Basti, in die Küche. Mein Magen grummelte und mein Hals wollte mehr von dem Wasser von vorhin.

Der Typ, bei dem gefeiert wurde, hatte mir ein Foto von meinem Rucksack geschickt, mit der Nachricht: "Vergiss den nicht, bevor du fährst."
Ich antwortete mit einem Daumen nach oben und schrieb: "Ich schreib dir, bevor ich den holen komme." , ehe ich den Chat wieder schloss.

Einige Nachrichten von Nooreax und Hugo wurden mir angezeigt, doch da es nicht akut wichtig war, ignorierte ich es fürs Erste.

Somit ließ ich mein Handy in der Hosentasche, von Bastis Hose, verschwinden.

So richtig war es in meinem Gehirn noch nicht angekommen, dass ich gerade in Bastis Klamotten, in Bastis Wohnung stand.
Um nicht rot zu werden und zu kichern, wie ein Schulmädchen, schob ich den Gedanken schnell beiseite und folgte dem Geruch des Essens.

Ich trat in den Flur. Links war Bastis Schlafzimmer und daneben ein weiteres Zimmer. Wahrscheinlich sein Streamingzimmer. Die Türen zu beiden Zimmern waren geschlossen. Gegenüber vom Gästezimmer, vor dem ich jetzt stand, war das Bad und wenn ich nach rechts schaute, blickte ich in ein offenes Küchen/Wohnzimmer Konzept.

Basti stand immer noch mit dem Rücken zu mir. Entweder hatte er mich tatsächlich noch nicht bemerkt, oder er ignorierte mich. Was auch immer der Grund war, ich nutzte den Moment, um im Flur stehen zu bleiben und den Mann vor mir einfach zu bewundern.

Gekleidet war er in einem losen, grünen T-Shirt, welches perfekt bis zu seinem Hosenbund ging, und einer schwarzen Jeans.

Was würde ich nicht dafür geben, wenn ich ihn jetzt von hinten umarmen…

"Wieder unter den Lebenden?"

Bastis plötzliche Stimme in der Stille des Raumes ließ mich zusammen zucken, doch ich überspielte es sofort. Ohne Erfolg, wenn man von Bastis grinsen ausging.
Ich murmelte etwas, das ich selber nicht ganz verstand, während ich langsam zu ihm rüber ging.

Sein Grinsen änderte sich langsam in ein sanftes Lächeln. Seine Hand hob sich leicht, als ich vor ihm stand.

"Darf ich?"

Auf mein zustimmendes Nicken fuhr er mir durch die, immer noch feuchten, Haare und richtete mir einige Strähnen.

Ich beobachtete sein Augen, welche konzentriert in meine Haare schauten. Fast als wäre es eine unfassbar wichtige Aufgabe, sie zu richten. Wie kann man nur so gut aussehen, beim Konzentrieren? Meine Augen wurden weicher, ohne dass ich es wirklich wahrnahm.

In mir flogen Schmetterlinge, die ich versuchte zu ignorieren, doch er machte es mir nicht einfach. So sanft wurde ich noch nie angeschaut.

Nichtmal von meinen Eltern.

Ich zwang meinen Fokus wieder auf sein Gesicht. Es war näher als davor, aber das musste ich mir einbilden, oder? Wieso sollte er mir näher kommen?
Er schaute mich aus diesen wunderschönen Augen an und.. Warte. Er schaute mich an?

Sofort hatte ich das Bedürfnis mich zu verstecken. Aber im positiven Sinne.

"Hast du gut geschlafen?", hörte ich ihn fragen und konnte nur nicken. Es dauerte einige Sekunden, bevor ich meine Stimme wieder fand. Ich musste mich räuspern, ehe ich redete.

"Danke, dass du mich gestern noch so spontan abgeholt hast und dass ich hier crashen durfte." Meine Stimme war rau und trocken. Das Wasser von vorhin hatte nur bedingt geholfen.

"Ist doch gar kein Thema, wirklich."

Seine Hand war schon länger aus meinen Haaren verschwunden und so trat er einen Schritt zurück - sehr bedauerlich -, um ein Glas aus dem Schrank zu holen.

Ich zwang mein Gesicht neutral zu bleiben und die Enttäuschung nicht preis zugeben. Doch als er das Glas mit Wasser auffüllte und mir hinhielt, musste ich lächeln.

"Danke.", brachte ich noch heraus, ehe ich den Inhalt in einem Atemzug runter schluckte. Sofort fühlte ich mich besser, was man wohl auch an meinem Gesicht gesehen haben musste. Basti lächelte nämlich wieder so komisch. So freundlich. So undefinierbar. Dann drehte er sich der Pfanne zu.

"Nimm dir ruhig was du willst. Flaschen stehen, wie du siehst, auf der Theke."

Ich nickte nur und trat einen Schritt auf die Theke zu. Noch während ich mir Wasser ein goss, stellte ich endlich die Fragen, die mich schon die ganze Zeit beschäftigten.

"Wann hast du mich eigentlich abgeholt? Und woher wusstest du wo ich war?"

"Ich glaub es müsste gegen 4 Uhr gewesen sein? Da wurde ich aus dem Schlaf geklingelt."
Ich war inzwischen wieder neben Basti getreten und lehnte mit dem Rücken an dem Tresen, so dass ich sehen konnte wie sich seine Augenbrauen leicht zusammen zogen, als er darüber nachdachte.

"Gegen 4?!", wiederholte ich schockiert. "Also ich wusste ja das es spät war, aber so spät? Ey es tut mir so leid."

Hätte ich doch einfach nichts gesagt. Dann hätte Basti nicht…

Er drehte seinen Kopf wieder zu mir. Augen voller Verständnis und Ruhe sahen mich an. Ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen.

"Mike." Mit einem einzigen Wort holte er mich aus meinen Gedanken. Bei seinem Blick alleine wurden meine Beine weich und plötzlich war ich sehr dankbar, an dem Tresen zu lehnen.

"Es ist okay. Wirklich. Mach dir keinen Kopf. Ich bin froh, dass du hier bist. Egal aus welchen Umständen."

Ertappt blickte ich auf den Boden, doch mein Lächeln konnte ich nicht verstecken.

"Um zu deiner anderen Frage zu kommen." Ich blickte hoch und zur Seite, und konnte sehen, wie Basti sich wieder der Pfanne zu wand.

Ich folgte seiner Handlung mit meinen Augen, und zum ersten Mal nahm ich den Inhalt der Pfanne überhaupt wahr.

Hatte meine Nase mich also doch nicht betrogen. Hackfleisch und Gemüse.

"Ein Kumpel von dir, das hatte er zumindest so gesagt, hatte mich angerufen. Du schienst nicht ganz in der Lage dazu gewesen zu sein." Mein Blick glitt hoch zu seinem Gesicht und ein Grinsen lag nun auf seinen Lippen. Er schien sich an etwas zu erinnern, doch wusste ich nicht was es war.

"Wie meinst du? Woran denkst du?"

Beide Fragen fielen aus meinem Mund und unterbewusst legte ich meinen Kopf ein wenig zur Seite. Basti antwortete nicht sofort, sondern wendete das Gemüse, damit es nicht anbrannte.

"Du hast recht viel geredet, während wir im Auto saßen. Schien ein interessanter Abend gewesen zu sein."

Ich spürte die Wärme, die mir die Wangen hoch stieg. Was hatte ich bloß getan? Nicht nur die Umarmung. Ich hatte ihn auch noch vollgelabert. Und ich konnte mich nicht mal daran erinnern, was ich gesagt hatte. Was wenn ich etwas unfassbar peinliches erzählt hatte?

Basti drehte sich wieder mit dem ganzen Körper zu mir und riss mich damit aus meinen Gedanken.

"Hörst du mir überhaupt zu?", hörte ich ihn fragen und ein wunderschönes, belustigtes Lächeln befand sich auf seinen Lippen. Sofort nickte ich automatisch, doch Basti wiederholte schon seine Worte, als wüsste er genau, dass ich nicht zugehört hatte. Wie süß.

"Du hast ausschließlich von dem Tag gestern erzählt, also mach dir da keinen Kopf."

Ich nickte erneut und lächelte ihn dankbar an, wenn auch immer noch mit leicht roten Wangen.

"Kannst du mir die Glasnudeln geben? Die stehen da.." Ich drehte mich um und folgte seinem ausgestreckten Finger. Tatsächlich. Da stand eine Schüssel auf der Theke, nicht weit entfernt von den Flaschen.

Ich ging und griff nach den Glasnudeln, ohne ihm eine verbale Antwort zu geben.

"Hier.", sagte ich, als ich ihm die Schüssel hinhielt, doch er nahm sie nicht an. Stattdessen fragte er: "Kannst du die Nudeln hier rein fallen lassen?"

Ich folgte seiner Aufforderung und kippte die Schüssel etwas, so dass die Nudeln langsam aber sicher in die Pfanne fielen.

Erst als alles drin war blickte ich hoch und realisierte, wie nah wir aneinander standen. Nur ein kleines Stück und wir würden uns berühren.




Notes:

Merkt man, dass ich noch nie einen Hangover hatte? haha
Keine Ahnung, ob das so akkurat ist, aber passt schon so

Kann btw. noch nichts genaues zu dem nächsten Kapitel sagen. Mal schauen, wann ich die Zeit finde, das zu schreiben.
Aber freut euch schon mal darauf. Wird bestimmt gut 😌

Notes:

Ich weiß doch auch nicht, haha
Irgendwie hat dieses Shipping es mir angetan, auch wenn ich es erst etwas weird fand.

Obvi geht es, wie immer, nicht um die echten Personen ^^

Don't like, don't read, oder so ähnlich.