Work Text:
Es war schon spät, aber in der Zentrale brannte immer noch Licht. Peter lag auf dem kleinen Sofa, den Kopf auf Bobs Schoß und spielte gedankenverloren mit dessen Hand. Bob hatte sich eigentlich noch ein paar ihrer alten Fälle anschauen wollen, ein bisschen Archivarbeit machen, aber letztendlich hatte er sich doch sein Buch gepackt und es weitergelesen. Arbeiten konnte er auch wann anders.
Es herrschte eine angenehme Stille zwischen ihnen, nur das Blättern von Seiten war ab und an zu hören.
„Küssen Jungs eigentlich anders?“, fragte Peter plötzlich in die Stille hinein und Bob schreckte auf. Er hatte fast vergessen, dass Peter noch da war, sein Buch war wirklich fesselnd.
„Äh, wie bitte?“, machte er.
Peter drehte den Kopf und sah ihn an. „Ob Jungs anders küssen als Mädchen. Hab ich mich nur so gefragt.“
„Wie kommst du denn darauf?“ Bob runzelte die Stirn.
Peter zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht“, antwortete er und schaute wieder weg, auf seine Hand, die immer noch mit den Fingern von Bob spielten. „Bloß, weil ich noch nie einen Jungen geküsst habe. Ich weiß ja nur wie Mädchen küssen.“
Bob versuchte nicht loszulachen. „Ich glaube nicht, dass Jungs anders küssen.“
„Und warum nicht? Hast du etwa schon einen Jungen geküsst?“
Bob lachte auf. „Peter, ich glaube jeder küsst anders, das hat überhaupt nichts mit dem Geschlecht zu tun.“
Peter setzte sich auf. „Also haben alle deine Freundinnen anders geküsst?“
„Woah“, machte Bob. „Woher das plötzliche Interesse an meinem Privatleben?“
„Haha“, machte Peter und verzog das Gesicht. „Ich frag mich einfach nur… Also es muss doch einen generellen Unterschied geben. Oder warum stehen alle irgendwie nur auf ein Geschlecht?“
Bob lachte wieder. „Ich glaube nicht, dass das am Küssen liegt?“
„Sondern?“ Peter runzelte die Stirn.
„Ähh. Ich weiß nicht. Aussehen, Verhalten, Geschlechtsteile, du weißt schon.“
Es blieb eine Weile still. Bob wusste nicht so ganz, wie er mit der Sache umgehen sollte. Sie hatten noch nie über so ein Thema gesprochen. Es war einfach nie aufgekommen. Wenn sie eine Freundin oder ein Date hatten, dann war das halt so, vielleicht wurde man ein bisschen geneckt, aber das war’s dann auch schon. Deshalb hatte Bob den anderen auch nicht erzählt, dass er so gar nicht hetero war. Es hatte sich einfach nie ergeben und wenn er ehrlich war hatte er auch ein bisschen Schiss davor. Und jetzt fragte Peter ihn so seltsame Dinge.
„Peter?“, fragte er schließlich.
„Hm?“
„Kann es sein, dass… Also… Naja fragst du das, weil…“ Er ließ den Satz so angefangen im Raum stehen.
„Ich weiß nicht“, antwortete Peter schulterzuckend. „Wär das denn schlimm?“ Er schaute auf den Boden.
„Ne, überhaupt nicht“, antwortete Bob und sein Herz pochte wie verrückt in seiner Brust. Er wusste dass es bescheuert war, aber sein Mund sprach, bevor er darüber nachdenken konnte: „Vielleicht musst du es ausprobieren.“
„Was?“ Peter wirbelte herum.
Bob schluckte. „Also das mit dem Küssen. Damit du dir sicher bist.“
„Ähm, also… Ich…“, stotterte Peter und seine Augen huschten hin und her.
Bob nahm Peters Hand in seine. Er zuckte kurz, zog sie aber nicht zurück. Er beugte sich mit klopfendem Herzen vor. Es war vermutlich richtig dumm, was er gerade tat. Er könnte ihre ganze Freundschaft zerstören, aber es war ihm egal.
Peter lehnte sich ebenfalls vor und Bob konnte seinen Atem auf seinen Lippen spüren. Er wollte gerade die letzten Zentimeter überbrücken, aber Peter drehte sich plötzlich weg. „Wollen wir tanzen?“, fragte er und ein enttäuschtes Gefühl machte sich bei dem plötzlichen Themenwechsel in Bob breit. Natürlich. Was hatte er erwartet. Dass sein bester Freund ihn einfach so küsste?
„Tanzen?“, fragte er matt.
„Ja. Tanzen.“ Peter zog ihn an der Hand hoch, die er nicht losgelassen hatte. „Komm schon. Ein bisschen Spaß muss sein. Wir haben lange genug nur rumgesessen. Ich mach Musik an.“
Bob versuchte den Kloß in seinem Hals runterzuschlucken und ließ sich stöhnend von Peter in die Mitte der Zentrale ziehen.
„Ich kann nicht tanzen“, beschwerte er sich.
„Dann wird es höchste Zeit, dass du es lernst.“ Peter fuhr den Computer hoch und startete die Musik.
„Seit wann kannst du tanzen?“, fragte Bob. „Ich hab dich noch nie tanzen gesehen.“
„Das ist mein geheimes Talent.“ Peter wackelte mit den Augenbrauen und stellte die Musik auf eine angenehme Lautstärke. „Und jetzt zeig mir was du drauf hast.“ Er fasste Bob bei den Händen und zog ihn hin und her.
Bob lachte. Das hier war absolut verrückt und bescheuert.
„Komm schon!“, rief Peter. „Ein bisschen mehr Enthusiasmus bitte!“ Und er fing an auf und ab zu springen.
Bob, der dabei etwas durchgeschüttelt wurde, verzog das Gesicht, aber er lachte immer noch. „Das nennst du tanzen?“
„Geheimes Talent, sag ich doch.“ Peter grinste ihn an und Bob vergaß einen Moment, dass er gerade noch versucht hatte ihn zu küssen und beinahe alles ruiniert hätte. Peter schaffte es irgendwie ihn immer alles vergessen zu lassen, wenn sie zusammen waren. Es war verrückt, wirklich. Aber er fühlte sich bei Peter so wohl wie bei sonst keinem, außer Justus vielleicht und das war etwas anderes.
Bob fing nun ebenfalls an sich zu bewegen und Peter lachte ihm dabei entgegen.
„Siehst du?“, stellte er fest. „Geht doch. Es ist ganz leicht. Ich verspreche dir es wird dir gut tun.“
Und Peter behielt Recht. Von außen mochte es vielleicht total albern und überhaupt nicht gut aussehen, aber irgendwie war es befreiend, dachte Bob. Er konnte all seine blöden Gefühle einfach im Tanzen lassen, in der Hoffnung sie würden nie wieder zurück kommen. Er konnte frei sein, tun was er wollte, ohne dass er dabei komisch angeschaut wurde. Es fühlte sich wirklich richtig gut an.
Irgendwann stoppte er schnaubend und hielt sich an Peter fest. „Ich kann nicht mehr“, sagte er und fasste sich an die Brust. „Ich brauch ne Pause.“
Peter lachte. „Nicht schlapp machen.“ Aber er hörte auch auf und dann lief sowieso ein langsames und ruhiges Lied, zu dem man nicht wild rumhüpfen konnte.
„Das hat Spaß gemacht.“ Bob lächelte. Peter grinste ihn glücklich an. „Ich glaube das war genau das was ich gebraucht habe, ohne das ich wusste, dass ich es brauchte. Wie hast du das gemacht?“
„Ich kenn dich halt zu gut. Und außerdem konnte ich das auch gut gebrauchen.“ Peter schaute ihn an und seine Augen funkelten. „Wie sieht’s aus, Mr. Andrews, gestatten Sie mir diesen Tanz?“ Peter deutet eine leichte Verbeugung an.
„Wie bitte?“, fragte Bob verdattert. „O-okay.“ Er war nicht darauf vorbereitet, dass sie langsam tanzen würden. Das chaotische Umherspringen hatte Spaß gemacht und alle Gedanken verdrängt, aber jetzt kamen sie zurück und Bob wusste nicht wie er sich fühlen sollte.
Und als Peter seine Hände an seine Hüften legte, machte sein Herz einen Aussetzer und er konnte nicht mehr klar denken.
Peters Gesicht war auf einmal ziemlich nah. „Keine Sorge, wir müssen nicht viel tun, wir wollen dich ja nicht k.o. tanzen“, flüsterte er in sein Ohr und Bob bekam eine Gänsehaut an der Stelle, von Peters kitzelndem Atem und dem Gefühl seiner Stimme so nah an seiner Haut.
Sie wiegten sich nur hin und her mit ein paar kleinen Schritten zwischendurch, weil Bob wirklich nicht tanzen konnte und schon gar nicht irgendwelche Standardtänze, die hatte er nie gelernt.
Als Bob aufschaute, schaute er direkt in Peters grüne Augen. Sie waren sich so nah wie selten zu vor und Bob spürte jede Stelle an seinem Körper die Peter berührte ganz deutlich.
Peter beugte sich vor, sodass ihre Lippen sich fast berührten, seine Hand wanderte hoch in Bobs Nacken und er schloss die Augen, aber diesmal war es Bob, der sich abwandte. Er legte den Kopf an Peters Schulter. „Sorry“, murmelte er leise.
Er spürte wie starke Arme sich fester um ihn zogen und Peter legte seinen Kopf jetzt ebenfalls auf Bobs Schulter ab.
Bob schmiegte sich in Peters T-Shirt und sog dessen Geruch ein. Er legte die Arme um Peter und versuchte einfach nur im Hier und Jetzt zu bleiben, nicht an die Zukunft zu denken oder an all die Geheimnisse, die er hatte. Was wenn Peter es nicht ernst meinte? Wenn er es wirklich nur ausprobieren wollte, so wie Bob es vorgeschlagen hatte.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Peter.
Bob nickte. Er wusste, dass Peter es nicht sah, aber er hoffte, dass er es spürte, denn aus irgendeinem Grund hatte er gerade nicht die Kraft zu reden. Er wusste auch nicht was los war. Es war ja wirklich alles okay. Er wollte Peter küssen. Er wollte all das hier, aber irgendwie…
Die Musik wechselte plötzlich wieder zu einem schnelleren Lied und die beiden zuckten zusammen.
Peter lachte. „Huch.“ Dann löste er sich aus der Umarmung, um die Musik auszustellen. „Oder willst du noch was hören?“
„Ne alles gut, mach ruhig aus.“ Bobs Stimme zitterte.
Die Stimmung lockerte sich wieder etwas und Bob atmete tief durch.
„Ist wirklich alles in Ordnung?“ Peter lehnte sich an den Tisch und schaute Bob schief an.
„Ja“, beteuerte Bob und schaute den Boden an. „Ich meine, es ist nichts, wirklich. Keine Ahnung.“
Dann nahm er all seinen Mut zusammen. „Also ich… ich wollte dir was sagen, bevor…“ Er spielte nervös mit dem Saum seines T-Shirts. „Ich bin… Ich bin schwul. Dachte… ähm… Das solltest du vielleicht wissen.“
Er schaute mit klopfendem Herzen hoch zu Peter, der ihn mit einem undeutbaren Blick ansah.
„Ich hab’s bis jetzt noch niemandem gesagt. Ich hab mich nicht getraut“, fuhr er fort und biss sich auf die Lippe. „Weil’s nicht normal ist und so, du weißt schon.“
„Hey!“ Peter verzog das Gesicht. „Sag sowas nicht.“
Er ging auf Bob zu und griff nach dessen Arm. „Nur weil du auf Jungs stehst, heißt das doch nicht, dass du unnormal bist oder so. Du bist immer noch derselbe Bob und ein vollkommen normaler Teenager, abgesehen davon, dass wir Verbrecher jagen.“
Bob lachte. „Es ist nur. Ich weiß nicht. Schau dich doch um, die ganze Welt hasst Menschen wie mich. Und meine Eltern. Die… die wären so enttäuscht wenn sie’s wüssten. Ich bin ihr einziger Sohn und werde ihnen nie Enkel geben können und…“ Er schaute an die Decke, um nicht anzufangen zu heulen. „Keine Ahnung. Ich fühl mich einfach… anders. Ich hab’s versucht. Ich hab versucht normal zu sein. Wirklich. Aber es funktioniert einfach nicht. Das bin nicht ich. Ich breche nur den ganzen Mädchen die Herzen und fühl mich beschissen dabei. Aber ich hab so Angst, Peter. Ich will nicht anders sein. Aber dieser, dieser perfekte Bob, den alle so lieben, den… den gibt’s nicht. Ist doch klar, dass ich wieder die Enttäuschung von allen bin.“
„Hey, hey. Schau mich an.“ Peter packte sein Gesicht und zwang ihn, ihn anzuschauen. „Du bist genau gut so wie du bist. Merk dir das. Es ist nichts falsch an dir und du bist keine Enttäuschung für irgendwen, okay? Und wenn irgendwer sowas sagt, dann hau ich den.“
Bob lachte und wischte sich mit einer Hand die Tränen weg. Ihm fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Er hatte es laut ausgesprochen und Peter war nicht schreiend weggerannt.
„Und außerdem wirst du nicht von der ganzen Welt gehasst. Immerhin sind wir legal.“
„Wir?“, fragte Bob verdutzt.
Peter öffnete den Mund, als wollte er was sagen, schloss ihn dann aber wieder und beugte sich entschlossen zu Bob runter.
Ein lautes Krachen ließ sie auseinander fahren.
„Was zur-“, setzte Bob an.
„Warte“, sagte Peter. „Ich schau nach. Bleib du hier.“
„Peter, wir haben momentan keinen Fall, warum sollte jemand hier herumschnüffeln? Das war bestimmt nur ein Tier oder so.“
„Ich schau trotzdem nach. Nur zur Sicherheit.“ Er öffnete die Tür und trat hinaus.
Einen Moment war es still, dann: „Justus?“
Bob lief Peter hinterher. Und da stand er, ihr bester Freund, ein schuldbewussten Ausdruck auf dem Gesicht und Bob war sofort klar, dass er nicht gerade erst hier angekommen war.
„Was machst du hier?“, fragte Peter verwirrt.
„Ich, äh… ich konnte nicht schlafen und da bin ich hergekommen und habe Licht in der Zentrale gesehen. Ich wollte nur sichergehen, dass alles in Ordnung ist. Schließlich ist es gut möglich, dass uns irgendjemand hinterherschnüffelt.“
„Wie lang bist du schon hier?“, fragte Bob tonlos, die Angst schnürte ihm die Kehle zu.
Justus biss sich auf die Lippe und verzog das Gesicht und Bob lachte freudlos auf.
„Ich habe Musik gehört, da wollte ich nicht stören, ich… scheiße.“
Einen Moment stand alles still, Bob fühlte nichts, aber sein Herz klopft wie verrückt und dann setzte die Wut ein.
„Spionierst du uns nach?“, fragte er und machte einen Schritt auf Justus zu. „Mann du wusstest doch, dass wir in der Zentrale sind.“
„Naja, ich wollte ja nur nach dem Rechten sehen.“
„Nach dem Rechten sehen?“, rief Bob ungläubig. „Und da kommt es dir nicht in den Sinn, einfach wieder zu gehen, nachdem du merkst das es nur wir sind, oder… oder ich weiß auch nicht anzuklopfen, reinzukommen, so wie jeder normale Mensch?“
Er atmete schnell. Er fühlte sich verraten und miserabel und vielleicht war es nicht richtig Justus anzuschreien, aber es war ihm egal.
„Nein, stattdessen musst du wieder den Detektiv spielen, obwohl überhaupt nichts dir das Recht dazu gibt. Mann, Justus, wir sind Freunde und keine Verbrecher! Sowas macht man einfach nicht. Du musst uns nicht beschatten, als würden wir dir gleich irgendwas aus der Zentrale klauen oder so.“
„Ich habe euch nicht beschattet. Die Zentrale ist das Quartier von uns allen, ich kann hier herumlaufen wann und wie es mir gefällt. Das ist kein Verbrechen.“
Bob lachte auf und sah Justus entgeistert an. „Ist das dein Ernst?!“
„Bob, es tut mir ja leid, dass ich euch belauscht habe. Das war nicht meine Absicht. Aber es ist doch auch nicht so schlimm. Du hättest es mir auch erzählen können, das weißt du, ich verurteile dich nicht.“
Bob lächelte, um die Tränen aufzuhalten. „Du hast absolut kein Recht uns zu bespitzeln und dann so zu tun, als dürfte ich nicht sauer auf dich sein. Das war… Das war nicht für dich bestimmt, okay?“
Er schloss kurz die Augen und drückte sich an Justus und Peter vorbei, der bisher noch nichts gesagt hatte. „Ich fahr jetzt nach Hause“, murmelte er.
„Bob- ich-“, setzte Justus an und hielt ihn am Arm zurück, aber Bob schüttelte ihn ab.
„Lass gut sein Just.“ Er machte sich auf zu seinem Fahrrad.
„Bob! Bob, warte!“, rief Peter ihm hinterher, aber Bob blieb nicht stehen.
„Mann, Justus das war echt nicht cool.“ Peter ließ den ersten Detektiv stehen und lief Bob hinterher.
„Bob, jetzt warte doch.“ Peter hatte ihn eingeholt und hielt ihn an der Schulter fest.
„Was?!“ Das kam wütender raus als er gewollt hatte. Peter zuckte zusammen.
„Es fängt gleich an zu regnen. Ich fahr dich nach Hause.“
Bob starrte ihn nur an. Dann schaute er nach oben und spürte die ersten Regentropfen in seinem Gesicht. Oh.
„Komm schon.“ Peter zog ihn am Arm hinter sich her. „Dein Fahrrad können wir hinten bei mir in den Wagen packen.“
Bob antworte nicht und ließ sich einfach zu seinem Fahrrad und dann zu Peters rotem MG ziehen. Als das Fahrrad im Auto verstaut war, setzte der Regen stärker ein und sie beeilten sich einzusteigen. Peter startete den Motor und sie fuhren schweigend durch die dunklen Straßen von Rocky Beach.
Vor Bobs Haus hielt Peter an, schaltete den Motor aus und zog die Handbremse an.
Sie blieben stumm sitzen und Bob machte keine Anstalten auszusteigen.
„Ich hab leider keinen Regenschirm und ich kann dich nicht näher ranfahren“, sagte Peter schließlich. „Also musst du wahrscheinlich durch den Regen laufen, sorry.“
Bob sah ihn an und dann wieder auf seine Hände, die er nervös knetete. „Kann ich heute bei dir pennen?“, fragte er und traute sich nicht Peter in die Augen zu schauen. Er würde sich wahrscheinlich aufregen, weil er jetzt schon extra hierhergefahren war. Er würde ihn wütend anschauen und rausschmeißen, ihn fragen warum er nicht einfach in seinem eigenen Zimmer schlafen konnte.
Aber nichts dergleichen passierte. Peter startete den Motor wieder und fuhr wortlos aus der Einfahrt raus und wieder auf die Straße. Bob lächelte ihn dankbar an.
Peter räusperte sich. „Es tut mir leid“, sagte er. „Das mit Justus.“
„Mh“, machte Bob. Er fühlte sich miserabel. Es war ja nicht so, dass Justus es nicht wissen durfte, aber er wollte es ihm eben selbst sagen. Justus sollte es nicht durch blödes Belauschen rausfinden.
Er starrte aus dem Fenster, auf dem die Regentropfen sich ein Wettrennen lieferten. Die ganze Stadt war abgetaucht in dieses dunkle grau, in dem alles verschwamm und unterging. Genau so wie Bob sich fühlte.
Peter hielt plötzlich an. Bob schaute verwirrt zu ihm. Sie waren noch gar nicht beim Haus der Shaws.
Peter hielt das Lenkrad umklammert und atmete tief durch. „Wir können nicht einfach so tun, als wär nichts passiert.“
Oh. Bob schaute zur Seite. Würde er aber gerne. „Mh“, machte er erneut.
„Mann Bob. Rede mit mir. Ich bin dein bester Freund. Du musst den ganzen Scheiß nicht in dich reinfressen.“
„Ich hab keine Lust zu reden.“ Bob schaute Peter nicht an.
Peter seufzte. „Okay“, sagte er. „Dann reden wir nicht.“ Er machte die Tür auf und stieg aus.
„Hey!“, rief Bob. „Was machst du denn? Es regnet!“
„Na und?“ Peter zuckte mit den Schultern. „Es ist Sommer, ich kann gleich heiß duschen, was ist schon dabei?“
Bob schüttelte den Kopf. „Du bist verrückt“, stellte er fest. Doch er stieg ebenfalls aus.
„Ich hasse diese Welt!“, schrie Peter und Bob zuckte erschrocken zusammen.
„Komm schon!“, rief Peter und hielt Bob eine Hand hin. „Lass alles raus.“
Bob sah sich erst unsicher um, er wollte nicht, dass irgendwer sie hörte oder sah, aber weit und breit waren keine Häuser und Menschen zu sehen.
„Ich hasse Menschen!“, rief er etwas zögerlich.
„Lauter!“, rief Peter. „Ich hör dich nicht!“
„Ich hasse Menschen!“, schrie Bob und dann lachte er. „Ich hasse es, ich hasse es, ich hasse es!“ Und dann schrie er einfach nur so, ohne Worte, weil es keine Worte gab, die seine Wut ausdrücken konnten.
Peter machte ihm nach. Und so standen sie mitten in der Nacht am Rand von Rocky Beach im strömenden Regen und schrien sich die Seele aus dem Leib.
Irgendwann war die Luft raus und Bob ließ sich schluchzend in Peters Arme fallen. „Es fühlt sich so scheiße an“, sagte er. „Ich weiß ja das Justus es bestimmt nicht mit Absicht gemacht hat, vielleicht wusste er es einfach nicht besser. Aber das war… Das… Ich hab dir mein Herz ausgeschüttet und das war einfach was nur für dich. Zwischen uns. Das war privat! Und Justus… Mann es ist nicht so, als würde ich ihm nicht vertrauen oder ihm das nicht irgendwann erzählen wollen oder so, aber ich sollte den Zeitpunkt und die Art und Weise entscheiden können und jetzt… weiß er es einfach.“
Peter drückte ihn fest. „Das ist echt scheiße“, murmelte er. „Du hast jegliches Recht wütend auf Justus zu sein.“
„Ich bin ja gar nicht wütend auf Justus“, schniefte Bob.
„Was?“ Peter löste sich und hielt ihn mit den Armen auf Abstand, um ihn ansehen zu können.
„Naja ein bisschen schon. Aber Justus hat einfach nur die volle Ladung abbekommen.“
Peter schaute ihn verwirrt an.
„Naja… ich bin auch wütend auf die Welt, weil sie es einem so schwer macht einfach nur zu leben und auf Menschen, weil sie einfach scheiße sind und auf mich, weil ich nicht einfach nur glücklich sein kann sondern immer irgendwelche Probleme habe und ich bin wütend auf dich, weil… naja weil du halt du bist.“
„Du bist wütend auf mich? Hab ich etwas falsch gemacht?“ Peter verzog das Gesicht und im Regen sah sein Gesicht mit den Augen, die Bob traurig ansehen noch herzzerreißender aus.
„Nein“ Bob lachte und fasste mit beiden Händen Peters Gesicht. „Gott, nein. Du bist einfach so ekelhaft perfekt und viel zu gut für mich. Und scheiße man, ich bin so verliebt.“
Peters Augen wurden groß und er öffnete sprachlos den Mund. „Verliebt?“, hauchte er fassungslos als könnte er nicht glauben, dass das hier die Wirklichkeit war. „In mich?“
Bob nickte. Er ließ die Hände wieder sinken. Sein Herz pochte wie verrückt in seiner Brust. „Was meinst du warum ich dich sonst küssen wollte?“
Peter lachte. „Aber du hast. Du hast dich weggedreht.“
„Ja, weil ich dachte, dass du es nicht ernst meinst. Wegen deinen Fragen. Ich dachte du wolltest es nur ausprobieren. Und außerdem… Ich dachte… Naja weil du sicher dachtest ich sei hetero… Ich wollte dich nicht ausnutzen. Ich wollte das du weißt, dass ich… na du weißt schon. Außerdem hast du dich zuerst weggedreht.“
„Weil ich ein Schisser bin, das weißt du doch.“
„Also… also magst du mich auch?“ Bob schniefte und hasste es, dass er vor Erleichterung weinte.
„Natürlich. Warum sollte ich sonst so bescheuerte Fragen stellen?“
„Oh“, machte Bob und lachte. „Wir sind solche Idioten.“
„Ja sind wir.“ Peter stoppte kurz. „Kann ich… kann ich dich jetzt küssen?“
„Gott, ja. Bitte.“
Peter legte seine Hand an Bobs Wange und fuhr mit dem Daumen über dessen Lippen. „Du bist so verdammt schön“, murmelte er und Bob glaubte, dass sein Herz stehen bleiben würde, dass er jeden Moment zusammenbrechen und sterben würde. Seine Bein fühlten sich an wie Wackelpudding und er konnte nicht mehr denken.
Er fuhr mit seiner Hand durch Peters nasse Haare, die ihm tropfend im Gesicht hingen. „Und diesmal ist niemand hier, der uns stören kann“, sagte er leise und dann lagen Peters Lippen auf seinen und es fühlte sich so verdammt gut an. Bob fühlte sich angekommen und zu Hause, als hätte er das hier schon tausendmal gemacht und doch war es komplett neu und aufregend. Sein Bauch kribbelte und zum ersten Mal fühlte sich Küssen richtig an und nicht so als würde er irgendwem nur etwas vormachen. Er weinte fast bei der Vorstellung, dass er das hier schon früher hätte haben können, anstatt die ganzen missglückten Beziehungen mit Mädchen, wenn er doch nur ehrlich zu sich gewesen wäre, wenn er doch nur akzeptiert hätte, dass er anders war und ein bisschen mehr Mumm besessen hätte.
Peter lehnte sich weiter in den Kuss, als wäre es alles was in diesem Moment zählte. Bob lächelte in den Kuss. Das hier war gut. Das hier war richtig. Und Peter wollte es. Er konnte sein Glück noch gar nicht fassen.
Sie lösten sich atemlos voneinander, der Regen prasselte immer noch auf ihre Körper und Bob kam wieder in der Realität an. Er war klitschnass von Kopf bis Fuß. Er lehnte seine Stirn an Peters. „Mir ist kalt“, sagte er.
„Mir auch“, erwiderte Peter. „Lass uns nach Hause fahren und duschen, bevor wir Ärger kriegen weil wir morgen krank sind.“
„Okay“ Bob lächelte. Er drückte Peter noch einen Kuss auf den Mund, bevor sie wieder ins Auto stiegen.
Peter verzog das Gesicht. „Ich hab nicht daran gedacht, dass mein Wagen jetzt nass wird“, erwiderte er auf Bobs fragenden Blick.
Der lachte. „Tja, dass ist wohl deine Schuld.“
Peter rümpfte die Nase. „Leider.“
„Was heißt hier leider?“, erwiderte Bob empört.
„Na, es wär doch schön einfach dir die Schuld zuzuschieben.“ Peter grinste und startete den Motor.
Sie blieben in der Einfahrt der Shaws stehen, aber sie stiegen noch nicht aus. „Fühlst du dich wieder besser?“, fragte Peter und schaute Bob von der Seite an.
Bob nickte. „Du hast gute Methoden, um jemanden aufzumuntern.“
„Meinst du das Schreien oder das Küssen?“ Peter lachte.
Bob schaute ihn entrüstet an. „Na das in strömendem Regen rumlaufen um möglichst schnell und effektiv krank zu werden, natürlich.“
Peter boxte ihn in die Seite, aber er lachte und seine Augen funkelten Bob an, was sein Herz wieder schneller schlagen ließ.
Peter näherte sich seinem Gesicht. „Gib’s zu, du hast es genossen“, flüsterte er und küsste Bob erneut. Nur kurz und ganz sanft.
Sie stiegen aus, Peter schloss den Wagen ab und sie schlichen leise ins Haus, um Peters Eltern nicht zu wecken.
„Willst du zuerst duschen, oder soll ich?“, fragte Peter ihn, als sie in seinem Zimmer waren.
„Meinst du nicht, wir wecken deine Eltern, wenn wir duschen?“
Peter grinste schelmisch. „Wir könnten zusammen duschen, dann dauert’s nicht so lange.“
Bob lief rot an und gab unverständliche Laute von sich. Peter lachte.
„Das war nur ein Scherz, Bob, keine Sorge.“
Bob verengte die Augen und sah ihn wieder an. „Was hättest du getan, wenn ich ja gesagt hätte?“
Jetzt war es Peter, der rot wurde. „Ich- also- äh… ich dachte nicht- also“, stotterte er und Bob grinste siegessicher.
Er machte einen Schritt auf ihn zu und fuhr mit der Hand über Peters Wange. „Ich wusste gar nicht das du so leicht aus dem Konzept gebracht werden kannst“, flüsterte er an seinem Ohr und fing an seinen Hals entlang zu küssen. Peter zog scharf die Luft ein und Bob wusste, dass er ihre Grenzen ausreizte, aber es fühlte sich einfach zu gut an so die Überhand über Peter zu haben.
„Bob, ich-“ Peter schluckte. Seine Stimme klang höher als sonst und ziemlich nervös. Er löste sich von Bob. „Ich geh jetzt duschen.“ Seine Stimme zitterte und Bob grinste.
„Ich komm mit.“
Peter schaute ihn verdutzt an. „Du musst nicht, also das war wirklich nur Spaß.“
„Komm schon Peter. Als hätte ich dich noch nie nackt gesehen. Du hast ja recht, es spart Zeit und Wasser und deine Eltern wundern sich nicht, warum gleich zweimal die Dusche läuft. Und außerdem ist es ja nicht so als wollte ich gleich Sex mit dir.“ Er spürte wie seine Wangen rosa anliefen und schaute auf einmal wieder unsicher auf den Boden. „Aber wenn du dich damit nicht wohl fühlst ist das auch okay. Dann dusche ich einfach nach dir.“
„Nein“, sagte Peter bestimmt. „Also das geht schon. Das ist…“ Er räusperte sich und drehte sich dann um, um trockene Kleidung aus seinem Schrank zu holen. Er warf Bob eine Jogginghose, ein T-Shirt und eine Boxershorts zu, die Bob mit gerümpfter Nase anschaute.
„Guck nicht so. Die ist gewaschen. Oder willst du lieber wieder deine Nasse anziehen?“
„Is ja gut“, murmelte Bob und versuchte sich einzureden, dass das ganz normal war. Bevor er Peter geküsst hatte, hätte der ihm ja auch seine Kleidung geliehen. Vollkommen normal.
„Okay“, meinte Peter und steuerte auf die Tür zu. „Komm mit, bevor ich’s mir anders überlege.“
Bob stolperte ihm hinterher ins Bad. Nachdem Peter die Tür abgeschlossen und den Stapel Klamotten zur Seite gelegt hatte, fing er an sein T-Shirt über den Kopf zu ziehen. „Gott, bin ich froh die endlich loszuwerden“, murmelte er während Bob sich mit hochrotem Kopf umdrehte und all seine Lebensentscheidungen überdachte. Warum nochmal handelte er manchmal so impulsiv und redete ohne zu denken?
Er atmete einmal durch und zog sich dann auch aus.
Peter stieg zuerst in die Dusche, Bob folgte. Er versuchte überall hinzuschauen, nur nicht zu Peter, der gerade mit der Hand testete, ob das Wasser schon warm war. Vielleicht war das eine richtig dumme Idee gewesen, dachte Bob. Ja, er hatte Peter schon nackt gesehen, aber da hatte er auch nicht auf engstem Raum mit ihm gestanden und noch nicht gewusst, dass er verliebt war, geschweige denn, dass Peter die Gefühle erwiderte.
„Auf einmal doch nicht mehr so mutig, was?“ Peter lachte.
„Halt die Fresse“, murmelte Bob und drehte sich nun doch zu ihm um und musterte ihn unwillkürlich von oben bis unten.
Peter grinste immer noch und stellte sich unter den heißen Wasserstrahl.
Bob stand kurz etwas verloren da. Sollte er jetzt warten, bis Peter wieder zur Seite trat? Aber dann beschloss er, dass ihm dafür zu kalt war und er stellte sich kurzerhand vor Peter unter die Dusche.
Peter gab einen unverständlichen Laut von sich und jetzt war es wieder an Bob zu grinsen. Er drehte sich zu ihm um und sah ihn herausfordernd an. „Was? Bist du etwa ein Schisser?“
Peter beugte sich mit rotem Kopf zu ihm runter und griff dann an ihm vorbei nach dem Shampoo. „Kein Schisser“, sagte er triumphierend und schäumte sich die Haare ein.
Er hielt Bob die Flasche hin, als er fertig war.
Erst als sie sich einseifen wollten wurde es schwierig, weil einfach so wenig Platz war und sie sich ständig gegenseitig schubsten und Körperteile ineinander rammten, bis sie schließlich lachend fast umfielen. „Shhhh“, machte Peter, als sie einen besonders hysterischen Lachanfall hatten. „Meine Eltern.“
Aber es half nichts. Bob prustete wieder los, sosehr er auch versuchte leise zu sein. Es war doch immer am Schlimmsten nicht zu lachen, wenn man es nicht durfte.
Als sie sich wieder beruhigt hatten, legte Peter Bob von hinten die Arme um den Bauch und lehnte seinen Kopf auf dessen Schulter. Bob stockte der Atem bei der Berührung. Er wusste nicht, ob er sich je daran gewöhnen würde.
„Ich will nicht hier weg“, jammerte Peter. „Es ist so schön warm und gemütlich und- hey!“
Bob hatte kurzerhand das Wasser ausgestellt. „Wasser sparen“, grinste er. „Außerdem wollen wir ja leise sein.“
Er drückte Peter einen Kuss auf den Mund und wand sich dann aus der Umarmung um sich abzutrocknen und in Peters Sachen zu steigen.
Peter brauchte noch einen Moment, bis er sich wieder fasste und auch aus der Dusche stieg.
Bob roch nach Peter. Seine Haare rochen nach ihm, sein Körper, die zu große Kleidung von Peter, alles und Bob wurde ganz schwindelig davon. Er überlegte kurz, ob „Peter“ sein neuer Lieblingsgeruch war, aber er schüttelte den Kopf. Das war doch ein bisschen zu kitschig.
„Was ist?“ Peter sah ihn von der Seite an.
„Nichts“ Er schloss Peters Zimmertür hinter sich und stand einen Moment ein bisschen verloren im Zimmer, während Peter sich in sein Bett legte.
„Komm her“, forderte Peter ihn auf. „Oder willst du auf dem Boden schlafen?“
„Nein, ich dachte nur, weil… Also sonst hab ich ja auch auf ner Matratze ge-“
„Mann Bob“, stöhnte Peter. „Sonst hab ich dich auch nicht geküsst oder zusammen mit dir geduscht, oder?“
„Naja“ Bob zögerte noch. Doch dann kletterte er zu Peter unter die Decke.
„Seit wann weißt du es eigentlich schon?“, fragte er, während er mit dem Finger Kreise auf Peters Rücken malte.
„Ich glaube ich wusste schon immer, dass ich nicht hetero bin.“ Er lachte leise. „Ich dachte so lange, das wär normal, dass jeder auf Jungs und Mädchen steht, aber alle einfach so tun, als sein sie hetero.“
Bob grinste. „Das ist das Dümmste was ich je gehört habe.“
„Na mittlerweile weiß ich immerhin, dass man sich das nicht aussuchen kann.“
Er drehte sich zu Bob um. „Und dass ich in dich verliebt bin, keine Ahnung. Ich glaube Kelly wusste es bevor ich es wusste. Zumindest war das einer der Gründe warum sie Schluss gemacht hat und sie hatte ja auch recht. Wie immer. Ich glaube ich wollte ganz lange einfach nicht wahrhaben, dass ich dich auf eine andere Art mag als Justus oder irgendwen anders. Ich wollte nicht, dass sich was zwischen uns ändert, aber irgendwann konnte ich es einfach nicht mehr leugnen. Ich war ja fast jeden Tag mit dir zusammen, das macht es nicht gerade leichter.“
Bob lächelte ihn an.
„Und du?“, fragte Peter.
„Viel zu lange“, antwortete Bob. „Das ich schwul bin hab ich ganz lange einfach verdrängt, deswegen auch die Freundinnen. Aber man sieht ja wie gut das funktioniert hat. Aber rückblickend wusste ich es glaube ich schon länger, oder hätte es wissen können. Ich meine wenn ich an all die Kindheitsschwärmereien denke oder wie ich Werbung für Männerunterwäsche immer geflissentlich gemieden habe, weil es mir peinlich war. Oder wie ich nicht verstanden habe, warum alle immer Mädchen hinterherrennen.“
Peter lachte, die Hand immer noch in Bobs Haaren.
„Und was dich angeht“, fuhr Bob fort. „Das weiß ich gar nicht so genau. Ganz lange war es mir glaube ich einfach nicht klar. Aber es kam auch nicht so plötzlich oder so. Es war einfach irgendwann da und wurde immer stärker, ohne dass ich es bemerkte. Aber richtig wissen tu ich es so seit einem Jahr.“ Er schaute zu Peter hoch.
„Oh wow. Ein Jahr? Warum hast du nie was gesagt?“ Peter schaute ihm in die Augen und zog ihn ein Stück näher.
Bob wich dem Blick aus und zuckte mit den Schultern. „Ich hab mich nicht getraut. Ich dachte nicht, dass du es je erwidern würdest und wollte unsere Freundschaft nicht ruinieren.“
„Selbst wenn ich deine Gefühle nicht erwidert hätte, hättest du unsere Freundschaft nicht ruiniert.“ Er stupste mit seiner Nase die von Bob an.
„Aber es wäre seltsam geworden zwischen uns. Und außerdem weiß man das immer erst hinterher.“
Peter zog ihn jetzt richtig in eine Umarmung. „Na dann ist ja gut, dass ich sie erwidre“, sagte er leise.
Bob kuschelte sich an ihn an. „Was machen wir eigentlich mit Justus?“, fragte er.
„Wir reden mit ihm. Aber erst morgen. Jetzt will ich schlafen.“ Peter schloss müde die Augen.
Bob küsste Peter noch einmal sanft, bevor er sich in seinem Griff in eine bequemere Schlafposition drehte. „Gute Nacht“, flüsterte er und auch wenn noch lange nicht alles geklärt war, schlief er glücklich ein.
Bob wippte nervös mit dem Bein auf und ab. Peter hielt seine Hand und hatte aufgegeben zu versuchen Bob zu beruhigen.
Sie warteten noch eine Weile, bis die Tür aufging und Justus herein kam. Er blieb abrupt stehen und starrte sie an und dann auf ihre verschränkten Hände. „Ich wusste nicht… Ich dachte nicht, dass ihr heute kommt.“
„Wir müssen reden“, sagte Bob mit fester Stimme und Peter drückte seine Hand.
„Tut mir leid wegen gestern“, murmelte Justus und schaute auf seine Füße. „Das war echt scheiße von mir. Ihr habt jegliches Recht wütend auf mich zu sein. Hab ich jetzt auch verstanden.“
„Ja“, antwortete Bob. „Das war wirklich scheiße. Weißt du, ich hätte es dir gerne gesagt. Aber nicht so. Das war einfach in dem Moment nur für Peter bestimmt, was nicht heißt, dass ich dir nicht vertraue oder dich nicht mag.“
„Ich weiß. Tut mir leid.“
Bob seufzte. „Aber ich hätte auch nicht meine ganze Wut an dir auslassen sollen. Ich weiß ja das du es nicht böse meintest. Ich war wütend auf dich, aber das war kein Grund dich anzuschreien.“
Justus schaute ihn an. „Es stört mich übrigens wirklich nicht, wenn du schwul bist. Das meinte ich ernst.“
„Wär auch scheiße wenn nicht, muss ich sagen. Ich möchte schon ganz gerne noch ein bisschen länger mit dir befreundet sein.“ Bob grinste und stand auf. „Frieden?“, fragte er und als Justus nickte, zog er ihn in eine Umarmung.
„Ich verspreche, ich werde euch nicht noch einmal belauschen“, murmelte Justus.
„Das will ich doch hoffen.“
Peter räusperte sich. „Also wenn wir schonmal dabei sind, da ist nochwas Just.“
Justus drehte sich zu ihm. „Oh du meinst, dass ihr beide zusammen seid? Das wusste ich schon.“
Peter starrte ihn verwirrt an.
„Echt jetzt, ihr seid überhaupt nicht diskret. Aber es würde mich trotzdem interessieren, seid wann ihr zusammen seid.“
„Äh“, machte Peter und verzog das Gesicht. „Seit gestern?“
„Oh“, machte Justus. „Ich dachte… Ihr habt es nicht gemerkt? Wisst ihr eigentlich wie oft ihr Händchen gehalten oder gekuschelt habt, oder irgendwer im Schoss des anderen lag und wie ihr euch angeschaut habt?“
Peter und Bob tauschten verdutzte Blicke. „Ähh.“
„Scheiße ihr habt’s echt nicht gemerkt.“ Justus lachte. „Ihr seid wirklich schlecht was Gefühle angeht.“
„Sagt der Richtige“, schmollte Peter.
„Ich habe nie behauptet, dass ich besser bin“, kommentierte Justus.
„Gruppenkuscheln!“, schrie Bob plötzlich und sie schmissen sich lachend zu einem Knäuel zusammen.
„So und jetzt an die Arbeit Kollegen.“ Aber Peter und Bob ließen den ersten Detektiv nicht los, bis er sich mit Händen und Füßen wehrte um frei zu kommen.
Peter nahm wieder Bobs Hand in seine. „Siehst du?“, sagte er. „Alles gut.“
Bob grinste und zog ihn zu sich runter in einen Kuss.
„Igitt“, kommentierte Justus. „Könnt ihr bitte aufhören so verliebt zu sein, wenn ich dabei bin?“
Aber Bob zeigte ihm nur den Mittelfinger und für einen kurzen Moment überlegte Justus sich, ob er sich nicht doch andere Freunde suchen sollte.
